Unterschied zwischen menschlicher Hilfe und Co-Abhängigkeit ?

  • Hallo Danny,

    zuerst möchte ich klarstellen, dass ich mir absolut keinen Kopf mache, es ist mir egal was du machst. Es ist dein Leben! Ob du ihn auf Spur bringen kannst, ich nenne es retten, wirst du sehen, meine Meinung dazu habe ich bereits geäußert. Einen Vergleich zwischen Krebs und Alkoholismus finde ich unangemessen und sehe absolut keine Ähnlichkeit, daher erschließt sich mich auch nicht dein Vergleich.

  • Hallo Ziele,

    leider bekomme ich hier den Eindruck von latenter Aggression.

    Ich habe auch nicht erwartet, dass dich wirklich interessiert, was ich mache, da hast du die Redewendung "macht euch keinen Kopp" gründlich missverstanden.

    Da bin ich wohl ein bisschen anders, wenn ich jemandem antworte, interessiert mich auch der Mensch und sein Schicksal.

    Aber gut zu wissen, dass dir das latte ist und zwischen uns keine konstruktive Diskussion stattfinden kann.

    Indem du den Vergleich zwischen Krebs und Alkoholismus als unangemessen bezeichnest, kann ich wohl davon ausgehen, dass Alkoholabhängigkeit in deinen Augen keine Krankheit ist? Oder hast du einfach nicht verstanden, was ich damit gesagt habe?
    Es ging lediglich um die Pauschalisierung, ich hätte natürlich auch jede andere Krankheit benennen können.

    Gruß,
    Danny-Dog

  • Hallo Danny,
    Du schriebst:

    Zitat

    Menschen sind unterschiedlich, auch Alkoholiker.

    Tatsächlich? :wink:
    Sehe ich komplett anders.
    So unterschiedlich ist das Verhalten in der nassen Phase unserer Krankheit nicht.
    Wenn Du mal im Alkoholiker-Bereich reinliest, wirst Du sehr schnell erkennen, das wir Alkoholiker uns immer wieder im Verhalten
    des anderen erkennen, wenn wir uns an nasse Zeiten zurück erinnern.
    Du möchtest gern glauben, das Alkoholiker individuell sind, weil Dir das entgegenkäme beim weiteren "auf die Spur bringen-wollen".
    Wenn Du nämlich erkennen müsstest, das wir uns nass wie ein Ei dem anderen gleichen, dann wüßtest Du ja, das auch Dein Säufer nicht soooo anders ist.
    Und das wäre für Dein Vorhaben ja eher kontraproduktiv.

    Zitat

    Krebskranke zum Beispiel, die einen schaffen es, den Krebs zu besiegen, andere nicht. Kann man nicht pauschalisieren.


    Aha. Krebs ist aber nicht mal ansatzweise mit der Alkoholkrankheit vergleichbar.
    Dieser Vergleich hinkt sehr.
    Aber auch das wirst Du nicht wahrhaben wollen.

    Wie dem auch sei, ich mache mir ganz sicher auch keinen Kopp :wink:
    Wie ich schon schrieb, es ist doch Dein Leben, und Deine Sache, was Du draus machst.
    Von mir aus kannst Du es auch an der Seite von einem nassen Alkoholiker schrotten. Auch dann ist es immer noch Dein Leben und
    Deine Entscheidung.

    Aber lasse Dir mal eines gesagt sein von einem Forenmitglied, was hier seit vielen Jahren aktiv ist und von daher wahrscheinlich schon Tausende von Geschichten gelesen hat :wink: :
    Die CO-Abhängigen, die sich aus ihrer Abhängigkeit lösen konnten, soweit das möglich ist, bereuen später fast alle, das sie nicht schon vorher gegangen sind.
    Ebenso wie das oftmals die trockenen Alkoholiker tun, indem sie bereuen, so viel schöne Lebenszeit versoffen zu haben.
    Mir gibt leider auch keiner meine versoffene Zeit zurück, so sehr ich mir das auch wünschte. (Habe allerdings längst meinen Frieden damit gemacht)
    Und einem CO wird es ähnlich gehen... so habe ich es jedenfalls schon öfters hier gelesen, wenn sich ein CO mal nach längerer Zeit wieder meldet
    und schreibt, wie es weiter ging.

