Eine Entscheidung getroffen

  • Guten Morgen,

    ich habe gedacht, dass ich nun doch ein neues Thema eröffne, da die Situation nicht mehr unter "Wie soll ich mich entscheiden" passt.

    Nach vielen Überlegungen, Gedankenwirrwarr, Gefühlschaos und sehr vielen schlechten Nächten wo ich spät eingeschlafen und doch schon ab 4 Uhr wach war, habe ich nochmals meinen ganzen Mut zusammengenommen und gesagt, dass XY gehen soll. Vielleicht habe ich die Situation am Montag noch "gebraucht", damit ich endlich ganz wach gerüttelt worden bin. Nach einem Gesundheitscheckup von XY wurde ihm mitgeteilt, dass alle Werte in Ordnung sind (XY hatte davor eine längere Trinkpause mit kurzen Unterbrechungen) und dies war ein Grund gleich mit Bier zu feiern. Zu mir hieß es immer, dass er nun nie wieder Alkohol trinken möchte-aber es war die Angst, dass etwas (Leber) vielleicht nicht in Ordnung ist.
    Aber was soll dies, schon wieder XY, und nun gerade ein Anruf von ihm, dass er nicht so einfach gehen wird, da die Wohnung auch ihm gehört und ich ihm alles "raube" was er liebt..
    Jetzt komme ich mir so schlecht, kalt und lieblos vor...und die Gedanken kommen wieder, ob nicht alles von mir viel zu stark wahrgenommen wird und alles doch nicht so schlimm ist..

  • Hallo Cielo,

    ich gratuliere Dir zu deinem Entschluss :) ich weiß selbst, wie schwierig es ist, diesen zu treffen und dann auch durchzuziehen.

    Mein Ex wurde vor wenigen Wochen durchgecheckt, und hat genauso reagiert. Kein Lungenkrebs - also rauchen wir fröhlich weiter, keine Problem mit der Leber - also gabs wieder Rotwein en masse... Daraufhin bin ich gegangen...

    Und nein, Deine Wahrnehmungen sind genau richtig !! - er versucht doch nur, Dich zurückzugewinnen, damit sein Leben so weiter gehen kann wie bisher...

    Entschuldige, ich hab Deinen alten Strang grad nicht im Kopf - kannst Du nicht gehen? Das hätte sicher auch etwas von Befreiung und er würde sehen, dass Du es ernst meinst...

    Ich drücke Dir die Daumen, dass Du bald alles geklärt hast :P

    Liebe Grüße
    Chrissy

  • Hallo Chrissy,

    wir haben die Wohnung letztes Jahr zusammen gekauft-sprich wir haben seit Juni 2015 die Raten zusammen bezahlt. Allerdings kommt das gesamte Eigenkapital von mir und er steht auch mit 50% im Grundbuch.

    Als ich letztes Jahr dies mit seiner "alten Freundin" mitbekam und wir daraufhin ziemliche Meinungsverschiedenheiten hatten, meinte er wenn ich nicht mehr glücklich bin soll ich es nur sagen, er geht dann. Dies war irgendwie in meinem Kopf verankert und nun heute morgen diese Aussage.

    Wahrscheinlich war dies ziemlich naiv von mir..

  • Eine Seite von mir möchte wirklich dass XY geht, da auch gestern wieder Bier auf dem Boden war und meine Kleine schon hineintatschen wollte.

    Gestern war auch eine Freundin bei meiner Großen und ich habe die Mutter bei der Abholung von ihrem Kind nicht in die Wohnung gebeten, da XY schon ziemlich angetrunken vor dem Fernseher mit der ?? Bierflasche saß-ich hatte mich einfach geschämt.

    Diese vielen Wochenenden wo nur ich etwas mit den Kindern unternehme, da XY immer zu "geschafft" ist. Sage mir, dass ich doch schon "alleine" bin-nur dass ich ohne XY endlich wieder Luft zum Atmen habe-und ohne den Gedanken zu haben, dass ich dies oder jenes doch wieder alleine machen muss, da der Alkohol wieder überhand genommen hat.

    Es tut gut dies aufzuschreiben, denn vorher kam auch aufeinmal diese Angst in mir hoch: "Mensch was machst Du denn, zerstörst das Leben von XY und den Kindern". Keine Familie kannst Du zusammenhalten und die Kinder sind nun ohne Papa ( ein Kind, die Große ist aus 1.Ehe - auch Alkoholproblem bei dem Ex-Mann).

    Und das Gesagte von XY, dass ich "kranke" Gedanken hätte .....

  • Cielo, auch wenn ich mich wiederhole - Deine Gedanken sind genau richtig, lass Dir da nichts einreden!

    Wenn Du ehrlich bist, ist Dein Leben doch momentan nicht das, wovon Du mal geträumt hast, oder? Und solange er weiter trinkt, wird es auch nicht besser, es kann nur schlimmer werden. Und er wird weiter trinken, warum sollte er das ändern?

    Und wenn Du es nicht für Dich tust, trenne Dich für Deine Kinder von ihm. Das ist nicht der Papa, den sie verdienen. Welches Leid es ihnen zufügt, wenn der Vater massiv Alkohol trinkt, kannst Du hier bei den EKAs nachlesen. Und sie bekommen es mit, egal, wie alt sie sind...

