Alkoholfreie Zone - Sinn erschließt sich mir nicht!

  • Hallo liebe Gemeinde!

    Möchte mich vor meiner Frage zuerst einmal kurz vorstellen:
    Bin 57 Jahre alt, männlich, und habe seit 35 Jahren große Probleme im Umgang mit Alkohol, im Speziellen mit Bier wegen seiner beruhigenden Wirkung. Härtere Getränke habe ich nie vertragen und auch nur äußerst selten konsumiert.
    Vor 15 Jahren war ich mehr als zwei Jahre trocken und habe mich während dieser Zeit in unregelmäßigen Abständen, maximal jedoch ein Mal in der Woche, mit zwei Achtel genussvollen Gläsern Wein zu besonderem Anlässen belohnt (jedoch NIE mit Bier).
    Dann bin ich aber wieder für mehrere Jahre umgefallen (zu dem Warum ein anderes Mal mehr) und habe die Vernunft aus den Augen verloren.
    Seit drei Jahren wechseln Phasen des Trinkens mit Phasen der Abstinenz im ungefähren Verhältnis von 2:1.
    Der Kampf mit dem Dämon in mir, den ich lange, viel zu lange, nicht erkannt habe, ist in vollem Gange.
    Seit zwei Monaten bin ich wieder trocken und habe in der Zwischenzeit (erstmals!) mehrere Bücher zum Thema Alkohol gelesen, die mich extrem motiviert haben, trocken zu bleiben.
    Der nächste Schritt war, mich hier bei euch anzumelden um durch den Gedankenausstausch gemeinsam Kraft zu schöpfen für unser gewaltiges "Vorhaben".

    Jetzt zu meiner Frage:

    Warum ist eine alkoholfrei Zone im Haus/Wohnung für viele so wichtig?

    - Denn wenn ich unstillbares Verlangen nach Alk habe, ist doch jeder Laden, jede Tankstelle/jedes Lokal im Nu zu erreichen und Alkohol somit rund um die Uhr sowieso verfügbar;
    - Denn der Anblick von Alkohol oder das Wissen um seine Nähe zumindest bei mir nicht ein Mehrverlangen auslöst, sondern das "ihm ins Gesicht schauen" und ihm zu widerstehen mein Selbstvertrauen stärkt!
    - Wir Alkoholiker haben meist über viele Jahre unsere Familie durch unseren Egoismus doch sehr, sehr belastet. Warum sollten wir, als Süchtige im Bemühen um dauerhafte Abstinenz, wieder egoistisch reagieren, warum sollte sich wieder alles nur um uns drehen und jeglicher Alkohol aus dem Heim entfernt/entsorgt werden und warum sollten unsere Lieben, die mit Alkohol umgehen können, nicht neben uns ihr Glas trinken können?

    Bin schon auf eure Meinung zu diesem Thema gespannt.


    Wünsche allen eine tolle Woche mit viel positiver Energie und viel, viel Sonne von außen und von innen!

    Liebe Grüße
    Taurus

  • Hallo taurus und Willkommen hier im Forum.

    Zu Deinen Fragen MEINE Antworten. :wink:

    Zitat

    - Denn wenn ich unstillbares Verlangen nach Alk habe, ist doch jeder Laden, jede Tankstelle/jedes Lokal im Nu zu erreichen und Alkohol somit rund um die Uhr sowieso verfügbar;

    Zur nächsten Tanke musst Du aber erstmal irgendwie hinkommen.
    Diese (wenn auch nur paar) Minuten sind noch eine kleine Chance, sich das nochmal zu überlegen.
    Aus meiner langjährigen Erfahrung hier im Forum kann ich Dir auch berichten, das so einige rückfällig wurden, weil sie Alk im Haus hatten.
    Liest man hier immer wieder.
    Wenn wir also davor warnen, macht das durchaus Sinn und entspricht auch unseren Erfahrungen hier.

    Zitat


    - Denn der Anblick von Alkohol oder das Wissen um seine Nähe zumindest bei mir nicht ein Mehrverlangen auslöst, sondern das "ihm ins Gesicht schauen" und ihm zu widerstehen mein Selbstvertrauen stärkt!