    Mir tut es halt immer leid um verbrannte Zeit, die man viel schöner hätte nutzen können.
    Und da draussen gibts noch n paar Milliarden andere Männer, habe ich mir sagen lassen.... da werden wohl auch einige darunter sein, die nicht saufen müssen oder ähnliche Probleme haben.
    Aber nu ja, einem CO wird das ja leider dann schnell langweilig, wenn es gar nix zu retten gibt.
    Für so eine Beziehung müsste man dann wohl eher Un-CO sein, sonst wird das ja auch wieder nüscht.
    Alles nicht so einfach...

    Aber es läuft immer wieder aufs gleiche raus, nämlich auf DICH.
    Was Du aus Deinem Leben machst.

    LG Sunshine

  • Hallo Sunshine...

    ich wiederhole mich, in dem zugegeberweise etwas unglücklichen Vergleich mit dem Krebs ging es um Pauschalisierung, sonst nix.

    Ansonsten finde ich euer immer wieder betontes Desinteresse einfach nur nervig.
    Damit meine ich speziell dich und Ziele.
    Konstruktive Gespräche sind anscheinend nicht möglich.

    So Long!

  • I"ndem du den Vergleich zwischen Krebs und Alkoholismus als unangemessen bezeichnest, kann ich wohl davon ausgehen, dass Alkoholabhängigkeit in deinen Augen keine Krankheit ist?"

    hallo Zusammen, ich finde den Vergleich Krebs und Alkoholsucht ungerecht und ziemlich falsch.... nur meine persönliche Meinung.
    Alkohol... und oder andere Droge... ist eigene Entscheidung, die zwar zu der Krankheit wird und als Krankheit anerkannt und behandelt wird.. Und die Folgen sind tragisch. Krebs ist ein Schicksal, das auch menschen trifft, die nichts dafür können, auch Kinder.


  • Hallo!

    Warum bin ich aggressiv? Weil ich direkt sage, dass es dein Leben ist? Ich habe kein Verständnis (mehr) für Leute, die ihre Probleme fünf Millionen mal im Kreis diskutieren und keinen Bock haben auch nur ansatzweise etwas zu ändern. Warum sollte ich mich dir mitjammern? Was genau sollte es bringen und das DIR und mir?

    Ja es sind beides Krankheiten aber das zu vergleichen, da kann ich deinem Gedankengang nicht folgen! Vielleicht kannst du ja deine Vergleiche etwas näher erläutern?

  • Hallo Zusammen,

    also Leute ... es kommt mir jetzt ein bisschen vor, als wenn wir uns über unsere Alk's beschweren, dass sie nicht vernünftig sind und selber machen wir einen Zickenalarm, der keinem etwas bringt. Die CO's in diesem Forum haben bestimmt einen großen Rucksack zu tragen, sind nervlich am Ende und mit Ihrer Sucht, zu helfen relativ auf sich gestellt. Die Hilfestellungen für die Alks sind zahlreich und sie werden in Kliniken gepämpert, mit Essen versorgt und erhalten Tabletten, um den Suchtdruck zu mindern. Soweit so gut. Manche gehen als Drehtürenpatienten rein und raus bis Mr. Korsakow zuschlägt und sie im Krankenhaus auch nur noch dahindämmern.

    Ich bin heilfroh, dass es hier trockene Alkoholiker gibt, die uns CO's den Kopf waschen und raten, konsequentes Verhalten an den Tag zu legen.

    Aber genau das ist für eine CO unglaublich schwer und vielleicht versteht das ein Alkoholiker nicht so gut ? Auch die Sucht, zu helfen erzeugt Suchtdruck, wenn man es sein lässt. Nur die Schmerzen finden auf der seelischen Ebene statt und es gibt kaum eine Tablette, die diesen Suchtdruck mindert.

