Luisetheresa - Ich bräuchte euren Rat

  • Hallo,

    Ich heiße Luise und mein Vater ist Alkoholiker. Ich würde mich freuen, mich hier ein wenig mit anderen Angehörigen auszutauschen, denn ich denke, das hilft mir, besser mit der Situation umgehen zu können.

    Liebe Grüße, Luise

  • Hallo Luise,

    herzlich willkommen.

    Ich gebe dir mal den Link für die Bewerbung

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Da klickst du drauf und schreibst noch mal ganz kurz was. Dann wirst du für den Austausch freigeschaltet.

    Dein Thema verschieben wir dann in den Bereich

    Erste Schritte für EKA

    Da findet dann der Austausch statt.

    Lieber Gruß

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Aurora 19. Februar 2022 um 20:29

    Hat den Titel des Themas von „Vorstellung“ zu „Luisetheresa“ geändert.
  • Hallo, 

    mein Name ist Luise und ich bräuchte einmal euren Rat, denn ich weiß nicht mehr weiter. 

    Zu meiner Situation: 

    Ich bin 18 Jahre alt und gehe derzeit noch zur Schule. Ich wohne bei meiner Mutter, denn mein Vater ist Alkoholiker. Ich bin meistens am WE bei ihm zu Besuch und er ist schon am Samstag Vormittag, sobald ich komme, total betrunken. Und es wird im Laufe des Tages nur noch schlimmer. Den Alkohol versteckt er vor mir und denkt, ich merke es nicht, wenn er vom Auto mit seinen Jacken- und Hosentaschen voller Alkoholflaschen in die Wohnung geht. Er schenkt sich immer etwas nach, sobald ich nicht im gleichen Raum bin. Und sonst zeigt er alle für einen Alkoholiker typischen Verhaltensmuster. 

    Wenn ich einmal früher als ausgemacht nach Hause gehe, weil ich es nicht mehr aushalte, macht er mich runter und sagt, ich wäre eine schlechte Tochter. Darüber hinaus hat er Depressionen und benutzt mich oft als ,,Gefühlsmülleimer“ und da er sich mit meiner Mutter nicht versteht (da sie sich wegen seiner Alkoholprobleme von ihm getrennt hat) macht er sie auch immer vor mir runter.  

    Eigentlich gehe ich nur noch aus Mitleid und Pflichtbewusstsein zu ihm. Ich habe schon oft versucht, meinem Vater zu helfen und ihm ein paar Lösungsvorschläge gemacht. (Allerdings nicht in einem Gespräch, denn da fühle ich mich überhaupt nicht wohl dabei.) 

    Ich überlege nun, den Kontakt ganz abzubrechen, da er mir nicht guttut. Ich habe seit ca. einem Jahr psychische Probleme und ich denke, dass mein Vater einen großen Teil dazu beigetragen hat. Ich weiß aber nicht, ob ich den Kontakt nun ,,einfach so“ abbrechen kann, denn als ich noch kleiner war, war er (soweit ich mich erinnere) ein toller Vater und wir haben viel zusammen erlebt. Ich kann das doch nicht einfach alles so ,,wegwerfen“. Außerdem habe ich Angst, dass er dadurch nur noch mehr abstürzt oder sich etwas antut, da er mich sehr liebt.  


    Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Ich bin echt verzweifelt... 


    Liebe Grüße, Luise

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (19. Februar 2022 um 21:30) aus folgendem Grund: Themen zusammengefügt und Schriftgröße angepaßt

  • Linde66 19. Februar 2022 um 21:31

    Hat den Titel des Themas von „Luisetheresa“ zu „Luisetheresa - Ich bräuchte euren Rat“ geändert.
  • Hallo Luise,

    herzlich Willkommen hier bei uns.

    Nicht wundern, ich habe deine beiden Themen zusammengefügt, damit es übersichtlich bleibt.

    Ich bin selber EKA. Meine Mutter ist Alkoholikerin. Ich bin mit 18 daheim ausgezogen, weil ich es absolut nicht mehr ausgehalten habe. Sie hat getrunken, als ich klein war, als ich Jugendliche war und hat immer noch getrunken, als ich längst ausgezogen und erwachsen war.