    Das mit der Wohnung ist natürlich schwierig... Ich würde zumindest mal die Fühler ausstrecken, was Du tun kannst, wenn er nicht auszieht... Rede mit der Bank, mit einem Rechtsanwalt...

    Vielleicht haben ja die anderen hier noch ein paar Ideen für Dich... mehr fällt mir momentan nicht ein...

    Nur noch soviel: nicht aufgeben, nicht bequatschen lassen, nicht aufhören, hier zu schreiben (für mich war das sehr wichtig, so konnte ich für mich sehen, dass ich mich nur im Kreis gedreht habe...)

    Habt einen möglichst guten Nachmittag :)

  • Hallo Chrissy,
    ja das stimmt, das Leben so , ist nicht das was ich mir für mich und auch für die Kinder gewünscht habe..

    Ich bin gestern Abend "hart" geblieben, obwohl das nicht schwer war, da XY wieder getrunken hatte und dann eine normale Kommunikation sowieso nicht möglich ist.

    Heute morgen dann mit Gutenmorgenkuss und Leidensmiene, welcher von mir aber nicht gegeben wurde..XY meinte gestern Abend nur, dass wenn er geht auch wir (sprich die Kinder und ich) von der Wohnung gehen müssen. Ich hoffe nun, dass wir vielleicht am Wochenende vernünftig miteinander reden können.

    Es tat gut ins Geschäft zu fahren, damit ich nicht "schwach" werde. Sagte mir gedanklich die vielen Gründe für eine Trennung..

    Zumindest habe ich heute Nacht gut geschlafen und heute NM sind die Kinder bei Oma+Opa und ich treffe mich mit einer guten Freundin.

    Wie ging bzw. geht es Dir nach der Trennung ? Wart ihr lange zusammen und habt ihr Kinder ? Ich hoffe ich trete Dir mit diesen Fragen nicht zu nahe.

  • Mahlzeit Cielo :)

    Nein, Du trittst mir damit nicht zu nahe. Vorab eine Frage, wäre für Dich die "geschlossene Abteilung" eine Option? Dort tauschen sich noch mehr Mitglieder aus und auch mein Strang ist dort zu lesen.... und, ganz wichtig - nicht jeder kann das lesen...

    Wenn Du wieder schwankst, vielleicht hilft es Dir ja, Dir genau dann die schlechten Dinge Eurer Beziehung in Erinnerung zu rufen. Die Abende alleine, in getrennten Zimmern, die un-mögliche Kommunikation, das Nicht kümmern um Eure Kinder, die ewige Angst und Beklemmung, die diese Beziehung mit sich führt und ständig, von morgens bis abends präsent ist.

    Ich hatte/habe den Vorteil, wir waren nicht verheiratet, haben keine gemeinsamen Kinder und wohnen 750 km von einander entfernt. Diese Entfernung machte es mir aber gerade in den ersten Monaten die Einschätzung schwer, ist er abhängig oder nicht. Das erste Mal hat er nach einem Jahr die Beziehung beendet, weil ihm meine Widerworte und versuchte Diskussionen zu viel wurden. 9 Monate später kamen wir wieder zusammen... heute versteh ich mich selbst nicht mehr...

    Vor 3 Wochen hat es mir dann wieder gereicht... ich konnte nicht mit ihm reden, eigentlich war er nie wirklich für mich da, ich war schon wochenlang allein, trotz Beziehung. Heute gehts mir gut, ich kann frei durchatmen und nach Hause kommen, ohne diesen Druck zu spüren - so von wegen: was ist heute Abend wieder, läßt er mich in Ruhe oder auch: kann ich mit ihm gut telefonieren oder ist er wieder betrunken am Telefon, werde ich meine Sorgen los oder sitze ich mit ihnen alleine da...

    Dieses Mal bin ich gegangen und ich habe es immer noch nicht bereut. Ich hole mir langsam MEIN Leben zurück, immer ein Stück nach dem anderen. Ich glaube, meine Söhne (sind bereits erwachsen) sind auch nicht unfroh über diese Entwicklung, auch sie haben den Alkoholmissbrauch mitbekommen und freuen sich, dass es mir nun besser geht. Es ist nicht jeden Tag gleich, aber so langsam geht es aufwärts. Immer einen Schritt nach dem anderen, ich denke, das gilt auch für uns Angehörige.

    Schön, dass Du heute mal rauskommst, mal weg von alledem... Genieße es, soweit das möglich ist (ich konnte es nie wirklich... meine Gedanken kreissten immer um ihn...)

