Der "Drei-Jahres-Faden"

  • Hoppla, das kam überraschend. Nun braucht "Jim Knopf" eine Fortsetzung, denn Lukas will nicht mehr Lokomotivführer sein und die Eisenbahn in Lummerland fährt nicht mehr. Deine Entscheidung kann und will ich nicht bewerten, aber Ich drück Dir die Daumen, daß es gut für Dich weitergeht.

  • Guten Abend!

    "Sie kosten uns hier jeden Tag Geld, wenn Sie nicht für uns arbeiten." sagte mir heute die Personaltante der neuen Firma. Am 1.5. habe ich dort angefangen und gemerkt: es geht nicht.

    Klar, daß es eine Fehlentscheidung war, hier anzufangen, dafür kann sie nichts. Aber ich kann auch nichts für ein wiederaufkommendes Trauma. Egal. Nach diesem Satz hab ich mich entschieden, bei diesem Laden schnell ein Ende zu machen. So einen Spruch habe ich noch nie gehört.

    Letzte Nacht war ich um vier Uhr wach und dachte nach und dachte nach... "Was ist wenn das und das oder wenn doch nicht..." Himmel! Um VIER Uhr! So ein Quatsch, das Leben geht vor! Und eine Auszeit kann und darf ich mich ruigen Gewissens leisten.

    Heute habe ich beschlossen: Aufhebungsvertrag und ab zum Arbeitsamt. Ich bin ganz sicher, daß ich was Gutes für mich finde. Ich will doch der armen Firma nicht auf der Tasche liegen :) Das werde ich ihr auch sagen, der Tante vom Personal, wenn ich unterschreibe. "Nicht, daß ich Sie noch mehr Geld koste!" ... Saftladen.

    Seele entrümpelt, Groll verflogen. Trocken für heute! Gute Nacht.

    Peter

  • Moin!

    Da habe ich mich gestern aber gründlich vertippt. Ich meine natürlich keinen Aufhebungsvertrag, Himmel Nein!
    Ich habe mir ordentlich kündigen lassen, ich will ja keine Sperre vom Arbeitsamt bekommen.

    Für Montag habe ich ein erstes Vorstellungsgespräch, beim alten Arbeitgeber, Gottseidank. Aber über Teams... das hab ich noch nie gemacht. Die "Einladung" ist schon da. Ich muss mich da mal reinfummeln... sowas in meinem Alter, also nein. Aber es hilft nix... die Zeit ändert sich rasant schnell. Ich kann mich dem wohl kaum ganz entziehen.

    Manchmal verstehe ich meine Mutter heute besser... "Warum muss sich alles ständig ändern, Junge?" :) Tja... das frage ich mich mittlerweile manchmal auch.

    Peter, heute zufrieden und trocken.

  • Beim alten Arbeitgeber oben im Norden? Ich verstehe nur Bahnhof. Wird es wieder was Einsenbahnmäßiges? Na, wie auch immer, Du machst das schon.

    An der Digitalisierung kommt man heutzutage nicht mehr vorbei. Und Teams, ja, das Zeug ist mit Corona groß geworden, jetzt nutzen es alle. Wie gesagt: Du machst das schon.

    Ein Vorteil von Videokonferenzen ist: Man muß nur oben rum hübsch aussehen, unten reicht auch die Unterhose von gestern. Sehr professionell bei Teams ist übrigens der Milchglas-Hintergrund, da sieht man nicht die Spinnweben an und die Löcher in den Wänden ...

  • Das mit den Unterhosen würde ich mir nochmal überlegen, falls man nämlich mittendrin aufstehen muß, um einen Aktenordner aus dem Regal zu holen, oder so..... :mrgreen:

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Viel Glück und Erfolg bei der Jobsuche. Es ist sehr mutig von dir. Ich bin unzufrieden mit meiner Arbeit, Aber ich habe Angst vor einer Veränderung und bleibe deswegen. Gerne wäre ich mutiger, um eine Veränderung zu wagen. Nach meiner Scheidung gab es schon ein 180 Grad Kehrtwende in meinem Leben. Davon habe ich mich leider noch nie ganz erholt. Und bin vielleicht deswegen wie ein gebranntes Kind.

