• Hallo, ich starte gleich meinen täglichen Krisenbericht antworte aber erstmal hier drauf:

    der bärlauch wird wohl noch ne weile auf sich warten lassen, je nachdem wo du wohnst, macht ja auch nen unterschied, sicher noch einige wochen. mit den hobbys, fang was an was du jederzeit machen kannst. weil suchtdurck guckt werder auf die uhr noch aufs wetter. such dir da ein paar sachen, nicht zuviel, nicht das du dich da verzettelst und dich selbst unter druck setzt weil da was noch nicht fertig ist aber das andere auch wartet.... so das du problemlos den überblick behälst und was dich ausreichend ablenkt wenn du nervös wirst.

    Ja, tatsächlich dauert das noch, leider. Aber ich bin in großer Vorfreude ab Mitte März sammeln zu gehen. Und bis dahin repariere ich mein Fahrrad. Meine täglichen Hobbies sind grade Wasservögel beobachten (Ich habe man eine Frau kennengelernt, die sich mit einer wilden Krähe angefreundet hat, da will ich auch hin), allgemein mit dem Hund draussen sein und Videospiele zur Ablenkung. Ich hab die Möglichkeit recht spontan an eine Töpferscheibe zu kommen und noch mehr Schalen und Töpfe für meinen Indoor-"Garten" herzustellen. Ich schaue, dass ich 1-2 mal die Woche zum Sport komme, hab mein Wohnzimmer so umgeräumt, dass Schattenboxen und Superbowl-Halbzeitshow unfallfrei möglich sind.

    und ich finde es toll das du den mut gefunden hast noch mal hier durchzustarten. das ist ein gutes zeichen für deinen willen. und der steht tatsächlich über allem.

    Danke, ich habe das Gefühl bei jedem mal Hürden überwinden, wird es leichter die nächste anzugehen.

    „Nur wenn das, was ist, sich ändern lässt, ist das was ist, nicht alles. “ - T.W. Adorno

  • So.

    Mich erreichte heute morgen die Nachricht, dass es der Katze meiner Mutter sehr schlecht geht und sie zum Tierarzt fährt. Der Allgemeinzustand war so schlecht, dass sich die Ärztin und meine Mutter zur Einschläferung entschieden haben. Für mich kommt das sehr überraschend, da ich Anfang der Woche die Katze noch gesehen und gestreichelt habe und da schien sie recht munter zu sein. Ich verstehe es ehrlich gesagt nicht, wie schnell sich das so verschlechtert hat. Ich kann aktuell nicht traurig sein darüber, da sofort diese wahnsinnige Angst in mir hoch gekrochen ist, dass meine Mutter wieder anfängt zu trinken, wenn die Tiere tot sind.

    Ich rechne damit, dass der Hund auch innerhalb der nächsten 3 Monate sterben wird. Das wird eine große Krise für mich. Ich liebe dieses Tier abgöttisch und ich weiß meine Mutter hängt auch sehr dran.

    Ich fühle mich grade doppelt belastet. Ich selbst muss da trocken durchkommen und ich habe Angst um die Abstinenz meiner Mutter. Das kommt tatsächlich sehr ungünstig grade.

    „Nur wenn das, was ist, sich ändern lässt, ist das was ist, nicht alles. “ - T.W. Adorno

  • oh ha, da haste ja gleich mal ne richtige prüfung. was nu. erstmal. ich nehm hier gar nichts auf die leichte schulter, nur um das klar zu stellen. ich hab auch tiere und die sind familienmitglieder.

    warum denkst du das der hund auch sterben wird? welche logik steckt da dahinter? oder spielt dein suchthirn jetzt ein horrorszenario zusammen um einen trinkgrund zu konstruieren? nimm das um himmels willen nicht als vorwurf. da geht im kopf ein automatismus los. stell dir das so vor als wenn du dich selbst von außerhalb betrachtest, dann fällt es leichter das verhalten anzusehen ohne es als angriff oder gar beleidigung aufzufassen, denn davon hab ich keines im sinn.