    Ich wünsche Dir einen schönen Freitagabend :)

  • Hallo! Ich habe insgesamt 8 JAhre mit einem Alkoholiker zusammengelebt, wobei er dacon 2 Jahre trocken war. Zum Schluss waren es wieder 3 durchgehende JAhre, in denen er getrunken hat. Seit ungefähr 2 JAhren habe ich jeden Tag mit dem Gedanken gespielt zu gehen, war aber zu feige, da ich erstens immer glaubte, es würde alles besser werden, 2. weil ich das Haus nicht verlassen wollte. Der einzige Weg war- mit 34 JAhren- zurück zu den Eltern, da ich ein Kind habe, nicht viel gespart und momentan studiere. Vor drei wochen bin ich nach einer Woche durchgehenden Drohens zu gehen, wirklich gegangen, mit unserem kleinen Sohn- DIE BESTE ENTSCHEIDUNG MEINES LEBENS. ICh hatte/habe zwar ein schlechtes Gewissen, doch er wird jetzt 8 Wochen stationär gehen mit anschließender dreijhriger Begleittherapie. Das wäre niemals passiert, wenn ich geblieben wäre, dass weiß ich. Ich merke, wie ich jetzt beginne, mein LEben zu genießen, abzuschalten, nicht mehr darüber nachzudenken, ob er trinkt oder nicht. ICh bin weg aus einem Teufelskreis, der mich krank gemacht hat. Bin mir nicht einmal sicher, ob ich noch mit ihm zusammen sein möchte, auch wenn wir einen gemeinsamen sehr jungen Sohn haben- der übrigens in der trockenen Phase gezeugt wurde. Es tut so weh solche Entscheidungen zu treffen, doch ich habe mich und meinen Sohn gerettet... Viel KRaft und alles Gute!!

  • Hallo Cielo,

    Zitat


    habe ich nochmals meinen ganzen Mut zusammengenommen und gesagt, dass XY gehen soll...

    ...meinte er wenn ich nicht mehr glücklich bin soll ich es nur sagen, er geht dann. Dies war irgendwie in meinem Kopf verankert und nun heute morgen diese Aussage. ..

    .... und nun gerade ein Anruf von ihm, dass er nicht so einfach gehen wird, da die Wohnung auch ihm gehört und ich ihm alles "raube" was er liebt..

    Sorry, aber hast Du wirklich geglaubt, das ein nasser Alkoholiker einfach sein bequemes Leben und seine bequeme Unterkunft FREIWILLIG verlässt? :shock:
    Quatsch... das er damals sagte, er würde gehen, wenn Du es so willst, das hört sich für mich nur wie ne leichte Drohung an, nach mehr aber auch nicht.
    Ich glaube nicht, das er auch nur geringsten Anstalten machen wird, zu gehen, solange er noch irgendeine Hoffnung hat, das er Dich doch wieder belabern kann.
    Also rechne mal damit, das nun weitere, sicher auch härtere Geschütze aufgefahren werden.

    Bitte hole Dir weitere Hilfe hinzu, lasse Dich bitte von einem Anwalt beraten.
    Der kann auch weiteres für Dich in die Wege leiten und Du hast damit auch jemanden, der hinter Dir steht.
    Desweiteren ist es gut zu wissen, was auf Dich zukommt und zukommen kann.
    Sachliche Informationen sind immer besser als irgendwelche alptraumhafte Vorstellungen.

    Zitat


    denn vorher kam auch aufeinmal diese Angst in mir hoch: "Mensch was machst Du denn, zerstörst das Leben von XY und den Kindern". Keine Familie kannst Du zusammenhalten und die Kinder sind nun ohne Papa


    Das stimmt doch so nicht, Cielo, und das weißt Du auch.
    Ich lese da eher Angst heraus, nach der Ankündigung evtl. selbst gehen zu müssen, diemal wirklich Nägel mit Köpfen machen zu müssen.
    Kann ich nachvollziehen, das man kalte Füße bekommt, wenn alles auf einmal so real wird.
    Da redet man sich dann lieber ein, ach mache das doch lieber nicht, weil... blablabla... ich denke, das ist eher die Angst vor der eigenen Courage, wie man so sagt :wink:
    Was Du wirklich tust, ist:
    Du bringst Dich und Dein eigenes Leben in Sicherheit.
    (Für das von XY bist DU NICHT VERANTWORTLICH, der ist selbst erwachsen !!)
    Du bringst Deine Kinder in Sicherheit vor einem alkoholkranken Vater, um weiteren Schaden von ihnen abzuwenden.
    Und eine "Familie zusammenzuhalten" als Lebenssinn, wobei man aber nur noch draufzahlt?
    Das kanns doch auch nicht sein, oder?
    Die Fremdgeherei lass ich dabei noch ganz außen vor...

    Ich kann Dir nur dringend raten, aktiv zu werden und dem Drama ein Ende zu setzen.
    Denn so verschaffst Du Dir auch die Chance auf ein neues, glücklicheres Leben, ebenso den Kindern.
    Niemand wird Dir sagen, das danach alles gut und toll und einfach ist.
    Aber schlimmer wie mit nem nassen Alkie als Mann kann es doch kaum noch werden.

    Und nochwas, Cielo... wenn Du jetzt nen Rückzieher machst, wird alles noch schlimmer.
    Denn dann WEISS Dein Mann, das Du es nicht ernst meinst, das Du doch immer wieder einknickst.
    Was meinst Du wohl, wie er sich dann fortan benimmt??

