• Hallo Horizont!

    Mit zunehmender Dauer der Abstinenz verändert sich das Denken kolossal. Schön, dass es dir jetzt schon auffällt. Das ist doch mal ein sehr positives Zeichen.

    Übrigens: Geheilt werden wir niemals, wir sind halt inaktive Alkoholiker.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo taxi und Carl Friedrich, schön, dass ihr hier reinschreibt!

    taxi: "ahoi" höre ich immer gern, das befeuert meine Sehnsucht nach Meer... Die Wahrnehmung selbst speichern geht gar nicht so gut. Gestern war wieder recht neblig. Aber ich kann mir zumindest merken, dass ich die Wahrnehmung hatte und sie sich richtig gut angefühlt hat.

    Und doch, natürlich kratzen mich Sachen. Ich weiß schon, meine Beiträge hier klingen insgesamt sehr positiv. Das liegt an meiner momentan ziemlich positiven Grundstimmung. Nicht nur sind es die ganzen neuen Erlebnisse (alles noch mal neu im trockenen Zustand), sondern auch das starke Gefühl, entkommen zu sein. Das ist natürlich kein dauerhaftes oder gar endgültiges Gefühl, aber es ist zweifelsfrei da und fühlt sich prima an. Und es ist eins der Dinge, die mich momentan schützen. Ich schrieb ja vorher schon, dass ich mir mehr Sorgen mache, wenn ich an den Winter denke. An die Zeit, wenn nichts zu trinken nichts Neues und Erstaunliches mehr ist, sondern mehr oder weniger normal geworden und damit nicht mehr spannend ist.

    Gestern gab es einen leichten Rückschlag. Der Freund, über den ich anfangs geschrieben habe, hat sich mit einer netten, aber sehr kurzen Nachricht zurückgemeldet. Er wünscht mir für meinen Weg alles Gute. Heißt übersetzt: Ich habe einen Freund verloren - und ein mir sehr ans Herz gewachsener Mensch säuft sich weiter konsequent zu Tode. Als die Nachricht kam, musste ich schon ziemlich wehmütig an früher denken, an die "lustigen" gemeinsamen Besäufnisse. Verbunden mit der Frage: Ist es wirklich richtig, was ich tue? Rational weiß ich ja, dass es vollkommen richtig ist. Aber ein nagendes Gefühl der Wehmut nach der "guten, alten Zeit" war trotzdem da. Sowas kann schon ziemlich gefährlich werden. Waren es solche Situationen, bei denen es bei dir "haarscharf" war? Und wie konntest du dir keines Auslösers bewusst sein? Das finde ich spannend!

    Carl Friedrich: Danke für die positiven Worte. Die kolossale Veränderung des Denkens kann gern kommen :)

    Mit dem Hörbuch von Alan Carr tu ich mich echt ein bissl schwer. Er gibt leider null Erklärungen, sondern wiederholt nur gebetsmühlenartig, was für ein schreckliches Gift Alkohol ist (und was für ein toller Typ er selbst ist, weil er es erkannt hat). Ich werds trotzdem fertighören, aber "This Naked Mind" ist um Längen besser. Als nächstes kommt das Borowiak-Buch, da bin ich schon ziemlich gespannt drauf. Was war euer bestes Anti-Alk-Buch?

    Lieben Gruß
    Horizont

  • Hallo Horizont, ich lese deinen Faden mit großem Interesse...
    Ich empfehle "Die Suchtfibel" von Ralf Schneider und "Wege Weg vom Alkohol" von A.Werner (vom letzteren die zweite Hälfte, die erste richtet sich an Leute die sich noch unsicher sind ob sie Alkoholiker sind oder nicht).

    Wenn du konsequent bei deinem Weg bleibst, wirst du im Winter nochmal eine andere Stabilität haben als jetzt. Trockenes Denken und Fühlen entwickelt sich ja über Jahre, nicht über Wochen. Es bringt wenig, sich vor der Zukunft Sorgen zu machen, aber viel, jeden Tag so gut zu gestalten wie möglich.

    Dabei viel Erfolg!

    LG

  • Hallo Horizont,

    erstmal herzlichen Glückwunsch zu Deiner Entscheidung! Ich glaube Du ahnst es schon. Wenn erstmal die erste Hürde (Entzug) genommen ist, fängt die richtige Arbeit (im Winter) an. Ich war am Anfang auch ziemlich euphorisch und erstaunt, dass scheinbar alles so leicht geht und ich so positiv eingestellt war. Zumindest bei mir kam mit der Zeit aber die Ernüchterung. Wenn der Leidensdruck groß genug ist, dann schafft man den Entzug. Aber auf Dauer trocken zu bleiben, ist oft der härtere Kampf. Vielleicht kannst Du dir ja in den kommenden Monaten so etwas wie ein Sicherungsnetz aufbauen. Also gute Freunde, Partner, Verwandte, die z.B. immer telefonisch für Dich erreichbar sind. Vielleicht eine Selbsthilfegruppe/Therapieplatz oder ein neues Hobby. Das klingt jetzt so einfach, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer das ist.
    Auch die restlichen Weinflaschen würde ich so schnell wie möglich loswerden...Was nicht im Haus ist, kann auch nicht getrunken werden! Warum noch Flaschen aufheben? Du willst Sie doch sowieso nicht mehr trinken, oder?

    Die Situation mit deinem Skype-Freund kenne ich so ähnlich. Ich war (und bin es auch manchmal noch heute!) wehmütig, dass die Zeit des Feierns, Saufens, des Rausches etc. für immer vorbei sein soll. Es hat sich angefühlt, wie wenn mir etwas liebgewonnenes abhanden gekommen ist. Mir hat dagegen nur das rationale Wissen geholfen, dass ich mich irgendwann zu Tode saufe, wenn ich mein Leben wie bisher weiter lebe. Dein Freund kann nur für sich alleine entscheiden. Vielleicht hat er seinen persönlichen Tiefpunkt noch nicht erreicht. Du kannst im Moment nur bei Dir bleiben. Deinen Weg finden und vielleicht siehst Du die Freundschaft in ein paar Monaten auch anders, vielleicht auch nicht.

    Ich hab übrigens noch nie ein Anti-Alk-Buch gelesen! Vielleicht sollte ich das doch nochmal in Angriff nehmen.

