Wie soll ich mich denn nur verhalten?

  • Hallo liebes Forum,

    in der letzten Zeit habe ich mich hier hin und wieder ein wenig umgeschaut, und mir gefällt der Austausch sehr gut.

    Ich bräuchte Euren Rat, da ich vor einiger Zeit einen Alkoholiker kennen gelernt habe, den ich sehr mag und mit dem sich im Laufe von mehreren Monaten ein enger Kontakt entwickelt hat. Leider weiß ich manchmal nicht recht, wie ich mich verhalten soll, wo ich Rücksicht nehmen, wo ich etwas fordern und wo ich mich klar abgrenzen soll/darf.

    Wenn Ihr erlaubt, schildere ich kurz die Situation:
    Wir haben uns im Internet, eigentlich über Gemeinsamkeiten im Musikgeschmack kennen gelernt. Etwa drei, vier Monate war es ein eher sporadischer Kontakt, dann wurde es langsam intensiver und immer vertrauter, und seit etwa 1,5 Monaten chatten oder telefonieren wir beinahe täglich. Vor zwei Wochen haben wir uns das erste und bisher einzige Mal getroffen.

    Ich wusste schon immer, dass er schwerer Alkoholiker ist. Eine Beziehung kam für mich vor dem Hintergrund nicht in Frage (das sah er genauso), aber dass er mir nah gekommen war, konnte ich eben nicht mehr ändern. Deshalb wollte ich ihn auch gerne einmal persönlich sehen. Als wir uns trafen, war ich ziemlich schockiert von seiner Erscheinung. Es war naiv, mir darüber keine Gedanken gemacht zu haben, denn immerhin hatte er über viele, viele Jahre hinweg eine Flasche Wodka jeden Abend getrunken. In den etwa zwei Wochen vor unserem Treffen glücklicherweise meistens nur ziemlich viel Wein, weil die Blackouts mit dem Schnaps bei unseren Gesprächen zu unschön waren.

    Zwar kenne ich einige Leute, die zuviel Alkohol trinken, aber solche äußeren Auswirkungen gibt es da nicht. So etwas kannte ich bis dahin nur von den Obdachlosen auf der Straße. Es war für mich sehr schwer, das mit anzusehen. Er sah so krank aus und tat mir sehr leid. In dem Moment spielte der Gedanke an eine Beziehung erst recht keine Rolle mehr, weil er zu krank und schwach wirkte. Aber ich mag ihn und habe nach unserem Treffen auf ihn eingeredet, dass er sich Hilfe suchen solle. Ehrlich gesagt, war es mir egal, ob ich ihm auf die Nerven falle, denn nichts sagen hätte ja denselben Effekt gehabt. Meiner laienhaften Einschätzung nach würde er keine fünf Jahre mehr leben, wenn er so weitermacht.

    Bei meinem Reden dachte ich eher an eine geplante Entgiftung und Entwöhnung, wie man das eben so in den Medien liest, vorbereitet sowohl mental wie auch logistisch. Außerdem fand ich auch wichtig, dass er zunächst einen richtigen eigenen Willen entwickelt. Umso überraschter war ich, als er zwei Tage später einfach mit dem Trinken aufhörte. Ich machte mir wieder Sorgen, weil ich aus den Medien weiß, dass das sehr gefährlich werden kann. Aber stationär oder andere therapeutische Begleitung kommen für ihn momentan nicht in Frage. Da hat er mir eine sehr deutliche Abfuhr erteilt. Inzwischen trinkt er seit fast zwei Wochen nicht mehr.

    Dadurch sind wir uns noch viel näher gekommen. Vielleicht hatten wir uns vorher schon ein bisschen ineinander verliebt, aber jetzt erst können wir es uns eingestehen.

    Mir machen aber ein paar Dinge Sorgen:
    Er sagt, dass er zuerst nur für mich aufgehört habe zu trinken, es für sich nie getan hätte. Inzwischen tue er es für uns, weil er mit mir zusammen sein möchte. Ich sage in gewissen Abständen immer wieder, dass das zuviel Verantwortung für mich sei und er noch mindestens zwei Sicherheitsnetze spannen solle, vielleicht therapeutisch und etwas wie Yoga oder dergleichen. Das sieht er zwar ein, möchte es momentan aber noch nicht.
    Des Weiteren kämpft er mit Stimmungsschankungen, ist oft traurig, leidet darunter, dass wir so weit auseinander wohnen und und und. Ich bin derzeit ständig darum bemüht, ihm alle Ängste, Zweifel und die Traurigkeit zu vertreiben, ihm Kraft zu geben, damit es ihm gut geht. Das klappt auch meistens. Aber so langsam mache ich mir Gedanken, ob das nicht viel zu einseitig ist. Er gibt mir auch viel, ich fühle mich wohl und nah, aber es geht immer nur um ihn. Gestern war ich beispielsweise ziemlich niedergeschlagen, da wollte er sich schnell verabschieden und mir überhaupt nicht zur Seite stehen. Ich bin nicht der Meinung, dass man immer zum selben Zeitpunkt gleich viel geben muss. Klar, braucht er mich momentan vielleicht mehr. Aber wenn sich das so einpendelt, kann es doch keine ausgeglichene Beziehung werden. Ich möchte keinesfalls so etwas wie eine Krankenschwester sein.

