Therapieverweigerung und Gesprächsverweigerung

  • Heute möchte ich mich vorstellen, nachdem ich hier seit geraumer Zeit sehr, sehr viel gelesen habe und mein eigenes Schicksal in vielen Beiträgen wiederfinde. Ich habe meinen Mann vor 14 Jahren als trockenen Alkoholiker kennengelernt, vor unserem Kennenlernen hatte er eine LZT hinter sich, wurde mit guter Prognose entlassen, lehnte den Besuch einer SHG jedoch ab. Vor ca. 1,5 Jahren hat sich der Alkohol wieder eingeschlichen in sein Leben. Er meinte, fortan kontrolliert trinken zu können. Dieses Experiment ist nicht geglückt. Es gab bereits einen heftigen mehrtägigen Absturz, danach erfolgte ein (!) Besuch einer Suchtberatungsstelle, mir zuliebe. Weitere Therapien oder Gruppenangebote wurden wieder abgelehnt. Er versprach mir, nichts mehr zu trinken und gab mir zu verstehen, dass er nun endgültig eingesehen hat, nicht kontrolliert trinken zu können. Es ging und geht aber weiter mit dem Trinken. Mittlerweile werden Streitgespräche bewußt von ihm herbeigerufen, damit er einen Grund hat, sich Bier zu kaufen. Die ersten Flaschen werden oft sofort komsumiert, so dass die Autofahrt nach Hause alkoholisiert erfolgt. Ein Novum ist, dass er dazu übergegangen ist, heimlich zu trinken. Eine Wesensveränderung ist parallel zum Trinken auch eingetreten, sein reizbares und zu Wutausbrüchen neigenes Wesen liegt nun offen zutage. Wenn ich mit ihm Gespräche über sein Trinkverhalten führen möchte, lehnt er das recht aggressiv und kategorisch ab. Ich bin in Behandlung bei einem Familientherapeuten und suche auch eine Suchtberatung auf. Allmählich habe ich das Gefühl, körperlich krank zu werden, in eine Depression zu verfallen, Resignation macht sich breit. Unser soziales Umfeld ist seit längerem zerbrochen, die Verhaltensweisen meines Mannes waren nicht immer 'diplomatisch' und auch nicht immer sozialverträglich. 2010 ist für mich das Jahr der schmerzhaften Lernprozesse, der Hinwendung zu mir selbst und des Abschiedes aus einem Leben, das ich so nicht mehr weiterleben will. Ich sehe wenig Alternativen zu einer Trennung, obgleich mein Mann die 60 schon überschritten hat.
    Ich danke Euch für Eurer Lesen und danke dass ich hier sein kann. Es ist schade, dass man im öffentlichen Bereich keine PN versenden kann.

    "Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als die eigene Angst."

  • Hallo erstmal,

    und herzlich willkommen hier. Wie Du schon selbst gemerkt hast, bist Du nicht alleine.

    Ich wünsche Dir die Kraft, die Trennung/Scheidung durchzuziehen. Ich selbst stecke da gerade noch mitten drin, aber es lohnt sich. Vor drei, vier Monaten war ich der absoluten Verzweiflung nahe, heute habe ich schon eine Vorstellung von meiner Zukunft.

    Es werden noch schwere Tage auf Dich zukommen, voller Selbstzweifel, Gewissenbisse und anderen Dingen. Es wird Tage geben, wo Du nicht mehr weißt, wo vorn oder hinten ist, wo gut oder böse wohnen. Mir geholfen hat die AlAnon-Selbsthilfegruppe. Auch in Deiner Nähe sollte es eine geben. Geh einfach hin; die die dort sind, haben alle das gleiche oder ähnliches erlebt. Und es hilft wirklich, darüber zu reden.