    Viele Grüße

    panem

  • Hallo garcia, hab deinen Thread auch eben entdeckt :) Schön, dass man hier aus der Erfahrungen der alten Hasen so viel lernen kann! Danke für die Wünsche! Und danke auch für die Buchempfehlungen, die habe ich gleich mal bestellt. Vor allem von der Suchtfibel verspreche ich mir viel, da ich dringend mehr Hintergrundwissen brauchen kann. Gestern z.b. habe ich in einem Podcast gehört, dass der Körper Dynorphin ausschüttet, wenn man Alkohol trinkt. Dynorphin ist ein körpereigenes Schmerzmittel, was auch dazu führt, dass man sich schlapp und traurig fühlt. Und es bleibt wesentlich länger im Körper aktiv als der Alkohol selbst. Womit ich endlich verstanden habe, warum ich verkatert oft so trübsinnig war. Statt Kopfschmerzen o.ä. war ich meistens eher traurig. Solche Infos finde ich enorm hilfreich.

    Hallo panem, danke, Glückwünsche werden erst am 13.5.2019 angenommen, wenn das erste Jahr vorbei ist ;) Aber im Ernst: Ich befürchte genau das, was du beschreibst. Die "Ernüchterung", wie passend... Ich hab schon ein bissl drüber nachgedacht über das Sicherheitsnetz aus netten Menschen. Ich habe zum Glück so ein Sicherheitsnetz schon, wenn auch bislang nicht bezogen auf Alkohol. Und alle, denen ich bislang davon erzählt habe, haben sehr positiv reagiert und mich in meinem Entschluss bestärkt. Was ich mich nur frage: Wie kann jemand, der selbst keine Sucht überwunden hat, wirklich helfen? Außer gut zureden (und in den Arm nehmen etc.) kann man doch eigentlich als Außenstehender nicht viel tun, oder? Ich muss da noch genauer drüber nachdenken, wie Hilfe in dem Fall konkret aussehen könnte.

    Heute treffe ich zwei weitere Freunde und werde ihnen alles erzählen. Auch die beiden bekommen Wein geschenkt. Also keine Sorge: Der Keller ist so gut wie leer. Ich seh nicht ein, das Zeug einfach wegzuschütten. Ich schmeiße ja auch keine Lebensmittel in den Müll. Außerdem gefällt mir die Vorstellung, dass liebe Menschen damit auf meine Nüchternheit anstoßen. Was besagten Freund betrifft: Es ist sicher gut, sich das in ein paar Monaten noch einmal anzuschauen. Und überhaupt hinzuschauen, wie sich das Bild unserer Freundschaft in den nächsten Wochen/Monaten entwickelt. Derzeit macht es mich traurig, wenn ich daran denke. Aber es war trotzdem die richtige Entscheidung. Und eine, die ich seit sicher zwei Jahren vor mir hergeschoben habe.

    Ich habe noch eine interessante Erfahrung gemacht: Vorgestern hatte ich ab mittags beinahe durchgehend ein nagendes Gefühl im Hinterkopf. Eine Unruhe, die mich immer wieder hat an Alkohol denken lassen. Ich war dann nachmittags auch noch verabredet, zwar in keiner Bar, aber einem Restaurant. War zum Glück kein großes Problem, mein Gegenüber hat auch alkoholfrei getrunken. Und erst gestern Mittag, als das Gefühl immer noch nicht weg war, bin ich drauf gekommen, was es ist: Stress. Am Nachmittag stand ein wichtiger und für mich ungewöhnlicher Jobtermin an. Nachdem der gestern überstanden war, verschwand das nagende Gefühl langsam. Insgesamt waren das eher unangenehme anderthalb Tage, aber zumindest kann ich jetzt einen Trigger besser identifizieren. Für solche Situationen brauche ich definitiv noch passende Ersatzhandlungen. Ich bin mir sicher, dass es mir geholfen hätte, Laufen zu gehen. Kann man im Anzug und kurz vor einem Businesstermin aber schlecht machen... Was sind eure Ersatzhandlungen bei akuten Alk-Gedanken?

    Was ich mich allerdings auch frage, ist, ob sich das nagende Gefühl nicht einfach offen ansehen lässt und danach von selbst verschwindet. Oft geben wir solchen nervenden Gedanken/Emotionen ja gerade Kraft, weil wir versuchen, ihnen auf Teufel komm raus aus dem Weg zu gehen.

    Schönen Tag euch!
    Horizont

  • Zitat

    Ich seh nicht ein, das Zeug einfach wegzuschütten. Ich schmeiße ja auch keine Lebensmittel in den Müll. Außerdem gefällt mir die Vorstellung, dass liebe Menschen damit auf meine Nüchternheit anstoßen.

    Alkohol ist kein Lebensmittel, es ist ein Gift für dich. Gift kann man wegschmeißen. Dein Suchtgedächtnis lässt es dich nicht wegschmeißen. Dein Suchtgedächtnis säuselt dir auch den "Liebe Menschen stoßen auf meine Nüchternheit an" - Gedanken. Schenk ihnen kein Wein. Schaff den Wein aus deinen Augen. Triff die Freunde ohne Alkohol. Du fühlst jetzt auch ein "auf mich stinkig sein", "wie kann er nur meine lieben Freunde indirekt abwerten" oder "aber ich schmeiß doch keine Lebensmittel weg". Die jetzt gefühlte negative Emotion mir gegenüber verursacht auch dein Suchtgedächtnis.

    Beste Grüße
    Karamasow

  • Hallo Horizont,

    ich möchte mich in allem kamarasow`s Worten anschließen !
    Mir ist das auch sofort ins Auge gesprungen mit dem "Wein an gute Freunde verschenken wollen".
    Sieh zu, das Du das Zeug heute noch los wirst, und zwar ALLES !!
    Und ganz im ernst, ich bin nie auf die Idee gekommen, Restalkohol, der sich noch in unserem Haushalt befand, weiter
    zu verschenken.
    Der wurde komplett entsorgt, egal was es kostete. Meine persönliche Sicherheit ist viel mehr wert.
    Dieses Gift hat mich doch beinahe umgebracht, sowas schenke ich dann doch nicht Freunden. Da wüßte ich aber
    echt viel schönere Geschenke.

