Mutter stürzt immer weiter ab im Suff

  • Hallo,

    ich bin 31 Jahre alt und Tochter einer alkoholkranken Mutter.

    Alkohol war in unserer Familie und bei meiner alleinerziehenden Mutter schon immer ein Thema, aber so schlimm wie seit den letzten zwei Jahren war es noch nie.

    Ich bin mit 20 Jahren von zu Hause ausgezogen und habe mittlerweile selbst schon eine kleine Familie.

    Ich bin mit meiner Mutter und meinem älteren Bruder alleine aufgewachsen. Meine Mutter hatte mehrere Männer in ihrem Leben (mehrfach verheiratet) und all diese Beziehungen sind gescheitert. Mit jeder weiteren Beziehung, die in die Brüche gegangen ist und vielen finanziellen Problemen hat meine Mutter immer mehr die Flucht in den Alkohol gesucht.

    Mittlerweile trinkt sie jeden Tag, hat einen erfolglosen Entzug hinter sich und driftet immer mehr ab. Sie ist kurz davor ihren Job zu verlieren, weil sie sich ständig krank meldet. Wir werden regelmäßig von ihren Nachbarn angesprochen, dass sie betrunken und verwahrlost in der Gegend rumläuft.

    Ich bin mit der Situation völlig überfordert und schäme mich nur noch. Sie lässt sich nicht helfen und ich habe Angst vor dem totalen sozialen Abstieg meiner Mutter und, dass sie letztlich auf der Straße landet.

    Ich bin vollständig in der Co-Abhängigkeit gefangen und immer auf Habachtstellung, immer in Erwartung, dass die nächste Katastrophe bevorsteht. Ich kann mein eigenes Leben kaum noch geniessen, weil ich ständig das Schlimmste befürchte.

    Ich suche über dieses Forum Menschen, mit denen ich mich austauschen kann. Ich kann das langsam nicht mehr alleine bewältigen.

    Ich selbst trinke überhaupt keinen Alkohol.

  • Hallo Anderswo,

    herzlich Willkommen hier bei uns im Forum.

    Ich glaube dir, daß du damit überfordert bist.

    Hier sind 2 Links für dich.

    Der erste ist speziell für erwachsene Kinder von Alkoholikern:

    Das Forenteam
    5. Januar 2022 um 17:09

    Der zweite ist unser Bewerbungslink für die Freischaltung fürs Forum, einfach anklicken und folgen:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Ich wünsche dir einen hilfreichen Austausch, es geht dir nicht alleine so mit den Eltern.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Anderswo,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet.

    Du kannst überall schreiben, jedoch bitte nicht die ersten 4 Wochen bei den

    neuen Teilnehmern im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo liebes Forum, insbesondere Hallo an alle Kinder von Alkoholikern,

    ich blicke hier im Forum noch nicht so ganz durch aber ich muss mir das heute unbedingt von der Seele schreiben. Ich hoffe, ich bin hier richtig.

    Ich habe schreckliche Angst um meine Mutter, die mittlerweile im Dauersuff ist. Sie lebt alleine in einer anderen Stadt ca. 1 std entfernt, mein Bruder wohnt näher an ihr dran.

    Mittlerweile trinkt sie mehrere Liter Wein pro Tag bis ins vollständige Delirium....Die Weinmenge hat sich in den letzten Monaten sukzessive gesteigert. Und mit zunehmender Menge verliert sie mehr und mehr die Kontrolle über ihr Leben. Wir werden regelmäßig von den Nachbarn angerufen, die laute Schreie aus ihrer Wohnung vernehmen und sie sturzbesoffen im Treppenhaus antreffen. Sie liegt tagelang in ihrer Wohnung, isst nichts, kotet sich selbst ein und ist ein totales Wrack. Sie ist seit Monaten krankgeschrieben, zuletzt ist es aber auch vorgekommen, dass sie ohne Krankmeldung nicht mehr zur Arbeit erscheint und somit auch ihre Existenz gefährdet. Freunde hat sie mittlerweile keine mehr. Mein Bruder und ich sind ihre einzigen Angehörigen. Seit Jahren versuchen wir, aber insbesondere mein Bruder, ihr zu helfen. Er kümmert sich um sie, wie um ein kleines Kind. Immer wieder wird hinter ihr und ihren Abstürzen hintergeräumt.

