tannebaum. Nach 12 Jahren Beziehung...

  • Hallo zusammen,

    hiermit schreibe ich einfach mal meine ganze Situation herunter, eventuell hilft mir alleine das schon etwas, eventuell hat auch jemand einen Rat oder einfach eine ehrliche Meinung dazu. Das wird ein längerer Text, ich hoffe ich strapaziere nicht zu sehr eure Geduld.

    Ich bin 30, voll berufstätig und seit 12 Jahren mit meinem Freund zusammen (nicht verheiratet, keine Kinder). Wir verstanden uns von Anfang an enorm gut, gleicher Humor, in den wichtigsten Dingen hatten wir die gleichen Ansichten, er half mir enorm als ich vor Jahren (ca. mit 19-22 Jahren) stark mit Depressionen zu kämpfen hatte.

    Als wir zusammen kamen, fiel mir zuerst sein ungesundes Trinkverhalten nicht auf - solange man sich hauptsächlich an den Wochenenden sah, konnte er dieses Problem auch mit Sicherheit gut verstecken.

    Als wir dann nach ca. 2 Jahren zusammen in eine Wohnung zogen, fiel mir nach einer Zeit auf, dass das Bier nicht "nur" am Wochenende oder im Urlaub floss, sondern auch abends unter der Woche. Wenn ich ihn darauf ansprach, spielte er die Problematik natürlich herunter, ich solle mich nicht so anstellen, es sei ja nur Bier etc.

    >>>>Hier muss gesagt sein, dass sein Vater bereits ein hardcore Alkoholiker war (Schnaps bis zur Besinnungslosigkeit) und mein Freund leider bestens Bescheid weiß, wie schlimm eine Alkoholsucht werden kann, er kennt alle Facetten (auch der Co-Abhängigkeit der Mutter). Er selbst sorgte bevor wir überhaupt zusammen kamen dafür, dass sein Vater in den Entzug einwilligte und in eine spezialisierte Klinik kam.<<<<

    Es gab seit jeher Zeiten in unserer Beziehung, in denen wir uns wegen dieses Themas stritten und er auch härteres Zeug trank und Zeiten (meist nach dem Streit als Auslöser) in denen er sich zusammen riss und weniger/seltener trank, teilweise 1-2x die Woche. Er selbst sprach immer davon, dass er nicht abhängig sei... Er könne jederzeit aufhören (die üblichen Sprüche) Von Entzug oder ähnliches wollte er nie etwas hören. Er hätte ja kein Problem.

    So blöd wie es klingen mag: abgesehen von diesem riesigen Problem, war er für mich immer das was ich wollte.

    Im Dezember 2019 kam dann der große break down: er erkrankte dann nach einem Infekt an einer heftigen Herzmuskelentzündung. Diese hatte im Februar 2020 das Muskelgewebe und die Reizweiterleitung zu den Kammern so stark in Mitleidenschaft genommen, dass er die Wahl zwischen Spende-Organ-Transplantation oder

    Schrittmacher + Defibrilator-Implantion (in dem Falle auch lebenslange medikamentöse Therapie begleitend) treffen musste.

    Er entschied sich für die Implantation. Ihr könnt euch vorstellen, wie stressig und ängstigend diese Zeit war. Uns sagten die Ärzte in der Klinik, dass er ohne Spenderorgan oder Gerät kein Jahr mehr schaffen wird, da die Pumpleistung des Herzes wegen der fehlenden Reizweiterleitung und Überforderung der übrigen Herzstrukturen immer schwächer wird.

    Als er dann endlich wieder aus dem Krankenhaus kam, und für ihn absolute Schonung und keine körperlichen Anstrengungen /Stress verordnet waren, Griff er trotz starker Medikamente zum Alkohol (ich erwischte ihn, er hatte die Dose Starkbier versteckt). Ich bin absolut ausgeflippt, habe ihn für komplett verrückt erklärt. Er ist quasi dem Tod von der Schippe gesprungen und trat dieses Geschenk mit Füßen. Er knickte sofort ein, sah alles ein, sprach mir nach dem Mund.. ich drohte zu diesem Zeitpunkt nicht mit schlimmeren Konsequenzen, da er anfangs wie ein rohes Ei zu behandeln war..

    Nach etlichen Versprechungen, dass er nicht mehr heimlich trinken wird und es auf ein Minimum reduziert, folgten alle paar Wochen Konfrontationen, sobald ich dann doch eine versteckte Dose / Flasche fand und klar war, dass die Dunkelziffer höher sein musste, als die paar Male in denen ich auf Alkohol stieß.

