Erwartungen ans trockene Leben.

  • Hallo zusammen,

    es gibt sicherlich Gründe die dazu geführt haben Alkoholiker zu werden. Die werden immer durchleuchtet und das Nasse Leben analysiert. Jeder wie er das möchte und für ihn von Nutzen ist.

    Mir geht es nun mal darum welche Erwartungen denn ans trockene Leben gestellt werden. ?

    Manchmal habe ich den Eindruck , das von Nass auf Trocken einige denken , das dann alle Probleme vom Tisch sind.

    Welche Erfahrungen macht oder habt ihr damit gemacht?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo,

    den Eindruck habe ich auch oft. Es wird erwartet, dass das pure Glück nach 3 Tagen Nichttrinken bei einem aufschlägt, sozusagen als Belohnung. Und wenn das dann nicht eintrifft, ist die Enttäuschung groß.
    Ich habe meine Ansprüche damals von Anfang an sehr nach unten geschraubt und kann es nur empfehlen. Ich habe mich für lange Zeit dem normalen Leben und Empfinden verweigert und kann nicht erwarten, dass das auf die Schnelle zurück zu drehen ist.
    Ich freue mich darüber, dass ich zufrieden in den Tag sehen kann und wenn dann noch ein paar Glücksmomente dazu kommen, kann ich nicht mehr erwarten.

    Schönen Tag

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Hallo Hartmut,

    ist Deine Frage nur an die Alkoholiker gerichtet oder auch an uns Co's?

    Na egal... ich schreibe trotzdem mal;

    Meine Erwartungen an die Trockenheit waren tatsächlich genau so, wie Du sie beschreibst.

    Ich dachte, wenn er aufhört zu trinken ist alles gut.

    Das war natürlich totaler Blödsinn und ich musste erstmal lernen, auch meinen Anteil zu erkennen.

    Genau wie mein Mann lernen musste auf den Alkohol zu verzichten, musste ich lernen, mit dem "neuen Menschen" umzugehen.

    Immerhin hatte ich ihn ja mit meinem Verhalten jahrelang den Rücken freigehalten zum trinken und das galt es erstmal abzulegen.

    Beide mussten wir an uns arbeiten... jeder für sich und doch gemeinsam.

    Lieben Gruss
    Speedy

    lieben Gruß

    Speedy

    Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt

  • Meine Erwartungen an das Trockene Leben waren ursprünglich nicht hoch.

    Als die Entscheidung für mich klar war, nicht mehr trinken zu wollen, wünschte ich mir an sich nur wenige Sachen, nämlich mich endlich besser zu fühlen, mein Leben nicht mehr vom Alkohol bestimmen zu lassen und mich wieder im Griff zu haben.

    Mir war von Anfang an klar, dass ich Probleme durch den Alkohol betäuben wollte und mich einfach besser fühlen wollte, was ja auch funktioniert hat, bis ich abhängig wurde.

    Mir war auch klar, dass nach dem Entzug die Probleme knallhart ersichtlich sein werden und dass ich nun andere Wege finden muss, diese zu beheben.

    Die wichtigste Erwartung in meiner jetzigen Situation hat sich erfüllt:

    Ich habe mich wieder im Griff, lasse mein Leben nicht mehr von einer Substanz bestimmen und fühle mich besser.

    Besten Gruß

  • Das Glücksgefühl was beschrieben ist, kenne ich nicht.

    Ich habe aus rein rationalen Gründen, gepaart mit Annehmen einer religiösen Überzeugung mit dem Trinken aufgehört. Große Erwartungen an das trockene Leben habe ich nicht. Es hat sich nicht viel verändert. Ich habe eine alkoholfreie Wohnung. Und ja, die meisten meiner Freunde trinken selber gar nicht oder nur sehr selten was.

    Wenn ich trocken bleibe, ist damit viel gewonnen.
    Ich glaube nicht, daß das trockene Leben meine Probleme löst...

  • Hallo.

    natürlich ist der Thread auch für CO gedacht. Denn auch sie führen ja meist ein trockenes Leben wenn das nasse sich in irgendwelcher Form aufgelöst hat.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • vielleicht ist es unpassend, vielleicht aber nicht.
    Mir brennt das auf der Seele.