    Ich kann nur für mich sprechen, aber es kommt mir so vor, als ob man mit seinem alkoholsüchtigen Partner wie eine verzwirbelte Kordel spiralförmig verbunden ist. Will man sich lösen, muss man zunächst die Fäden aus der Spirale lösen und voneinander trennen. Aber an mindestens einem Ende hängen die beiden Fäden noch zusammen (Kinder, Haus, Tiere, Existenz u.a.). Die Kordel neigt dazu, die Fäden wieder verzwirbeln zu wollen. Das zu verhindern, ist schon ein gefühlt unmenschlicher Kraftaufwand. Gleichzeitig soll man die Kordel weiter entzwirbeln und die Fäden komplett voneinander trennen. Aber jeder Faden für sich ist dünn und instabil und hat immer noch die wellige Form, die er als Kordel hatte. Man muss sich also Mühe geben, die Form seines eigenen Fadens zu glätten und ihm neue Wellen zu geben. Wie gelockte Haare springt jedoch nach der Wäsche das Haar wieder in die alte Lockenform ...

    Es ist also für eine CO ein Prozess der Trennung. Den Zug aushalten, den Abstand erweitern, sich Nähe wünschen, wieder Abstand halten und eine neue Form des Lebens finden. Das ist ein Prozess, der dauert. Eine neue Lebensgewohnheit muss über Wochen und Monate eingeübt werden. Und genauso, wie ein rückfälliger Alk zu seiner Flasche greift, um Erleichterung zu fühlen, genauso will in meinen Augen eine CO immer mal wenigstens etwas helfen, um mal wieder das gewohnte Gefühl "Ich bin gut und werde geliebt, weil ich so toll helfen kann" zu empfinden. Es nimmt den Suchtdruck für eine Weile, auch wenn dadurch den Abstand wieder verringert wurde und es wieder Arbeit ist, ihn wieder zu erweitern.

    Aber ist das ganze Leben nicht eine Wellenform wie das Meer ? Ebbe und Flut, das Wasser kommt und geht. Jede Welle ist anders und doch gleich. Mit der Zeit verändert der Wellengang das Ufer, formt es und höhlt es aus, schwemmt woanders Sand und Steine an und formt eine neue Küstenlandschaft.

    Wichtig ist doch, dass eine CO anfängt, ihr Leben in den Mittelpunkt zu stellen. Und ich finde es legitim, wenn man immer mal wieder kleine "rückfällige Handlungen" macht. Trinken ist eine bewusste Handlung, helfen auch. So passen Alk und CO dummerweise zusammen.

    Krebs ist eine andere Krankheit. Krebs ist im Grunde das Endstadium einer sterbenden Zelle, die wegen Verschlackung, Übersäuerung und vielleicht auch genetisch bedingt nicht lebensfähig ist. Sie will nicht sterben und fängt an, sich unverhältnismäßig zu vermehren. DAs nennen wir dann Tumor. Hier ist keine bewusste Handlung vorausgegangen. Dennoch ist Krebs ab einem bestimmtem Punkt nicht mehr heilbar und ich glaube, dass das gemeint war, als der Vergleich gezogen wurde. Auch Alkoholismus ist ab einem bestimmten Punkt nicht mehr heilbar. Auch nach 20 Jahren sind unsere trockenen Mitmenschen noch Alkoholiker. Aber auch Narzissmus ist eine unheilbare Krankheit. Die Verhaltensmuster sind fast nicht änderbar und das auch nur, wenn ein extrem starker Wille zur Änderung über viele Jahre aufrecht erhalten wird. Genau wie der Wille eines trockenen Alkoholikers, nicht mehr zu trinken.

    Soweit zu Vergleichen. Geben wir doch jeder CO die Gelegenheit von den erfahrenen Hasen hier zu lernen, ohne dass die wirklich wichtigen Argumente persönlich und als Angriff gewertet werden. Jeder hat seinen eigenen Rythmus, sein eigenes Tempo, sein Leben zu verändern. Wir kennen uns alle nicht persönlich, so kann man doch auch hier gemachte Aussagen nicht persönlich nehmen sondern als gut gemeinten Anstoss, seine Denkrichtung und damit sein Leben in andere Bahnen zu lenken.

    Von daher von mir ein herzliches Danke an alle die hier schreiben und sich öffnen, auch wenn ich mal nicht der gleichen Meinung bin. Das darf ich und das dürfen alle hier. Schreiben wir weiter nach dem Motto: "Du bist okay, ich bin okay." Die Menschen sind verschieden und das ist gut so.

