Liesel - Mein Mann ist alkoholabhaengig

  • Hallo Liesl,

    glaube mir, Du brauchst Dir keine Vorwürfe machen, nichts gemerkt zu haben. Suchtkranke Menschen sind Erstens sehr gut darin ihre Sucht zu verstecken und Zweitens genauso geübt ihre Mitmenschen zu manipulieren.

    Das war bei mir einst nicht anders.

    Das Beste was Angehörige tun können, ist, sich selbst Hilfe zu holen, einen Zettel mit Adressen für Entgiftung und Suchthilfeeinrichtungen an den Kühlschrank zu pinnen und dann Sich und besonders die Kinder in Sicherheit zu bringen.

    Erst wenn der Süchtige auf sich selbst gestellt ist und nicht mehr auf die Unterstützung seiner Bezugsperson bauen kann, wird er die Erfahrung machen können, hilflos zu sein. Und erst wenn er sich hilflos erlebt, kann er den Wunsch entwickeln sein Leben zum Besseren ändern zu wollen.

  • Danke, was Du schreibst, habe ich schon viel gehört. Ich weiß nicht, ob mein Mann mich manipulieren will. Früher haben wir uns gut verstanden, Dinge unternommen - jetzt habe ich das Gefühl, ich bin ihm egal. Wenn ich zu Hause bin, spricht fast nichts und sitzt in einem Zimmer allein und trinkt- offen oder versteckt. Denke auch, dass ihm eine Trennung egal wäre.

    Es bedeutet mir viel, deshalb habe ich wahrscheinlich mehr Angst vor diesem Schritt als er. Denke, wenn ich sage, ich will die Trennung, sagt er sofort ok.

    Ich bin aber nicht sicher, ob das auch für unsere Tochter gut ist.

  • Ob Dein Mann Dich manipulieren will weiß ich auch nicht. Aber aus Erfahrung gehe ich mal davon aus, daß inzwischen völlig wurscht ist, was Er will. Was aus Deinem Man spricht, ist die Sucht. Und der Sucht bist Du als eigenständige Person egal. Für die Sucht bist Du entweder nur Lieferant oder Bedrohung und ansonsten bedeutungslos.

    Mache eine Trennung nicht davon abhängig was er sagt. Schreibe ihm die Adressen und Telefonnummern von der Suchthilfe auf und dann bringe Dich mit Deiner Tochter in Sicherheit.

    Was für Deine Tochter unter Garantie nicht gut ist, ist es, mit einem suchtkranken Vater aufzuwachsen.

    Du wirst hier bestimmt viele andere Mütter finden, die auch schon mal vor dieser Entscheidung standen. Und Du wirst hier bestimmt auch einige Töchter finden, die vermutlich heute noch an den Nachwirkungen eines Suchtverseuchten Elternhauses zu knabbern haben.

    Suche die Unterhaltung mit diesen Menschen. Vertraue ihrer Erfahrung.

    Ich bin nur ein trockener Alkoholiker der sich beschämt an sein nasses Ich erinnern kann und in diesem Zusammenhang froh ist, keine Kinder gehabt zu haben. Es reicht schon was ich meiner Lebensgefährtin antat.

  • Ja, den Austausch suche ich gerne, denn ich habe absolut null Erfahrung mit Alkoholsucht. Vor Jahren hatte mein Mann auch Spielschulden von online- Spielen. Ich habe die Schulden dann bezahlt- war nicht so viel, aber habe ihm auch gesagt, dass ich das nur ein mal mache.

    Damals wusste ich nicht, dass er alkoholabhaengig ist. Gibt es da einen Zusammenhang?

  • Hallo Liesel,

    von weitem ist das schwer zu sagen. Aber es gibt ja Mehrfachsüchtige und es gibt Suchtverlagerung.

    Wichtig ist, daß du bei deiner Haltung bleibst und dich nicht weichkochen läßt.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Als er den Fuehrerschein dann weggenommen bekam, war unsere Tochter im Auto - damals 9.

    Sie wurde dann mit ihm im Taxi nach Hause gebracht - vielleicht hätte ich da schon viel mehr reagieren müssen, aber da tat er mir richtig leid

    😭 Liesel...bitte lies dir das durch. Dein Mann muss dir nicht leid tun. Das einzige Opfer ist eure Tochter. Hilf ihr! Lass sie bitte nicht allein mit ihm. Er ist erwachsen, sie übernimmt eine Rolle, die sie nicht erfüllen kann.

    Schau auf dich - nicht auf ihn. Nimm Hilfe in Anspruch, öffne dich. Irgendwem, und wenn es eine Frauenberatung oder sonstiges ist. Es gibt viel Hilfe da draußen. Aber du musst es wollen.

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Es war irgendwie für sie nicht beaengstigend, nicht zuletzt weil die Polizisten sie so gut betreut haben. Und er ist ja nicht gewalttaetig.

    Ich hatte ein langes persoenliches Gespraech mit dem Polizisten, der ihn aufgegriffen hat und ihn sogar gefragt, was das mit meiner Tochter macht.

    Er meinte damals sie sei ein tolles Kind und wenn er auf hört ( was er ja dann wegen dem Führerschein) auch 1 Jahr gemacht hat, sei das schon mal gut. Er hat mich damals eher beruhigt.

    Doch jetzt ist es wieder schlimm- heute Abend stehen wieder überall leere Bierglaeser und er tut als wenn nichts wäre.

    Habe auch das Gefühl, dass er seinen Job zu nehmen weniger machen kann.