    Ich habe schon gelernt, dass man vermeiden sollte, Druck auszuüben. Aber an welchem Punkt und wie kann ich liebevoll klar machen, dass ich Grenzen habe? Ab wann kann ich verlangen, dass er mehr Verantwortung übernimmt, für sich, für mich in gewisser Weise und für uns?

    Es ist alles sehr frisch, sowohl die Trockenheit als auch die Liebe. Deshalb bin ich eigentlich auch froh über die räumliche Trennung, weil ich denke, dass er, aber ich auch aus anderen Gründen, zunächst eine eigene Entwicklung machen müssen, bevor wir für einander bereit sind. Das habe ich ihm schon gesagt, aber es macht ihn sehr traurig.

    Ich hoffe, meine Schilderungen sind einigermaßen verständlich und nicht zu wirr. Ich würde mich wirklich sehr darüber freuen, wenn der eine oder andere von Euch dazu ein paar Gedanken niederschreiben würde. Dafür ganz lieben Dank im Voraus.

    Susi

  • Hallo Susi,

    willkommen hier im Forum.

    Das ist einen schwierige Situation in der Du steckst. Hat Dein Freund denn einfach aufgehört zu trinken oder hat er sich auch noch andere Hilfen geholt - sprich möchte er jetzt trocken und abstinent leben?

    Besonders wenn jemand viel und über einen längeren Zeitraum getrunken hat, ist das Leben ohne Alkohol anfangs anstrengend. Kannst ja mal den Alkoholiker lesen, die gerade aufhören zu trinken, wie es ihnen geht.

    Jetzt ist der ganze Fokus auf ihn gesetzt und das ist auch normal, da ist gar kein Raum für andere und da kannst nur Du für Dich gucken, ob Du das tragen kannst und willst.

    Eine äusserst gefährliche Situation für Dich. Ich kann nur sagen, pass auf Dich auf!

    Ich würde zumindest die klare Ansage hören wollen, dass er bekennender Alkoholiker ist, jetzt trocken werden möchte und sich alle erdenkliche Hilfen für sich holt. Wenn er nicht bereit ist, dass zu tun, dann würde ich in die Distanz gehen.

    LG Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Liebe Martha,

    vielen Dank für Deine schnelle Antwort.

    Er hat einfach aufgehört zu trinken und möchte momentan keine professionelle Hilfe. Er liest viel und beschäftigt sich geistig mit neuen Dingen. Das finde ich schon mal sehr gut. Er möchte trocken bleiben, insbesondere weil er weiß, dass ich niemals mit ihm zusammen bliebe, wenn er wieder richtig anfinge. Rückfälle gehören ja wohl zum Krankheitsbild, das habe ich schon gelesen. Wenn es passieren sollte, wüsste ich aber dennoch nicht, wie damit umgehen.

    Er weiß, dass er schwerer Alkoholiker ist. Da gibt es keine Zweifel und keine Schönrederei. Er weiß auch, dass ein bisschen trinken nicht geht. In der Beziehung ist er sehr realistisch.

    Nur bei der Hilfe finde ich ihn nicht so realistisch. Ich denke, er bräuchte professionelle.

  • Liebe Susi,

    dass schätzt Du ganz richtig ein, dass er professionelle Hilfe bräuchte. Es gibt den wahren Spruch: beurteile einen Alkoholiker nicht nach seinen Worten, sondern Taten.

    Aus meiner Sicht ist es im Alleingang nicht zu schaffen, auf Dauer trocken zu bleiben. Bei einem Rückfall würde ich sofort gehen.

    Deine Gedanken die Du hast sind alle vollkommen richtig, lass Dich nicht von ihnen abbringen.

    LG Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Liebe Susi,

    ich bin Alkoholikerin und erst seit 20 Tagen trocken. Bis Mitte Februar habe ich literweise Wein und auch ab und zu Schnaps getrunken und das schon seit 10 Jahren (wobei sich die Mengen im Laufe der Zeit steigerten). Aufhören wollte ich schon seit langer Zeit, hatte aber nicht die Kraft dazu. Ein kalter Entzug (also ohne Hilfe) scheiterte nach sechs Wochen kläglich. Hätte ich nicht eine so liebe Familie, die ich nicht mit in den Abgrund ziehen will, und einen so großen Leidensdruck, würde ich auch heute noch trinken. Ich habe mir professionelle Hilfe geholt. Das heisst für mich erstmal viele körperliche Untersuchungen, regelmäßiges Treffen in einer Selbsthilfegruppe, Vorbereitung der Langzeittherapie in einer Suchtberatungsstelle, Termine beim Psychologen. Selbst mit diesem Programm bin ich noch verunsichert, ob ich es schaffe und habe mich deswegen auch hier angemeldet. Ich baue mir möglichst viele Sicherungen für ein trockenes Leben. Meinen Mann beziehe ich mit ein in mein Trockenwerden, damit er versteht. Wir gingen gemeinsam zum Hausarzt, zur Suchtberatungsstelle und morgen zur Selbsthilfegruppe. Aber ich bin allein verantwortlich dafür, dass ich trocken werde.