    warum sollte mama gleich wieder saufen. es ist auch für sie eine schwelle. daraus besteht unser leben und wir müssen lernen sie zu meistern. und wenn sie fällt? warum wäre das eine gefahr für dich? betrachte diese fragen von außen. nimm da mal kurz die reine emotion raus und versuch da nur von der logik her drauf zu gucken.

    du darfst im moment natürlich um die katze weinen, der rest ist im moment ein absolutes hirngespinnst das dich verrückt macht, mehr nicht.

    so nu zu deiner töpferei. ich liebe steingut. würdest du da evtl auch nen auftrag annehmen, ich hab da so 2 oder 2 ideen die ich schön länger mit mir rumschlepp sie aber nicht umgesetzt bekomme. hätte aber zeit, hab die ja schon ne weile.

    und zum bärlauch, ich weiß ja nicht wo du wohnst, schreib das hier auch bitte nicht, aber wenn es nicht grade hochgebirge ist lohnt es sich in senken an nach süden und west ausgerichteten hängen schon mal nachzuschauen wenn die schneeglöckchen im garten hochkommen. da zeigen sich oft die ersten spitzen. aber aufpassen denn auch der aronstab ist ein "frühaufsteher" und der is ganz und gar nichts für die küche. der geruch macht den unterschied wenn die gerollte spitze aus der erde kommt.

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo,

    zur Erläuterung: der Hund ist 16 Jahre alt und hat trotz Behandlung schlechte Nierenwerte und ist appetitlos. Ich bin seitdem ich von den schlechten Werten weiß, davon ausgegangen, dass es auf das Ableben zu geht. Und bereite mich auch gedanklich darauf vor, was auf mich zukommt. Diesen Trauerprozess kenne ich schon, weil ich über die Jahre viele geliebte Tierchen verloren habe. Dass nun die Katze so plötzlich gestorben ist, wirft grade einiges durcheinander. Akut hatte ich bisher heute keinen Suchtdruck oder auch nur den Gedanken, dass ich trinke. Sondern - vielleicht projeziert? - die Sorge, dass meine Mutter damit nicht umgehen kann und den Halt in ihrem Leben verliert. Versteht mich nicht falsch. Ich möchte im offenen Bereich ungerne weiter meine Familiendynamiken erörtern, da es Dritte betrifft, die hier nicht anwesend sind. Sobald ich für den geschlossenen Bereich freigeschaltet bin, werde ich das näher beschreiben. Nur so viel, ich spreche heute abend mit meinem Bruder, denn wir teilen diese Angst, dass Mama wieder trinkt, wenn sie alleine ist. Das berührt unsere Geschichte sehr tief. Ich bin mir noch unsicher, ob ich mich ihm heute mit meiner Geschichte anvertraue. Die arme Maus. Aber es wäre eigentlich ein günstiger Zeitpunkt.

    Mein Plan war ja im Rahmen einer Therapie eben diese Familienverstrickung in Alkohol für mich zu sortieren. Ich hatte aber gehofft, dass ich mich erstmal mit meiner Alkoholsucht beschäftigen kann, bevor die anderen Teile auch noch getriggert werden. Naja.

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  • Ich habe auch mein Programm bisher durchgezogen für heute. War 8 Uhr beim Hausarzt für Blutabnahme. Ich habe nachgefragt, was sie im Labor testen und es hiess u.a. Eisen, Schilddrüse, Leberwerte und B-Vitamine, besonders letzters ist spannend, da ich mich ja auch seit längerem reinpflanzlich (mangel-)ernähre. Hab dann Smoothie gemixt und wollte eigentlich bisschen arbeiten von zu Hause und später nochmal zum Doc rein, um mir eine Überweisung für einen Psychater geben zu lassen und mir zur Überbrückung ein leichtes Antidepressivum zu verschreiben um quasi vorzusorgen, dass mein Hirn ausgeglichener ist und nicht direkt hochfährt, wenn solche Dinge passieren. Naja. Nach der Nachricht habe ich erstmal ziemlich lange geheult. Dann war ich wieder bei meinem Hausarzt und hab im Wartezimmer weiter geheult.