    Zitat

    Außerdem gefällt mir die Vorstellung, dass liebe Menschen damit auf meine Nüchternheit anstoßen


    Tatsächlich ?? :shock:
    Ich finde diesen Gedanken eher äußerst befremdlich.
    Ich würde sowas nicht wollen, warum auch? Warum sollten denn Freunde auf meine Nüchternheit anstoßen wollen oder sollen?
    Was gefällt Dir denn so gut an dem Gedanken, wenn ich mal fragen darf?

    Zitat

    Ich war dann nachmittags auch noch verabredet, zwar in keiner Bar, aber einem Restaurant. War zum Glück kein großes Problem, mein Gegenüber hat auch alkoholfrei getrunken.


    Das Suchtgedächtnis kann das aber völlig anders sehen und sehr wohl auch noch Stunden bis Tage später "problematisch" reagieren.
    Nämlich mit ganz schlichten Saufdruck.
    Hier ist dann auch mal der Hintern in der Hose gefragt, solche Sachen auch mal kurzerhand zum Selbstschutz abzusagen, und aus die Maus.
    Das gehört auch zur Trockenheitsarbeit.
    Lese doch auch mal bitte (nochmals?) in unsere Grundbausteine rein, wir empfehlen darin, das man sich die erste Zeit im trockenen Leben
    von allem fernhalten sollte, wo Alk konsumiert wird.
    Zu unserem eigenen Schutz.
    Bei mir betrug diese Zeit übrigens ca. 1,5 Jahre, erst dann bin ich das erste Mal wieder auf eine Geburtstagsfeier gegangen,
    zum Nachmittagskaffee.

    Ich sehe hier bei Dir aufgrund des letzten Beitrages zwei Sachen, an denen ich zur intensiven Trockenheitsarbeit raten würde:

    Einmal wäre da, sich von dem Gedanken des Genußes zu verabschieden.
    Und Alk nicht mehr als Genußmittel zu sehen sondern als das pure Gift für einen selbst.
    Das ist für viele alles andere als einfach, ich weiß das. Denn wir haben Alk für so vieles benutzt, nicht wahr?
    Diese Gedanken zu überschreiben braucht es Zeit und eben auch die Auseinandersetzung damit.
    Dabei ist der Grundgedanke ja ganz einfach und die Konsequenz völlig logisch :wink:
    Wir sind Alkoholiker und können Alkohol nicht mehr "genießen", sondern es ist das pure Gift für uns, können wir unseren
    abhängigen Konsum nicht stoppen, werden wir elend dran sterben... über kurz oder lang.
    Also meiden wir doch bitte "einfach" das Zeug, wenn wir weiter leben wollen.
    Ganz so einfach ist es aber doch nicht, besonders wenn das Suchtgedächtnis noch so aktiv ist und einem immer wieder was anderes
    erzählen will.
    Aber die Zeit arbeitet hier auch für uns, wenn wir trocken bleiben können... es wird immer tiefer einschlummern...und uns dann größtenteils in Ruhe lassen.
    So ist es jedenfalls bei mir gewesen.
    Es ist und bleibt aber immer da, das olle Suchtgedächtnis, ich sehe allerdings zu, das es möglichst in seinem tiefen Schlummer bleibt.
    Von daher meide ich auch heute noch möglichst alles, was es aufwecken könnte. Zu meinem eigenen Schutz.

    Einen zweiten Punkt für Deine Trockenheitsarbeit sehe ich darin, mehr Konsequenz zu zeigen für die Abstinenz.
    Sachen beispielsweise absagen, wenn man sich schon vorher bei dem Gedanken nicht wohl fühlt.
    Oder auch, triggernde Situationen sofort zu verlassen, und da nichts "aushalten wollen", das ist nämlich kein Zeichen
    von Stärke, sondern von leichtsinniger Dummheit.
    Menschen, die einen lieben oder gern haben, werden das verstehen. Denn dann sind sie ja auch an unserem Wohlergehen interessiert.
    Aber auch darum geht es nicht so sehr, sondern es geht hauptsächlich um einen selbst.
    Andere müssen gar nicht unbedingt verstehen, warum man dieses oder jenes so handhabt, man muß es nur selbst verstehen und entsprechend handeln.
    Wenn es andere verstehen, dann ist es ja nett, aber es ist nicht erforderlich. :wink:

    Zitat


    Was sind eure Ersatzhandlungen bei akuten Alk-Gedanken?


    Ich hatte schon ewig keine akuten Alkgedanken mehr... auch kaum Saufdruck, auch am Anfang meiner Trockenheit nicht.
    Ich denke, das hat auch etwas mit meinem persönlichen Weg zu tun, ich hatte eine Entgiftung, die ich beinahe nicht überlebt hatte.
    Habe von daher kaum Verlustgedanken gehabt, ich war nur heilfroh, weiter leben zu dürfen. Und war einfach nur unendlich dankbar,
    nicht mehr saufen zu müssen.
    Darum kam vielleicht auch erst gar nicht wirklicher Saufdruck auf?
    Ich kannte aber leichte Anflüge davon... ich hatte beispielsweise anfangs immer eine Flasche Wasser greifbar.
    Habe dann sehr viel Wasser, mit Wasser verdünnten Saft oder Tee getrunken. Das hilft fast immer.
    Andere haben sicher noch mehr Tipps diesbezüglich.

    Und zum Schluss nochmal was bezüglich "Alkohol-Genuß".
    Ich zweifele sehr daran, das sooo viele andere Menschen Alkohol aus "reinen Genußgründen"
    trinken, es mag aber sicher welche geben.
    Bei vielen wird aber auch Missbrauch bzw. Abhängigkeit nur dadurch getarnt, indem man Alkkonsum als "Genuß" betitelt, den man sich "gönnt".
    Und wem wollte man denn schon verwehren, etwas zu genießen?
    In Wirklichkeit wird der Alk aber schon längst als Anti-Stress-Mittel eingesetzt oder zu was auch immer... und zwar, weil er BALLERT und bestimmte Gefühle der Erleichterung verschafft und genaus DAS will man haben.
    Von daher... ich bin da misstrauisch, wenn von "Genußmittel Alkohol" geredet wird...

