zwischen Entschluß und Entzug

  • Hallo Andy, ja, die Kinder müssen leider oft für die Fehler der Erwachsenen büßen und können doch gar nichts dafür. Ich denke, ich war und bin immer noch eine gute Mutter, aber vor 15 Jahren habe ich mir auch mal was zuschulden kommen lassen in Bezug auf mein Kind, wo ich mir heute noch die bittersten Vorwürfe mache, obwohl alles nochmal gut abgelaufen ist. Und da war Alkohol im Spiel. :oops:
    Auch die Trennung vom Vater meiner Kinder hat ihre Spuren hinterlassen. Gerade mein Großer hat das nie verwunden und viele seiner Probleme heute haben da ihren Ursprung. Ich habe das damals geahnt und wollte nicht, das wir uns trennen, aber er sagte, nur wegen der Kinder können wir nicht zusammen bleiben und das stimmt ja auch. Allerdings ist er heimlich weg, ich kam von Arbeit und seine ganzen Schränke waren leer und er war weg. Das war ein Schock für uns alle. er sah damals in der Flucht seine einzige Chance.
    Schön, das Du an Deinem jüngeren Sohn Freude hast. Hat er Kontakt zu seinem Bruder?
    LG kelli

  • Ja, also Kontakt haben die Beiden genug. Der Kleine weiss auch, wenn der Große irgendwas Indus hat, dass er sich davon macht. Macht er ganz von alleine, es geht ihm auf den Geist, dass der Große dann wirklich nur noch dummes Zeug labbert. Ich weiss, ihm tut der Große genau so leid wie mir, aber wo man nicht geholfen lassen will, da kann man nicht helfen. Manchmal hab ich schon gedacht, dass ich den Großen entmündigen lassen müsste, weil der kommt mit der Welt absolut nicht zurecht, ist auf dem geistigen Niveau von 12 (seit er das erste Mal Drogen nahm) stehen geblieben. Aber eh sich in dem Land was tut, hab ich ihn dann ja wieder auf dem Hals und das verkrafte ich auch nicht mehr.
    Mußt Dir mal überlegen, der hat sich letztens so voll gedröhnt, dass er am Ende Nachts um 2 die Polizei geholt und um Hilfe gebettelt hat. Ihn haben in seiner Phantasie 4 Leute zwei ganze Tage lang verfolgt. Sogar als die Polizei da war, wollte er ihnen noch einreden, dass die da einfach über die Mauer klettern. War aber keiner da.
    Und voriges Neujahr hat er mich angerufen, ich soll sofort zu ihm kommen und Insektenspray mitbringen, seine ganze Bude wär voller Käfer. Als ich hinkam waren alle Möbel auf Holzkisten aufgebockt und er auf Zehenspitzen durchs Zimmer, damit er ja nicht drauf tritt, auf die vielen Käfer, die garnicht da waren.
    Tja, man könnte drüber lachen, wenn´s nicht so schlimm wäre.
    LG, Andy

  • Hallo Andy, mich friert es richtig, wenn ich das lese und ich bewundere Dich, dass Du damit klar kommst, aber was bleibt Dir anderes übrig?? Wenn es so schlimm ist, muß es doch eine Möglichkeit geben, das er behandelt wird oder betreut wird?
    Mich zieht jeder negative Vorfall, der meine Kinder betrifft, immer derart runter, das eben auch das stark meine Überlegungen wegen einem dritten Kind beeinflußt hat. Ich bin einfach manchmal so fertig und möchte mal keine Sorgen haben. Aber das wird bei meinem Sohn noch lange dauern, das ich da beruhigt sein kann. Natürlich ist das alles nicht so arg wie bei Dir, aber es belastet mich eben.
    Weißt Du, seit einigen Wochen arbeite ich ehrenamtlich im Männer-Obdachlosenheim (muß auch gleich los dorthin). Das hat mir letzten Endes einen kräftigen Denkanstoß gegeben, als ich gesehen habe, welche intelligenten Männder dort gelandet sind, die nur wegen ihren Alkoholproblem nicht auf die Beine kommen. Für mich ist das ein guter Ausgleich, mal eine andere Perspektive auf Probleme zu haben und den Kopf wieder etwas frei zu kriegen. Klingt vielleicht paradox, ist aber so. LG kelli