    Liebe Grüße und alles Gute dir

    Rosanna

  • Ja, das liest sich alles verwirrend, ich weiß. Aber:

    Es geht mir gut, viel besser als noch vor einigen Tagen. Jede Veränderung bietet Chancen, das vergesse ich manchmal, wenn ich gefühlt vor einem großen Berg stehe. Ich habe erstaunliche Ressourcen, das wundert mich immer wieder. Vielleicht sind meine Nervenstränge in den letzten Jahren ein wenig dicker geworden.


    Mit jedem weiteren Tag meines trockenen Lebens habe ich neu gelernt.

    Was mich früher zum Trinken gebracht hat, waren neben der Sucht vor allem scheinbar unlösbare Probleme - die am Ende immer mit Geld und der Sicherung der Erhaltung meines von mir geschätzten Trinkerstatus zu tun hatten.

    Hatte ich Probleme, trank ich. Hatte ich diese Probleme, trank ich genauso viel. Eine vollkommen bescheuerte Geschichte.

    *schnipp*
    Wenn es wirklich berufsmäßig so läuft, wie es sich gerade entwickelt, habe ich mir eine sichere Auszeit bis zum 1. September gebastelt. Sollte es so kommen, werde ich mir nur Gutes tun .. auf Inseln fahren, die Füße hochlegen, entspannen. Von der Zukunft träumen.

    Allen einen guten Freitag den 13. :)

    Peter

  • Liebe Freunde,

    heute, morgen oder übermorgen - so genau weiß ich das nicht mehr, habe ich im Jahr 2004 aufgehört zu rauchen. Das sind dann 18 tolle Jahre rauchfrei. Neben der Freiheit, mir keine Glimmstengel mehr in den Mund stecken zu müssen, frage ich mich: "Wo verflixt nochmal ist das Geld gebieben, daß ich für die Zigaretten gebraucht habe?" Immerhin habe ich jeden Tag gut 40 Stück verpafft. Es hat sich wohl verflüchtig... einige Jahre noch in Alkohol und ansonsten ist das Geld einfach verschwunden, wie ein scheues Reh :)

    Drei dicke Brocken waren auf meinem langen Weg in ein zufriedenes Leben wichtig, zum Teil lebenswichtig: rauchfrei werden, alkoholfrei werden, das Outing gegenüber meiner Familie. Sowohl als Süchtiger als auch als Schwuler. Letzteres hatte meine Mutter so locker aufgenommen, daß ich mir die Frage stellen musste "Na das wäre ja auch etwas früher möglich gewesen..."
    Die Sache mit den Süchten hat sie aber leider nie verstanden. Das wollte sie vielleicht auch nicht verstehen und machte alles an einem "festen Willen" fest, den schließlich jeder Mensch habe. Ich habe der alten Frau nicht widersprochen. Es hätte mich zuviele Nerven gekostet.

    Heute habe ich neue (dicke) Brocken und diese Brocken sind mein Zucker- und Fettkonsum, vor allem in Form von Schokolade, Eis, Keksen und Kuchen. Davon muss ich dringend weg. Ohne es zu merken, waren das meine Ersatzstoffe in den letzten drei Jahren, die mich fast süchtig machen. Das macht sich bemerkbar, gewichtsmäßig und vom Wohlgefühl, daß mir immer mehr abhanden kommt. Samstag hab ich mir gesagt "Genug ist genug!" und nun habe ich mich innerlich ein wenig vorbereitet, um die Schalter umzulegen. Heute habe ich Eis und Schokolade entsorgt. Das ist ein Anfang. Der Rest folgt dann auch noch. Zucker macht mir mittlerweile richtig Angst. Je mehr ich mich in das Thema einlese, desto gruseliger wirds!

    Peter

  • Hallo Peter,

    da sind wir ja fast gleichlang rauchfrei - bei mir war's der 01.01.2014 :) Es heißt ja, dass man nach 10 rauchfreien Jahren "gleich gesund wie ein Nichtraucher" gilt, also da haben wir uns ja definitiv etwas Gutes getan (und natürlich dann noch der Alkohol).