    Alles Gute

    idS Daniel

    Angehöriger

  • Danke, Daniel, für Deine Anteil nehmenden Worte - und an alle anderen fürs Lesen. Im Moment ist mein Mann (nach Monaten!) gesprächsbereit, wahrscheinlich weil er bei mir Veränderungen wahrnimmt. Auf die Umstände seines heftigen mehrtägigen Absturzes vor 6 Monaten möchte er nicht weiter eingehen, er möchte auch nicht hören, wie ich in diesen Tagen gelitten habe. Er möchte mit mir darüber sprechen, dass er vorhat, künftig "kontrolliert" gelegentlich Bier zu trinken, das wären aus seiner Sicht ca. 5-6 Fl. je 0,5 l ein Mal pro Woche. Und dafür möchte er von mir die Absolution haben. Autofahren unter Alk möche er nicht mehr... Dass er überhaupt nicht mit der Substanz Alkohol umgehen kann blendet er aus, ich werde ihn fragen wie er sich momentan einordnet. Als nasser Alkoholiker, als kontrollierter Trinker, oder wie...
    Suchtberatung, SHG kommen für ihn nach wie vor nicht in Frage. Und ich bin entsetzt über mich, dass ich sofort wieder Hoffnung schöpfe dass unsere Ehe doch nicht zerbricht, wenn er sich überhaupt zugänglich und gesprächsbereit gibt. Wahrscheinlich erfülle ich alle Anzeichen einer perfekten Co., hab mir schon Literatur bestellt.
    LG

    "Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als die eigene Angst."

  • Hallo Aufbruch,

    wo ist dein Mann gesprächsbereit. So wie ich das lesen, versucht er dich in sein Sucht ein zu binden. Sollst du die wöchentliche Menge kontrollieren oder gar zuteilen? Dein Mann weiß genau das kontrolliertes Trinken nicht klapp. Die angepeilte Menge wird größer bzw. die Woche wird kürzer.

    Lass dich bloß nicht auf diesen Kuhhandel ein. Dein Mann will von dir ein ja zur Trinkerei um dadurch den Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Du bist doch bei der Suchtberatung gewesen, von so was war bestimmt nicht die rede. Auch in deinem neuen Infomaterial wirst du davon nicht lesen.

    Bleib bei dir.

    Gruß

    Weißbär

    Liebe Grüße
    Weißbär

  • Hallo Aufbruch,

    wo er Recht hat der Weißbär, da hat er Recht.

    Ein Alkoholiker hat immer lebenslänglich. Er kann niemals wieder kontrolliert mit Alkohol umgehen, das ist vorbei.

    Was er im Augenblick mit Dir versucht, ist eine weitere Frist herauszuschinden.Noch eine Woche, noch einen Monat, noch ein Jahr. Zugeständnisse machen, damit Du besänftigt bist und weiter mitmachst.

    Sorry für die deutlichen Worte- aber alle hier in diesem Forum haben den gleichen Erfahrungshorizont.
    Für Dich gibt es zwei Möglichkeiten: stell ihm jeden Tag ein paar Flaschen Schnaps hin, damit es schneller geht bis zum Finale. Oder trenn Dich von ihm und leb dein Leben. Er lebt seins sowieso, und aufhören und trocken werden kann nur er. Und nur, wenn er es will. Du kannst ihn dazu weder überreden noch zwingen.