  • Ja Kelli, er ist wird 24 und da muss er in diesem Land schon von alleine kommen, hat ja auch schon mehreres angefangen aber nie beendet, bevor ihm jemand hilft. Komischerweise, aber das wissen wir ja aus eigene Erfahrung, ist man da besonders erfindungsreich. Ich wollte ihn, kurz bevor er 18 wurde, noch mal mit Druck einweisen lassen, letzte Möglichkeit. Er war ganz lieb und hat alles bereitwillig über sich ergehen lassen (Entgiftung und Therapie), bis er 18 war. Und da er ja freiwillig dort rein gegangen ist, gab´s dann beim Abbruch mit 18 keine Probleme, bzw. keine Gründe ihn zu halten, wenn er nicht will. Das hat er sich vorher schon so ausgerechnet.
    Finde ich schön, dass Du Dich ehrenamtlich so engagierst, ist bestimmt wie ein warnender Spiegel und hilft Dir sicher ungemein.
    LG, Andy

  • Das ist schon traurig in diesem Land, da passiert immer erst was, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
    Heute morgen im Heim, ui, da hatte einer eine Fahne, kann ich Dir sagen, mir ist ganz übel geworden. Und er setzte sich immer mit an meinen Tisch, das war schon echt grenzwertig, aber ich muß das aushalten, denn das gehört nun mal dazu, wenn man sich dort engagiert. Auf alle Fälle traurig, der Mann hatte heute seinen 37. Geburtstag und ist schon völlig hinüber.
    Übrigens war ich gestern -trotz meiner derzeitigen Situation- zur Filmpremiere von "Der lange Weg ans Licht". Ein echt starker und berührender Film. Hast Du schon davon gehört? Vorher wurde wie üblich Sekt gereicht und ich habe diemal ganz stolz gesagt, ich möchte bitte etwas alkoholfreies. Eine ganz neue Erfahrung. LG kelli

  • hallo summerdream, ich habe diese ehrenamtliche Arbeit begonnen, bevor ich mit dem Trinken aufgehört habe. Dort in diesem Heim ist Alkohol strengstens verboten, wenn die Männer eine Fahne haben, dann bringen sie sie schon mit. Die Arbeit dort hat mir eigentlich erst mit den Anstoß gegeben, aufzuhören, nämlich, als ich dort gesehen habe, was Alkohol aus Menschen machen kann. Da es nur einige wenige sind, die trinken, wäre es den anderen gegenüber ungerecht, nicht weiter zu machen, denn sie freuen sich schon auf jeden Tag, wo ich komme. Ich habe aufgehört, weil ICH das wollte und bisher habe ich keine Probleme damit. Es macht für mich keinen Unterschied, ob ich eine Flasche noch stehen habe oder ob ich beispielsweise bei meiner Nachbarin ein Schwätzchen halte und die hat auch Alkohol da oder ich stehe im Laden vor dem Regal.
    Den Link schaue ich mir aber gerne an. LG kelli

  • Ach so, Du meintest sicher mit Veranstaltung die Filmpremiere. Ich kann erstens mich und zweitens meinen Mann nicht völlig isolieren. Das sind Veranstaltungen, wo er aus beruflichen Gründen hin muß. Wenn ich ganz normal ins Kino gehe, habe ich dort auch die Wahl zwischen Cola oder Bier und muß wissen, was ich will. Soll ich mich zu Hause einmotten? Besucht Ihr überhaupt nichts mehr? Ich habe schon meinen geliebten Tanzabend am Wochenende abgesagt, da sehe ich es ja noch ein. kelli

  • Zitat

    Besucht Ihr überhaupt nichts mehr?

