Überübermorgenland - Postfach :-)

  • Liebe Thalia,

    noch nie habe ich mit einer derartigen Beständigkeit, Elan und vor allem Geduld so irrsinnig viele, nicht immer angenehme aber notwendige Dinge erledigen können und mich gleichzeitig so mies gefühlt, weil ich es nicht geschafft habe, hier zwischendurch mal den Griffel in die Hand zu nehmen, um Dir zu antworten.
    Wenn ich aber schreibe, möchte ich Dir nicht zwischen Tür und Angel etwas hinklatschen, sondern mir Zeit nehmen.

    Es gab tatsächlich Veränderungen ;-). Ich habe schon von jeher immer wieder Gas gegeben, meine to-do-Listen abgearbeitet und mich auch total bemüht. Hatte ich aber endlich alles erledigt und das erreichte Ziel entsprach so gar nicht meinen Vorstellungen, fiel ich wieder zusammen und nix davon war mehr etwas wert. Ich habe endlich verstanden, dass das Leben ähnlich funktioniert wie im eigenen Haus zu wohnen: Irgendwas ist immer :D. Entweder müssen Dinge erledigt werden oder auch repariert oder man investiert freiwillig Zeit und Mühe, weil man sich einen Wunsch erfüllen möchte und z.B. einen Wintergarten baut.
    Wir sind nie „fertig“ mit allem, nur gibt es manchmal ruhigere Phasen und dann prasselt wieder eine Menge auf uns ein. Meine „ganz oder gar nicht“-Mentalität habe ich deshalb eingemottet. Jetzt bin ich eher die Jongleurin, die bunte Bälle in alle Richtungen wirft und geduldig wartet, bis sie zurück geflogen kommen und ein wie auch immer geartetes Ergebnis bringen. Dann kann ich sie entweder ad acta legen oder muss noch einmal ranrauschen um nachzubessern.

    Der Termin für das Abtrainieren des Mieders war für Mitte März vorgesehen. Ich halte es aber für unsinnig, mich liegend in meine Spezialklinik transportieren zu lassen, nachdem ich bereits so lange sitzen kann. Als selbstständige Patientin ;) habe ich einen Ableger dieser Klinik aufgetan. Dort finden eigentlich nur mehrwöchige Anschlussheilbehandlungen statt, doch sie haben mir zugesagt, dass sie mich eine Woche lang kräftig scheuchen werden, damit ich das Mieder endlich verbrennen kann *hops :-). Diese Klinik liegt viel näher, ich kann zur Not auch allein anreisen und mit ein bisschen Glück kann ich Anfang März bereits dort antreten.
    Das wäre zu und zu schön, denn ich freue mich unbändig darauf, wieder in mein Auto zu hüpfen und nicht immer nur stur dieselben zwei Wege abzulatschen.

    Letzte Woche hat mir mein Lieblingsorthopäde versichert, dass bei mir keine Schraube locker ist *g* und alle Stäbe sich trotz meiner Kapriolen noch dort befinden, wo sie hingehören. Als ich daraufhin voll neuer Energie zur Tür stürmte, warnte er mich noch vor vereisten Flächen und beschwor mich, nicht auf dem letzten Meter noch eine Grätsche hinzulegen.
    So habe ich die Gummi-Nupsies von meinen Walkingstöcken entfernt und kämpfe mich jetzt täglich über die Hügel zum Fischteich, indem ich die Stahlspitzen in das Eis ramme :-).

    Ein bisschen Programm habe ich noch. Nach der einen Woche Hardcore-Training werde ich eine Narbe korrigieren lassen, die im letzten Jahr in einem anderen Krankenhaus verpfuscht wurde. Ich kann und will ihnen diese lausige Arbeit nicht durchgehen lassen und außerdem hat sie Auswirkungen auf meine Gesundheit.
    Danach werde ich wohl zwei Wochen in einer Hautklinik einfallen müssen. Die letzten Monate haben mir doch sehr geschadet und mittlerweile spritze ich mir dieses fiese Medikament, weil plötzlich ein Gelenk anschwoll.
    Seltsam: Das alles juckt mich überhaupt nicht. Drei Ärzte waren in den letzten Tagen nötig um mir endlich zu bestätigen, dass es sich nicht um eine Thrombose handelt – davor hatte ich die ganzen Monate nämlich echt Manschetten. Es ist also keine, das macht mich total glücklich und so werde ich einfach tun, was nötig ist, um mich Stück für Stück quasi runderneuern zu lassen ;-), ich habe ja schließlich noch eine Menge vor in diesem Leben. Das gute Gefühl, dass ich in jeder Hinsicht von Spezialisten Unterstützung bekomme, überwiegt jedenfalls und dafür bin ich einfach jeden Moment total dankbar.

    Der Sommerwein und die Nachbarin :-). Ich habe Menschen immer bewundert, die ohne jeden Kommentar und ohne jegliche Erklärung, Rechtfertigung oder weitere Ausführung einfach sagen konnten: Ich trinke keinen Alkohol. Seitdem mir aufgefallen ist, dass auch nie Jemand gefragt wird, warum er bspw. nicht raucht, halte ich beide Fragen für gleichermaßen schwachsinnig und kann mich ebenfalls auf ein kurzes Statement ohne Ausschmückung beschränken. Nun bin ich ja in keiner religiösen Sekte, habe aber früher – je nach Tagesform – ab und zu mal rausgehauen, dass ich aus Glaubensgründen keinen Alkohol trinke. Auf die erstaunte Nachfrage habe ich dann erläutert: Ja, ich glaube nämlich, dass ich mit Alkohol nicht ummmmgehen kann :D. Was natürlich genauso bekloppt war, denn ich glaube es nicht, ich WEISS es. Heute verkneife ich mir den Blödsinn.
    Ich habe absolut keine Angst davor, dass Jemand erfährt, dass ich Alkoholikerin bin.
    Wenn alle Menschen in meiner Umgebung ihre Krankenakten auf den Tisch schmeißen würden, würde ich keine Sekunde zögern, meine dazu zu packen und damit Quartett zu spielen. Ich sehe bloß absolut keine Notwendigkeit mehr, es allen Leuten aufs Auge zu drücken als hätte ich Röteln und müsste Andere vor Ansteckung warnen. Ich erwähne es immer so, wie es grad passt, denn Alkoholikerin zu sein ist nur eine der vielen Facetten.