    idS Daniel

    Angehöriger

  • Ja, Weißbar hat recht, es ist ein Kuhhandel und mein Mann will mich in seine Sucht einbinden.
    Mein Mann war über 15 Jahre lang trocken. Ich habe ihn vor 14 Jahren kennengelernt, da hatte er gerade seine LZT hinter sich. Seine erste Ehe ist am Alkohol zerbrochen, auch seine 1. Frau hatte während einiger Jahre getrunken.
    Während unserer Ehe war Alkohol nie ein Thema - bis zum Winter 2009 mit dem Rückfall und dem grauenhaften Dauersaufen über mehrere Tage. Sorry, aber so etwas war mir bisher fremd. Heute dämmert mir, dass ich wohl naiv und blauäugig ich in eine Ehe mit einem trockenen Alkoholiker gegangen bin. Wir hatten nie ein alkoholfreies Umfeld, wie das hier dringend empfohlen wird. Ich wußte auch nie, dass ein trockener Alkoholiker sich nur mit abstinent lebenden Menschen umgeben darf, um nicht rückfällig zu werden. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen wie das funktionieren soll. Das wäre doch eine vollständige soziale Isolierung... Wird eine solche Sichtweise von Suchttherapeuten durchgängig vertreten?? Wenn ich Diabetes habe weiß ich, kann ich keinen Zucker essen darf. Wenn ich alkoholkrank bin weiß ich, dass ICH keinen Alkohol zu mir nehmen darf. Wir haben jahrelang ohne Probleme an Familienfeiern teilgenommen, sind Einladungen von Nachbarn und Bekannten gefolgt, und natürlich gab es dort auch Alkohol, neben einer großen Auswahl an nicht-alkoholischen Getränken. Auch ich als seine Frau habe zu diesen Gelegenheiten gerne ein Glas Wein getrunken. Wir lebten nicht im luftleeren Raum und nicht in Quarantäne, und ich weiß auch gar nicht wie das funktionieren soll. Seine damaligen Arbeitskollegen haben bei Arbeitstreffen, Konferenzen bzw. danach schon auch das eine oder andere alk. Getränk getrunken, und meinen Mann hat es nicht gestört.
    Ich bin komplett verunsichert, wie ich mich jetzt verhalten soll als die Frau eines rückfällig gewordenen Alkoholikers, der trotz Absturz meint, weiterhin angeblich kontrolliert trinken zu können. Ich habe Angst vor einem erneuten Desaster, und natürlich rühre ich hier zu Hause kein Glas Wein mehr an. Gilt das künftig (für mich) auch für gemeinsame Restauratbesuche? Ist das nicht auch Co-Verhalten?? Ich möchte mit meinem Beitrag nicht provozieren, ich bin wirklich ratlos.
    LG

    "Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als die eigene Angst."

  • Soziale Isolierung??? Ein Alkfreies Umfeld.... hüstel....

    Ich trinke keinen Alkohol, mag ihn nicht und wurde dadurch früher zuweilen sehr komisch angesehen, war also die Spaßbremse. Noch nicht einmal das fand ich isolierend.

    Ich habe und hatte immer Freunde, die nicht trinken - Exxi war die glorreiche Ausnahme. Ich würde von meinen Freunden erwarten (gegenüber denen ich absolut offen sein müsste wenn ich trockener Alkoholiker wäre) dass sie in meiner Gegenwart auf den Sprit verzichten können.

    Haben diese Menschen selber kein Problem, dann ist es auch kein Problem ohne Alk ein paar Stunden zu verbringen. Als Nicht-Alkoholiker, dürfte das gar kein Problem sein über mehrere Stunden ein genesenden trockenen Alkoholiker nicht zu verführen.

    Nein, gestört hat es ihn vielleicht nicht, er wollte vielleicht ja raus aus dem Kreislauf.... aber es ist einfach nur heftig sich dem auszusetzen als Genesender und nicht so dolle freundschaftlich (allerdings wenn niemand von seiner Sucht wusste konnte auch niemand helfen durch Abstinenz) zu heben wenn jemand sich neue Verhaltensweisen angewöhnen möchte.

    Du bist ratlos, liebe Aufbruch, dass kann ich nachvollziehen. Genau hier beginnt nämlich die Problematik der Angehörigen: sich zu fragen was will ich was soll ich was muss ich.... Jetzt - genau jetzt - beginnt das Leben sich nur noch um den Abhängigen zu drehen.

    Jetzt ... genau jetzt ... kannst Du entweder Dich versuchen auf Dich selber zu konzentrieren und DEIN LEBEN aufbauen oder zu beginnen was braucht er und was muss ich dazu beitragen als Lebensform zu wählen....

    Letzteres ist dann der tolle Weg der Coabhängigkeit, der zuweilen schneller ins langsame Sterben führt als der reine Genuß von Alkohol eines Süchtigen...

    Jetzt ... ist Dein Zeitpunkt für Dich zu überlegen, was DU willst, kannst und möchtest.... ohne Bezugnahme auf den Partner (denn der kann das nur für sich selber entscheiden).

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Aufbruch,

    ich lebe seit 1 1/2 Jahren mit einem trockenen Alkoholiker zusammen. Er ist seit so fast auf den Tag genau seit 4 Jahren trocken.