    Darum wird hier ja auch immerr geraten, nur Konsequenzen anzudrohen, die man dann auch WIRKLICH durchziehen kann und wird.
    Ansonsten verschlimmert man die Sache nämlich noch mehr als sie eh schon ist.

    LG Sunshine

  • Hallo liebe Cielo,

    du hast eine goldrichtige Entscheidung getroffen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die Geschichten in den Grundzügen gleichen.

    Ach, was hab ich gedroht und geschimpft, und mich doch wieder breitschlagen lassen. Er hat gesagt: Wenn du das willst, bin ich weg. Ein Versuch, Druck aufzubauen, meist will man ja den Partner nicht verlieren. Irgendwann sagt man: Ja geh bitte, geh doch endlich, du tust mir einen Gefallen damit. Da wendet sich das Blatt und der Kampf geht erst richtig los, denn wie Sunshine mit ihren wie immer recht deutlichen Worten ;) sagt: Warum sollte ein Alki denn das gemachte Nest verlassen? Und selbst wenn du gehst, wird der Kampf kein Ende haben. Es wird sehr wahrscheinlich noch viele, viele Kontaktaufnahmen seinerseits geben, da kann man noch froh sein, wenns beim telefonischen bleibt. Mein Ex stand ständig vor meiner Tür, hat Terror gemacht, richtig Terror, ständig war Polizei da. Er hat mich auch in den Supermarkt verfolgt, wenn seine Schwüre und Betteleien nicht halfen hat er mich auch in der Kaufhalle aus 10m Entfernung übel unter der Gürtellinie und lautstark beschimpft. Es war so peinlich, so verletzend, so erniedrigend.

    Ich war ja längst nicht mehr ich selbst, erkannte mich und mein Verhalten wirklich nicht wieder. Ich hatte seit Jahren keine meiner Freunde mehr reingelassen, weil ich mich für ihn schämte, oder besser gesagt dafür, wie ich lebte. Ich bin auch nicht mehr weggegangen aus Angst vor dem, was mich beim Heimkommen erwartet. Aktivitäten mit den Kindern - null. Lass es bitte nicht so weit kommen. Nimm den Kampf auf, und verlass dich drauf, ihn loszuwerden wird ein Kampf. Aber ein unausweichlicher.

    Entweder rettest du dich und die Kinder oder ihr geht mit großen Schritten in ein unschönes Leben. Deine Kinder gehen an deiner Hand, an deiner Seite dorthin, wohin du sie führst. Entscheide dich für die richtige Richtung.

    Ich wünsche mir heute, ich hätte mich schon umgedreht, als ich ihn das erste mal am Boden liegen sah - besoffen. Leider wollte ich ihn "retten", ihm helfen. Mission impossible. Aber ich musste durch die Hölle gehen, bevor ich das glauben konnte, egal wie oft ich es gesagt bekam, ich hab an ihn geglaubt.

    Er wird dir sagen, was du hören willst, bis er merkt, es fruchtet nicht, dann wird er böse. Und dieses Spiel wird sich einige Male wiederholen. Du kannst mit deinen Kindern allein ein viel schöneres Leben leben, ich weiß das. Und eines Tages wird sich sicher auch wieder ein netter Mann in euer Leben begeben, der deine Liebe und Loyalität verdient. Aber erst musst du diesen steinigen Weg gehen, Gott hat nunmal vor den Lohn die Arbeit gesetzt. Aber dieser Lohn ist es wert.

    Eure Wohnung - nunja, Um da Ratschläge zu geben, hab ich zu wenig Infos. Aber meistens ist die beste Option der Verkauf, und du baust für dich und die Kinder woanders ein schönes Nest. Kinder gewöhnen sich schnell an neue Situationen. Wenn du in 30 Jahren auf dein Leben zurückblickst, was glaubst du, woran würdest du dich lieber erinnern? An eine starke Frau in einer kleinen Wohnung, die ihren Weg gegangen ist und glückliche Kinder großgezogen hat, oder auf eine Frau, die an der zerrütteten Familie festgehalten hat, sehenden Auges betrogen und belogen wurde, Qual und Leid ertragen hat mit Kindern, zu denen sie vielleicht keinen Kontakt mehr hat weil sie einfach keine Antwort auf die Frage hat: Warum bist du nicht gegangen? Möchtest du, dass deine Kinder Alkohol und Suff als etwas normales erleben?

    Mir hat jemand die entscheidende Frage gestellt: Wieviel "Papa" ist denn dein Partner tatsächlich? Die Antwort: Er war gar keiner mehr. Aber das wollte ich mir nicht eingestehen, hab Luftschlösser gebaut mit dem Mann, der er hätte sein können. Das er es nie wieder werden wird, hab ich nicht an mich rangelassen. Das der Alkohol über kurz oder lang immer die Oberhand gewinnen würde habe ich nicht glauben wollen. Auch dein Mann ist kein Vater mehr, wenn ich lese, wie es in eurer Familie läuft. Und mir wurde irgendwann klar, dass es eigentlich für meine Kinder unzumutbar ist und die "ich nehm ihnen den Vater"-Überlegung nichts als eine bequeme Ausrede dafür, dass ich nichts ändern muss.