    Liebe Thalia, die wenigsten Menschen sind wirklich aufrichtig oder haben genügend Rückgrat, ihre Meinung offen zu äußern. Außerdem sind wir alle verschieden. Wenn ich nur einen einzigen Schritt mache, schütteln 999 Menschen fassungslos den Kopf, während ein einziger zustimmend nickt. Soll ich denn tatsächlich mein Leben vergeuden bei dem Versuch, es allen recht zu machen? Würde das nicht bedeuten, dass ich – wenn ich in die Grube sinke – das Leben der Anderen gelebt habe, aber nicht mein eigenes? Und im umgekehrten Fall: Gestalten denn alle Anderen ihr Leben immer so, dass es mir gefällt? Definitiv nicht!
    Ich bemühe mich immer, höflich, auch freundlich, aufmerksam und hilfsbereit zu sein, weil es einfach zu mir gehört, aber letzten Endes zählt für mich nur eines: Ich bin gezwungen, mich so zu verhalten, wie ich es für richtig halte, damit ich mich jederzeit im Spiegel ansehen kann.

    Ich denke öfter mal an die Begegnung mit der Nachbarin, von der Lena berichtet hat.
    Schlussendlich hat Lena´s mutige Offenheit bewirkt, dass sich beide Frauen sogar umarmt haben. Ich vermute aber stark, dass es bisher nicht zu der Einladung zum Tee gekommen ist und diese auch zukünftig ausbleiben wird.
    Ich bin nicht misstrauisch, verbiestert oder mit negativer Erwartungshaltung geschlagen, ich sehe die Dinge meist nur so, wie sie sind, ohne enttäuscht zu sein. Wenn man hinter genügend Fassaden gesehen hat, verliert sich die Unsicherheit und auch der Glaube daran, dass alle Anderen Wahnsinnsfunzeln sind, während man selbst besser weiterhin unter dem Teppich läuft, weil man nicht mithalten kann. So lebe ich halt mein Leben, was für die meisten Menschen wohl auch gar nicht passen würde, aber Schnittstellen gibt es öfter mal und so freue ich mich selbst in meinem beschränkten Radius immer wieder auch über kurze Gespräche mit fremden Menschen, die mich füllen, weil ich die Aufrichtigkeit in den paar Sätzen spüre.
    Anders ist es mit den Sozialkontakten, von denen ich mich im letzten Jahr distanziert habe. Einer nach dem anderen taucht wieder auf und versucht, erneut anzudocken. Sie haben mir aber nicht gut getan oder mir sogar geschadet und selbst in dieser Phase, in der ich nahezu komplett allein war, ging es mir viel besser als vorher. Ohne jegliche Kritik, die übrigens auch nicht berechtigt war, oder Enttäuschung kann ich heute sagen: Es passte einfach nicht und warum sollte ich einen Weg beschreiten, den ich bereits kenne und der mich nur Kraft und Nerven gekostet hat, weil Jeder von uns so ist, wie er nun einmal ist.

    Meine Tochter gehört tatsächlich – wie mein Sohn übrigens auch und ein paar andere Menschen, die ich kenne – zu denen, die für mich das „Salz der Erde“ sind :-).
    Es gibt immer noch so viele Momente, in denen ich mich nahezu ungläubig darüber freuen kann, dass ich diesen Menschen begegnen durfte. Klingt vielleicht albern, weil zwei davon meine Ableger sind, doch ich denke ab und zu: Hätt´ja auch ganz anders ausgehen können ;-).

    Ich empfinde es übrigens nicht als Ungleichgewicht, wenn wir von Dir im offenen Bereich weniger lesen, denn die Entscheidung, im geschlossenen Bereich mehr und offener von sich zu schreiben, ist doch völlig legitim. Dafür gibt es dieses Angebot.
    Mir persönlich ist es völlig schnuppe, ob ich nun von 100 fremden Menschen im geschlossenen Bereich oder 102 fremden Menschen im WWW gelesen werde, aber so geht´s wohl den Wenigsten.
    Meine Absicht war ja ursprünglich, eher aktive Suchthilfe zu leisten für die Menschen, die hier im offenen Bereich einfallen und Unterstützung benötigen oder vielleicht sogar ein paar Leute „draußen“ vor den Monitoren zu erreichen, die halb komatäs noch an ihrer Pulle hängen. Mein Thread ist verkommen zu einer Ansammlung von bunten Geschichten und zuletzt eher zu einer Krankenakte. Ich kann mich jetzt – wo ich wieder aus den Augen gucken kann - kaum noch einlassen auf die Anliegen der Newbies, wenn hier in regelmäßigen Abständen seit fast einem Jahr mit der Schließung des offenen Bereiches gedroht wird und ich mich in gleichem Maße immer wieder kollektiv beleidigen lassen muss als selbstsüchtige, egozentrische, egoistische, undankbare und geizige Zecke. Steh´ich nicht so drauf ;-).
    Für die Menschen allerdings, die hier ihre eigene Entwicklung über die Jahre nachvollziehen möchten, tut es mir höllisch leid. Ich würde anfangen zu kopieren, bis der Rechner qualmt.
    Es wird Zeit, endlich mal eine Entscheidung zu treffen. Für Jeden von uns, geschlossener Bereich vorerst mal ausgenommen.

    Ich habe auch gelächelt und mich gefreut, als Du über einen Deiner Träume geschrieben hast. Eine schöne Vorstellung, mein Schuppen müsste natürlich auch in einem kleinen wilden Garten stehen, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, zur Gestaltung auf Lineal und Nagelschere zurück zu greifen. Wild klingt immer gut :-).

    Ich wünsche Dir noch eine wunderschöne Woche mit bunten Überraschungen.
    Ganz liebe Grüße zurück
    Katha

  • Huhu liebe Katha,

    ich freu mich, mal wieder von Dir zu lesen! Mensch, da hast Du ja in der nächsten Zeit so einiges vor, was deine "Runderneuerung" angeht- und Du strahlst dabei so einen herrlichen Optimismus aus, das finde ich einfach toll und echt bemerkenswert- klasse!

    Du hast übrigens Recht damit, das es bisher mit meiner Nachbarin noch nicht zur Umsetzung der Einladung zum Tee gekommen ist. Und ich glaube auch nicht, das es dazu noch kommen wird. Doch ich finde es in Ordnung, es war ein Angebot von mir und wenn sie es, aus was für Gründen auch immer, nicht möchte, ist das okay für mich. Für mich war wichtig, das ich sie darauf angesprochen habe, was ich da zufällig gehört hatte, weil es mir damit schlecht ging. Ich wollte das aus der Welt und aus meinem Kopf schaffen, und das ist mir gelungen und somit ist für mich alles gut.

    Was Du zu der Problematik mit dem evtl. Schliessen des offenen Bereichs schreibst, spricht mir aus der Seele. Gerade gestern habe ich auch überlegt, ob und wenn ja, wie ich meinen Thread kopieren kann?? Ich bin da nicht so versiert und habe keine Ahnung, wie das geht. Doch ich schreibe ja auch in Form eines Tagebuchs und fände es schon schade, wenn das auf einmal alles weg wäre. Naja, werd mal eine Freundin fragen wie das geht....

