Entwöhnung und Depression

  • Hallo zusammen,

    habe bereits im Vorstellungsbereich gepostet und bin jetzt hier angekommen. Deshalb mein Post nochmal. Hoffe, das ist ok.

    Ich heißte Thomas bin 35 und habe jetzt dank psychotherapeutischer Unterstüzung und Medikamenten 10 Tage nichts getrunken.

    Davor habe ich täglich ca. 1-1,5 l Wein getrunken. Am Wochenende auch schon morgens um 9. Ich habe einen festen Job und sogar eine leitende Position inne. Dennoch dreht sich mein Leben stark um den Alkohol. Ich weiß, dass die Nachteile gravierend sind: Gewichtszunahme, Kater, Fitness usw.

    Jetzt geht es mir eigentlich körperlich sehr gut und ich bin stolz auf die 10 Tage, aber:

    Kennt Ihr auch diese Depressionsattacken während der Entwöhnung?

    Ich weiß, dass mein Belohnungssystem im Gehirn sehr gelitten hat. Wie lange hat es bei Euch gedauert / dauert es in der Regel bis Ihr / man wieder Spaß an einem Tag gehabt habt? Im Moment fühle ich mich sehr leer.

    Es fallen mir die einfachsten Tätigkeiten wie Müll wegbringen oder einkaufen gehen sehr schwer.

    Danke Euch!

    Viele Grüße,
    Thomas

  • Hallo Thomas !

    Herzlichen Glückwunsch zu 10 Tagen ohne Alkohol und herzlich willkommen hier im offenen Bereich des Forums !

    Laß Dir bitte Zeit. Dass Du Dich im Moment leer fühlst, ist vollkommen normal, denn schließlich fehlt das, womit Du Dich bisher gefüllt hast. Zum Glück ! Jeder verpackt das anders. Die einen verspüren eine innere Euphorie, die durchaus sehr gefährlich werden kann, und andere, so wie Du, sind eher leer. Das wird besser, keine Sorge. Du solltest Dich wirklich nicht unter Druck setzen, sondern versuchen, den Tag im Hier und Jetzt zu genießen.

    Vielleicht stöberst Du auch noch ein wenig hier im Forum. Du findest sicher andere Menschen, dennen es ähnlich ging, wie Dir jetzt.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch.

    Grüße
    Tina

  • Hallo Thomas,

    herzlich Willkommen und Gratulation zu deinen 10 Tagen ohne Alkohol.

    Ich bin jetzt 2 Jahre trocken und ich kann ein Lied singen, von dem was du schreibst.

    Vor allem in den ersten Monaten war alles dabei.
    Von zutiefst verzweifelt und depri, bis himmelhoch jauchzend.

    Aber ist ja auch klar, diese Emotionen waren früher auch da, sie wurden halt zugeschüttet.

    Mir das immer wieder klar zu machen hat mir geholfen, denn darauf ( dass ich das nicht mehr muss ) war ich schon ein bisschen stolz.

    Heute noch, ehrlich gesagt :) .

    Viel besser wurde es nach einem Jahr.

    Jetzt nach 2 Jahren sind meine Gefühle wesentlich ausgeglichener als lange Zeit zuvor, vielleicht als jemals im Leben.

    So schnell haut mich nichts mehr um und wenn, dann krieche ich aus dem Jammertal relativ schnell wieder heraus.

    Ich habe nun andere Strategien entwickelt, nach und nach.

    Du wirst auch die Zeit brauchen und deine ganz persönlichen Möglichkeiten entwickeln, um nun mit dir selbst besser umzugehen.

    Dann kann auch spannend und bereichernd sein.

    Schön, dass du hierher gefunden hast.

    Ich wünsche dir einen guten Austausch und viel Kraft und Zuversicht.