    Ich will das schaffen, aber versprechen kann ich nichts. Wenn mein Mann mich weiterhin begleitet, bin ich dankbar - mein Rettungsanker ist er aber nicht, darf er gar nicht sein. Ich bin Alkoholikerin und denke, so wie Du schreibst, wird es nicht klappen. Du wirst und sollst der Rettungsanker sein und daran kannst Du zerbrechen. Wie Martha schreibt, es ist gefährlich für Dich, pass auf Dich auf.

    Liebe Grüße
    Skana

  • Hallo Susi

    Deine Geschichte berührt mich. Hat auch einige Parallelen zu meiner. Bis auf die Tatsache, dass mein ehemaliger Partner nicht den Mumm hatte, mir mitzuteilen, dass er seit ca. 10 Jahren Alkoholiker ist und nach längerer Kennenlernphase (auch Internet), auch mit Besuchen, mit ganz viel und täglichem Austausch zu mir gezogen ist. Viele km von seiner Heimat weg. Er ist ab und an die erste Zeit zu beruflichen Engagements in seine alte Heimat. Erst als dies wegfiel ist mir eine Veränderung aufgefallen und es kam eben heraus, dass er Alkoholiker ist. Er selber hat es mir nicht gebeichtet. Zuerst liess er mich und seine Eltern im Glauben, er habe zu trinken aufgehört (seit er mich kennt - so war die Geschichte seinen Eltern gegenüber) und leide unter dem Druck trocken zu bleiben. Ich würde zu viel Druck auf ihn ausüben, zu viel Verantwortung, zu viel Alltag, etc...und so gerate er in Gefahr zu trinken. Was hab ich mir für Vorwürfe gemacht und Sorgen. Er erzählte, er habe alleine den Entzug gemacht. Er braucht keine Hilfe. Er schafft es ganz alleine. Ich habe alles geglaubt. Mich parallel hier reingelesen und je länger wie mehr ist die ganze Geschichte zusammen gefallen. Er hat gar nie aufgehört gehabt mit dem Trinken. Er hatte das Problem, dass die Auszeiten von Familie wegfielen und er nicht mehr versteckt trinken konnte. Da geriet er in enormen Druck und so kam es zu einer enormen Veränderung in seinem Wesen, seinem Auftreten, aber auch bei seinen Gefühlen. Ich stand und stehe praktisch zwischen ihm und der wundervollen Geschichte von einem Mann, der er sein möchte, sowie im Weg, weil ich ein weitertrinken nach alter Gewohnheit und versteckt niemals mitmache. Somit sind seine Gefühle mir gegenüber nicht mehr vorhanden. In diesem Kampf gewinnt immer der Alkohol.

    Ich schreibe Dir diese meine Geschichte, um Dich vorsichtig werden zu lassen. Im Nachhinein würde ich NIEMALS einem Alkoholiker glauben, dass er ernsthaft trocken ist oder werden will, wenn er behauptet, er macht das alleine auf seine Art und Weise. Ohne fachliche Hilfe, ohne Selbsthilfegruppe, ohne med. Begleitung, ohne ernsthafte Arbeit an sich selber und ganz klare konsequente Schritte und Einsichten. Ich war, was Alkohol betrifft geradezu verblödet naiv. Ich habe in der Tat überhaupt nichts bemerkt.
    Und wie das Forum hier mich auch lernte: Ein Alkoholiker wählt sich nicht von ungefähr seinen Partner. Menschen wie ich und ev. auch Du bringen die idealen Voraussetzungen einer Co. Gemeinschaft. Pass also gut auf Dich, Dein Leben, Deine Grenzen auf.
    Mich hat die Liebe zu diesem nach wie vor wundervollen Mann (wenn er sich selber ist; wenn der Kern dieses Menschen eine Chance hat und die Euphorie der Verliebtheit eben noch da ist...) fast zu Grunde gerichtet. Ich habe mich praktisch mit meinen Bedürfnissen und Grenzen aufgelöst aus Liebe zu ihm. Eine Suchtkrankheit frisst die Seele und alle Energie sowie die ganze Liebe und Zweisamkeit auf; teilweise auch den Geist. Nicht nur des Suchtkranken, leider auch der Menschen, die einen Suchtkranken lieben und sich emotional nicht abgrenzen können (ein liebender Partner ist schon alleine durch diese Emotionalität, Nähe und die Liebe nicht fähig, seinem suchtkranken lieben Menschen zu helfen....so traurig dies auch ist). Die Gefahr in diese Lawine mitgerissen zu werden und sich zu verlieren ist gewaltig. Alleine kommt ein Mensch aus so einer Sucht nicht raus. Davon bin ich absolut überzeugt. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Du da reingerissen wirst in einem ungesunden, tief verletzenden und sehr gefährlichen Mass ist auf diese Art und Weise zu hoch. Wenn er wirklich von seiner Sucht weg will, dann alleine. Dann mit fachlicher Hilfe. Dann in jeder Konsequenz. Ihr könnt in Kontakt bleiben. Dies ist die einzig gesunde Stütze in dieser Zeit, die Du ihm geben kannst. Wenn er will, kannst Du ihn auch zu gewissen Terminen mit der Zeit begleiten. Aber ER ALLEINE ist in der Handlungsnot. Für SEIN LEBEN. Und erst wenn er dieses wiedergewinnt. Dann kann er es auch mit einer Partnerin/Dir teilen, geniessen, verplanen.
    Alles andere ist, wie Meilnak hier so schön und desillusionierend ausdrückt: eine Seifenblase! Eine verdammte schmerzhafte; eine die Dich schnell zu einem Menschen formt, von dem Du gar nicht wusstest, dass Du zu solchen (Verzweiflungs-) Taten, Worten, Handlungen fähig bist.