    Mein Problem ist folgendes: Ich kann es einfach nicht mehr, ich ertrage es nicht mehr, ich will das nicht mehr. Ich will mein eigenes Leben leben und geniessen und mich um meine eigene kleine Familie kümmern. ABER DAS GEHT NICHT, weil ich in Gedanken ständig bei meiner Mutter bin, in Erwartung, dass sie wieder irgendwo sturzbesoffen aufgegabelt wird und wir uns um sie kümmern sollen. Ich komme mittlerweile nicht mehr gerne in meine Heimatstadt, weil mich ihr Verhalten zutiefst beschämt. Ich habe Angst, dass sie alles verliert, auf der Straße landet und letztlich wir sie bei uns aufnehmen müssen, weil sie obdachlos wird.

    Ich kann es einfach nicht mehr, ich will endlich frei sein von dieser ständigen Sorge um sie. Ich bin völlig verzweifelt aktuell und weiss nicht mehr weiter. Ich denke über einen endgültigen Kontaktabbruch nach....ich möchte das eigentlich nicht. Sie hat uns nie Gewalt angetan und war eigentlich eine liebende Mutter.

  • Hallo Anderswo,

    Willkommen zurück!

    Ich habe mal deine beiden Themen unter der aktuellen Überschrift zusammengefügt, damit man den Anfang nachvollziehen kann.

    Leider gibts bei Alkoholismus nur eine Richtung: abwärts. Es sei denn, der Alkoholiker möchte trocken werden und nimmt Hilfe an. Aber das ist bei eurer Mutter leider nicht der Fall.

    Ich kann deinen Wunsch nach Kontaktabbruch sooo gut verstehen, denn ich habe selber eine alkoholkranke Mutter.

    Beim Lesen dachte ich sofort an folgendes: Hat eure Mutter einen Pflegegrad? Der medizinische Dienst der Krankenkasse kann angefragt werden und dann ergibt sich alles weitere. Ganz wichtig ist, daß wenn es tatsächlich zu einem Termin in der Wohnung kommt, daß vorher nicht extra aufgeräumt und geputzt wird! Alles sollte so realistisch und alltäglich sein wie immer.

    Denk mal vielleicht in diese Richtung. Du musst eben nicht dich ständig kümmern, du kannst das delegieren. Es gibt Pflegedienste. Langfristig wäre ein Heimplatz anzudenken.

    Kann sein, daß sie niemandem im Haus haben möchte, der sie in ihren Exkrementen liegen sieht. Aber Alkoholismus ist ungestoppt eine schlimme Erkrankung, sie kann und darf sich helfen lassen.

    Hilfe und Hilfe sind zwei Paar Schuhe. Dein Bruder macht und tut. Du machst dir einen Kopf und kannst derweil dein Leben nicht leben. Ihr bringt sie nicht trocken, egal was ihr macht oder nicht macht. Aber auch ihr könnt euch helfen lassen. Es gibt professionelle Hilfe. Ansprechpartner wie gesagt der medizinische Dienst der Krankenkasse.

    Das ist mir beim Lesen eingefallen. Ich habe keine Ahnung, ob das für dich/euch ein gangbarer Weg wäre.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo, danke für deinen Beitrag. Einen Pflegegrad würde meine Mutter womöglich noch nicht bekommen, dafür ist sie noch zu sehr beisammen. Sie würde zudem niemanden in die Wohnung lassen wie z.B. den MDK. Ich denke, das wird im Verlauf dann ein Thema werden.

    Ist es verwerflich, wenn ich einfach keine Lust mehr habe? Wie viel schuldet man seinen Eltern? Ist man verpflichtet, ihnen zu helfen und sich um alles zu kümmern? Ich habe das Gefühl, dass sich jeden Tag gedanklich alles um meine Mutter dreht. Es gibt keinen Raum mehr für meine Bedürfnisse oder die meines Bruders.