    Seitdem wir zusammen sind, ist unser Zuhause 100%tig alkoholfrei! Ich selbst trinke auch keinen Alkohol mehr, das ist für mich ganz selbstverständlich. Ich liebe meine Partner, warum soll ich ihm da eine Alk-Fahne um die Nase wehen lassen? Es ist kein Verzicht für mich, sondern Lebensqualität. Und ich bin ja aus der Co-Fraktion hier, aber co-abhängig ist mein Verhalten garnicht in diesem Falle! Sondern es ist für mich Toleranz und Respekt seiner Krankheit gegenüber.

    Wir gehen auch zu Feiern, wo was getrunken wird. Er bestimmt, wann er gehen möchte. Oder ob er überhaupt hingeht.

    Und natürlich, Feiern bei uns zuhause, die sind alkoholfrei, logisch. Die Leute wissen das, trotzdem kommen sie gerne :D . Denn die, die kommen, kommen wegen uns, nicht wegen des Alkohols... Wir sind garnicht isoliert! Im Gegenteil! Wir haben auch eine gemeinsame reale SHG, da gibt es viele neue Verbindungen.

    Aber alles das funktioniert nur, weil mein Partner trocken bleiben will und seine Krankheit ernst nimmt! Würde er wieder saufen wollen, könnte ihn nichts davon abhalten.

    Ich wollte dir einfach mal meine Erfahrung damit mitteilen.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo zusammen,
    ich habe heute noch einmal meinen Mann gebeten, mit mir zusammen eine Paartherapie zu machen. Ich selbst hatte ja dort schon einige Sitzungen... Dies habe ich in Form einer Bitte vorgebracht, mit ruhigem Tonfall, und ich habe dabei bewußt alle Schuldzuweisungen vermieden. In irgendeinem Winkel meines Herzens hatte ich noch die Hoffnung, dass eine solche Therapie helfen kann, dass er die Zerstörungskraft seiner Jähzornsausbrüche erkennt, die es auch in dem trockenen Jahrzehnt immer wieder gab. Dies hat er wiederum sehr bestimmt und lautstark abgelehnt, er hätte kein Problem! Ich würde alles dramatisieren, und ich solle doch endlich wieder normal werden. Ach ja, er hat mir auch nahegelegt einen Psychiater aufzusuchen der mich wieder auf Normalmaß bringen sollte, ich würde mich auf einem unerträglichen Selbstfindungs- und Emanzipationstrip befinden...
    Eigentlich müßte mein Mann sehen, wenn ich ihm noch etwas bedeute, dass ich mit meiner Kraft am Ende bin. Seit Anfang des Jahres schlafen wir getrennt, ich fühle mich krank, bin ohnehin gesundheitlich eingeschränkt.

    Er müßte es wahrnehmen wie es mir geht - aber es ist ihm wirklich anscheinend EGAL!

    Weiter hat er nochmals betont, dass er nichts über die Details seines 5-tägigen Absturzes letzten Winter hören möchte. Er weigert sich, sich anzuhören wie ich diese Tage erlebt habe und wie ich gelitten habe. Er sah aus wie ein Wrack, hier sind Dinge zu Bruch gegangen, er hat sich mit einer zerbrochenen Bierflasche im Gesicht verletzt, was immer sichtbar bleiben wird. Ich war mit seinem Hausarzt in diesem Tagen an seinem Bett. Er war so desorientiert, dass er ihn erst gar nicht erkannt hat. Dann sagte er seinem Arzt, der ihn zu einer Entgiftung überreden wollte, dass er dies ablehne. Es seien noch Biervorräte im Haus und die wolle er erst trinken und dann aufhören, ohne Klinik. Der Arzt zog unverrichteter Dinge vondannen, da kein Grund für eine Zwangseinweisung, keine Selbst- u. Fremdgefährdung, vorlag. Ich war während dieser Zeit für einige Tage ausgezogen und habe SEIN Haustier mitgenommen, weil er sich nicht mehr darum gekümmert hat. 5 Tage ununterbrochen saufen-schlafen-saufen etc. !! Und zwischendurch alkoholisiert Auto fahren, um sich Nachschub zu holen!!

