Lanananana - Auf dem Weg zurück zu mir

  • Interessant in dem Zusammenhang ist es aus meiner Sicht nochmal den „Motor“ bzw. die Motivation für dieses Festhalten anzuschauen. Oft ja sogar trotz der Erkenntnis!


    Offenbar erscheint es vielen Cos einfacher/sinnvoller(?) unermüdlich alle Energie in eine ungesunde Beziehung, einen uneinsichtigen Alkoholkranken zu stecken als in sich selbst - nur damit von außen irgendwie Liebe zurückkommt? Warum ist das so?


    Anderen wiederum scheint es leichter zu fallen, sich wieder in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen und loszulassen. Wie gelingt denen das?

    Interessanterweise scheinen letztere schneller wieder auf die Beine zu kommen - die, die nicht allzulang zurückblicken und den fiktiven Möglichkeiten hinterher trauern …


    Ich bekomme sehr oft gesagt, du musst dich selbst lieben, dann kommt das auch mit der glücklichen Beziehung. Aber ich liebe mich selbst!

    Ich weiß, wie ich mir was Gutes tun kann, ich erkenne negative Denk- und Verhaltensmuster, ich bin gern mit mir und auch gern allein, ich sag mir viele nette Sachen, ich nehme mich selbst in den Arm … aber ohne Verbindung/Partner fühle ich mich trotzdem oft einsam. Und in einer Beziehung bin ich bislang immer Gefahr gelaufen, mich und meine Bedürfnisse aufzugeben und mich zu verlieren…

    Vielleicht ist das der hartnäckige kindliche Schmerz, den ich erlitten habe in einer kranken, suchtbelasteten Familie und einigen ungesunden Beziehungen … vielleicht braucht es einfach noch mehr Zeit, noch mehr professionelle Hilfe zu heilen …


    … aber ich finde es auch normal, dass ich mir Verbündete und Liebe wünsche auf dieser Welt. Wichtig ist aber, dass ich mir bewusst bleibe, dass wahre Liebe nicht über „Bande“ kommt. Also wie beim Billard meine ich. Dass ich dem anderen all meine Energie zur Verfügung stelle und so von ihm (vielleicht) etwas Liebe zurück bekomme. Dass ist nämlich irgendwo ganz tief als Verhaltensmuster auf meiner Festplatte.

    Was ich ja eigentlich suche, ist bedingungslose Liebe! Und die finde ich so nicht. Vor allem nicht bei jemandem, der gerade nichtmal in der Lage ist, sich selbst zu lieben - und das ist ein nasser Alkoholiker aus meiner Sicht nicht.

  • Ich finde es gut, dass Du auch diese Seite von Dir zeigst, kommst sonst immer so stark rüber ...

    Ich denke oft: Wenn das mit der Liebe so einfach und für alle selbstverständlich möglich wäre: Würde dann seit Menschengedenken so ein Bohei darum gemacht werden? (Unzählige Weisheiten, Gedichte, Lieder, Bücher, Bilder, Filme ...?)

    Wahrscheinlich suchen wir alle nach einer bedingungslosen Liebe eines erwachsenen Partners, wie wir sie vielleicht (hoffentlich) als Neugeborenes erfahren haben.

    Vielleicht ist es ein bisschen viel verlangt von anderen Erwachsenen? Ich habe es schon mal an anderer Stelle völlig unronisch geschrieben: Bedingungslose Liebe finde ich (leider kinderlos) bei meinen Haustieren, dafür bin ich dankbar und muss von meinen Mitmenschen gar nicht mehr so viel erwarten (und mich nicht mehr so verletzlich machen). Und dann geht es mit den Mitmenschen auch einfacher, habe ich festgestellt, weil meine Erwartungen auch stressen können.

  • Ich finde, sich verletzlich zu zeigen, ist stark. Aber ich verstehe was Du meinst - und ja, ich bin beides!

    Leider hab ich diese bedingungslose Liebe eben nicht erfahren, weil meine Eltern sie vermutlich selbst nie erfahren haben. Und deshalb auch nicht geben konnten. Es ist verblüffend, wie sich sowas von Generation zu Generation fortsetzt.

