Franzi - Ehemann trinkt

  • Hallo,

    mein Name ist Franzi. Mein Mann trinkt seit Jahren regelmäßig, auch tendenziell zu viel und mittlerweile ist es definitiv eine ausgeprägte Sucht. Er trinkt eigentlich ausschließlich Bier, aber davon reichlich. Arbeitstechnisch funktioniert er, nach Feierabend geht es dann jedoch gleich los. Am Wochenende auch teilweise schon vormittags. Genau weiß ich es nicht, weil ich ihn nicht bewusst kontrolliere, allerdings habe ich ihn ein paar mal zufällig „in flagranti“ erwischt und die Mengen an Leergut, die sich im Keller sammeln, sind aussagekräftig genug.

    Wir haben zwei kleine Kinder. Er will laut eigener Aussage nicht aufhören. Und damit wäre der Weg eigentlich klar, aber momentan schaff ich es noch nicht, die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Ich habe Angst, ziehe den Kopf ein und verdränge. Und das ist falsch. Es fällt mir auch schwer darüber zu reden. Daher erhoffe ich mir hier Impulse, irgendwie weiter zu kommen.

  • Hallo Franzi,

    herzlich willkommen hier bei uns.

    Hier kannst du eine ganze Menge lernen. Es gibt ja extra den Bereich für die Co-Abhängigkeit. Da kannst du sehr viel nachlesen. Ältere Beiträge sowie gerade aktuelle Themen.

    Bestimmt begrüßt dich gleich auch ein Mod und du kannst dich zukünftig mit allen im forum austauschen.

    Ich wünsche dir ein gutes Ankommen hier.

    Liebe Grüße

    Twizzler

  • Hallo Franzi,

    herzlich Willkommen in unserer Onlineselbsthilfegruppe.

    Die Loslösung aus einer solchen Beziehung ist sehr schwer, und es macht auch große Angst. Es ist gut, das du dich hier gemeldet hast.

    Für den weiteren Austausch schicke ich dir den Bewerbungslink für den offenen Bereich, dort beginnt dann der Austausch mit den anderen.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    lg morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Franzi.

    Ich sitze im gleichen Boot wie du und hoffe für dich, dass du hier einige Infos und Ratschläge sammeln kannst um deinem Weg zu finden.

    Ich denke, die Tatsache zu erkennen dass der Partner ein Alkoholproblem hat,ist der erste Schritt. Den zweiten hast du ebenfalls bereits getan und zwar mit ihm zu reden. Da die Einsicht fehlt wirst du jetzt eine andere Denkweise brauchen um dein Leben neu zu sortieren.

    Bezüglich der Angst, die ich ebenfalls sehr gut kenne, kann ich dir selbsthilfegruppen oder soziale Beratungsstellen oder auch Psychotherapeuten empfehlen.

    Es braucht Zeit. . .

    Alles Liebe

  • Hallo Franzi

    Auch ich sitze im selben Boot. Ich tauge eher nicht als Vorbild, ich habe mich nämlich bis heute nicht definitiv von meinem „xy“ getrennt, obwohl das eigentlich mein Wunsch wäre.

    Trotzdem wollte ich dir von meiner Erfahrung berichten, da ich vor knapp 10 Jahren an einem ähnlichen Punkt war wie du gerade beschreibst. Mein xy hat bei der Arbeit funktioniert, zu Hause hat er aber bei genauem Hinschauen eigentlich immer ein Bier am Laufen gehabt. Da er Pegeltrinker ist, war er tags über, abgesehen von einem kleinen Mittagsschlaf, oft gut gelaunt bis witzig, gegen Abend aber immer müde (wegen der vielen Arbeit, klar). Er hat oft schon um 19:00 tief und fest sehr laut schnarchend auf der Couch geschlafen. Nachdem ich im Bett war hat er sich dann nochmal ein paar Bier reingezogen und stundenlang TV geschaut. Er ist an Wochenenden nie vor 10:00 Uhr aufgestanden. Natürlich durfte der müde Herr nicht geweckt werden, auch nicht von den Kindern, sonst war Polen offen. Er brauchte schliesslich Schlaf, wegen der vielen Arbeit unter der Woche. Unternehmungen als Familie endeten immer im Restaurant bei einem Bier. Oft führten sie auch direkt da hin. Er hat mir Jahrelang eingeredet, dass das alles absolut normal sei. Im Nachhinein verstehe ich selber nicht mehr, wie ich mir das einreden lassen konnte. Ich war ein Teil seines Trinksystems ohne es zu merken.

    Ich würde dir dringend raten in dich zu gehen und zu überprüfen ob irgendwelche Vorgänge in euerm Zusammenleben, ganz unabhängig von seiner Meinung, in dir ein seltsames Gefühl hinterlassen oder gar nicht zu dir passen.

  • Hallo Franzi,

    Fühle dich zunächst erstmal gedrückt. Ich verstehe dich sehr gut.