    Und heute sagt er mir, er habe kein Alkoholproblem, diese Tage seien ein "Ausrutscher" gewesen und würden sich nicht wiederholen. Also: keine Familientherapie, keine Suchtberatung, gar nichts. Neulich abends hat er 12 Fl. Biergetrunken, das hat doch fast den Alkoholgehalt einer Fl. Schnaps?! Mein Mann hat überhaupt gar kein Problem! Nur ich habe einen ganzen Haufen.
    Ich bin entschlossen, noch in diesem Jahr aus unserem gemeinsamen Haus auszuziehen, befürchte dann aber schlimmen Terror. (Wenigstens finanziell dürfte alles ohne Probleme über die Bühne gehen). Einen körperlichen Übergriff gab es bereits vor einigen Jahren, auch dies hat er hartnäckig lange Zeit geleugnet und verdrängt. Mein Mann ist intellektuell durchaus in der Lage zu erkennen, was er tut, hatte früher einen anspruchsvollen Beruf. Aber er hat die Sucht wieder in sein Leben gelassen und ich fühle, dass er auch weiterhin dem Alkohol Raum geben wird. Vielleicht sollte ich bald in den geschlossenen Bereich gehen, ich habe das Bedürfnis mehr Details zu schreiben. Auch fühle ich mich sehr isoliert. Unsere gemeinsamen Bekannten hat mein Mann durch ein poltriges schroffes Verhalten verprellt, gemeinsame Freunde haben wir nicht, und meine Freundinnen leben nicht hier im Ort. Vor seinen Kumpels, mit denen er das Hobby xxxxxx ausübt, verleugnet er, dass er wieder trinkt. Leider sind mein Mann und ich den ganzen Tag zusammen, da wir beide nicht mehr berufstätig sind, so ist auch ungestörtes Telefonieren nicht so einfach... Es gibt ein recht neues Buch mit dem Titel "Jähzorn", geschrieben von einem schweizer Psychologen, das erste Buch, das sich mit dem Thema befasst. Ich habe es mir bestellt. Danke fürs Lesen und ich glaube, mein Schreibstil ist ein wenig konfus, aber es musste alles so raus....
    Lieben Gruß
    Aufbruch

    "Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als die eigene Angst."

  • Hallo Aufbruch!

    Nachdem ich deine Geschichte gelesen habe, kann ich dir nur raten:

    AUFBRUCH !!!!!

    So bald wie möglich. Alles andere macht DICH nur noch kränker als du schon bist.
    Warte nicht so lange, bis du nicht mehr kannst.
    Du kannst gerne für DICH Beratungen etc. in Anspruch nehmen, aber ihn lasse gehen. Lass ihn los. Er muss sich selbst helfen. Ganz egal was passiert.

    Ich wünsche dir Kraft und Mut und Durchhaltevermögen!
    Liebe Grüße von Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe Aufbruch,
    auf zu "neuen Ufern". Beginne einfach Deine ersten Schwimmzüge und bekomme Sicherheit im kühlen Nass und dem Fahrwasser der Selbstbestimmung.

    Alkoholmengen und Verhaltensweisen habe ich auch erleben müssen und in die Gewaltbereitschaft hat sich leider gesteigert und führte zu sexuellen Übergriffen, was für mich entsetzlich war. Es hat nämlich alles was an Zuneigung mal da war in ein rein sexuelles Fahrwasser gebracht - ohne jegliche Achtung....

    Ich hatte den Fehler gemacht (wollte sauber "als Freunde" abschließen) und mitgeteilt dass ich ausziehe und wohin ich ziehe. In meinem Fall ein Riesenfehler. Seine Luft und sein Geld sowie der Ruf wurden langsam angeknackst und somit machte er hier Zinober. Mein Fehler, wäre ich weg gewesen so hätte wenigstens eine Zeit Ruhe geherrscht.

    Paartherapie - ein "toller" Gedanke, den ich auch hatte. Ich empfand meine Gedanken später für falsch. Es geht hier in erster Linie um den Alk - solange er benebelt ist kann er keine Paar/Therapie leben nachdenken oder fühlen.

    Ich hatte mich früher selber isoliert - das aber ist eine Entscheidung, die ich rückgängig machen kann. Beginne Du damit wieder Kontakte zu pflegen, ganz langsam, ganz vorsichtig - nur Du ohne ihn als Anhängsel, das könnte eine gute Starthilfe sein.