    Am liebsten würde ich den Kontakt für ein paar Wochen ruhen lassen und selbst wieder klar kommen. Ich habe vor ein paar Monaten ein Baby bekommen und will diese Zeit geniessen. Ich fühle mich schuldig und schlecht bei dem Gedanken, dass ich glücklich sein will, wenn es meiner Mutter doch so schlecht geht. Aber das sind nun mal meine Gefühle und Bedürfnisse...

  • Zitat

    Einen Pflegegrad würde meine Mutter womöglich noch nicht bekommen, dafür ist sie noch zu sehr beisammen.

    Das vermutest du. Inzwischen gibts Pflegegrad auch für psychische Erkrankungen oder Kombinationen aus körperlichen und seelischen Erkrankungen. Deine Mutter liegt in ihrem Extrementen im Bett und du sagst, sie ist noch gut beisammen. Es wäre gut, wenn sich das außer euch beiden Angehörigen jemand vom Fach anschaut.

    Was ich nicht begreife ist folgendes: Warum in aller Welt machst du den Kontaktabbruch seit Monaten nicht einfach?? Einfach mal testweise? Du hast ein Baby. Das braucht dich mehr als deine Mutter, denn für die könnte der Pflegedienst kommen. Aber solange dein Bruder sich einspannen läßt, braucht deine Mutter nicht in die Gänge zu kommen.

    Ihr könnt euch beide zusammentun und ihr mitteilen, daß ihr beide keinen einzigen Tag länger mehr ihre Scheiße weg macht und sie sich selber kümmern muß. Mal sehen, was dann passiert. Oder auch nicht. Denn sie hat das Recht sich zugrunde zu richten. Aber ihr habt das Recht Abstand zu halten.

    Wer besorgt ihr eigentlich den Alk?

    Komm mal aus deiner Ohnmachtssituation raus und nimm die Zügel in die Hand. Du kannst dich bei einer Suchtberatungsstelle informieren, z. B. über Betreuungsperson.

    Dir darf es gut gehen, auch wenn es ihr schlecht geht. Denn ihr Zustand ist allein ihre Verantwortung. Oder ist sie schon dement? Dann wäre ein Betreuer sinnvoll, aber eher nicht dein Bruder.

    Du bist 31, hast ein Baby und du kannst und solltest machen was du willst. Sie macht ja auch was sie will. Du kannst die Rahmenbedingungen setzen, was du bereit bist zu machen. Und wenn das Null ist, dann haben das sie und dein Bruder zu akzeptieren. Denn jeder aus eurer 3-Personen-Spirale darf aussteigen. Jeder!

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Anderswo,

    Deine Berichte von heute machen mich ziemlich betroffen und sprachlos :cry: .

    Ich drücke Dir mal mein Mitgefühl aus für dieses emotionale Karussell " in welcher Pflicht stehen die Kinder " :roll:

    Vor diesem Dilemma stand ich vor sehr langer Zeit auch mal, und die Schmerztoleranz ist da leider sehr hoch, obwohl es nicht so extrem war wie bei Dir jetzt.

    Ich wünsche Dir und Deiner kleinen Familie das Glück welches Du Dir erarbeitet und verdient hast.

    Könntest Du denn einen Kontaktabbruch überhaupt durchziehen?

    GlG White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Liebe Anderswo,

    ich bin auch Tochter einer alkoholkranken Mutter, nur um einiges älter :).

    Es ist gut, dass du hier bist !

    Im Prinzip ist meinen Vorschreibern nichts hinzuzufügen.

    Ich möchte nur loswerden, dass du sehr stolz auf dich sein kannst, dir eine eigene Familie aufgebaut zu haben und mit deinem Leben zufrieden zu sein.

    Bewahre dir das und kümmere dich um dich und um deine kleine Familie !

    Deine einzig sinnvolle Hilfestellung bei deiner Mutter ist Nichthilfe.

    Liebe Grüße,

    M.