    Alles Gute Dir!
    freigeist

  • Vielen lieben Dank für Eure Antworten Skana und Freigeist.

    Freigeist, ich habe auch ein bisschen in Deinem Thread gelesen. Das ist wirklich sehr, sehr traurig.

    Es ist gut, dass Ihr das alles noch einmal so deutlich schreibt, so dass bei mir in bestimmten Situationen hoffentlich rechtzeitig die Alarmglocken klingeln. Dennoch würde ich gerne noch einmal fragen, wie ich mich denn konkret verhalten soll. Ich habe nämlich z.B. auf der Seite von einer Alkoholklinik gelesen, dass Rückfälle zur Krankheit gehören. Zwar ziehen diese dort selbstverständlich Sanktionen nach sich, aber sind nicht das Ende der Fahnenstange. Auch wurde mir gesagt, dass Alkoholiker i.d.R. mit Druck nicht umgehen können, dass es keinen Sinn hat, ihn aufzubauen bzw. eher im Gegenteil.

    Samstagabend hatten wir ja ein bisschen Disharmonie am Telefon, weil ich enttäuscht war, dass er mich nicht auffangen konnte. Sie Stimmung zog sich noch in den Sonntag per SMS. Gestern Abend war es dann wieder ok am Telefon. Da hat er von sich aus gefragt, was ich genau mit den Sicherheitsnetzen meinte und stand therapeutischer Hilfe und einer zusätzlichen SHG gar nicht mehr so ablehnend gegenüber wie vorher. Das hat mich gefreut. Hoffentlich folgen Taten.

    Ich bin ganz und gar nicht bereit, mich aufzugeben. Aber wenn es nicht sein muss, möchte ich nicht alles falsch machen. An Pfingsten wollen wir uns wiedersehen, wenn bis dahin alles gut bleibt.

    Liebe Grüße

    Susi

  • Hallo,

    als ich trocken geworden bin, musste alle Energie auf die Veränderungen in meinem Leben verwenden. Eine neue Beziehung war da nicht drin.
    Bevor ich trocken geworden bin, habe ich einige Trinkpausen gemacht, um mir und anderen zu beweisen, dass ich es kann. Das hat aber nur mit Aushalten zu tun und nicht mit Veränderung. Aber ich habe mich und andere immer wieder belogen.

    Schönen Tag

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Huhu Susi,

    ich möchte mich den Worten von HansHa anschließen. Wenn ein Alkoholiker für andere Menschen aufhört zu trinken, dann ist das keine gute Basis. Da kann dann schon eine dumme Nebensächlichkeit im Verhalten des anderen reichen, um wieder mit dem Trinken anzufangen. Ich sage nicht, dass du jedes Wort und jedes Bisschen seines Verhaltens auf die Goldwaage legen sollst, aber du solltest auf jeden Fall vorsichtig sein. Zumal ihr eine Art Fernbeziehung führt, die ist ideal um Sachen zu verschleiern.

    Was wichtig ist, sei achtsam dir gegenüber. Du hast geschrieben, Rückfäll gehören zum Trockenwerden dazu. Das ist ein bisschen pauschal. Klar, ein Rückfall ist kein Weltuntergang - aber nur wenn der Alkoholkranke danach wieder aufsteht. Und jeder einzelne Rückfall frisst ein Stück Selbstbwertgefühl und Vertrauen in die eigene Trockenheitsfähigkeit. Bis nichts mehr davon übrig ist.
    Du solltest dich in Ruhe hinsetzen und dich fragen: Wieviele Rückfälle, Irrwege, Eiertänze bin ich bereit mitzumachen? Wie gehe ich damit um wenn ich herausfinde, dass er nicht ehrlich ist (was bei nassen Alkoholikern eher die Regel als die Ausnahme ist).

    Du hast gefragt, wie du am besten mit einem Alkoholiker umgehst. Vor allem konsequent. Keine Drohungen machen, wenn du sie nicht wahr machen kannst. Eigene Grenzen setzen und die auch für dich selbst einhalten, auch wenn es weh tut. Verständnis zeigen, aber auf dein Bauchgefühl hören - wird mein Mitgefühl und Verständnis benutzt, um mich zu manipulieren? Dann ist Feierabend mit Verständnis.

    Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen, auch wenn ich keine Angehörige sondern selbst trockene Alkoholikerin bin :?

  • Hallo Susi,

    Du willst für Dich klar erkennen können, ob Dein Partner von jetzt an trocken leben will.

    Das wird wohl schwierig werden.

    Von einem Rückfall kann man doch erst reden, wenn die Absicht vom Alk wegzukommen wirklich klar erkennbar ist.