    nee. nicht wenns meine nüchternheit gefährden könnte.

    und wenn ich am anfang meiner trockenheit bin, kann so ein sektempfang meine nüchternheit stark gefährden. vielleicht an dem abend nicht? aber was macht das suchtgedächnis, wenn ich keine distanz zum alkohol aufbaue? da wo ichs vermeiden kann, da vermeide ich auch. geht um risikominimierung. wenn ich mich unnötig so einem risiko aussetze, brauch ich nicht stolz auf mich zu sein, sondern sollte noch mal meine hausaufgaben machen. mit der frage will ich mir ein trockenes leben aufbauen und wie werde ich trocken.

    und man muß sich nicht einmotten. es gibt auch spaß ohne alk.

    gruß panther

    Kompromisse bedeuten ein Rückfall riskieren
    (vor dem trink - Rückfall geht ein Verhaltensrückfall vorraus)
    nicht Trinkende seid 04.03.07

  • Hallo Kelli,

    Zitat

    Ich habe aufgehört, weil ICH das wollte und bisher habe ich keine Probleme damit. Es macht für mich keinen Unterschied, ob ich eine Flasche noch stehen habe oder ob ich beispielsweise bei meiner Nachbarin ein Schwätzchen halte und die hat auch Alkohol da oder ich stehe im Laden vor dem Regal.

    Du bewegst dich da auf ganz dünnem Eis, alleine schon dadurch das du noch Alkohol im Hause hast. Was meinst du wie schnell da der Griff zur Flasche ist wenn sie grad neben dir steht und du an dem Tag vielleicht nicht so gefestigt bist. Alkohol krank zu sein hat nichts mit Willen zu tun, das ist SUCHT pur.

    Nicht umsonst predigen wir hier immer wieder wie wichtig ein alkohlfreies zuhause ist.

    Du setzt dich über all diese Regeln einfach hinweg und meinst bei dir wäre alles anders.

    Es ehrt dich das du anderen Menschen helfen willst, aber muß es in einem Umfeld sein wohl dir der Alkoholdunst förmlich um die Nase bläst ?

    Unterschätze nicht das Suchtgedächtnis !

    Lieben Gruß, Rose

  • ja, sicher gibt es auch Spaß ohne Alk, das kann ich aber nicht überall beeinflussen. Soll mein Mann seine gesamten beruiflichen und gesellschaftlichen Verpflichtungen ohne mich wahrnehmen? Kein Kino, Brunch, Cabarett, Elternbeirat, kein Klassentreffen oder was weiß ich noch alles? Ich verzichte auf die Sachen, die mich gefährden können, sehr wohl, wie eben z.B. auf den Tanzabend oder den Besuch von manchen Freunden. Möglicherweise war ich noch nicht so tief drin in der (körperlichen) Abhängigkeit, ich habe ja keinerlei Entzugserscheinungen gehabt und auch früher durchaus nüchtern bleiben können, wenn ich ich z.B. mit dem Auto heim fahren mußte oder so.
    Ich weiß, jetzt habe ich in ein Wespennest gestochen, :evil: aber ich tu das alles für mich !!! Mit dem Rauchen aufzuhören, ist mir wesentlich schwerer gefallen und ich habe es schon viel länger geschafft. Und ich bin auch diszipliniert, was das Essen betrifft, denn ich will nun dadurch nicht wesentlich zunehmen. Und für alle, die es bei mir noch nicht gelesen haben: ich habe am 12.3. meinen ersten Termin bei der Ärztin und dann werde ich mit ihr alles besprechen, wie es weitergeht. Hätte ich nicht alleine schon aufgehört, hätte ich ja bisher eh noch getrunken. kelli

  • Zitat

    sicher gibt es auch Spaß ohne Alk, das kann ich aber nicht überall beeinflussen. Soll mein Mann seine gesamten beruiflichen und gesellschaftlichen Verpflichtungen ohne mich wahrnehmen

    ja, wenn deine nüchternheit gefährdet damit sein könnte. und ja wenn deine nüchternheit an erster stelle steht.

    den nichts wird wichtiger für deinen mann und dich sein. was nützen ihm und dir diese verpflichtungen, wenn du wieder trinken könntest, weil du dich diesen risiken ausgesetzt hast jegliche erfahrungen zum trotz?

