Liebe Grete,
du schreibst
ZitatNun warte ich im Prinzip darauf, dass er irgendwas völlig verbockt, oder dass es mich mit der Zeit so ankotzt, dass keine Liebe mehr übrig ist.
Das kenne ich von mir auch! Ich habe eine Zeit lang gehofft, dass er doch endlich den Schritt machen würde, sich von mir trennen würde. Aber leider tat er das nicht, das hätte sein Bild von einer intakten Beziehung (die gar nicht intakt war) zerstört.
Ich habe damals überlegt, warum ich so denken würde, also dass er doch die Trennung machen würde, irgend was jedenfalls, was vor aller Welt mir eine Berechtigung geben würde, einen Schlussstrich zu ziehen. Irgendwann kam ich dahinter, dass es bei mir so war, dass ich dann ja praktisch nicht die Verantwortung dafür hätte. Dass ich ihm nicht weh tun müsste. Dass nicht ich "die Schuld" hätte...
Ich habe also ausgehalten, weil ich ihm auch nicht weh tun wollte, lieber habe ich mir weh getan. . Blöd, oder? Aber ich habe damals gedacht, es wäre dann leichter für mich.
Schritte vor und zurück, das ist einfach so. Am Anfang, wenn du merkst, dass da was gar nicht so läuft wie du dachtest, zerren ja mindestens auch zwei Seiten an dir. Die eine Seite ist die, dich auf was neues einzulassen, weg zu gehen. Die Konsequenzen dafür zu tragen, aber auch die Erleichterung zu spüren. Die andere Seite ist das Alte, was dich festhält. Die Wünsche und Träume, Liebe, die du in die Beziehung gesteckt hast. Das Vertraute mit ihm. Die Angst vor den Konsequenzen, vor Fehlern.
Das zerrt dich nun hin und her. So war es jedenfalls auch bei mir. Es gibt Menschen, die gehen ganz geradlinig durch's Leben in solchen Sachen. Sie haben Vertrauen in sich selbst und in ihre Entscheidungen. Sie haben genug Selbstwert, um gut für sich einstehen zu können. Die sagen:" So, jetzt is ma jut hier und tschüss!".
Wenn du aber diese Co-Strukturen hast, ist das tausend Mal schwerer. Dann eierst du rum, lässt dir weh tun, willst doch den anderen nicht verletzen, willst ihn schützen, weg bringen vom Stoff, helfen. Du nimmst dich selbst nicht ernst genug, steckst immer wieder ein, steckst zurück. Bist unsicher, was du richtig machen sollst. Du hast nicht genug oder sehr wenig Selbstvertrauen, also Vertrauen in deine Wahrnehmungen und Handlungen. Willst immer alles richtig und allen Recht machen...
Nur eines vergisst du absolut dabei, nämlich dich selbst...
Sehe nun dein momentanes nicht vorwärts Kommen nicht als Unfähigkeit! Es gehört auch ein Stück weit dazu! Wichtig ist aber, dass du dich endlich mit dir und deinen Gefühlen auseinander setzt, dass du erkennst, was du nicht mehr haben willst.
Auch ein Weg mit Umwegen, mit Regengüssen, mit dicken Steinen und Löchern ist ein Weg...
Liebe Grüße
Aurora