• Guten Morgen,

    Ich bin 31 Jahre alt, weiblich und habe seit ca. 11 Jahren ein Alkoholproblem. Nicht durchgehend, einmal war ich sogar 7 Jahre lang abstinent. Nun bin ich vor ca. 3 Wochen wieder rückfällig geworden und sitze mit einer Leberentzündung zu Hause. Ich habe die Hoffnung, dass mich das lebenslänglich vom Trinken abhält.

    Ich habe versucht, mir nahestehende Personen einzubeziehen. Das ist mir aber zu gefährlich, das Potenzial für zusätzliches Leid für mich zu hoch. Ich habe jetzt nur die Ärzte, den Psychotherapeuten und die örtliche Suchthilfe. Vielleicht hilft mir dieses Forum zusätzlich.

    Nach außen hin lebe ich ein "normales" Leben mit Vollzeitjob, Freunden und Sport. Ich möchte das aber gerne auch so leben, wenn ich alleine zu Hause bin, also mich keiner sieht.

    Ich habe mich unter Berücksichtigung verschiedener Möglichkeiten für eine ambulante Therapie mit dem Ziel lebenslanger Abstinenz entschieden, da mir die meisten alkoholischen Getränke ohnehin nicht schmecken und ich nach unzähligen Versuchen festgestellt habe, dass ich einfach kein Maß finde, wenn ich einmal mit dem Trinken angefangen habe. Allerdings stehe ich gerade erst am Anfang. Bin jetzt seit 4 Tagen nüchtern und noch mit der Orga der Therapie beschäftigt.

    Ich freue mich auf einen interessanten und lehrreichen Austausch hier.

  • Hallo Epic,

    ich habe deinen Beitrag im Vorstellungsbereich gelesen (Nur die aus dem geschützen Bereich können das)

    Ich bleibe mal so allgemein wie möglich, will aber auch den Vorstellungsbereich nicht vollmüllen:

    Die Leber amcht ne ganze Weile verdammt viel mit aber wenns zuviel ist geht es dannn Ruck-Zuck!

    Freut mich, dass du hergefunden hast!

    Viele Sportler kennen einen Spruch in der Form:

    Der "Kampf" (Trockenarbeit soll kein Kampf sein), wird nicht im Ring gewonnen oder im Training wenn die Kameras laufen, was wirklich Zählt ist das was du tust wenn dich niemand kontrolliert, niemand hinsieht.

    Daran erinnert mich dein Beitrag mit dem "normal leben wenn du wieder zuhasue bist"

    Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen: Das wird richtig schwer!
    Einfach weil "nur aufhören zu trinken" immer ein Kampf ist (den du nur verlieren kannst), Der Grundbaustein das Leben um zu Stellen ist das viel wichtigere.
    Ich war bis ganz zum Ende immer als der bekannt "der Eh keinen Alkohol trinkt", habe immer geschauspielert, um dann zu hause bechern zu können.

    Als ich für mich erkannt habe, dass ich Alkoholiker bin habe ich das Offen gelegt, dem Arzt, der Familie, der Arbeit...
    Und habe den drastischen Schritt gemacht, das von dem ich lange gedacht habe, dass es mich definiert, meine Arbeit die mir ultra viel Spass gemacht hat hin zu werfen, ein Extremer Schritt, aber einer der sich jetzt (ich bin mitten im Umbruch) extrem gut anfühlt!


    Ich kann nur den Rat geben: geh' offen damit um!

    Train to survive

    survive to train

  • Hallo Epic!
    Hast Du vor vier Tagen einfach aufgehört und hast Du ärztliche Begleitung?
    Warum hast Du denn 7 Jahre abstinent gelebt? Gab es einen Grund? Und hast Du etwas getan, um das zu schaffen?
    Ich frage das, um zu gucken, was da womöglich nicht ganz so gut lief und was Du jetzt anders machen könntest.
    Was sagt der Arzt denn zu Deiner Leberentzündung? Wird das wieder gut oder bleiben Folgen?
    Viele Grüße
    Calida

  • Hallo Epic,

    7 Jahre abstinent ist eine starke Leistung, Du scheinst schon zu wissen wie es geht.

    Ich bin auch seit kurzem nüchtern und hatte auch Probleme mit der Leber. Ich hatte weniger mit dem Kontrollverlust, mehr mit der Regelmäßigkeit Probleme.