    Seit wann kämpft man mit Gegnern, wo von vorn herein feststeht, wer der Sieger ist?
    Und das ist bei uns IMMER der Alk, wenn man sich wieder mit ihm anlegt.
    Es ist kein Zeichen von Stärke, aussichtslose Kämpfe zu führen, sondern in meinen Augen leider nur ein Zeichen von Dummheit und des "nicht-verstanden-haben".
    Mein Selbstvertrauen konnte übrigens ganz sicher nicht wieder hergestellt werden, indem ich dem Alk immer wieder "ins Gesicht schaue".
    Wie kommst Du denn auf sowas?

    Zitat


    - Wir Alkoholiker haben meist über viele Jahre unsere Familie durch unseren Egoismus doch sehr, sehr belastet. Warum sollten wir, als Süchtige im Bemühen um dauerhafte Abstinenz, wieder egoistisch reagieren, warum sollte sich wieder alles nur um uns drehen und jeglicher Alkohol aus dem Heim entfernt/entsorgt werden und warum sollten unsere Lieben, die mit Alkohol umgehen können, nicht neben uns ihr Glas trinken können?

    Ein trockener Alkoholiker sollte sehr gut lernen, einen gesunden Egoismus zu erlernen. Denn davon kann oft das Trockenbleiben abhängen.
    Damit schädigt man nicht seine Familie.

    Wenn Angehörige oder auch anderen Menschen vor einem abstinent lebenden Menschen Alkohol konsumieren, kann das außerdem Saufdruck auslösen.
    Möchtest Du so ein Risiko eingehen?
    Möchten Deine Angehörigen so ein Risiko eingehen?
    Sorry, aber wenn mein Partner mich liebt, wenn meine Angehörigen mich lieben, werden sie das nicht tun !

    In meiner Familie dreht sich nicht alles um mich.
    Meine Angehörigen müssen allerdings auch keinen Alkohol in meiner Gegenwart konsumieren.
    Müßten sie das, dann hätten sie ja selbst ein Problem mit Alkohol, oder?
    Wer kein Problem damit hat, kann nämlich sehr gut drauf verzichten.
    Verzichten ist auch noch das falsche Wort, denn für einen Nicht-Abhängigen ist Nichttrinken ja gar kein Verzicht :wink:

    Lieber taurus, ich meine, Du begehst hier gerade einige der ganz typischen "Denkfehler", die gerade frisch abstinent Lebende begehen.
    Das ist nicht schlimm, weil die ganze eigene Denke nach so kurzer Zeit der Abstinenz üblicherweise noch nass wie ein Schwamm ist.

    Lese Dich hier ein, dann wirst Du nach und nach immer besser verstehen, warum hier die meissten nach dem Prinzip der Risikominimierung leben.
    Ich tue das übrigens auch.
    Immer noch... auch noch nach über 14 Jahren Trockenheit.
    Und ich denke, es ist auch einer der Gründe, WARUM ich so lange trocken bleiben konnte.
    Also bleibe ich mal dabei, bisher war ich ja erfolgreich damit. :wink:

    LG Sunshine

  • Ich denke, wenn ich immer wieder Alkohol bei mir zu Hause sehen würde, wäre ich ständig mit diesem Thema und meiner Sucht beschäftigt. Das mag ja am Anfang gut sein, aber es ist nicht mein Ziel, mich längerfristig tagtäglich damit auseinanderzusetzen. So einen hohen Stellenwert möchte ich dem Alkohol nicht geben und es gibt ohnehin genug Konfrontationen damit in unserer jetzigen Gesellschaft.

    Ich sehe das Ganze auch nicht als Kampf an, sondern eher... ich weiß noch nicht so recht. Eher wie einen Fluss, der den Stein geschmeidig umfließt, statt sich an ihm zu brechen.

    Und ja, ich bin auch der Meinung, dass einem nahe stehende Menschen Rücksicht nehmen sollten. Auch zu ihrem eigenen Vorteil, denn auch für sie ist es anstrengender, wenn du rückfällig wirst statt trocken zu bleiben. Letztlich sage ich den Leuten aber immer, dass ich sie da nicht einschränken will, sie mir bitte nur nichts davon anbieten oder die Flasche direkt vor meine Nase stellen.