    Aber für uns ist das eh uninteressant, denn wir haben ja die Missbrauchsschwelle längst überschritten.
    Und da gibt es auch nie wieder ein zurück.
    Ich glaube auch nicht dran, das wir nochmal nach einer gewissen Abstinenz unbeschwert saufen könnten...
    Denn wir kennen dann ja auch schon ein bisschen die Vorteile der Abstinenz.
    Ich glaube, wir würden uns dann vielleicht noch mehr als Versager fühlen, wenn wir wieder saufen würden, als das zu Saufzeiten
    eh schon der Fall war...?
    Vielleicht nicht gleich am Tag des Rückfalls... aber später?

    LG Sunshine

  • Hier ist ja plötzlich was los! Danke jedenfalls für eure direkten Worte. Ich werde das einmal sacken lassen. Aber trotzdem möchte ich auch jetzt schon ein paar Worte dazu sagen.

    Mir ist klar, dass Alkohol ein Gift für mich ist. Deshalb auch meine Entscheidung, keinen mehr zu trinken. Und niemals würde ich meine Restbestände an Menschen verschenken, die selbst Alkoholiker sind. Aber es gibt eben auch eine große Zahl von Menschen, die keine Probleme damit haben, das Zeug zu konsumieren. Und warum soll ich diesen Menschen nicht etwas schenken, das für sie kein Problem und für mich gleichzeitig ein wichtiges Loslassen ist? Noch einmal: Ich habe nicht vor, je wieder einen Tropfen zu trinken. ICH WILL DAS NICHT! Für mich ist das eben kein Genuss mehr, schon lange nicht mehr. Sondern Sucht, Ende, Abdichten, Stumpfsinn, Koma, Traurigkeit, Schlaflosigkeit, Ärger. Und genau das will ich nicht mehr und deshalb bin ich hier.

    So jetzt lasse ich wie gesagt mal sacken, aber das musste trotzdem raus.

    Lieben Gruß
    Horizont

  • Hallo Horizont,

    Du stehst ja noch ziemlich am Anfang der Abstinenz. Da KANN man auch noch nicht alles verstehen, was andere einem schreiben.
    Weil bestimmte Gedankengänge erst bei einem selbst reifen müssen. Und das dauert auch seine Zeit.
    Und manchmal will man auch nicht so gern verstehen. Weil einem das Geschriebene gerade nicht in den eigenen Kram passt. :wink:
    Oder einem mitunter auch einfach nur unbequem erscheint.

    Trocken werden ist ein Entwicklungsprozess... der im Grunde vielleicht sogar lebenslang einer bleibt (auf eine gewisse Art) ?
    Denn ich bin ja nun für immer alkoholkrank.
    Was aber keinesfalls ununterbrochene harte Arbeit an sich selbst bedeutet, es ist auch ein sehr schöner Prozess !
    Und vieles ergibt sich auch einfach so im Laufe der Zeit, weil es völlig normal wird, keinen Alkohol mehr zu trinken.
    Von daher, bitte keine Angst haben vor diesem Entwicklungsprozess, es ist zu schaffen und es gibt auch sehr schöne Strecken dabei.
    Und es wird sich auch immer mehr innere Zufriedenheit einstellen. So kenne ich es jedenfalls von mir und auch vielen anderen.

    Das mit dem Verschenken von Alk ist was grundsätzliches. Ich schenke niemanden etwas, was mich selbst beinahe umgebracht hat.
    Egal ab der n nasser Alkie ist oder nicht, das ist dabei uninteressant.
    Ich mache nicht mal jemand anderen ne Pulle Bier auf, ich will mit diesem Zeug einfach GAR NIX MEHR zu tun haben, in keinerlei Form !
    Einmal wollten wir mit mehreren einen Präsentkorb verschenken, ich habe mich bereit erklärt, den Kram dafür zu besorgen, habe aber
    auch gleich klar gemacht, das ich keine Flasche Wein oder anderweitigen Alk kaufen werde oder verschenken möchte.
    Du wirst es nicht glauben, aber da hatte jeder Verständnis für !
    Und so gab es einen schönen Korb ohne jeglichen Alk drin.
    Mit mir läuft sowas einfach nicht mehr, und zwar grundsätzlich nicht.
    Wenn jemand Alk trinken möchte, kann er das ja jederzeit tun. Nur bitte nicht in meiner unmittelbaren Nähe, der Rest ist mir egal.
    Kaufen oder verschenken werde ich aber keinen.

    Ich fände es sogar etwas missachtend, wenn ich alte Weinpullen von mir verschenken würde, so nach dem Motto:
    "Mich hats zwar fast umgebracht, aber naja.. ihr könnt das ruhig saufen."
    Neee... also das is doch nix.

    Erstmal sacken lassen ist ne gute Idee :D
    Und ich finde es auch gut, das es hier solche Diskussionen gibt, mit alten Hasen und Frischlingen.
    Das dient letztendlich auch nicht nur Dir selbst, sondern es lesen hier ja auch viele mit, sie selbst noch ganz am Anfang stehen.
    Und wenn jemand nur mal ernsthaft über die Worte von Langzeittrockenen nachdenkt, und nicht gleich verwirft, weil sie einem nicht passen,
    dann ist schon viel erreicht.
    Man muss nämlich nicht das Rad bei unserer Krankheit neu erfinden, es gibt ja schon die Erfahrungen, die andere gemacht haben und die darf man ruhig auch für sich selbst nutzen.

    Es soll hier auch nicht so sein, das wir LZT sagen, so und so muss das gemacht werden und fertig !
    Man muss auch erklären, WARUM dieses oder jenes besser so und so gemacht werden sollte, sonst kanns ja keiner richtig verstehen.
    Und etwas zu tun, ohne es zu verstehen, ist auch nicht besodners erfolgversprechend.
    Also, immer fragen, die eigenen Gedankengänge hier lassen...und sich auch mal auf Gegenwind einstellen dabei :wink:
    Das ist ja nicht böse gemeint, denn wir sind ja alle hier, um uns gegenseitig zu helfen, und nicht, weil wir Spaß dran haben, dem anderen eine reinzuhauen.

    LG Sunshine


  • Was war euer bestes Anti-Alk-Buch?

    Hallo Horizont,

    mein persönlich bisher bestes Buch über Alkohol (von bisher ca. +- 25 gelesenen) ist folgendes

    Sich das Leben nehmen: Alkoholismus aus der Sicht eines Alkoholikers - Heckel, Jürgen

    Gruss,

    Mario B.

