Schmetterling - Bin neu hier

  • Hallo zusammen, gerade habe ich mich hier angemeldet, nachdem ich seit Stunden im Forum Beiträge gelesen habe. Bin seit 25 Jahren mit Alkoholiker verheiratet und kann nicht mehr. Es wird immer schlimmer... alles was wir gemeinsam aufgebaut haben, fällt zusammen. Ich weiß nicht, wohin ich mich wenden kann und hoffe auf eure Hilfe.

    Dieser erste Schritt kostet mich enorme Überwindung, ich hoffe, ihr könnt das verstehen.

    Nun schicke ich meine Worte mal in die Welt und warte auf Rückmeldung, herzlichen Dank

  • Guten Morgen Tami,

    herzlich willkommen hier im Forum. Gut, daß du dich angemeldet hast.

    Was du seit so vielen Jahren durchmachst, haben viele von uns erlebt. Das wirst du in den Geschichten erkennen und dich auch wieder-erkennen.

    Das du diesen ersten Schritt gemacht hast, ist gut, Tami. Du bist hier richtig!

    Schau dich einfach mal um und lies dich ein.

    Viele Grüße, Peter

  • Lieber Peter, ich freue mich so sehr über deine Antwort!!! Mir kommen dir Tränen gerade, dass mich jemand hört und wahrnimmt. Es ist unglaublich still um mich geworden in den ganzen Jahren an der Seite eines alkoholkranken Mannes. Ich habe gebettelt, verziehen, gehofft... alles vergeblich. Er will nicht aufhören und ich kann es nicht mehr ertragen, hilflos zuzusehen. Unsere Tochter habe ich quasi allein großgezogen, und nach außen immer die Fassade aufrechterhalten. Nun ist sie aus dem Haus, und wir könnten die Zeit zu zweit so gestalten, wie wir uns das immer vorgestellt haben, wenn wir älter sind. Von der Familie habe ich mich zurückgezogen, dort ist ausschließlich heile Welt Programm. Das outing fällt mir daher umso schwerer. Noch behalte ich es für mich, ich muss erstmal für mich einen Weg finden.

    Bin jetzt 55, habe große Zukunftsangst, und bin seit gestern an dem Punkt angekommen, dass ich so nicht mehr leben möchte. Ich hoffe jemand kann mir mit seiner eigenen Geschichte Mut machen.

  • Hallo Tami,

    na - wart mal ab, bis die Freunde hier erwacht sind. Dann schreiben dir noch einige mehr, da bin ich ganz sicher!

    Es werden dir auch vor allem die Freunde schreiben, die deine Situation kennen, weil sie auch Angehörige eines Alkoholikers sind oder waren.

    Dein Mut, es hier endlich mal auszusprechen, wird vielleicht der Anfang für ein neues Leben sein, Tami. Du wirst deinem Mann nicht helfen können, das wirst du nach so langer Zeit ja selber wissen oder ahnen. Das du für dich selber einen Weg finden willst, ist das Beste, was du für dich tun kannst und du wirst dazu hier reichlich Hilfe und Unterstützung erfahren.

    Ich bin selber Alkoholiker und seit 2006 trocken. Mein Leben war meist recht dramatisch - aber ich weiss genau, was ich meinem Umfeld mit meiner Sauferei angetan habe und schöme mich heute noch dafür.

    Ich weiss, du wirst heute noch ganz viel Zuspruch bekommen! :lol:

    Lieben Gruß, Peter

  • Hallo Tami, ich bins nochmal :)

    Das du für dich erkennst, so nicht mehr weiterleben zu wollen, ist ein guter Schritt für dich. Du kannst ihm nicht helfen, du hast genug versucht und sehr viel Kraft dabei auf der Strecke gelassen! Nun ist es Zeit, daß du an dich denkst. Du wirst hier im Forum ganz viel wiedererkennen und Kraft schöpfen, einen neuen Weg einzuschlagen! Schön, daß du hier bist!

    Lieben Gruß, Peter

  • DANKESCHÖN lieber Petter, ich hoffe so sehr auf eure Unterstützung und bin sehr verzweifelt gerade. Ich lese mich durch viele Beiträge, die mir Mut machen, meine Entscheidung zur Trennung durchzuziehen. Hoffentlich meldet sich jemand bei mir, ich kenne mich bei solchen Foren null aus, sorry

  • Na immerhin hast du das Forum gefunden und auch schon geschrieben :)

    Einfach ein wenig reinfummeln und lesen, was dich anspricht! Du bist nicht allein!!

    Du kannst ja schon mal reinschauen bei "Erste Schritte für Alkoholiker und Co Abhängige", Tami!