    Und die abstinenten Phasen werden immer kürzer. Klar gibt es auch viele erfolgreich abstinente Alkoholiker, die "trockenen", aber erstens sind das nicht viele, die es dauerhaft schaffen, und zweitens dauert dieser Weg zu lang, wenn ich lese, wo er steht, und wo er hingehört um Vater und Partner zu sein... Soviel Zeit haben deine Kinder nicht. Sie haben eine glückliche, unbeschwerte Kindheit verdient, und ich muss dir sicher nicht erzählen wie schnell sie groß werden. Der Arzt in der Klinik, in der mein XY war, hat eine Rückfallquote von über 90% genannt. Und das sind immerhin Leute, die schon mal bereit waren, eine Therapie zu machen, also an einer Stelle standen, an der dein Mann noch nicht angekommen ist.

    Es ist wieder ein langer Text geworden - sorry - aber ich versuche dir klar zu machen, dass du deinen Kindern keinen Vater nimmst, du nimmst ihnen einen alkoholkranken Menschen, der nicht genug Liebe und Respekt für euch empfindet, seiner Familie ein guter Vater bzw. Mann zu sein.

    Du nimmst ihnen nicht die schönen Familienausflüge, tollen Geburtstagsfeiern und kuscheligen Abende, die man als Familie verbringt.

    Du nimmst ihnen die Erfahrung, dass die Familienausflüge, auf die sie sich gefreut haben, kurzfristig ausfallen, weil Papa getrunken hat. Du nimmst ihnen die Erfahrung, dass Geburtstage, wenn überhaupt, nicht zu Hause gefeiert werden können, dass gar keine Freunde mehr kommen können, weil Papa getrunken hat. Du nimmst ihnen die Erfahrung, abends im Bett zu liegen, Papa schreien zu hören, Mama weinen zu hören.

    All die schönen Erfahrungen könnt ihr nur haben, wenn du die richtige Entscheidung triffst. Du musst kein schlechtes Gewissen haben. ER entscheidet, zu trinken. Ganz bewusst. Er entscheidet GEGEN all die schönen Seiten des Familienlebens, um seinen Suff ausleben zu können, ohne Rücksicht auf euch. DU brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben. Geh deinen Weg mit deinen Kindern. Der Weg wird vielleicht nicht aus Watte sein, aber auch nicht aus scharfen Scherben.

    Ganz liebe Grüße

  • Danke Florena für Deinen Beitrag !
    Es ist wirklich so, wie Du es schreibst.

    Zitat

    Deine Kinder gehen an deiner Hand, an deiner Seite dorthin, wohin du sie führst. Entscheide dich für die richtige Richtung.

    Genau so ist das :(
    Kinder setzen ihr ganzes Vertrauen in die Eltern, sie haben noch keine anderen Vorbilder. Die gibt es erst sehr viel später.
    Und bei einem alkoholkranken Elternteil (in diesem Fall der Vater) können sie sich nur noch an die Mutter halten.
    Denn die Unzuverlässigkeit und die Vernachlässigung durch Seiten des Vaters merken sie ja auch.
    Hier müssen Mütter einfach die Verantwortung übernehmen, und auch den Hintern dazu in der Hose haben.
    Was für eine Alternative gäbe es denn sonst ?
    Ansonsten geht ja mit den Kindern auch alles den Bach runter :(

    Zitat

    Wenn du in 30 Jahren auf dein Leben zurückblickst, was glaubst du, woran würdest du dich lieber erinnern?
    An eine starke Frau in einer kleinen Wohnung, die ihren Weg gegangen ist und glückliche Kinder großgezogen hat, oder auf eine Frau,
    die an der zerrütteten Familie festgehalten hat, sehenden Auges betrogen und belogen wurde,
    Qual und Leid ertragen hat mit Kindern, zu denen sie vielleicht keinen Kontakt mehr hat weil sie einfach keine Antwort auf die Frage hat: Warum bist du nicht gegangen?

    Ja, so ist es doch.
    Das eigene Leben zerknallt, sich aufgeopfert für nix und wieder nix!
    Und als ob das nicht schon reicht, verliert man evtl. auch noch die Kinder.
    Also wenn das keine Horrorvorstellung ist, dann weiß ich nicht was.

    Und das alles nur, weil man nicht bereit war, mal WIRKLICH die Augen aufzumachen, das Schönreden sein zu lassen und auch nicht bereit war, Konsequenzen zu ziehen und für sich selbst (und die Kinder) einzustehen.

    Zitat

    Und mir wurde irgendwann klar, dass es eigentlich für meine Kinder unzumutbar ist und die "ich nehm ihnen den Vater"-Überlegung nichts als eine bequeme Ausrede dafür, dass ich nichts ändern muss.


    Ja.
    Außenstehende erkennen übrigens diese "Ausreden", meistens sogar recht schnell. Das ist ja relativ leicht durchschaubar.
    Aber man selbst will auch das nicht gern wahrhaben. Und dann geht auch noch nix in Sachen Veränderung.
    Ohne schmerzhafte Selbsterkenntnisse geht hier ebenso wenig wie in der Alkoholsucht.