    So wie du es formulierst - mit Erwartungen an meine Mitmenschen- möchte ich meine Sehnsucht/Vorstellung von bedingungsloser Liebe nicht verstanden wissen. Ich sehne mich nach Austausch. Nach der Lust Momente zu teilen und gemeinsam zu wachsen. Danach gesehen zu werden. Nach Zärtlichkeit. Und das ist aus meiner Sicht total menschlich.

  • nur damit von außen irgendwie Liebe zurückkommt?

    Diese Verknüpfung verstehe ich nicht bzw. sehe ich gar nicht.

    Was ich ja eigentlich suche, ist bedingungslose Liebe!

    Was meinst du denn mit "bedingungslos"? Das Wort finde ich irgendwie gruselig. Ich finde Liebe sollte durchaus an Bedingungen geknüpft sein, wie Respekt, Füreinander-da-sein/Gegenseitig... Und eben nicht nach dem Motto: egal wie unmöglich du dich aufführst, ich liebe dich immer. Das gehört für mich eher in die Co-Denke 🤔

    Aber ich glaube du meinst etwas anderes. Dass ich nichts dafür leisten muss, um geliebt zu werden. Dass ich mich nicht aufopfern muss, um geliebt zu werden. Dass ich einfach für mein So-Sein geliebt werde, ohne irgendwelche Ideale erfüllen zu müssen.

    Oder meinst du was ganz anderes?

    Alles Liebe, Jump! 🏵️

  • Aber ich glaube du meinst etwas anderes. Dass ich nichts dafür leisten muss, um geliebt zu werden. Dass ich mich nicht aufopfern muss, um geliebt zu werden. Dass ich einfach für mein So-Sein geliebt werde, ohne irgendwelche Ideale erfüllen zu müssen.

    Ja, das meine ich!

    Diese Verknüpfung verstehe ich nicht bzw. sehe ich gar nicht.

    Ich glaube, dass sehr viele unbewusst unglaublich viel Energie in eine Beziehung investieren, die nicht mehr zu retten ist anstatt sich liebevoll um sich selbst zu kümmern, weil sie es einfach nicht gelernt haben bzw. das andere Muster vorgelebt bekommen haben.

  • Liebe Lanananana,

    ich kann Deine Sehnsucht sehr gut verstehen. Aber für mich hört sich "bedingungslose Liebe" irgendwie nicht richtig an. Vielleicht verstehe ich die Formulierung aber auch nicht richtig.

    Eine Partnerschaft ist doch von Aushandlungsprozessen geprägt. Da müssen immer wieder Grenzen deutlich gemacht und verhandelt werden. Ich musste das erst lernen, dass mein Partner meine Grenzen und Bedürfnisse nicht intuitiv erkennt (war eine falsche Erwartung, die ich und vielleicht auch er hatte, und das führte zu unlösbaren Konflikten). Es werden also immer mal wieder Terms and Conditions forumliert für das gemeinsame Zusammenleben.

    Was meiner Ansicht nach wirklich bedingungslos sein sollte, ist, dass die Existenz des anderen, seine Person / Persönlichkeit nicht in Frage gestellt werden, selbst wenn nicht alle Aspekte der Persönlichkeit für einen leicht nachvollziehbar sein sollten und es dadurch auch wiederholt zu Spannungen und Streits kommen kann.

    Durch den Austausch mit meinem Mann lerne ich, mit den Aspekten, die mich an seinen Gewohnheiten/Eigenheiten pieksen bis nerven, konstruktiver umgehen zu lernen. Das heisst keineswegs, dass ich alles einfach akzeptiere. Ich habe ja auch meine Bedürfnisse, die manchmal konträr zu seinen liegen. Wichtig ist mir, das Gegenüber deshalb nicht abzuwerten, selbst wenn man bestimmte Verhaltensweisen für ein no go hält. Mir hilft es dann mir vor Augen zu halten, dass Perfektion sehr anstrengend wäre und ich ja auch nicht perfekt bin/sein muss. Andersherum ist es, so hoffe ich, auch so.

    Aber vielleicht meinst Du es ja genau so: grundsätzlich zu spüren, angenommensein zu sein, selbst oder gerade in Situationen, wo es knirscht? Für mich ist das die Voraussetzung für Vertrauen, für einen konstruktiven Umgang mit Konflikten und ein gutes Zusammenleben.

