Ist outen wirklich notwendig?

  • ja Du hast recht, es ist nicht mein Thread.
    Hiermit entschuldige ich mich bei cduck...

  • Hallo cduck,

    ich finde es gut, dass du dir heute schon Gedanken um Weihnachten machst und nicht erst 1 Tag vorher... das mal vorweg geschickt ;) Andererseits bedrückt dich das jetzt schon und von daher würde ich dir empfehlen, bevor sich noch mehr Druck aufbaut, ein Gespräch mit ihr gar nicht mehr so lange herauszuzögern. Alkoholabhängigkeit ist ja keine Willenschwäche, sondern eine Suchterkrankung. Wenn du dich dahingehend stabilisieren kannst, wird es dir vlt. leichter fallen drüber zu sprechen.

    Du schreibst:

    Zitat

    Ich glaube, es ist vor allem die Angst vor Vorurteilen...

    Das hatte ich auch lange in meinen Gedanken. Irgendwann ging mir auf, dass ich mich trocken sogar mehr schämte als zu der Zeit als ich noch getrunken habe. Und es vor allem meine alten Gedanken waren, die die Angst abgeurteilt zu werden schürte.

    Ich habe mich an das Outen langsam herangetastet, weil es mir selbst auch sehr schwer fiel. Meine Priorität war jedoch immer so, mich in der Reihenfolge zu erkennen zu geben, wo es gefährlich für mich werden könnte und so eventl. Hintertüren von vorne herein zu schließen.

    Rückblickend kann ich von mir sagen, dass grade mein 1. Weihnachtfest und Sylvester eine besondere Herausforderung war.

    Pass schön auf dich auf und deine frische Abstinenz.

    Schöne Grüße
    Maria

  • Zitat

    Rückblickend kann ich von mir sagen, dass grade mein 1. Weihnachtfest und Sylvester eine besondere Herausforderung war

    Und von daher halte ich es für gut, alle zusätzlichen möglichen Drucksituationen frühzeitig auszuschließen.

    Will dir ja keine Angst vor Weihnachten machen :) Hab´ mich da nur etwas ungünstig ausgedrückt.

    Maria

  • Hallo, lieber CDuck,
    na dann will ich mich mal in dieses heiße Thema einmischen, Co (aber die Partnerschaft beendet) und selber kein Freund von Alkohol, einfach weil er mir nicht schmeckt.

    Ich hatte immer Probleme weil ich nicht mittrank, wurde so ein bischen als Außenseiter betrachtet. War mir egal - musste es einfach sein. Als Teenager wurde man schon mit seiner Trinkfestigkeit gemessen.

    Heute als Teenagerspätlese gibt es viele Menschen um mich herum die ebenfalls keinen Alk mögen und auch nicht den Geruch daran. Ich finde Rum übel - sorry, und esse auch keinen entsprechenden Kuchen.

    Wobei mir immer Respekt verursacht hat wenn sich ein Mensch geoutet hat und gesagt hat ich trinke nicht mehr ich war Alkoholiker. Das heißt nämlich dass ein Mensch in der Lage ist sich zu reflektieren und etwas zu lernen, sich zu verändern.

    Ist klar, dass Du nach relativer kurzer Zeit noch etwas "wackelig" unterwegs bist in Sachen Vertrauen gegenüber der Umwelt. Aber ich denke, je offener man/frau sein kann, desto hilfreicher. Ich selber würde wenn ich das bei einem Freund wüßte ganz anders aufs Kochen achte als wenn es mir nicht bekannt ist. Ich würde dann eben auch Apfelessig verwenden und nicht den Brantweinessig. Wenn Deine Mutter aber nichts weiß (Obwohl es sie vielleicht stolz machen würde zu wissen was Du in der Lage bist zu schaffen) kann sie nicht mit Dir zusammen das Beste "erkochen".

    Lieben Gruß und viel Kraft wünscht Dagmar

  • Lieber CDuck!

    Ich habe mich geoutet und bin sicher nicht fertig damit.
    Ich stehe nicht vor eine Gruppe Menschen und rufe: Hey,Leute,hört mal hin.....

    Aber es gibt viele Begegnungen wo ich es lieber gleich sage.Allermeistens habe ich bisher nur Lob und Achtung bekommen.
    Anderen konnte ich direkt am Gesicht ablesen,dass ich da negativ klassiert wurde.Ja,dann habe ich gelernt,dass dieser Mensch mir sicher nicht helfen kann,die negativen Gefühle die er ausstrahlt tun mir nicht gut.

