Liesel - Mein Mann ist alkoholabhaengig

  • Ich zwinge ihn ja nicht. Dachte nur, wenn er aus eigenen Stücken eine Therapie macht, würde ich ihm helfen.
    Was Du sagst, bedeutet im Umkehrschluss, es gibt keine Chance mehr für ihn, oder verstehe ich es nicht richtig?

  • Dachte nur, wenn er aus eigenen Stücken eine Therapie macht, würde ich ihm helfen.

    Aber das tut er doch gar nicht. Er möchte seinen Führeschein wieder haben und Dich eventuell auch zufriedenstellen.

    So wie er redet hört sich das nicht danach an, als ob er von sich aus aus tiefstem Herzen trocken sein möchte und für den Rest seines Lebens auf Alkohol verzichten möchte.

    Es gibt übrigens etliche Alkoholiker die eine lange Trinkpause ohne Probleme hinbekommen. Ein Bekannter von mir hatte gerade etwas über ein Jahr nichts getrunken, weil er sich beweisen wollte, dass er kein Alkoholiker ist. Hat gut geklappt. Eine Woche nach seinem ersten Bier ist er wieder voll drauf gewesen.

    Ich habe in den Schwangerschaften keinen Tropfen angerührt. Ich war nüchtern. Aber trocken? Nein. Ich wusste ja, dass ich bald wieder mit feiern kann.

    Wegen eines verlorenen Führerscheins haben doch auch schon etliche aufgehört. Eine Therapie gemacht, um besser da zu stehen.

    Hast Du bei seinen Verhalten wirklich das Gefühl, dass er aus tiefstem Herzen den Wunsch hat, frei zu sein, vom Alkohol loszukommen?

    Es liest sich jedenfalls nicht so.

    LG Cadda

  • Was Du sagst, bedeutet im Umkehrschluss, es gibt keine Chance mehr für ihn, oder verstehe ich es nicht richtig?

    Ich gebe keine persönliche Prognose. Es ist seins.

    Du hast dich vor 10 Monate hier angemeldet und was hat sich denn bis jetzt positiv verändert für dich?

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Danke, Cadda! Ich habe nicht so viel know how mit Alkoholikern- hatte noch nie damit zu tun. Was würdest Du mir raten?

    Raten würde ich Dir nichts, denn wir sind ja eine Selbsthilfegruppe mit vielen verschiedenen Menschen, die unterschiedliche Bedürfnisse und Grenzen haben.

    Ich weiß nur was ich an Deiner Stelle tun würde und das wäre, für mich und meine Tochter zu sorgen, indem ich diese Lebenssituation beende.

    Ich würde ihn nicht unterstützen oder ihm Hilfe anbieten, das ist in der Vergangenheit doch oft genug passiert. Ich würde alles von Weitem ansehen und schauen, ob er wirklich von selbst das Trocken-Werden durchzieht.

    Auch nach einer Trennung kann man weiter von außen beobachten und sich wenn dann noch Bedarf ist wieder annähern, wenn feststeht, dass er es wirklich durchzieht.

    Ich würde nicht an seiner Seite weiter hoffen und bangen, ob es klappt und mich der Situation aussetzen, schon allein wegen Deiner Tochter.

    Wenn sich das Blatt noch wendet und er wirklich umdenkt, wirst Du es auch von außen merken.

    Wie gesagt wäre das nur mein persönliches Empfinden.

    Ich war damals mit meinen Kindern ausgezogen, mein Ex wollte auch aufhören zu saufen. Ich hatte dann eine eigene Wohnung ohne mich zu trennen zunächst. Mir fiel das leichter, als anders herum.

    So konnte ich aus meiner eigenen Wohnung heraus beobachten... und feststellen, dass sich nichts ändert. Mit einem eigenen Zuhause ließ sich dann der endgültige Schritt zur Trennung besser machen.