    Gruß von Dagmar

  • Hallo zusammen,

    ich möchte jetzt mal allen herzlich danken, die mir geantwortet haben. Es eine große Hilfe zu wissen, dass es anderen ähnlich ergangen ist und dass man sich aus dieser Situation befreien kann. Ich finde auch sehr gut dass Weißbär geschrieben hat, auch sie hat sich befreit - mein größter Respekt!! Ich habe schon einiges an Organisatorischem in die Wege geleitet, was mir meinen 'Aufbruch' leichter machen wird, er wird in nicht allzu ferner Zukunft erfolgen. Ich werde spüren wenn der Zeitpunkt da ist, momentan sind mir wg. äußerer Umstände noch die Hände gebunden. Danke, Dagmar, für Deinen Rat, mich langsam herauszubewegen aus meiner selbstgeschaffenen Isolation .... das ist eine der vielen Aufgaben die ich vor mir sehe.

    Lieben Gruß an alle
    Aufbruch

    "Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als die eigene Angst."

  • Hallo zusammen,

    möchte mich nach längerer Zeit wieder mal melden und kurz Zwischenbericht geben.
    Die Situation hier zu Hause hat sich nicht grundlegend verändert, mein Mann gedenkt weiterhin Alkohol zu trinken und tut es auch. Nicht täglich, nicht immer viel, aber regelmäßig. Vor allem bricht er immer öfter Streitereien vom Zaun, damit er einen "Grund" hat. Ich bin in ein Schweigen und in einen inneren Rückzug gegangen. Wenn ich rede wie ich fühle, wenn ich spontan sage was und wie ich denke, wenn ich ich selber bin, kann es sein dass er sofort ausrastet. Also lege ich sorgsam jedes Wort auf die Goldwaage und passe auf dass ich nichts sage was ihn reizen oder provozieren könnte. Und provoziert fühlt er sich leicht!! Kreide fressen und Samthandschuhe anziehen ist angesagt! Ich habe klar das Gefühl, dass sein zum Jähzorn neigendes Wesen dadurch, dass er seit geraumer Zeit wieder Alkohol zu sich nimmt, noch instabiler und aggressiver geworden ist. Vor allem, weil er nicht bereit ist, an seinen (Lebens-)problemen zu arbeiten. Nach wie vor will er nicht reden und keine Therapie. Dafür ist Schwafeln und neg. Rederei über die Probleme und Schwächen(!) anderer Leute an der Tagesordnung. Meine Signale, dass ich so nicht weiterleben kann, überhört er.

    Ich merke gerade, dass ich schon wieder so viel über ihn schreibe, SEINE Gefühle fühle und dabei von mir weggehe... Aber es ist gut dass ich es jetzt spüre und darüber reflektieren kann, auch dank meiner Therapeutin.

    Ich war nicht untätig in der letzten Zeit: Ich habe viele einzelne konkrete Schritte für meine eigene Zukunft vorbereitet und werde im Herbst hier im Forum, berichten was sich verändert hat.

    Ich wünsche allen Leidensgenossen von ganzem Herzen Mut und Kraft für einen Neubeginn in Selbstliebe und Selbstachtung.
    LG Aufbruch

    "Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als die eigene Angst."

  • Guten Morgen Aufbruch

    Auch wenn Du so viel über ihn schreibst, eins ist ganz klar und deutlich, du bist bereit...
    Bereit zum Aufbruch, ich hoffe ich habe da nichts falsch rausgelesen, aber Du liest Dich so eindeutig...und auch habe ich das gefühl, Du bist bei Dir und Du bist auf dem Weg.

    Behalte es, bleib bei Dir, verlass Dich nicht.
    Ich wünsche Dir eine Gute Reise...

    LG Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • Hallo Grazia,

    ich freue mich dass Du geschrieben hast, und vor allem dass Du in meinen Worten Klarheit und Entschlossenheit erkennen kannst. Das tut mir gut, danke Für Dein Anteilnehmen! Ich bin in den letzten Jahren nicht gut mit mir umgegangen, und ich weiss nur eines momentan: ich will das aufkeimende Pflänzchen "ICH" sorgsam hegen und pflegen.

    LG
    Aufbruch

    "Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als die eigene Angst."

  • Hallo Aufbruch!

