Svenja744 - Neues Jahr neues Glück?

  • Hallo zusammen,

    Heute ist was passiert. Er hat sich unmittelbar nach der spontanen Trennung von mir bei einem Dating Portal gemeldet. Mit falschem Wohnort, komischen Angaben und das schlimmste: mit Bildern, die ich von ihm in einem gemeinsamen, schönen Kurzurlaub gemacht habe. Er wurde heute von einer Freundin entdeckt.

    Das haut mich dermaßen um, ich krieg kaum Luft...hat jemand sowas erlebt?

    Warum tut das so weh??...ich weiß doch, dass er krank ist... und will ihn ja auch nicht mehr zurück

  • Er weiß, dass er alleine nicht klar kommt. Als ich mit meinem xy zusammengekommen bin, meinte seine Bankberaterin, dass er doch immer wieder eine Frau findet, die sich um ihn kümmert. Als ich ihn mit meiner Trennung unter Druck setzen wollte endlich in den Entzug zu gehen, war da schon die Liebe Nachbarin da, die sich um ihn kümmerte und somit meinen Versuch untergrab.

    Er braucht und sucht jemanden weil Du ja nicht mehr zur Verfügung stehst.

    Es tut weh so austauschbar zu sein, aber die Sucht ist stärker.

  • Hallo wieweiter,

    Erst mal mein Beileid zu deinem Verlust. Habe deinen Strang sehr betroffen verfolgt und kann mir vorstellen wie es dir geht...

    Ich verstehe es einfach nicht, er hätte mich ja nicht austauschen müssen. Aber vermutlich wurde ich zu unbequem, oder? Hab ihn ja quasi enttarnt und er musste befürchten, dass ich Schluss mache.

    Ich hab die ganze Nacht wachgelegen und stehe völlig neben mir...es tut trotzdem so weh

  • Gestern bin ich einen großen Schritt gegangen. Ich habe meine Sachen aus seiner Wohnung geholt, ihm Dinge von ihm hingelegt, die ich nicht mehr um mich haben will, seinen Schlüssel dort liegen lassen und ihn blockiert.

    Das hab ich in 4 Jahren noch nicht geschafft, die Türe zuzumachen und eine Grenze wieder zu errichten.

    Bin jetzt ein kleines bisschen stolz und erleichtert auch wenn das natürlich durchmischt ist mit Wut und Trauer.

  • Lieber lass ich mich verletzen als dass ich verletze, hab ich festgestellt.

    Dieser Satz hat mich bis ins Mark getroffen . Das geht mir auch so , ich kann das so gut nachvollziehen. Ich lese immer hier mit , wenn ich merke , ich schwächel .

    Das hilft und rüttelt mich selber immer wieder wach. Vielleicht gibt es dir ja auch Kraft .
    LG

    Zabou

  • Danke für eure Antworten. Es gibt mir Mut und Durchhaltekraft was ihr schreibt und ich lese täglich im Forum.

    Vor ca. 1 Jahr habe ich Lanananana s Strang gelesen und hatte noch so was wie Mitleid mit ihrem Ex. Damal war ich noch so sehr mit dem Fokus beim Süchtigen.

    Und jetzt lese ich ihren Strang wieder und feure sie nachträglich innerlich an...ein bisschen stellvertretend dafür, wie ich mich selbst gerade anfeuere.

    Danke Zabou54 es gibt mir wirklich Kraft. Sehr viel sogar!!

  • Jetzt hab ich bald 4 Wochen geschafft. Am Montag habe ich meine Türe sinnbildlich verschlossen und mehrfach verriegelt indem ich meine Sachen geholt habe und ihm den Schlüssel hingelegt. Damit rechnet er nicht, war ich doch bisher allzeit verfügbar, wenn ihm wieder danach war. Inzwischen sehe ich wirklich vieles was passiert ist als psychische Gewalt an.

    Er ist noch in irgendeiner Klinik kommt aber am Wochenende (weiß ich von seinem Sohn) und wird es erst dann sehen. Eine Freundin ist mitgangen an jenem Tag und hat mich in der Wohnung durchgeleitet. Ich war dann doch relativ kopflos....aber komischerweise hat es mich nicht wirklich emotional mitgenommen obwohl es nach ihm roch und wir so viele Stunden dort verbracht hatten. Schöne aber auch nicht so schöne. Ich hatte jedoc gar keinen Bezug mehr zu den schönen Zeiten und erinnerte mich daran, dass ich früher schon immer mal eine innerliche Kälte und Unruhe dort empfand.