    Da kann ich mich distanzieren,mindestens bis ich etwas gefestigt bin.

    Und beim Arzt oder Zahnarzt ist es sehr wichtig dass wir sie informieren.

    Ich wünsche Dir viel Freude auf Deinem Weg!

    Herzliche Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hi!

    Zitat von cduck

    Ich habe halt noch große Hemmungen, mich als Alkoholiker zu bezeichnen.

    Vielleicht wird das ja mit der Zeit besser, wenn ich ein bisschen mehr Selbstvertrauen habe.

    Ich habe zunächst das Wort "alkoholkrank" verwendet, da es nicht so negativ besetzt ist wie "Alkoholiker". Inzwischen habe ich aber auch keine Probleme damit, mich als trockenen Alkoholiker zu bezeichnen.

    Eric

  • Hallo,

    ich will mal noch einen neuen Aspekt beleuchten. Ich habe in meiner ersten trockenen Zeit mitgeteilt, dass ich süchtig bin. Bei Menschen, die mir wichtig sind, habe ich aber auch mitgeteilt, dass Rückfälle zum Wesen der Krankheit gehören, ich mein Bestes tue um das zu verhindern, aber keine 100%ige Garantie oder gar ein Versprechen abgeben kann, dass ich trocken bleiben kann. Ich hatte den Eindruck besser verstanden worden zu sein und habe mich besser damit gefühlt, nicht nur wegen eines Versprechens trocken bleiben zu müssen. Ich bin es nur aus einem einzigen Grund geworden - wegen mir.

    Schönen Tag

    H.

    PS: Ich verspreche heute noch niemandem, dass ich trocken bleibe, außer mir selbst.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Guten Morgen cduck :)

    Aus eigener Erfahrung kann ich Dir nur raten Dich zu outen!

    Mir gingen die ewiegen Fragen: Warum, wieso trinkst Du keinen Alkohol mehr, auf die Nerven!

    Warum sollte ich mir Lügen einfallen lassen? Ehrlich? Es war mir zu stressig!
    Also habe ich offen gesagt, ich trinke nicht da ich alkoholkrank bin..Basta!
    Die Reaktionen war, wie hier schon in Deinem Thread, unterschiedlich.
    Doch damit kann ich leben.
    Im Übrigen, gab es zu 80% Verständniss, Anerkennung und gaaanz wichtig Unterstützung.

    Daher meine Bitte: Habe keine Angst oder Hemmungen!

    Lieben Gruß
    Preha

  • Hallo cduck,

    ich finde nicht, dass das Outen "notwendig" ist.
    Du musst ja gar nix. Und wenn du damit klarkommst, wie es ist, ist es doch gut.

    Ich bin seit ca. 9 Monaten ohne Alk unterwegs und es waren teilweise keine leichten Monate. Immer wieder hatte ich Gedanken an Alk und immer wieder hatte ich Zweifel an der Richtigkeit meines Tuns und an mir.
    Ich war manchmal froh, dass ich in "guten" Zeiten versucht habe, die Fallstricke wegzuräumen, die mich in "schlechten" Zeiten garantiert erwischen.
    Wenn die wichtigen Leute wissen, was mit mir los ist, brauch ich mich auch nicht verstecken, wenn es mir schlecht geht oder ich ein Problem mit der einen oder anderen Situation habe.

    Mich würde dieses Versteckenmüssen noch zusätzlich belasten.
    Ich möchte mir den ohnehin schon schweren Gang zu meiner Trockenheit so angenehm wie möglich machen.
    Dazu nehme ich die Peinlichkeit eines Outens erst mal in Kauf, weil es mir für die Zukunft einiges leichter macht.

    LG Penta

  • ... Nachtrag.

    Allerdings halte ich es auch für recht merkwürdig, wenn niemand anderes Bescheid weiß.
    Ist das Nichtouten dann vielleicht eine Folge des Nichtanerkennens der eigenen Alkoholkrankheit?
    Jedenfalls fällt es mir relativ leicht, mich zu outen, denn ich bin nun mal Alkoholikerin. Das ist für mich inzwischen fast normal.
    Es gehört ja nunmal zu mir dazu.

