Hallo,
ich bin Matts (w), 50 J. und vermutlich alkoholabhängig...letzterer Zustand ist für mich nicht mehr aushaltbar, weshalb ich mir hier Unterstützung erhoffe.
Meine Alkoholkarriere ist vllt ein bisschen anders verlaufen, als üblich. Getrunken wurde nicht so viel in der Familie, Alkohol spielte keine Rolle. Dazu kommt, dass ich in der Kindheit nicht auf meine Eltern als verlässlicher Fels zugreifen konnte und somit schon sehr sehr früh mein Leben selbst kontrollieren musste. Deshalb trank ich nicht, wie viele anderen Jugendliche, Alkohol, probierte mich nicht aus. Keinen Tropfen, nichts, keine anderen Drogen, null.
Die Angst vor dem Kontrollverlust meines Lebens war so enorm, dass jegliche Drogen für mich tabu waren. Zudem schmeckte mir Alkohol auch überhaupt nicht.
Mein restliches Leben bis heute war mehr als steinig/traumatisierend und ich habe immer wieder stabilisierende Therapien zwischendurch gemacht, aus denen ich gestärkt raus ging. Auch habe ich unglaublich positives im Leben erreicht/geschafft, worauf ich sehr stolz bin.
Bis vor 2 Jahren war alles in Ordnung, ich ruhte in mir.
Mitte 20 habe ich angefangen abends mal gerne gemütlich 1 Glas Wein zu trinken, mal wochenlang nichts, mich nie betrunken, habe den Alkohol schlecht vertragen in größeren Mengen und hatte deshalb einen kleinen unsichtbaren Schutz vor einer Abhängigkeit. UND: Niemals die Kontrolle verlieren bitte!
Vor 2 Jahren rutschte ich in die Wechseljahre, es stellte sich das Empty-Nest-Syndrom ein, Stimmungsschwankungen, mein ADHS haute wieder um sich und ich geriet in eine Spirale, die ich nicht mehr kontrollieren konnte. Ich machte eine tiefenpsychologische Therapie, die mir zumindest innerlich sehr gut tat und mich immer noch gut reflektieren lässt.
Meine innere Unruhe und die Stimmungsschwankungen bekam ich nur mit Alkohol auf ein aushaltbares Niveau. Seit 2 Jahren trinke ich nun jeden Abend fast eine ganze Flasche Wein (wird nicht mehr, aber auch nicht weniger) und ich merke wie ich diesen Zustand nach dem 2. Glas, wo die Zunge schwer wird und ich 2+2 nicht mehr gut zusammen ziehen kann nicht ertragen kann und mir dann noch den Rest der Flasche einflöße um den davorigen Zustand auszuhalten.
Am nächsten Tag einen höllischen Kater.
Ich möchte das nicht mehr diese Zustände. Ich möchte abends in Ruhe noch eine Runde mit dem Motorrad fahren, mit meinem Mann was spielen, spazieren gehen oder schwimmen...
Die Scham ist natürlich da, meine Familie habe ich erklärt, dass ich ein Alkoholproblem habe und dieses aktiv in die Hand nehmen möchte. Dennoch mache ich oft noch heimlich Einkäufe, was mich selbst stört.
Warum also das 1. Glas Wein? An diesem Punkt versuche ich mich selbst zu betrachten (von außen). Meist ist es die Unruhe, die muss weg. Ich könnte aber auch Joggen gehen, nur bin ich abends zu erschöpft vom Arbeitstag. Also Entspannungsübungen? Da kreischt mein ADHS und sagt "Nö!".
Ich wünsche mir diesen 1. Schritt zu gehen, keinen Wein mehr zu trinken und weil Alkoholabhängigkeit eine Krankheit ist, weiß ich, dass ich es nie wieder darf. Diese Option ist für mich sogar eine Erleichterung und mein Ziel.
Das erst einmal von mir
Liebe Grüße
Matts