    Das mit dem Zucker finde ich auch gruselig. Mittlerweile weiß man ja, dass Zucker genau so abhängig macht wie andere Suchtstoffe. Alleine, wenn ich sehe/mitbekomme, mit wie viel Zucker Kinder/Jugendliche heutzutage oft aufwachsen, finde ich das absolut furchtbar. Gerade heutzutage, wo ja immer wieder öffentlich darüber informiert wird, wie schädlich Zucker ist (zu meiner Kindheit gab es solche Aufklärungskampanien etc nicht).

    Ich wünsch Dir viel Erfolg bei Deinem Vorhaben!

    LG Sue

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

    Einmal editiert, zuletzt von sue05 (23. Mai 2022 um 09:39)

  • Hallo Peter,

    Glückwunsch zum rauchfreien Leben!!!

    Auch ich nehme mir das schon seit ca. 40 Jahren halbherzig vor, ohne Erfolg! ||

    Seit ich nicht mehr trinke, stelle ich auch bei mir eine erhöhte Schokoladengier fest. Manchmal habe ich richtigen „Schokoladen-Ess-Druck“, 100g werden dann einfach so weggefuttert.

    Ich entschied mich zu kontrolliertem Verzehr. Das klappt, auch wenn die Wohnung nicht schokoladenfrei ist. Früher aß ich oft wochenlang keine Schokolade, ohne es zu bemerken.

    Scheinbar brauchen wir immer einen Ersatzstoff...

  • Jetzt kommt ja ein langes Wochenende mit dem Tag der Brücke, da wollte ich den nächsten Anlauf starten, rauchfrei zu werden.

    Bisher bin ich nicht so auf Süßkram umgestiegen, ich war eigentlich auch nie so der Süße. Ich könnte auch schon Linseneintopf zum Frühstück essen, Marmelade ist gar nicht so meine Welt. Aber an den Zigaretten halte ich mich fest, als wären sie der letzte Strohhalm. Das wird nicht leicht, diese Krücke wegzuwerfen. Und wer weiß, vielleicht fange ich dann auch mit Gummibärchen an ... Naja, das sieht man dann.

    Ob jemand schwul ist oder nicht, berührt mich so gar nicht; auch meine Eltern wären da, denke ich, sehr aufgeschlossen und tolerant gewesen. Ich kann aber verstehen, daß es dann wichtig ist, auch als schwul akzeptiert zu werden, daß das nicht einfach so unter den Teppich gekehrt wird.

  • Linseneintopf zum Frühstück! ^^ Na, warum nicht. Wahrscheinlich erheblich gesünder als Brötchen & Marmelade.

    Alles hat seine Zeit, Hanseat. Mein Süsses, Dein Rauchen und die Versuche, davon wegzukommen. Das all dies Suchtpotential hat, darüber wenigstens muss man nicht mehr streiten!

    Wie auch & wann auch immer: viel Glück dafür!

    Peter

  • Das habe ich in Goa gesehen, da haben die Mädchen morgens vor der Schule irgendeinen scharfen Linsenkram gelöffelt. Und ich dachte mir, gute Idee eigentlich, viel besser als unsere gezuckerten Corn flakes und Marmeladenbrötchen. Und ich habe immer ein paar Dosen Linseneintopf im Schrank, und manchmal gibt's das zum Frühstück. Meistens aber Porridge ohne Zucker, dafür mit etwas Honig.

  • Alter Schwede, Linsen zum Frühstück, da wird mein Zuckerzahn nervös :lol: dir guten Appetit dafür, Hanseat!

    Durch meinen Beruf Wohnungen zu verwalten / vermieten habe ich festgestellt, dass viele Homosexuelle Menschen sich schwer tun dies anzugeben und zu leben. Die Männer sind diesbezüglich schon freier, die Frauen müssen wohl teilweise derbe Kommentare bekommen, da die sich gar nicht äußern mögen.

    Diese Gespräche ergeben sich manchmal, wenn eine Wohnung für Paare geeignet aber nicht WG tauglich sind.