    Willkomm hier im Forum, gutes Gelingen wünscht Dir

    Gauguin

  • Hallo Epic,

    Herzlich willkommen hier im Forum.

    Deine Leber Entzündung wird hoffentlich vergehen, dein Alkohol 'Problem' sicher nicht.

    Hast du eine Vorstellung, dass dein Problem kein Problem, sondern eine Krankheit sein könnte?

    Die Unfähigkeit mit Alkohol umzugehen, ist keine Willensschwäche, sondern eine Krankheit, eine Suchtkrankheit, die einer entsprechenden Therapie bedarf.

    Das schafft keiner allein und zu Hause.

    Also sei es dir wert und kümmere dich um kompetente Hilfe, damit dein 'normales' Leben auch wieder ein wirklich normales Leben wird.
    Auch wenn du allein zu Hause bist.

    Frage dich, warum trinkst du allein?
    Vorallem, bleib dran, lauf nicht weg, die Sucht kriegt dich, wie du gesehen hast, auch nach Jahren wieder.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo Epic,

    herzlich willkommen im Forum. Schön, dass du hierher gefunden hast.

    Mir selbst hat der Austausch hier sehr geholfen, einen Weg aus meiner Sucht heraus zu finden, vor allem in der Erkenntnis, dass ich alkoholkrank bleibe und aus dem Grund immer etwas anders handele, als das Nicht-Alkoholiker tun können.

    Gab es einen besonderen Grund für die abstinenten Jahre? Hast du dich davor bereits mal mit der Sucht beschäftigt?

    LG Maria

  • Erst einmal vielen Dank für die freundlichen und mutmachenden Worte, Ratschläge und Erfahrungen.

    Kurzes Update: ich liege nun mit meiner Hepatitis im Krankenhaus, weil ich einfach Angst hatte. Wenn hier was passiert, bin ich direkt am richtigen Ort und Montag werde ich auf den Kopf gestellt. Ein Bluttest zum Ausschluss von Typ A, B und C läuft und ich warte auf das Ergebnis. Ich habe kaum Schmerzen und einen gesteigerten Appetit. Fühle mich nicht sonderlich krank. Aber das hat nichts zu bedeuten.

    Ich versuche mal, auf alle Fragen und Anmerkungen Bezug zu nehmen:

    Meinen Job möchte ich nicht mehr wechseln. Es ist bereits mein zweiter erlernter Beruf und er fordert mich geistig so sehr, wie ich es brauche und möchte. Ich bin Fachinformatikerin - Anwendungsentwicklung.

    Ich bin auch bis vor kurzem sehr offen mit dem Thema Alkoholsucht umgegangen. Viele waren darüber erstaunt, fanden es toll. In letzter Zeit habe ich aber gemerkt, dass es die Beziehung sowohl zu Bekannten, als auch zu Familie und Freunden vergiften kann. Spätestens beim 3. oder 4. Rückfall. Die Menschen sind frustriert, weil ihre Hilfe nicht gewirkt hat und sie mir (wenn auch unterbewusst) unterstellen, dass ich mit Absicht trinken würde. Das tue ich mir nicht mehr an. Ich rede darüber nur noch mit medizinischem Fachpersonal und Betroffenen.

    Ich habe bislang immer einfach aufgehört, da ich nie körperlich abhängig war und dementsprechend keine Entzugserscheinungen hatte. Ich bin nun seit Dienstag abstinent und denke kaum ans Trinken. Mein Arzt weiß davon.