    Slowly

  • hallo hier
    ich glaube das verarbeitet jeder anders,
    bei meinem ersten entzug war ich 7 tage lang platt , mir gings echt schlecht ......
    das beste an der g´schicht : ich wusste selber gerade net das ich n entzug mach .
    jetzt beim 2. versuch (kontrolliert)
    bin ich jaaaaa richtig ok drauf gerade ....
    war heute 10 km radfahren
    beim bäcker frühstücksbrötchen holen
    schön fernseh guckt
    später dann ne Packung - edit, bitte Markennamen vermeiden, danke, Tina - auf den ofen geschmissen
    und jetzt sitze ich gerade hier habe meine latschen
    im blubbermassagebad hängen lese ein buch und
    höre im Hintergrund pink flöyd

    frag mich mal wann ich das dasletzte mal gemacht hab ????

  • Glückwunsch zu der Entscheidung, Thomas. Es ist ein wichtiger Schritt, dass man soweit geht und sich helfen lässt. Mutig, dass du ihn gegangen bist. :)

    Also ich hatte eigentlich keine Depressionen, aber zwischendurch Verstimmungen, auch mal leichte Trauer wegen Verlusten vorher, aber das hielt sich im Rahmen.
    Einzige was jetzt nervt, ich bin 41 Tage trocken, aber gestern und vorgestern konnte ich kaum einschlafen, lag ewig war, hab nur gedöst, bis endlich mal der Schlaf kam. Die ganzen Tage vorher ging es makellos. Komisch... :?

    Samstag war ich mit Freunden in einem Lokal sogar zum ersten Mal, aber wir haben alle normale Getränke konsumiert ( kein Alkohol ). Ich bestellte für mich ein grosses Wasser und was bekam ich? Ne ganze Pulle...muss ich erstmal lernen mit normalen Getränken... :lol:
    Mal ne doofe Frage: Es können keine Restbestände von Alkohol in den Gläsern gewesen sein oder so, dass ich auf einmal unruhiger wurde und nicht schlafen konnte, oder? :oops:

  • Hallo Thomas,

    Du warst in einem Lokal, in dem andere Alkohol konsumierten... Ich würde es Trigger nennen, so wie ich das hier gelernt habe.

    Deswegen sollte man solchen Lokalitäten und anderen Situationen aus dem Weg gehen, bei denen andere Alkohol konsumieren.

    Schlafprobleme habe ich seit ich nicht mehr trinke. Aber das ist für mich erträglicher, als die anderen Probleme, die ich früher hatte.

    Vielleicht solltest Du Dir für die nächsten unruhigen Nächte etwas pflanzliches (z.B. Baldrian) besorgen.

    LG Elly

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hi,
    ich denke der Besuch in dem Lokal kann schon zum triggern führen.Mir ging es mal so ähnlich beim öffnen einer Cola-Flasche mit einer 2.Flasche.Schon hunderte mal mit Bierflaschen gemacht und nun jetzt, :shock:
    Das Suchtgedächnis ist hinterlistig.

    LG ATZE

  • Sorry... ich habe eben auf Dr. Gerner´s Frage geantwortet...

    Ich war etwas zu schnell beim Antwort schreiben... :oops:

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Danke euch für eure Antworten und kein Problem, Elly. Namen kann mal vertauschen und das sagt dir jemand der gerade die Wäsche in der Maschine ohne Waschmittel gemacht hat... :lol::oops:

    Dieses TRIGGER ist dann eine Suchterinnerung oder sowas, wa? Ja, war ja auch noch das DFB-Pokalspiel Bayern gegen Dortmund und da habe ich ordentlich mitgefiebert...das war das erste Spiel dieser Art ohne Alkohol, vielleicht war das auch ein Auslöser... :?