    Wenn Dein Partner jede Form von Hilfe ablehnt, ist das eigentlich eher ein Zeichen dafür, dass er sich nicht wirklich ändern will, sondern Dir beweisen will, dass er gar kein Alk-Problem hat.
    Damit wäre aber der Rückfall schon vorprogrammiert.

    Ich denke, für Dich selbst musst Du die Grenze ziehen.
    Und wenn die Grenze beim ersten Rückfall liegt, muss er damit klar kommen.
    Das hat nichts mit Druck aufbauen zu tun, sondern mit
    Konsequenz und Selbstschutz.

    Gruß
    Ralf

  • Zitat von HansHa


    als ich trocken geworden bin, musste alle Energie auf die Veränderungen in meinem Leben verwenden. Eine neue Beziehung war da nicht drin.


    Das kann ich mir gut vorstellen. Denn Aufhören bedeutet ja nicht einfach, das Glas stehen zu lassen, sondern sich mit seinem Innern auseinanderzusetzen. Das ist ein sehr schmerzhafter Prozess. Darüber habe ich natürlich nachgedacht. Aber nun ist die Situation so, wie sie ist. Im Wissen um diese Schwierigkeit möchte ich es trotzdem probieren. Allerdings ist das der Grund, warum ich die Aufrechterhaltung der räumlichen Distanz für wichtig halte. Auf diese Weise bleibt, denke und hoffe ich, genug Raum, das jeder seine ganz persönliche Entwicklung macht, was unumgänglich ist.

    Zitat

    Bevor ich trocken geworden bin, habe ich einige Trinkpausen gemacht, um mir und anderen zu beweisen, dass ich es kann.


    Das hat er auch mal für drei Monate gemacht. Dafür gab es einen bestimmte äußeren Auslöser. Des Unterschiedes ist er sich laut eigener Aussage bewusst, hat ihn selbst thematisiert.

    Zitat von Plejaden

    Wenn ein Alkoholiker für andere Menschen aufhört zu trinken, dann ist das keine gute Basis. Da kann dann schon eine dumme Nebensächlichkeit im Verhalten des anderen reichen, um wieder mit dem Trinken anzufangen.


    Allein für mich ist es inzwischen wohl nicht mehr, denn er fühlt sich sehr gut und gestärkt. Allerdings hofft er momentan inständig, dass nichts Schlimmes passiert, da ist er wohl doch unsicher. Angesichts der positiven Auswirkungen der Trockenheit denkt er immer mehr über therapeutische Hilfe nach. Wie ich schon schrieb, hoffentlich wird es etwas. Einen guten Therapeuten zu finden, ist halt wie die Nadel im Heuhaufen zu suchen, das schreckt ab. Wobei ich den Eindruck habe, dass es im Bereich Alkoholtherapie doch deutlich mehr Profis zu geben scheint als auf anderen Gebieten.

    Zitat

    aber du solltest auf jeden Fall vorsichtig sein. Zumal ihr eine Art Fernbeziehung führt, die ist ideal um Sachen zu verschleiern.


    Das ist richtig. Wenn er es drauf anlegte, fände er Mittel und Wege. Allerdings könnte er dann nicht mehr so viel mit mir sprechen. Ich bilde mir ein, das zu merken. Die Gespräche sind nämlich mit vorher nicht vergleichbar, die Themen sind andere und insbesondere seine geistige Lebendigkeit ist deutlich gestiegen.

    Zitat

    Und jeder einzelne Rückfall frisst ein Stück Selbstbwertgefühl und Vertrauen in die eigene Trockenheitsfähigkeit. Bis nichts mehr davon übrig ist.


    Das ist ein interessanter Aspekt. Darüber habe ich noch nie in der Weise nachgedacht. Vielen Dank dafür.

    Zitat

    Wie gehe ich damit um wenn ich herausfinde, dass er nicht ehrlich ist.


    So naiv ich jetzt auch rüberkommen mag, damit kann ich überhaupt nicht umgehen, das wäre wirklich das k.o. meiner Liebe, auch wenn es krankheitsbedingt ist. Ich kann und möchte mit ihm zusammen sein, wenn er gesund werden will, dann gehe ich den Weg mit. Aber ich möchte keinen Kranken pflegen.

    Zitat

    Du hast gefragt, wie du am besten mit einem Alkoholiker umgehst. Vor allem konsequent. Keine Drohungen machen, wenn du sie nicht wahr machen kannst. Eigene Grenzen setzen und die auch für dich selbst einhalten, auch wenn es weh tut. Verständnis zeigen, aber auf dein Bauchgefühl hören - wird mein Mitgefühl und Verständnis benutzt, um mich zu manipulieren? Dann ist Feierabend mit Verständnis.


    Vielen, vielen Dank für diese klare Zusammenfassung. Das werde ich mir aufschreiben, immer wieder ins Gedächtnis rufen und mich dahingehend überprüfen.

    Zitat von elchtreiber


    Wenn Dein Partner jede Form von Hilfe ablehnt, ist das eigentlich eher ein Zeichen dafür, dass er sich nicht wirklich ändern will, sondern Dir beweisen will, dass er gar kein Alk-Problem hat.