    Das kannte ich von zu Hause aus nicht: da wurde immer alles bewertet und oft eben auch Menschen aufgrund von Anderssein abgewertet. Es ging soweit, dass mir die Berechtigung meiner Bedürfnisse abgesprochen wurde, also der Bedürfnisse, die nicht ins Bild meiner Mutter passten. In dem Sinn hat sie somit Bedingungen an ihre Liebe gestellt.

    Das geht aber nicht und wird zum Gefängnis. Paradoxerweise auch für den Menschen, der seine Zuwendung immer unter Vorbehalt gibt, denn so jemand kann sich selbst nie sicher sein, ob auch er wirklich um seiner selbst als Person geliebt wird oder die Zuwendung, die er bekommt, nicht doch einen manipulativen Hintergrund haben könnte.

    Meinst Du es so?


    LG Siri

  • Ja! Ich wurde geliebt, weil „Mütter ihre Kinder lieben“ aber ALLES, was nicht 100% mit den Vorstellungen meiner Eltern übereinstimmte, war unerwünscht und ein Grund mich abzulehnen, mich als „falsch“ zu betiteln, meine Worte als „Quatsch“ abzutun …

    Aber vielleicht meinst Du es ja genau so: grundsätzlich zu spüren, angenommensein zu sein, selbst oder gerade in Situationen, wo es knirscht?

    Genau!

    Es ging soweit, dass mir die Berechtigung meiner Bedürfnisse abgesprochen wurde, also der Bedürfnisse, die nicht ins Bild meiner Mutter passten. In dem Sinn hat sie somit Bedingungen an ihre Liebe gestellt.

    Ich habe dasselbe erlebt. Und genau das Gegenteil habe ich im Kopf wenn ich den Begriff „bedingungslose Liebe“ verwende. Aber eben auch, dass ich niemanden retten muss, um geliebt zu werden.


    Ich habe damals wie verrückt um Liebe gekämpft, zwischen meinen Eltern zu vermitteln und bin dabei erstmals verloren gegangen.

    Ich wusste echt nicht wer ich war, bis ich mich in meiner ersten langjährigen Beziehung glaubte selbst wiedergefunden zu haben.

    Ich habe extrem intensiv an mir gearbeitet (auch mit professioneller Hilfe) und war zumindest lang in einer Beziehung in der ich mich angenommen gefühlt habe - bis der Mann nach vielen Jahren ohne Ankündigung und Vorwarnung gegangen ist - genau in dem Moment, als ich unerwartet meinen Job verloren habe.

    Eine ganz schlimme Retraumatisierung für mich … an der ich heute manchmal noch knabbere obwohl das lange zurückliegt … weil sie mich in meinen neuen Grundfesten so massiv erschüttert hat!


    Rückblickend war die Beziehung sicher nicht das, was ich in ihr gesehen habe (!) … aber ich habe mich dort erstmals gesehen und angenommen gefühlt- und das war für mich unbeschreiblich - und deshalb auch unfassbar, als es plötzlich und ohne Erklärung von heute auf morgen vorbei war. „Ich weiß, dass ich mich jetzt wie ein Arschloch verhalte aber ich kann nicht anders“ war alles, was er damals gesagt hat und dann war er weg! Zu dem Zeitpunkt hatte ich mein halbes Leben an seiner Seite verbracht …

    Was ich also mit „bedingungsloser Liebe“ ist eine Liebe, die nicht an Bedingugen geknüpft ist. Interessant, dass der Begriff missverständlich erscheint. Und das meine ich ganz wertneutral…

  • Liebe Lanananana,

    ich finde es auch interessant, dass der Begriff so ambivalent auf mich wirkt.

    Vielleicht rührt mein Unbehagen daher, dass Beziehungen sich ja immer wieder verändern, auch wenn es einen festen Kern gibt. Nicht in jedem Moment empfinde ich die Liebe für meinen Mann gleich stark. Auch wenn ich mich sehr oft (meist täglich mehrfach) an seiner Person freue und glücklich bin, dass er in meinem Leben ist, gibt es auch Situationen, wo ich auf ihn sauer bin, wo es Kämpfe gibt und die Empfindung der Liebe gerade nicht sooo präsent ist.