    Doch ich weiß auch, dass es so nicht weiter geht - wegen unserer Tochter. Es ist Abends immer so komische Stimmung zu Hause - nie froehlich. Keiner redet groß was.

  • Es ist ja nicht nur verbale und/ oder körperliche Gewalt schlimm.

    Betrunkene Menschen verhalten sich anders als Nüchterne und das kann Kinder auch verängstigen.

    Oder was ist denn, wenn du auf Reisen bist, und er stürzt abends mal volltrunken und liegt blutend in der Bude? Und deine Tochter findet ihn dann?

    Oder ihr passiert abends/ nachts mal was und er ist nicht in der Lage, sich um sie zu kümmern? Oder er fährt nochmal betrunken mit ihr im Auto, baut einen Unfall und es geht nicht glimpflich aus?

  • Liesel ,

    was hat Dich bisher davon abgehalten, mit Deiner Tochter ein offenes Wort zur Abhängigkeit Deines Mannes zu sprechen? Warst Du schon mal bei einer Suchtberatungsstelle für Angehörige? Dort kann man bei Bedarf auch Unterstützung für eine kindgerechte Ansprache bekommen.

    Alles Gute für Euch!

  • Entschuldigt - aber da reicht ein offenes Wort reden nicht. Deine Tochter muss aus der Situation raus, in der sie schon viel zu lang steckt. Du redest Die ein, dass die Situation nicht beängstigend für sie war - aber ich bin sicher, dass das so nicht stimmt - weil ich selbst so aufgewachsen bin! Und bis heute mit den Folgen zu tun habe!

  • Entschuldigt - aber da reicht ein offenes Wort reden nicht. Deine Tochter muss aus der Situation raus, in der sie schon viel zu lang steckt

    ich habe bisher verstanden, dass Liesel noch ganz am Anfang eines neuen Weges steht, und unmündige Kinder hängen nun mal von ihren Eltern ab.

    Liesel ,

    wohin möchtest Du für Dich und Deine Tochter?

  • Ja, es stimmt, ich stehe hier am Anfang. Ich denke, Ihr habt Recht mit Eurer Erfahrung, aber ich muss mich da herantasten.

    Mit meiner Tochter habe ich nur besprochen, dass es Papa nicht so gut geht. Ich weiss nicht, wie man einer 12 jaehrigen so etwas erklaert.

    Auch hier versuche ich mich heranzutasten. Ich schaetze Eure Kommentare sehr, weil ich mich nicht auskenne. Kann aber vielleicht nicht alles sofort einordnen/umsetzen.

  • Hast du dich schon mal bei einer Suchtberatung gemeldet? Dort bieten sie auch Gespräche für Angehörige an. Da kannst du auch Hilfe und Tipps bekommen, wie du mit deiner Tochter reden kannst.

    Ich musste recht lange auf Termine warten.m, aber die Gespräche haben mir sehr geholfen.

  • Das weiß ich nicht. Bei uns gibt es so eine Beratungsstelle von der Stadt. Es gibt aber wohl auch Stellen von der Caritas, Diakonie etc, kommt halt drauf an, wo man wohnt.

    Am besten googlest du das mal für deinen Wohnort.

  • Du kannst auf jeden Fall online einiges darüber lesen, was für Folgen das Aufwachsen in einer Familie mit einem Suchtkranken Elternteil für Kinder hat. Viele werden psychisch krank und viele werden später selbst suchtkrank.

  • Danke fuer Eure Hinweise. Habe meinem Mann heute gesagt, dass ich zu ihm halte, wenn er eine Therapie macht. Wenn es dies jedoch nicht tut, kann ich so nicht mehr weiter machen im Interesse von unserer Tochter und mir selbst. konkreter bin ich noch nicht geworden, aber immerhin habe ich es ihm gesagt.

    Hatte allerdings den Eindruck, dass es ihn nicht sonderlich interessierte bzw er auch nicht dran glaubt.

  • wichtig ist, dass du konsequent bist, wenn du etwas ankündigst, sonst wirst du nicht mehr ernst genommen, und deine Grenzen werden weiter und dehnbarer.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Ich war vor kurzem selbst in der Situation, dass ich meinem 5 jährigen Sohn über die Krankheit meines Mannes reden musste. Ich bin über Nacht mit meinen Kindern zu meiner Mutter gefahren, weil ich meinen Kindern und mir seinen besoffenen Zustand nicht zumuten wollte. Ich habe es ihm in etwa so erklärt:

    „Schatz, du isst ja total gerne Schokolade. Und manchmal kannst du nicht aufhören zu essen. Aber wenn du zu viel davon isst, kann es sein, dass dir schlecht wird. Und es ist auch nicht gut für dich wenn du zu viel ist, weil es ungesund ist. Papa isst nicht so viel Schokolade, aber er trinkt Alkohol. Und dann passiert es, dass auch er nicht damit aufhören kann. Das Problem ist, dass alkohol auch krank machen kann. Und wenn man Zuviel davon trinkt, wird man komisch und ganz müde. Vielleicht hast du das auch schon gemerkt. (Hat er, und er findet es total doof, wenn Papa so komisch redet und komisch riecht und dann einschläft und nicht wach wird, wenn er gute Nacht sagen will) Und weil ich das genau so doof finde, schlafen wir heute bei Oma. Damit er merkt, wie doof ich das finde.

    Papa macht das nicht, weil er ein schlechter Mensch ist oder dich nicht lieb hat. Keiner hat daran schuld.“

    Wie gesagt, mein sohn ist 5. Und mit seinen 5 Jahren hat er schon viel zu viel mitbekommen.

    Liebe Grüße, Marli

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