    Zitat


    Du nimmst ihnen die Erfahrung, dass die Familienausflüge, auf die sie sich gefreut haben, kurzfristig ausfallen, weil Papa getrunken hat.
    Du nimmst ihnen die Erfahrung, dass Geburtstage, wenn überhaupt, nicht zu Hause gefeiert werden können,
    dass gar keine Freunde mehr kommen können, weil Papa getrunken hat. Du nimmst ihnen die Erfahrung, abends im Bett zu liegen, Papa schreien zu hören, Mama weinen zu hören.

    Genau so ist es Florena. :(
    Wenn man sich das mal so reinzieht, dann sieht man auch, wie unsinnig die "Ich nehme den Kindern den Vater"-Gedanken sind.
    Denn genau so, wie Du es schreibst, läuft es ja in den allermeissten Fällen ab.

    Zitat

    ER entscheidet, zu trinken. Ganz bewusst. Er entscheidet GEGEN all die schönen Seiten des Familienlebens, um seinen Suff ausleben zu können, ohne Rücksicht auf euch.

    Hier muss ich allerdings als selbstbetroffene Alkoholikerin widersprechen :wink:
    Alkoholismus ist eine KRANKHEIT, in der wir vieles nicht mehr allein entscheiden (können).
    Ein Nicht-Betroffener kann sich nicht vorstellen, wie es ist, trinken zu müssen.
    Derart abhängig von einer Droge geworden zu sein, das man wirklich denkt, man könne ohne sie nicht mehr (über)leben.
    Hätte ich die freie Entscheidung gehabt, in einem ganz nüchternen Kopf, dann hätte ich mich GEGEN die Sauferei entschieden.
    Ich war (und bin) aber ABHÄNGIG geworden, und dann ticken alle Uhren anders.
    In der Sauferei gibt es keine Logik mehr, und die Entscheidungsfreiheit ist stark bis komplett eingeschränkt.
    Natürlich, mich hat NIEMAND gezwungen, zu saufen.
    Keiner ist schuld daran, das ich es tat.
    Aber die Krankheit ist eben so, das man DOCH trinken MUSS.
    Die Zeit, als ich trinken musste, weil ich sonst auf Entzug kam und der ganz furchtbar war... diese Zeit war die schlimmste in meinem Leben.

    Nicht nur Angehörige leiden unter der Alkoholsucht der Betroffenen.
    Ab einem gewissen Zeitpunkt leidet ein Alkoholiker auch unendlich.
    Wir können auch nicht rund um die Uhr alle Gedanken abstellen und immer fröhlich weiter saufen.
    Ab dem Tag, wo man wirklich abhängig säuft, wird auch das eigene Leben zur unendlichen Qual.

    Zum Glück gibt es Wege aus diesem Elend !
    Aber nur, wenn man das wirklich will, es zur absoluten Prio1 macht und bereit ist, alles dafür zu tun.
    Eher gibt es keine Chance.

    Und Cielo, von dieser Erkenntnis ist Dein Partner noch meilenweit entfernt.
    Das kann also noch gut 10 jahre, oder 20 Jahre so weiter gehen, vielleicht säuft er sich irgendwann auch ganz einfach tot.
    Du entscheidest, ob Du dieses Leben willst!!
    Und Du entscheidest ebenso für Deine Kinder mit.

    Zitat


    Kinder gewöhnen sich schnell an neue Situationen.


    Auch das stimmt !
    Von daher zieht nicht mal das "ich reisse die Kinder aus dem gewohnten Umfeld und sie werden darunter leiden".
    Ich kann mich gut erinnern, als wir vom Dorf wegzogen in die Stadt.
    Weg von meinen Großeltern, weg von meiner Schule, weg von meinen Freunden und meinem gewohnten Umfeld.
    Für mich brach erstmal meine Welt zusammen, ganz klar.
    Aber... ich fand so schnell Freunde am neuen Wohnort, das die Traurigkeit schnell wieder vorbei war.
    Kinder stecken sowas normalerweise weg, ohne größeren Schaden zu nehmen.
    Kinder aber dauerhaft einem alkoholkranken Elternteil auszusetzen hinterlässt garantiert unvergleichlich höheren Schaden !
    Das ist mal sicher.

    LG Sunshine

  • Hallo Sunshine,


    du hast recht, in meinem Post klingt es, als hätte man eine Wahl, als könnte man wie ein gesunder entscheiden "heute trinke ich - heute trinke ich nicht". Dem ist natürlich nicht so. Wenn´s so einfach wäre, gäb es vermutlich keinen Alkoholismus. Aber dennoch haben sie die Möglichkeit, die Notbremse zu ziehen. Es hängt sehr von der Persönlichkeit ab. Ein großes Maß an Willensstärke und Disziplin gehört dazu. Selbsterkenntnis, beim einen früher, beim anderen später. Wie ehrlich kann man zu sich selbst sein, will man zu sich selbst sein. Dennoch könnte er, wenn er wöllte, aufhören. Er könnte, wenn er wöllte, Hilfe in Anspruch nehmen. Aber er entscheidet sich dagegen, und diese Entscheidung ist, denke ich, schon ganz bewusst. Es geht ihm einfach noch nicht schlecht genug.