    Eben habe ich mit meinem besten Freund telefoniert, ihm alles erzählt und für jetzt geht es wieder.

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  • hm, naja, ich sags mal mit einer methapher, ich hab meinen führerschein im winter, bei eis und schnee gemacht, da konnten mir dann die anderen jahreszeiten keine angst mehr machen.

    gut das du wenn zum reden hast. aber ganz wichtig, es tangiert dich zwar alles sehr, aber du hast deine eigene baustelle. bleib so gut es geht bei dir. du darfst heulen, schreien wenn es dir gut tut, aber auf keinen fall trinken. gut das du dir gleich hilfe holst, eine wichtige strategie. du schaffst das.

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    trocken seit 18.10.2001

  • hm, naja, ich sags mal mit einer methapher, ich hab meinen führerschein im winter, bei eis und schnee gemacht, da konnten mir dann die anderen jahreszeiten keine angst mehr machen.

    :S Ich hoffe, dass mich diese Zeit "wetterfest" macht. Ich habe mit allen Beteiligten über die Sorgen gesprochen. Siehe da, ich hatte Recht mit der Angst, aber meine Mutter war sehr ehrlich und konnte uns Kindern versichern, dass sie es im Griff hat.

    Ich habe oft gelesen, dass das nüchterne Leben langweiliger wäre. Ich hab in diesen Monat mehr erlebt als im letzten Jahr und ehrlich gesagt war ich nicht vorbereitet in diese Achterbahn einzusteigen. Aber jetzt sitze ich drin und hoffe, dass die Sicherheitsbügel halten.

    Ich verfolge meine Etappenziele, die helfen mir als gedankliche Konstrukte. Bis zum Anruf am Montag bei der Suchtberatung bleibe ich nüchtern, bis zum Selbsthilfetreffen am Dienstag bleibe ich nüchtern, bis zur Blutabnahme am Donnerstag bleibe ich nüchtern... usw. aber ich merke, dass sich in mir noch kein fester Begriff von "zufriedener Abstinenz" entwickeln konnte. Ich habe das Gefühl ich manage grade noch meine Sucht.


    Schönen Sonntag!

    „Nur wenn das, was ist, sich ändern lässt, ist das was ist, nicht alles. “ - T.W. Adorno

  • Guten Abend Lavendelfuchs,

    niemand hat gesagt, dass es einfach wird. Aber es wird leichter im Laufe der Zeit. Und gerade am Anfang ist es nötig, dass man sich Tag für Tag vornimmt.

    Einen Tag nach dem anderen.

    Ich habe oft gelesen, dass das nüchterne Leben langweiliger wäre. Ich hab in diesen Monat mehr erlebt als im letzten Jahr und ehrlich gesagt war ich nicht vorbereitet in diese Achterbahn einzusteigen. Aber jetzt sitze ich drin und hoffe, dass die Sicherheitsbügel halten.

    Gerade jetzt stürmen alle Emotionen ungefiltert auf Dich ein. Du schüttest nichts mehr zu, sondern erlebst es pur.

    Das ist am Anfang überwältigend, aber es wird sich wieder einpegeln auf ein normales Maß. Bleibe geduldig mit Dir und tue Dir Gutes. Schaue etwas Leichtes im TV, lies etwas Schönes, trinke einen heißen Kakao, iss etwas Leckeres, etc.!

    Die Zufriedenheit wird kommen, wenn die erste Zeit vorüber ist und sich andere Gewohnheiten eingefunden haben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • moin meine liebe

    ich kann mich elly nur anschließen, du machst es gut. von einem tag zum anderen. als ich damals in die gruppentherapie bin war einer der leiter ein trockener. man der hatte 18 jahre, was für eine zahl. unvorstellbar, wie soll ich die nächsten monate schaffen. ganz einfach, heute trinke ich nicht. so hab ich dann mittlerweile gaaaaanz viel heute aufgestapelt. mach es wie elly sagt, beschäftige dich mit dingen die nicht zu anspruchsvoll sind, du mußt erst wieder lernen das emotionale zu ertragen. es wird leichter, jeden tag ein kleines stück. und so wie man nicht merkt das die kinder wachsen so merkt man auch nicht das man aus der sucht raus wächst. du hörst dich eben gut an. du machst das richtige. bleib dabei.