    LG, FreeWell

  • Hallo,
    ich finde das Bild mit der aufzudröselnden Kordel, die den Drang hat wieder in die Ausgangslage zurückzudrehen, ganz gut beschrieben.
    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich habe Danny nicht so verstanden, dass sie die beiden Krankheiten Krebs und Alkoholismus an sich vergleichen wollte. Ich glaube, sie wollte lediglich damit sagen, dass manche Menschen, die Krebs haben, wieder gesund werden und manche leider nicht.
    Und das manche Alkoholiker aus ihrer Krankheit wieder rauskommen, indem sie trocken werden und manche eben nicht.

    Ich kann verstehen, dass man zunächst Hoffnung hat, dass der Alkoholiker aufhört zu trinken. Aber man sollte seine Zeit nicht damit verplempern. Denn man macht sich selbst kaputt und oft klickt es beim Alkoholiker eben nicht. Und erst Recht nicht, wenn da die gut funktionierende Co. ist.

  • Hallo FreeWell,

    vielen Dank, das hast du super geschrieben.

    Ich hatte damit gerechnet, dass sich in diesem Thread nur Angehörige austauschen.

    Klar ist es auch interessant, die "andere Seite" zu hören/lesen, für mich persönlich ist aber der Austausch mit den Angehörigen wichtiger.

    Liebe Grüße,
    Danny

  • Hallo Cadda,

    hast du richtig verstanden, ich hab nur Krankheit mit Krankheit verglichen.

    Und ja, darum ging es, egal bei welcher Krankheit, der eine besiegt sie, der andere nicht.
    Eben, dass man selten etwas pauschalisieren kann.
    Hat nur leider außer dir und FreeWell niemand verstanden :roll:

    Gut funktionierende Co .......stimmt perfekt, war ich mal.

    Hat sich aber erledigt und ich verfolge meine eigenen Ziele, mit ihm oder ohne ihn, das liegt in seinem Ermessen.

    Liebe Grüße,
    Danny

  • Zitat


    Ich kann nur für mich sprechen, aber es kommt mir so vor, als ob man mit seinem alkoholsüchtigen Partner wie eine verzwirbelte Kordel spiralförmig verbunden ist. Will man sich lösen, muss man zunächst die Fäden aus der Spirale lösen und voneinander trennen. Aber an mindestens einem Ende hängen die beiden Fäden noch zusammen (Kinder, Haus, Tiere, Existenz u.a.). Die Kordel neigt dazu, die Fäden wieder verzwirbeln zu wollen. Das zu verhindern, ist schon ein gefühlt unmenschlicher Kraftaufwand. Gleichzeitig soll man die Kordel weiter entzwirbeln und die Fäden komplett voneinander trennen. Aber jeder Faden für sich ist dünn und instabil und hat immer noch die wellige Form, die er als Kordel hatte. Man muss sich also Mühe geben, die Form seines eigenen Fadens zu glätten und ihm neue Wellen zu geben. Wie gelockte Haare springt jedoch nach der Wäsche das Haar wieder in die alte Lockenform ...

    Hallo FreeWell

    ich empfinde es auch so.
    und mit anderen Meinungen, auch wenn sie gerade von (trockenen) Alkoholiker kommen, habe ich auch nicht geringstes Problem. Im Gegenteil.

    Ich habe viel dabei gelernt, und lerne noch immer.

    lG ideja

  • Hey Danny,


    Hallo FreeWell,

    vielen Dank, das hast du super geschrieben.

    Ich hatte damit gerechnet, dass sich in diesem Thread nur Angehörige austauschen.

    Klar ist es auch interessant, die "andere Seite" zu hören/lesen, für mich persönlich ist aber der Austausch mit den Angehörigen wichtiger.

    Liebe Grüße,
    Danny


    Falls du auch mich gemeint hast mit „die andere Seite“, solltest du wissen, dass ich ausschließlich Angehörige bin.