    Ich kann dich gut verstehen, denn ich habe auch lange gedacht, dass ich mich in Bezug auf Alkohol schon gut kontrollieren könnte und ich Alkohol ruhig sorglos um mich herum stehen haben könnte. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass ich mich absolut nicht kontrollieren kann, weil Sucht etwas zu sein scheint, was mit dem Verstand nicht greifbar ist.

  • Epic schrieb:

    Zitat

    Und ja, ich bin auch der Meinung, dass einem nahe stehende Menschen Rücksicht nehmen sollten.
    Auch zu ihrem eigenen Vorteil, denn auch für sie ist es anstrengender, wenn du rückfällig wirst statt trocken zu bleiben

    So siehts mal aus ! :idea:
    Und sorry, es ist doch auch wirklich so, das die Angehörigen keinerlei Einschränkung haben, wenn kein Alk im Haus ist und auch Gästen beispielsweise keiner angeboten wird.
    Es sei denn, man gibt alles auf die Meinung anderer oder hat selbst ein Alkoholproblem.
    Dann kommen nämlich genau die Sprüche wie "Du bist doch krank, nicht ich. Warum also soll ich Rücksicht nehmen?
    Das musst Du schon abkönnen... und bliblablubb ! :roll:
    Nein, man muss das als alkoholkranker Mensch eben NICHT abkönnen... ertragen... man muss NICHT dulden, das in eigenen Haus Alk rumsteht !
    Soweit kommts ja grad noch :roll:

    Zitat


    Ich kann dich gut verstehen, denn ich habe auch lange gedacht, dass ich mich in Bezug auf Alkohol schon gut kontrollieren könnte und ich Alkohol ruhig sorglos um mich herum stehen haben könnte.
    Mittlerweile habe ich festgestellt, dass ich mich absolut nicht kontrollieren kann,
    weil Sucht etwas zu sein scheint, was mit dem Verstand nicht greifbar ist.

    Glückwunsch zu diesen Erkenntnissen, Epic!
    Denn genau so ist das. Die Sucht ist nicht mit Verstand und Logik greifbar.
    Das WEISS beispielsweise auch jeder Arzt und Therapeut, der sich mit der Suchtproblemtik intensiver befasst bzw. auskennt.
    Das "scheint" also nicht nur so zu sein, das IST so ! :wink:

    Und dementsprechend sollten wur uns auch verhalten.
    Mit konsequenter Risikominimierung ist hier schon sehr viel getan.
    Viele Erkenntnisse durch Austausch mit anderen Betroffenen kommen dann noch dazu. Immer so peu a peu... darum lohnt sich auch der Austausch hier enorm.
    Und die Zeit tut auch das ihrige, die dummen Synapsen-Verknüpfungen schwächer werden zu lassen.

    Zitat

    Ich sehe das Ganze auch nicht als Kampf an, sondern eher... ich weiß noch nicht so recht. Eher wie einen Fluss, der den Stein geschmeidig umfließt, statt sich an ihm zu brechen.

    Ich habe meine Alkoholkrankheit nie als Kampf empfunden.
    Weil ich frühzeitig kapitulierte, im Grunde schon bei meiner schweren Entgiftung, die ich beinahe nicht überlebt hätte.
    Mit so einem übermächtigen Gegner nochmal kämpfen ??
    Nein Danke, ich habe dabei schon fast einmal mein Leben verloren.
    Ich sehe Kapitulation im übrigen auch nicht als Schwäche.
    Sondern eher als Stärke, in einem gewissen Moment das schlauere zu tun anstatt zu kämpfen. :wink:

    Hallo taurus, ich habe das nun alles in Deinem Thread geschrieben, aber ich denke, es passt auch hier.
    Sollte es Dir nicht recht sein, kopiere ich es halt auch nochmal in Epic`s Thread.
    Aber im Grunde trifft es ja auch auf Deine Fragen zu... :wink:

    LG Sunshine

  • Hallo Taurus,

    willkommen hier (nochmal).

    Du schreibst, du warst schon einmal "trocken", hast jedoch regelmäßig (Wein) getrunken.

    Wie sieht es denn jetzt aus: Bist du in den vergangenen zwei Monaten wirklich trocken (abstinent), oder nur bierfrei?