    Ich hoffe, das Deine Genesung weiter vorwärts geht und wünsche Dir von Herzen alles Liebe dafür, Grüße von Lena

  • Hallo Katha,

    ich freue mich ebenfalls, von dir zu lesen!
    Ich kann sehr viel mit dem anfangen, was du schreibst. Oft habe ich schon gedacht;
    "Wie schafft sie es nur, die Dinge so auf den Punkt zu bringen?" Außerdem ist es mir unklar,
    wie du meistens so lange Statements von dir geben kannst. Ich würde Tage brauchen,
    ehe ich solch lange Texte absenden könnte...
    An dieser Stelle möchte ich dir danken für die vielen Momente beim Lesen deiner Zeilen,
    wo ich schmunzeln oder gar lachen musste. Für mich erfrischt du den offenen Bereich! Schade,
    wenn er geschlossen werden würde.

    Lieben Gruß

    Seidenraupe

    Seidenraupe

  • Liebe Katha,

    danke für deine Beiträge im "Jubiläumsthread".
    Ich hatte überlegt, dort zu schreiben, habe es aber gelassen, weil mich diese Dauerschleife mal wieder so sehr geärgert hat, dass ich sicher übers Ziel hinaus geschossen hätte :roll:

    Danke für ein Lebenszeichen .

    Danke, dass du da bist.

    Lieben Gruß

    Susanne

  • Liebe Katha,

    zunächst vielen Dank für deine Antwort an mich - ich freue mich sehr, wieder von dir zu lesen, und Ich freu mich auch für dich, dass die Miederzeit sich dem Ende zuneigt.

    Ich habe auch das gelesen, was du im Jubiläumsthread geschrieben hast, und ich finde deine ebenso klaren wie empathischen Worte (potentiell) sehr wertvoll für Karsten.

    Für mich sind sie's in jedem Fall, und so ist es für mich wieder einmal an der Zeit, dich um eine Online-Veröffentlichung deines Buches nach seiner Fertigstellung zu bitten ;), dies umso mehr, wenn womöglich eine Schließung dieser "öffentlichen Schatzkammer" im Raume steht.

    Diesen Satz möchte ich mal in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft auch von mir sagen können:

    Zitat

    Ich bemühe mich immer, höflich, auch freundlich, aufmerksam und hilfsbereit zu sein, weil es einfach zu mir gehört, aber letzten Endes zählt für mich nur eines: Ich bin gezwungen, mich so zu verhalten, wie ich es für richtig halte, damit ich mich jederzeit im Spiegel ansehen kann.

    Das passt für mich im Kopf bereits, ist aber im Bauch noch nicht sicher verankert.

    Danke dir sehr für deine Gedanken und Worte.

    Liebe Grüße
    Thalia

    P.S. Was macht die Haarfarbe? :lol:

  • Mein wunderschöner Text an Hartmut geht jetzt flöten, weil die Tür klemmt… Menno :D
    Dann mach´ich eben mit Karsten weiter ;-):

    Hallo Karsten,
    hab´gerade Deine Mitteilung gelesen und freue mich höllisch über Deine Entscheidung.
    Es wird einer Menge Menschen weiter helfen, die noch herumeimern.
    Mich hat es auch gefreut, dass sich doch Einige Gedanken gemacht haben und es zeigt eben, dass uns nicht alles völlig wurscht ist.
    Nun kümmere Dich aber auch um Dich und sieh zu, dass es Dir bald besser geht.

    Viele Grüße
    Katha

    - - - - - -
    Eines möchte ich ganz allgemein noch einmal festhalten:
    Immer wieder lese ich, dass wir die Kohle, die wir früher versoffen haben, nun wohl genauso gut in andere Dinge investieren könnten wie Mitgliedsbeiträge oder Spenden.
    Da frage ich mich oft, ob Ihr überhaupt eine Ahnung davon habt, wie viele Menschen sich durch ihre Sucht ins soziale Abseits katapultiert haben.
    Da sind die Arbeitslosen, die in die Fürsorge reinrutschen, Menschen, die durch Alkoholismus krank geworden sind oder sogar eingeschränkt erwerbsfähig, Menschen, die so viele Schulden angehäuft haben oder eine eidesstattliche Versicherung abgeben mussten, dass sie die nächsten Jahre nicht einmal den kleinsten Hüpfer mehr machen können, Männer, die jetzt ihren Unterhaltsverpflichtungen geballt nachkommen müssen, die sie im Suff nicht mehr leisten konnten, evtl. bei „Muddi“ wieder einziehen mussten, Rentner, die immer öfter von Altersarmut betroffen sind, etc.
    Bevor Ihr also immer dieselbe Platte abspult, denkt bitte daran, dass wir nicht alle Menschen über denselben Kamm scheren können und wenn die Zinken noch so grob sind.
    Für heute bin ich dankbar, dass ich nur vorübergehend betroffen bin.

  • Mädels, Ihr seid echt zum Knutschen :)

    Liebe Lena,

    für das, was Du so scheinbar fast nebenbei erledigt hast, nämlich die Auseinandersetzung mit Deiner Nachbarin, habe ich Jahre gebraucht.
    Es ist auch für mich der einzig gangbare Weg, wenn mein Hirni rotiert und ich nachts nicht schlafen kann, weil mich Dinge belasten: Je eher daran, desto schneller davon ;-).
    Wichtig war für mich vor allem immer eins: Ich kann jedem Menschen verklickern, dass ich Alkoholikerin bin, keine Tat. Ich muss mich nur wappnen und mir bewusst machen, dass mich dann u.U. andere Menschen verachten oder meiden oder hinter meinem Rücken über mich reden und mir nicht jeder anerkennend auf die Schultern klopft und mir dazu gratuliert, dass ich diese Krankheit stoppen konnte. Die meisten Menschen haben nach wie vor von Alkoholismus keinen Plan und das müssen sie auch gar nicht.
    Mich persönlich hält die ablehnende Haltung Einzelner nicht ab und immer wieder sehe ich dann auch erneut in ein Gesicht, das mir zwar verdutzt aber offen, aufrichtig und wohlwollend oder auch völlig desinteressiert *g* („Du bist also Alkoholikerin.. äh ja, und nu? Hält Dich doch nicht auf!“:D) entgegen blickt und das sind die Menschen, an die ich mich halte. Mir war nur wichtig, es für die Betroffenen zu erwähnen, die noch am Anfang ihrer Abstinenz stehen, damit sie nicht beim ersten Schlag ins Kontor gleich wieder in die Knie gehen ;-).
    Du hast es jedenfalls super geregelt, der ideale Weg in meinen Augen, und vor allem besser, als sich zukünftig geduckt durchs Treppenhaus schleichen zu müssen und die Sache immer mitzuschleppen.