    LG Cadda

  • Liebe Liesel,

    "Angst fressen Seele auf" fiel mir gerade spontan ein. Es liest sich, als betreibst Du schon sehr lange zuverlässig den Aufwand der Welten, um nicht bei Deinem Thema in Eurem zu landen. Du akzeptierst, zauderst, hinterfragst, fragst hier Dinge, die gar nicht wesentlich sein sollten oder sind - im verzweifelten Bemühen, vielleicht auch unbewusst, Dich nicht konfrontativ mit Deiner Rolle und der Situation Deiner Tochter auseinandersetzen zu müssen - wie es sinnvoll und angemessen wäre. Denn in Teilen machst Du das ja allmählich und das ist gut so, jede Frage wert. Du bekommst hier aber so viel Input und Hinweise, trotzdem läufst Du lieber ausufernd die Abzweigungen über alle möglichen parallelen Felder (MPU, Leberwerte, Tochterverhalten, Beschreibungen von Zuhause, Urlaub, Trennungsthematik, "in guten wie in schlechten) und Strafrunde - wieder von vorne. Bei einem Deutschaufsatz würde man schreiben: Thema verfehlt. Das ist dann leider insbesondere für Deine Tochter auch kein "ausreichend" mehr im realen Leben- für sie eilt es. Du bist bei "ist das so", "ich weiß nicht". Raus aus dem Kükenstatus - Informiere Dich, werde zum Experten in -Deiner- Sache, nicht Leberwerten und ihrer Einordnung.

    Ich musste mir das damals erst verinnerlichen (wenn man wirklich am Boden ist, hat man keine Wahl): Veränderung ist nie einfach. Nie. Immer mit Ängsten behaftet. Wir bekommen keinen roten Teppich, keine sanfte Landung, keinen doppelten Boden, keinen zarten Übergang. Wir warten aber geradezu darauf, verhandeln. jedes Schrittchen. So viel wägst Du weder für Urlaubsplanung, noch OPs, noch Hausbau, Heirat oder Kinderkriegen ab.

    In den Momenten, wo wir entscheiden müssen, es uns so schlecht geht wie nie und wir genau dann eigentlich mehr Zuwendung bräuchten, kommt sie nicht -im Gegenteil. Es wird noch viel mehr Kraft von Dir erwartet. Wohl dem, der noch Freunde und jemanden aus der Familie hat. Manchmal kämpft man nicht nur mit sich, sondern wird noch von außen bekämpft (Wie kannst Du gehen/verlassen?). Ich finde, es hilft, sich das bewusst zu machen. Es wird meistens massiv schlimmer in Punkto "neue Felder bearbeiten", bevor es besser werden kann. Es gibt ungefähr tausend und ein "ja, aber, geht nicht, weil". Vergiss es. Es geht immer. Ohne Job, ohne Geld, mit Schulden, die entstehen, mit Folgen für alle, mit schlechteren Wohnverhältnissen, mit radikaler Veränderung der Lebensgewohnheiten. Freiheit und persönliches Glück, Frieden ist es immer wert. Gewaltvolle, suchtgewaltige schädigende Strukturen zu verlassen. Wir sind es nur nicht gewohnt, Kontrolle ein Stück weit bewusst abzugeben, nicht genau zu wissen und zu planen, was kommt. Wenn mir jemand vor 20 Jahren gesagt hätte, Dein Konto ist geräumt worden, Dein Job ist weg, hätte mich das früher in Punkto Sicherheit um den Verstand gebracht. Heute nicht mehr. Ich habe mich aus Gewalt, Alkoholismus anderer, der Beziehung dazu, den Kontakten der nahezu gesamten Familie (stehen hinter dem Täter- Alkohol verbündet) mit Kleinkind herausgearbeitet. Aufgrund ungünstiger Umstände manchmal für mich nur mit Nudeln am Tag. Es hat Jahre gebraucht, sich wieder zu stabilisieren, aber es wird. Es ist anstrengend, neue Ängste, Einbrüche mental -aber Frieden! Die wabernde dunkle Fahne im Alltag los. Natürlich zerstört es Deine Träume/Vorstellung eines Lebenskonstrukts mit der Person. Dieser Moment, in halbfertiger Küche, mit überzogenem Konto, alleine, einem Sack voller Briefe und Ansprüche, wenn Du das erste Mal merkst, Du bist frei im Kopf, Du fühlst etwas anderes- unbezahlbar. Auch liebend kann und muss man manchmal loslassen, weil es eben auch Liebe sein kann, dem anderen sein Leben/seine Verantwortung zurückzugeben. Das ist kein Fallenlassen, Eheversprechen brechen, eigene moralische Grundsätze zerstören. Das ist Liebe zu sich selbst. Da ist Liebe zu Dir und zu Deinem Kind. Überlebenstrieb.