    Du schreibst von Kampf - du bist allerdings auf verlorenem Posten, so ist das mit der Sucht nun mal. Daher auch "Kapitulation", d.h. Schluss mit Kämpfen. Und dann brauchst du auch nicht mehr den Alkohol in Reichweite, um dir "was zu beweisen", denn dann ist der Kampf beendet und du kannst dich stattdessen wieder deinem Leben widmen.

    So geht es mir.

    Die Suchtfibel ist auch eine gute Lektüre.

    Viele Grüße
    Thalia

  • Hallo Thalia!

    Danke für deine Antwort und danke auch an alle zuvor!

    Nein, damals habe ich nicht regelmäßig Wein getrunken, sondern ich habe mir zu besonderen Anlässen, wie z.B. einem außergewöhnlichem Essen, ein gutes Glas Wein gegönnt. Damit ist es mir wirklich sehr, sehr gut gegangen und ich habe während dieser Zeit nicht einmal das Bedürfnis gehabt, mich zu betrinken.

    Ich brauche den Alkohol nicht in Reichweite, um mir irgendetwas zu beweisen. Er ist mir einfach egal. Klingt vl. unehrlich, ist es aber nicht (meine Frau ist Zeugin :) Wie gesagt: Wenn ich das Bedürfnis hätte, bräuchte ich nur ein paar Meter aus dem Haus gehen.

    Seit mehr als zwei Monaten bin ich trocken. Also auch ohne Wein, es geht mir im Moment wirklich nichts ab und es geht mir sehr gut.

    Danke für den Lektüre Tipp!

    Schlaft gut!
    Taurus

  • Hallo Taurus!
    Hier schreibe ich Dir noch meine Antworten.
    Alkohol zu Hause zu haben ist für mich ein Risiko. Anfangs sowieso und heute auch noch. Ich kann mich noch so sicher fühlen - es könnte etwas unvorhersehbares eintreten - und dann..... Sicher ist sicher. Und warum sollte ich ein Risiko eingehen?
    Das mag manchem egoistisch erscheinen. Hast Du ja auch gefragt. Ich sehe es so, dass ich in diesem Punkt gerne egoistisch bin. Denn es geht um mein Leben. Ich möchte für meinen Teil nicht riskieren rückfällig zu werden, weil ein anderer meint, er könnte sein Essen nicht ohne Wein genießen. Und dass ein nasser Alkoholiker egoistisch war - das sehe ich auch anders. Als nasse war ich in erster Linie mal krank. Und was meine Bedürfnisse angeht, war ich das Gegenteil von egoistisch. Ich habe mich doch selbst total vernachlässigt, hab nicht gegessen, um trinken zu können, habe mich überhaupt nicht mehr den schönen Dingen des Lebens gewidmet. Ich musste nüchtern erstmal wieder lernen, meine Bedürfnisse überhaupt wahrzunehmen. Heute bin ich sehr zufrieden und froh mit mir. Voraussetzung, dass das so bleibt, ist die Trockenheit. Und die werde ich nicht einfach so aufs Spiel setzen. Genau das hat mein Mann auch verstanden. Und weil auch er nicht riskieren will, dass ich rückfällig werde, lässt er es und es gibt keinen Alkohol bei uns.
    Ich wünsche Dir einen guten Austausch hier im Forum und gute Anregungen.
    Viele Grüße
    Calida

  • Hallo!

    Kleine Ergänzung von mir:

    In unserem Haushalt befindet sich immer noch Alkohol.

    Warum? Weil meine Frau ganz gelegentlich mal ein Glas Wein oder Sekt trinkt. Und genau das Zeug und zwar ein ziemlich süßliches, steht noch im Keller. Ich schätze mal ca. 6 Flaschen à 0,7l und ca. 3-4 Piccolos.

    Sind die Pullen für mich gefährlich? Ich behaupte NEIN. Ich habe dieses "süße Gesöff" nie gemocht. Wenn ich wirklich was trinken wollte, würde ich eine Straßenecke weiterziehen, dort befindet sich eine Tanke 24/7. Die führen auch meine früheren Marken.