  • Stimmt, der Satz ist ganz wichtig: Hilfe durch Nicht-Hilfe. Wenn man dem Alkohliker immer hinterher räumt, wacht er aus dem Rausch auf und denkt: Ist doch alles paletti, kann ich ja weitersaufen... So verlängert man durch die gut gemeinte Hilfe das Elend.

    Mir ist aber klar, daß es eine Gratwanderung ist als EKA, ich bin selber EKA. Ich habe über viele Jahre den Kontakt komplett einschlafen lassen, sonst wäre ich kaputtgegangen.

    Es gibt ja das Damoklesschwert 'unterlassene Hilfeleistung', aber wie gesagt, man kann Hilfe auch delegieren. Dazu noch das Gerede der Leute. Und das ominöse "schlechte Gewissen", was einem in der endlosen Negativspirale gefangen hält.

    Überdenke deine Prioritäten und fang einfach an zu handeln. Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, daß es sich furchtbar verkehrt anfühlt, vor allem an Geburtstagen oder Feiertagen. An diesen bedeutungsschwangeren Tagen "muss" doch Kontakt aufgenommen werden. Nein, muß nicht.

    Was machst du heute für dich?

    Liebe Grüße, Linde :)

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hey Linde, danke für deinen Worte.

    Sie kauft sich den Alkohol im Supermarkt....torkelnd und manchmal fällt sie auch hin. Das sind die Momente, wo uns dann die Nachbarn anrufen und wollen, dass wir ihr helfen.

    Mein Bruder schafft es nicht, ihr nicht zu helfen. Er kümmert sich teilweise sehr um sie...räumt die Wohnung auf und macht ihr Essen. Er hat weniger Abstand als ich und leidet wahrscheinlich noch mehr. Ihm gegenüber habe ich auch ein schlechtes Gewissen, habe das Gefühl, ihn damit allein zu lassen. aber ich kann einfach nicht mehr.

    Ich fühle mich ständig schuldig und ja, unterlassene Hilfeleistung ist auch so ein Thema. Aber ich kann doch nicht (oder wir) jeden Tag bei ihr vorbeischauen aus Angst, sie könnte sterben oder stürzen oder sonst was. Sie trinkt tgl immer mehr und es könnte jeden Tag was passieren. Aber wir können doch nicht unser Leben vernachlässigen, um ständig nach ihr zu schauen. Sie will keine Therapie oder Entzug machen und entscheidet sich ganz klar für den Alkohol. Wir werden es womöglich nicht verhindern können, dass ihr irgendwann etwas passiert. Mit diesem Gedanken zu leben ist hart.

    Ich habe heute ganz viel mit meinem Kleinen gekuschelt und versucht, die Situation so anzunehmen, wie sie ist. Ich kann aktuell nichts für meine Mutter tun, wenn sie keine Hilfe annimmt. Ich nehme die damit verbundenen, unangenehmen Schuldgefühle an und sage mir aber immer wieder, dass ich nicht schuldig bin und es IHR Leben ist. Ich bin nicht verantwortlich dafür. Mir hilft es enorm, mich hier auszutauschen. Bin froh, dieses Forum aufgesucht zu haben. Überlege aber auch, noch eine "analoge " Selbsthilfegruppe irgendwo zu finden.

  • Mit dem Kleinen kuscheln, das ist genau das Richtige :thumbup:

    Ich habe das Glück, dass sie weit weg wohnt und mein Vater da ist.

    Dass du dich schuldig fühlst, kann ich emotional nachvollziehen.

    Aber versuche es doch mal rational zu betrachten:

    Woran bist du Schuld ?

    An ihrer Situation ?

    An ihrer Suchterkrankung ?

    Natürlich nicht !

    Sogar der BGH hat bestätigt, dass jeder Erwachsene mit freiem Willen sich zugrunde richten darf.

    Deine Mutter hat also das Recht auf Selbstzerstörung.

    Insofern „musst“ du sie lassen.

    Was du auf keinen Fall musst, ist zugucken, eingreifen, unterstützen etc.

    Es ist keine unterlassene Hilfeleistung.

