Hallo liebes Forum,
ich bin Moony, seit 2 Jahren mit einem Alkoholiker zusammen.
Als ich ihn kennen lernte wusste ich nichts von seiner Krankheit.
Nach einiger Zeit kam sein erster Rückfall und als ich ihn dann im Krankenhaus besucht habe, war ziemlich schnell alles klar auch wenn er damals nicht ganz mit der Sprache raus rückte. Dennoch war für mich klar, ich lasse diesen Mann nicht fallen. In meinem ganzen Leben hab ich mich noch nie einer Person so nah und vertraut gefühlt, es war innerhalb kürzester Zeit so als wären wir schon immer eins gewesen.
Leider häuften sich die Rückfälle. Ein paar Wochen komplett nüchtern, dann jeden Tag trinken bis an die 4 Promille Grenze. Das ca. 1-2 Wochen lang, dann in die Entgiftung. Immer wieder und wieder. Und jedes Mal das Versprechen, dass er es dieses Mal wirklich verstanden hat. Dass er selbst nicht mehr kann und will. Dass ich ihm eine große Stütze sei und er so froh ist mich zu haben. Dass er noch nie so etwas wie mit mir mit einem anderen Menschen erlebt hat. USW... ich weis gar nicht was alles noch. Auf jeden Fall natürlich für mich sehr schön zu hören. Denn auch mir ging es genauso. Daher dachte ich auch: wir schaffen das, ich muss ihm nur zeigen ich bin an seiner Seite und werde ihn unterstützen.
Leider wurde es mit der Zeit immer schlimmer. Auch in seinen trockenen Zeiten gab es immer mehr Streit. Ich wurde beschimpft, erniedrigt, jeder Fehler den ich mal gemacht hatte wurde mir bis ins Unermessliche immer wieder vorgehalten. ICh wusste teilweise gar nicht mehr was abgeht. Mir war regelrecht schwindlig vor lauter Beschuldigungen und Streit. Regelmäßig war ich eine Hure;und das war noch eines der Nettesten Dinge die ich hören durfte. ich gehe soweit zu sagen, dass dies schon stark narzisstische Züge hatte. Egal was war, ich konnte es nicht mehr Recht machen. Ich war immer auf der Hut, unruhig und nervös. Hatte ständig Angst etwas falsch zu machen. Aus Angst davor, wieder fertig gemacht zu werden. Es ging immer um ihn und seine Bedürfnisse. Ich durfte und darf keine Probleme haben, auch wenn er das abstreitet und der Meinung ist er tut alles für mich. Wenn ich mal "dagegen" ging musste ich mit einem Rückfall seinerseits rechnen - der dann natürlich meine Schuld war. Ende des Lieds war aber immer: irgendjemand anders war Schuld. Wir ( meist Familie und ich ) wüssten doch alle gar nicht wie es ihm damit geht und wie sehr er unter allem leidet. Und wir sollten doch endlich mal Rücksicht nehmen und nicht immer auf ihm und dem Alkoholkonsum rumhacken dann würde er von ganz alleine aufhören. und ganz am Ende, während der Entgiftung dann wieder große Liebesbekundungen, Tränen,tief in die Augen schauen und noch so vieles mehr und jedes Mal fall ich drauf rein. Denke daran wie schön es auch manchmal sein kann.
In den zwei Jahren habe ich nun bald alles durch. Terror, Schläge & Gewalt, Aggressionen und Beleidigungen, Kaputtmachen und Verstecken meiner Sachen, Polizeieinsätze weil er irgendwo randaliert, Geld für Alk klauen usw. und das schlimme: er lässt mich während seiner betrunkenen Zeiten nie in Ruhe. Nonstop ist er da, quasselt mich voll gönnt mir keine Ruhe; ich komme nicht einmal dazu zu schlafen oder zu essen und fühle mich extremen Belastungen ausgesetzt. Ich werde von Nachbarn und Ladenbesitzern angesprochen was denn bei uns los sei, das könne doch nicht nur Alk sein da wären doch bestimmt auch Drogen im Spiel - alle bekommen es irgendwie schon mit. Dieses " an sich denken" ist mir gar nicht möglich weil er nicht von meiner Seite weicht selbst wenn ich dies mit Nachdruck fordere. Vor einiger Zeit war ich so am Ende, dass ich mir aus lauter Verzweiflung die Pulsadern aufgeschnitten habe. Nicht, um mich umzubringen sondern um ihm ein Zeichen zu setzen.
Wenn ich das selbst lese denke ich schon: oh Gott!!! Weg von da und zwar so schnell wie möglich. und doch entschuldige ich es immer wieder. Denke, der Arme, habe Mitleid. und natürlich ist da immer noch Liebe. Noch immer gibt es Momente, in denen ich mich bei niemandem sonst so wohl fühle, so verstanden. Und doch weis ich: so haben wir keine Zukunft. ich will auch keine Zukunft mit einem Mann, der mich so behandelt. Der absolut unkontrollierbar ist. Bei dem schon der nächste Tag ganz anders sein kann. Ständig lebe ich mit dieser Angst "was ist morgen". Mit den Schuldgefühlen die er mir immer macht. Anfangs wusste ich nicht was da los ist. Habe immer gedacht, es liegt an mir ich müsste mir nur mehr Mühe geben. Mittlerweile bin ich in mehreren SHGs und weis, dass er mich gezielt manipuliert und genau weis wie er mich wieder rumkriegt.
ICh kann nicht mehr. Ich bin am Ende. Ich bin ständig müde, kann nicht mehr richtig arbeiten. Ich weis niht mehr mit wem ich noch sprechen soll, meine Familie und Freunde haben kein Verständnis mehr ( ich verstehe sie ja sogar ). Ich bin ständig krank und schwächle, ich komm einfahc nicht mehr hoch. Einfachste Dinge wie einkaufen oder sauber machen finden nicht mehr statt, ich bin zu ausgelaugt davon zu "überleben". Ich denk nur noch: ein Tag nach dem anderen durchstehen.
Jetzt ist er wieder entgiften. und vor ein paar Tagen noch habe ich mir gesagt jetzt ist Schluss. und knicke schon wieder ein. Ich will selbst nicht mehr bleiben aber irgendwie ist es, als ob einfach ein Schalter kippt wenn ich ihn sehe und alles Schlechte vergessen ist. Wie komme ich nur raus aus dieser Situation?!
Es steckt noch so viel mehr in der Geschihte, kann es nur selbst nicht ganz erklären aber ich denke ihr versteht was ich meine, wie ich fühle...
LG von Moony