    Es war eher befreiend. Die Wohnung war in keinem guten Zustand: Chaos überall, Dreck, Essensreste, voller Müll...und ich hatte die ganze Zeit den Gedanken, wie unschön meine Zukunft an seiner Seite geworden wäre- es ja eigentlich schon war.

    Die letzten Tage gingen auch ganz gut. Ich bin immer noch stolz auf mich und erleichtert weil alle Kanäle dicht sind. Manchmal ärgere ich mich nur, weil mir einfällt, dass ich doch 2,3 Dinge dort vergessen habe 😅 und ich bin oft sehr wütend Und würde ihm gerne mal so richtig die Meinung sagen.

    Bisher klappt alles erstaunlich gut und ich hoffe, es kommt nicht noch ein massiver Einbruch. Eine tiefe Leere ist da, ja. Aber kein Wunsch noch eine Runde zu drehen ( ich habe nachgerechnet: hatte ihn insgesam 6 Mal zurückgenommen!). Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich so zielgerichtet diesen Weg jetzt gehe...

    Wie ist eure Erfahrung, kommt da noch ein größerer emotionaler Absturz oder nicht unbedingt?

  • Glückwunsch zu Deiner Entscheidung! Das ist schön zu lesen, was Du in den letzten Tagen geschafft hast.

    Ob noch ein Absturz kommen wird oder nicht, kann Dir niemand sagen. Vielleicht hilft Dir der Gedanke, dass zum Loslassen auch Trauer gehört und man sich dabei phasenweise sehr besch...fühlen kann. Das ist alles nicht sehr angenehm, aber es geht vorbei. Es braucht eben seine Zeit. Schlimmer als das, was Du mit ihm in der Beziehung erlebt hast, kann es jetzt auch nicht mehr werden.

  • Ja, ich sage mir auch immer, dass es Zeit braucht und ich in 1 Jahr schon ganz anders dastehe. Ich traue mir aber nicht mehr, das macht mir zu schaffen.

    Gestern Abend war ich im Auto unterwegs und hab den Ex an einer Ampel stehen sehen mit seiner Tochter. Er ist ja wohl jedes WE daheim und unter der Woche in einer Klinik.

    Das hat mich leider ziemlich aufgewühlt und ich merke, dass es nicht gut tut. Heute ist da ein riesen Stein im Bauch und neben Wut, dass er " einfach da rumläuft" auch Schuld und Scham.

    Er wohnt leider in meiner unmittelbaren Nähe und ich merke, dass ich noch einen Weg vor mir habe...

  • Und dann diese unbändige Wut: ich weiß, dass er seiner Ex zu wenig Unterhalt zahlt. Und er kommt damit einfach durch.

    Am liebsten würde ich ihr das berichten, und die Ungerechtigkeit macht mich fertig. Aber es ist ja ihre Sache wenn sie nicht zum Anwalt geht und ich glaube, genau das sind die Co Knöpfe, an denen ich arbeiten darf, oder? Nicht meine Baustelle. Das ist hart.

  • Hallo Svenja,

    du hast das System "Coabhängigkeit " erkannt und dass du betroffen bist. Das ist schonmal sehr gut. Und weil du es jetzt weißt kannst du auch was verändern.

    Das ist doch eine gute Aussicht.

    Lieber Gruß Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Hallo Svenja!

    ...genau das sind die Co Knöpfe, an denen ich arbeiten darf, oder? Nicht meine Baustelle. Das ist hart.

    Aber du wirst irgendwann erkennen daß es auch sehr wohltuend sein kann wenn man das Gefühl hat sich nicht um alles und jeden kümmern zu müssen. Das kann sehr befreiend sein.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!


  • Liebe Svenja,

    Glückwunsch auch von mir. Es ist toll, dass Du den Entschluss gefasst hast, etwas zu verändern.

    ich sei die einzige, die immer zu ihm gehalten hätte, die immer für ihn da war, trotz aller Widrigkeiten.


    Beim Lesen Deines Fadens ist mir diese Aussage ins Auge gesprungen.