    Mein bester Freund war schwul und wir hatten in den 80er Jahren viel Spaß in den Lokalitäten und es macht mich traurig, dass sich so viele Menschen erlauben über die Liebe anderer Menschen zu urteilen. :roll:

  • Als mein Bruder sich damals als schwul geoutet hat, habe ich irgendwas gesagt in die Richtung "Das ist mir völlig wurscht, ich will mir trotzdem nicht vorstellen, wie du Sex hast." Und das trifft den Nagel so ziemlich auf den Kopf. Was interessiert mich, was die Leute im Schlafzimmer machen, solange sie es einvernehmlich mit mündigen Partnern tun.

  • Hallo Freunde.

    Zu Beginn meiner Trockenheit habe ich es mit AA versucht. Wegen des damals für mich etwas übertriebenen Bezuges zu Gott, und auch, weil ich das Prozedere in einem Meeting nicht verstand, bin ich dann erstmal nicht wieder in ein Meeting gegangen. Heute denke ich über mein damaliges Verhalten: Wäre meine Not größer und mein Tiefpunkt tiefer gewesen, hätte ich mich mit solchen Luxus-Gegenargumenten nicht einem Meetingbesuch verweigert. Ich musste erst noch ein wenig tiefer fallen, um zu erkennen, daß Demut ein wichtiger Punkt meines Trockenwerdens werden sollte.

    Etwas später fuhr ich dann zweigleisig: zum einen schrieb und las ich hier im Forum, zum anderen ging ich in Meetings. Demut, Gelassenheit, Zuhören können, Reden ohne zwingende Gegenrede und das Aussprechen des eigenen Versagens - das hat mich gehörig auf den Teppich geholt.

    Letzten Sommer im September, als ich nach der Flut am Ende meiner Kraft war, kam ein Ensemble des Mainzer Kammerorchesters in meinen Nachbarort. Dort steht oben am Berg eine wunderbare Wallfahrtskapelle aus dem Barock. Ich bin diesen Musikern bis heute so dankbar, daß ich das erleben durfte. Dort wieder zu mir finden. Ich habe nur geheult und sah alles vor mir. Den Schlamm, die Menschen, das apokalytische anmutende und größte Elend.

    Nur einige Tage vorher wollte ich in einer Pause in Essen von einer Brücke springen. Gottseidank war das nur ein kurzer Gedanke. Ich fand in dieser Kapelle zu mir, obwohl ich nur "schwach" religiös bin. Atmosphäre, Liturgie. Mir half es und hilft es. Den Musikern habe ich hinterher gedankt. Das musste sein :) Sie wussten gar nicht, wofür!

    Danke fürs Lesen.

    Peter

  • Da hoffte ich tief in mir, es sei vorbei. Doch dann kommt es zurück, nicht mit voller Macht, aber mit dem ganzen Bild vor Augen: was wäre geschehen, wenn. In sechs Wochen hat die Scheissflut Jahrestag.

    "Bleib´doch noch ein Stündchen, Peter.", sagte mir mein Kollege, der im Bahnhof Dienst hatte. Wir saßen so nett zusammen, doch ich hatte kein gutes Gefühl, weil es anhaltend stark regnete. Ich bin dieses Stündchen nicht geblieben, was meine Rettung war. Viermal so lange habe ich nach Hause gebraucht, weil das Wasser von den gesättigten Böden der Berge schoss, Geröll mitnahm und einige Straßen bereits unbefahrbar waren.

    Heute habe ich geträumt, daß ich dieses "Stündchen" geblieben wäre. Aufgewacht bin ich, als ich mit dem Auto an der Stelle war, wo Wasser und Schlamm zwei Familien mitnahmen, um anschließend Pfarrhaus und Kirche anzugreifen und zu zerstören. Ich bin aufgewacht, ich war also nicht dabei. Gottseidank.

    Mir ist klar, daß die Dinge sich auch bei mir eingebrannt haben und ich lange Zeit brauche, damit das Milde wieder Überhand bekommt. Vielleicht ist es nur der bevorstehende Jahrestag, der sich nun langsam in den Vordergrund schiebt, und frage mich, ob die Menschen, die genau an diesen Orten immer noch leben, auch sowas träumen.

    Nun sitze ich hier mit meinem Kaffee, lese das alles wieder und wieder und bin schwer dankbar, daß ich das schreiben kann. "Es hätte viel schlimmer kommen können." sage ich mir. Ist es aber nicht.

    Danke fürs Lesen

    Peter

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