  • Das Forenteam
    15. Mai 2021 um 17:15

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Guten Morgen Tami,

    Ich habe mich erst gestern hier angemeldet und erkenne mich in jedem Deiner Worte. Leider fällt es mir sehr schwer darüber zu erzählen denn ich schäme mich dafür, dass ich keine Hilfe für meinen Mann sondern für mich suche. Selbst nach 30 Jahren, die ich jetzt schon in dieser Situation bin und auch nach dem Freitod meines Sohnes vor 6 Jahren und nachdem meine Tochter nicht mehr mit ihrem Vater spricht weil sie es so satt hat, komme ich mir wie ein Verräter vor weil ich jetzt Hilfe und ein Leben für mich haben will.

    Liebe Grüße

    Ratlos

  • Ahh Sorry,

    moin moin. Erste Mal in einem Forum?

    Kann mir dann vorstellen, dass es am Anfang etwas kompliziert ist. Die Überwindung war auch noch da, hier bist du aber richtig.

    Ich wünsche dir und den anderen einen Austausch, welcher dir bei deinem weiteren Weg helfen kann.

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Hallo Ratlos, genau so fühle ich mich übrigens,

    Gerade ist er nach seinem Suff Tag gestern aufgestanden und hat geschworen, dass er es alleine schafft. Er sah, dass ich weine. Das kann er nicht ertragen.

    Ich glaube ihm nicht mehr und bin zutiefst traurig. Wie schaffe ich die Trennung nach so langer Zeit? Gemeinsames Haus...

    Ja auch ich schäme mich, und ich habe erkannt dass ich ihm nicht helfen kann. Diese Erkenntnis hat 25 Jahre gebraucht. Doch nun? Habe so Angst vor der Trennung und Zukunft alleine.

    Du hast auch viel mitgemacht, das liest sich schrecklich!

  • Guten Morgen Tami,

    ich schicke dir einfach mal ein herzliches Willkommen! Du bist nicht allein mit diesen Erfahrungen und Gefühlen. Das finde ich jeden Tag aufs Neue tröstlich. Bei mir selbst geht es um Eltern und Großeltern, aber es gibt hier unglaublich viele Geschichten die deiner ähneln werden. Hier findest du Begleiter auf deinem Weg. Schaust du dich denn aktuell erstmal nur um oder hast du auch schon Pläne für die Zukunft?

    Ganz liebe Grüße, Lea

  • Hallo Tami,

    Ich schäme mich so sehr denn es ist so viel schlimmes geschehen und anstatt die Konsequenzen zu ziehen und zu gehen, halten mich Gedanken wie, ich begehe verrat wenn ich ihn nach so vielen Jahren (er ist übrigens 17 Jahre älter und jetzt in seinen 70ern) allein zurück lasse. Und natürlich auch, wie wird es für unsere Tochter sein, wenn ich den Kontakt wirklich abbreche und er dann evtl bis zur Besinnungslosigkeit säuft. Oder natürlich auch, wie wird es finanziell weitergehen. Und dann fange ich an mich selbst zu hassen weil ich mich dann für Oberflächlich halte. Und manchmal frage ich mich, ob ich diese Situation brauche und erhalten möchte, weil ich sonst keine Ablenkung mehr vor dem Schmerz über den Verlust meines Sohnes hätte. Meine Gedanken drehen sich im Kreis und mir wird schwindelig und so neige ich dazu, das zu tun, was ich so gut kann. Es von mir wegzuschieben und mich mit meiner Arbeit oder sonstigem abzulenken. Vielleicht ändert sich etwas, wenn man hier anonym einfach mal erzählen darf.

  • Hallo Tami, ich verstehe dich sehr gut. Und im Grunde hast du die aktuelle Situation ja schon treffend auf den Punkt gebracht:

    Er will nicht aufhören und ich kann es nicht mehr ertragen, hilflos zuzusehen.

    Aus meiner Sicht ist es deshalb an dir zu handeln. Wie könntest du dich aus der Beziehung verabschieden? Gibt es finanzielle Herausforderungen, dir zum Beispiel eine eigene Wohnung zu suchen, um Abstand zu gewinnen und in deiner eigenen kleinen Welt zur Ruhe zu kommen?

    Dass du Angst davor hast, die Karten bei Familie und Freunden auf den Tisch zu legen verstehe ich auch, aber das stützt natürlich die Fassade der vermeintlich heilen Welt und macht dich einsam und gibt ihm den Schutz weiter zu trinken. Vielleicht fängst du mal damit an, darüber nachzudenken, wie es wäre, wenn du deinen Partner loslässt und dir eine eigene neue Welt schaffst. Wie fühlt sich das an? Denn eins ist mehr als gesetzt: Ohne dass du was änderst, wird vermutlich alles bleiben, wie es ist. Dein Partner scheint ja nicht so unter seiner Sucht und der Situation zu leiden.