    Mein Mann und ich haben zwei kinder, eines davon ein Kleinkind. Seit ich meinen Mann kenne, trinkt er oft und gerne, und auch nicht wenig. Früher habe ich gerne mitgemacht, seit die Kinder da sind war das bei mir aber sofort vorbei….bei ihm leider nicht. Es gab Zeiten, in denen er wenig bis gar nichts getrunken hat und dann wieder Zeiten, an denen er quasi täglich betrunken war. Zuerst offen, dann heimlich. Die Flaschen-und dosenberge im Keller wachsen, überall finde ich verstecke. Auch er funktioniert, geht zur Arbeit, hält Termine ein. Aber manchmal schläft er auch um 19.00 betrunken auf dem Sofa eine. Und manchmal steigt er mit einer Fahne aus dem Auto aus.

    Bei ihm ist es mittlerweile so, dass er denke ich gemerkt hat, dass er da ein Problem hat. Er reißt sich zusammen, aber ich befürchte, dass er das wegen mir macht, um Konflikte zu vermeiden, und nicht für sich.

    Häufig zweifele ich an meiner Wahrnehmung, bin unsicher, ob ich das nicht alles viel zu eng sehe.

    Seine Herangehensweise ist es, dass er es schaffen möchte, ab und zu mal was zu trinken und das war’s. Ob das geht? Keine Ahnung…wahrscheinlich eher nicht.

    Ich habe lange Zeit nichts gesagt, hab es mit mir selbst ausgemacht. Irgendwann ging das nicht mehr und ich habe mich einen guten Freund, dem besten Freund meines Mannes anvertraut. Und siehe da: für ihn war das keine Überraschung. Und es tat so gut, einfach, weil ich gemerkt habe, dass ich es eben nicht übertreibe, es zu eng sehe, mich irre. Meine Wahrnehmung war völlig richtig…

    Zur Zeit reißt er sich wie gesagt zusammen, und auch ich bin noch nicht an dem Punkt, Konsequenzen zu ziehen. Noch habe ich die Hoffnung, dass er es schafft, und noch ist die Angst vor diesem Schritt größer, als die Angst davor, dass sich nichts ändert.

    Liebe Grüße, Becca

  • Hallo,

    vielen Dank für eure Nachrichten!! Ich bin nicht verschwunden, nur komme ich diese Woche mit 2 kranken Kindern und selbst erkältet zu nichts und leider auch nicht dazu mehr zu schreiben. Danke erstmal und bis bald.

  • Hallo ihr,

    jetzt habe ich lange nichts und eigentlich noch so gar nicht richtig etwas geschrieben.

    Aber diese irrsinnige Sprachlosigkeit in Bezug auf Probleme - mit meinem Partner insbesondere - ist eine meiner ganz großen Baustellen. Ich habe viel gelesen im Forum und mich erschrocken, wie ich das eigene Erleben in den verschiedenen Geschichten immer wieder in gewissen Teilen gespiegelt bekomme. Dieses Hoffen, Nichtstun, Abwarten, sich wie gelähmt fühlen, den Absprung wieder und wieder verpassen, immer wieder Rücksicht auf alles und jeden nehmen… und selber irgendwie funktionieren auch wenn man eigentlich gar nicht mehr kann. Zumindest fühle ich mich viel zu oft so.

    Mein Mann trinkt nach wie vor, nach außen hin keinerlei Bedürfnis nach Änderung. Ein paar Wochen sind friedlich, „normal“, dann gibt es wieder einen Abend mit Eskalation - dh Beleidigungen, im schlimmsten Fall wird er total aggro und dann hilft nur - aus dem Haus und Weg. Ich verziehe mich dann ins Bett (er schläft in einem anderen Zimmer, weil ich ihn nicht mehr betrunken im Schlafzimmer haben möchte).

    Ich entwickle mich wirklich gefühlt im absoluten Schneckentempo. Vor zwei Jahren sind Dinge passiert, die würde ich niemals mehr mitmachen. Ich habe schon ein paar Grenzen setzen können. Trotzdem ist es eigentlich hoffnungs- und zukunftslos, wie es jetzt ist. Ich hoffe diese Sprachlosigkeit (immer wenn ich mich jemandem geöffnet habe, ist mir das natürlich zum Vorwurf gemacht worden), dass ich irgendwie mit niemanden drüber reden kann wie es bei uns daheim teilweise läuft, hier im Forum und endlich mal beenden zu können. Ich hoffe dass war jetzt nicht zu wirr alles…

  • Hallo Franzi,

    da fällt mir die Definition von Wahnsinn ein: Immer das gleiche zu machen und ein anderes Ergebnis zu erhoffen/erwarten.

    Wie lange soll es so weitergehen? Denk mal an eine etwas längere Zeitspanne. Siehst du dich in 5 Jahren noch in dem selben Hamsterrad?