    Kompromisse bedeuten ein Rückfall riskieren
    (vor dem trink - Rückfall geht ein Verhaltensrückfall vorraus)
    nicht Trinkende seid 04.03.07

  • hallo kelli

    nu mal tacheles, ich glaube dir wirklich das du trocken werden willst, keine frage, nur du begibst dich in gefahr, das ist fakt. dein suchtgedächtniss wird dich an die wand spielen, vielleicht nicht heute und morgen, aber es wird passieren. und dann???

    dann wird dein mann ohne dich diese ganzen veranstaltungen besuchen weil du in deinem suff nur noch peinlich bist. das ist der weg wenn du jetzt nicht konsequent etwa ein jahr allem aus dem weg gehst. es ist einfach überlebenswichtig. meinst du wirklich das wir anderen nicht auch schon alles ausprobiert haben? es funktioniert nicht.

    du bist eine intelligente frau, wenn man dir sagt wenn du mit nem 80 tonner mit 100 in ne haarnadelkurve fährst kippst du um. dann probierst du das doch auch nicht aus. nichts anderes sagen wir dir. du sollst dich nicht ewig ins kämmerlein einschließen, du sollst aber erst genug abstand zum alk bekommen. es ist einfach so. hier ist ein schwarz weiß denken notwendig. nicht für deinen mann, nicht für andere sondern nur für dich. es ist dein leben um das es hier geht.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Zitat: Soll mein Mann seine gesamten beruiflichen und gesellschaftlichen Verpflichtungen ohne mich wahrnehmen? Kein Kino, Brunch, Cabarett, Elternbeirat, kein Klassentreffen oder was weiß ich noch alles?

    Hallo Kelly,

    die Worte könnten von mir sein, denn ich bin ganz Deiner Meinung. Sollen wir denn unsere ganze Umwelt zwingen, keinen Alkohol mehr zu trinken, nur weil wir uns selbst nicht mehr kontrollieren konnten? Sollen wir uns alleine und verbittert zurückziehen, nur weil die ab und zu ein Glas trinken? Vielleicht würden wir dann voller Frust und Einsamkeit eher wieder im Getränkeladen einkaufen und alleine trinken. Alk gibt es überall, den können wir nicht verbieten, auch wenn wir es noch so entschieden wollten.

    Ich bin neu hier, in der vierten Woche ohne Alkohol, meide keine fröhlichen Zusammenkünfte, ob die anderen trinken oder nicht, das macht mir überhaupt nichts aus. Aufhören zu rauchen würde mir viel schwerer fallen!

    LG

    Mohrle

  • hallo ihr,

    ich wollte mal kurz was daszu sagen......

    ich bin seit neun jahren offizieller alki, dh ich war in kzt und danach kurz in ner ambulanten, ich habe damals auch gedacht weiter überal mit hingehen zu könne wo alk getrunken wurde, hab gedacht mein mann nicht immer alleine losgehen zu lassen. war weiter auf allen festen dabei....
    meine trockenheit hat genau drei jahre angehalten bis ich dachte mal ein wenig zu trinken ist doch ok.....letztes jahr war ich dann soweit mir eingestehen zu müssen das ich genau da wieder bin wo ich damals auch war. ich weiß jetzt warum man dem alk aus dem weg gehen soll und ich meine auch das es geht. es muß ja nicht für immer sein, aber zumindest so lange bis man wirklich gefestigt ist. jemand der abnehmen will und ne diät macht geht ja auch nicht mit ins restaurant wo man super lecker essen kann....

    biene

  • Hallo Kelli,

    Zitat

    Möglicherweise war ich noch nicht so tief drin in der (körperlichen) Abhängigkeit, ich habe ja keinerlei Entzugserscheinungen gehabt und auch früher durchaus nüchtern bleiben können, wenn ich ich z.B. mit dem Auto heim fahren mußte oder so.