    LG Ziele

  • Hui, ich bin EK und frage mich gerade, auf welcher Seite ich bin... :)

    Hier im Forum ist verschiedentlich schon über das Thema 'Familienkrankheit Alkoholismus' geredet worden. Hintergrund ist der, daß man sei es als Co, EK oder Alkoholkranke/r in generationenübergreifenden Familiensystemen drinsteckt, in denen die Suchtstruktur, manchmal auch Mißbrauchsstruktur, weit verbreitet ist. Die Muster, in denen man aufwächst, gehen einem so in Fleisch und Blut über, daß man als Erwachsene/r oft bei Partnern andockt, die dasselbe Muster anbieten, nur vielleicht kaschiert.
    Da kommt man aus einer Alkoholikerfamilie und landet bei einem Spielsüchtigen oder man war mit einer Tiermessi-Frau zusammen und die nächste Partnerin ist putzsüchtig und man selber raucht und zockt den ganzen Tag. Nur mal als Beispiel...

    Ich für mich fand und finde es hier im Forum wichtig, mich mit allen Facetten der Suchtstruktur und dieser ganzen Muster zu beschäftigen. Deswegen mache ich da keine Abgrenzungen, wer hier nun was ist und zu welcher "Seite" gehört. Man kann von überall was lernen. Und wenn ich eine Vorauswahl treffen würde, gingen mir vielleicht Anregungen und Aha-Erlebnisse flöten. Das weiß man ja vorher nie.

    LG, Linde

    P.S. fällt mir gerade ein: Anfangs hier im Forum habe ich tatsächlich nur bei den EK's gelesen und geschrieben, weil mich alles Zusätzliche total überfordert hat. Es hat so um ein Jahr gedauert, bis ich mich nach und nach auch in anderen Threads regelmäßig ausgetauscht habe.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo liebe Linde,

    Zitat

    wie gehts dir denn inzwischen?

    Zunächst danke ich dir für die Nachfrage und bitte entschuldige, dass ich jetzt erst schreibe. Weißt du, ich wollte direkt antworten, habe aber dann gedacht: Was schreibe ich denn ? Je nach Tagesfassung oder je nach Geschehen, geht es immer Auf und Ab. Manchmal gibt es Stunden, da möchte ich dir antworten, dass alles bestens ist und es sich super entwickelt, aber dann kommen wenige Stunden danach die Zweifel, ob das ehrlich wäre ...

    Es ist wie bei der Kordel, ich tüddere sie beständig auseinander, aber es gibt auch Momente, wo ich es zulasse, dass sich die Fäden wieder miteinander in die alte Form bringen. Dann sehe ich wieder, wie sehr mich das aussaugt und mir die Energie abzieht und dass ich doch schon einigen Abstand zu meinem alten Verhalten bekommen habe und bin froh, in meine schöne kleine Wohnung zu fahren, wo ich meine Ruhe habe, wenn das Kopfkino nicht wäre.

    Ja, wie geht es mir ? Das kann man gar nicht so fassen ... eher tendenziell beschreiben. Grundsätzlich bin ich mittlerweile überwiegend bei mir oder unterwegs/arbeiten und nur stundenweise im Haus. Das Verhältnis hat sich also schon umgekehrt. Es wurde mir allerdings auch erleichtert, da, wie es hier schon einige prophezeiht haben, mein XY rückfällig wurde und Ende Mai an seinem Geburtstag mutterseelenalleine in seinem Haus gesoffen hat und im Delirium landete ... Einen Tag später ging es dann wieder in die Klinik, wo er jetzt wieder der Vorzeigepatient schlechthin ist: sportlich, elegant, hilfsbereit und sehr beflissen, seinen Plan der Genesung einzuhalten. Kurzum: Narzisst eben. Dort erhält er jetzt den ganzen Zuspruch, den er sich immer wünscht: er macht das so toll und entwickelt sich super ... genau diese Komplimente braucht der Narzisst und erhält sie von den Profis im Krankenhaus gerne. Er ist ja schließlich charmant, nett, zuvorkommend ... :D