    Wenn ein Alkoholiker trocken bleiben will, muß er Alkohol in jeder Form meiden. Nur, was macht ein Co-abhängiger? Er kann ja nicht immer seinen Partner aus seinem Leben verbannen. Wie schaffen es Co-abhängige in ihrer Beziehung "trocken" zu bleiben? .. ich weiß nicht, wie man es bei Co-abhängige nennt

  • Hallo Xenica,

    ich hätte meinen Alki aus meinem Leben verbannt, wenn sich nichts geändert hätte.

    Es wäre meine letzte Chance gewesen, wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

    Und... für mich wäre auch jetzt die Beziehung sofort beendet, sollte mein Mann wieder anfangen zu trinken.

    Lieben Gruss
    Speedy

    lieben Gruß

    Speedy

    Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt

  • Speedy, es ist gut, daß Du das so klar sagen kannst. Ich hoffe für Dich, daß der Fall nie eintritt und Du nie die Konsequenzen daraus ziehen mußt.

    Ich müßte, um mein eigenes Leben zu retten, mich auch von meinem Mann trennen, wenn er wieder anfangen würde. Bei einem trinkenden Partner könnte ich nicht trocken bleiben.

  • glück auf

    Zitat von Hartmut

    es gibt sicherlich Gründe die dazu geführt haben Alkoholiker zu werden.

    diese gründe wollte ich nie wissen (die meisten sind nach 10-15 jahren saufen sowieso weg / verändert)

    Zitat von Hartmut

    Mir geht es nun mal darum welche Erwartungen denn ans trockene Leben gestellt werden. ?

    die trockenheit hat erstmal n riiiiiiiiesen loch gerissen (hab ja n ganzen nachmittag mit saufen + n ganzen abend mit besoffensein totgeschlagen)
    was hab ich erwartet > zuallererst das dieses loch gefüllt wird
    wer sollts füllen > ich natürlich - war sonst keiner da
    womit > mit lernen (bzw. wiederlernen)

    wie das im einzelnen gelaufen is habsch hier geschrieben https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…p=422625#422625

    lernen will ich heute immer noch
    was erwart ich sonst vom abstinenten leben > das ich alles was ich mach möglichst gut mach - für mich, meine gutste, die kinder, die enkel + auch für ander mit denen ich zutun hab

    glück auf

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Das es mir besser geht.

    Geht es mir besser? Dazu muss ich die gesamten Umstände betrachten und nicht die Rückschläge wie im heutigen Beitrag von mir an anderer Stelle. Von daher betrachtet: Es geht mir besser.

    Vor dem trockensein:

    Verschuldet, zu nicht mehr viel in der Lage, nur Alhohol im Kopf und Suchtbefriedigung an erster Stelle, Arbeitsplatzverlust, Burn Out Syndrom, Mittel-schwere Depression und andere Sachen.

    Nach dem trockensein: Insolvenzverfahren durchgeführt, neuer Arbeitsplatz, Arbeitsmäßig nicht mehr so überlastet, Depression ist nicht mehr so stark und auch die Seele ist ausgeglichener.

    Wunder hab ich keine erwartet. Teile meines Lebens sind immer noch eine Baustelle. Aber wenn ich weiss, da ist eine Baustelle und ich bin trocken, so kann ich diese Baustelle in Angriff nehmen und sie Stück für Stück fertigstellen.

    Vor dem Trockensein: Ich konnte meine Meinung nicht ehrlich äußern,

    Heute: tue ich das - auch wenn ich weiss das sie nicht gehört werden will.

    Ich kann heute auch über Dinge sprechen die mich belasten, die ich loswerden will und sie anders betrachten als vor dem trockenen Leben.

    In macher Hinsicht habe ich zuviel erwartet. So ist meine Leistungsfähigkeit bis heute nicht mehr hergestellt - aber das positive ist, sie ist auch nicht weiter gesunken. Und ich falle nicht zurück. Ich glaube, ich war anfangs selbst nicht immer davon überzeugt das ich es schaffe trocken zu bleiben. Doch bisher gelang es mir, egal welche Sachen das Schicksal oder was immer es sein mag bisher für mich bereitgehalten hat.

    Und das wichtigste für mich ganz persönlich:

    Ich kann vieles wieder mit Humor sehen statt Agression, verstehe nicht alles falsch was man mir sagt und schaffe es auch mal wieder zu lachen.

    Auch wenn der Weg nicht leicht ist und manchmal mit Dornen gespickt, eintauschen in mein früheres Leben möchte ich die Trockenheit nicht.

