MatildaWormwood - Vorstellung

  • Hallo Volka,

    ganz lieben Dank. Das tut gut, deine Worte zu lesen.

    Es ist einfach schwierig, in einer Beziehung zu einem Alkoholkrank klar zu sehen. Manche Dinge sind ja auch gut, aber das große A steht einfach über allem und es wiegt einfach viel schwerer als die guten Dinge.


    Liebe Grüße

    Matilda

  • Es tut einfach nur so unfassbar weh, diesen Weg gehen zu müssen, weil der Alkohol so übermächtig ist.

    Das verstehe ich so sehr, geht mir genauso. Ich bin vor 3 Monaten mit meiner Tochter gegangen. Habe auch das Gefühl, meine Frau tauscht uns aus gegen Alkohol und den jetzigen Komfort ungehindert zu konsumieren. Und ja im Grundsatz ist es auch so. Jeder entscheidet jeden Tag neu für sein Leben. Ich mache keine Vorwürfe, jeder kann unter Umständen süchtig werden. Aber ich verstehe nicht, wenn man nichts dagegen tut.

    Grüsse und wieder habe ich eine Laus auf der Leber

  • Guten Morgen,

    was für mich besonders schlimm ist, sind diese Gespräche, in denen ich das Gefühl bekomme, dass mit mir was nicht stimmt. Ich habe mit meinem Mann heute Morgen ein Gespräch führen müssen wegen der Kinder und der in der Schule eingeweihten Personen. Er macht mir jetzt wieder zum Vorwurf, dass ich das Thema ja über alles erheben würde. In meinem Kopf würde sich ja alles nur darum drehen und ich sollte mal bitte einen Gang zurückfahren, dann würde ich bestimmt auch besser schlafen. Und er hätte mir ja gesagt, dass er aufhören würde zu trinken. Aber ich dramatisiere alles und stelle es so dar, als wenn der Alkohol Schuld daran ist, dass es den Kindern schlecht ginge. Aber das würde ja gar nicht stimmen. Und wenn ich mich so verhalten würde und nie gut drauf wäre, dann wäre eine Trennung vielleicht das Beste. Mir tut es einfach so weh, dass er nicht sehen kann, was seine Sucht mit uns macht. Dieses Hin und Her, einen Tag ist er einsichtig und sagt, er unternimmt was. Was aber allem ganz klar ist, ist, dass er mir nochmal gesagt hat, dass er weder begleitete Entgiftung noch Therapie machen wird. Ich könnte einfach nur heulen.

  • Und wenn ich mich so verhalten würde und nie gut drauf wäre, dann wäre eine Trennung vielleicht das Beste.

    Das ist doch ein gutes Angebot von ihm ;) Nimm es an. Unabhängig davon das du immer der Buhmann bleibst, diejenige die übertrieben hat und eine Dramaqueen bist. Also ist es doch wurscht. Oder?

    Ich bin zwar über 16 Jahre trocken, aber diese Standard-Sätze, die bei "deinem" Alkoholiker kann ich heute noch auf Knopfdruck herausholen. Hat mich jahrelang in Ruhe weiter saufen lassen. War gut. Solange bis es mir auf den Senkel ging und ich mir selbst einen neuen Partner suchte.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Guten Morgen Matilda,

    ich kenne das Gefühl gut, dass man sich selbst hinterfragt, ob der Partner/die Partnerin nicht doch Recht hat und man selbst das Thema nicht doch zu hoch hängt. Diese Selbstzweifel, die durch diese Argumentation ausgelöst werden.
    Inzwischen weiß ich für mich, dass es nicht so ist. Die Alkoholsucht beeinflusst eben alle Lebensbereiche, alle Situationen. Sie überdeckt einfach alles und ja: An einem gewissen Punkt, an dem ich für mich eingesehen habe, dass sie Alkoholikerin ist, habe ich erkannt, das der Alkohol zum großen Teil beiträgt (vollkommen will ich nun nicht Schreiben, da gibt es sicher auch noch weitere Faktoren), dass die Situationen so verzwickt sind, wie sie sind.

    Meine Güte, ich verstehe dich wirklich - was hab ich mir gewünscht, dass sie mich versteht. Ich habe mich danach gesehnt, dass sie Einsehen hat und einfach nur versteht, was das alles mit uns macht. Das Ausbleiben dessen hat mich zermürbt.

    Ihr werdet dabei nicht auf einen Nenner kommen, so wie wir es auch nicht geschafft haben... Zu verschieden sind die Sichtweisen.