    Hm, ich weiß nicht recht, verstehe aber sehr gut, was Du meinst. Sein Alk-Problem hat er nie beschönigt. Und klar ist auch, dass es keine Beziehung bei uns geben kann, wenn er trinkt. Das ist ganz ausgeschlossen, aber nicht nur für mich. Dennoch denke ich auch, dass er sich Hilfe suchen muss.

    Zitat

    Ich denke, für Dich selbst musst Du die Grenze ziehen.
    Und wenn die Grenze beim ersten Rückfall liegt, muss er damit klar kommen.
    Das hat nichts mit Druck aufbauen zu tun, sondern mit
    Konsequenz und Selbstschutz.


    Ich würde mit einem echten Rückfall in der Tat sehr schlecht zurecht kommen. Dafür bin ich zu uncool, wenn ich es mal so ausdrücken darf, das würde mich sehr belasten. Danke, dass Du es so schreibst, denn angesichts dessen, was ich gelesen und oben schon geschrieben hatte, war ich ganz durcheinander.
    Ich will jetzt nicht im Voraus drohend thematisieren, was ich in diesem Fall täte. Aber ich würde die Kraft für eine erneute Unterstützung ganz von vorne wohl nicht aufbringen können, würde mich als Einzelkämpferin verlassen auf weiter Flur fühlen. Das möchte ich nicht, und kann es auch nicht.

    Ihr helft mir sehr, gedankliche Klarheit für mich selbst zu bekommen. Ganz lieben Dank dafür.

    Susi

  • Jetzt muss ich Euch noch einmal um Rat fragen, bevor ich mich vielleicht angesichts der Gesamtsituation etwas unverhältnismäßig verhalte.

    Ich wollte Euch ohnehin auf dem Laufenden halten, wollte mich aber eigentlich erst nach Pfingsten wieder melden. Naja, dann jetzt schon mal.

    Er ist nach wie vor trocken, macht nach wie vor keine Therapie, aber ist eigentlich ziemlich stabil. Es ist alles sehr schön, und Pfingsten wollen wir uns wieder sehen.

    Nur einen Punkt gibt es immer wieder, den ich auch hier schon einmal kurz angesprochen hatte. Ich habe selbstverständlich große Hochachtung davor, wie er die Alkoholabstinenz mit großer Entschlossenheit durchzieht, und versuche, ihn mental so gut zu unterstützen, wie es mir möglich ist, damit es ihm psychisch gut geht.

    Wenn ich aber mal etwas down bin, macht er total dicht. Sonst ist er sehr lieb und einfühlsam, aber wenn ich nicht gut drauf bin, scheint ihn das zu überfordern oder überlasten. Das gefällt mir natürlich nicht sonderlich gut. Ich habe es auch schon mehrfach thematisiert und gesagt, dass mich das verletzt, dass ich mich dann ein wenig ausgenutzt fühle. Er nimmt das zur Kenntnis, es tut ihm auch leid, er möchte das nicht, aber so richtig etwas ändern scheint er nicht zu können. Warum, konnte ich nicht herausfinden. Mir geht es ja auch nicht um sehr viel, sondern einfach nur darum, dass auch er mir in solchen Momenten signalisiert, dass er da ist, so wie ich es auch immer tue.

    Heute früh war wieder so eine Situation, obwohl wir gerade gestern ganz generell darüber gesprochen hatten. Heute habe ich meinen Unmut darüber zum Ausdruck gebracht und gesagt, dass ich ihm in solchen Momenten ein paar aufbauende Worte geschickt hätte. Naja, anscheinend setzt ihn das unter Druck. Vorhin schrieb er mir eine SMS, dass er sich in solchen Momenten sein altes Leben zurück wünsche. Ich bin drauf und dran zurückzuschreiben, dass ihm das jederzeit offen stehe.

    Nur angesichts der Alkoholkrankheit zögere ich und schreibe erst einmal hier. Ich weiß ja nicht, welche Auswirkungen solch ein Satz von mir hätte. Vielleicht stünde er in keinem Verhältnis zum Anlass. Aber ich weiß trotzdem nicht so ganz, wie ich damit umgehen soll. Vielleicht habt Ihr einen Rat, einen Vorschlag, eine Erklärung.

    Vielen lieben Dank im Voraus.

    Susi

  • Hallo Susi,

    ich bin selbst "nur" Angehöriger. Vielleicht ist mit folgendes, deshalb aufgefallen:

    Zitat von Susi40


    Das kann ich mir gut vorstellen. Denn Aufhören bedeutet ja nicht einfach, das Glas stehen zu lassen, sondern sich mit seinem Innern auseinanderzusetzen. Das ist ein sehr schmerzhafter Prozess. Darüber habe ich natürlich nachgedacht. Aber nun ist die Situation so, wie sie ist. Im Wissen um diese Schwierigkeit möchte ich es trotzdem probieren. Allerdings ist das der Grund, warum ich die Aufrechterhaltung der räumlichen Distanz für wichtig halte. Auf diese Weise bleibt, denke und hoffe ich, genug Raum, das jeder seine ganz persönliche Entwicklung macht, was unumgänglich ist.