  • Guten Morgen Aurora,

    ja wie geht es mir..es fällt mir schwer dies in Worten zu fassen. Ich konnte meinen Entschluss nicht durchziehen, wurde "schwach" kam ins "Wanken" und fühle mich deshalb ziemlich schlecht..

    Danach wurde alles noch "schlimmer", von dem zerbrochenen Glas der Balkontüre durch XY Gewalteinwirkung, (da einer von uns versehentlich die Türe geschlossen hatte und er noch im Garten war) bis zu unendlich viel Bier.. Nun sind die letzten Tage wieder besser geworden. Versuche auf mich und die Kinder zu sehen, einen Weg für uns zu finden..

    Ich hatte all die mails von dem "verlorenen" Papa gelesen, aber bei uns finden die Geburtstagsfeiern der Kinder statt, falls er einmal mitgeht bei Ausflügen hält er dies auch ein..und trotzdem weiss ich dass ich mich auf ihn nicht verlassen kann, geschweige denn einmal eventuell abends mit einer Freundin schwimmen gehen kann, da ich nicht weiss, ob XY trinkt oder nicht um auf die Kinder aufzupassen.

    Meine Kur ist nun genehmigt, allerdings erst ab dem 23.11., da es in dieser Klinik nur 2 x im Jahr eine Kur für verwaiste Eltern gibt. Es ist ein Lichtblick für mich und ich brauche diesen Abstand, da ich merke wie sehr ich mich abhängig von XY gemacht habe- früher stand ich mit "beiden" Beinen im Leben.

  • Hallo Cielo,

    wir wissen alle, wie das ist schwach zu werden.
    Und wir wissen alle, dass es besser gewesen wäre früher stark zu bleiben und zu gehen.
    Und trotzdem musst auch du an einen Punkt kommen, an dem du dir sicher bist, dass du diese Entscheidung treffen kannst und willst.

    Mach dich deshalb nicht selbst fertig....das ist schwer!
    Aber lass dich nicht einlullen und achte weiter auf dich und deine Kinder.
    Und bleib auf dem Weg, den du eingeschlagen hattest.
    Schau weiter hin und nicht weg....

    Wir können dir dazu den Rücken stärken, wenn du hier vorbei schaust.
    Und wir können dich ein bißchen anstupsen.
    Zwingen wird dich hier niemand, du hast also nur zu befürchten, dass du die Wahrheit nicht verleugnen kannst, wenn du hier schreibst.
    Und dass wir dir auch sagen was wir denken.
    Aber entscheiden kannst und SOLLST du immer selbst.

    Aber drüber reden und hinschauen kann ja schon helfen....

    Liebe Grüße
    JUF

  • Also: mein (leiblicher) Vater war zwar kein Alkoholiker, aber notischer Fremdgeher, Lügner und linker Hund.

    mir als Kind war das Beste was mir passieren konnte, dass meine Eltern sich haben scheiden lassen (das sage ich jetzt im nachinein), das ganze hat sich zwar über 6 Jahre hin gezogen bis ich dann Volljährig war, meine Mutter gesagt hat, sie kann nicht mehr und auf den zustehen Unterhalt gepfiffen hat. Aber der "Bruch" war für uns als Kinder verkraftbar.

    Wenn du dich trennst machst du nicht das Leben der Kinder und von XY kaputt! nein du rettest dein Leben und das deiner Kinder (ich gehe mal davon aus, dass das Kind aus der ersten Ehe ebenfalls leidet)

    Du zeigst deinen Kindern den Weg, du kannst ihre Bezugsperson sein, oder willst du wirklich, dass sie XY nacheifern?

    Letzten Endes ist es deine Entscheidung, aber nachdem was ich bisher gelesen habe weiss ich wie ich entscheiden würde (ohne Anspruch auf Richtigkeit). Klar ist auch, dass die Entscheidung eben nicht einfach ist, Du musst dir sicher sein/werden dass du es durchziehen willst und kannst, dieses "Klick" muss es bei dir machen, nicht bei irgendwem anderen. Ich weiss das klingt hart, grade weil ich vor dem überraschenden Tod meiner Mutter noch mit ihr genau darüber gesprochen habe wie sie sich nach der Trennung gefühlt hat...
    Sie war unsicher, wusste nicht was sie machen sollte als wir aus dem Haus geworfen wurden, sie hat sich lange zurück gesehnt nach dieser trügerischen Sicherheit, aber dann hat sie ihre Kinder gesehen und gesehen, dass zurück keine Option mehr war.

    Egal wie hart es ist, Dich selbst und deine Kinder einem Alkohliker "unterzuordnen" darf meiner Meinung nach keine Lösung sein, es gibt immer einen Weg den man noch gehen kann.

    Du musst DEINE Entscheidnung treffen, niemand sonst kann das für dich, aber meine Empfehlung ist: lass ihn hinter dir.

    Train to survive

    survive to train

  • Danke für Eure Antworten.