    § 323c greift nur, wenn jemand bei Unglücksfällen oder Not nichts tut, wobei es idR immer „reicht“, den Notruf zu wählen.

    Theoretisch also bei folgender Situation:

    Du bist bei deiner Mutter.

    Sie stürzt vom Balkon o.Ä.

    Da musst du den Notruf wählen.

    ( Ist ja auch logisch )

    Also auch wenn z.B. Nachbarn anrufen, bist du in keinster Weise verpflichtet, irgendetwas zu tun.

    Was du machen kannst, wenn du (!) dich dann besser fühlst, dass du z.B. den Sozialpsychiatrischen Dienst oder den Hausarzt informierst.

    Liebe Grüße und bleibe bei dir und deinen Bedürfnissen -und hier :),

    M.

  • Danke für eure Beiträge.

    Ich sitze dennoch hier und grübel vor mich hin. Mir fällt es so unfassbar schwer, loszulassen, weil sie ja doch meine Mama ist. Ich weiss von meinem Bruder in welchem Zustand sie ist. Sie liegt wohl nur noch im Bett und geht noch nicht mal mehr zur Hausärztin, um sich eine Krankmeldung zu holen.

    In meinem Kopf kreisen die Gedanken um die Zukunft, was passiert, wenn sie jetzt tatsächlich ihren Job verliert? Was wird dann aus ihr? Muss ich sie dann bei mir aufnehmen? Oder wird sie doch irgendwann einsehen, dass sie ein Problem hat und sich helfen lassen muss? Wird sie auf der Strasse landen? Wird sie sich was antun?

    Sie tut mir unfassbar leid, aber alleine bei dem Gedanken, sie eingekotet und sturzbesoffen in ihrem Bett zu sehen, wird mir übel. Ich will das nicht und vor allem will ich nicht, dass mein Kind sie so sieht. Ist es ok, sich zurückzuziehen und nichts zu tun? Sie will keine Hilfe...was soll ich denn sonst machen? Ich will endlich loskommen, auch wenn es so unfassbar schwer ist einen Menschen so fallen zu lassen. Aber sie wählt ihr Schicksal selbst. Wer es immer noch schafft, sich Alkohol zu besorgen, der will das auch nicht anders.....

  • Zitat

    Ist es ok, sich zurückzuziehen und nichts zu tun?

    Ganz klar ja!

    mir ist bewusst, dass ich als Außenstehende das leicht sagen kann und wenn es meine Mama wäre, würde ich womöglich auch mehr zögern.

    Wenn du oder dein Bruder sie mal eingekotet und betrunken vorfindet, wäre die Frage, ob ihr einen Amtsarzt rufen und sie einweisen lassen könntet. Ist allerdings auch keine Dauerlösung. Die geht nur, wenn sie selbst etwas ändern will.

    Wäre es für dich eine Möglichkeit, dir selber dadurch Beratung/Therapie Unterstützung zu holen? Falls Sie einen Hausarzt hat, könntet ihr euch mal an den wenden.

    Wünsche dir viel Kraft und Mut, auf dich , deine Bedürfnisse und kleine Familie zu achten

    Lg

  • Hallo Anderswo,

    Ich versuche es nicht allzu lang zu machen ,bin 55 Jahre,mein Bruder zwei Jahre älter unsere Mutter ist vor 23 Jahren am Alkohol verstorben.

    Sie ist mit uns 1975 von unserem gewalttätigen, alkoholkranken Vater geflüchtet.

    Kurz vor Ende der Ehe fing sie leider auch mit trinken an.

    Sie hat auch richtig hart gearbeitet, denn in den 70er Jahren alleinerziehend, musste man außen zeigen dass alles super läuft.

    Wir wurden ziemlich früh selbstständig. Mein Bruder ist mit 18 schnell ausgezogen, sie hat dann den Kontakt zu ihm komplett abgebrochen und ich fühlte mich dann verantwortlich für meine Mutter. Habe sie gebadet wenn sie einen ihrer kalten Entzüge machte, habe die Wohnung nach ihren Abstürzen aufgeräumt, leere Flaschen weggebracht etc.