    Die lange Phase der Abstinenz und einige weitere, kürzere habe ich eingehalten, weil ich das immer von jemandem abhängig gemacht habe. Bei Partnern zog die Aussage "Wenn du weiter trinkst, verlasse ich dich". Zuletzt, ohne Partner, hab ich meiner Mutter versprochen, nicht mehr zu trinken. Hat von Ende Mai bis vor knapp 4 Wochen gehalten, dann habe ich es gebrochen. Nun habe ich niemanden mehr, an den ich mich klammern kann. Mittlerweile will ich das auch gar nicht mehr, weil das nicht sicher genug ist. Aus irgendwelchen Gründen kann die Person ausfallen und ich stehe wieder alleine da.

    Ich bin mir schon mittlerweile im Klaren darüber, dass ich nicht an Willensschwäche sondern einer Krankheit leide, die ich mit dem Verstand nur schwer packen kann. Allerdings hält mich die aktuelle Krankheit sehr zuverlässig vom Trinken ab. Wie lange das so bleiben wird, kann ich natürlich nicht vorhersagen.

    Ich bin aber allgemein sehr suchtanfällig. Für PC-Spiele, Essen, Handy, Energydrinks usw. Ich werde wohl immer ein wachsames Auge in vielerlei Hinsicht auf mich werfen müssen.

    Ich bin bereits mitten im Prozess der Vorbereitung einer Suchttherapie. Ich habe den Hausarzt eingeweiht, meinen Psychotherapeuten und die Suchthilfe. Ich warte auf einen Platz für einen Gruppenkurs und habe in einer Woche ein Einzelgespräch. Kommenden Montag soll ich mich bei einem Suchtspezialisten vorstellen. Fällt aber aus wegen dem Krankenhausaufenthalt.

    Warum trinke ich? Ich weiß, dass ich den bewusstseinsverändernden Zustand bei Trunkenheit erreichen möchte. Aber warum ich das will, weiß ich (noch) nicht.

    Ich hoffe, dass ich alles abgedeckt habe und bin gespannt auf eure Meinungen und Ideen.

  • Hallo Epic,

    ich bin auch ein Freund der ambulanten Lösung, jeder holt sich die Hilfe die er braucht. Wenn´s nicht klappt, gibt es noch stationäre Angebote. Ich habe erstmal 5 Gespräche bei der Suchtberatung.

    Dir und Deiner Leber gute Besserung

    LG Gauguin

  • Dankeschön, wünsche dir auch viel Erfolg.

    Stationär kommt für mich nicht in Frage. Ich war in den letzten 2 Jahren einmal 2 und einmal 6 Monate krank, teilweise stationär, wegen anderen Dingen. Ich habe große Angst, dass mein Arbeitgeber eine erneute Fehlzeit nicht mehr hinnimmt. Daher lieber ambulant, sodass keiner was merkt.

    Ich bin auch auf der Warteliste für einen Kurs bei der Suchthilfe. Wenn ich da 4x war, bekomme ich erst einen Therapeuten zugeteilt. Mal sehen, wie lange das dauert.

  • Hallo!

    Erst einmal wünsche ich dir, dass die Hep rasch verschwindet und Du zügig die Klinik verlassen kannst.

    Das mit der Wartezeit auf den späteren Therapeuten war auch bei mir der Fall, allerdings länger: 6x Einzel + 6x Vorgruppe. Man möchte halt schauen, ob es einem gelingt, bei der Fahne zu bleiben. Sonst wäre der Ablauf der ambulanten Therapie gestört und die Fluktuation zu stark.

    Gruß Carl Friedrich

  • Dankeschön, morgen gehen die großen Untersuchungen los. Mal sehen, ob ich noch an der Katastrophe vorbeischlittern konnte.

