Pippikurzstrumpf - Mein erwachsener Sohn trinkt

  • Hallo.

    Mein Name ist Ruth, mein Sohn ist 30 und wohnt seit 3 Jahren wieder bei mir im Haus, nachdem er nach Ausbildung und Job mit seinem Studium begonnen hat. Zuvor lebte er alleine für 4 Jahre im Berlin. Dort habe ich ihn nach Hause geholt, als ich von seiner Freundin und einem Freund erfahren habe, dass er tagelang trinkt... das ging wohl schon seit über 1 Jahr, dass er immer wieder mal Phasen hatte in denen er für 1 Woche abgestürzt ist. Meine Hoffnung war, dass es zu Hause besser wird. Natürlich war das eine sehr vage Hoffnung, die sich nicht erfüllte. Jetzt sind es keine Monate oder Wochen zwischen den Episoden, seit 3 Wochen nur noch Tage,...er schafft es nicht. Er war bereits 2 Mal kurz in einer Klinik zum Entgiften, wo er sich nach 1 Tag wieder selbst entlassen hat. Wenn vorbei, dann kommt der große Katzenjammer und Einsehen, nach 2 bis 3 Tagen ist er wieder extrem überheblich und man darf das Thema nicht ansprechen.

    In 2 Tagen hat er einen wiederholten Termin bei einer ihm bekannten Suchtberaterin, um den Antrag für eine Therapie auf den Weg zu bringen...Zuvor muss er noch zum Arzt für eine Unterschrift...das wird immer MORGEN erledigt.

    Heute aktuell habe ich ihn nicht mehr ins Haus gelassen, als er los war, um Nachschub zu holen. Er ist total ausgerastet und ich habe ihm mit der Polizei gedroht, wenn er Türen oder Fenster zerstört.

    Ich habe ihm einige Klamotten aus dem Fenster gegeben und er wollte in seine Gartenlaube gehen. Seine Freundin hat gefahren und ist nun dort und am verzweifeln...

    Wir wissen echt nicht mehr weiter und hier erhoffe ich mir Austausch mit euch.

    Viele Grüße von

    Ruth

    😘

  • Willkommen in unserer Selbsthilfegruppe, Ruth!

    Es ist für alle Angehörigen schwierig, wenn jemand unkontrolliert Alkohol trinkt.

    Aber nur der Alkoholiker kann etwas daran ändern. Schwierig ist, dass er bei Euch zu Hause wohnt.

    Eine Möglichkeit für Euch Abstand zu gewinnen, wäre eine eigene Wohnung für ihn.

    Möchtest Du Dich mit den anderen im offenen Bereich austauschen?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Pippi,

    nochmal herzlich willkommen und danke das du dich hier nochmal vorgestellt hast.

    Jetzt wird auch deine Bewerbung für den offenen Bereich bearbeitet, und und wirst freigeschaltet.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Elly 26. August 2022 um 00:07

    Hat den Titel des Themas von „Mein erwachsener Sohn trinkt“ zu „Pippikurzstrumpf - Mein erwachsener Sohn trinkt“ geändert.
  • Hallo Ruth,

    Du bist jetzt freigeschaltet und Dein Thema ist verschoben.

    Hier geht es für Dich weiter.

    Einen guten und hilfreichen Austausch wünsche ich Dir!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Huhu Pippi (toller Name)!

    Deine Situation tut mir sehr leid. Ich kann es mir nur vorstellen, weil ich selbst keine Mutter bin, aber wenn das eigene Kind suchtbetroffen ist, muss es besonders hart sein. Der Instinkt, sein Kind erstmal zu sich holen, retten zu wollen, ist nachvollziehbar und normal. Das Problem bei Sucht ist, dass du nicht helfen kannst, bzw. nur wenn Betroffene wirklich Hilfe wollen und auch dann nur sehr bedingt. Wirklich Hilfe wollen bedeutet: Taten, nicht Worte. Dass dein Sohn sich selbst entlässt und nach wenigen Tagen verleugnend wird, zeigt, dass er noch nicht so weit ist. Da sind dir leider die Hände gebunden. Erfahrungsgemäß kannst du da rein gar nichts tun - außer dich selbst zu schützen. Dass du ihn nicht in die Wohnung gelassen hast, finde ich einen guten und richtigen Schritt. Das Problem bei Sucht ist nämlich häufig, dass die gutgemeinten Hilfsangebote (bei dir zB., Dass du ihn Zuhause aufgenommen hast), Betroffene vor dem Komplettabsturz bewahren. Der ist aber leider manchmal notwendig, damit man die eigene Sucht erkennen kann.