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • ich merke, dass sich in mir noch kein fester Begriff von "zufriedener Abstinenz" entwickeln konnte. Ich habe das Gefühl ich manage grade noch meine Sucht.

    Das dauert ein Weilchen. Bei mir locker ein Jahr:wink:. Da wäre es sehr erstaunlich, wenn Du schon an dem Punkt eines langjährig Abstienten wärst. Und selbst bei dem ist nicht gewährleistet, ob er wirklich zufrieden mit sich und seinem Leben ist. Denn Abstinenz ist nicht alles, aber für mich ist alles nichts ohne Abstinenz.


    Gib Dir die Zeit zu reifen. Abstinenz ist ein zartes Pflänzchen, das sorgfätig kultiviert werden sollte. Es wächst nicht im Zeitraffer.

    Ich bin in den Anfangsmonaten gut mit der von Dir erwähnten 1-Tagesstrategie gefahren, bis sich diese so langsam ausschlich, weil ich stabiler unterwegs war und sich mein neues Leben festigte.

  • Hallo liebes Forum,

    die Zeit vergeht aktuell so schnell für mich und ich komm fast schon nicht mehr hinterher. Ich merke, dass mich das stresst und ich eine "Pause" machen will. "Pause" bedeutet für mich hier, dass ich alles absage und mich komplett isoliere für mehrere Tage bis Wochen. Wenn ich das zulasse, lande ich auch wieder beim Saufen. Das ist mir klar. Daher beherzige ich, was mir hier nochmal geschrieben wurde die Tage. Geduldig sein, achtsam und fürsorglich mit Befindlichkeiten und Bedürfnissen umgehen. Manches einfach aushalten oder Ablenkung suchen. Kleine Erholungsinseln im Alltag schaffen.

    Ich habe keinen Saufdruck aktuell, aber sehr wohl einen Suchtdruck. Ich schleiche ja aktuell Psychopharmaka ein, bisher tut es was es soll, ich habe nämlich nur unangenehme Nebenwirkungen und Antrieb. Dennoch habe ich mich gestern dabei erwischt, wie ich drüber nachgedacht habe, ob ich nicht noch eine Tablette nehmen soll, weil ich schneller Wirkung haben wollte. Komplett irre, da ich ja weiß, dass das nicht funktioniert.

    Gib Dir die Zeit zu reifen. Abstinenz ist ein zartes Pflänzchen, das sorgfätig kultiviert werden sollte. Es wächst nicht im Zeitraffer.

    Das hier finde ich besonders schön, da es mich auf eine Idee gebracht hat. Ich hege eine große Liebe für Zimmerpflanzen und möchte mir ein kleines schönes Pflänzchen besorgen, dass ich stellvertretend für meine Abstinenz täglich hege und pflege. Als weiterer Ankerpunkt in meinem Alltag. Vielen Dank für die Anregung.

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  • hallo lavendelfuchs

    was genau stresst dich eben? ist es etwas bestimmtes oder einfach allgemein? letzteres wäre dann wohl eher in richtung saufdruck zu verorten. diese unbestimmte unruhe die man nicht wirklich fassen kann war bei mir klar auf den entzug zurückzuführen.

    mir hat es geholfen einfache spiele im net zu spielen. spazieren gehen. wie wäre es mit schwimmen, sauna. irgend etwas das für dich mit wohlfühlen zu tun hat. ein schaumbad, ein leckerer tee. es ist nicht wichtig was du tust, einzig es muß dir ein gefühl von wohliger wärme von wohlfühlen, entspannung geben. wenn die pflege von zimmerpflanzen dir diese entspannung bringt dann ab in blumenladen und die schönsten ausgesucht. und pass mit medis auf, ich bin denen gegenüber extrem skeptisch da es leider auch immer wieder ärzte gibt die die verteilen wie bonbons. nicht falsch verstehen, ich möchte hier um himmels willen nichts verallgemeinern ich rede nur von achtsamkeit, und entzug ist nun mal mit extremen psychischen belastungen verbunden.