    Ich war auch mal sehr offen mit psychischen Themen. Habe es als meine Pflicht angesehen, mit Tabuthemen bewusst offen umzugehen, um als gutes Beispiel für die Menschheit voran zu gehen. Aber Menschen, die das nicht verstehen, haben oft die Unart, Angst zu bekommen und das, was sie ängstigt, zu zerstören oder zu korrumpieren. Und jedes Mal die zu sein, die das dann trifft, sehe ich nicht mehr ein. Die Gesellschaft scheint noch nicht bereit dafür zu sein, wenn sie es überhaupt je sein wird. Von daher möchte ich mich schützen und schweige lieber. Gerade auf der Arbeit kann das sehr gefährlich werden. Ich habe einen Beruf, in dem ich mich stark konzentrieren muss und die Aufgaben komplex sind. Da könnte mir schnell Inkompetenz oder mangelnde Eignung unterstellt werden. Das muss nicht sein. Wie geht denn dein Umfeld damit um, dass du so offen bist?

  • Hallo epic!

    Was den Umgang im Job anbelangt, bin ich voll auf deiner Seite. Dort habe ich niemand eingeweiht. Warum? Weil ich dort nie als Trinker aufgefallen bin und es die sog. Kollegen und Vorgesetzten überhaupt nichts angeht.

    In meinem Job hätte ich Nachteile zu befürchten. z.B.; Der Herr ist ja nicht belastbar; aha der hat einen Fehler gemacht, warum denn, trinkt der wieder....

    Das sagt einem niemand in das Gesicht, das läuft immer hinter dem Rücken ab. Vorzugsweise von Leuten, die einem in die Suppe spucken wollen oder scharf auf den Tätigkeitsbereich sind. Nach vorne tun sie dann so schrecklich verständnisvoll und mitfühlend.

    Anders sieht es aus, wenn eh auf der Arbeit jeder weiß, dass man ein Alkoholproblem hat. Da ist es sicherlich gut zu demonstrieren, dass man was dagegen unternimmt. Aber warum soll ich bitte schön "schlafende Hunde" wecken.

    Mein ehemaliger Therapeut, ein sehr erfahrener Mann, hat mich in dieser Vorgehensweise ausdrücklich unterstützt.

    Gruß Carl Friedrich

  • Ja, es wäre echt schön, wenn ich genau so respektvoll wie jemand mit einem gebrochenen Bein behandelt werden würde. Da das aber meistens nicht so ist, bleibe ich lieber still. Da überwiegen echt die Nachteile zu sehr, um offen damit umzugehen.

    Wie traurig es ist, das menschliche Makel nach Traditionen und weit verbreiteten Meinungen verschieden von den Menschen bewertet werden. Obwohl es jeden treffen kann.

  • So, mal ein Update zu meiner armen Leber:
    Heute beim Ultraschall hat der Arzt meine Frage, ob es nach einer Hepatitis aussähe, verneint. Ich soll aber auf die Blutergebnisse warten. Er tippt eher auf Magenschleimhaut oder Dünndarm.

    Selbst wenn es nicht die Leber ist, hat mir das ganze einen gewaltigen Schrecken eingejagt. Erst Verdacht auf Pankreatitis, dann Hepatitis und Magen und Dünndarm leiden ja auch unter dem Alkohol, weil der nun ja da durch muss.

    Ich hoffe sehr, dass dieser Einschnitt tief genug war, um mich künftig vom Trinken abzuhalten.

    Aber noch steht die Diagnose ja nicht fest.

  • Zitat von Epic


    Ich hoffe sehr, dass dieser Einschnitt tief genug war, um mich künftig vom Trinken abzuhalten.

    Hallo Epic,

    aus Angst etwas nicht zu tun, aus Furcht vor schlimmen Folgen ist anfangs sicher keine schlechte Idee.

    Aber die Angst verliert sich, wenn es dir besser geht, deine Werte sich (hoffentlich bald!) normalisieren.

    Besser ist, das saufen bleiben zu lassen, weil du dadurch ein besseres Leben bekommst.
    Weil du dir sagen kannst: 'Ich muss nicht trinken!'

    Dieser Satz war und ist mir auch heute noch ganz wichtig: Ich muss auch heute keinen Alkohol mehr trinken!