    Optimistisch bin ich wohl, das macht auch die Vorfreude. Ich habe eine neue graue Theorie entwickelt: Wenn Du Menschen sechs Monate fast alles nimmst, dann bekommen sie bereits eine gnadenlose Endorphin-Overdose, wenn sie nur endlich wieder mal mit dem Bus fahren dürfen *g. Jedenfalls ging´s mir heute so ;-).
    Ich träume also von einem Schaumbad, vom Autofahren und davon, mich endlich mal auf dem Sofa einkuscheln zu können. Alles wird wieder neu sein. Ich will nicht undankbar sein: Mein Gartenstuhl würde jeden Elchtest bestehen, aber so langsam geht er mir auf die Ketten. Außerdem reiße ich mir nach jedem Gewaltmarsch erleichtert die Klamotten von der Figur, raus aus der dicken Jacke, Mütze, Schal und Handschuhe, weg mit den schweren Boots, und werde dann jedes Mal vom Mieder ausgebremst, weil… da war ja noch was. Also wieder nix mit der Leichtigkeit und einrollen wie eine Katze und so plumpse ich wie gehabt auf den Gartenstuhl. Noch wenige Wochen *scharr*.

    Der offene Bereich wird uns erhalten bleiben und das freut mich sehr. Ich würde mir von der Freundin trotzdem einige Dinge zeigen lassen, denn lernen und wissen kann man ja nie genug ;-). Wer weiß, wofür es noch gut sein kann.

    Ich wünsche Dir ebenfalls von Herzen, dass es mit Deiner eigenen Verfassung wieder bergauf geht. Ich habe gelesen, dass Du seit dem Herbst so müde geworden bist, obwohl ich bei Deinen Aktivitäten gar nicht diesen Eindruck hatte. Gegen Eisenmangel oder Probs mit der Schilddrüse gibt’s ja probate Mittelchen und Dein Onkel Doktor wird Dir dabei helfen. Nur hingehen musst Du selbst ;-).

    Alles Liebe
    Katha

  • Hallo Katha

    Zitat

    Mein wunderschöner Text an Hartmut geht jetzt flöten, weil die Tür klemmt… Menno :lol:

    Da bin ich ;) War leider lange krank aber nun gibt es mich wieder :) Und das etwas provozierende ist mir wenigens erhalten geblieben :)

    Zitat

    Da frage ich mich oft, ob Ihr überhaupt eine Ahnung davon habt, wie viele Menschen sich durch ihre Sucht ins soziale Abseits katapultiert haben.

    Nun ist das sicherlich so und jeder kann sich ja hier auch weiterhin kostenfrei einlesen . Nun weiß ich aus eigner Erfahrung was ganz unten bedeutet . Für das Saufen hat es jedoch immer gereicht. ;)

    Muss aber ein Privat und in dieser Konstellation geführtes Forum , ein Auffangbecken für Alle sein ? Als ich aufgeschlagen bin war meine Motivation nicht nur Trocken zu werden sondern auch zu den Trockenen im erweiterten Bereich zugehören .

    Nun kann nicht jedem direkt helfen aber jeder hat (egal wie tief) doch auch die Möglichkeit sich neue Ziele zu setzen . Das geht mit einer stabilen Trockenheit wohl am besten .

    Nun muss ich mich mal wieder einlesen . Damit mich die neuen User auch mal kennen lernen dürfen .

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Liebe Seidenraupe aka Schmetterling ;)

    Ich habe mich sehr gefreut über Deinen Besuch bei mir.
    Nun kann ich Dir ein (offenes) Geheimnis anvertrauen: Ich schreibe so ellenlange Texte, weil ich mich einfach nicht kurz fassen kann :-).
    Tippsle ich in meinem eigenen Thread, sprudelt es nur so aus mir heraus, Kommentare in anderen Threads kosten mich mehr Zeit, weil ich sehr viel genauer überlege, wie ich Dinge formulieren kann, ohne Anderen auf den Schlips zu treten. Überwiegend jedenfalls.

    Die Sache mit dem Punkt ist tatsächlich so eine Sache ;-).
    Ich habe schmunzeln müssen, denn all meine männlichen Freunde könnten Dir hierüber genauestens Auskunft geben: Den Punkt erwischt sie immer zielsicher… nach Stunden xD.
    Mein dritter Vorname nach „Schuld“ lautet im realen Leben also immer noch „KommazumPunkt“, aber ich arbeite daran ;-).
    Naturgemäß hält mich erst einmal die ganze Erklär-/Rechtfertigungs- und Aufdröselarie auf, die ich loswerden muss, um sicher zu gehen, dass man mich nicht falsch versteht.
    Dann wird ausgeholt, das eigentliche Thema 27 Mal umrundet bis leicht gestreift.
    Dann kommt die Adler-Taktik, einmal mitten rein pieksen :D
    Dann zurück an den Umfang, um mich zu vergewissern, dass ich nicht zu hart klinge. Weil… will ja Niemandem weh tun.
    Dann folgt die Entschuldigung, global, weil ich atme, existiere, frech genug war, mich zu Wort zu melden, etc… und dann – nach einem Grußwort - ist der Job getan und ich spring wieder in Deckung xD.
    Im realen Leben ergibt das im Endeffekt mindestens ein männliches Augenrollen gepaart mit leichtem Scharren der Hufe über sanftes Schütteln bis hin zu „KommazumPunkt!“:-). Damit schließt sich der Kreis und ich mache mich erneut auf die Suche nach meinem Lebensberechtigungsschein, während ich kleinlaut Besserung gelobe.
    Eigentlich ganz einfach, nur ist diese Technik noch nicht so ausgefeilt, dass ich sie ruhigen Gewissens weiter empfehlen könnte ;-).
    Seltsamerweise kann ich im beruflichen Leben jedes Statement in einen Satz packen und das hingegen ist dann wieder sehr beruhigend ;)

    Ich danke Dir.
    Liebe Grüße zurück
    Katha

  • Hallo Katharsis,

    Du schriebst:

    Zitat

    Da frage ich mich oft, ob Ihr überhaupt eine Ahnung davon habt, wie viele Menschen sich durch ihre Sucht ins soziale Abseits katapultiert haben.
    Da sind die Arbeitslosen, die in die Fürsorge reinrutschen, Menschen, die durch Alkoholismus krank geworden sind oder sogar eingeschränkt erwerbsfähig, Menschen, die so viele Schulden angehäuft haben oder eine eidesstattliche Versicherung abgeben mussten, dass sie die nächsten Jahre nicht einmal den kleinsten Hüpfer mehr machen können

    Ja, ich habe eine Ahnung davon.
    Ich habe frühere Bekannte, denen genau das passiert ist, was Du beschreibst.
    Nun ist es aber so, das es doch den offenen Bereich gibt, worüber steht:
    "offener Forenbereich für Bedürftige".
    Auch diese Menschen können sich ja hier austauschen, ist ja nicht so, das ihnen Hilfe verweigert wird.