    In meiner Jugend musste ich den Alkohol kaufen und sie war auch einmal in Langzeittherapie, da war ich noch keine 18.

    Dann habe ich die Chance ergriffen mit meinem Freund 400 km entfernt zu wohnen.

    Ich glaube nicht dass ich die erste Zeit Festnetz hatte. Es waren die 80er :lol: :lol:

    Ich weiß dass ich mich regelmäßig aus einer Telefonzelle gemeldet habe. Es gingen viele Briefe hin und her.

    Ab da konnte ich wirklich das erste mal aufatmen.

    Meine Mutter war Quartals trinker, sie hat sich in guten wie in schlechten Zeiten gemeldet.

    Aber sie war eine erwachsene Frau und Kämpferin und im Nachhinein, Hut ab was sie alles geschafft hat.

    1991 habe ich ein kleines Mädchen geboren, wir sind wieder nach NRW gezogen.

    Durch eine Langzeittherapie bekam sie hier eine betreute Wohnung, das Saufen ging natürlich weiter.

    Dann natürlich heimlich, sie hat ihre kalten Entzüge weiterhin gemacht, und jeder musste es.

    Wir haben uns alle 14 Tage besucht, weil wir haben uns nach wie vor gut verstanden.

    Wir konnten viel miteinander lachen.

    Dann kam die Zeit mit Kassette im Anrufsbeantworter. Ich ging schon gar nicht mehr ans Telefon, oder leise gestellt.

    Immer wieder kamen Nachrichten: hallo......, Hier ist Mama mir geht es gar nicht gut. Puuuuhhh.

    Ich hatte doch gerade meine eigene kleine Familie. Gott sei Dank einen verständnisvollen, geduldigen Ehemann.

    Irgendwann befand man, sie wäre austherapiert :shock: und sie hat sich eine kleine Wohnung gesucht.

    Natürlich war ich viel beschäftigt mit meiner Familie,.

    Da hat sie auch wirklich Rücksicht drauf genommen weil sie meinen Mann nicht vergraulen wollte.

    Zu meinem Bruder hatte sie so gut wie gar keinen Kontakt, habe ihn aber auf dem laufenden gehalten.

    Irgendwann hat meine Mutter eingesehen und sie hat wirklich gekämpft, dass sie nicht auf Dauer vom Alkohol los kommt. Sie hat viel Hilfe bekommen und viel Hilfe ausgeschlagen.

    Es kam eine alkoholbedingte manisch depressive Zeit.

    Teilweise schizophrene Züge.

    Da wird man als Tochter nicht mehr wiedererkannt.

    Es kam auch nie wirklich ein Dankeschön, im Endeffekt war ich nur ihre Pflegerin oder Freundin. Ich habe ihr bestimmt vom Herzen geholfen, man lässt schließlich seine hilflose Mutter in ihrem Erbrochenen liegen

    Ich war 32 Jahre alt als sie sich das Leben genommen hat.

    (Meine Tochter war zu dem Zeitpunkt 9 Jahre alt und ich glaube die schlimmsten Sachen hat sie gar nicht mitbekommen.

    Wie schon geschrieben meine Mutter konnte auch monatelang kein Alkohol trinken und war dann eine ganz lustige Oma)

    Und wir haben alle, alle ,alle aufgeatmet.

    Da wo sie jetzt ist, geht es ihr definitiv bestens :love:

  • Liebe Anderswo,

    mein Papa ist gerade in einer Reha kommt am Dienstag. Ich freue mich wenn er wieder kommt und habe aber immer Angst das er wieder rückfällig wird wie schon gefühlt 10000

    mal.

    Ich habe gemerkt wenn man los lässt und sich mit der Situation abfinden das es so ist kann man besser damit umgehen. Mir hat auch das Blaue Kreuz sehr geholfen. Ich hatte da Mal Einzelgespräche. Vielleicht wäre das ja was für dich und könnte Dir beim loslassen oder akzeptieren helfen und damit das wir nichts tun können.

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