  • Hallo Horizont!

    Unsere sunshine schreibt stets eindrucksvoll und voller Leidenschaft. Sie hat ihren Weg raus aus dem Klammergriff des Alkohols gefunden. Ich lese sie gerne, mir hat sie auch schon ordentlich contra gegeben. Dennoch gibt es hier und da mal Unterschiede bei mir und ihr.

    Ich sehe beispielsweise überhaupt kein Problem darin, die restlichen Weinflaschen zu verschenken. Und zwar an Leute, die im Gegensatz zu uns, damit umgehen können, ob es jetzt als Genuss bezeichnet wird oder nicht.

    Letztlich muss ein jeder seinen eigenen Weg finden, der ihn/sie abstinent hält, wobei die grundsätzliche Richtung, trotz einiger Unterschiede im Detail, übereinstimmt.

    Die Grundbausteine dieses Forums sind schon eine gute grundsätzliche Orientierungshilfe, um den eigenen Weg zu finden.

    Ich bin jetzt seit 3 Jahren und 2 Monaten clean. Nach meinem persönlichem Empfinden ist das erste Jahr der Abstinenz das schwierigste. Wenn man dieses erfolgreich trocken durchgestanden hat, hat sich eine gewisse Konstanz herauskristallisiert. Man hat alle Ereignisse eines Jahres wie Geburtstage, Weihnachten, Ostern, Biergartensaison ... erfolgreich durchgestanden und Erfahrungen gesammelt, auf die man im Krisenfall zurückgreifen kann. In diesem ersten Jahr rate ich dringend zur Risikominimierung. Das heißt, dass man dem Alkohol nicht noch hinterher läuft, sondern ihm, so gut wie möglich, aus dem Weg geht.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Ich finde es egal ob du den Wein da wegwirfst oder verschenkst oder in einer hinduistischen Zeremonie bestattest....

    Hauptsache er ist weg.

    Er hat in deiner Nähe nix zu suchen. Sonst kann es passieren daß du ihn irgendwann austrinkst. Und darf nicht passieren.

    LG

  • Guten Morgen zusammen, freut mich wirklich, dass ihr hier alle mitmacht und mich auf dem Weg begleitet, danke!

    ich fange mal mit den kurzen an:

    Mario, willkommen hier! Ich hab auch schon bei dir gelesen und gesehen, dass du auch viele Bücher brauchst, um dich mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Mir geht es genauso. Den Heckel habe ich schon durch, danke für den Tipp. Ich finde es beim ersten Mal teilweise etwas schwer zugänglich, wie ein Musikstück, dass beim ersten Hören ein bisschen sperrig ist und Zeit zur Entfaltung braucht. Werde ich also sicher wieder einmal reinlesen.

    Carl Friedrich, ich freue mich, dass du das Verschenken von Alkohol auch nicht so problematisch wahrnimmst wie andere hier. Danke für die Erinnerung, dass das erste Jahr am schwersten ist. Ich betreibe Risikominimierung, indem ich Situationen, wo ich früher getrunken habe, aus dem Weg gehe. Zur Risikominimierung gehört aber auch, dass man in Situationen, wo man das eben nicht kann, wachsam ist. Du sagst es ja selbst: Gewisse Ereignisse müssen "durchgestanden" werden, man muss lernen, IN diesen Situationen nein zu sagen.

    Sunshine, keine Sorge, ich hab mich überhaupt nicht angegriffen gefühlt durch deine Zeilen. Ich finds wichtig, hier den Kopf gewaschen zu bekommen, weil ich mir sehr gut vorstellen kann, dass man durch die Krankheit schnell in Situationen trügerischer Sicherheit geraten kann. Jetzt im Moment bin ich allerdings sehr wachsam, schon, weil ich mich sehr intensiv mit meiner Sucht auseinandersetze. Ich will auf keinen Fall Alkohol trinken, auch nicht nur ein Bier oder auch nur ein alkohol"freies" Bier. Das ist mir ganz klar und bewusst, ich weiß noch gut, wo das wieder hinführen wird. Auch als ich Mittwoch, Donnerstag und Freitag diese Unruhe verspürte und häufiger an Alkohol gedacht habe, wusste ich das die ganze Zeit. Und habe dabei wieder eine interessante Erfahrung gemacht: Die Unruhe war vorbei, als ich mit zwei Freunden am Freitag Nachmittag zusammensaß (und das schon bevor ich ihnen von meiner Abstinenz erzählt und die Weinflaschen geschenkt habe). Ich führe die nachlassende Unruhe darauf zurück, dass ich diese Situation, in der ich früher in den meisten Fällen Alkohol getrunken hätte, nun eben alkfrei erleben konnte und mich trotzdem wohl gefühlt habe dabei. Plötzlich wusste ich: Es geht auch ohne. Und zwar gut ohne, weil wir viel gelacht und einfach ein paar nette Stunden miteinander verbracht haben. Ich schließe daraus, dass ich solche Situationen gewissermaßen "umlernen" muss, erkennen muss, dass sie ohne Alk nicht nur erträglich, sondern sondern sogar schön sind. Dass es die Freundschaft ist, die mich mit diesen Menschen verbindet und nicht der Alkohol.

    Danke auch für den Tipp mit dem Wasser für aufkommenden Saufdruck. Hatte ich schon wo gelesen und auch schon angewendet. Ich habe mich intensiver mit Craving beschäftigt und was ganz interessantes gefunden: "Urge Surfing". Das heißt im Gunde nichts anderes, als sich den Saufdruck ganz genau und unvoreingenommen anzuschauen, wenn er auftritt. Da ich mich schon früher sehr intensiv mit achtsamkeitsbasierter Meditation beschäftigt habe, weiß ich, dass alle Arten von Gedanken und Emotionen nach kurzer Zeit wieder verschwinden, wenn man sie einfach nur beobachtet (und sich eben nicht dagegen wehrt oder versucht, ihnen aus dem Weg zu gehen). Mir scheint deshalb, das könnte auch für die Sucht eine sinnvolle Methode sein (was Studien auch nahelegen). Ich werde das bei der nächsten Attacke gleich ausprobieren und hier berichten. Und freue mich natürlich, wenn ihr etwas über entsprechende Erfahrungen schreibt :)

    Schönen Sonntag euch!
    Horizont

  • Hallo Horizont,

    Zitat

    Ich finds wichtig, hier den Kopf gewaschen zu bekommen, weil ich mir sehr gut vorstellen kann, dass man durch die Krankheit schnell in Situationen trügerischer Sicherheit geraten kann.