    Man hat als Angehörige keinen Einfluß auf einen Süchtigen. Von daher höre auf deine innere Stimme und lasse den Kontakt erst mal einschlafen. Vielleicht wird er ja wieder zu einem richtigen Papa. Vielleicht hört er mal auf zu trinken. Das kann noch 5, 15, 25 Jahre so weitergehen... Das ist völlig ungewiss.

    Von daher, schau auf deinen Sicherheitsabstand und lasse ihn sein Ding machen. Er kann ja jederzeit zum Hausarzt gehen und eine Entgiftung einleiten...

    Du bist nicht Schuld, daß er trinkt und du bist nicht zuständig für seine Entscheidungen. Laß dir bloß nix einreden.

    Gefühlsmülleimer, da werde ich wirklich wütend. Kein Erwachsener sollte sein Kind als solchen benutzen! :twisted:

    Da werden nämlich die Rollen vertauscht! Eltern sollten für ihre Kinder da sein und nicht umgekehrt.

    Klar, meine Mutter ist jetzt fast 80 und ich bin für sie da. Sie ist seit ca. 3 Jahren trocken... Hat lange gedauert.

    Ich habe damals als Kind und Jugendliche auch versucht zu helfen, vollkommen erfolglos. Damals bin ich krank geworden. Ich habe PTBS und Depression. Es war eine unterträglich beklemmende Situation. Du hast einen großen Vorteil, deine Mama ist ausgezogen und hat dir was wirklich gesundes vorgelebt: Nicht an der Seite eines Suchtkranken zugrunde zu gehen, sondern aktiv zu werden und das eigene Leben anzupacken.

    Liebe Grüße, Linde :)


    P.S.: Bitte einfach hier in diesem Thema weiterschreiben, also unten auf das Schreibfeld klicken.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Luise,

    ich war auch lange der Gefühlsmülleimer (sehr gutes Wort!) für meinen Vater, ehe ich mich entschied, mir den Schuh nicht mehr anzuziehen und seitdem reden wir nicht mehr miteinander. Der Riss ging schon lange vorher durch die Familie, mit Schwester und Mutter und meinem Vater und mir auf der anderen Seite und er konnte sein "kleines Alkoholproblem" immer wunderbar relativieren, weil meine Schwester krank war.

    Dass du so pflichtbewusst bist, ist dir sehr hoch anzurechnen, aber es scheint auch so, als bietet es Angriffsfläche für emotionale Erpressung und du hast auch eine Verantwortung dir gegenüber, nämlich darauf zu achten, was so eine miese Masche mit dir macht und offensichtlich bist du ohnehin schon verwundbar. Hast du Unterstützung durch Therapie, sofern ich dir mit der Frage nicht zu nahe trete?

    Dass du versuchst ihm zu helfen, ist zutiefst nachvollziehbar aber das kannst du nicht. Das hab ich jahrelang und doch wurde es nicht besser, eher schlimmer mit ihm, weil es ihn in die Enge trieb. Er muss aufhören wollen, von sich aus, und wenn er nicht wahrnehmen will oder kann, wie es dich mitnimmt, dann musst du dich auch schützen.

    Die Entscheidung, dich zurückzuziehen, kann dir keiner abnehmen; aber es kann doch nur zeitweilig sein. Ich weiß, dass es meinen Vater zumindest etwas nachdenklich gestimmt hat, dass ich mich emotional so distanziere.

    Alles Liebe. Du darfst wirklich auch an dich denken und finden, dass dir der Kontakt derzeit nicht gut tut.

  • Liebe Luise,

    hui, das ist eine schwierige Situation.


    Als ich etwa in Deinem Alter war, habe ich mich - auf Anraten meiner Mama - an eine Therapeutin gewandt um schlimmeren Auswirkungen auf meine eigene Psyche entgegenzuwirken.

    Das Erste was ich damals zu der Therapeutin gesagt habe war, dass ich auf keinen Fall den Kontakt zu meinem Vater abbrechen werde.