    Was hast du dann jetzt anders gemacht,wenn du auch früher "durchaus nüchtern bleiben konntest"?Nichts!Du hast es diesesmal geschafft,nüchtern zu bleiben.
    Niemand behauptet,dass wir Alkoholiker nicht in der Lage sind,gewisse gefährliche Situationen zu überstehen-ohne zu trinken.Sonst könnten wir uns alle die Kugel geben,denn sie lassen sich nicht immer VERMEIDEN.
    Wichtig ist,liebe Kelli,dass du bereit bist aktiv gegen die Sucht vorzugehen.Wie es so passend heißt ist EINSICHT der erste Weg zur Besserung.Alkoholismus ist eine Krankheit die im Kopf anfängt,und nur da kann sie gestoppt werden!Wenn du aber weiterhin so verharmlosend denkst,das gute Tröpfchen der Nachbarin zu den anderen stellst,und auch natürlich zu diversen Sektempfängen gehen musst,wenn du möglicherweise doch nicht sooo tief drin warst,in der Abhängigkeit,und du ja eigendlich noch trinken könntest bis zum Arztbesuch,dann lässt deine Denk,-und Handlungsweise nur einen logischen Schluss zu;du bist nicht davon überzeugt Alkoholikerin zu sein.
    Es liegt nicht an uns zu diagnostizieren,ob du alkoholkrank bist,aber wenn du hier Hilfe suchst,dann solltest du anerkennen,dass Viele von Erfahrungen "am eigenen Laib" sprechen,dass wir gerade in der Anfangszeit oft glauben Berge versetzen zu können...und dann scheitern bei der Beseitigung eines Kieselsteines.

    Fazit:Kelli,setze dich nicht unnötigen Gefahren aus.Du überschätzt dich und du unterschätzt die Sucht.Und das geht nicht immer gut...

    Ich wünsche dir viel Kraft und Unterscheidungsvermögen diesbezüglich.

    Und für den Gynäkologentermin wünsche ich dir den Ausgang,der für dich am einfachsten zu verarbeiten ist!!!

    Liebe Grüße,
    Shadow

    Think positiv!!!

  • Hallo zusammen,

    interessantes und wichtiges Thema was hier diskutiert wird. Wieviel Abstand zum Alkohol braucht ein trockener Alkoholiker?

    Ich denke die Antwort lässt sich nur bedingt verallgemeinern. Grundsätzlich gilt sicherlich: Je weiter der Alkohol von einem weg ist, desto besser. Die von er seit kurzem Trockenen oft geäußerte Befürchtung, dass man sich dadurch sozial isolieren könnte, wird meistens heißer gekocht als gegessen. Will sagen: So schlimm kommts schon nicht, wenn man das sowieso entstehende Vakuum durch sinnvolle und abwechslungsreiche Aktivitäten füllen kann, nach denen man sich als gerade Trockener sowieso umsehen muss, will man langfristig trocken werden.

    In gewisser Weise kann ich die kontrovers verlaufende Diskussion hier aber verstehen. Es gibt nun mal verschiedene Stadien der Abhängigkeit. Das sagt nicht nur die Wissenschaft, sondern davon sprechen die tausenden Beiträge hier im Forum auch Bände. Und nicht alle haben denselben Punkt erreicht, will sagen: Nicht bei allen ist das Suchtgedächtnis gleich ausgeprägt. Nicht jeder hat bei jedem Konflikt o.ä. sofort die Intention, zur Flasche zu greifen. Deshalb scheinen die extremen Vorsichtsmaßnahmen des Einen hier für einen Anderen befremdlich.