    Zitat

    Da könnte mir schnell Inkompetenz oder mangelnde Eignung unterstellt werden.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Verdacht, ich hätte wohl ein Problem mit dem Alkohol sich viel schneller verbreitert hat, als ich es angenommen habe. (...annehmen wollte!)

    Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein offenes Umgehen mit der Krankheit, die wirklich einzige langjährig wirksame Möglichkeit ist, sich selber zu schützen, einen Rückfall zu erleiden.

    Die Menschen in deiner Umgebung werden irgendwann merken, dass du keinen Alkohol mehr trinkst.
    Was sagst du dann?


    Wieviel Energie willst du für Ausflüchte und in Deckung gehen, verschwenden?

    Liebe Grüße
    Hans

  • Zitat von Hans im Glück


    aus Angst etwas nicht zu tun, aus Furcht vor schlimmen Folgen ist anfangs sicher keine schlechte Idee.

    Aber die Angst verliert sich, wenn es dir besser geht, deine Werte sich (hoffentlich bald!) normalisieren.

    Besser ist, das saufen bleiben zu lassen, weil du dadurch ein besseres Leben bekommst.
    Weil du dir sagen kannst: 'Ich muss nicht trinken!'

    Hm... ich habe gerade festgestellt, dass ich mit meinem Verstand nicht gegen die Sucht ankomme. Also muss es wohl mit Gefühlen gehen. Bietet sich da nicht Angst an?

    Zitat von Hans im Glück


    Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein offenes Umgehen mit der Krankheit, die wirklich einzige langjährig wirksame Möglichkeit ist, sich selber zu schützen, einen Rückfall zu erleiden.

    Dann mache ich mich doch von anderen abhängig, wenn ich es brauche, dass andere von meiner Sucht wissen, um Rückfälle zu vermeiden. Ich möchte gerne unabhängig von anderen Menschen sein.

    Zitat von Hans im Glück


    Die Menschen in deiner Umgebung werden irgendwann merken, dass du keinen Alkohol mehr trinkst.
    Was sagst du dann?

    Als erstes sage ich, dass ich nichts trinken möchte. Auf die Frage warum antworte ich, dass ich es nicht vertrage. Je nachdem, wer dann immer noch weiterfragt, antworte ich entweder mit der Wahrheit oder ich sage, dass ich darüber nicht sprechen mag.

  • Guten Morgen Epic,

    ich hoffe, der neue Tag bringt dir Zufriedenheit und ein mindestens kleines Glück.

    Zitat

    Bietet sich da nicht Angst an?

    Angst ist ein negatives Gefühl und läßt mich klein und hilflos werden.
    Sicher verhindert die Angst vorübergehend unerwünschte Handlungen.

    Aber will ich denn den Rest meines Lebens Angst haben?
    Und deshalb nicht saufen?

    Mit dem Verstand kann ich schon auch gegensteuern, wenn ich z. B. Fakten über meinen Gegner sammele:
    Durch Alkoholsucht sterben in Deutschland pro Stunde 8 Menschen. (jede Stunde!)
    Und es gibt vermutlich eine Dunkelziffer unentdeckter Fälle.
    Ich habe einiges über den Alkohol gelesen und gelernt, das hat mir ein Stück weit geholfen.


    Zitat

    Ich möchte gerne unabhängig von anderen Menschen sein.

    Ich dachte das auch. Eines meiner grundlegenden Probleme. Hat mich zum Saufen gebracht.
    Weil ich allein gegen die Welt alles selbst regeln wollte.
    Ist mir nicht gelungen, bin ich jahrzehntelange immer wieder auf die Schnauze gefallen.

    Wir müssen uns nicht abhängig machen, aber wir können begreifen, dass mit Hilfe anderer Menschen (in einer Gemeinschaft, wie z. B in diesem Forum) sich die Dinge leichter erkennen lassen.
    Weil du merkst: du bist mit deinen Problemen nicht allein!

    Viele Menschen haben genau dasselbe Problem, dieselbe Angst.
    Keiner von uns ist ein Alien und muss allein auf seiner Weltraumbasis verbringen....