    Ich kann dir nur raten, dich einmal bei einer Suchtberatungsstelle beraten zu lassen!

    Ich wünsche dir viel Kraft,

    Kttnlos

  • Danke erstmal für deine Worte👌

    In der Theorie ist alles so einfach, aber die praktische Umsetzung sehr schwer.

    Mit seiner Freundin zusammen war ich in Berlin zur Suchtberatung und dort sagte man uns natürlich auch, dass wir ihm nicht helfen können ... Sehr schwer zu akzeptieren.

    Lg

  • Hallo Pippikurzstrumpf/ Ruth,

    willkommen hier im Forum. Ach herje, mein Sohn ist im gleichem Alter und ich fühle mit dir. Mir würde es das Herz zerreißen aber du hast richtig gehandelt. Er bekommt die nötige Unterstützung von dir aber vorausgesetzt er will das Trinken lassen.

    Ich wünsche dir viel Kraft.

    Liebe Grüße Petra

    Liebe Grüße Petra

  • Hallo und danke, aber das Vor-die-Tür-Setzen dauerte genau bis zum nächsten Morgen, da stand er wieder vor der Tür :cry: .

    Ich muss sagen, ich bringe ob der schlimmen Dinge, die passieren , gar keine Chronologie mehr zusammen. Mich macht das so fertig.

    Gestern war er soweit ganz ruhig, fuhr zum Strand in Absprache mit seiner Freundin und ich hoffte, hoffte, hoffte...er benahm sich fahrig irgendwie unecht. Als sie wieder da waren, kam er mit einer Tüte. Mein Blick ging dahin und die Frage , ob er schon wieder etwas gekauft habe. Ich muss sagen, darin war kein Alkohol, wie ich später feststellte, aber in seinem Auto lag ein Flachmann und er hatte eine Fahne.

    Wie auch immer. Er ist plötzlich derartig ausgeflippt, hat mich angeschrieen, mich mit den schlimmsten und ordinärsten Ausdrücken tituliert, und er sei froh, wenn er endlich hier ausziehen können (Hallooo??!), und dann, das verspreche er mir, sehe ich ihn nie wieder. Usw.

    Ich musste gehen....Ich habe das nicht mehr ausgehalten.

    Mein Sohn hat ein psychisches Problem. Er war schon immer irgendwie auffällig und aufbrausend, hier ging es manchmal richtig zur Sache, wenn er sich in seine Wut hineingesteigert hat. ADS wurde diagnostiziert , eine Behandlung hat er immer abgelehnt. Vor längerer Zeit hat er ein Medikament dagegen bekommen, das er aber nicht regelmäßig nimmt.

    Er verspürt immer einen Druck, ist ruhelos und hat irgendwann dann den Alkohol als für ihn probates Mittel gefunden, sich damit ruhig zu stellen.

    Wenn er trinkt, schläft er eigentlich die ganze Zeit, verschläft sein Leben, seine Chancen. Jammert nach solchen Exessen darüber, dass er wieder eine Woche seines Lebens abhaken muss, da er einen kompletten Filmriss hat.

    Aber nun ist alles irgendwie eine Spur heftiger geworden, dieser Ausraster gestern.. Ich habe wirklich Angst vor ihm angesehen davon, was es mit meiner Seele tut.

    Gefühlt säuft er seit 3 Wochen mal mehr, mal weniger. Vor 1 Woche hatte er einen Städtetrip geplant mit einem Freund. Er hat getrunken bis 1 Tag vorher und wollte unbedingt los, da er seinen Kumpel nicht enttäuschen wolle.

    Ende vom Lied... er rief am Ende der Reise seine Freundin an, ob sie sie abholen könne. Autofahren ging nicht mehr. Also fuhr ich mit, insgesamt 3 Stunden Fahrt, um das Auto auch wieder nach Hause zu bringen. Freude und Verständnis, als er uns sah, aber unsere Forderung, direkt in die Klinik zu fahren, wurde wieder kategorisch abgelehnt.

    Die Reise war für den Freund natürlich auch eine Erfahrung, auf die er gerne verzichtet hätte.