    Was ich jedoch komplett entsorgt habe, ist der Stoff, den ich früher im Übermaß konsumiert habe. Davon kommt mir auch nichts in die Bude.

    Gruß Carl Friedrich

  • Also ich habe bislang die Erfahrung gemacht, dass ich alles runterkippe, wenn ich Alkohol haben will. Schnaps im Schrank meines Stiefvaters, Wein aus dem Schrank, Rum aus der Backzutaten-Kiste... Wenn es mich überkommt, ist nichts vor mir sicher.

  • Hallo nochmal,

    ich glaube nicht, dass ich noch trocken wäre, wenn ich in den letzten drei Jahren kein alkoholfreies Zuhause gehabt hätte.

    Es bietet mir - neben dem physischen Abstand zu meinem Suchtmittel - auch emotional einen "sicheren Hafen", den ich nicht missen möchte.

    Grüße
    Thalia

  • Epic schrieb:

    Zitat

    Also ich habe bislang die Erfahrung gemacht, dass ich alles runterkippe, wenn ich Alkohol haben will.
    Schnaps im Schrank meines Stiefvaters, Wein aus dem Schrank, Rum aus der Backzutaten-Kiste... Wenn es mich überkommt, ist nichts vor mir sicher.

    Ich bin ja nicht erst seit gestern hier... und ich erinnere in diesem Zusammenhang einen Satz, den jemand hier mal vor vielen Jahren geschrieben hat:
    "Ich hätte auch billiges Discounter-Bier aus Gullidecken gesoffen"

    Karsten scrhieb:

    Zitat

    Ich wollte kein wohlschmeckendes Getränk, sondern saufen, weil ich den Alkohol brauchte.

    Deckt sich mit dem oben zitierten.
    Und ist auch typisch für unsere Krankheit.

    Von daher kann es nur eine sehr schlechte Idee sein, Alk im Hause zu haben.
    Ich möchte sowas nicht und hier gibt es auch keinen Alkohol im Haus.
    Mein Partner ist trotzdem noch da :wink: und meine Angehörigen haben das auch von Anfang an so akzeptiert.
    Zu meinem risikominimierten Leben gehört es einfach selbstverständlich dazu, keinen Alk im Haus zu haben.
    Denn selbst nach vielen Jahren Trockenheit bin ich auch nicht vor einem Rückfall sicher.

    LG Sunshine

  • Einen schönen guten Abend an alle!

    Danke euch für die vielen Antworten, Ratschläge und Erfahrungsberichte.
    Habe mich echt sehr gefreut, ist ja mein erster Beitrag hier!

    Nachdem ich in regelmäßigen Abständen in den letzten drei Jahren immer wieder trockene Phasen gehabt habe (im Verhältnis 1:2, ja, ich führe genaue Aufzeichnungen darüber), kann ich für mich ganz klar sagen, dass mich noch nie der Alkohol zu Hause "verführt" hätte.

    Vielleicht liegt es daran, dass man ja ohnehin nichts unternehmen kann, mit Alkohol nicht in Kontakt zu kommen. Man kann ihm in unserer Gesellschaft nicht wirklich aus dem Weg gehen, man begegnet ihm ständig, außer man isoliert sich in den eigenen vier alkoholbefreiten Wänden, was für mich nicht lebenswert wäre. Ich muss mich damit abfinden, ihn nicht vernichten oder wegsperren zu können.

    Im Moment fühle ich mich ohne Alkohol so wohl, dass ich nicht vorhabe, an meiner Abstinenz in nächster Zeit etwas zu ändern. Viele von euch sind so große Vorbilder für mich, dass mir das enorme Kraft beim Durchhalten gibt!

    Wir Menschen sind alle so unterschiedlich und darum haben wir auch ein so individuelles Suchtverhalten. Wir haben eine Alkohol-Geschichte und die ist bei jedem eine andere. Wir haben aber alle ein gemeinsames Ziel: Nie mehr wieder süchtig zu werden!!!

    Habt noch einen wunderschönen Abend!
    Taurus

  • Hallo und auch dir hier ein herzliches Willkommen.

