SoberMum - Real life Trigger

  • Liebe Mitglieder,

    ich bin 34 Jahre alt und wohne in Berlin. Ich habe zwei kleine Kinder und bin verheiratet. Problematischer Umgang mit Alkohol zieht sich durch mein Leben, wie ein roter Faden. Ich habe als Kind sehr unter meiner alkoholkranken Mutter gelitten. Leider war ich, seitdem ich im Teenageralter war, dem Alkohol auch sehr zugetan. Da ich meine beiden Jungs über alles auf der Welt liebe und für sie immer die präsenteste, klarste Mami sein möchte, die ich nur sein kann, bin ich nun seit 87 Tagen nüchtern. Gerne würde ich auch zu real life Meetings gehen, aber unser straffer Zeitplan lässt das leider gerade nicht zu. Ich wünsche mir aber sehr einen Ort für Austausch und hoffe dies hier zu finden.

    Vielen Dank für die Aufnahme.

    SoberMum

  • Hallo SoberMum,

    willkommen in unserer Selbsthilfegruppe!

    Hier kannst Du rund um die Uhr Deine Gedanken und Fragen loswerden.

    So gesehen bist Du hier völlig richtig und gut aufgehoben!

    87 Tage ohne Alkohol, das ist super.

    Wie hast Du die Anfangszeit geschafft, warst oder bist Du in ärztlicher Begleitung?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Elly,

    vielen Dank für die schnelle Antwort.

    Mir ging es eigentlich ganz gut. Ich habe keine körperliche Abhängigkeit gehabt. Ich habe mir viel Literatur besorgt und Podcasts gehört und mich ein wenig mit den 12 Schritten (in Eigenregie) beschäftigt. Damit bin ich eigentlich ganz gut zurecht gekommen.

    Nun geht allerdings langsam die Gewohnheit los. Bzw. ist alles nicht mehr aufregend und neu und das verunsichert mich. Bzw. habe ich Angst, dass mich das übermütig werden lässt und ich doch wieder zurückfalle, weil ich aufhöre wachsam zu sein. An der Stelle brauche ich wohl Unterstützung.

  • Das ist eine gute Idee von Dir. Unterstützung kannst Du bei uns in vielfältiger Weise finden.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Klicke die Bewerbung an und schreibe kurz etwas dazu.

    Du wirst dann für den offenen Bereich freigeschaltet und der Austausch kann gleich starten.

    Hast Du Dich schon ein wenig unter "Artikel" ob im blauen Reiter umgeschaut? Da gibt es

    viele Tipps und Anregungen. U.a. den Notfallkoffer und auch die Grundbausteine.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Gern geschehen, SoberMum. :)

    Du bist jetzt freigeschaltet und hier geht es für Dich weiter.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Guten Abend ihr Lieben,

    ich bin seit 87 Tagen nüchtern. Bisher kannte ich Trigger nur als eine "passive" Bedrohung. In meinem Kopf kam, beispielsweise, der Gedanke beim nächsten Besuch beim Italiener kein Glas Wein zur Pizza zu trinken und dieser nüchterne Ausblick in die Zukunft hat mich stark getriggert und mich traurig gemacht, konnte mir aber im Hier und Jetzt nichts anhaben. In diesem Moment, will ich ja gar nicht trinken. Also, keine reelle Gefahr.

    Heute bin ich das erste Mal wirklich in Versuchung geraten. Ein Kindergeburtstag ... und nach einer Weile wurde allen Eltern ein Glas Crémont eingeschränkt. Nur ein Minigläschen, mit dem wäre ich sowieso nie zufrieden gewesen. Aber ich war traurig nicht dazuzugehören und es war eine starke Überwindung zu sagen, für mich nicht. Ich kenne die Leute nicht so gut und ich hatte Angst mich erklären zu müssen. Für diese Situation hatte ich noch gar keine gute Erklärung. Kurz dachte ich, einfach dieses Minigläschen zu trinken. Es hätte mir nicht viel anhaben können, so dachte ich.