    LG Penta

  • Hey,
    es braucht seine Zeit, bis man erkennt, dass es viel angenehmer ist sich zu outen. Dazu gehört das Verständnis für die Krankheit. Wenn man Tatsächlich verinnerlicht hat, dass es eine Krankheit ist schämt man sich immer weniger dafür und die Schuldgefühle werden immer weniger.
    Ich habe mich bei einer Suchtpräventionsveranstaltung dieses Jahr auch öffentlich und in der Zeitung mit Namen geoutet. Natürlich hatte ich da vorher auch Angst davor aber jetzt geht es mir wunderbar und befreit dabei. Ich muss mir nie mehr überlegen wem sage ich es und wem nicht. Das Lügen sollte irgendwann ein Ende haben. Ich habe dadurch auch festgestellt das die Akzeptanz für unsere Krankheit viel höher war als ich dachte.
    Man muss sich allerdings ein wenig Zeit nehmen bis man so weit ist. Man muss aber auch aufpassen, dass man sich nicht in Gefahr bringt, z.B. man ist doch einen Kuchen weil die Angst und die Scham vor dem outen doch größer ist als die Angst vor einem Rückfall.
    So long
    haltet alle die Ohren steif

    Verbrannt und wieder auferstanden, wie Phönix aus der Asche

  • Hey Karsten,
    dito.
    Du bringst es auf den Punkt.
    Der letzte Satz spiegelt auch ganz deutlich wieder wie es auch mir geht.
    Gruß
    Markus

    Verbrannt und wieder auferstanden, wie Phönix aus der Asche

  • Hallo,

    kurzes Update: Habe heute mit meiner Mutter telefoniert. Ihr erklärt, dass ich seit Anfang September keinen Alkohol mehr getrunken habe und dass ich in regelmäßigem Kontakt mit der Suchtberatungsstelle stehe.

    Sie meinte, es sei sicher gut "sich mit Leidensgenossen auszutauschen".

    Gruß
    cduck

  • Oder hast du mehr erwartet?

    Es gibt leider sehr viele Menschen, die können sich niemals richtig in diese Krankheit hineinversetzen.

    Bei meinen Eltern liegt es vlt. auch am Alter, das sie nicht mehr weiterdenken lässt. Beziehungsweise immer wieder zurückfallen lässt, ins alte Raster.

    Oder ist es einfach Unsicherheit gegenüber der "Krankheit"?

    Vlt. erwarten wir "Trockengelegten" (da fühle ich mich als Co genauso) einfach zu viel?

    Aber - es ist ja nicht ihre Sache, sich damit auseinanderzusetzen.
    Wir sind ja die Kranken.

    Trotzdem - für DICH war es gut, dass du dich geöffnet hast! Denke ich jedenfalls. Und wünsche dir weiterhin noch ganz viel Mut dazu!!!!!!!!!!!

    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • hallo

    also mir hat meine offenheit schon das leben gerettet, auf einer feier, ( die ich nach jahren der abstinenz und gefestigt! besucht habe) fand es jemand lustig mir vodka in meinen saft zu schütten. ich hatte es nicht gesehen, aber andere. die haben das glas ausgeschüttet und den netten mitmenschen hinaus begleitet. wo wäre ich wenn ich nicht offen gewesen wäre???

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Ja, ich denke, ich hatte mehr erwartet. Sowas wie ein Anzeichen von Freude oder Anerkennung oder eine Ermunterung auf dem richtigen Weg zu sein.

    Aber ihr habt recht: Es ist nicht ihre Krankheit. Und vielleicht traut sie dem Braten ja auch noch nicht so recht. Es war leider auch keine Zeit mehr, da sie einen Termin hatte.

    Und ich bekomme ja Anerkennung von anderen Menschen: Von meinem Arzt, von einer Bekannten und von meinem Suchthelfer.

    Jedenfalls ist es gut, dass ich keinen Alkohol mehr im Haus habe. Denn wenn ich noch trinken würde, dann hätte ich gestern nach dem Gespräch was getrunken.

    Gruß
    cduck

  • hallo cduck

    mach dir keinen kopf wegen sowas, was du momentan für eine arbeit leistest kann sowieso nur der nachvollziehen der den weg schon gegangen ist. unverständniss, angst, vielleicht auch die frage wo ist mein anteil an der krankheit meines kindes, lassen manche menschen manchmal merkwürdig reagieren. du weißt seit längerem das du krank bist, gib den anderen die zeit das zu verstehen und zu verarbeiten. irgendwie ist diese erkenntniss ja auch ein schock für die familie. damit müssen sie sich auch erst mal auseinander setzen. schau was gut und richtig für dich ist, das andere ist nicht dein problem.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

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