    Ich bin das aktuelle Beispiele hier im Forum dafür, das es gerade der greifbare Alkohol im Haus war, der es mir leicht gemacht hat beim Suchtdruck auch zuschlagen zu können. Und ich war mir nach wenigen Monaten Abstinenz so sicher, das ich ja damit umgehen kann. Nix da! Die Krankheit schaltet jeden noch so guten Vorsatz in Sekundenbruchteilen aus. Und dann ist da der Alkohol egal ob Wein, Schnaps oder Sonstwas.

    Ich kann dir aus meiner ganz persönlichen Erfahrungen also sagen, dass ein Alkoholfreies Zuhause ein sicheres Zuhause ist. Ich jedenfalls sorge jetzt ganz konsequent dafür. Das bin ich mir wert.

    lalu

  • Zitat

    Wir Menschen sind alle so unterschiedlich und darum haben wir auch ein so individuelles Suchtverhalten.
    Wir haben eine Alkohol-Geschichte und die ist bei jedem eine andere.

    Das sehe ich anders.
    Hier gleichen sich derart viele Geschichten wie ein Ei dem anderen, das unsere Krankheit soooo indivuduell nicht sein kann.

    Das Herausstellen von Individualität dient meist nur dazu, sich eigene Wege zusammenzubastlen, und zwar so, wie sie einem am bequemsten erscheinen und am besten in den Kram passen.
    Erfolgreich sind diese bequemen Wege selten.
    Meine Meinung :wink:

    LG Sunshine

  • Zitat von Karsten

    Guten Abend Taurus,

    woher nimmst du diese Weißheit, dass es individuelles Suchtverhalten gibt und jeder doch so unterschiedlich ist?
    Wie viele Suchtgeschichten von anderen Menschen kennst du, die dann auch süchtig waren und nun über Jahre trocken leben?

    Gruß
    Karsten

    Hallo Karsten!

    Es sollte bei Gott keine Weisheit sein!
    Gemeint war, dass jeder von uns, denke ich, durch sehr unterschiedliche Gründe, durch seine individuelle Geschichte, zum Trinker geworden ist.
    Und ja, ich kenne doch so einige Geschichten/Gründe, die zum Trinken geführt haben, die sich nicht gleichen!
    Die Folgen jedoch sind dann aber doch immer sehr ähnlich!

    Liebe Grüße
    Taurus

  • Hallo Taurus,

    auch wenn wir aus verschiedenen Gründen, unterschiedliche Mengen verschiedenen Alkohols getrunken haben,

    wir wollen doch alle trocken werden/bleiben.

    Wenn ich etwas neues beginne schaue ich doch erst mal wie es die "Profis" machen.

    Ich bin seit fast 10 Jahren in unserem Forum und konnte viele User kommen und gehen sehen.

    Die Chance trocken zu werden und zu bleiben ist durch die Grundbausteine sehr viel höher.

    LG Martin

  • Zitat von Karsten

    ...Ich habe heute schon mal geschrieben: "Das Umfeld formt das Leben"

    Wenn man alkoholkrank ist und trinken muss, wird sich auch das Umfeld so verändern, das man immer trinken kann.

    Genauso muss eben auch andersrum sein. Ich will oder brauche nicht mehr trinken, also wird sich das Umfeld über Jahre genauso entwickelt, dass es aus Menschen besteht, die nicht oder nur sehr wenig trinken...

    Gruß
    Karsten

    Gruß
    Karsten

    Hallo Karsten!

    Bei mir trinkt mein Umfeld aber kaum, nicht übermäßig und nicht regelmäßig. Da war ich eher die Ausnahme.
    Ich werde doch nicht mein Umfeld ändern müssen und mich nur mit Nichttrinkern mehr umgeben. Oder hab ich da was falsch verstanden?
    Vielleicht bin ich da eine Ausnahme, aber ich habe mich immer nur selbst bzw. mein Befinden zum Trinken animiert, nie waren das andere Menschen.

    Und genau das ist ja der Ausgangspunkt meines ersten Postings, denn genauso ist es auch mit dem Alkohol zu Hause. Der war in meinem bisherigen Leben noch nie schuld an einem Rückfall oder hat es erleichtert.