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Das mit dem Pflänzchen finde ich eine total tolle Idee. : )

    Nimm erst einmal die Dosis, die so verordnet wurde - wenn es Dich aber stresst oder Nebenwirkungen überhand nehmen / heftiger werden, dann lass das direkt noch mal abklären, bevor Du dem Stress nachgibst. Hartnäckig sein dazu.

    Verändern finde ich so anstrengend. Das Konzept der radikalen Akzeptanz hat mir geholfen, am Anfang Wochen mit extremer innerer Gegenwehr, irgendwann ging es.

    Falls Du sie nicht kennst; bei Unruhe, Stress, so unausgegoren sein, ist die Yantramatte vielleicht was für Dich? Ich mag ja weder harte Medis noch Hochalternatives und hab das Ding erst schwer belächelt, aber jetzt schlafe ich darauf in 15 min ein. Stimuliert Durchblutung, den Vagus und Akupunkturpunkte - wenn nichts medizinisch dagegenspricht und Du sowas magst, passt das vielleicht? Schnell greifbar, auch gut, wenn es Reize braucht - Ich habe eine PTBS und war quasi die lebende Unruhe.

    Alles liebe

  • Hallo,

    vorne weg zu den Medis. Ich bin auch nicht sonderlich froh diese jetzt zu nehmen. Ich erhoffe mir meine Angststörung und diese krasse Übererregbarkeit meiner Emotionen etwas zu drosseln, bis ich wirksame innere Muster dafür gefunden hab. Ob es hilft bleibt die nächsten 4 Wochen fraglich. Ich nehme sie nach Anweisung des Arztes und beobachte was sich verändert.

    Innere Unruhe und Anspannung gehören auch zu den Nebenwirkungen und ich denke, das kommt jetzt noch oben drauf zu meinem Stress. Ich wollte meinen selbstbestimmten Alltag beibehalten und gleichzeitig auf den Kopf stellen. Das erfordert sehr viel Anstrengung und Hirnschmalz. Diese Unsicherheit, ob das was ich mache reicht kommt auch noch dazu. Ich hab aktuell mehr sozialen Kontakt als mir gut tut. Ich rede wirklich ungerne mit fremden Menschen, aber jetzt "muss" ich in meinen Wirrungen durch das Suchthilfesystem um Klarheit zu bekommen wo es für mich lang geht. Ich bin erschöpft von meinem Tag, sodass mir aktive selfcare schon schwerer fällt als die letzten Wochen. Ich achte dennoch so gut es geht auf mich und lasse mir Zeit im Alltag, wenn ich etwas Schönes entdecke, dies auch für mich innerlich mitzunehmen.

    Eigentlich wäre ich heute nach der Arbeit noch zu einem Vortrag gegangen. Aber ich war müde und hatte keine Lust mehr durch die Stadt zu fahren. Also bin ich nach Haus. Ich bin wirklich froh jetzt meine Ruhe zu haben, trotzdem bin ich nicht zufrieden mit meiner Entscheidung spontan nach Hause gefahren zu sein, da meine "Rückfälle in den Rückzug" so beginnen. Und wie gesagt, solche depressiven Einbrüche sind wahnsinnig gefährlich. Ich möchte dieses Wochenende nutzen um wieder Kraft zu tanken und versuche ein ausgewogenes Programm für mich zu organisieren.

    „Nur wenn das, was ist, sich ändern lässt, ist das was ist, nicht alles. “ - T.W. Adorno

  • Ich möchte dieses Wochenende nutzen um wieder Kraft zu tanken und versuche ein ausgewogenes Programm für mich zu organisieren.