    Jedoch wurde mir nach meinem großen Wutausbruch nach seinem Krankenhausaufenthalt alles an dieser Sache immer .. überdrüssiger. Ich bin müde nach so langer Zeit noch um dieses Thema zu streiten.

    Dass es ihm herztechnisch wirklich deutlich besser geht und er auch wieder mit Kardiosport anfangen darf ist jetzt seit letztem Sommer.

    Im November fand ich dann in seinem Arbeitszimmer versteckt in einem Sideboard einen Vorrat von mehreren Flaschen (Gin, Schnaps, Kräuterschnäpse, Weißwein, Starkbier), deren Füllstand sich täglich minimierte. Er trank also wie zuvor - heimlich, jedoch nicht vereinzelt sondern täglich, hartes, verschiedene Sachen durcheinander. Ohne dass ich ihm das so oft / in dieser Form anmerkte. Spiegeltrinker?

    Ich war es endgültig Leid, ich wollte niemandem beim langsamen Suizid zusehen. Wir hatten ein sehr langes, ernstes Gespräch, in welchem ich ihm klar sagte, völlig egal wie: wenn er sich nicht helfen lässt - im Idealfall in einer entsprechenden Einrichtung - bin ich im März weg. Ohne das Ziel Abstinenz gibt es keine Beziehung mehr.

    Er muss es selbst wollen, wenn es ihm die 12 Jährige Beziehung nicht wert ist, kann ich nichts mehr daran ändern. Es gibt Selbsthilfegruppen, es gibt Therapeuten, es gibt Suchtberatungsstellen, es gibt Kliniken - man muss die Hilfe nur annehmen.

    Ich liebe ihn, aber will nicht mehr für ihn Schweigen und allen eine heile Welt vorspielen. Ich will mir nicht deutlich mehr Sorgen um seine Gesundheit machen müssen nur weil er sich nicht ernsthaft helfen lassen will. Er nimmt morgens und abends - edit, Medikamentennamen gelöscht - zur Beruhigung in stressigen Phasen .. und dazu Alkohol?!

    Ich hatte nach seiner Op ein furchtbar schlechtes Gewissen ihn hängen zu lassen, ihn im Stich zu lassen zu einer Zeit, in der es ihm schlecht geht - jetzt denke ich mir, dass er evtl. genau diesen Wachrüttler zu brauchen scheint. Eventuell stürzt er nach der Trennung ab. Eventuell hilft es ihm den Hintern hoch zu kriegen.

    Gestern (ich habe noch Urlaub) "Erwischte" ich ihn um kurz nach 11:00 Uhr vormittags (!) im homeoffice mit einem Plastik-Becher Weißwein (neuer "Trick", umfüllen in unschuldig wirkende Gefäße) ... ich sprach ihn darauf an, ruhig. Er lügte erst und meinte, er wüsste nicht wovon ich reden würde, bis ich ihm den Becher zeigte und ihm sagte, dass er ein enormes Problem hat um diese Uhrzeit bei der Arbeit zu trinken, dann ging ich raus aus der Wohnung, schön weit weg spazieren.

    Ich denke dass ich, da ich wenig Hoffnung auf Besserung habe, seiner Schwester und seinen Eltern Bescheid geben sollte. Nicht um ihn zu demütigen o.ä... Irg.wer muss es wissen denn er wird sich niemandem anvertrauen.

    Niemand weiß von seinem Problem außer ich. Ich musste ihm immer versprechen, dass das niemand erfährt.

    Was haltet ihr von dem Ganzen?

    Ich wünsche euch einen schönen Start ins Wochenende. <3

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (7. Januar 2022 um 18:34) aus folgendem Grund: Bitte keine Medikamentennamen hier im Forum nennen, danke.

  • Hallo tannebaum,

    herzlich Willkommen hier bei uns.

    Was eine Achterbahnfahrt...

    Aber mit Alk gehts immer weiter abwärts. Schade, daß er den Warnschuß vor den Bug nicht als Wendepunkt genommen hat und aufhört.

    Wenn du das Bedürfnis hast, dich mit anderen Familienmitgliedern auszutauschen, tu das.

    Vielleicht wissen oder ahnen sie es schon.

    Von außen werdet ihr wohl alle nichts bewirken, wenn er selber nicht aufhören will. :?

    Der Erfahrungsaustausch mit den anderen hier im Forum kann dir beim Sortieren und Entscheidungen treffen helfen.

    Hier ist unser Bewerbungslink.

