wer nicht jeden Tag trinkt ist kein Alkoholiker

  • Guten Abend,
    heute war ich bei meinen Eltern und musste mir anhören, was ich für ein böser Mensch bin, weil ich mich ja von meinem Partner getrennt habe.
    Die paar Mal, die er die Kontrolle verloren hat sind ja nicht so schlimm. Jeder trinkt mal und ist betrunken. Außerdem trinkt er ja nicht jeden Tag (sondern nur alle 2 Monate ein Totalabsturz an dem ihn nichts mehr halten kann). Nur einer, der jeden Tag säuft ist ein Alkoholiker. Ich solle mich zusammenreißen und auch an meine Tochter denken etc.
    Dieselben Sprüche auch von meiner Schwester.
    Eine Bekannte sagte, sie "glaube", dass ihr Vater auch Alkoholiker sei. Er trinkt 2mal die Woche bis er sternhagelvoll ist.
    Ist diese Unwissenheit wirklich so verbreitet.
    Jedenfalls bin ich jetzt die Doofe bei meiner Familie und auch bei seiner.
    Bei ihm sowieso.
    Keiner versteht mich.
    Schmerzt schon sehr.

  • Moin Rumpelchen!
    Erst einmal tut es mir sehr leid, dass Du so rücksichtslos behandelt wirst von engen Verwandten/Freunden.
    Nur leider ist diese Meinung extrem verbreitet. "Alkoholiker sind nur diejenigen, die unter der Brücke schlafen und jeden Tag voll sind". Leider! Ich bin auch so manches mal fassungslos über die angebliche Sorglosigkeit der Mitmenschen.
    Nun weiß ich ja am eigenen Leibe, was es heißt, Alkoholikerin zu sein. Und ich habe damals nicht jeden Tag bis zur Besinnungslosigkeit getrunken und einen Job hatte ich auch.
    Ich weiß nicht so genau, was ich Dir raten soll. Vielleicht kannst Du mit Deiner Familie noch einmal in Ruhe über das Krankheitsbild Alkoholismus reden und ihnen erklären, dass gerade die Menschen, die scheinbar noch alles unter Kontrolle haben, bereits schwer abhängig sein können.
    Lieben Gruß,
    Michi

    never give up

  • Servus Rumpelchen,

    ganz ehrlich: hast Du etwas anderes erwartet?

    Was hält die Fmailienkrankheit "Alkoholismus" denn am Leben? Genau: das Schweigen, das lügende Verschweigen der Wahheit.

    Und genau dieses Muster hast Du für Dich jetzt durchbrochen. Und damit bringst Du ein seit langer Zeit gepflegtes Lügengebilde, in das viele Menschen vertrickt sein können, zum Einsturz. Dazu kommt, dass Alkoholismus gesellschaftlich "geächtet" ist, nahezu ein Tabu ist.

    Erwartest Du allen Ernstes, dass dieses Umfeld nun "Juhu" schreit, wenn offenbar wird, was seit langem im Dunklen bleiben sollte?

    Nicht wirklich...

    Und noch etwas: Du hast für Dich Deine Schmerzgrenze erfahren, Du hast für Dich gesagt, das "es langt". Was für Dich "zu viel" ist, kann für andere noch weit entfernt von einem persönlichen Tiefpunkt sein, an dem sie das Handeln begännen. Also wirst Du auch aus diesem Aspekt nicht viele "Mitstreiter" für "Deine Sache" finden.

    Daraus resultiert, dass Du Deinen Weg für Dich finden musst. Fakt ist: mit Alkohol taugt es nicht, nicht für Dein Empfinden, nicht für Dein Leben.

    Und das alleine zählt!

    Du bist niemand "Rechenschaft" schuldig, auch nicht Deinem Partner. Wenn er mit dir leben will, dann halt nur noch komplett ohne Alkohol. Wenn er das nicht will oder nicht kann, dann ist das seine Entscheidung, nicht Deine.

    Also, begib Dich nicht in eine Rechtfertigungsposition, lass Dich nicht in eine "Schuldigenrolle" drängen, und lass Dir kein "X" für ein "U" vormachen: Deine Entscheidung ist für Dich richtig, für nichts und niemand anders muss sie passen, und sie ist Dein gutes Recht.

    Ach ja, und immer daran denken: andere Menschen haben sehr oft gar kein Interesse, sich mit der Suchtproblematik auseinanderzusetzen. Sei es, dass sie ihren eigenen Konsum dann mal genauer betrachten müssten, sei es, dass sie einfach keine Lust haben. Auch das ist legitim. Es ist ja deren Leben, nicht Deines.

    LG
    Spedi

  • Erwartest Du allen Ernstes, dass dieses Umfeld nun "Juhu" schreit, wenn offenbar wird, was seit langem im Dunklen bleiben sollte?