    Ich bin immer wieder entsetzt, mit welch chirurgischer Präzision das System der Abhängigleit etabliert und aufrechterhalten wird. Meine Mutter (auch ziemlich sicher Co) war mindestens dreißig Jahre darin gefangen. Auch hier konnte man den Wechsel von totaler Zuneigung und Zuwendung (das obige Zitat gabs wohl fast 1:1 von meinem Vater) und Demütigung bis hin zur psychischen Erniedrigung (Täter-Opfer-Umkehr, Selbstmitleid, Schuldfrage) gut beobachten. Es ist eine Form von Gehirnwäsche oder, wie Aurora zutreffend schreibt, psychischer Gewalt. Dadurch wird die eigene Persönlichkeit entwertet und das Leben ganz dem des Alkoholikers untergeordnet. Am Schluss ist nichts mehr da, keine eigenen Hobbys und Leidenschaften, keine Freunde, nichts. So konnte ich das von einer gewissen Entfernung gerade die letzten Jahre in Zeitlupe beobachten.


    Es ist gut, dass Du das System der Coabhängigkeit erkannt hast. Das ist der erste wichtige Schritt zurück in ein selbstbestimmtes Leben!


    Ich drücke fest die Daumen, dass Du Deinen Weg weiter gehst!


    Seb

  • Hallo Seb,

    Danke für deinen Beitrag. Ich hoffe das Zitieren klappt:

    Ich bin immer wieder entsetzt, mit welch chirurgischer Präzision das System der Abhängigleit etabliert und aufrechterhalten wird. Meine Mutter (auch ziemlich sicher Co) war mindestens dreißig Jahre darin gefangen. Auch hier konnte man den Wechsel von totaler Zuneigung und Zuwendung (das obige Zitat gabs wohl fast 1:1 von meinem Vater) und Demütigung bis hin zur psychischen Erniedrigung (Täter-Opfer-Umkehr, Selbstmitleid, Schuldfrage) gut beobachten. Es ist eine Form von Gehirnwäsche oder, wie Aurora zutreffend schreibt, psychischer Gewalt. Dadurch wird die eigene Persönlichkeit entwertet und das Leben ganz dem des Alkoholikers untergeordnet. Am Schluss ist nichts mehr da, keine eigenen Hobbys und Leidenschaften, keine Freunde, nichts. So konnte ich das von einer gewissen Entfernung gerade die letzten Jahre in Zeitlupe beobachten.

    Das hat mich lange beschäftigt. Es ist ja wirklich eine aufwendige Manipulation, wo ich manchmal überlege ob das noch unbewusst geschieht oder geplant. Und diese Überlegungen lassen mich mich schlecht fühlen, aktivieren die Schuldumkehr.

    Genau an dieser Gehirnwäsche knabber ich grad sehr. Da ist ein Emotionscocktail aktiv und weiß nicht mehr was stimmt und was nicht...

  • Er hat auch in seiner letzten Nachricht geschrieben, dass er jetzt " hiermit offiziell" Schluss macht, weil ich ein schönes Leben haben soll und er alle nur runterzieht.

    Diese Art der Formulierung macht mich so wütend. Ich denke mir es ist manipulativ, aber es triggert mich so und ich komm da nicht richtig weiter, was es ist. Vielleicht weil es einem jede Möglichkeit nimmt. Wenn jemand von euch da eine Idee hat....?

  • Ganz generell bin ich nach dem Wochenende in einem Tief. Da war zu viel Zeit nachzudenken und ich hab ihn zufällig sogar 2 Mal gesehen, was mir überhaupt nicht gut tut.

    Ich denk noch so viel an unsere gemeinsame Zeit und weiß grad nicht ob ich mich "richtig verhalte". Schade ich mir, wenn ich an die schönen Zeiten denke? Darf ich ihn vermissen? Darf ich ihn auch hassen?

    Ich weiß, jeder geht seinen Weg individuell und mir ist mein Ziel vor Augen und es ist mir wichtiger als alles andere: die Abhängigkeit und die Verbindung dauerhaft zu beenden und zu mir zurück zu finden. Es ist aber schon ein krasser Prozess...

  • Hallo Svenja,

    " hiermit offiziell" Schluss macht, weil ich ein schönes Leben haben soll und er alle nur runterzieht.

    ich bin deiner Meinung, dass wirkt wie eine fiese Manipulation. Er schanzt dir die volle Verantwortung zu, da ist deine Wut verständlich.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

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