    Bitte anklicken und kurz ausfüllen.

    Dann wirst du freigeschaltet und dein Thema in den Angehörigenbereich verschoben, o.k.?

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Tannenbaum,

    das Ganze klingt erstmal nach einer schweren Situation und einem uneinsichtigen Alkoholiker...

    Das mit dem "versprechen nichts zu Sagen" ist recht typisch für einen Alkoholiker um seine(n) Co zum Mitverschwörer zu machen und unter Druck zu setzen als Mittel in der Dreiecksbeziehung "Alkoholiker, Alkohol, Partner".

    Ich würde mich ja nicht an "Versprechen" halten, wie oft hat er dir was versprochen und es nicht gehalten, da ist aus meinen Augen deine "Verpflichtung" gegen 0.

    Du hast ja schon über Trennung nachgedacht... ob er dannach abstürzt liegt nur an ihm ... absolut nicht an dir.

    Siehst du nur die Sorge um ihn für dich oder siehst du auch wie sehr er dich darin beschränkt "Du" zu sein?

    Grüße

    Barthell

    Train to survive

    survive to train

  • Hallo Linde66,

    Schade, daß er den Warnschuß vor den Bug nicht als Wendepunkt genommen hat und aufhört.

    Jaa, vor allem aus dem Grund habe ich die Hoffnung nahezu verloren. Es grenzt an Wahnsinn - als ich alles abgetippelt habe, fiel mir selbst erneut auf, wie heftig diese Situation ist. Jeder Person, die mir das als erzählen würde, würde ich dringend raten auf sich selbst aufzupassen und zu gehen.. Seltsam, dass man lange braucht um dies für sich selbst zu sehen? :/

    LG

  • Hallo tannebaum,

    wenn man in den Angehörigen-Themen liest und auch bei den Alkoholikern, dann kommt es auf ähnliche Zeiten hinaus. Teilweise 10, 20 oder mehr Jahre, in denen beide nicht aussteigen.

    Aber es ist zu schaffen.

    Hey, man hat nur ein Leben.

    Heißt ja nun nicht, daß du auf Tischen und Bänken rumspringen willst.

    Aber ihm bei seinen destruktiven Aktionen zuschauen musst du ja auch nicht.

    Nimm dir die Zeit dich zu sortieren.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo tannebaum,

    ich habe dich freigeschaltet und in den zugehörigen Bereich verschoben. Wünsche dir noch einen schönen Austausch.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Du hast ja schon über Trennung nachgedacht... ob er dannach abstürzt liegt nur an ihm ... absolut nicht an dir.


    Siehst du nur die Sorge um ihn für dich oder siehst du auch wie sehr er dich darin beschränkt "Du" zu sein?

    Hallo Barthell,

    tatsächlich inzwischen beides. Als er direkt nach der Op zu Hause wieder trank, war ich geschockt und zweifelte stark an seinem Urteilsvermögen... Da war ich jedoch einfach besorgt, was der Alkohol und seine Erkrankung UND seine Medikamente zusammen anrichten können..

    Da ich inzwischen X Verstecke fand und er mir mehrfach ins Gesicht log (((z.B. obwohl ich mit der zuvor versteckten, großen Dose Starkbier vor seinem Gesicht wedelte und er sagte "Aber die ist von vorgestern!" - die frische Kohlensäure prickelte jedoch hörbar und durch das Blech an den Fingern spürbar..))) Sehe ich in letzter Zeit immer mehr kleine Dinge, die ich nur mache oder eben nicht mehr mache, weil ich mit ihm zusammen bin.. Nicht weil er mir etwas verboten hätte o.ä., aber Dinge schleichen sich ein...

    LG

  • Hallo Tannebaum,

    auch von mir ein herzliches Willkommen in dieser Online-Selbsthilfegruppe.

    Da liegt echt eine heftige Achterbahn-Fahrt hinter dir. Hut ab von mir, wie klar du für dich vor Augen hast, welche Konsequenzen sich für dich daraus ergeben und dass du gewillt bist, sie durchzuziehen.

    Es ist für einen Ausstehenden kaum nachvollziehbar, was im Kopf eines „nassen“ Alkoholikers abgeht. Traurig und schade, dass dein Freund den überaus heftigen Warnschuss nicht zum Umlenken genutzt hat.

    Zu deinem konkreten Anliegen:

    Es wird es dir leichter machen, aus einer gewissen Verantwortung, die du für ihn empfindest bzw. von der du das Gefühl hast, dass sie dir auferlegt ist, herauszukommen, wenn du dein Wissen mit seinen Angehörigen teilst, oder?