    Zitat von Susi40

    Wenn ich aber mal etwas down bin, macht er total dicht. Sonst ist er sehr lieb und einfühlsam, aber wenn ich nicht gut drauf bin, scheint ihn das zu überfordern oder überlasten. Das gefällt mir natürlich nicht sonderlich gut.

    Du kannst des Dir gut vorstellen, aber vorstellen ist nicht damit leben. Kannst Du das? Willst Du das? Kannst und willst Du damit leben?

    Er versucht trocken zu werden, was nicht einfach ist, er versucht es zudem alleine, ohne Unterstützung von trockenen Alkoholikern, die wirklich verstehen was in ihm vorgeht, das verschärft die Situation zusätzlich ganz enorm.

    Bei allem Beschäftigen mit sich selbst, soll er aber auch für Dich da sein. Ich glaube, Du bist an die Grenzen Deiner Vorstellungskraft gestoßen.

    Die Antwort auf Deinen Post steht hier quasi schon.

    Außerdem lässt das:

    Zitat

    Vorhin schrieb er mir eine SMS, dass er sich in solchen Momenten sein altes Leben zurück wünsche.

    bei mir alle Alarmglocken schrillen.

    Gruß
    Skye

  • hallo susi

    du überforderst deinen partner mit deinem wunsch nach zuspruch momentan vollkommen. er kann nicht auf dich eingehen, selbst wenn er wollte. trocken werden ist eine mental äußerst anstrengende und kräft zehrende sache. es ist nicht mit einfach nicht mehr trinken getan. er ist eben dabei sein komplettes bisheriges leben zu hinterfragen, fehlverhalten auszusortieren und neue wege zu suchen. damit hat man sooo viel zu tun das absolut kein raum ist um sich um andere dinge zu kümmern. das hat nichts mit lieblosigkeit oder gleichgültigkeit zu tun, es sind einfach keine kapazitäten frei. gib ihm die zeit die er braucht um mit sich und seinen gefühlen klar zu kommen, dann wird er auch wieder raum für deine befindlichkeiten habe. aber das dauert eben seine zeit. trocken werden ist auch für den partner eine anstrengende zeit, das ist nicht zu unterschätzen. du mußt jetzt einfach mal eine zeit lang mit dir selbst klar kommen, wenn du ihn ständig überforderst bringt ihm das eher rückschritte. lass ihn um eurer beziehung willen momentan einfach in ruhe, es wird sich wieder ändern, da bin ich sicher. es ist sehr schwer zu erklären was in der ersten zeit in einem vorgeht, gefühle kann man eben schlecht beschreiben, vor allem wenn der andere sie nicht kennt und es auch keinen vergleich gibt. nimm es einfach nicht persönlich, denn es hat einfach nichts mit deiner person zu tun, es ist sein kopfkino. vielleicht kannst du deine probleme eine weile mit einer guten freundin besprechen oder mit jemandem aus der familie, dein partner kann dir momentan nicht beistehen. such dir für eine weile einen ersatzzuhörer. diese phase dauert ja auch nicht ewig und wenn er da durch ist hast du wieder einen partner der immer ansprechbar ist und das ist es doch wert.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Liebe Skye, liebe Doro,

    vielen Dank für Eure Antworten.

    Es ist tatsächlich alles nur schwer vorstellbar für mich, deshalb ist es gut, dass ich hier ab und zu nach einem Austausch suchen darf. Dadurch relativiert sich für mich auch so manches. Inzwischen haben wir uns ausgesprochen und sind wieder im Reinen. Nächstes Wochenende werden wir uns sehen, zum ersten Mal seit der Trockenheit.

    Liebe Grüße

    Susi

  • Hallo,

    da bin ich noch mal, wieder mal ziemlich durcheinander.

    Ich habe ihn Pfingsten besucht, und wir haben wirklich ganz, ganz tolle zwei Tage gehabt, in denen wir uns super verstanden, viele schöne Dinge unternommen haben und alles sehr harmonisch war.

    Aber dann:
    Vielleicht war es zu schön.

    Schon kurz nachdem ich weg war, erhielt ich eine zweifelnde SMS, ob das jetzt tatsächlich so gut sei, dass er mich jetzt noch viel lieber hätte. Abends telefonierten wir länger und irgendwie war es zwischendurch manchmal unschön. Insbesondere beschwerte er sich immer wieder, dass ihm telefonieren nicht reiche. An der Situation lässt sich jetzt nun einmal nichts ändern, aber ich persönlich sehe sie auch anders. Ich freue mich einfach, dass wir uns gefunden haben, auch wenn nicht alles optimal ist. Was ist schon optimal? Das sagte ich ihm, woraufhin er erwiderte, eine Beziehung bringe nichts, wenn nur einer glücklich sei, er sei nämlich fast immer unglücklich.

    Ich will Euch nicht mit Details langweilen. Jedenfalls hat er mir in den vergangenen drei Tagen zwei Mal die Freundschaft gekündigt.

    Ich spüre, dass es eine Krise gibt. Aber eine Krise bedeutet m.E., dass manche Dinge bewältigt werden müssen, damit man auf eine andere Ebene kommt. Mein Gefühl ist, dass die Auseinandersetzung mit sich selbst für ihn immer dringlicher wird, dennoch verweigert er sich nach wie vor. Stattdessen mäkelt er unaufhörlich an äußeren Umständen herum, die ihn angeblich an seinem Glück hindern.