    Ich kam mir so unglaublich blöd, schlecht und wertlos vor, es hatte mir irgendwie den Boden unter den Füßen weggezogen dass ich es nicht "durchgezogen" hatte. Nun versuche ich bei mir zu bleiben, Abstand zu XY zu finden, mich langsam loszulösen. Vielleicht hatte ich für mich selbst zu viele Schritte auf einmal gemacht.

  • Hallo Cielo,

    du musst dich nicht schlecht und wertlos fühlen, weil du nicht durchgezogen hast, was du dir vorgenommen hast. Ich glaube, die Allerwenigsten hier sind beim ersten Versuch wirklich stark geblieben, wenn du wüsstest, wie oft ich eingeknickt bin... da haben viele Außenstehende nicht dran geglaubt, dass ich mich jemals lösen würde, trotzdem dass in meinem Fall neben der psychischen auch die körperliche Gewalt beinahe täglich stattfand. Wenn ich ganz ehrlich bin und sage, ich bin 20 Mal eingeknickt, wird das nicht reichen...

    Aber die Phasen, in denen ich stark war, wurden länger, was einmal nur Drohungen waren wurden Pläne und Pläne wurden zu Taten, und irgendwann war der Punkt einfach gekommen, an dem ich mein Leben soweit für mich und die Kinder aufgebaut hatte und wusste, jetzt gibt es kein zurück mehr und er wird draußen bleiben, für immer.

    Es war ein langer Weg, es war nicht leicht und die Hoffnung, er könnte sich ändern, die Angst und das schlechte Gewissen, es könnte ihm ohne mich was passieren, hörten nie einfach auf, es wurde mir mit der Zeit egal, weil ich in eine andere Richtung gegangen bin als er. Ich habe mich in Richtung Normalität bewegt, hin zu einem Leben in der Gesellschaft, mit Freunden, Veranstaltungen, Gemütlichkeit und Sicherheit, während er weiter Richtung Sumpf ging, das wurde mir mit der Zeit immer bewusster und deutlicher.

    Ich hatte ja alles versucht - nichts hat geholfen, ich konnte nichts mehr tun. Es hat mal jemand gesagt, Wahnsinn ist, immer wieder das selbe zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten. DAS trifft den Nagel auf den Kopf. Aber die Stärke das alte Leben aufzugeben, so schlecht es auch ist, ist für die Meisten kein Aha-Erlebnis von heute auf morgen, sondern ein Prozess. Schäm dich nicht, jeder hat sein eigenes Tempo. Behalt jedoch im Hinterkopf: Je schneller du deine Einsicht in die Tat umsetzen kannst, desto besser. Jeder Tag, an dem du mit ihm kämpfen musst, auf welcher Ebene auch immer (und wenn es nur das Ignorieren ist), ist ein verschenkter Tag EURES neuen, besseren Lebens.

  • Hallo Cielo,

    du musst dich nicht schlecht und wertlos fühlen, weil du nicht durchgezogen hast, was du dir vorgenommen hast. Ich glaube, die Allerwenigsten hier sind beim ersten Versuch wirklich stark geblieben, wenn du wüsstest, wie oft ich eingeknickt bin... da haben viele Außenstehende nicht dran geglaubt, dass ich mich jemals lösen würde, trotzdem dass in meinem Fall neben der psychischen auch die körperliche Gewalt beinahe täglich stattfand. Wenn ich ganz ehrlich bin und sage, ich bin 20 Mal eingeknickt, wird das nicht reichen...

    Aber die Phasen, in denen ich stark war, wurden länger, was einmal nur Drohungen waren wurden Pläne und Pläne wurden zu Taten, und irgendwann war der Punkt einfach gekommen, an dem ich mein Leben soweit für mich und die Kinder aufgebaut hatte und wusste, jetzt gibt es kein zurück mehr und er wird draußen bleiben, für immer.

    Es war ein langer Weg, es war nicht leicht und die Hoffnung, er könnte sich ändern, die Angst und das schlechte Gewissen, es könnte ihm ohne mich was passieren, hörten nie einfach auf, es wurde mir mit der Zeit egal, weil ich in eine andere Richtung gegangen bin als er. Ich habe mich in Richtung Normalität bewegt, hin zu einem Leben in der Gesellschaft, mit Freunden, Veranstaltungen, Gemütlichkeit und Sicherheit, während er weiter Richtung Sumpf ging, das wurde mir mit der Zeit immer bewusster und deutlicher.

    Ich hatte ja alles versucht - nichts hat geholfen, ich konnte nichts mehr tun. Es hat mal jemand gesagt, Wahnsinn ist, immer wieder das selbe zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten. DAS trifft den Nagel auf den Kopf. Aber die Stärke das alte Leben aufzugeben, so schlecht es auch ist, ist für die Meisten kein Aha-Erlebnis von heute auf morgen, sondern ein Prozess. Schäm dich nicht, jeder hat sein eigenes Tempo. Behalt jedoch im Hinterkopf: Je schneller du deine Einsicht in die Tat umsetzen kannst, desto besser. Jeder Tag, an dem du mit ihm kämpfen musst, auf welcher Ebene auch immer (und wenn es nur das Ignorieren ist), ist ein verschenkter Tag EURES neuen, besseren Lebens.

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