    Naja... Kopfwäschen liegen mir nicht so wirklich, auch wenn hier mitunter evtl. ein anderer Eindruck entstehen könnte :wink:
    Ich spreche nur Gefahrenpunkte gern gleich direkt an, ohne lange um den heißen Brei herumzuschleichen.
    Und richtig, unsere Krankheit ist durchaus trügerisch, das Suchtgedächtnis kann sich allerlei Kaporiolen ausdenken, um
    wieder an Stoff zu kommen.
    Aber ich denke, das sollte einem trotzdem keine Angst machen, man muss das nur wissen und lernen, entsprechend zu reagieren.

    Zitat

    Ich will auf keinen Fall Alkohol trinken, auch nicht nur ein Bier oder auch nur ein alkohol"freies" Bier. Das ist mir ganz klar und bewusst, ich weiß noch gut, wo das wieder hinführen wird.


    Ja, ich finde, man spürt es auch bei Dir, das Du es wirklich ernst meinst.
    Und dann wird das auch was ! :)

    Zitat


    Jetzt im Moment bin ich allerdings sehr wachsam, schon, weil ich mich sehr intensiv mit meiner Sucht auseinandersetze.

    Ja, wachsam bleiben, das ist wohl mit das wichtigste.
    Und die Auseinandersetzung mit der Krankheit hat mir auch viel geholfen, trocken werden zu können und zu bleiben.
    Aber ich lasse auch nicht mein Leben bestimmen von der Krankheit, lebe nun nicht immer in Angst und Schrecken, das sie wieder ausbrechen könnte.
    Allerdings habe ich in den vergangenen 16 Jahren natürlich auch eine Stabilität aufbauen können, am Anfang sah es noch anders aus.
    Da hatte ich große Angst vor einem Rückfall, der mich zum damaligen Zeitpunkt wahrscheinlich sogar das Leben gekostet hätte.
    Ich nehme meine Krankheit sicher nicht auf die leichte Schulter, aber es gibt auch ein Leben neben meiner Krankheit.
    Sie bestimmt also nicht mein Leben.
    Ich widme ihr so viel Aufmerksamkeit wie nötig, würde ich mal sagen. Ansonsten lebe ich ein ganz normales Leben, würde ich mal sagen.

    Zitat

    Auch als ich Mittwoch, Donnerstag und Freitag diese Unruhe verspürte und häufiger an Alkohol gedacht habe, wusste ich das die ganze Zeit.
    Und habe dabei wieder eine interessante Erfahrung gemacht: Die Unruhe war vorbei, als ich mit zwei Freunden am Freitag Nachmittag zusammensaß

    Das halte ich schon mal für ne ganz wichtige Erfahrung, die Du da gemacht hast. Nämlich, was Du tun kannst, um diese
    innere Unruhe wieder loszuwerden.
    Ich denke, da gibt es allgemeine Tipps, aber auch ganz individuelle.
    Der eine sucht eher die Ruhe, geht stundenlang in den Wald oder so, dem anderen hilft wiederum die Gesellschaft mehr.
    Das muss jeder für sich selbst herausfinden, was dann am besten hilft.

    Zitat

    Ich führe die nachlassende Unruhe darauf zurück, dass ich diese Situation, in der ich früher in den meisten Fällen Alkohol getrunken hätte, nun eben alkfrei erleben konnte und mich trotzdem wohl gefühlt habe dabei. Plötzlich wusste ich: Es geht auch ohne. Und zwar gut ohne, weil wir viel gelacht und einfach ein paar nette Stunden miteinander verbracht haben.

    Wir müssen ja vieles erstmal neu lernen, oder wieder lernen...
    Bei mir war es anfangs so, das ich dachte, das ich ja nu nie wieder richtig lustig sein kann.
    Ich konnte mir ja ein Leben ohne Alk gar nicht mehr vorstellen. Auch gesellige Zusasmmensein nicht mehr ohne die Droge.
    Traurig ist das ! Aber so war es bei mir.
    Bis ich sehr schnell feststellte, das ich ohne Alk genau so lustig sein kann, gut drauf kommen kann.
    Es ist die Gesellschaft der Menschen, die ich bei Zusammentreffen (oder auch späteren Feiern) genieße, ich brauche dazu keinen Alk mehr.
    Es "geht" also nicht nur ohne, sondern es geht so sogar noch viel besser. :)
    Ich kann alles bewußt genießen, die Gespräche miteinander, das gemeinsame Lachen, den Austausch von Erinnernungen.
    Ich will das gar nicht mehr durch eine Art Nebelwand erleben müssen, ich mag es nun lieber ganz "pur" :lol:

    Wichtig bei derartigen Zusammenkünften ist nur, das da keiner in Deiner Gegenwart Alk konsumiert, weil das enorm triggern kann.
    Wer Dein Freund ist, der kann und wird darauf in Deiner Gegenwart verzichten können.
    Wer es nicht kann oder bereit ist, das so in Deiner Gegenwart zu handhaben, ist entweder nicht Dein Freund oder hat selbst n Alkproblem.
    So einfach is das.

    Zitat


    Ich schließe daraus, dass ich solche Situationen gewissermaßen "umlernen" muss, erkennen muss, dass sie ohne Alk nicht nur erträglich, sondern sondern sogar schön sind. Dass es die Freundschaft ist, die mich mit diesen Menschen verbindet und nicht der Alkohol.


    So isses ! :)

    Zitat

    Da ich mich schon früher sehr intensiv mit achtsamkeitsbasierter Meditation beschäftigt habe, weiß ich, dass alle Arten von Gedanken und Emotionen nach kurzer Zeit wieder verschwinden, wenn man sie einfach nur beobachtet

    Wie auch immer... ich finde, das eine Sig. von einem ehemaligen Forenmitglied es auch gut auf den Punkt brachtte, die da hieß:
    "Sehen Sie zu, das es Ihnen gut geht".
    Das wurde ihm wohl auch selbst so mit auf den Weg gegeben, und ich denke, das allein sagt im Grunde auch schon alles aus.