    Nicht wirklich...

    Ja, das kann ich nicht erwarten, das habe ich nun auch eingesehen.

    Wäre schön, wenn es wie bei Dir enden würde - aber ich glaube es nicht.
    Er sagte schon, dass er sich sein Bier nicht nehmen läßt.

    Frage mich trotzdem was das alles mit mir zu tun hat. Warum habe ich diesen Mann angezogen.

    Meine Hochachtung vor Deinen Mann und auch vor Dir.

  • Hallo Rumpelchen
    kennt Deine Familie Dein Leidensweg?. Ich denke es ist bei Dir so wie bei mir und fast allen anderen.
    Ich habe meiner Familie nichts erzählt, einerseits weil ich mich geschämt habe, aber auch weil ich den Schein von glücklichen Familie wahren wollte und natürlich auch, weil ich meiner Mutter keinen kummer bereiten wollte.
    Einmal, wo es mir ganz ganz schlecht ging, habe ich mich bei meiner Mutter ausgeweint. Sie wollte mich aufmentern und trösten und sagte, dass es zwar schwer ist aber als Frau muss man da durch.
    Ich war dann sauer, weil ich schon damals mich trennen wollte, aber immer noch auf einen fremden Schubser gewartet habe. Ich kann es jetzt erkennen, sie könnte mir nichts anderes sagen, sie war ja selber Co, sie hat nicht anders gelernt, und wegen trinken den Mann verlassen? Nööö, das war nicht drinn
    Als ich mich getrennt habe, hat mein Ex sie angerufen und weinend erzählt, ich würde die ganze Familie kaputt machen, ich gehe fremd und und und.
    Sie ist aus allen Wolken gefallen. Ich habe ihr dann alles erzählt, so wie ich der ganzen Familie alles erzählt habe, und... alle stehen hinter mir. Sogar meine Schwiegermutter, die sagt, sie wird ihn immer lieben, er ist ihr einziger Sohn, sogar sie sagt, ich habe das richtige getan.

    Was ich damit sagen wollte, hast Du erzäht wie schlecht es Dir geht? Du musst Dich nicht rechtfertigen, aber Du hast Recht Deine Sicht der Dinge darzustellen.

    Und eins nochmal - es geht um Dich, um Dein Leben, das sollte das wichtigste sein, nicht das was die anderen sagen oder denken.

    LG Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • öhm, rumpelchen... also, ich wie soll ich sagen: ich bin selbst ein Mann... mit einem Mann an meiner Seite kann ich also nicht dienen, aber eine ehemals Co-abhängige Ehefrau hätte ich anzubieten... geht das auch? :oops::P

    LG
    Spedi

    P.S.: warum Du "ihn" Dir ausgesucht hast - nun ja, war es Dein erster Alkoholiker/Suchtkranker? Oder hattest Du schon öfter Beziehungen zu Menschen "dieser Art"?

  • Liebe Rumpelchen,

    das ist hier schon der weißnichtwievielte Thread, den du aufmachst. Zum besseren Verständnis, zum Lesen und Erfahren deiner Dinge finde ich es besser und sinnvoller, wenn du jetzt in einem deiner Threads bleibst und weitermachst. Du kannst doch da auch in ein- und demselben Fädchen mehrere deiner Probleme ansprechen und Feedback erhalten.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Zitat von rumpelchen

    Außerdem trinkt er ja nicht jeden Tag (sondern nur alle 2 Monate ein Totalabsturz an dem ihn nichts mehr halten kann). .

    - edit, bitte nichts aus dem Internet hier einstellen, sondern EIGENE Erfahrungen, danke, Linde -

    Ich glaube das könnte zutreffen.
    LG Bernd

  • Zitat von Spedi


    ich bin selbst ein Mann... mit einem Mann an meiner Seite


    sorry, habe deinen Nutzernamen gesucht und dabei Spedi mit "y" geschrieben. Dabei bin ich auf die Geschichte von eben dieser Frau gestoßen.
    Trotzdem alles Liebe.

  • Zitat von Aurora


    das ist hier schon der weißnichtwievielte Thread, den du aufmachst.


    Danke für die Kritik.
    Ich bleibe in einem Tread. Mal sehen in welchem.
    Kann ich die auch zusammenfassen?

  • Zitat von Spedi

    edi
    nun ja, war es Dein erster Alkoholiker/Suchtkranker? Oder hattest Du schon öfter Beziehungen zu Menschen "dieser Art"?


    Ein Alkoholiker ist es zum ersten Mal. Habe vorher auch so gedacht, wie meine Familie.
    Aber andere Männer die nicht zu mir passten hatte ich schon einige.

  • Hallo rumpelchen,

    nein, kannst du nicht.