    Ich lese aber auch in einigen Threads, das Berufen nachgegangen wird, das das Leben wieder rund läuft, von Urlauben etc.pp und somit
    durchaus ein kleiner Beitrag hier geleistet werden könnte, um das Forum auch weiterhin am Laufen zu halten.
    Es wird aber lieber Hilfe angenommen, ohne dafür auch nur einen cent locker machen zu wollen.
    Und genau DAS finde ich nich so doll.

    Zitat

    Bevor Ihr also immer dieselbe Platte abspult, denkt bitte daran, dass wir nicht alle Menschen über denselben Kamm scheren können und wenn die Zinken noch so grob sind.


    Danke schön.
    Ich sehe mich persönlich allerdings nicht als Phrasendrescher oder Plattenspieler, in den Schuh schlüpfe ich also nicht, der passt mir gar nicht.
    Im Gegenteil, ich mag sowas selbst nicht.

    Im übrigen bin ich auch froh, das der offene Bereich erhalten bleibt.
    Ich halte ihn für sehr wichtig.

    LG Sunshine

  • Hallo Hartmut,

    es tut mir leid, dass Du so lange krank warst. Ich hatte mich schon gewundert, wo Du abgeblieben sein könntest.

    Na, und wenn Du weiterhin so provokant unterwegs bist und die neuen User Dich jetzt kennenlernen dürfen, dann stricke ich ab sofort ein bisschen schneller, damit die sich schon mal warm anziehen können, wenn Du das Gatter schließt :D.

    Klar, die Kohle hat zum Saufen immer gereicht, denn so eine Sucht muss gefüttert werden.
    Was haben aber Viele unternommen, um an genügend Geld dafür heranzukommen?!
    Sämtliche Freunde und Nachbarn angepumpt, Spardosen der Kinder aufgebrochen, die Klamötts der Familie versetzt, etc…Das will alles erst einmal in Ordnung gebracht werden, wenn man neu durchstartet.

    Ja, definitiv wünschte ich mir, dies würde ein Auffangbecken für Alle bleiben, die auch nur einen winzigen Schritt in die richtige Richtung wagen wollen oder können.
    Die nix zwischen die Hörner bekommen, wenn sie geschwächelt haben, solange sie dran bleiben und wieder einfallen. Es ist doch ein ziemlich langer Weg bis hin zur stabilen Trockenheit. Und zufrieden soll sie schließlich auch machen!
    Es ist natürlich fraglich, ob man Jemanden überhaupt erreichen kann, der mit 2,7 Umdrehungen hier in diesem Forum schreibt, aber das wird sich rausstellen.

    Vielleicht bist Du dafür nun nicht grad der richtige Ansprechpartner ;-), aber ich habe immer ein Bild im Kopf von Diesteln. Da läuft so ein nasser Alki herum im Pullover und jeder Ausfall, der ihm im Nachhinein peinlich ist, jedes Versagen und jedes nicht eingelöste Versprechen ist wie eine Diestel, die in diesem Pulli hängenbleibt. Jeder entsetzte Blick von Anderen, die Bitte des eigenen Kindes: „Papa, trink bitte an meinem Geburtstag nichts!“, jede Träne der Partnerin, jede Kritik der Kollegen oder des Chefs, etc.. bleibt hängen und der Pullover wird im Laufe der Zeit immer schwerer, bis diese Last so schwer wird, dass man sich aufmacht, um etwas zu ändern. Das kann oft ein einziger Vorfall, ein einzelner Mensch gar nicht bewirken, aber zusammengenommen führt es den Suchtbolzen zu seinem persönlichen Tiefpunkt und erst dann ist ein anderer Weg möglich.
    Vielleicht verstehst Du, was ich meine, vielleicht denkst Du: „Weiches Herz und weicher Keks!“ *g*, egal, es ist meins ;-).

    Viele Grüße
    Katha .. oder so ;)

  • N'abend Katha,

    da hört man wochenlang nix von Dir und dann holst Du scheinbar ganz tief Luft (falls das mit dem bösen Mieder überhaupt geht) und schreibst in zwei Tagen mehr als ich in vier Wochen :)

    Tja, ich bin nach wie vor sehr froh drüber, daß Du gänzlich nicht in der Lage bist, sofort zum Punkt zu kommen...da würde den Forumsmitgliedern, egal, ob offen oder geschlossen, einiges entgehen.

    Die Diskussion um das Offene ist weitestgehend an mir vorbeigehuscht...ich hätte diesmal auch überhaupt keine Lust gehabt, mich überhaupt zum Thema zu äußern. Sämtliche Argumente wurden schon zigfach hin- und hergeschleudert, da gibt es nix mehr Neues zu sagen.

    Ich begrüße es aber definitiv, daß Karsten den offenen Bereich nun doch halten will. Es gibt sehr gute Gründe dafür - mMn. auch für ihn.

    Vielleicht überlegt sich ja der ein oder andere User noch, einen Beitrag zu entrichten, obwohl er lieber im Offenen schreibt...Correns z.B. hält es so und ich finde das recht vernünftig.

    Ich hoffe, es geht Dir soweit gut und ich wünsche Dir von ganzem Herzen ein mehrstündiges Schaumbad :)

    Schön, daß Du Deine schreibabstinente Zeit hinter Dir gelassen hast...

    Schönen Gruß und schöne Zeit

    Andreas

  • Hallo Katha

    Zitat

    Vielleicht bist Du dafür nun nicht grad der richtige Ansprechpartner

    ich denke schon .

    Zitat

    Da läuft so ein nasser Alki herum im Pullover und jeder Ausfall, der ihm im Nachhinein peinlich ist, jedes Versagen und jedes nicht eingelöste Versprechen ist wie eine Diestel, die in diesem Pulli hängenbleibt. Jeder entsetzte Blick von Anderen, die Bitte des eigenen Kindes: „Papa, trink bitte an meinem Geburtstag nichts!“, jede Träne der Partnerin, jede Kritik der Kollegen oder des Chefs, etc.. bleibt hängen und der Pullover wird im Laufe der Zeit immer schwerer, bis diese Last so schwer wird, dass man sich aufmacht, um etwas zu ändern. Das kann oft ein einziger Vorfall, ein einzelner Mensch gar nicht bewirken, aber zusammengenommen führt es den Suchtbolzen zu seinem persönlichen Tiefpunkt und erst dann ist ein anderer Weg möglich.

