NurBier67 - Ratlos und wütend

  • Nun, das war das erste Mal, dass wir durch seine Sucht ausgeschlossen wurden. Die hatten Angst, dass mein Mann sich im Laufe des Tages nicht benehmen würde. Und geschockt, weil ich mit ihm ausgeladen wurde. Seine Sucht hat auch mich ausgeladen...

  • Das mit der Ferienwohnung ist mal konsequent... :thumbup:

    Kannst du dir vorstellen, ihn aus der Ferne zu lieben?

    Also nicht jetzt dauernd zu ihm hin wandern und nachsehen, ob er Hilfe braucht?

    Ja klar braucht er die. Aber nicht von Angehörigen, sondern wenn er trocken werden will, dann läuft das über Hausarzt, Entgiftung usw. usw. Das ist aber sein Job.

    Seine Tochter und jetzt auch du haben ihm nicht durch Reden, sondern durch Taten gezeigt, daß ihr keinen Bock mehr habt. Versucht dran zu bleiben, für euch. Sonst zieht er euch mit runter.

    Viele liebe Grüße, Linde


    P.S. Ich mag dich nicht mit deinem Usernamen ansprechen. :oops: Der ist so negativ.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Trinkmengen kontrollieren, Flaschenverstecke suchen, Leergut zählen

    - Versuchen das Trinken zu vertuschen

    - Schweigen gegenüber anderen

    - Dem Alkoholiker die angeblichen Gründe seines Trinkens aus dem Weg zu räumen

    - Ihn vor Kindern, Kollegen und Chef zu entschuldigen

    - Eigene soziale Kontakte aus Scham zu vernachlässigen

    - Eigene Interessen nicht mehr wahrnehmen, stattdessen sich nur noch um den Alkoholiker kümmern

    Das ist die Definition hier im Forum bezüglich Co-Abhängigkeit: ausser dem letzten Punkt trifft nix auf mich zu und das wundert mich. Ich lasse ihn trinken, verschweige das auch nicht in der Öffentlichkeit (er steht auch dazu). Es trifft nur der letzte Punkt zu. Ich habe nur noch Augen für ihn. Außer auf der Arbeit...Boah Leute, ich bin so durcheinander...

  • Ich kann die Angst der Tochter sehr gut verstehen. Zum Glück hat sie so gehandelt.

    Das war bestimmt schon schlimm genug für sie, aber an so einem Tag permanent Angst zu haben, dass er sich daneben benimmt, wäre sicher noch schlimmer gewesen. So ein Horror.

    Und wenn er es nicht mal für die Hochzeit seiner Tochter schafft, sich zusammenzureißen. Worauf hoffst oder wartest du tatsächlich noch?

    Er wird komplett durch die Sucht bestimmt, nichts anderes zählt in seinem Leben. Gar nichts.

    Gut, dass du dir die Ferienwohnung genommen hast. Hoffentlich wird dir bald klar, dass du ihm nicht helfen kannst, außer damit, ihn komplett in Ruhe zu lassen.

  • Und dabei selbst immer kränker und unglücklicher werden? Und ihm die Chance verwehren, dass er vielleicht doch noch aufwacht? Du unterstützt ja seine Sucht mit deinem Verhalten und machst es noch schlimmer.

  • " Aus der Ferne lieben" das hört sich gar nicht so schlecht an! Es gibt ja schließlich Whatsapp. Und wenn er Hilfe braucht, also richtige Hilfe, dann kann er mir das ja signalisieren... hat jemand damit Erfahrung??

  • Panama, du meinst, ich unterstütze ihn noch dadurch, dass ich ihn so betüdeln will. Er will das, glaube ich, selbst nicht. Ich kann mich an die Worte meiner Psychiaterin erinnern, dass man erst dann tätig wird, wenn man ganz unten ist, wenn es wehtut...

  • Mit deiner Pflege verhinderst du seinen Tiefpunkt und hilfst indirekt mit, daß er bequem seiner Sucht nachgehen kann.

    Für manche Alkoholiker ist der Tiefpunkt ihr Wendepunkt, an dem sie von sich aus ärztliche Hilfe suchen.

    Andererseits gibts keine Garantie, daß wenn du mit deiner gutgemeinten Hilfe aufhörst, daß er "aufwacht". Es kann sein, daß er einfach immer und immer weiter trinkt. Das weiß man nie, aber es ist seine Entscheidung.

    Mach doch mal 14 Tage dein Ding und lasse ihn machen. Vielleicht kommt er in die Eigenverantwortung.