    Welche Situationen/Anläße sollte man also meiden? Anfangs grundsätzlich alle - damit man einfach in Ruhe auch Zeit hat, abseits jeden Alkohols, sein Leben neu zu ordnen und zu erkunden, wann und in welcher Situation man eventuell Verzichtsgedanken empfinden könnte (diese können sich sehr subtil äußern und müssen nicht sofort mit "Saufdruck" verbunden sein). Nach einiger Zeit und dem notwendigen Abstand wird man dann ein Gefühl dafür entwickeln, was man sich zumuten kann, und was nicht. Dafür sollte man aber schon einige Monate mindestens trocken sein. Wichtig ist hier: Das Trinken als Ritual darf auf keinen Fall im Vordergrund stehen!!! Auf die Münchner "Wiesn" zu gehen, oder in die Fussballkneipe um die Ecke ist weder Kurzzeit- noch Langzeittrockenen zu raten. :roll:

    Andererseits wird es Anlässe geben, wo man selbst weiß, dass die einen nicht in Gefahr bringen, auch wenn Alkohol in räumlicher Nähe ist - und die kann man dann auch früher oder später wieder wahrnehmen. Z.B.: Ich trank in meiner nassen Zeit niemals Rotwein. Wenn jetzt bei einem feinen Abendessen in einem guten Restaurant mir ein Freund oder Verwandter gegenüber sitzt, der ein Glas Rotwein zum Essen trinkt, dann macht mir das nichts aus und gefährdet auch nicht meine Trockenheit. Punkt.

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Kelli, Hallo Blizzard,

    Blizzard :
    Ein grandioser Beitrag! (ist wirklich ehrlich gemeint :D). Die Frage, welche Situationen und welche Reize für mich als Alkoholiker gefährlich werden können, ist sicher immer ganz individuell zu beantworten. Das so häufig gebrauchte Schwarz-Weiss-Denken bekommt an dieser Stelle doch eine ganz persönliche Differenzierung. Ich kann mich daran erinnern, dass ich nach meiner Entgiftung beim Blick in den Kühlschrank ganz deutlich das Fehlen der ansonsten immer reichlich vorhandenen Bierflaschen bemerkt habe. Die Sektflasche, die sich damals noch in dem gleichen Kühlschrank befand, habe ich als Alkoholquelle allerdings gar nicht wahrgenommen. (Mittlerweile ist diese aber auch aus unserem Haushalt ausgezogen :wink: ).

    Kelli :
    Auch wenn ich Blizzards Beitrag eben gelobt habe, so mag ich Dich dennoch ein wenig zur Vorsicht ermahnen. Denn auch, wenn Du in Zukunft sicher die eine oder andere Situation frei von Verzichtsgedanken durchleben kannst, während andere sich ein Glas ‚gönnen’, so ist gerade in der Anfangszeit die eigene ‚Sicherheit’ vor dem Alkohol besonders wichtig. Du machst jetzt neue Erfahrungen -wie zum Beispiel das Ablehnen des Sektes bei der Filmpremiere- und diese müssen für eine wirklich erfolgreiche und dauerhafte Abstinenz für Dich zur Selbstverständlichkeit werden, und sollten Dich nicht mit Stolz erfüllen, so wie Du es geschrieben hast. Wenn Du Dich in dieser Situation so stark und dem Alkohol überlegen fühlst, dann kann Dir die Erinnerung an diese Situation an anderer Stelle, wenn Du Dich mal etwas schlechter fühlst, eben auch suggerieren, dass Du Dich ja doch mal wieder dem Alkohol hingeben könnest, weil Du ja bereits unter Beweis gestellt hast, wie stark und widerstandsfähig Du bist. Daher solltest Du dem Alkohol in Deiner Nähe gerade jetzt wirklich nur mit größtmöglicher Vorsicht begegnen. Niemand kann oder will Dir etwas verbieten, nur auf Dich Acht geben, das solltest Du schon :wink: .