    Nun bin ich ja nicht auf Rosen gebettet aufgewachsen und kenne das ganz unten von klein auf . Mehr will ich mal nicht im offenen Bereich schreiben . Jedenfalls finde ich mich im Zitierten , als Kind, als Erwachsener und ehemaliger Säufer wieder. Und das war ein Normalzustand meines Lebens Es gab keine andere Welt .

    Wenn nun jemand aus einer ganz anderen ,heilen Welt, da drauf schaute sah er es sicherlich als dramatisch oder gar traumatisch an . Auch in meinem damaligen Umfeld wurde mir die Hand gereicht aber die wollte ich nicht. Ich kannte mich ja aus in dieser Welt. Ich war ja nicht unmündig um etwas ändern zu können.

    Nun mal ein Schwank in einen anderen Bereich . Und glaube mir das Schwanken habe ich aus dem FF gelernt :)

    Wir hatten auch in meinem Umfeld ein Sportverein für Sozialschwachen . Wenn mal Fußballschuhe gefehlt hatten, weil die Kohlen im Elternhaus versoffen wurden oder es aus andre Gründe kein Geld gab , bekam man von den Älteren die abgetragenen Schuhe. Zirka 5 Km weiter war ein normaler Verein . Da wollte ich spielen und ich schaffte es ab einem gewissen Alter auch . Ich verdiente mir die Kohle .

    Was ich damit sagen will das jeder es schaffen kann auch wenn er erstmal in eine andere Liga spielen muss.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • [Ich parke den Text mal hier, weil ich Dir in Karsten´s Thread nicht mehr antworten kann]

    Hallo Slowly,

    gestern hat´s mich doch ein bisschen überrollt ;) und real will ich stets dranbleiben, um mir das gute Gefühl erhalten zu können, aber nun kann ich mich wieder in Ruhe darüber freuen, dass Du noch einmal geschrieben hast.

    Ich mag gar nicht „recht haben“, aber Jeder von uns haut mal Dinger raus, die gar nicht so gedacht waren oder nicht zu Ende geführt wurden. Dann klärt man das und das Thema ist in meinen Augen durch.
    Ich verstehe Dich und Deine Einstellung ehrt Dich und Sunshine, Andreas, Step und Correns, um nur Einige zu nennen.
    Ich wollte ums Verrecken dieses Thema nicht mehr aufgreifen, weil ich der Meinung bin, dass Karsten und ich bereits fertig waren mit dem Meinungsaustausch und ich ein gegenseitiges Verständnis spürte, er seine Entscheidung in der Zwischenzeit längst mitgeteilt hat, ich mich nach wie vor darüber freue und auf gar keinen Fall will ich die Leistung von ihm und den Mods in all den Jahren schmälern.
    Da hier aber immer noch Menschen herumlaufen, die offenbar das Gewissen drückt und Ihr teilweise erstaunlicherweise immer noch der Meinung seid, die Mitglieder im offenen Bereich würden „auf dem Rücken der Anderen“ ein Angebot nutzen, sehe ich mich nun zu Klartext gezwungen:
    Dies war eine Online-SHG mit einem kostenpflichtigen Bereich (selten genug) und einem kostenfreien offenen Bereich (wie überall üblich), die Jahrelang tadellos lief.
    Ich kann Dir hierfür gern die Kosten ermitteln.
    Dann wurde aus dem Forum ein geschäftliches Unternehmen, was bedeutet, es ging nicht mehr allein um die Erhaltung des Forums als solches, sondern um Karstens Auskommen als Selbstständiger.
    Trotz der Werbeverträge, den Beiträgen für den geschlossenen Bereich, Spenden, etc. reichten dafür aber die Einnahmen nicht. Druck wächst, Karsten läuft aus dem Ruder und das ist sonst überhaupt nicht seine Art.

    Weiter im Text:
    Geschlossener Bereich, für den Beiträge einfallen.
    Sunshine schrieb, Qualität kostet eben. Röschtösch.
    Dafür kannst Du im geschützten Bereich schreiben, wo nicht das ganze WWW Deine Ergüsse liest, den Vorstellungsbereich einsehen, chatten, bunte Bildchen posten, auch im offenen Bereich schreiben, Dich an allgemeinen Themen beteiligen, etc.
    Beiträge gerechtfertigt, die Entscheidung bleibt Jedem selbst überlassen, Thema durch.
    Sunshine schrieb ebenfalls einmal, dort würde die „wahre Suchthilfe“ stattfinden. Konnte ich zwar nicht nachvollziehen und ich halte es auch für ein ziemliches Brett für die, die sich hier um Andere bemühen, aber es ist eine Meinung.

    Offener Bereich, kostenlos.
    Das Einzige, was diesen Bereich von denen in anderen Foren bisher unterschieden hat, war die Tatsache, dass sich hier keine nassen Alkoholiker austauschen konnten. Das ist passé.
    Dies ist die Frontseite, die – wie bereits erwähnt – bei mir gefühlt eher unter public relations fällt. Ist von außen nichts zu sehen, werden wir Niemanden erreichen oder interessieren können, der dann ggfs. später die Entscheidung trifft, den kostenpflichtigen Bereich zu nutzen, der – das möchte ich noch einmal betonen – für Viele auch sehr hilfreich ist. Das ganze Ding würde uns unter den Händen wegsterben.
    Fakt ist, wir benötigen zum reinen Erhalt des Forums keinen kostenpflichtigen offenen Bereich.

    Ich möchte das hier hinter mich bringen, und deshalb antworte ich Dir, Sunshine, auch gleich hier: Dein Vergleich mit einer realen SHG hinkt.
    Dort hast Du einen geschützten Rahmen, einen Gruppenleiter (stabile Gruppenmitglieder wechseln sich bei dieser Tätigkeit ab) und der Obolus von (zuletzt) € 1,-/Meeting wird für Getränke für die Mitglieder genutzt, der Gruppenleiter zahlt davon nicht seine privaten Unkosten. Die Räumlichkeiten werden (in der Regel) von einer gemeinnützigen Einrichtung gestellt.

    Ich verstehe Euch, vielleicht versteht Ihr jetzt auch mich und ich wäre dankbar, wenn wir das Thema jetzt hoch hängen könnten, so hoch, dass Niemand mehr rankommt ;-).