    Körperpflege, Geld, Heizung, Einkauf, Kleidung.......... Lass ihn einfach mal machen.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich kann ihm nicht helfen....das ist so furchtbar! Aber ich kann ihn doch begleiten bei seinem Abstieg. Vielleicht dafür sorgen, dass er was isst, oder sich pflegt oder...

    Kannst du machen, aber das verlängert das Leiden. Hilfe durch Nichthilfe ist das Zauberwort. Und zwar in deiner Rolle als CO und in seiner Rolle als Alkoholiker. Zwei Ertrinkende können sich nicht lange über Wasser halten.

    Ein Alkoholiker kann sich nur selbst helfen. Er weiß genau, was zu tun ist, ohne den Partner mit vor den Karren zu spannen.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Wisst ihr eigentlich, dass ihr mir hier gerade richtig helft? Das ich mich zurücknehmen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Seine ganze Familie hat sich von ihm zurückgezogen. Die Kinder wollen mit ihm nichts mehr zu tun haben und seine 81 jährige Mutter hat nur gute Wünsche und Hoffnung für mich. Ich stehe hier ganz alleine...

  • Das ist die Definition hier im Forum bezüglich Co-Abhängigkeit: ausser dem letzten Punkt trifft nix auf mich zu und das wundert mich.

    Unterstützendes Verhalten deinerseits :

    - Besuch deiner Eltern abgesagt, weil du dich nicht schämen wolltest

    - du hast dich beim Besuch eines Freundes geschämt, weil er zwei Tage dieselben Klamotten anhatte, und die dann noch einen weiteren Tag

    - warst krank, konntest nicht arbeiten und pflegst zwei Wochen den Garten, vermutlich alleine, ohne sein Hilfe. Nimmst ihm die Verantwortung ab.

    - kutschierst ihn durch die Gegend, damit er nicht seinen Lappen riskiert, da er ja trinkt

    - im Urlaub hast du ihn kontrolliert, ob er sich benimmt, damit du dich nicht schämen musst

    - du hast ihm zum Sex zur Verfügung gestanden, obwohl der nicht so gelaufen ist, wie du das gerne gewollt hast. Jeden Tag.

    - lässt zu, dass er dich beim Autofahren permament kritisiert, und dabei bist du es, die ihn kutschiert, weil er nicht fahren kann. Lässt dich fast aussetzen, obwohl du ihn hättest stehen lassen sollen

    - du guckst dir an, dass er nach Frauen im Internet sucht

    Und das sind nur die paar Sachen, die du hier beschrieben hast. Möchte gar nicht wissen, was da bei euch alles abgelaufen ist und abläuft.

  • Weil du ihn trotz allem liebst? Weil du es dir schönredest? Weil du es nicht wahr haben willst? Weil es dir vielleicht auch ein kleines bisschen gefällt, dass du die einzige bist, die er noch hat?

    Du hast von deiner Psychaterin geschrieben? Bist du noch in Behandlung?

  • Tja...so läuft es halt...

    Der Säufer vergisst, was er im Suff wieder angestellt hat.

    Der CO offensichtlich ebenso.

    Es wird immer und immer wieder alles verziehen, um ja nicht selbst handeln zu müssen.

    Beide sind abhängig. Der Säufer vom Alk...der CO vom Säufer.

    Steigt keiner aus der kranken Beziehung aus, bleibt alles wie es ist.

    LG Sunshine

  • Gibt es eine Co-Demenz? Das ich alles vergesse, was er mir antut? Das ist ja fürchterlich...

    Möglich🤔 ich glaube eher, wir Cos rutschen da so step by step hinein. Die regelmäßigen Grenzüberschreitungen der Trinker werden irgendwann zur Gewohnheit und die Nulllinie wird immer weiter nach unten korrigiert. Wahrscheinlich sind wir viel zu empathisch und der Wunsch jemanden zu retten ist viel zu groß, warum auch immer. Ich habe mich lange gefragt, warum ich einfach nicht genug Wut bekomme um meine Grenzen zu verteidigen. Bei mir war da fast immer nur Traurigkeit.

  • Steigt keiner aus der kranken Beziehung aus, bleibt alles wie es ist.

    LG Sunshine

    Dafür muss man ja erstmal wissen, dass die Beziehung krank ist.

    Ich denke, man rutscht da "einfach so" rein, weil immer denkt, man könnte helfen und muss sich nur genug anstrengen, dann wird der Andere sich schon helfen lassen. Woher soll man denn wissen, dass das genau das falsche ist? Dass man es damit schlimmer statt besser macht? Man will helfen, erreicht aber genau das Gegenteil. Aber wie gesagt, woher soll man das als Angehöriger wissen?

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