    Übrigens: Nach wie vor kein Tropfen und auch kein Bedürfnis :)
    Besonders freue ich mich, dass ich schon mehrere Feiern hinter mir habe, wo so ziemlich alle Alkohol konsumiert haben und es mir nicht sehr schwer fiel, abstinent zu bleiben. Wenn mich wer um das Warum gefragt hat, habe ich geantwortet, dass es schon überfällig gewesen wäre, nichts mehr zu trinken. Das haben bisher alle verstanden und nicht weiter nachgefragt.

    Einen schönen Abend wünscht dir/euch
    Taurus

  • Hallo Taurus,

    Zitat von taurus

    Bei mir trinkt mein Umfeld aber kaum, nicht übermäßig und nicht regelmäßig

    Zitat von taurus

    Besonders freue ich mich, dass ich schon mehrere Feiern hinter mir habe, wo so ziemlich alle Alkohol konsumiert haben

    :?:


    Es ist ein Denkfehler, der Dich anders agieren lässt, als es Dir geraten wird.

    Glaubst Du, dass Dein Leben so weitergeht, wie bisher ? Möchtest Du das überhaupt ?
    Wenn ja, wirst Du über kurz oder lang wieder trinken, denn ohne Alkohol verändert sich Dein Leben zwangsläufig. Das ist einfach so. Woher ich das weiß ? Ich erlebe es seit 8 Jahren in meinem eigenen Leben.

    Wenn Du nicht wieder trinkst, veränderst Du Dich also und damit geht eine Veränderung Deiner Situation einher. Ob Du willst oder nicht. Es passiert einfach.

    Nun kannst Du Dir überlegen, ob Du diese Veränderungen unterstützt, indem Du einfach mal eine zeitlang auf die hörst, die teilweise selber erleben mussten, was passiert, wenn Grundbausteine nicht beachtet wurden oder ob Du den harten, steinigen Weg gehen und alle Erfahrungen wirklich selber machen willst. Ich habe mich seinerzeit für die einfache Variante entschieden und nicht alles selber probiert. Mir waren die Hinweise der "alten Hasen" eine große Hilfe. Mittlerweile gehöre ich wohl selber dazu, doch auch ich lerne nicht aus.

    Grüße
    Tina

  • Ach so und zu Deiner Ursprungsfrage in diesem Thread:

    Meine Wohnung ist seit 8 Jahren alkoholfrei und sie stellt damit meine Insel dar, auf die ich mich immer zurückziehen kann, wenn es mir draußen zu rauh wird. Mein Mann trinkt Alkohol, ja, aber eben nicht zu Hause. Mir zuliebe.

    Die alkoholfreie Wohnung ist der allerwichtigste Bestandteil meines Notfallkoffers. Hier bin ich sicher und der Weg zur Tanke, den es natürlich immer geben könnte, dauert mindestens 5 Minuten. 5 Minuten, die mir einen Rückfall ersparen könnten, da ich in dieser Zeit noch denken könnte. Im Keller oder am Schrank wäre ich schlicht schneller.

    Grüße
    Tina

  • Hallo Taurus,

    ich habe jetzt gar nicht alles durchgelesen was so geschrieben wurde,
    ich weiß nur, dass ich, wenn mir etwas wirklich wichtig ist,
    auch mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln darum "gekämpft" / daran gearbeitet habe
    und lieber einmal mehr den unbequemen Weg gehe/gegangen bin, als den vermeintlich bequemen.

    Was (um Himmels Willen) lässt dich daran zweifeln, dass die allgemein anerkannten Grundsätze, die zu einer dauerhaften Trockenheit beitragen können, für dich nicht gelten ?

    Warum versuchst du nicht dein eigenes stures Ego mal eine Zeit lang hinten an zu stellen und den Aufenthalt in nassen Gefielden zu meiden ?

    Wie kommt es, dass du allen Erfahrungen zum Trotz so selbstsicher bist.

    Ist es die fehlende Demut der Krankheit und dem Glück gegenüber gerade abstinent sein zu dürfen ?

    Nicht jeder der das gerne möchte, schafft das auch.
    Du schon.
    Also versuche doch alles was nur möglich ist, um dauerhaft trocken zu werden.

    Siehe auch: "Artikel der FAG - Sterbehilfe für Alkoholiker "

    Liebe Grüße

    Slowly

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