    Zitat

    Als erstes sage ich, dass ich nichts trinken möchte.

    Das ist eine gute Idee.
    Im Laufe der Jahre wirst du vielleicht feststellen, dass es leichter wird, darüber zu sprechen, warum du nicht trinken möchtest.

    Weil du nämlich nicht mehr trinken kannst !

    Weil es dich umbringen wird.
    Weil es keine Frage der Willensstärke ist.

    Weil es eine Krankheit ist, deretwegen wir uns nicht schämen müssen.

    Scham ist auch so ein negatives (ganz starkes) Gefühl, das den Gesundungsprozess beeinträchtigen kann.


    Ich freue mich, dass du hier bist.

    Ich wünsche dir einen schönen Tag.
    Hans

  • Hallo Epic,
    an dieser Stelle noch ein Herzliches Willkommen von mir :)

    Zitat

    Ja, es wäre echt schön, wenn ich genau so respektvoll wie jemand mit einem gebrochenen Bein behandelt werden würde. Da das aber meistens nicht so ist, bleibe ich lieber still. Da überwiegen echt die Nachteile zu sehr, um offen damit umzugehen.


    Hast Du diese Erfahrung persönlich so gemacht?
    Oder ist es nur ne reine Mutmaßung, die aufgrund Deiner Fantasie oder Deiner eigenen Vorurteile entstand?

    Zitat

    Als erstes sage ich, dass ich nichts trinken möchte. Auf die Frage warum antworte ich, dass ich es nicht vertrage.
    Je nachdem, wer dann immer noch weiterfragt, antworte ich entweder mit der Wahrheit oder ich sage, dass ich darüber nicht sprechen mag.

    Hm, das wäre absolut kein Weg für mich gewesen.
    Gelogen habe ich im nassen Stadium meiner Sucht genug.
    Und das hat mir auch mit am meissten zu schaffen gemacht.
    Denn ich bin ohne Alkohol ein sehr geradliniger Mensch, so würde ich mich zumindest einstufen.
    Von daher ist mir jegliche Lügerei und auch Rumlaviererei zuwider.
    Wenn ich jemanden antworte, das ich keinen Alkohol vertrage und deshalb nicht trinke, käme ich mir wieder verlogen vor.
    Ich trinke keinen Alkohol, weil ich nicht mit Alkohol umgehen kann, weil ich alkoholkrank geworden bin und fertig !

    Ich laufe aber deshalb auch nicht mit einem Schild auf der Stirn herum.
    Fragt mich jemand, sage ich, das ich keinen Alkohol trinke, denn soweit ist das ja korrekt.
    Fragt jemand weiter, bekommt er von mir die schlichte Antwort:
    "Ich bin trockene Alkoholikerin."
    Danach erübrigen sich entweder weitere Fragen, weil der andere nun weiß, warum ich nicht trinke.
    Oder es ergeben sich weitere Fragen, aus Interesse für die Krankheit und/oder meine Person.
    Ich kann damit sehr gut umgehen.

    Lügen möchte ich nicht mehr, und ich möchte auch nicht belogen werden.
    Von daher kam es auch nie für mich in Frage, meine Freunde über meine Krankheit im Unklaren zu lassen.
    Ich erhoffe mir doch von meinen Freunden auch Ehrlichkeit.
    Und ich bin bereit, das gleiche zu bieten. Alles andere ist für mich keine Basis.