    Und zusehen, das es einem gut geht, kann auch mal ganz banale Dinge wie Essen, Trinken und Schlafen bedeuten.
    Manchmal reicht es schon, seine grundlegendsten Bedürfnisse abzuchecken und gut drauf zu achten, das man genug isst, trinkt und schläft.
    Das ist auch einer der Tipps, die ich mal von einem ehemaligen Forenmitglied hier gelesen habe, und ganz sicher auch einer der besten Tipps.

    Es tut mir übrigens sehr leid, das momentan hier so wenig Austausch ist, im offenen Bereich ebenso wie im Erweiterten Bereich.
    Denn gerade Menschen wie Du, die noch eher am Anfang stehen, brauchen intensiven Austausch !
    Wenn das hier so weiter geht, kann ich besonders allen Frischlingen nur dringend raten, auch zusätzlich eine reale SHG aufzusuchen.
    Denn so ist der Austausch einfach zu gering, gerade in der Anfangszeit.
    Viele brauchen auch Jahre oder ihr ganzes weiteres Leben eine SHG, um trocken bleiben zu können.
    Um das Forum hier wiederzubeleben, gibt es nur eine einzige Möglichkeit:
    WIEDER MEHR SCHREIBEN !
    Ansonsten isses demnächst nämlich echt tot, und das wäre schon recht schade, denn so ein gutes Alkoholiker-Forum findet man nicht wieder im net.
    Ich weiß, das es Gründe für die momentane Schweigsamkeit hier gibt, die ich auch verstehe.
    Aber es liegt trotzdem allein an den Forenmitgliedern, dieses Forum hier am Leben zu halten !

    LG Sunshine

  • Ich habe meinen Wein auch an eine Freundin verschenkt. Das waren drei Kisten & ein Waschkorb voll mit einzelnen Flaschen.

    Als Einstiegslektüre zum Thema Sucht bietet sich "Lieber schlau als blau" von Johannes Lindenmeyer an.
    Da sind in übersichtlichen Kapiteln alle Aspekte der Sucht aufgeführt & verständlich gemacht.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo ihr, heute nur eine kurze Statusmeldung meinerseits: alles okay :)

    Danke noch einmal, Sunshine, für dein fleißiges Schreiben hier! Insbesondere die positiven Langzeitaussichten (nicht nur geht alles, sondern es geht sogar viel besser) sorgen schon ganz von selbst für mehr Entspannung. Heute habe ich das erste Mal seit langem mit einer sehr guten Freundin telefoniert, sie ist seit über zehn Jahren trocken. Und ihre Aussage war genau dieselbe. Das war schön! Außerdem hat sie mir angeboten, dass ich sie jederzeit bei Saufdruck anrufen könne. Finde ich super, ist sicher gut jemanden zu haben, der das selbst kennt und nachvollziehen kann.

    Was mir noch nicht so richtig klar ist: Logischerweise kann anwesender Alk mich triggern. Aber sind wir nicht eh pausenlos von Alkohol umgeben? Gestern hat im Büro jeder ein Fläschchen Sekt geschenkt bekommen. Wenn ich zur Haltestelle gehe, egal zu welcher, komme ich an Kneipen vorbei. Aus dem Küchenfenster sehe ich jeden Tag in den Gastgarten vom Lokal gegenüber, jeden Tag sitzen dort Menschen mit Alkohol. Man kommt dem Zeug nicht aus, es sei denn, man schließt sich Tag und Nacht in der Bude ein, konsumiert keine Medien mehr und lässt sich alle Dinge des täglichen Bedarfs nach Hause liefern. Insofern muss man dem wohl einfach ins Auge schauen und mit der Omnipräsenz leben lernen. Mir fällt das bislang - bis auf die beschriebenen zwei Tage - ziemlich leicht. Aber wachsam bleibe ich natürlich trotzdem.

    Danke, Dante, für den Buchtipp, ist notiert. Heute ist das Borowiak-Buch gekommen und erheitert mich ziemlich :) Morgen kommen dann die beiden anderen Bücher aus den Tipps von weiter oben.

    Warum ist denn hier früher mehr geschrieben worden? Entziehen jetzt alle per Social Media? Ich hab mir einige deutschsprachige Foren angesehen und fand, dass dieses hier den freundlichsten und aktivsten Eindruck gemacht hat. Wer wohin will, wo richtig viel los ist, kann edit _ Werbung gelöscht - edit versuchen, da gehts ziemlich ab. Aber ich finds hier gemütlich und schreib solche Sachen auch lieber in meiner Muttersprache. Deshalb noch mal danke an alle, die hier mitmachen!

    Lieben Gruß
    Horizont

  • Es ist ein Unterschied, ob die Omnipräsenz des Alkohols uns wie eine ewige Filmkulisse umgibt oder ob man Subjekt in einer alkoholgeprägten Situation ist.
    An einer Kneipe vorbei gehen, ist nicht so schwer.
    Hinein gehen, sich in eine Ecke setzen & keinen Alkohol bestellen ist schon wesentlich schwieriger.
    Sich an den Tresen setzen & immer noch nichts alkoholisches zu bestellen, obwohl da der fröhlichste Umtrunk stattfindet, ist nahezu unmöglich.

    Arbeit, Familie, Verein, Pinte am Urlaubsort - da bist du Bestandteil der Situation.
    Ein Bus mit einer Schnapswerbung fährt einfach an dir vorbei.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Moin Horizont

    Sicher stolperst du überall über Alkohol. Davor kannst du nicht weglaufen.

    Ich habe von Anfang an meine Haltung geändert, die ist alkoholfrei, meine alkoholfreie Zone ist in meinem Kopf ganz fest verankert. Ich bin frei, ich entscheide über meine Handlungen, über mein Leben, kein Alkohol und kein Gruppenzwang.

    Wer mich so nicht mag, hat in meinem Leben nichts verloren.

    LG PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.


  • Es ist ein Unterschied, ob die Omnipräsenz des Alkohols uns wie eine ewige Filmkulisse umgibt oder ob man Subjekt in einer alkoholgeprägten Situation ist.
    An einer Kneipe vorbei gehen, ist nicht so schwer.
    Hinein gehen, sich in eine Ecke setzen & keinen Alkohol bestellen ist schon wesentlich schwieriger.
    Sich an den Tresen setzen & immer noch nichts alkoholisches zu bestellen, obwohl da der fröhlichste Umtrunk stattfindet, ist nahezu unmöglich.