    So wie ich Deine Gaschichte lese glaube ich,dass es höchste Zeit ist,das Du für Dich sorgst!!!!!

    Vor Monaten hast Du das geschrieben:

    Zitat

    er möchte auch nicht hören, wie ich in diesen Tagen gelitten habe.

    Heute schreibst Du:

    Zitat

    Ich bin in ein Schweigen und in einen inneren Rückzug gegangen. Wenn ich rede wie ich fühle, wenn ich spontan sage was und wie ich denke, wenn ich ich selber bin, kann es sein dass er sofort ausrastet.

    Also hat sich Dein Leben nicht verbessert,er pflegt seine Sucht weiter und zerstört so Dich und Dein Leben!

    Ich schicke Dir ein Bündel Kraft!

    Liebe Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hallo Aufbruch,

    ich schließe mich meinen Vorrednern an. Dein Mann zeigt keinerlei Verständnis für Dich, schon in der Vergangenheit schienen Deine Gefühle für ihn nicht besonders wichtig gewesen zu sein, so habe ich es bei Dir herausgelesen.

    Im Radio lief gerade ein Lied mit dem Titel "Wenn nicht jetzt, wann dann".

    Es ist Dein Leben, leb es. Der Aufbruch ist schwer, war er bei mir auch, aber er lohnt sich allemal.

    lg inga

  • an Yvonne:
    Danke für das Bündel Kraft das Du mir schickst und für Dein aufmerksames Lesen meiner Geschichte. Ich werde für mich sorgen und ich habe schon damit begonnen.

    an Inga:
    Dank auch Dir für dein Lesen und deine Anteilnahme! Es tut gut zu wissen, dass ich nicht alleine bin. Ist zwar "nur" virtuell aber ich vergesse nie, dass sich hinter jedem Nickname ein Wesen aus Fleisch und Blut und eigenen Lebenserfahrungen verbirgt.

    Das alles baut echt auf!!!

    "Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als die eigene Angst."

  • Hallo zusammen,
    ich möchte mitteilen, dass ich es wahr gemacht habe. Vor einigen Tagen bin ich aus unserem gemeinsamen Haus ausgezogen und lebe jetzt erst einmal in einem sehr schönen möbl. Appartment. Ich hatte alles über viele Wochen gründlich und im Detail vorbereitet. Meinem Mann habe ich einen Brief hingelegt - ohne Schuldzuweisungen - in dem ich ihm erklärt habe, dass ich so nicht mehr weiterleben kann. Ich habe ihm meine Vorstellungen (Hausverkauf/Scheidung) über die kommende Zeit unterbreitet, gleichzeitig aber darum gebeten, dass er mich in den nächsten Wochen vorerst nicht auf dem Handy anruft. Meine neue Anschrift kennt er nicht. Falls er mich kontaktieren muss, könne er dies per Email tun. Das hat er bis jetzt nicht getan, angerufen auch nicht. Ich fühle mich ein bisschen so, als wäre ich aus einer Art Haft entlassen worden.... merkwürdig, .... es ist so ungewohnt. Aber so schön. Meine Entscheidung ist über viele Monate gereift. Ich bin vollkommen mit mir im Einklang und weiss, das ich das Richtige getan habe, hatte ich doch vorher alles versucht, das Ruder herumzureissen (Paartherapie, Suchtberatung, Gespräche). Er hat ALLES abgeblockt, wollte sich keinen Zentimeter bewegen. Mein Verstand hat tatsächlich gesiegt, obwohl ich so ein Gefühlsmensch bin. Trotzdem schleichen sich jetzt ab und zu so destruktive Schuldgefühle heran, wie "Ich hab ihn hängen gelassen, allein gelassen, ich hab mich wie ein Dieb in der Nacht davongemacht." Ich weiss nicht woher diese Gefühle kommen, ich weiss sehr genau, der er mich innerlich schon lange verlassen hat. Erziehung? Moral?
    Jetzt geht es weiter - nachdem ich den Großen Schritt getan habe - in vielen kleinen Schritten zu mir selbst. Ich hatte mich in den letzten Jahren verloren. Danke fürs Lesen.
    Liebe Grüße - Aufbruch

    "Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als die eigene Angst."

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!