    Liebesbeziehungen sind ja durchaus auch konfliktbeladen. Bei dem Begriff der "bedingungslosen Liebe" schwingt für mich mit, dass solche Konflikte nicht sein dürfen, das idealisiert diese Beziehung extrem. Zudem denke ich, dass es durchaus nicht in Stein gemeisselt ist, dass diese Beziehung ewig währt, auch wenn ich es sehr hoffe, dass uns das gelingt. Aber mein Mann ist ja wie ich auch ein freier Mensch und es kann immer Veränderungen geben. Worauf ich baue ist, dass so etwas nicht aus heiterem Himmel ohne Ankündigung kommen würde. Das wäre auch für mich extrem schlimm, wie ein Verrat an dem bisherigen gemeinsamen Leben und an mir als Person, die auf dieses gemeinsame Leben baut.

    Ich empfinde das, was Dir in Deiner ersten langjährigen Beziehung widerfahren ist, als völlig respekt- und verantwortungslos – nicht im Sinne einer Verantwortung für Dich, sondern im Sinne, dass man Verantwortung für sein eigenes Leben und Handeln übernehmen muss und sich deshalb nicht so leicht herausreden kann wie er das mit seiner faulen Entschuldigung getan hat! Die gemeinsame Vergangenheit einfach so, mit einem Handstreich, gleichsam auszulöschen, indem man verschwindet und sich damit exkulpiert, dass man nicht anders kann, ist furchtbar und völlig inakzeptabel. Es ist unverzeihlich und es empört mich zu lesen, was er getan hat: damit ist dieser Mensch über Deine Person hinweggegangen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das retraumatisierend war.

    Ich lerne zur Zeit meine eigene Wut kennen und bin darüber froh. Aus Deinen Zeilen zu Deiner Kindheit lese ich Wut und das finde ich sehr gut. Ich finde, Du hast auch jedes Recht auf diesen Expartner wütend zu sein, der sich so mies verhalten hat. Für dieses Verhalten kannst Du nichts, es ist einfach unfair und falsch und respektlos.

    Liebe Grüße

    Siri

  • Liebesbeziehungen sind ja durchaus auch konfliktbeladen. Bei dem Begriff der "bedingungslosen Liebe" schwingt für mich mit, dass solche Konflikte nicht sein dürfen

    Nein, das meine ich nicht. Im Gegenteil - ich glaube das Konflikte zu jeder Beziehung dazugehören!

    Aus Deinen Zeilen zu Deiner Kindheit lese ich Wut und das finde ich sehr gut. Ich finde,

    Hm … kann ich wütend auf meine Eltern sein? Ich weiß nicht, ob „wütend“ mein Gefühl trifft. Sie konnten ja selbst nicht für sich da sein, haben sich selbst nicht geliebt und vielleicht auch nicht von ihren Eltern geliebt gefühlt.,.

    Mein Vater hat sich in den Tod getrunken und meine Mutter hat eine ausgeprägte Persönlichkeitsstörung. Sie haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten das getan, was sie tun konnten.

    Ich bin auf jeden Fall immer noch sehr verwundet … und darüber(!) ärgere ich mich tatsächlich … es ist doch alles längst vergangen, theoretisch auch verarbeitet, therapeutisch begleitet … sollte keine große Rolle mehr spielen im Hier und Jetzt …aber tief in mir drinnen ist da immer noch die Sehnsucht, gesehen und geliebt zu werden, wie ich bin … und ja, irgendwie bin ich auch wütend - Du hast recht, darüber dass sie mich nicht einfach „bedingungslos“ lieben konnten.

    Und auf meinen ersten langjährigen Freund bin ich tatsächlich sehr wütend!

    Aber ich glaube, dass es gesünder wäre, zu verzeihen. Ihm, mir, meinen Eltern … und optimistisch in die Zukunft zu sehen. Ich arbeite dran.

    Einmal editiert, zuletzt von Lanananana (2. Juni 2024 um 21:57)

  • Wie interessant, dass Du die Wut eher bei Deinem Expartner hast, aber weniger bei Deinen Eltern empfindest. Ich habe es beim Lesen andersherum wahrgenommen – da sieht man mal wie viel Übertragung stattfindet, wenn man nicht auf der rein faktischen Informationsebene bleibt, sondern Emotionales zwischen den Zeilen liest.