    Wenn es DIR das leichter macht, halte ich persönlich das für eine sinnvolle Entscheidung.

    Grundsätzlich liegt es ansonsten, so schwer sich das für dich anfühlen mag, in seiner eigenen Entscheidung, was er mit seinem Leben anstellt. Seine Familie dürfte, sofern ein ausreichend guter Kontakt vorhanden ist, über kurz oder lang selbst bemerken, was mit ihm los ist, wenn er nicht die Kurve kriegt.

    Viele Grüße

    AufderSuche

  • Zu deinem konkreten Anliegen:

    Es wird es dir leichter machen, aus einer gewissen Verantwortung, die du für ihn empfindest bzw. von der du das Gefühl hast, dass sie dir auferlegt ist, herauszukommen, wenn du dein Wissen mit seinen Angehörigen teilst, oder?

    Wenn es DIR das leichter macht, halte ich persönlich das für eine sinnvolle Entscheidung.

    Hallo AuderSuche :)

    danke. Ja ich denke ich werde sobald meine selbstgesetzte Deadline abgelaufen ist und wie vermutet sich bei ihm nicht viel ändert (obwohl er den Zeitpunkt und die Konsequenz kennt) ein Treffen mit seinen Eltern und seiner Schwester auswärts vereinbaren. Wenn es eines meiner Geschwister betreffen würde, würde ich mir auch wünschen Bescheid zu wissen. Und andersrum können Sie mir evtl. auch etwas helfen, nicht aus Angst oder weil ich ihn leiden sehe doch die Schuld bei mir zu suchen. (ich weiß dass diese nicht bei mir liegt, aber ich kann nicht einschätzen wie er sich im Falle der Trennung verhält)

    LG

  • Hallo Tannebaum,

    ich hab den Eindruck, du hast das für dich schon gut durchdacht.

    Wenn du dir auch noch darum Gedanken machst, dass sie die Schuld bei dir suchen könnten, könnte ein Offenlegen zusätzlich eine Entlastung sein.

    Hast du einen guten Draht zu ihnen?

    Dir ist bewusst, warum er dir das Versprechen abgenommen hat, dass es niemand erfährt, oder?


    Dieses heimlich Trinken und Lügen ist leider ziemlich typisch. Ich kenne das gut von meinem Vater, der ebenfalls alkoholabhängig war. Ein Alkoholiker tut das in der Regel, um Stress mit Angehörigen zu vermeiden bzw. damit die Menge seines Konsums, den er selbst lange Zeit für völlig „im Rahmen“ empfindet, nicht auffällt.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

  • Hast du einen guten Draht zu ihnen?

    Dir ist bewusst, warum er dir das Versprechen abgenommen hat, dass es niemand erfährt, oder?

    Hallo :)

    ui dann hast du auch Ja unfreiwillig deine Erfahrungen sammeln "dürfen" . .. . : ( zum Glück kann ich sagen, dass man einander gut mag. Ich bin mir relativ sicher, dass sie mir keine Vorwürfe machen; höchstens, warum ich nicht eher etwas gesagt habe. Ich glaube dass sogar das ein oder andere für die drei danach mehr Sinn ergibt.

    Dass ich niemandem etwas sagen soll und das Thema immer brav verschriegen wird war seit jeher so; ich weiß, dass er sich zwar verdammt schämt und jedes Mal ein Häufchen Elend zu sein scheint, wenn er wieder heimlich getrunken hat, aber vor allem habe ich durch mein Jahrelanges schweigen ja gut mitgespielt und ihm somit Sicherheit gegeben.... Wäre ich von Anfang an lauter gewesen, hätte mir nicht eingeredet: eines Tages wird das besser, dann wäre das Kartenhaus wahrscheinlich eher zusammen gebrochen.

    Es ist zwar nicht meine Aufgabe ihn zu verstehen - und dennoch: sein Vater war auch Alkoholiker, er selbst hat seinen Vater nach ewiger Bearbeitung zum Entzug gebracht, er weiß wohin das führt, er will so nicht sein... naja..

  • Hallo zurück, :)

    Ich bin mir relativ sicher, dass sie mir keine Vorwürfe machen; höchstens, warum ich nicht eher etwas gesagt habe. Ich glaube dass sogar das ein oder andere für die drei danach mehr Sinn ergibt.

    ich hoffe, du machst dir selbst deswegen nicht allzu große Vorwürfe. Es hat sooooo viele verschiedene Gründe, warum man nicht eher etwas sagt.