    Er fühlt sich mit sich selbst und "mit uns" im Reinen und in Harmonie. Aus meiner Sicht ist es eher so, dass er dort im geschützten Bereich den Musterschüler mimt und mit mir keinen Stress hat, da wir uns höchstens 1-2 x pro Woche für ca. 30 Minuten sehen, um die Wäsche zu wechseln. Ich spüre bei mir, dass es eigentlich kein "uns" mehr ist. Es ist mir mehr und mehr egal, wie er sein Leben nach der Klinik gestaltet. Sicher, er plant und ich unterstütze ihn noch ein bisschen, aber ich bin nicht mehr die hörige CO. Ich habe mittlerweile eigene Pläne, eigene Vorhaben und verfolge diese. Und für ihn habe ich nur dazwischen Zeit. Früher hat sich alles nach ihm gerichtet. Das tue ich nicht mehr. Ich habe Termine und er kann das akzeptieren oder nicht. Ist mir schnuppe.

    Ja, und eine zeitlang habe ich darüber philosophiert wie viele hier, ob unsere Beziehung noch eine Chance hat, wenn wir uns beide ändern/heilen. Rein theoretisch bräuchte ich ja nur nicht mehr das CO-Verhalten an den Tag legen, sondern ihn fordern, dann könnte er auch nicht mehr das narzisstische Verhalten mit mir leben ... soweit zur Theorie. Der Haken an der Sache ist, dass er mit seinen perfiden Manipulationen, die er perfekt drauf hat, viel stärker und besser ist als ich. Ich halte ein paar Stunden durch und schon bricht er meine Verteidungsfront ein, als wenn sie aus Papier ist. Ich rutsche ins alte Verhalten rein und das war es. Wenn das also funktionieren soll, muss wohl der Abstand und zumindest meine Heilung erstmal über ein paar Monate geübt und gefestigt werden. Und auf der anderen Seite wächst in mir das Gefühl, dass dieser Narzisst sich nicht ändern wird. Er hat es die letzten 30 Jahre nicht getan. Warum sollte er es jetzt und für mich machen ? Was müsste dafür passieren ? Die Hoffnung, dass er sich grundlegend ändert, ist minimal ... kann er das überhaupt ? Will er es überhaupt ? Alle Menschen, die ihn kennen (auch viel länger als ich), mit denen ich spreche, sagen, dass er sich nicht ändern wird und es für die anderen Frauen vor mir auch nicht gemacht hat. So habe ich wenig Hoffnung, dass er sein narzisstisches Verhalten grundlegend ändert/ablegt oder therapieren lässt.

    Gut, er will jetzt umschulen, arbeiten und sein Haus aufräumen ... aber war das nicht immer seine Intention direkt nach dem Entzug ? Reumütiges Belehren, dass jetzt Schluss ist damit und er die Schnauze gründlich voll hat vom Alkohol ? Wie lange hält es dieses Mal an ? Meine Hoffnung, dass er die Kehrtwendung hinbekommt, liegt bei 1% Wahrscheinlichkeit ...

    Okay, wenn er sich also wahrscheinlich nicht dauerhaft ändert/ändern will (wobei ich es ihm so sehr wünschen würde !), dann habe nur ich die Möglichkeit, mich zu ändern. Aber dann ist noch einer im Schema drin und der andere raus ... passen wir dann überhaupt noch zusammen ?

    Liebe Linde, verstehst du, worauf ich hinaus will ? Ich habe den Vater meiner Mädels verlassen, weil er nicht an sich arbeiten wollte und jetzt habe ich zum zweiten Mal die Koffer gepackt und werde nicht zurück gehen ... und außerdem habe ich endlich verstanden, was "kaputt" ist mit mir. Die CO-Abhängigkeit ist eine Sucht, zu helfen und ich lerne jeden Tag mehr, diese Sucht auszuhalten, den Entzug auszuhalten und weiß von euch, dass es mindestens ein Jahr oder länger dauert ...

    Diese Beziehung hat ihren Zweck erfüllt. Sie hat mich aufmerksam gemacht auf meine Sucht und ich bin im Entzug. Jetzt, wo ich es verstanden habe, möchte ich das CO-Verhalten ablegen und hinter mir lassen und damit werde ich wahrscheinlich die Beziehung auch hinter mir lassen müssen ...

