Liebe Lara,
auch ich möchte Dich bestärken, alles zu delegieren und die Auseinandersetzung mit Deinem Vater den Profis zu überlassen.
Für Deinen Vater steht das Suchtmittel an erster Stelle. Falls sich das ändern sollte, wird er Hilfe erhalten. Es gibt genug Stellen, an die er sich wenden kann (Suchtberatung etc). Überlass ihm das. Du kannst ihm nicht helfen.
Ein Mal pro Woche Telefonkontakt ist schon viel. Das liegt daran, dass dieser Kontakt jedes Mal wieder alte Traumata aufbrechen lässt, die Dir eventuell gar nicht völlig bewusst sind. Für Deinen Körper ist das auch auf physiologischer Ebene extrem anstrengend, ganz abgesehen von der seelischen Belastung. Du wirst dann jedesmal in einen Alarmzustand versetzt. Es läuft ein physiologisches Überlebensprogramm ab. Wenn ein Mal der Säbelzahntieger vorbeischaut, ist das Programm gut und hilfreich. Aber es darf kein Dauerzustand werden. Die Gefahr daran zugrundezugehen, ist groß.
Ich selber rufe meine alte, alkoholsüchtige und pflegebedürftige Mutter konsequent "nur" ein Mal pro Woche an. Immer wieder regt sich das Bedürfnis in mir, mehr für sie da zu sein, da mir ihr Schicksal sehr nahe geht. Ich spreche mir das dann von der Seele (mit meinen Nächsten, hier im Forum) und lasse es. Mehr Kontakt würde mich zu sehr vereinnahmen. Und bereits dieser reduzierte Kontakt ist sehr anstrengend. Ich benötige viel Energie, um dabei die Distanz aufrecht zu erhalten, die ich gut anderswo gebrauchen könnte.
Das wichtigste ist, dass Du Dich selbst gut schützt. Schuldgefühle und Gewissensbisse sind nachvollziehbar, aber fehl am Platz. Dich trifft keine Schuld und Du darfst Dein Leben schützen!
Ich schicke Dir Mal eine große Portion Kraft für Dich und Dein eigenes Leben Lara.
Liebe Grüße Siri