    Das liest sich so anstrengend, Lavendelfuchs. Das Wochenende organisieren.=O

    Du bist dabei, vieles zu verändern. Aber übernimm Dich nicht. Lass Dir Zeit zum Luftholen und Seele baumeln lassen.

    Es ist gut und richtig, dass Du den Vortrag heute hast ausfallen lassen. Weniger ist oft mehr!

    Und zusätzlich kannst Du Dich hier im Forum einlesen und austauschen. Das ist doch eine Menge!

    Ich wünsche Dir einen gemütlichen Abend!

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Elly,

    Das liest sich so anstrengend, Lavendelfuchs. Das Wochenende organisieren.=O

    Du bist dabei, vieles zu verändern. Aber übernimm Dich nicht. Lass Dir Zeit zum Luftholen und Seele baumeln lassen.

    Letzes Wochenende habe ich nur zu Hause rumgehangen und Sims gespielt. Ich habe meinen Sport abgesagt und hab auch sonntags mein Vorhaben schleifen lassen, obwohl ich beides wirklich gerne machen wollte. Das hat mir nicht gut getan. Das merke ich jetzt. Dewegen will ich mich dieses Wochenende etwas mehr anstrengen, bei den Sachen die ich für mein Wohlbefinden tue dran zu bleiben. Um mich nicht zu überfordern muss ich vorher planen, welche "Belastung" ich in Kauf nehmen kann um hinterher eben wirklich entspannt und zufrieden zu sein.

    Nach meiner abendlichen Leserunde hier spiele ich noch ein paar Runden Schach. Das macht mir zur Zeit sehr viel Spaß.

    „Nur wenn das, was ist, sich ändern lässt, ist das was ist, nicht alles. “ - T.W. Adorno


  • Hallo Lavendelfuchs,

    ich finde mich in vielen Dingen, die du berichtest wieder.

    Ich bin erschöpft von meinem Tag, sodass mir aktive selfcare schon schwerer fällt als die letzten Wochen. Ich achte dennoch so gut es geht auf mich und lasse mir Zeit im Alltag, wenn ich etwas Schönes entdecke, dies auch für mich innerlich mitzunehmen.

    Ich erhoffe mir meine Angststörung und diese krasse Übererregbarkeit meiner Emotionen etwas zu drosseln, bis ich wirksame innere Muster dafür gefunden hab.

    Ich bin froh, den Alkohol hinter mir gelassen zu haben. Ich habe nie gedacht dass das trocken werden, vom Alkohol so vielschichtige Auswirkungen auf meine mentale, physische Gesundheit und meinen Alltag haben wird. Ich bin im Moment sehr dünnhäutig, ich habe Lust aktiv zu sein, bin aber schnell müde und kraftlos. Manchmal überfordert mich das ehrliche und ungeschönte reflektieren meines Konsums und die Auswirkungen meiner Alkoholkrankheit auf mein Leben und meine Gesundheit. Es macht mich traurig zu sehen, was der Alkohol in meinem Leben zerstört hat, unwiderruflich. Auf der anderen Seite bin ich dankbar dafür, dass ich das Gift los bin. Mein Körper kann sich langsam erholen es wird dauern, aber es wird. Ich kann wieder besser denken und fühlen. Kann wieder träumen und hoffen. Vor allem muss ich aufpassen, dass ich mich nicht überfordere, was schnell passiert da mir manchmal die nötige Geduld fehlt.

    Du bist dabei, vieles zu verändern. Aber übernimm Dich nicht. Lass Dir Zeit zum Luftholen und Seele baumeln lassen.

    Elly hat das schön formuliert.
    Der Frühling steht vor der Tür, die Natur erwacht aus dem Winterschlaf und alles erwacht zu neuem Leben.
    Ich habe das Gefühl, bei uns ist es auch so, als würden wir erwachen aus einer harten, langen und eiskalten Winterzeit. Wir haben die Möglichkeit alles neu zu gestalten, langsam aus der Dunkelheit in das Licht.☀️

    Das macht mich hoffnungsvoll.