  • Hallo Hartmut,

    Zitat

    Mir geht es nun mal darum welche Erwartungen denn ans trockene Leben gestellt werden. ?

    die einzige Erwartung die ich hatte war dass ich nicht mehr trinken muss.

    Dass alle Probleme damit gelöst sind habe ich nicht erwartet, aber dass ich sie nüchtern lösen kann.

    War das jetzt zu kurz :?:

    LG Martin

  • Hallo,
    für mich war das Wichtigste: Ich wollte mein Leben nicht mehr fremd gesteuert, d.h. durch Alkohol gesteuert leben. Ich wollte meine "Freiheit" zurück. Keinen Zwang mehr!!
    Liebe Grüße Elisabeth

  • Hallo Hartmut,

    Erwartungen hatte ich nicht. Ich wusste ja auch gar nicht, welche ich haben sollte. Es war bis dato vollkommen vom Alkohol bestimmt.

    Ich wollte nur da raus und nicht mehr trinken müssen.

    Maria

  • Hallo zusammen,
    überleben und wieder klar denken können. Das war erst mal mein Ziel. Klar habe ich gedacht das alle meine Probleme verschwinden würden, wäre ich erst mal trocken und ginge es mir körperlich wieder besser. Aber weit gefehlt. Als ich in meinen alten Freundes- und Bekanntenkreis zurück gekommen bin, hatten fast alle ein riesen Problem mit mir. Anfangs verstand ich nicht warum. Aber dann wurde mir klar das ich mich verändert habe und mein Umfeld damit wohl nicht klar kam. Ich habe mir ein neues Umfeld und neue Freunde gesucht. Aber da kamen noch viel mehr Probleme auf mich zu die ich jetzt nicht im Detail aufführen will. Allerdings wurde mir, je länger ich trocken war, bewusst, das ich meine Probleme nur lösen kann wenn ich trocken bin. Rückblickend bin ich ja in meiner nassen Hochphase zu nichts mehr in der Lage gewesen und habe mir damit noch mehr Ärger aufgehalst. Jetzt weiss ich was ich von meinem trockenen Leben erwarte.
    Erst einmal weiterhin trocken zu bleiben, Zufriedenheit und die Gewissheit das ich alles schaffe was ich mir vornehme und das ausschließlich wenn ich trocken und klar im Kopf bin. Leicht ist es sicher nicht, aber es war weder leicht mir meinen Alk "heimlich" :roll: zu besorgen, noch war es einfach den Weg in die Abstinenz zu finden.

    Es war ein Donnerstag und ich habe entschieden: Mein Leben muss sich ändern!

  • Ich habe einige Anläufe gebraucht, um festzustellen, dass man seine
    anstehenden Probleme nict mit einem Male lösen kann. In meiner
    Alkohol Zeit konnte ich die anfallenden Probleme einfach wegsaufen.
    Jeweils nach dem Entzug dachte ich, ich bin stark und kann Alles meistern.
    So nam ich zu viele Baustellen mit Einmal in Angriff und merkte rasch,
    dass dies nicht zu schaffen ist. Jetzt, nach meinem letzten Rückfall habe ich
    es endlich eingesehen, dass die Trockenheit ein sehr langer Lernprozess ist.
    Ich gehe jetzt ganz anders an die Probleme heran und setze mir eine
    Prioritätenliste mit Zeitfenster, welche Probleme ich zu welcher Zeit löse.
    Dies tut mir und meiner Familie sehr gut. Ich setze langsam Baustein auf
    Baustein und baue mir mein eigenes trockenes Haus und Leben.
    Wichtig ist es auch, nicht gleich den Mut zu verlieren, wenn etwas nicht
    klappt. Das Leben ist ein Lernprozess und man muss ständig bereit sein
    zu Lernen.
    Gruß Rony!

  • Hallo Hartmut die Probleme sind die gleichen, aber man kann sachlicher und ruhiger sprechen und hat nicht mehr die Angst dass man irgendwo Flaschen findet. Ich habe mich aus meiner Rolle als Co ein wenig gelöst. Ich suche nicht mehr, ich schnuppere nicht mehr und ich kontrolliere nicht mehr. Entweder mein Mann schafft es mit Hilfe der Gruppe oder eben nicht. Ich habe aufgehört ständig zu fragen und zu überlegen ...

    die Probleme sind natürlich geblieben ... Verwandschaft, Geld, Gesundheit etc:)

    Alles Liebe

    Das Leben ist eine Brücke - Du kannst sie überschreiten. Aber baue keine Häuser auf ihr.