    Es hat eine Weile gedauert, aber ich habe es dann doch getan - bzw. mich erstmal zurückgezogen. Ohne Therapeutin hätte ich das emotional vermutlich nicht geschafft. Mein Papa und ich ohne einander - das konnte ich mir niemals vorstellen. Mitleid kam natürlich auch noch dazu.

    Sie (die Therapeutin) hat mir - ganz behutsam - klar gemacht, dass mein Vater für sein Handeln selbst verantwortlich ist und dass ich ihn nicht retten kann. Ich habe ihm irgendwann mal einen Brief geschrieben, um ihm zu sagen, dass ich jederzeit wieder an seiner Seite wäre, wenn er sich zu einem Entzug entschließt. Das ist leider nicht passiert - er hat mir den Brief vorgeworfen und weiter gemacht.

    Ohne Dich zu kennen, finde ich es sehr mutig und reflektiert, dass Du schaust, wie Du Dich schützen kannst! Das heißt nicht, dass Du Deinen Vater nicht liebst - lass Dir das niemals einreden - es sollte nur die Liebe zu Dir selbst überwiegen!

    Du startest gerade in Dein eigenes, unabhängiges (Erwachsenen-)Leben, ich wünsche Dir von Herzen alles Gute dafür!

    LG

    Steffi

  • Hallo liebe Luise,

    ich schließe mich dem bereits geschriebenen an. Ich selbst habe erst im letzten Jahr den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen. Das war nicht einfach und ist es auch immer noch nicht, aber es war für mich die absolut richtige Entscheidung. Danach habe ich richtig gemerkt, dass ich aufatmen konnte und die Kontrolle für MEIN Leben zurück gewinnen konnte. Bei meinem Vater zu bleiben und weiter zusehen zu müssen, wie er sich zu Tode säuft (was er am Ende, dann auch getan hat) wäre viel schlimmer gewesen, als Abstand zu nehmen. Du schreibst:

    Ich kann das doch nicht einfach alles so ,,wegwerfen“. Außerdem habe ich Angst, dass er dadurch nur noch mehr abstürzt oder sich etwas antut, da er mich sehr liebt.

    Du wirfst niemanden weg, lässt deinen Vater nicht im Stich. ER lässt dich gerade im Stich. Du kannst ihm nicht helfen, das muss er selbst wollen. Das war eine heilsame Erkenntnis, die ich hier im Forum erlangt habe und die ich mir selbst in regelmäßigen Abständen wiederholen muss. Außerdem hat mir folgendes sehr geholfen, vielleicht macht es dir die Entscheidung auch etwas leichter oder versöhnt dich etwas mit dem Gedanken Abstand von deinem Vater zu nehmen

    .......dass ich mich von meinem Vater distanziert habe, den Kontakt abgebrochen habe, war die einzige Hilfe die ich mir und IHM wirklich geben konnte. Wenn er nicht von sich aus für einen Entzug bereit ist, dann unterstütze ich mit meiner vermeintlichen Hilfe nicht meinen Vater, sondern die Sucht.

    Liebe Grüße,

    Helena

  • Hallo Luise,

    ich kann dir nur eines raten: Brich den Kontakt zu deinem Vater ab!

    Gänzlich, egal wie weh es am Anfang tut.

    Du kannst deinem Vater nicht helfen. Wenn du weiter als Mülleimer herhalten willst, halte es aus, versuche, probiere und lass dich weiter quälen.

    Ich als Sohn, wollte meinem Vater auch immer helfen, besuchte und nahm mir alles sehr zu Herzen.

    Das war alles für die Katz, umsonst.

    Mein Vater soff „fröhlich“ weiter und der Einzige, der darunter litt und Schaden nahm, war ich.

    Nachdem ich ihn nicht mehr besuchte, soff noch mehr als ein Jahrzehnt weiter, es wurde immer schlimmer.

    Wenn er nicht freiwillig aufhört, bist chancenlos und bleibst weiter der Gedankenmülleimer.

    Mitleid und Pflichtbewusstsein, sind völlig fehl am Platz, damit hilfst du niemanden. Im Gegenteil, du läßt dich nur immer wieder verletzen.

    Viele Grüße

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