    In den vergangenen zwei Tagen sagte er mir auch zwei Mal, dass er kurz davor gewesen sei, sich ein Bier zu kaufen. Einmal ausgelöst durch eine Lappalie, nämlich weil ein Ort, den er aufsuchen wollte, wider Erwarten geschlossen war. Daraus schließe ich, dass seine Toleranz nun nach knapp zwei Monaten Trockenheit ohne Hilfe sinkt, und ich frage mich, wie das gehen soll, wenn ihm tatsächlich einmal etwas richtig Belastendes widerfährt.

    Ich fühle mich gerade sehr unter Druck gesetzt, habe das Gefühl, ich solle ihm die äußeren Rahmenbedingungen so richten, dass alles passt, was es sicher nie tun wird. Dieser Erwartungshaltung verweigere ich mich ein wenig, sage immer wieder, dass er mir sehr viel bedeutet, er sich aber nur selbst retten kann, dies nicht in meiner Macht liegt, er sich mit sich auseinandersetzen und unbedingt Hilfe holen muss, weil ihm die Kraft ausgeht. Darauf reagiert er nicht besonnen und konstruktiv. Stattdessen verletzt er mich mit beinahe jedem Satz, indem er alles in Frage stellt und mir quasi den Schwarzenpeter zuschiebt.

    Wisst Ihr, ich bin manchmal unschlüssig, was alkohol- und was charakterbedingt ist. Aber ich stelle fest, dass er eine deutlich geringere Kompensationsfähigkeit besitzt als der Durchschnittserwachsene. Bei ihm wird jede Kleinigkeit dramatisch, er lässt jeden negativen Gedanken sich nach Lust und Laune ausbreiten und gibt ihn völlig ungefiltert im selben Moment an mich weiter. Manchmal denke ich, dass ihm die geistige Übung fehlt, weil er seinen Geist über Jahre mithilfe des Alkohols ausgeschaltet hat. Ich könnte mir vorstellen, dass es einen gewaltigen Unterschied macht, ob jemand einfach nur zuviel Alkohol trinkt oder täglich einen Blackout hat. Letzteres war bei ihm der Fall.

    Ist das alles ein normaler Prozess? Wie soll ich mich da verhalten?

    Wieder ziemlich ratlos sende ich Euch liebe Grüße

    Susi

  • Hallo Susi

    Wie ich es sehe: Dieser Mann ist im Moment nicht Beziehungsfähig.
    Daran zu arbeiten ist seine Sache und da muss er selbst wollen und dadurch.

    Mir scheint, Du klammerst Dich an die wenige schöne Momente, und da sehe ich richtige Co-Anteile bei Dir.

    Ich glaube, es wäre besser diesen Mann loszulassen, aber das musst Du ja selbst wollen.
    Was hält Dich so bei ihm? Sorry, dass ich so frage, aber ich kann eigentlich nichts beziehungsfähiges zwischen Euch erkennen.

    LG Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • Liebe Grazia,

    vielen Dank für Deine Antwort.

    Allerdings habe ich hier nicht über die Beziehung generell geschrieben, sondern nur über die Aspekte, die mit dem Alkohol zusammenhängen und mich verunsichern. Es ging mir nicht um eine Diagnose, sondern um Erklärungen aus Euren Erfahrungen heraus. Zwar habe ich schon viel hier gelesen, aber die Gefühlswelt eines Alkis äußert sich eben unterschiedlich.

    Liebe Grüße

    Susi

  • Hallo Susi

    Sorry, wenn ich Dich falsch verstanden habe.

    Wenn es nicht um eine Beziehung geht, worum geht es dann.

    Um verstehen? Ich glaube das kann man nicht.
    helfen? kann man auch nicht.

    Aus meiner Erfahrung kann ich Dir nur raten Abstand zu halten und das so gross wie möglich.


    LG Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • Liebe Grazia,

    ja, es geht mir ums Verstehen, um das Verständnis, wie der Prozess ins alkoholfreie Leben verläuft.

    Ich glaube eigentlich nicht, dass ich eine Co-Persönlichkeit bin, eher bin ich immer viel zu früh auf der Flucht. Natürlich habe auch ich mein Päckchen zu tragen, was mit in diese Beziehung spielt. Da das aber nichts mit Alkohol zu tun hat, schreibe ich hier nicht darüber. Ich liebe diesen Mann aus diversen Gründen. Mit Alkohol werde ich definitiv Abstand nehmen, aber ohne möchte ich versuchen, die Zeit zu überstehen, so wie es Doro schrieb, auch wenn es manchmal schwierig ist.

    Ich habe ein wenig in Deine Geschichte hineingelesen und kann Deine vehemente Reaktion vor dem Hintergrund verstehen. In der Tat muss man immer wachen Auges sein, wenn man sich auf solch eine Beziehung einlässt, da hast Du Recht. Ich hoffe sehr, dass es Dir inzwischen viel, viel besser geht. Du hast enorm viel geschafft.

    Liebe Grüße

    Susi

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