    Und es dauert eben seine Weile, bis man tatsächlich durchschaut, was da passiert. Ich vermute auch mal, dass du ihm Chancen einräumen wolltest, dass du gehofft hast, dass er die Kurve kriegt.

    Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, was du ihnen auf diesen möglichen Vorwurf antworten könntest?

    Es kann gut sein, dass er sich fürchterlich schämt, wenn er wieder heimlich trinkt und/ oder wenn du ihn erwischst. Möglicherweise ist ihm sogar schon klar, dass das, was er da tut, nicht mehr „im Rahmen“ ist, aber er scheint ja bislang vom Alkohol nicht lassen zu wollen, vermutlich weil der ihm etwas gibt, auf das er meint, nicht verzichten zu können. Und damit er weniger Stress hat, macht er‘s heimlich.

    Solange es bei ihm nicht „Klick“ macht, kannst du dir den Mund fusselig reden, es wird ihn nicht „trocken“ machen. Lange genug darauf gewartet und genug Chancen eingeräumt hast du jedenfalls.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

  • Hallo Tannenbaum, schön dass du her gefunden hast! Deine Gedanken klingen klar und fokussiert, das ist sehr gut!

    Die siehst es mMn absolut richtig: es gibt für Dich nichts mehr zu tun, er muss die Verantwortung für sich übernehmen.

    Als jemand der selbst im Gesundheitssektor arbeitet schockiert es mich, wie er mit dem Spenderherz umgeht! Mal abgesehen davon, dass die Immunblocker die man nimmt für alle Organe belastend sind und Alkohol on top selbstverständlich ein No Go - da ist jemand gestorben und hat sein Organ gegeben um das Leben deines Partners zu retten. Und er tritt das mit Füßen! Das Herz hätte mit Sicherheit auch jemand anderes gut gebrauchen können- jemand der es mehr zu schätzen weiß! Ich rege mich gerade total auf!

  • Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, was du ihnen auf diesen möglichen Vorwurf antworten könntest?

    Hallo AuderSuche ! : ]

    Zu dem Punkt habe ich tatsächlich noch keine "gute" Antwort. Aber ich denke, dass ich das schlicht damit verbunden habe, dass das Verheimlichen ein Zeichen von zu ihm halten ist. Frei dem Thema "Ich schütze ihn vor Stress durch Famiie /Freunde, um ihm die Zeit zu geben, die er braucht." .... ist natürlich Schwachsin, aber ich glaube das beschreibt zumindest den Grund für die ersten paar Jahre. Später kam auch schlichtweg etwas Scham dazu; wer gibt diese Problematik schon gerne zu bzw. sorgt durch das Offenlegen im Familien / Freundeskreis für einen Stempel auf seiner Stirn...

    ...perfekter Teufelskreis aus schämen, verheimlichen/lügen und Schuldgefühle..


    Danke dir für diene konstruktiven und lieben Nachrichten :)

    LG

  • Als jemand der selbst im Gesundheitssektor arbeitet schockiert es mich, wie er mit dem Spenderherz umgeht!

    Hallo Mona :) !

    Danke für deine Nachricht! Nur bevor das völlig in den falschen Hals gerät: er hatte die Wahl zwischen Spender-Herz Transpl. (mehrjährige Immunsupr.) oder Implantation eines Schrittmachers + Defibrilators (und lebenslanger medikamentöser Therapie) --- er hatte sich für das Gerät entschieden, und die Transplantation nach hinten geschoben, als letzten Ausweg.

    Ich gebe dir aber völlig Recht; wenn er ein gespendetes Organ besäße und SO damit umgehen würde, wäre es schlichtweg... sche**e. Und unfair.

    LG

  • Es grenzt an Wahnsinn - als ich alles abgetippelt habe, fiel mir selbst erneut auf, wie heftig diese Situation ist. Jeder Person, die mir das alles erzählen würde, würde ich dringend raten auf sich selbst aufzupassen und zu gehen.

    tannebaum, höre auf diese Stimme, höre auf dich - auf sich selbst aufzupassen und zu gehen - ich glaube, du fühlst das schon länger, dass es an der Zeit ist, da gibt es nichts mehr für dich - meine es gut mit dir und gehe endlich.

    Dir bleibt kaum eine Alternative - denn wenn du dich beginnst aufzuopfern, ursprünglich aus Liebe, später aus Loyalität wird es letztendlich in Hass enden - gegen dich selbst und für den du das Opfer gebracht hast - mit grosser Sicherheit.