  • Liebe Lavendelfuchs,

    ich finde mich in so vielem, was du schreibst wieder. Angefangen bei Medis, über zu viel soziale Kontakte, Gleichgewicht finden, organisieren und Pläne machen, um mich am Laufen zu halten…..

    Es ist so verflixt schwer da ein Gleichgewicht zu finden! Zumal bei dir ja auch noch die Umstellung durch die Abstinenz hinzukommet!

    Ich schicke dir ganz viel Kraft! Ich habe mal so einen Kühlschrankmagnet geschenkt bekommen auf dem stand: If you are going through hell keep on going! Schritt für Schritt! Immer weiter!

    Alles Liebe

    Evelin

  • moin lavendelfuchs.

    du mißtraust deinen eigenen entscheidungen. warum? hast du dich das mal gefragt? du bist müde und entscheidest es ist besser sich auszuruhen als sport zu treiben. klingt für mich nach einem vernunft getragenen entschluß. du haderst damit, warum? weil du dich bisher zum saufen zurück gezogen hast. ja hab ich auch gemacht damals. hier ist der punkt wo du was anpacken mußt. und zwar mußt du nicht trotzdem losrennen sondern klar sagen ich zieh mich zurück weil ich ausruhen muß nicht weil ich saufen will. das ist ein sehr wichtiger punkt. trocken werden ist schwere arbeit und du brauchst unbedingt pausen. auch ist es völlig ok süßigkeiten zu futtern. das hirn arbeitet nur mit zucker, mit anderen nährstoffen kann es nichts anfangen. und dein kopf leistet grade schwerstarbeit. da ist eine tafel schokolade seeeehr hilfreich. vielleicht auch mal ins solarium, sonne bringt uns auch in schwung.

    war mir auch geholfen hat wenn meine krausen gedanken mich fast verrückt gemacht haben, ich hab sie in ein oktavheft geschrieben. einfach um sie los zu lassen, was aufgeschrieben ist verschwindet tatsächlich leichter aus dem kopf. mich haben zu viele menschen auch verrückt gemacht, denn sie haben mir die zeit zum sortieren "geraubt". das ist jetzt nicht böse gemeint, nur wenn jemand bei mir war der eigentlich helfen wollte kriegte ich meine gedanken nicht wirklich bearbeitet, ich empfand ganz am anfang tatsächlich auch als störung. ich habe viel geschlafen, viel gegrübelt und viiiiiiel wasser tee und leider auch kaffee getrunken. pfundweise schokolade verdrückt.

    unser körper hat einige reeptoren die uns bei gefahr aus dem schlaf wecken. wenn wir uns mit alk zuschütten baut der körper zusätzliche die uns wieder wecken würden, wir saufen mehr, der körper baut mehr.... usw. usw. diese ganzen überschüssigen empfindungsrezeptoren die unser körper während wir gesoffen haben aufgebaut hat führen nun zu dieser übersensiblen wahrnehmung. alles prasselt wie durch einen riesen verstärker auf uns ein. der körper baut das alles wirder auf das notwendige zurück, aber es dauert etwas. diese zeit ist für uns dann echt schwer zu ertragen. aber sie dauert nicht ewig und am ende steht einfach nur der goldtopf. du schaffst das.

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo ihr Lieben,

    Ich melde mich mal wieder, vielen Dank für eure Antworten. Die ersten 3 Wochen ging es mir körperlich und mental sehr gut. Ich hatte sogar das Gefühl von meiner Depression "geheilt" zu sein. Ich hatte eine richtig gute Zeit. Ich bin sehr froh darüber. Der Ausblick auf Frühling und der Gedanke daran mit meinem Hund und meinem kleinen Kräuterbuch durch Wald und Wiese zu streifen macht meine Zeit aktuell auch erträglich. Dennoch ist es schwierig grade.