  • Hallo Lea, ich schaue mich gerade um und freue mich, dass Antworten kommen. Zukunftspläne hab ich noch keine, ich kann mir noch keine Zukunft ohne meinen Mann vorstellen. So weiterleben wie bisher kann ich aber auch nicht mehr. Bin wie gelähmt und habe Angst vor einer Entscheidung. Danke für eure Anteilnahme

  • Hallo lananana,

    Finanzielle Verpflichtungen gibt es, ich möchte so gerne hier im Haus bleiben und es nicht verkaufen müssen. Alles was wir uns aufgebaut haben bricht gerade auseinander.

    Ja ich muss mir erstmal drüber klar werden, wie ich eine Trennung angehe. Räumliche Trennung wäre sinnvoll, aber ihm gehört doch die Hälfte des Hauses. Ich kann ihn nicht so einfach rauswerfen...

  • Ja, das ist nicht einfach. Das kennen ich. Meine Eltern haben auch ein Haus zusammen gebaut und waren unter anderem deshalb beide nicht in der Lage aus der Situation auszubrechen. Mein Vater ist dann mit 50 an den Folgen den Alkoholmissbrauchs gestorben. Nach außen hat meine Mutter auch da noch die Fassade gegenüber der Familie und den Freunden aufrechterhalten und gesagt, er hätte einen Herzinfarkt gehabt. Und bei unseren Nachbarn war es auch das Haus, das keiner loslassen wollte. Da ist auch die Alkoholikerin irgendwann an den Folgen des Alkoholmissbrauchs gestorben. Sowohl meine Eltern als auch die Nachbarn haben also einen extrem hohen Preis für diese Liebe zum Haus bezahlt. Vielleicht muss die räumliche Trennung ja gar nicht für immer sein. Vielleicht ist sie nur der Anfang für Veränderungen damit Bewegung in eure Situation kommt …

  • Hallo Tami!

    Als ich vor 10 Jahren das Forum hier entdeckt habe und anfing zu schreiben war ich genauso alt wie du und hatte mich gerade von meinem Partner getrennt. Damals war ich 32 Jahre verheiratet und mehr oder weniger hat mein Mann immer getrunken, erst als Quartalsäufer mit grösseren Pausen dazwischen, das hat sich immer mehr gesteigert bis er täglich getrunken hat. Ich habe alles versucht um ihm zu helfen aber genützt hat es nichts. Ich war psychisch am Ende und depressiv und hatte das Gefühl wenn ich jetzt nicht in die Gänge komme gehe ich zugrunde.

    Es war sehr schwer zu gehen obwohl ich auf der anderen Seite auch sehr erleichtet war wieder ein eigenständiges Leben führen zu können. Ich lebe jetzt ganz alleine und weiß daß das Leben auch schön sein kann das hatte ich in meiner Ehe ganz vergessen. All die Jahre ich fühlte mich ja auch für meinen Mann zuständig, es war schlimm in so einer Suchtspirale zu leben, es ging ja immer mehr abwärts. Ich musste begreifen daß ich ihn nicht retten konnte wenn er nicht selbst den Willen dazu hat. Ich musste begreifen daß es nicht an mir lag ob und wieviel er getrunken hat und daß ich nicht für sein Leben zuständig war.

    Ich würde von mir sagen daß ich in den letzten 10 Jahren auch sehr an mir gearbeitet habe um diese Schuldgefühle los zu werden. Jetzt lebe ich in einem kleinen Häuschen, habe 2 erwachsene Kinder zu denen ich ein sehr gutes Verhältnis habe und ein bezauberndes Enkelchen das mein größtes Glück ist. Mein Mann ist vor 4 Jahren an seiner Sucht gestorben, ich war froh daß ich diese letzten Jahre nicht voll miterlebt habe.

    Natürlich befällt mich manchmal auch etwas Wehmut wenn ich andere Paare in meinem Alter sehe, ich habe mir auch immer gewünscht mit ihm glücklich alt zu werden aber das Schicksal hat es halt anders gewollt.

    Ich möchte dir jetzt gar nicht raten dich zu trennen aber dein Leben einfach mal zu überdenken. Willst du wirklich noch viele Jahre in dieser Suchtspirale leben oder doch die Chance ergreifen nochmal glücklicher zu werden. Man lebt ja nur einmal und jeder Mensch hat sich ein möglichst gutes Leben verdient.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

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