    Mit deinen 30 Jahren liegt doch noch ein schönes Stück Leben und mögliches Glück vor dir - schmeisse es nicht leichtfertig weg, indem du in der jetzigen Konstellation kleben bleibst -ganz nach Hermann Hesse,

    >> nimm Abschied und gesunde - denn in jedem Anfang liegt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.

    LG Ste

  • @tannenbaum: entschuldige, das habe ich tatsächlich ganz falsch verstanden!

    Danke, dass du mich hier nochmal aufgeklärt hast ❤

    Es ist wirklich schade, dass er für sich nicht erkennt, wie wertvoll dieses "zweite" Leben ist - und du hast völlig richtig erkannt: es ist nicht deine Aufgabe, ihm das klar zu machen!

  • Zu dem Punkt habe ich tatsächlich noch keine "gute" Antwort. Aber ich denke, dass ich das schlicht damit verbunden habe, dass das Verheimlichen ein Zeichen von zu ihm halten ist. Frei dem Thema "Ich schütze ihn vor Stress durch Famiie /Freunde, um ihm die Zeit zu geben, die er braucht." .... ist natürlich Schwachsin, aber ich glaube das beschreibt zumindest den Grund für die ersten paar Jahre. Später kam auch schlichtweg etwas Scham dazu; wer gibt diese Problematik schon gerne zu bzw. sorgt durch das Offenlegen im Familien / Freundeskreis für einen Stempel auf seiner Stirn...

    ...perfekter Teufelskreis aus schämen, verheimlichen/lügen und Schuldgefühle..

    Hallo Tannebaum,

    du musst jetzt gerade auch noch keine „gute“ Antwort haben. Lass dir für dich ruhig die Zeit, die du brauchst, um dich zu sortieren.

    Allein, dass du für dich selbst klar hast, dass es für dich so nicht weitergehen kann, ist schon soooo viel wert!

    Ein solcher Schritt ist alles andere als leicht und es dauert mitunter eine nicht geringe Zeit, bis man sich dazu durchringen kann. Es hängt für einen ja u.U. auch nicht gerade wenig dran.

    Du verwendest den Ausdruck „Schwachsinn“ und ich vermute einfach mal, dass du einen gewissen Zorn und eine gewisse Wut auch auf dich brauchst, um aus dem bisherigen Teufelskreislauf ausbrechen zu können, weil er dir die zusätzliche nötige Energie gibt.

    Ich möchte aber dafür werben, dass du gut zu dir bist und gerecht mit dir. Du hattest eine Weile deine Gründe, warum du geschwiegen und das „Theater“ mitgemacht hast. In dieser Zeit galten dir diese Gründe als wichtig oder zumindest wichtiger als etwas anderes. Dass du inzwischen zu einem anderen Ergebnis gekommen bist, ist von außen aus der Distanz betrachtet, richtig und wichtig für dich, aber sei bitte nicht ungerecht zu dir. Du hattest deine Gründe, du hast ihm Chancen eingeräumt, die er hätte nutzen können und sollen. Und genau das, meine ich, ist auch wichtig für dich, um dich zu stärken, um dir selbst keine Vorwürfe machen zu müssen, du hättest etwas unversucht gelassen.

    Niemand kann dir sagen, wie es gelaufen wäre, wenn du früher etwas gesagt oder unternommen hättest. „Alkoholismus“ hat, so jedenfalls meine eigene Erfahrung, seine eigenen Spielregeln. Dein Freund hätte den Schuss vor den Bug als deutliches Zeichen bemerken müssen, hat er aber offenbar leider nicht. Damit geht es ihm letztlich ähnlich wie vielen, vielen anderen Alkoholikern. Lieber scheint er sich weiter etwas vorzumachen, und auch darin ist er leider vielen, vielen anderen Alkoholikern sehr ähnlich.

    Bei so etwas zu zusehen und das Spiel auch noch mitzuspielen, tut unglaublich weh und auf Dauer macht es, dessen bist du dir klar geworden, den Angehörigen auch kaputt.

    Dass du dich geschämt hast und vielleicht auch jetzt in Anbetracht des anstehenden Gesprächs noch immer schämst, ist verständlich und nachvollziehbar. Übrigens ist das etwas, was du ins Gespräch mit einfließen lassen kannst. Wenn das verständnisvolle Menschen sind, mit denen du da sprichst, werden sie es verstehen oder zumindest nachvollziehen können.

    Liebe Grüße

    AufderSuche

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!