    Hier geht es ja darum, von EIGENEN Erfahrungen zu berichten und nicht davon, was sein könnte, wenn Fall A,B oder C eintrifft.
    Also erzähle ich mal von mir:
    Als ich in die Entgiftung kam, landete ich erstmal auf der Intensiv, weil ich körperlich am Ende war.
    Ich erzählte dort das erste Mal ungeschönt die ganze Wahrheit über meine Sauferei, ungeschönt.
    Und ich bekam sofortige Hilfe, ohne dumme Blicke oder Vorwürfe oder sonstwas.
    Ich konnte/durfte während der Entgiftung nicht allein essen, konnte nicht mehr laufen (durch langes Liegen) und durfte nicht mal allein auf Toilette.
    Also mußte ich alle Hilfe im KH annehmen, ich wurde gewaschen, lernte wieder laufen, allein essen etc.pp.
    Die ganze Zeit wurde ich sehr liebevoll von den Schwestern und einem Pfleger betreut.
    Obwohl ich mch anfangs unter aller Sau dort benommen hatte :oops: , aber das lag an den Medikamenten, die kannten das da also und es wurde als Nebenwirkung der Entgiftung abgehakt und fertig.
    Am Ende der Entgiftung nahm mich eine Schwester in den Arm und sagte mir:
    "Wir haben jetzt alles für Sie getan, was wir konnten. Machen sie was draus!"
    Dieser Satz begleitet mich übrigens bis heute.

    Anschließend wurde ich von meiner neuen Hausärztin begleitet, die sich sehr gut mit Suchterkrankungen auskennt.
    Darum hatte ich auch explizit diese Ärztin gewählt.
    Sie wurde mir in den ersten Wochen nach dem KH zu meiner wichtigsten Begleitperson und Vertrauten.
    Aber nicht nur das, ich wurde auch von restlichen Praxispersonal sehr freundlich, geradezu liebevoll betreut !
    Da gab es keinen einzigen schiefen Blick und auch kein dummes Gelaber.
    Ich verdanke diesen Leuten viel. Sie hielten zu mir und freuten sich mit mir über jeden gesundheitlichen Fortschritt und auch sonst.

    Nun zum beruflichen:
    Mein Chef ahnte längst, was mit mir los ist, weil er selbst einen alkoholkranken Bruder hat.
    Unsere Krankheit bleibt nicht unbemerkt ! Wer sowas denkt, is echt blauäugig.
    Als ich nach Monaten wieder zur Arbeit durfte, wurde ich auch dort freundlich empfangen.
    In meiner Firma gibt es auch gut ausgebildete Suchtberater, die immer ansprechbar und auch vor Ort sind.
    Es gab einige Grespräche mit meinen beiden Chefs. Das war aber okay so.
    So, und nach ca. einem knappen Jahr wurde ich befördert !
    Weil ich wieder zuverlässsig sein konnte, meine Aufgaben nüchtern sehr gut bewältigte und so bekam ich ein eigenes Sachgebiet.
    Tut mir leid, auch hier kann ich keine Beeinträchtigung meiner beruflichen Laufbahn aufgrund meiner Krankheit sehen.

    Später arbeitete ich noch in einer anderen Firma. Auch hier war meine Krankheit nie ein Problem.
    Es ergaben sich auch dort Freundschaften mit Kollegen und auch da habe ich nie dumme Bemerkungen hören müssen.

    Auch meine Freunde (also die wirklichen) hielten und halten zu mir und haben kein Problem mit meiner Krankheit.

    Kurzum, bei mir traf nichts von dem zu, was Du befürchtest !
    Und ich finde es auch äußerst unfair, einfach so zu behaupten, das alle Menschen schlecht über einen reden, nur weil man eine Suchterkrankung hat.
    Paar Idioten gibt trotzdem immer, auch klar.
    Aber nicht alle Menschen haben Vorurteile ! Das wird aber von Dir beinahe per se so unterstellt. Finde ich persönlich echt nicht okay.
    Und Mutmaßungen finde ich auch nicht okay.
    Mich interesseiren nur persönliche Erfahrungen anderer und nicht ein stochern im Ungewissen, was sein könnte, wenn...

    Ich übertrage im übigen niemanden Verantwortung für meine Krankheit.
    Dafür bin ich erstens nicht der Typ und zweitens BIN ich selbst verantwortlich.
    Das reine Wissen über meine Erkrankung überträgt KEINE Verantwortung. Wieso sollte es?

    LG Sunshine

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