    Slowly, verzeih´mir, aber ich musste schmunzeln, als ich Deine letzten Sätze gelesen habe (hoffentlich kann ich das jetzt auch richtig erklären): Natürlich bezog sich meine Kritik ausschließlich auf etwas, das Du geschrieben hast und war und wird niemals als Angriff auf Dich als Person, den Menschen als solches, gemeint sein. Wenn Jemand 127 hilfreiche Kommentare absetzt oder andere Menschen auch „nur“ aufmuntert, ist das doch nicht alles hinfällig, nur weil er einmal nicht getrennt hat, was er offensichtlich als zwei verschiedene Dinge betrachtet.
    Schmunzeln musste ich, weil ich persönlich die Reaktion so typisch weiblich finde (hoffe, alle anwesenden Mädels können mir noch einmal verzeihen ;-).
    Die meisten Kerls, denen ich vorwerfen würde, dass sie die 52. Hürde einfach überrannt haben, weil sie das Bein nicht grade genug gestreckt haben, würden mich nur angucken und ein „K“ nuscheln. Die kämen niemals auf die Idee zu glauben, ich hätte sie deshalb nicht mehr lieb ;) und hätten damit vollkommen recht.

    Schön jedenfalls, dass Du dir noch die Mühe gemacht und mir Deinen Kommentar erläutert hast. Jetzt wünsche ich Dir und Sunshine erst einmal ein schönes Wochenende.

    Herzliche Grüße
    Katha

  • Liebe Susanne,

    momentan bin ich so tiefenentspannt wie noch nie und das zeigt mir, dass diese Auszeit dringend nötig war, auch wenn ich sie für innerliche Schönheits-OP`s nutzen musste ;-).
    Ehrlich gesagt war ich auf das Kommentieren dieses Themas genauso wild wie darauf, mir das Mieder abzuschnallen und mir selbst die Spritze in den Bauch rammen zu müssen.
    Macht einfach keinen Spaß, aber wat mutt, dat mutt :-(.

    Danke. Dito!

    Liebe Grüße zurück und ein puscheliges Wochenende

  • Liebe Thalia,

    wie immer habe ich mich höllisch gefreut, dass Du mich besuchen kommst.
    Tiefenentspannt war am Samstag bereits wieder Geschichte und ich habe herumgestanden wie Falschgeld, irgendwie planlos, unzufrieden, unruhig.
    Vor allem die Unruhe ist mordsgefährlich für mich und so habe ich mich selbst an die ganz kurze Leine gelegt und mir zugehört ;-).

    Einer der bunten Bälle kam mit den Ausmaßen einer Abrissbirne zurück und machte die Arbeit von drei Tagen zunichte. Nach drei Telefonaten und einem ausführlichen Schreiben hatten die Verwaltungsnasen der neuen Klinik immer noch nicht verstanden, was ich beantragt hatte und wenn ich nicht alles doppelt und dreifach kontrollieren würde, hätten sie mich jetzt glatt vier Wochen verhaftet und in eine Reha-Maßnahme gestopft.
    Nach weiteren 27 Telefonaten mit den üblichen Verdächtigen habe ich den Termin storniert und bin in meiner alten Klinik zu Kreuze gekrochen (nur ein bisschen, ich hab´ja „Rücken“ *g*), damit ich doch dort das Mieder abtrainieren kann. Mein ursprünglicher Termin Mitte März war noch nicht vergeben und so bin ich nach all den Kapriolen wieder auf Los gelandet. Ist also nix mit Miederfrei Anfang März, aber mit Pech hätte ich jetzt noch Wochen länger warten können.

    Das war es aber nicht, was mich so unruhig machte und ich musste weiter forschen.
    TV gucken, lesen, stricken, etc. machte plötzlich keinen Spaß mehr, essen auch nicht.
    Damit konnte ich umgehen, aber ich bemerkte auch, dass ich mich nach draußen schleppen musste, während ich mich doch sonst immer total freue, durch die Botanik zu hopsen und es mir ein echtes Bedürfnis ist. Gut, ich hatte mich auch Tagelang über Eis gequält, eingepackt wie ein Michelin-Männchen, und trotzdem gefroren.

    Nach kurzer Diskussion mit mir selbst konnte ich eine Art Lagerkoller diagnostizieren. Es wird jetzt langsam Zeit, dass ich wieder mobiler werde.
    Und während ich mir noch entsprechende Maßnahmen überlege, um die Lunte zu löschen, passiert, was immer passiert, wenn es britzelt: Eines meiner Kinder taucht unversehens aus der Versenkung auf. Mein Sohn ist beruflich für einen Tag in einer nahegelegenen Stadt und möchte abends mit mir essen gehen. Ich habe also ein Date mit dem bestaussehenden Mann der westlichen Hemisphäre :-). Ich habe ihn fast drei Jahre nicht gesehen und freue mich wie verrückt darauf.

    Die Unruhe war vorbei und ich bin wieder schneller gerannt, um meine to-do-Listen abzuarbeiten. Gerade jetzt auf dem letzten Meter muss ich einfach besonders darauf achten, am Ball zu bleiben, weil es doch eine lange Zeit war und ich wieder raus muss und unter Menschen.

    Meine Haarfarbe :D. Das Höflichste darüber war die Bemerkung, dass ich „halt ein Rotschopf sei“. Mittlerweile hat sie sich an meine Naturhaarfarbe angeglichen und ich kann mich um andere Baustellen kümmern, die wichtiger sind ;-).
    Den buddhistischen Pullover habe ich zu Grabe getragen, weil er erwartungsgemäß furchtbar kratzte auf der Haut und so pinsele ich lieber einen Kandinsky auf meinen Schrank, da sich mein Aktionsradius endlich vergrößert hat.
    Mir geht´s wieder soviel besser jetzt, aber es ist manchmal gut zu merken, dass mir der Teufel immer mal wieder an der Jacke zupft. Soviel nur von mir... aber es musste raus.

    Alles Liebe
    Katha

  • Hallo Sunshine,

    hast Du für Dich auch schon feststellen können, dass sich die Zeiten definitiv geändert haben, soweit es die virtuelle Welt betrifft?
    Das Thema hatte ich mit Garcia schon einmal am Wickel.
    Die Wenigsten scheinen sich im Netz noch zu irgendetwas verpflichtet zu fühlen, unterschiedliche Foren wurden geradezu überschwemmt von Menschen, die mit einer Ansammlung von Nicks überall einfallen.
    Die Anonymität bewirkt wohl, dass sich eine unglaubliche Oberflächlichkeit breitmachen konnte und man klickt einfach weg, was nicht gefällt.
    Der offene Bereich hier erinnert mich ein bisschen an eine Selbsthilfegruppe, die einer Klinik angegliedert war. Da waren viele Menschen, die den Gruppenbesuch als Maßnahme aufgedrückt bekommen hatten, um ihren Führerschein zurück zu bekommen, andere hatten gerade einen zweiwöchigen Entzug hinter sich. Die Rückfallquote war unglaublich hoch und nicht Jeder konnte damit gut umgehen.
    Andere Gruppen hingegen bestanden aus Mitgliedern, die im Laufe der Zeit zusammen gewachsen waren und vermittelten dann auch das Gefühl von einem geschützten Rahmen.
    Ich denke, wir müssen den offenen Bereich, d.h. die Menschen darin, so nehmen, wie er ist. Ich freue mich jedenfalls auch, dass er erhalten bleibt.