  • Meine Erwartungen ans trockene Leben waren groß. Endlich aufhören können und wieder fit sein. Ruhig schlafen können und den neuen Tag positiv beginnen. Das wollte ich und zwar schnellstmöglich. War nicht mehr fähig arbeiten zu gehen bzw. mich sonst irgendwie sinndvoll und produktiv zu beschäftigen. Die Sucht hatte mich zu sehr im Griff und ich habe so ziemlich alle anderen Interessen verloren.

    Nun, ich habe lernen müssen, dass ich meine Erwartungen in der Anfangszeit zu hoch angesetzt hatte. Ich war monatelang viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt, trank aber nicht.

    Inzwischen kann ich mich aber immer mehr über mein trockenes Leben freuen. Mir geht es gut und ich habe endlich wieder Lust Dinge anzugehen und die auch durchzuziehen. Ich arbeite in meiner Wohnung, die wieder ganz passabel aussieht. Nehme mir die Zeit, die ich für meine Arbeiten brauche und überstürze nichts.

    So, ich häng mich jetzt an die Bohrmaschine. Will noch ein Netzwerkkabel verlegen.

    Viele Grüße von
    Dirk (im 11. Trockenheitsmonat)

    »Entscheide Dich, ob Du leben oder sterben willst ... nur darum geht es« (aus "Die Verurteilten")

  • Hallo,

    also ich trinke seit dem mein XY trocken ist auch absolut gar nichts mehr...bei mir in der Wohnung gibt es auch keinen Alkohol

    Dachte am Anfang auch...er trinkt nicht mehr, jetzt ist alles gut.

    Oh nein...es ist zwar schön, dass er nichts mehr trinkt...und doch müssen viele Dinge aufgearbeitet werden..er und auch ich.

    Wir gehen zusammen in eine SHG und haben unser Leben grundlegend verändert.
    Auch die alten Freunde gibt es nicht mehr...und alle die es wissen wollen erzählen wir auch, dass er trocken ist und es in unserer Gegenward nicht mehr getrunken wird.

    Es ist noch frisch...gerade mal 4 Monate...und ich denke, dass gerade am Anfang sehr stark dadrauf geachtet werden soll.

    Lieben Gruß
    Monty

    Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet, ist es zwecklos, sie anderswo zu suchen

  • Mein Nickname sagt es eigentlich schon: Lebenshunger - ich erwarte, dass ich mein Hunger auf LEBEN stillen kann. Es ist schon eine beschissene Situation früh oder mittags aufzuwachen und down zu sein, sich erstmal "vom Schlafen" regenerieren zu müssen oder besser gesagt vom Saufabend. Also geht da schon in den ersten Stunden (!!!) nix - ich erlebte nichts und gammelte nur herum. Abends nach der Arbeit mit dem ersten Bier auf der Couch "abgekackt" - allein (!!!) ...und die Freunde auf ein anderes Mal vertröstet... Was ist das für ein Leben?! Das kann doch nicht alles gewesen sein!

    Ich erwarte von mir, die nötige Energie inne zu haben, um spontan Freunde zu treffen, um zu lesen, im Garten zu arbeiten, ein Musical oder ein Theaterstück zu besuchen, spazieren/ wandern zu gehen, etc. - alles das zu machen, wonach ich mich die ganzen 10 Jahre während meiner Sauferei zwar gesehnt habe, aber ich nicht imstande war.

    Ich erwarte, dass ich mir kein Kopf mehr machen muss, wie nach einem Saufabend: "Was hab ich gestern schon wieder vom Stapel gelassen?! Ach du Scheiße!!"

    Und damit verbunden erwarte ich insgeheim, dass sich mein Wesen / meine Art verändert - dass ich nicht mehr bis zum bitteren Ende diskutiere, dass ich bedacht und souverän an eine Sache heran gehe, usw.
    Aber ob das eintrifft??? Ich glaube, das ist mit sehr harter Arbeit (an mir) verbunden...

    Nicht zu vergessen, hoffe ich, dass meine Depressionen zurückgehen und ich insgesamt glücklicher, zufriedener und lebensfroher werde und vom Herzen wieder lachen kann.

    Viele Grüße von der Lebenshungrigen

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