    Arbeit, Familie, Verein, Pinte am Urlaubsort - da bist du Bestandteil der Situation.
    Ein Bus mit einer Schnapswerbung fährt einfach an dir vorbei.

    Hallo Dante & Horizont,

    persönlich bin ich der Meinung dass da wohl jeder verschieden ist oder besser gesagt verschieden getriggert wird.

    Es heisst ja nicht umsonst: wenn 2 Menschen ein und dieselbe Trockenarbeit verrichten wird einer garantiert rückfällig.

    Wenn ich z.B. an einem Biergarten oder einer Terasse vorbei schlendere läuten bei mir die Alarmglocken, wenn ich in einer Kneipe am Tresen sitze ist mein Suchtgedächtniss eher in der Mittagspause.

    Aktuelle Facebookgruppenphotos oder alte Photos von Bekannten in feucht-fröhlicher Stimmung liessen bei mir z.B. bisher die grösste "Sauflust" (Druck kann ich es nicht nennen) aufkommen obwohl diese Situationen ja eher einer Filmkulisse gleichkommen.

    Ein generelles "Gefährlich" oder "Harmlos" gibt es meines Erachtens nicht für jede Situation, dafür sind Alkoholiker und deren Suchtkarriere meiner Meinung nach viel zu viel verschieden. Aehnliches gilt ja bei auch bei Fragen wie "Langzeittherapie in einer Klinik, ja oder nein?", "Reale Selbsthilfegruppe, ja oder nein?", etc...

    Gruss,

    Mario B.

  • Hallo Mario,

    Zitat

    Es heisst ja nicht umsonst: wenn 2 Menschen ein und dieselbe Trockenarbeit verrichten wird einer garantiert rückfällig.

    Wo sagt man das denn so? Ich für meinen Teil höre diesen Spruch zum allerersten Mal...

    Zitat

    Ein generelles "Gefährlich" oder "Harmlos" gibt es meines Erachtens nicht für jede Situation, dafür sind Alkoholiker und deren Suchtkarriere meiner Meinung nach viel zu viel verschieden


    Das sehe ich komplett anders.
    Dieses angeblich so individuelle Säufertum.
    Suchtkarrieren verlaufen nicht so unterschiedlich, wie sich das manche vielleicht einreden möchten.
    Sie verlaufen eher absolut typisch, und das wir uns hier so oft im Schreiben eines anderen wieder erkennen, kommt ja auch nicht von ungefähr :wink:
    In meiner ehemaligen realen SHG gab es sogar ein Schaubild zur typischen Suchtkarriere-Spirale... wie man da rein gerät... und ebenso auch wieder rauskommen kann.
    Ich konnte mich in allen Punkten wieder erkennen. Bei der Abwärtsspirale ebenso wie in der Aufwärsspirale.
    Es mag sicher kleine Abweichungen geben, der eine hat evtl. mehr heimlich gesoffen, während sich der andere lieber in Kneipen zuschüttete oder ähnliches.
    Der eine wurde evtl. unter Alk aggressiver, während ein anderer eher in sich gekehrter wurde. Das sind sicher alles Induvidualitäten.
    Aber die gesamte, allgemeine Abwärtsspirale hatte beinahe jeder aus meiner damaligen Gruppe komplett durchlaufen.
    Bis auf wenige Ausnahmen, die eher aussteigen konnten, ehe sie ganz unten angekommen waren
    "Ganz unten", kann allerdings auch wieder individuell sein. Für den einen ist es schon ganz unten, den Führerschein zu verlieren, der
    andere muss erst Haus und Hof versoffen haben, ehe er sich ganz unten fühlt.

    Nicht nur ich habe mich in diesem Schaubild wieder erkannt, andere taten das ebenso, dazu gehört allerdings auch Mut, das so sehen und
    auch annehmen zu können, das es so war.

    Das raus aus der Sucht ist meist ebenso typisch. Es beinhaltet fast immer eine professionelle Entgiftung, zumindest aber ärztliche Unterstützung sowie überhaupt Unterstützung von Außen. Dabei spielen dann natürlich auch SHG und LZT eine wichtige Rolle.

    Zitat

    wenn ich in einer Kneipe am Tresen sitze ist mein Suchtgedächtniss eher in der Mittagspause.


    Aha.
    Ich für meinen Teil habe überhaupt nix in Kneipen zu suchen. Sitze von daher auch nie an irgendwelchen Tresen.
    Wie käme ich dazu? Hab kein Bock, mir das dumme leicht oder auch schwer angesoffene Geschwätz Trinkender anzutun, das nervt mich eh nur.
    Ich weiß mit meiner Zeit einfach besseres anzufangen, als mich an irgendwelche Tresen zu sezten.
    Ich verbringe auch meine Zeit nicht mit anderen Trinkenden woanders, für die gilt nämlich das gleiche wie siehe oben.

    Zitat

    alte Photos von Bekannten in feucht-fröhlicher Stimmung liessen bei mir z.B. bisher die grösste "Sauflust" (Druck kann ich es nicht nennen) aufkommen obwohl diese Situationen ja eher einer Filmkulisse gleichkommen.


    Mich triggert eigentlich kaum noch was, ich hatte allerdings auch nie mit extrem starken Saufdruck zu kämpfen.
    Aber wenn mich was triggern könnte, auch heute evtl. noch, dann wäres es auch am ehesten das, was Du schreibst.
    Denn es gab auch mal lustige Saufzeiten, die sind ja auch noch in unserer Birne.
    Aber das war zu Zeiten, als ich noch nicht abhängig gesoffen habe.
    Ich weiß aber auch noch genau, wie schlimm es mir ging in der letzten, schwer abhängigen Phase in meiner Saufzeit.
    Das kann ich ja dann solchen Gedanken entgegensetzen.

    Ich kann heute beides akzeptieren, die noch lustige Saufzeit, aber auch die schlimme, die dann folgte.
    Beides war auch ein Teil meines Lebens.
    Aber es ist vorbei... und das Leben lebt sich grundsätzlich vorwärts und nicht rückwärts :)

    LG Sunshine

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!