    Aber ich habe tapfer gesagt, für mich nicht. Der Papa hat etwas irritiert, ok, gesagt, aber keine weiteren Fragen gestellt. Auch sonst hat mich keiner darauf angesprochen.

    Aber die Situation hat mich schon nachhaltig verunsichert und ich fühle mich, wegen ca. 100 ml süßen Sektes, als wäre ich von der Spielfläche entfernt worden.

  • Linde66 18. Oktober 2022 um 21:14

    Hat den Titel des Themas von „SoberMum - Vorstellung“ zu „SoberMum - Real life Trigger“ geändert.
  • Hallo SoberMum,

    auf einem Kindergeburtstag hast du eher nicht mit Alkohol gerechnet?

    Ich finde das befremdlich in der Anwesenheit von Kindern zu trinken und dann hinterher noch Auto zu fahren. Aber es gibt nichts, was es nicht gibt...

    87 Tage sind deine Basis. Bleib dran!


    Bitte schreibe hier in deinem Thema weiter, damit es übersichtlich bleibt. Ich habe alles zusammengefügt und die Überschrift angepaßt.

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Aber die Situation hat mich schon nachhaltig verunsichert und ich fühle mich, wegen ca. 100 ml süßen Sektes, als wäre ich von der Spielfläche entfernt worden.

    Das dachte ich auch mal, bis mir auffiel, daß ich mich gedanklich entfernte, den anderen war es völlig egal.

    Wenn ich als Autofahrer oder weil`s mir einfach nicht gut ging, höflich ablehnte, hatte ich nie dieses Gefühl der Ausgrenzung. Komisch was wir uns alles einreden...

    Glückwunsch zum ersten ¼ Jahr!!!

  • Hallo SoberMum,

    wenn sich alle ein Zellgift reinschütten und Du nicht, kannst Du eher mächtig stolz auf Dich sein.

    Den anderen Menschen (wenn sie nicht selbst ein Problem damit haben) ist es recht egal, ob Du was trinkst oder nicht.

    Gleich mal ein Tipp. Nimm Dir einfach ein Glas mit Alkfreiem in die Hand. Dann ist schon "besetzt". Und sollte Dir dann jemand dennoch etwas anbieten, brauchst Du nur kurz die Hand mit dem Glas ein Stück höher zu heben.

    Glückwunsch zu drei Monaten. :thumbup:

    VG Alex

  • Hallo SoberMom,

    willkommen in der online-SHG und Glückwunsch zu deinen ersten nüchternen Wochen.

    Mir erging es auch so, dass ich am Anfang traurig war, keinen Wein mehr trinken zu dürfen, ausgeschlossen zu sein. Aber das hat sich komplett geändert. Den meisten Menschen ist es eh egal, ob wer was trinkt. Oft sind es die, die selbst einen problematischen Umgang mit Alkohol haben, die darauf anspringen.

    Die erste Situation hast du gemeistert. Dieser kleine Schluck Sekt hätte fatal enden können. Dann springt das Suchtgedächtnis an und wenn das kleine Gläschen geht, dann ist ein ganzes auch ok…

    Du kannst, wie vorgeschlagen, vorher schon etwas Alkoholfreies in der Hand haben oder eben einfach ablehnen. Vielleicht direkt um ein Glas Wasser bitten „gegen den Durst“. Dann ist das Thema auch oft gleich erledigt.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Vielen Dank für all den lieben Zuspruch. Ihr habt alle vollkommen recht und in der Theorie, weiß ich das ja auch. Es ist einfach die Macht der Gewohnheit. Und tatsächlich hat ist es ja auch schwierig sich mit den "Nichttrinkenden" zu identifizieren. War es doch so lange identitätsbildend, die zu sein, mit der man immer einen trinken kann. Da muss ich mir wohl wirklich mal überlegen, wer ich jetzt bin / sein möchte.