    Ich hoffe, Du nimmst mir diese Projektion nicht übel. In jedem Fall werde ich vorsichtiger mit solchen Äußerungen sein.

    Hm … kann ich wütend auf meine Eltern sein? Ich weiß nicht, ob „wütend“ mein Gefühl trifft. Sie konnten ja selbst nicht für sich da sein, haben sich selbst nicht geliebt und vielleicht auch nicht von ihren Eltern geliebt gefühlt.,.

    Genauso habe ich lange auch gedacht und mit meiner Mutter mitgelitten. Auch jetzt habe ich Mitgefühl für meine Mutter. Wie es ihr geht, ist mir nicht egal.

    Aber plötzich war sie da, die Wut, aufgrund einer eigentlich belanglosen Äußerung meiner Mutter am Telefon, von der ich mich in Geiselhaft genommen gefühlt hatte. Mich hat geärgert, dass ich dachte, mich verstellen zu müssen und nicht ich sein zu dürfen im Umgang mit ihr.

    Die Wut plötzlich so deutlich zu spüren, hat für mich einiges geklärt. Es hat dazu geführt, dass ich mich ihr gegenüber viel souveräner abgrenzen kann, einfach so, ganz ohne Erklärungen oder Aggressionen. Auf diese Weise muss ich mich nun auch nicht mehr verstellen, auch wenn ich ihr gegenüber nicht offen und weiterhin sparsam mit Informationen zu meinem eigenen Leben bin. Ich habe eine neue Sicherheit im Umgang mit ihr gewonnen und dabei hat mir die Wut sehr geholfen. Ich bin mir nun sehr sicher, dass sie mich nicht mehr in meinen Grundfesten erschüttern kann und keine Macht mehr über mich hat wie damals als Kind, auch wenn ich großen Respekt vor dem habe, was kommen wird. Ich weiß, dass es sein kann, dass ich das nicht alles leicht wegstecken werde. Gleichzeitig weiß ich, dass ich weiterleben und mich an meinem Leben freuen darf.

    Dass ich Wut aus Deinen Zeilen gelesen habe, liegt also hauptsächlich daran, dass ich gerade so froh über meine eigene Wut und die damit verbundenen Klärungen bin.

    Weisst Du, Lanananana, ich glaube, dass zum Verzeihen gehört, durch alle Gefühle zu gehen, die tief in einem vergraben sind. All das zuzulassen und anzuerkennen, dass das wirklich für einen selbst so war, so furchtbar und so schädlich. Alle Dimensionen der Trauer (Sue hat mir geschrieben, dass auch Wut ein Teil der Trauer ist) über die eigene Kindheit zuzulassen, die ja hätte anders sein können. Zu sehen, dass ich mir als Kind die eigene Wut oder andere negative Gefühle nicht erlauben durfte und diesen nicht bewusst wahrgenommenen Gefühlen deshalb ausgeliefert war, das hat mich im Nachhinein sehr wütend gemacht.

    Zugleich weiss ich, dass meine Mutter nicht anders handeln konnte.

    Dennoch: es war für mich nicht gut. Die Einsicht, dass sie nicht anders handeln konnte, macht es FüR MICH nicht besser. Es war schlecht und es wäre so viel besser für mich gewesen keine persönlichkeitsgestörte und alkoholkranke Mutter zu haben. Ich hadere nicht mehr so sehr damit. Vielleicht gerade weil ich mir meine Wut nun erlauben kann? Ich weiß es noch nicht.

    Viele liebe Grüße

    Siri

  • In jedem Fall werde ich vorsichtiger mit solchen Äußerungen sein.

    Siri - schreib gern, wie Du denkst. Direkt und ungefiltert. Ich schätze den Austausch mit Dir sehr! Es hilft mir, durch deinen Blick meine Situation zu betrachten! Ich kann ja gegebenenfalls nochmal meine Sicht dagegenstellen. Danke, dass Du Dir die Zeit für mich/uns nimmst!