    Baldrian will ehrlicherweise weglassen, weil ich gelesen habe ( auch hier ), dass es mit Alkohol hergestellt wird, alleine wegen der Haltbarkeit schon. Sagte mir auch die Apothekerin. Muss ich da wohl irgendwie so durch. :oops:

  • Ohne Witz...ich habe früher in trockenen Phasen zum Schlafen immer ordentlich davon genommen, um mich dann zu wundern, warum ich nervös wurde und mitten in der Nacht mir nen Schnaps aufmachte... :oops:

  • Ich bin recht froh, dass mein Arzt mir müdemachende Antidepressiva gegeben hat. Das macht mein Schlafen deutlich einfacher. So gehe ich gegen halb elf ins Bett und schlafe durch.

    Neu ist für mich, dass ich ohne Alkohol recht intensiv träume.

  • Lieber Thomas, das mit dem Träumen ist völlig normal, das hatte ich auch. Wenn du früher Alkohol getrunken hast, dann hast du damit deine REM-Schlafphase unterdrückt, also die Phase in der man träumt. Durch den Alkohol schlafen wir mehr in der Tiefschlafphase wegen der körperlichen Regeneration. Dein Gehirn muss die verpassten Traumphasen jetzt nachholen, das ist alles... :)
    Übrigens habe ich diese schlafanstossenden Antidepris auch in der Klinik bekommen die erste Zeit.

  • Hallo Leute,

    seitdem ich nichts mehr trinke, habe ich abends so gegen 22 Uhr regelrecht Heißhunger auf zuckriges. Das kenn ich so gar nicht. Esse in der Regel total wenig Suüßigkeiten.

    Führe das auf den körperlichen Entzug zurück.

    Ist das häufiger der Fall Heißhunger auf Zucker zu haben?

    Vg,
    Thomas

  • Hallo Thomas erstmal,

    der Heißhunger auf Süßes kommt bei vielen, bei mir übrigens auch. Ich habe früher nie Süßes gegessen und heute vergeht kein Tag ohne. Zu Beginn meiner Trockenheit aß ich jeden Tag Torte und zusätzlich jeden Tag ne Tafel Schoki....aaaahhhh! :shock: Habe aber kontinuierlich immer weiter abgenommen, kaum zu glauben. Dezente Suchtverlagerung, or what? ;) Nun ja, mittlerweile habe ich das doch sehr reduziert und bin nicht mehr Diabetes gefährdet, denke ich. ;) Aber Süßkram esse ich immer noch gerne, backe auch wesentlich mehr, wo ich früher nur kochte.

    Grüße zur Nacht
    Quantensprung

    "Was einer für sich selbst hat, was ihn in die Einsamkeit begleitet, und keiner ihm geben und nehmen kann: dies ist viel wesentlicher als alles, was er besitzt, oder was er in den Augen andrer ist." Arthur Schopenhauer

  • Ich glaube, dass könnte daran liegen, dass im Alkohol auch viel Zucker ist und der fällt bei Trockenheit pötzlich weg...so dass der Körper den auf anderen weg einverlangt. Denke, dass ist wenig bedenklich. Brav die Zähne putzen und wenn möglich zum Ausgleich Sport. :)

  • Hallo thomas_unna,

    das mit der Lust auf Süßes scheint bei wirklich fast allen so zu sein. Ist bei mir bis heute nicht anders. Mir geht es da so wie Quantensprung. Habe seit meiner Abstinenz vor gut zwei Monaten auch ziemlich stark abgenommen. In den ersten drei Wochen gingen 5 Kilo runter. Trotz massiven Konsum von Süßem. Würde mir da keine Sorgen machen :D .

    Übrigens habe ich auch zu meinen nassen Zeiten gerne geknabbert. Aber nur Salziges wie Chips, Flips und Erdnüsse. Komischerweise habe ich darauf momentan überhaupt keine Lust mehr. Ist doch interessant zu sehen, wie ähnlich wir doch alle in der ersten Zeit unserer Abstinenz "ticken".

    Und das mit dem Träumen empfinde ich bis heute noch als eine der schönsten "Nebenwirkungen" meiner Abstinenz. Träume seit Wochen beinahe täglich :wink: . Auch wenn es ab und zu, ich möchte es mal verpeilte Träume nennen, sind :wink: .