    Und du wirst lachen, manchmal telefonieren wir wenige Minuten am Tag und ich bin froh, wenn das Telefonat zuende ist, da es anstrengend ist ... ich bin glaube ich schon ein ganzes Stück weg von CO und einen guten Schritt weiter zu SELBST. So nenne ich es. EGO ist in unserer Gesellschaft so negativ behaftet. So sage ich einfach SELBST. Wenn ich eine Entscheidung zu treffen habe, dann frage ich SELBST, was ihm gut tun würde und wie es sich entscheiden würde, wenn mich niemand bei meiner Entscheidung beeinflussen würde. Und wenn dann CO kommt und sagt: "Das kannst du nicht machen, du musst doch da helfen !", dann kontere ich:"Wirklich, wird er sterben, wenn ich nichts mache ? Oder wird er sich endlich selbst helfen ?" Dann ist CO still, schmollt in der Ecke mit dem Satz "ich würde ja doch gerne ein bisschen helfen ..." und SELBST sagt: "Geh doch schmollen CO, ich geniesse jeden Tag ein bisschen mehr meine Freiheit und Eigenständigkeit, meine eigenen Entscheidungen zu treffen, auch wenn ich dadurch mal nur mir selbst helfe ..." und wenn ich dann spontan Lust habe, etwas für andere zu tun, dann mache ich es aus eigener Entscheidung und mit viel Freude und Schwung ! So bin ich dabei, mein Eingangsrätsel "Unterschied zwischen menschlicher Hilfe und Co-Abhängigkeit" zu lösen ... und es fühlt sich verdammt gut an ! :wink:

    Liebe Linde, dennoch gibt es Tage und Stunden, wo ich weine, mich einsam fühle und die Sucht zu helfen sehr groß ist. Aber wenn ich dann durchhalte, dann bin ich danach ein bisschen stolz auf mich, dass ich durchgehalten habe. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen und stehe dazu. Ich verteidige meine Entscheidungen gegenüber meiner Umwelt oder sage auch schon mal: Das ist jetzt so, weil es eben so ist. Ich muss ja auch nicht alles begründen, erklären und mich rechtfertigen. Es ist erlaubt, zu sagen: Ich will jetzt gerade nicht ... tun. Und wenn ich gefragt werde, warum, dann sage ich einfach nur, "weil ich es nicht möchte". Und das muss als Erklärung reichen. Alle anderen leben auch ihr Leben, wie sie es wollen und richten sich nicht permanent nach anderen. Warum soll eine "Ex-CO" das nicht auch mal machen ? :wink:

    So schaue ich mutig in die Zukunft. Vielleicht suche ich mir eine Arbeit weit weg ... warum nicht ? Wann, wenn nicht jetzt ? Ich bin das erste Mal im Leben gespannt, was meine Zukunft so zu bieten hat und ich habe "Bock darauf" !

    In diesem Sinne wünsche ich allen hier, dass sie ihren Weg finden. Ich finde es großartig, wenn die Beziehung die Heilung übersteht, aber ich vermute, dass es bei so einem Extrem-Beispiel, wie wir es gelebt haben, wohl sehr schwierig sein würde und beide Seiten den festen Willen zur Änderung haben müssten. Ist dies nicht der Fall, bleibt nur noch Koffer packen und los. Schauen wir, wie es weiter geht.

    Sende euch Licht und Kraft !

    LG, FreeWell

  • Hallo FreeWell,
    bei mir ist es schon etliche Jahre her mit meinem Ex und wenn ich mich recht daran erinnere war das so ungefähr ein Jahr, bis ich mich stabil fühlte. War irgendwie auch ein Trauerjahr, ich auf Co-Entzug und Trauer gehört ja zum Ende einer Beziehung auch dazu...

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,
    okay, verstehe. Und welches "Verhältnis" hast du jetzt mit deinem Ex ? Freundschaftlich oder gar kein Kontakt oder wie geht ihr miteinander um und wie fühlt es sich an ?

    LG, FreeWell

  • Hallo zusammen,

    meiner Meinung nach ist freundschaftlicher Kontakt nur möglich, wenn in keinem von beiden auch nur ansatzweise Liebesgefühle schlummern. Und das ist meistens nicht der Fall, wenn man eine Beziehung aus den Gründen aufgibt, weshalb wir hier teilweise im Forum sind.

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