    Geh mal oben auf dein Profilbild (Kontrollzentrum). Da steht bei mir auch der Button "Abmelden". Das müsste das Log-Out sein.

  • Und ansonsten hast du auch recht. Zumindest mache ich tatsächlich (im kleinen) nicht immer das gleiche. Den großen Schritt habe ich (noch) nicht geschafft. Aber mein Verhalten bzw meine Reaktionen habe ich teilweise verändert. Früher dachte ich tatsächlich ich könnte ihm mit Vernunft beikommen - nur genug und geduldig reden, dann siegt die Vernunft. Das war wohl nichts. Ich versuche mich nicht darauf einzulassen und wenn er vor den Kindern irgendwas anfängt, sind wir direkt weg.

    Nichtsdestotrotz stimmt es: wo sind wir in 5 Jahren… bei der Abwärtsentwicklung, die körperlich und geistig zwangsläufig kommt (und wahrscheinlich auch bei mir, zwar anders, aber trotzdem), darf ich eigentlich nicht länger den Kopf einziehen. Warum fällt „uns“ (das fällt ja in vielen Threads auf) nur so schwer?

  • Und ansonsten hast du auch recht. Zumindest mache ich tatsächlich (im kleinen) nicht immer das gleiche. Den großen Schritt habe ich (noch) nicht geschafft. Aber mein Verhalten bzw meine Reaktionen habe ich teilweise verändert. Früher dachte ich tatsächlich ich könnte ihm mit Vernunft beikommen - nur genug und geduldig reden, dann siegt die Vernunft. Das war wohl nichts. Ich versuche mich nicht darauf einzulassen und wenn er vor den Kindern irgendwas anfängt, sind wir direkt weg.

    Nichtsdestotrotz stimmt es: wo sind wir in 5 Jahren… bei der Abwärtsentwicklung, die körperlich und geistig zwangsläufig kommt (und wahrscheinlich auch bei mir, zwar anders, aber trotzdem), darf ich eigentlich nicht länger den Kopf einziehen. Warum fällt „uns“ (das fällt ja in vielen Threads auf) nur so schwer?

    Die Antwort ist einfach und erschreckend: weil auch die Angehörigen mit erkranken, deswegen heißt es auch Co-Abhängigkeit. Da ich selber Co- Abhängig war/bin (ich Leben mit einem trockenen Alkoholiker, da ist immer ein Damokles-Faktor dabei) würde ich soweit gehen, dass wir Co-abhängigen sogar noch einen größeren Badscher haben. Obwohl wir nicht körperlich abhängig sind, binden wir uns freiwillig, oft bis zur Selbstaufgabe, an den Alkoholiker und gehen dabei mit unter. Absolut irre ist das! Und sich daraus zu befreien ist meist schwerer, als vom Alk loszukommen, denn während hier nur auf Alkohol verzichtet werden muss, muss der Co-Abhängige häufig (und unverschuldet) seine gesamtes Leben auf den Kopf stellen, um aus der Sucht rauszukommen (inklusive neuer Wohnung etc) Das macht es, zusätzlich zur psychischen Abhängigkeit, unfassbar schwer.

    Und dennoch:in den meisten Fällen ist das der einzige und schnellste Weg, wieder glücklich und frei zu sein

  • Hi, muss mich kurz einklinken.

    "Nur auf Alk verzichten" klingt doch etwas lapidar.

    Zu denken, daß das Leben einfach normal weitergeht, ist absolut nicht wahr.

    Wie kommst du darauf Mona ?

    Oder warst du auch Alkoholikerin?

  • Es sind ja auch nicht alle Alkoholiker körperlich abhängig. Die körperliche Abhängigkeit ist doch gar nicht das Hauptproblem, wenn ich das richtig sehe. Denn die ist ja nach einer Entgiftung vorbei, die psychische Abhängigkeit ist doch das, was den Süchtigen immer wieder zum Suchtmittel greifen lässt. Oder sehe ich das falsch.

    Außerdem muss ja nicht zwangsweise der Co-Abhängige eine neue Wohnung suchen. Es kommt auf die Umstände an, aber in vielen Fällen könnte ja auch der Alkoholiker gehen und sich eine neue Bleibe suchen.

  • Hera diese Diskussion hatte ich live in einer SHG mit Alkoholikern- es repräsentiert vor allem ihre Aussagen, die ich als sehr nachvollziehbar empfinde. Die körperliche Abhängigkeit beim Alkohol ist immer da- auch wenn sie äußerlich symptomlos abläuft. Das Craving wird, ähnlich wie bei Opioden, durch eine Neurotransmitterimbalance ausgelöst- nur dass es eben andere Neurotransmitter als bei Opioden sind.

    Bei Co-abhängigen besteht, Kenntnisstand heute, keine Neurotransmitterimbalance.

    Bzgl der Wohnungssuche: das ist möglicherweise stark durch die Fälle im Forum geprägt- hier spielt das oft eine Rolle.

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