  • aber tief in mir drinnen ist da immer noch die Sehnsucht, gesehen und geliebt zu werden

    Aber das ist doch schön! Und ich behaupte, dass jede/r Mensch dieses Bedürfnis hat. Dieses Bedürfnis zu erkennen und zu formulieren, war für mich eine wichtige Erkenntnis. Und dann in einem weiteren Schritt mir das auch zu erlauben. Und um anderen überhaupt die Möglichkeit zu geben mich zu sehen und zu lieben, musste ich meine Schutzmauer einreißen.

    Ob jemand "noch mehr heilen" muss, um das zu erreichen? Ich sage nein. Um Selbstliebe zu entwickeln braucht es meiner Erfahrung nach Beziehungen. Meine Therapeutin hat das mal so formuliert "man benötigt Beziehungen, damit man sich selbst überhaupt erfahren kann". Und vor allem sich "anders" erfahren kann.

    Was mir geholfen hat ist außerdem den falschen Glaubenssatz zu entrümpeln, dass ich mich immer nur in den falschen verlieben würde, oder ich nicht beziehungsfähig sei. So ein Quatsch 8o naja und wenn du dein Bedürfnis nach einem Partner erkannt hast, dann würde ich mal empfehlen aktiv zu werden. Mir wurden mal die Ratschläge Supermarkt oder Baumarkt genannt um Männer kennenzulernen. Ich hab`s dann mal online versucht. Wenn man das ganze mit ein bisschen Humor nimmt, ist es eine interessante Erfahrung ^^

    Jetzt bin ich an einem Punkt wo ich sagen kann: ich liebe und ich fühle mich geliebt <3

    Und ich bin mir sicher, dass du da auch hinkommen wirst. Was hast du denn zu verlieren?

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Und ich bin mir sicher, dass du da auch hinkommen wirst. Was hast du denn zu verlieren?

    Die Hoffnung! Ich hatte bislang online weder Glück noch Vergnügen (eher im Gegenteil - die beiden letzten Dates waren richtig schlimm) und im Bau- und Supermarkt nur Paare …

    Ich ertappe mich leider dabei, dass ich fürchte, mit mir stimmt wohl was nicht, wenn so viele andere sich offenbar so sehr viel leichter damit tun, neue Freundschaften, Partnerschaften und Lieben zu finden … einfach, weil ich es mir nicht anders erklären kann … und da bin ich tatsächlich in einem ganz ungesunden Denkmuster … das merke ich selber…

  • Ich bekam mal den Tipp, durch die Reihen vom Mediamarkt zu schlendern und schauen, wer einem interessiert und dann dort wie zufällig "etwas" suchen und sich dann "helfen" lassen. ;)

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich ertappe mich leider dabei, dass ich fürchte, mit mir stimmt wohl was nicht, wenn so viele andere sich offenbar so sehr viel leichter damit tun, neue Freundschaften, Partnerschaften und Lieben zu finden

    Kenne ich, das Gefühl. Vielleicht hast Du lange Folgendes ausgestrahlt?

    Ich war so voller tiefer bedingungsloser Liebe - aber - und das ist auch ein Teil der Wahrheit - ich war auch soooo unglaublich bedürftig. Ich habe mir so gewünscht anzukommen, eine kleine „Familie“ zu haben, dass ich bereit war fast alles dafür zu geben.

    Mir ging es auch lange so, und ich glaube inzwischen, dass es andere Menschen (die ohne Helfersyndrom und "in ihrer Mitte" sind) abschrecken kann, weil sie Angst haben, dass zu viel von ihnen "gewollt" wird. Dafür zzzieht es Leute an, die uns nicht guttun ...

    Ich wollte mit meinem Kommentar gestern auch auf keinen Fall suggerieren: "Vergiss die blöden Jungs und werde lieber Katzenmama". Tiere können und sollen kein Ersatz für Menschen sein.

    Aber ich habe festgestellt, dass ich dank meiner Haustiere Menschen gegenüber nicht mehr so bedürftig bin und auftrete, bin einfach entspannter (und mit ausreichrnd Kuschelhormon versorgt, scheint mir persönlich inzwischen zu reichen 😉).

    Ich kann zwar nicht behaupten, mich selbst zu lieben, aber ich und ich, wir kommen inzwischen einigermaßen klar. 😉

    Und auf dem Weg scheinst Du ja auch zu sein...🍀🍀🍀

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!