    Ich auch nicht... :lol:

    Aber du kannst mir eine PN schicken, welche ich abschließen kann.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • hallo rumpelchen,

    find ich auch klasse, wenn du dich für einen tread entscheidest und dann dort weiter schreibst. das gibt dir die bessere chance dich selbst zu reflektieren, dann kannst du dein geschriebenes auch mal zurrückblättern und lesen, dabei erkennen ob du schon weiter gekommen bist oder wo du stehen geblieben bist. es ist wesendlich übersichtlicher in einem einzelnen tread zu lesen.

    lieben gruß melanie

  • Was Bernd in seinem (mittlerweile editierten) Beitrag ausdrücken wollte, war, dass es sehr verschiedene Formen gibt, iin die sich Alkoholismus ausdrückt, (auch wenn die zitierte Jelinek-Einteilung mittlerweile nicht mehr dem neueste Stand entspricht, ganz einfach weil daraus therapeutisch nichts folgt).

    Es gibt Spiegeltrinker, Rauschtrinker & Quartalssäufer, es gibt Mischformen.
    Entscheidend ist jedoch, dass du unter diesem Verhalten leidest & dass du nicht mehr bereit bist, das hinzunehmen.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Zitat von Dante

    Was Bernd in seinem (mittlerweile editierten) Beitrag ausdrücken wollte, war, dass es sehr verschiedene Formen gibt, iin die sich Alkoholismus ausdrückt, (auch wenn die zitierte Jelinek-Einteilung mittlerweile nicht mehr dem neueste Stand entspricht, ganz einfach weil daraus therapeutisch nichts folgt).

    Es gibt Spiegeltrinker, Rauschtrinker & Quartalssäufer, es gibt Mischformen.
    Entscheidend ist jedoch, dass du unter diesem Verhalten leidest & dass du nicht mehr bereit bist, das hinzunehmen.

    Ja genau.

    Und Sorry Linde,habe vergessen das ich hier nichts reinkopieren darf :)

  • wenn ich mir die Male in Erinnerung rufe, wo er nicht mehr aufhören
    konnte.
    Frage mich, wie es jetzt weitergeht. Ich habe es mir so vorgestellt, dass er sagt,
    ja, das ist mir auch schon aufgefallen, dass ich nicht mehr aufhören kann.
    Ich werde mal testen, wie lange ich ohne Alkohol auskomme.
    Sollte ich wieder so ein starkes Verlangen haben und nicht mehr aufhören können, gehe ich sofort zum Arzt und lass mich entgiften bzw. mach eine Therapie - und alles wird gut. Ich bin wieder der Alte und wir können unsere Beziehung fortsetzen.

    Nun muss ich sehen wie ich alleine klarkomme. Toll...

  • Hallo Rumpelchen

    Solange Du Dir nur Gedanken um ihn machst, was er machen würde/sollte/müsste, bist Du ganz weit von Dir entfernt.

    Nun muss ich sehen wie ich alleine klarkomme. Toll...
    Ja. das ist toll. Dann kannst Du selber bestimmen was Du willst uns was Du brauchst. Da ist endlich Jemand der gut mit Dir umgeht. Da bist Du nicht abhängig von anderen. Und das, glaube mir, das ist wirklich TOLL

    LG Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • Hallo Rumpelchen,

    genau das wollte ich wie Grazia eben auch sagen bezüglich deinem letzten Satz!
    Es ist super toll und wahnsinnig schön allein klarzukommen :D

    Viel Glück und Kraft!

  • Hallo Rumpelchen,

    ich kann deine Gedanken gut verstehen. Die Gedanken, dass er von selbst darauf kommt, aufhört, sich behandeln lässt und alles wieder ist wie am Anfang...

    Ich habe damals versucht, ihn dahingehend zu beeinflussen, ihn unter Druck zu setzen mit verschiedenen Mitteln. Ich habe es mit Kontrolle versucht, mit Heulen und Schreien und sonstwas. Hat nix genützt, und hinterher fühlte ich mich schlechter als vorher.

    Ich hatte zu viel Angst vor dem, was die Konsequenzen sind. Wenn er eben nicht aufhört, wenn er immer tiefer in die Sucht sinkt. Ich habe alles versucht, ihn daran zu hindern. Denn ich wollte doch nichts verändern an meinem Leben.

    Denn die Konsequenz von allem war doch, er macht es nicht nach meiner Vorstellung, denn er ist ja erwachsen und entscheidet für sich selbst. Und deshalb wusste ich eines Tages, ich muss nun für mich selbst klarkommen. Als ich das merkte, wie gut mir das tat, wie viel Entlastung ich auf einmal hatte, wie der Druck weg war, einfach, wie schön doch das Leben war und ist, da war das toll.

    Du schaffst das!

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

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