    Jedenfalls finde ich es gut, dass Du so um die Co´s bemüht bist, um ihnen auch die andere Seite aufzuzeigen. Deine Kommentare werden immer einfühlsamer und verständnisvoller ;-).

    Liebe Grüße zurück und Dir noch einen schönen Abend
    Katha

  • Huhu Andreas :)

    Schwede, warum schreibst Du denn momentan im Allgemeinen sowenig? Deine Kommentare haben immer eine so beruhigende Wirkung, das kann ja nun wirklich Jeder gebrauchen :-).

    Das böse Mieder, ja ;-). Immer wenn ich richtig auf das Teil schimpfen möchte, fällt mir ein, dass es mich zusammen hielt, damit mir noch mehr Rückgrat wachsen kann und dann hab ich es wieder lieb :-).
    So richtig Luft holen ist nicht drin, das macht sich vor allem bergauf bemerkbar, und so war ich dann doch erstaunt, als der Physiotherapeut mir als erstes zeigte, wie man aus dem Bauch heraus atmet. Bei vier Klettverschlüssen habe ich diese Technik dann auf den Frühling verschoben.

    Ich danke Dir ganz herzlich für den netten Wunsch mit dem Schaumbad. Es ist ja nicht so, dass ich total scharf drauf bin, Schaummützen zu basteln und meine Wasserpistole zu zücken *hüstel*, sondern ich würde so gern einfach mal nur richtig durchgewärmt werden, ohne dass ich dafür wie eine Bekloppte den Hügel hinauf rennen muss. Immer ist alles kalt, die Nackenmuskeln steinhart, die Füße Eisklötze, weil ich soviel sitzen muss. Ich bin kurz davor mir die Bude auf 30°C zu heizen, einmal nur. Noch nie habe ich mich so auf den Sommer gefreut, egal wann er dieses Jahr stattfindet.
    Jetzt schreibe ich zurzeit wieder so unegal, falle kurz ein, bin wieder weg, aber das Wichtigste ist jetzt tatsächlich, stetig dran zu bleiben an dem, was ich noch erledigen muss, damit ich mich nicht verzettle. Vieles muss ich Wochen vorher organisieren, ob es um Anträge geht, Ausweise oder ähnliches und oft passiert es halt, dass drei neue Anforderungen entstehen aus einer Sache, die ich angeleiert habe. Dafür braucht es halt Geduld und Selbstdisziplin.

    Ich bin jedenfalls ganz allgemein sehr froh darüber, dass ich mir die Struktur erhalten konnte, obwohl ich schon so lange allein festsitze. Ich habe einen Feierabend und auch ein Wochenende. Komme ich morgens mal nicht zu meiner gewünschten Zeit aus dem Nest gekrochen, krabble ich am Abend mit Wecker hinein.
    Das ist natürlich bei jedem Menschen unterschiedlich, aber dieser Rahmen gibt mir Halt, lässt mich total gut schlafen und morgens gern wieder aufstehen, auch wenn´s komplett öde klingt :-). Ich wäre hier sonst versumpft und sicher nicht überwiegend so gut durch diese Zeit gekommen.

    Dir/Euch wünsche ich einen total puscheligen Abend.

    Liebe Grüße
    Katha

  • Hallo Hartmut,

    finde ich ja interessant, dass Du sagst, die helfende Hand wolltest Du damals nicht.
    „Ich kannte mich ja aus in meiner Welt“ – das konnte ich nachvollziehen.
    Ich passte nicht in meine, so seltsam wie das klingen mag und so bin ich immer hin und her gehüpft.
    Ich erinnere mich noch gut, wie ich als Jugendliche immer gehadert habe: Auf der einen Seite die Intellektuellenbande, bei denen Bücher, Theaterstücke, Gedichte, Politik, Emanzipation, Menschenrecht- und Umweltorganisationen Thema waren. Die strickten Inka-Mützen und tranken Tee und hatten genügend Input für meinen Kopf. Gelacht wurde so gut wie nie, war ja alles so tierisch ernst. Auf der anderen Seite die Mädels, die nur auf Partys herumgeschwirrt sind, nichts ernst nahmen und eine Menge Spaß hatten. Mit ihnen habe ich gut gelacht, wenn wir nachts ausgebüxt sind, aber die Themen drehten sich nur um Kerls und Klamotten und das ließ mich dann geistig fast verhungern. Was für ein Elend, wenn man 17 ist :D.

    Einen Sportverein für weniger Begüterte halte ich ja für eine tolle Sache und auch die Art und Weise, mit dem Thema umzugehen, so wie Du es schilderst. Warum sollten Kinder darunter leiden müssen, wenn die Eltern die Kohle verbraten?
    Ich spende ja nie an irgendwelche Organisationen, sondern regle das privat. Bei meinen Kindern habe ich glücklicherweise erreichen können, dass sie beide überhaupt keine Markenklamotten-Fetis sind, aber wenn z.B. der pubertierende Sohn einer Bekannten mit weißen Mädchensandalen herumlaufen muss, weil gerade nichts anderes verfügbar war, sehe ich da eine Grenze und kaufe ihm Schuhe. Eher so halt.

    Du bist wahrscheinlich immer ehrgeizig gewesen und hast Deine Ziele verfolgt. Ich nehme jetzt die Sauferei mal aus, denn um aufzuhören muss man ja erst einmal begreifen, dass man überhaupt ein Problem hat. Ich denke auch, dass Jeder vieles schaffen kann, aber dafür muss man wissen, welche Ziele man hat. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ganz viele Menschen herumeimern, die gar nicht so genau wissen, wo sie hinwollen und deshalb auch nicht die Energie bündeln können, um sich auf den Weg zu machen.

    Danke, Hartmut.

    Herzliche Grüße
    Katha

  • Hey Katha,

    ich hoffe es geht Dir gut! Wie ist denn bei Dir der Stand der Dinge? Irgendwo habe ich gelesen, dass Du diesen Monat nochmal ins Krankenhaus musst. Warst Du da schon, kommt das noch? Oder rennst Du bergauf und bergab durch die Landschaft und genießt das schöne Wetter?

    lass mal was von dir hören, wenn du magst ;)

    vg, panem

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