    Ach ja, bevor ich es vergesse: Willkommen im Forum Thomas D .

    Liebe Grüßé,

    Alex

  • Hallo Leute,

    heute fällt es mir schwer keinen Alkohol zu trinken. Ich bin auf Dienstreise.

    Da das häufiger vorkommt, kann ich im Flughafen die Business Class Lounges nutzen. Dort wird kostenfrei per SB Wein, Bier und Spirituosen angeboten. Dies ist schon sehr verlockend. Früher war das für mich ein absolutes Highlight. Schnell einen oder zwei Gin Tonic und ab ins Flugzeug.

    Manchmal hatte ich noch drei, vier Stunden Aufenthalt in London Heathrow. Dort habe ich mich dann bequem auf eine Couch gelegt, im Internet gesurft und gesoffen. Ich kann mich noch an zwei mal erinnern -ich war auf dem Weg nach Manchester-, dass ich mich am nächsten Morgen gewundert habe noch ins Hotel zu kommen.

    Manchmal war es so schlimm, dass ich gerechnet habe, welches Getränk ich auf dem Flug nehmen sollte. Es gab genau eins und ich habe gerechnet, welches den meisten absoluten Alkoholgehalt hat, 0,33 l Bier, 0,175 l Wein, oder 0,05l Gin oder Wodka. Wenn ich ausgetrunken hatte, fing schon die Qual an. Wann landen wir endlich, ich will mehr saufen.

    Hat mir das Spaß gemacht? Ich habe das als eine Form von Freiheit gesehen, die weite Welt am Flughafen und in der Luft und dazu Alkohol unbegrenzt.

    Es gibt Phasen so wie heute, wo ich mir manchmal denke. Komm heute geht doch. Morgen kannst Du dann mit dem nicht-trinken weitermachen. Mir gibt aber halt, dass ich noch nie morgens aufgewacht bin und gedacht habe: "toll gestern 2-3l Wein gesoffen, das können andere nicht" oder "toll, ich war so blau und habe trotzdem ein Hotelzimmer bekommen".

    Nein, das war und ist mir immer noch peinlich. Das will ich nicht mehr. Ich kann auch nüchtern die Realität ertragen. Umso stolzer bin ich auf mich, wenn ich am Samstag nach Hause komme und alle Versuchungen widerstanden habe.

    Viele Grüße,

    Thomas

  • Hallo Thomas,

    ich finde es prima, daß du direkt von deiner Dienstreise aus schreibst, was dich gerade beschäftigt!

    Wenn du die Möglichkeit hast, kannst du dich gleich woanders hinsetzen? Sodaß dich nicht alles an die alte Situation erinnert? Und viel Wasser trinken! Oder Süßigkeiten essen, warum nicht? :) Alles besser als das alte Muster.

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Thomas,

    Zitat

    Ich kann auch nüchtern die Realität ertragen.

    Und noch viel besser wird es kommen......

    Du wirst sie genießen !

    Ich finde es auch super, dass du gleich schreibst wie es dir geht, ich hoffe es hat schon ein wenig geholfen ?

    Ganz wichtig war für mich von Anfang an und das dann eine längere Zeit lang.....

    Allen "Triggern" aus dem Weg gehen.

    Das ging so weit, dass ich sogar nicht mehr zu Biergärten und Weinregalen hin geschaut habe.

    Bei den Weinregalen mache ich das immer noch so.
    Auch nach zwei Jahren Trockenheit.

    Ich an deiner Stelle würde mir eine andere Möglichkeit suchen, die Zeit im Flughafen zu nutzen.
    Und alles was du mit Alkohol assoziierst meiden.

    Was ist mit der Hotelbar und vor allem der Minibar.

    Kannst du sie nicht alkfrei machen lassen während deiner Anwesenheit ?

    Liebe Grüße und du schaffst das !

    Slowly

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