    Was mir geholfen hat, ist die Akzeptanz dessen. Dann die Abgrenzung. Was bleibt sonst, wenn klar ist, dass man keine gemeinsame Basis mehr findet? Dazu gehört auch, dass ich darauf verzichten musste, dass dieses Bedürfnis, vom Partner verstanden zu werden, einfach nicht befriedigt werden wird. Mit der gerade erwähnten Akzeptanz und der Abgrenzung ist mir das recht gut gelungen.

    Viele Grüße

    Volka

  • hallo Matilda,

    In meinem Kopf würde sich ja alles nur darum drehen und ich sollte mal bitte einen Gang zurückfahren, dann würde ich bestimmt auch besser schlafen.

    solche Sätze dienen nur dazu, dass sich der/die Angehörige immer wieder neu hinterfragt, und an ihren Wahrnehmungen zweifelt. Dadurch hat der nasse Alkoholiker sich erst einmal "Ruhe " verschafft, und kann ohne Störung weitertrinken, denn du bist ja mit dir beschäftigt.

    Vertraue dem, was du siehst und wahrnimmst. In den ganzen Jahren in denen ich hier bin, hat sich gleube ich noch kein Angehöriger ohne Grund hier angemeldet. Wende deine Energie auf dich an, und versuch nicht den Alkoholiker trocken zu legen, denn das schafft kein Angehöriger.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Vielen Dank für eure lieben Worte. Es tut gut zu lesen, dass nicht nur ich das erlebe und allein damit bin.

    Ich bin gerade nach Hause gekommen, da kam das Gespräch wieder auf (mein Mann ist im Homeoffice, ich habe heute frei). Ich habe ihm jetzt ein letztes Mal klar und deutlich gesagt, dass nur er sich helfen kann, dass mir die Hände gebunden sind, was ihn betrifft. ABER ich kann den Kindern und mir helfen und das werde ich tun. Was er jetzt mit dieser Botschaft macht, liegt in seiner Hand. Ich werde nicht mehr reden, appellieren und betteln, so langsam habe ich alles gesagt und es reicht.


    Liebe Grüße

    Matilda

  • Hallo zusammen,

    mal ein kleiner Zwischenstand: die erste Wohnung ist leider nichts geworden, ich habe mir aber heute noch eine angeschaut, die war sehr schön.

    Mein Mann war zum Elterngespräch bei der Kinder-und Jugendlichenpsychotherapeutin. Sie hat ihm wohl ziemlich deutlich gesagt, welche Auswirkungen seine Sucht auf die Kinder hat. Sie schrieb mir aber, dass sie sich nicht sicher sei, inwiefern ihm der Ernst der Lage wirklich bewusst sei. Nachdem was er mir erzählt hat, habe ich meine Zweifel, dass sich hier etwas ändert. Er wird definitiv keinen Arzt wegen seiner Sucht aufsuchen, hat er gesagt. Außerdem hat ihr mittlerweile die Suchtberatung angerufen, als er nicht da war. Bisher hat er nicht zurückgerufen, was mir auch signalisiert, welche Stellenwert dieser Termin bei ihm hat. Heute haben wir über den Weihnachtsmarkt gesprochen, da hat er direkt gesagt, dass wir ja morgen hingehen und Glühwein trinken könnten. Wunderbar 🙄

    Sonst ignoriert er das Thema geflissentlich. Er macht einen auf Friede, Freude, Eierkuchen - mal so lapidar gesagt. Dabei ist er ja auch stinkig, dass ich die Schulen informiert habe. Mir fällt es schwer zu verstehen, wie man diese Situation so aussitzen kann, indem man so tut, als gäbe es sie nicht. Das gehört wohl alles auch zur Sucht.


    Liebe Grüße

    Matilda

  • Guten Morgen,

    von der anderen Wohnung habe ich bisher auch nichts mehr gehört.

    Gestern war noch einmal ein Beratungstermin, da fühle ich mich sehr gut aufgehoben. Danach hatte ich wie so oft nach so einem Termin ein Gespräch mit meinem Mann, nach dem ich mich meistens ganz schlecht fühle. Er zeigt sich dann wieder einsichtig, hat gestern geweint, will uns nicht verlieren. Ich glaube tatsächlich auch, dass er das ernst meint, er ist aber einfach krank. Mir tut das so weh, weil ich ihm ja gar nicht wehtun will. Er sagt dann immer wieder, dass er es noch einmal probiert, nichts zu trinken. Gestern Abend hat er dann aber wieder zum Alkohol gegriffen. Er braucht so dringend Hilfe und sieht es aber selber nicht. Wenn ich mit den Kindern gehe, dann klappt er zusammen. Ich habe wirklich Angst davor, was dann passiert. Ich weiß, dass das nicht in meiner Verantwortung steht, dass es seine Entscheidungen sind. Aber es ist trotzdem alles so schwer. Ich wünsche mir einfach so sehr, dass das Leben leichter wäre.