    Vielleicht habt ihr noch einen Tipp für mich. Mir haben die Sober Diaries von Clare Pooley sehr weitergeholfen. Kennt ihr vielleicht ähnliche Bücher? Gerade lese ich Quit like a women von Holly Whittaker. Aber mit hier finde ich mich nicht ganz so gut wieder. Ich bin halt, momentan, eine Vollzeitmami. :D

  • Thalia1913
    12. Oktober 2021 um 07:38

    Hier ist sie die Liste!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • ... Ihr habt alle vollkommen recht und in der Theorie, weiß ich das ja auch. Es ist einfach die Macht der Gewohnheit. Und tatsächlich hat ist es ja auch schwierig sich mit den "Nichttrinkenden" zu identifizieren. War es doch so lange identitätsbildend, die zu sein, mit der man immer einen trinken kann. ...

    Die Macht der Gewohnheit, gegen diese kämpfte ich auch in der ersten Zeit, ich war es gewohnt, jeden Abend etwas zu trinken … das dauert, sich wieder etwas abzugewöhnen, etwas, was man jahrelang tat, das benötigt Zeit.

    Was mir Anfangs sehr schwer fiel, wurde zunehmend immer leichter, aus anfänglichen Verzicht („Leiden“) wurde ganz langsam Normalität … Gewöhnung … das braucht Zeit und Vertrauen, daß es funktioniert, ich erinnerte mich an die Zeit als ich noch nicht täglich trank, nicht so viel trank … da ging es doch auch – was war jetzt anders? = Nichts, ich war nur anders geworden.

    Gibt dir Zeit und wenn „diese Gedanken“ aufkommen, lenke dich ab, beschäftige dich, das funktioniert, glaube an dich.

    Ich habe mir auch immer wieder klar gemacht, daß mich mit niemanden „identifizieren“ muß, daß ich ich bin und eben nicht ein Außenseiter, nur weil ich keinen Alk. trinke. Diesen Blödsinn kann man sich einreden, warum aber?

    Daß ich auch O-Saft zur Pizza beim Italiener trinken kann, so wie es tausende Andere auch tun, die auch nicht komisch angesehen werden.

  • Hallo SoberMom,


    einen Tip habe ich nicht, aber einen Gedankengang:


    Eigentlich ist es ganz einfach: einfach nicht trinken, einfach aufhören mit dem, was man sich die letzten Jahre angewöhnte.

    Wenn der Körper entgiftet ist, so nach 10 … 20 Tagen, dürfte das doch gar nicht so schwer sein.

    Was passiert da im Kopf? Warum lässt einem der Gedanke an Alkohol nicht los? Warum ist der Wunsch, der Drang nach Alk. so groß. Warum glauben wir, wider besseren Wissens, es muß Alkohol sein, der hilft uns (warum eigentlich hilft Alk., was ändert sich?)?

    … wir werden ruhiger, entspannter … ist das wirklich so oder reden wir uns das ein?

    Ich kann mir künstlich Stress machen, ich kann mich in eine fiktive Situation hineinsteigern, so sehr, daß die Herzfrequenz steigt, ich immer unruhiger werde, ja fast schon panisch werde. Wir kennen das alles aus Kindertagen oder von anderen/ unseren Kindern, die in einer scheinbaren Notsituation sind … sie haben Angst, sind hilflos und steigern sich immer mehr hinein.

    Wir Erwachsenen beruhigen, lenken die Kinder ab, versuchen sie zu überzeugen, daß es ja soooo schlimm nicht ist, … tief durchatmen, etwas trinken, sich bewegen (Sauerstoffzirkulation), Ortswechsel, Blödsinn machen = lachen. Schaffen kleine Erfolgserlebnisse.

    Ja, wir Erwachsenen können es (na ja … nicht alle).

    Sind wir selbst in einer „Notsituation“ , wir dürfen keinen Alkohol trinken (sehr grosse Not – vorsicht: Ironie!), versagen wir, wir steigern uns hinein, machen uns Stress, Suchtdruck, fühlen uns ausgeschlossen, obwohl wir dabei bleiben dürfen,

    Was läuft da verkehrt in unserem Kopf? Was uns bei Kindern (den kleinen, liebenswerten Idioten*) gelingt, daran scheitern wir selbst, und steigern uns hinein, fühlen uns ausgeschlossen u. ä..


    * für alle Empörer: ich hätte auch ein anderes Wort nehmen können, tat ich aber nicht :lol:

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