    Vielleicht hilft Dir wie mir eine Liste, bewusst aufschreiben, was Du willst. (Ohne Umstände zu beachten - phantasiere). Was Du brauchst. Was Dein Kind braucht. Was real davon zu erreichen ist und wie. Durch Dich alleine - nicht ihn. Was Dich zurückhält. Wo Du herum larvierst und Dich windest wie ein Aal, statt einzusehen, dass es ohne Federn lassen nicht geht. Denn das tun wir, wenn wir als "Kinder von" und "Partnerin von" gehen. Wir bezahlen eine Rechnung, umsonst gibt es keine Erfahrung. Oft sind wir selbst beteiligt, wie hoch sie am Ende ausfällt. Ich mag Dir so sehr Mut machen, im Detail auf Dich zu schauen. Hemmungslos, schmerzhaft, schreie, fluche, heule über die Ungerechtigkeit des Lebens - Sucht ist nicht fair zu Liebenden und unserer Idee von Partnerschaft/Lebenslauf. Lass es raus, mache Dich nackig in Deinen Gefühlen. Und dann erstelle Dir einen Plan für Deine Schritte, kein Blick nach links und rechts und zurück. Du wirst schon ohne, dass Du direkt zweifelst, zurückfallen und Dich wieder aufrappeln müssen. Sirenen sitzen am Ufer und singen Dir verlockend: "Lass treiben und lenke Dich mit ihm und seinem Verhalten ab". Ohrenstöpsel helfen. Mache Dir nicht zu viele Gedanken über das, was kommt, wie Deine Tochter damit zurecht kommt, was mit dem Sorgerecht passiert- vergiss es. Verdrängung. Alles Ausreden, bei Sucht ähnlich der Frauen in Gewaltbeziehungen auch ohne Sucht im Haus. Angst. Nimm sie an. Du kannst Dein Gehen nicht kontrollieren. Aber das Leben ist manchmal erstaunlich und liefert Dir neue Wege im Gehen, neue Kontakte, Momente, Ideen, Chancen. Das, was Du hast, kennst Du. Es ist aber nicht gesund, vor allem für Dein Kind nicht. Mir hat sehr geholfen, bewusst und laut neue Glaubenssätze zu üben. Für jedes "er" ein lautes "Stopp - ich". Eine Liste mit Strichen, wie oft man ihn zum Thema am Tag hatte - und dann bewusst reduzieren. Ein reset-Knöpfchen fürs Gehirn. Bei jedem "geht nicht, weil" ein Stopp - ist das wirklich so. Unsere Grenzen setzen wir uns so oft selbst mental. Es tut gut, sie zu sprengen. Von immer gut und sicher dabei fühlen in geordneten Strukturen, war nie die Rede. Manchmal brüllt man sich das Stopp nur noch in tiefer, purer Verzweiflung vor dem Spiegel ins Gesicht. Und wird mit jedem Tag stärker. Ich wünsche Dir Kraft. Alles liebe

  • Hallo Liesel,

    Was würdest Du mir raten?

    Du hast mit großer Sicherheit genug geredet, er muß ins Tun kommen, und du solltest an dich und an dein Kind denken. Er ist erwachsen, und kann sich Hilfe organisieren, vorrausgesetzt er will sie.

    Momentan liest es sich für mich eher nicht so.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Freiheit und persönliches Glück, Frieden ist es immer wert. Gewaltvolle, suchtgewaltige schädigende Strukturen zu verlassen

    Natürlich zerstört es Deine Träume/Vorstellung eines Lebenskonstrukts mit der Person. Dieser Moment, in halbfertiger Küche, mit überzogenem Konto, alleine, einem Sack voller Briefe und Ansprüche, wenn Du das erste Mal merkst, Du bist frei im Kopf, Du fühlst etwas anderes- unbezahlbar.

    Das unterschreibe ich zu 100 %

    Alles hat einen Preis. Bleiben und gehen. Nur...der Preis wenn man bleibt, der kostet einen am Ende alles. Die psychische Gesundheit, der wirtschaftliche Ruin, Lebenszeit. Für mich war die Entscheidung dann einfacher. Entweder ich verliere ganz sicher alles, oder ich gehe los und versuche zu retten, was zu retten ist. Mich und die Kinder.

    Es war die schwerste Entscheidung in meinem Leben. Es war die beste Entscheidung in meinem Leben.

    Aber ich bin mir nicht sicher, ob dir eine Trennung helfen würde. Ich lese so wenig Selbstreflektion bei dir, da wird es schwer eine langfristige Verhaltensveränderung zu erreichen. Bei dir. Nicht bei deinem Mann.

    Ich habe das Gefühl bei dir prallt alles ab. Hast du schon einmal über therapeutische Hilfe für dich nachgedacht? Ich weiß nicht, ob du hier für dich weiterkommst. Von den anderen Foristen wurde mittlerweile alles gesagt. Hier ist quasi Ende Gelände.