    Es ist alles so schrecklich.. ihr seht, in meinem Kopf ist ein einziges Chaos genährt von Angst und Sorge. Ich vermute, dass er in seinem Garten ist, mit Freundin denke ich, da ihr Auto hier steht. Er hat ihr übrigens untersagt, mit mir noch ein Wort zu sprechen, sonst sei es aus . . was denkt er sich in seinem kaputten Kopf ? Er hinterlässt nur noch Angst und Trauer und es geht uns massiv an die Substanz. Und er glaubt wohl tatsächlich, dass er mir drohen kann, dass er den Kontakt mit mir abbricht?!

    Genießt hier im Haus Luxus und Wohlstand und droht mir. Es ist schrecklich. Ich weiß nicht weiter mit ihm. In der Theorie ja, aber umsetzen lässt es sich momentan leider nicht.

    Liebe Grüße 😦

  • Hallo Ruth,

    deine Sorgen und Ängste verstehe ich nur zu gut.

    Wenn du meine Beiträge liest , siehst du,wie ähnlich sich unsere Geschichten sind.

    Ich dachte auch vor einem Jahr,meinen Sohn retten zu können und nahm ihn bei mir auf.

    Es war der größte Fehler überhaupt,was ich im Nachhinein erst bemerkte,als mir nämlich klar wurde,wie weit die Alkoholsucht schon fortgeschritten war.

    Selbst die 2x dreiwöchigen Entgiftungen und eine 16wöchige Langzeit-Therapie waren erfolglos wie sich jetzt nur wenige Tage nach deren Entlassung zeigte.

    Die Trinkerei geht weiter und die Abwärtsspirale dreht sich. Es war nie der wirkliche Wunsch und die Einsicht zur Abstinenz vorhanden.

    Der Alkoholkonsum hat aus ihm einen völlig anderen Menschen gemacht und wir als Elternteil können nur eins tun: UNS schützen und auf Distanz gehen.

    Was ich in diesem letzten Jahr gelernt habe?

    Das Herz aus - und den Kopf einzuschalten,auch wenn das als Mutter so schwer ist. Wir sind nicht mehr verantwortlich für unsere längst erwachsenen Söhne ,die unsere Hilfe als so selbstverständlich hinnehmen und dann auch noch ausrasten.

    Ich versuche auch,mich von diesem Heileweltfamilienbild zu trennen,weil es das mit einem Alkoholiker nicht gibt.

    Vielleicht fällt es dir leichter,wenn du dich selbst einmal fragst,was dein Sohn für dich tun würde wenn es dir nicht gut geht ( auch wenn Kinder dazu nicht verpflichtet sind)

    Verzichte auf jede finanzielle Unterstützung für ihn,laß sein Auto dort stehen,wo er es vor seiner Trinkerei hingeschafft hat und mach ihm klar,daß dein Haus für ihn im betrunkenen Zustand tabu ist.

    Solange er weiß,daß er Hilfe bekommt,von dir oder seiner Freundin,wird sich gar nichts ändern.

    Ich habe hier im Forum viel gelesen und vieles dazugelernt.

    Wünsche dir ganz viel Kraft und achte bitte auf DICH.

    Liebe Grüße,Maritha

  • Liebe Maritha,

    Ich habe deinen Nachrichten Verlauf gelesen und dachte, es geht uns ähnlich. In der Theorie sind die Handlungswege, auch die eigenen, ganz klar, aber die Praxis sieht so viel schwerer aus...

    Die Sucht hat schleichend eine Wendung genommen und nun glaube ich, dass er selbst gar nicht mehr diesen Kreislauf unterbrechen kann, in dem er steckt.

    Nach seiner heftigen Eskalation gestern ist er in seinem Garten. Er hat weder Auto noch Fahrrad dort, worüber ich ganz froh bin.

    Ich bin jederzeit bereit, ihn mit offenen Armen aufzunehmen und zu unterstützen, wenn er denn meine Hilfe braucht, aber mal ein Tag ohne Fiasko stärkt mich in dem Gedanken, ihn auflaufen zu lassen . Auch wenn es sehr weh tut.

    Ich werde weiter berichten, momentan lecke ich meine seelischen Wunden und versuche, mich nicht zu sehr runter ziehen zu lassen. Es ist wirklich ein Problem langsam, dass ich mich von anderen distanziere und selbst in Lethargie gefangen bin. Ich weiß, daß ist nur eine Phase und morgen geht es mir besser, aber traurig ist es allemal, dass ich das zulassen, dass es mein eigenes Leben so sehr beeinträchtigt.

    Viele liebe Grüße

    Ruth

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