    Liebe Grüße

    J

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Danke für die vielen Beiträge und die verschiedenen Ansichten.
    Als ich in das Forum kam, habe ich gesagt, ich bin mir nicht sicher, ob ich Alkoholiker bin oder nicht, ich wollte es heraus finden, um ,wenn ich es noch nicht bin, es auch nicht dazu kommen zu lassen.
    Ich lese hier von ganz verschiedenen Trinkgewohnheiten und Trinkmengen und ich weiß, das die Sucht nicht daran gemessen werden kann. Aber ich habe doch manchmal das Gefühl, das ich da noch nicht so tief drin steckte wie andere. Trotzdem habe ich mich entschlossen, aufzuhören. Genauso, wie ich das Rauchen aufgegeben habe, obwohl ich nicht übermäßig viel und durchaus gern geraucht habe. Ich bin jetzt 16 Tage trocken und ich habe (bis auf den ersten Abend vielleicht) noch nicht wirklich darunter gelitten. Ich hätte nie geglaubt, das es mir so leicht fällt, aber ich denke, der Entschluß war das Schwerste und wenn der Anfang gemacht ist, geht es leichter. Ich frage mich, warum ich eigentlich abends Wein getrunken habe und merke, das das blöd und unnötig war. Ich habe nie gesoffen oder mich besoffen. Das konnte ich schon gar nicht, weil es mir bereits nach 2 Glas Wein morgens schlecht ging und das auch lange anhielt.
    Ich sehe das alles genauso wie Mohrle2 und ich will niemanden hier etwas beweisen, sondern will es einfach für mich. Mehr als den Alkohol weg zu räumen hilft mir eigentlich der Gedankenaustausch hier im Forum. Und niemand hier kennt mein Privatleben und kann beurteilen, welche Konsequenzen das für uns hätte, alles so auf den Kopf zu stellen, wie es hier von vielen verlangt wird. Das wäre dann nicht mehr unser normales Leben und was wäre das für ein Preis? Ich schaffe das so, ohne das mein Mann sein ganzes Leben ändern muß. Er hat schon sehr viel Rücksicht auf mich genommen durch meinen Gesundheitszustand, aber wenn er nun nur noch mit mir durch den Park spazieren soll, weil da kein Alkohol lauert (mal übertrieben gesagt), dazu habe ich kein Recht, das er nur noch permanent Rücksicht nimmt. Dann verläßt er mich vielleicht irgendwann und dann hätte ich wirklich einen Grund, wieder zu trinken. Und ehe alle losschreien "Dann liebt er Dich nicht" - doch, er liebt mich, aber er hat auch ein Recht auf sein Leben. Er hat die ganze Zeit auch keinen Tropfen getrunken, aber einsperren will und kann ich ihn nicht.
    Und Anlässe zum trinken hätte ich in der letzten Zeit mehr als genug gehabt, denn wie ich geschrieben hatte, habe ich grad ganz viele Probleme, aber ich habe nicht mal daran gedacht, deshalb zu trinken. Weil es nichts bringt. LG kelli

  • Hallo Kelli,

    ich bin selbst trockenener Alkoholiker , stehe selbst viel durch den Beruf in der Öffentlichkeit und war früher bei jeder Veranstaltung und selbstauferlegten Meetings dabei! Diese nicht nur wegen den dort Anwesenden, sondern damit ich die Rechtfertigung hatte zum Saufen!
    Komischerweise :wink: bin ich immer noch in der Öffentlichkeit trotz das ich nicht mehr an solchen " Veranstaltungen" teilnehme!

    Du mußt dir im klaren sein ob du nun Alkoholiker bist und was ändern willst, oder du drehst noch ein paar Ehrenrunden!

    Das du dir nicht im Klaren bist zeigt mir dieses Posten!

    Zitat

    Ich sehe das alles genauso wie Mohrle2

    Mohrle war die einzigste von den zig, Meldungen die du erhalten hast und die nach deinem Mund sprach!

    Also haben alle andere dich nicht verstanden ,oder weiß nun der einzelne , der selbst in den Startlöschern steht , schon mehr wie die Langzeittrockenen?

    Ich wünsche dir die nötige Weitsicht für dein Tun!

    Im diesem Sinne!
    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

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