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Danke Euch! Ich glaube nicht, dass ich keine Selbstreflexion habe. Ich habe auch keine wirtschaftliche Not, da ich einen eigenen Job und wir getrennte Kassen haben. Insofern kann ich jederzeit gehen und muss auch nicht für die Schulden aufkommen.
    Ich denke auch durchaus darüber nach und habe bereits sehr viel Abstand genommen. Im Februar fahren meine Tochter und ich allein in Urlaub.
    Ich muss mich vielleicht an die Trennung herantasten.
    Ich teile Eure Meinung und deshalb bin ich ja hier, dass ich ihm nicht traue und er jetzt nur wegen dem Führerschein nicht trinkt ( ist ja auch erst seit 2 Wochen).
    Ich bin - auch durch das Forum- viel weiter als vor 6 Monaten und habe meinen Vater und eine Bekannte ins Vertrauen gezogen. Für Euch vielleicht zu wenig, aber für mich schon ein paar Schritte . So fühle ich es jedenfalls.

  • Danke Euch! Ich glaube nicht, dass ich keine Selbstreflexion habe. Ich habe auch keine wirtschaftliche Not, da ich einen eigenen Job und wir getrennte Kassen haben. Insofern kann ich jederzeit gehen und muss auch nicht für die Schulden aufkommen.
    Ich denke auch durchaus darüber nach und habe bereits sehr viel Abstand genommen. Im Februar fahren meine Tochter und ich allein in Urlaub.
    Ich muss mich vielleicht an die Trennung herantasten.

    Darauf solltest Du Deinen Fokus setzen. Und zwar ausschließlich darauf.

    LG Cadda

  • Guten Abend,

    Ich möchte mich mal melden, weil ich irgendwie Kontakt benötige. Habe mich seit mein Mann den Führerschein verloren hat, nur auf mich und meine Tochter konzentriert. Er und ich leben zwar im gleichen Haus, aber jeder macht, was er möchte. Er trinkt nach eigener Aussage nichts mehr seit dem Vorfall und hat sich jetzt für Abstinenzkontrolle und bei einem Psychologen angemeldet wegen seine Spiel- und Alkoholsucht.
    Nach wie vor erzählt er sonst aber niemand was davon- Freunde, Nachbarn und seine Geschwister wissen nichts.
    Finanziell ist er durch die Spielschulden ziemlich ruiniert- ich gebe ihm aber kein Geld mehr ( hatte das in der Vergangenheit mal getan).
    Mir geht es besser als zu dem Zeitpunkt, wo er jeden Tag getrunken hat, weil alles ruhiger ist, wollte das mal schreiben, auch wenn ich noch nicht wirklich einen Plan habe wie es weitergeht.

  • Immerhin weißt du, was du NICHT mehr möchtest und bleibst dabei. Das ist doch eine gute Basis. Seine Süchte soll sich jeder selber finanzieren bzw. daraus aussteigen.
    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Liesel,

    im Grunde bist Du schon lange allein in der Ehe. Nicht erst seit kurzem.

    Darf ich Dich fragen, was Dich eigentlich noch immer fest in dieser Ehe hält, die im Grunde keine Partnerschaft ist?

    Es ist ruhiger, aber glücklich bist Du nicht.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Liebe Elly,

    Ich kann es Dir nicht genau sagen. Vielleicht die Erinnerung an frühere lang vergangene Zeiten? Ich versuche mal die Frage für mich zu beantworten. Ich muss wirklich überlegen, was es ist.

  • Hallo zusammen

    Ich möchte mich mal wieder melden. Seit mein Mann den Führerschein verloren hat, habe ich mich unabhängiger gemacht. Ist wie eine Trennung im Haus, die aber auf Dauer auch für meine Tochter nicht geht.
    Heute sagte er mir, er trinke und spiele ja jetzt nicht mehr und as ziehe er jetzt durch bis er den Führerschein ( mind 1 Jahr plus MPU ) . Danach koenne man ja sehen, ob er eine Therapie brauche.
    Mir gefällt das.nucht so. Ich denke, wenn er ehrlich aufhören will, müsste er mit mir oder anderen Vertrauenspersonen reden, was er nicht tut.
    Ich bin noch nicht so weit mich ganz zu trennen, aber denke darüber nach. Es ist mir peinlich, aber an manchen Tagen fühle ich mich total verunsichert.

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