    Liebe Grüße

    Matilda

  • Hallo Matilda

    Ich bin noch sehr frisch hier und bin mir gerade gar nicht sicher, ob ich hier antworten darf, wenn ich nichts produktives dazu beitragen kann.


    Was du aber schreibst hab ich quasi 1:1 hier zu Hause.

    Mein Mann ist genau so!
    Er liebte die Musik, trinkt heimlich, ist eigentlich total toll zu den Kindern, will immer alleine aufhören zu trinken, kümmert sich null um Hilfe, Schwiegervater auch Alkoholiker, Schwiegermutter Co wie sie im Buche steht, unser Haus gehört den Schwiegereltern, zwei gemeinsame Kinder etc.


    Emotional bin ich auch so weit wie du. Allerdings hapert es noch an der Umsetzung.
    Man klammert sich ja an jeden Strohhalm, sobald er mal einen Tag nix trinkt oder nur ein Fünkchen einsichtig ist.

    Man will doch eigentlich nur ein schönes Familienleben haben! Aber es wird immer wieder zu Nichte gemacht :(

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Glück, dass du für dich und die Kinder die richtige Entscheidung triffst


    LG Pummelblume

  • Hallo Matilda,

    Ich kann dich sehr gut verstehen, und ich kenne diese Gedanken alle.

    Wenn ich mit den Kindern gehe, dann klappt er zusammen

    er klappt auch mit dir zusammen. Bisher sind es nur Lippenbekenntnisse. Wenn er etwas tun will, soll er Nägel mit Köpfen machen. Was er momentan mit dir macht, sind Manipulationen um in Ruhe weitersaufen zu können. Es ist unsere Hoffnung, und die kenne ich sehr gut von früher, die uns immer wieder weitermachen lässt.

    Es ist genauso wie Pummelblume schreibt, jeder Funken Hoffnung läßt uns weitermachen. Hat auch mich weitermachen lassen, bis ich zu dem Punkt kam, an dem mir klar wurde, was ich tue. Mir wurde ein Krümel hingeworfen und ich hab gierig danach gegriffen, aber nichts hat sich geändert.

    Meine Kinder haben das alles mitbekommen, aber damals konnte ich nicht mit ihnen reden, ich war mit der "heilen Welt" beschäftigt, die ich unbedingt erhalten wollte, obwohl sie lange kaputt war. Das tut mir bis heute leid, heute kann ich mit ihnen darüber reden, aber es macht immer etwas mit mir, wenn mein Sohn mir sagt: Ich hatte keinen Vater wie meine Freunde, aber ich hatte einen tollen Opa und natürlich dich.

    Dann kommt mir immer wieder hoch, wie sehr alle meine Anstrengungen bzgl. einer heilen Familie ins Leere gelaufen sind

    Man klammert sich ja an jeden Strohhalm, sobald er mal einen Tag nix trinkt oder nur ein Fünkchen einsichtig ist.

    Pummelblume, du darfst hier schreiben, nur die ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich, alles gut.

    Diese Strohhalme sind sehr oft nur Beruhigungspillen für uns COs.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Wenn ich mit den Kindern gehe, dann klappt er zusammen. Ich habe wirklich Angst davor, was dann passiert. Ich weiß, dass das nicht in meiner Verantwortung steht, dass es seine Entscheidungen sind.

    Hallo,

    mein Ex ist wenn man es so nennen möchte nach der Trennung zusammengeklappt. Es ging dann in einem Tempo abwärts was ich nie vermutet hätte. Das tat sehr weh es mit anzusehen, daran zurückzudenken ist auch immer noch sehr schlimm. Zu sehen was Sucht aus einem Menschen machen kann. Ich mache mir bei manchen Dingen heute noch Vorwürfe ob ich es nicht hätte verhindern können.

    Aber andererseits ist er dadurch an den Punkt gekommen wo er für sich die Therapie wollte und bis heute auch trocken ist.

    LG

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