    Ich war Donnerstag auf einer Tagung. Der Tag startete schon chaotisch und ich kam zu spät. Der Raum war sehr voll und in der Mittagspause hatte ich eine kleine Angstattacke, die ich halbwegs regulieren konnte. Auf dem nach Hause Weg in der überfüllten Bahn hats mich dann wieder gepackt. Ich musste aussteigen und bin den Rest zu Fuß gelaufen. Für Freitag habe ich entschieden zu Hause zu bleiben. Samstag wollte ich eigentlich in die Sauna, da ich aber mittags im Supermarkt an der Kasse von 0 auf 100 in eine komplette Panikattacke katapultiert wurde, die mit sehr unangenehmen sozial auffälligen Aussetzern endete, habe ich mich entschieden auch Samstag zu hause zu bleiben. Gestern war ich immernoch ziemlich fertig von dieser - mMn unnötigen - Panikattacke und habe nur rumgelegen. Die Fequenz und Heftigkeit solcher Anfälle war bisher noch nie so stark, das macht mir etwas Sorgen. Das Gute daran ist, dass mein Suchtgedächtnis aktuell quasi keine Chance hat anzusetzen. Es geht mir einfach zu schlecht und mein Kopf ist mental zu ausgelastet.

    Wie Evelin schreibt: Das Gleichgewicht zu finden ist wahnsinnig schwer. Ich komme von einem Punkt in meinem Leben der aus Einsamkeit, Langeweile, Trostlosigkeit und Armut besteht. Dass ich keinen Weitsprung auf die andere Seite dieser Attribute machen kann, ist mir irgendwo klar. Dafür fehlt mir die "Kondition" und ist außerdem ziemlich viel verlangt. Dennoch will ich das hinter mit lassen und dazu muss ich mich meiner Umwelt aussetzen und mich mit mir selbst auseinander setzen. Ich finde es schwer zu beurteilen wie viel von was und zu welchem Zeitpunkt. Es fühlt sich so chaotisch an aktuell. Und damit auch unsicher. Ich finde daran schließt sich auch das hier an:

    du mißtraust deinen eigenen entscheidungen. warum? hast du dich das mal gefragt?

    Das habe ich mich schon öfters gefragt. Auf das Warum habe ich auch eine Antwort, aber wie ich mir gefühltes Selbstvertrauen aneigne, daran arbeite ich.

    Dieses Zurückziehen ist sehr eng mit dem Saufen verbunden, natürlich. Der Alkohol hat Angst, Depression, soziale Isolation und negative Gefühle erträglicher gemacht bzw. war Hilfsmittel das alles zu verdrängen. Später hat er das alles verstärkt und ausgelöst, sodass beides zu meinem Teufelskreis zusammengewachsen ist. Daher bin ich grade so unzufrieden mit meinen Entscheidungen. Ich handle aus mentaler Erschöpfung und nicht aus dem Bedürfnis heraus mich aktiv zurückzuziehen und quality time mit mir zu verbringen. Ich hoffe ihr versteht welchen Unterschied ich meine. Ich schaue, dass ich nur private Aktivitäten, die ein außer Haus gehen erfordern cancel. Zu meinen Terminen für meine Suchtarbeit gehe ich hin, egal wie und egal in welchem Zustand.

    Ich schreibe viel auf. Und ich lese auch häufig in meinen Notizen und lache welche wilden Loopings meine Gefühlsachterbahn fährt und trotzdem komme ich voran. Das gibt mir viel Hoffnung und Kraft. Ich kaufe mir schöne Kleinigkeiten, die ich entdecke beim Bummeln. Schokolade und Kaffee sind auch ganz hoch im Kurs. Das Abstinenz-Pflänzchen- ich habe mich für eine Hoya entschieden- habe ich bei meinem Händler des Vertrauens bestellt und freue mich schon, dass es bald kommt. Ich rede viel mit meinen Freunden und habe das Gefühl jetzt schon eine intensivere Beziehung zu ihnen zu haben. Ich bin trotz aller Hürden unendlich dankbar, dass ich die letzten 35 Tage keinen Alkohol getrunken habe und es heute auch nicht tun werde.

    Ich wünsche euch einen schönen Montag und eine angemessen aufregende Woche!

    „Nur wenn das, was ist, sich ändern lässt, ist das was ist, nicht alles. “ - T.W. Adorno

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