Maerchenfee - Ein neues Gesicht

  • #Stern

    Mir geht es ähnlich wie dir. Im engsten Familienkreis habe ich darüber gesprochen, dass ich Alkoholikerin bin… aber ich gehe mit der Info nicht hausieren. Mein Freundeskreis ist durch meine Erkrankung im Laufe der Zeit sehr klein geworden, ich habe mich überall ziemlich zurückgezogen. Was gut ist, ich habe keine Sauffreunde und somit einen guten Start für die Abstinenz.

    Es ist erschreckend zu sehen, was der jahrelange Alkoholkonsum alles anrichtet, selbst wenn man trocken ist. Sogar bei der OP & Co spielt der Alkohol eine Rolle. Wahnsinn. Gut, das wir dieses Gift los sind!!

  • Im engsten Familienkreis habe ich darüber gesprochen, dass ich Alkoholikerin bin… aber ich gehe mit der Info nicht hausieren.

    Ich wurde hier mal vor Jahren gerüffelt, als ich den Begriff "hausieren" verwendet habe.;)


    Wen man alles einweiht, ist jedem selbst überlassen. Ich habe es so ähnlich wie Du gehandhabt und bin damit in den letzten knapp 9 Jahren gut gefahren. Andere weihen deutlich mehr Personen ein u.a. auch am Arbeitsplatz.


    Entscheident ist im Leben stets das Ergebnis und hier das der stabilen und letztlich auch zufriedenen Abstinenz. Und da gibt's schon einige Abweichungen in den Vorgehensweisen, um an das Ziel zu gelangen.


    Ich wünsche einen informativen Austausch und weiterhin ein glückliches Händchen.

  • Sorry, steh auf dem Schlauch, was spricht dagegen?

    Hallo Rennschnecke,

    ich kann deine Verwirrtheit verstehen. Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, ich weiß es nicht. ich habe mich selbst darüber gewundert. Ich habe kurz überlegt nachzufragen, warum der Begriff hier nicht so gern gesehen ist… Habe den Gedanken dann aber verworfen…

  • Guten Morgen ihr Lieben,

    ich hatte vor zwei Tagen eine ganz unangenehme und auch heikle Situation. Den ganzen Tag ging es mir gut. Nachmittags bekam ich auf einmal das Gefühl der Schwäche und Müdigkeit, mir wurde auf einmal alles zu viel. Es war so, als ob jemand meinen (Lebens)Stecker und (Energie)Stecker gezogen hat. Ich hatte das Gefühl einer großen Verzweiflung, dass ich es auf Dauer nicht schaffe, der Versuchung des Alkohol zu widerstehen . Ich war so leer, traurig und fühlte mich ausgehöhlt und alleine. Es passierte mir, als ich unter der Dusche stand. Ich habe es kaum geschafft, mich abzutrocknen und wieder anzuziehen. Das Gefühl, allein zu sein und nicht mehr zu können, war ein schreckliches Gefühl. So etwas habe ich in dieser Gefühlsdimension bisher noch nie erlebt. Ich habe überlegt, was meine nächsten Schritte sein könnten, um mir daraus zu helfen. Was mir letztendlich geholfen hat, war der Gedanke, dass ich nicht hilflos ausgeliefert bin. Der Gedanke, dass ich mir hier Hilfe holen kann !! Ich kann hier schreiben! Ich bin nicht allein!! Notfalls hatte ich auch erwogen, beim Sorgentelefon anzurufen, um einfach nicht allein zu sein mit meinen Gedanken. Alleine das Gefühl, dass ich nicht in meinem Gedankenkarussell verharre und somit der Versuchung des Alkohol nicht widerstehen kann, hat mir geholfen. Ich bin dem Alkohol nicht mehr schutzlos ausgeliefert. Ich habe jetzt andere Mittel. Ich glaube das hat mir meinen Popo gerettet. Gott sei Dank!!

  • Seitdem ich das gerade aufgeschrieben habe, bin ich so am zittern und weinen, das war so eine krasse Erfahrung, die ganzen Gefühle kommen wieder hoch… Ich glaube, ich bin nur ganz knapp einem Rückfall entkommen.😢

  • Ich glaube, ich bin nur ganz knapp einem Rückfall entkommen.😢

    Entkommen oder bereitest du dich darauf vor?

    Wenn ich deine letzte Zeile lese, analysierst du alle Emotionen und verbindest es unwillkürlich mit dem Alkohol. Dass die Sucht Alkohol als Lösung anbietet, ist nicht verwunderlich, das ist ihr Job.

    Das war auch jahrelang deine Medizin für alles. Nur hat der Alkohol nicht nur die Wirkung süchtig zu machen, sondern auch die Nebenwirkung, dass er nicht hilft und sich nichts wegsaufen lässt. Sonst würde es dir und vielen andern hier heute richtig blendet gehen. Oder? ;)

    Ich bin kein Psychologe oder kann andere ins Hirn greifen, aber ich weiß, dass es normal ist Gefühle und Emotionen als das, was sie sind anzusehen. Ein Schrei nach irgendwas, aber nicht nach Alkohol.

    Am Anfang des Weges heißt es auch einfach mal es nur auszuhalten. So ein Suchtdruck ist zudem zeitlich begrenzt.

    Wünsch dir gutes ein Gelingen.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ja , ich kenne das. Ich bin ganz gut davongekommen und bin ganz Froh. Ich habe Bald einen Zahnarzt Termin und werde mir nun auch die Zähne richten lassen. Ich habe das einfach zu lange unterschätzt.

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (24. Januar 2024 um 14:00) aus folgendem Grund: Link zur Zahnarztpraxis entfernt.

  • Carl Friedrich : Was war denn damals die Begründung für den Rüffel?

    Der Begriff hat halt irgendwie einen negativen Beigeschmack. Die Beschwerdeführerin ging halt mit ihrer Diagnose wesentlich offener um, insbesondere was auch noch Arbeitskollegen und Vorgesetzte anbelangt, während ich den Kreis der Eingeweihten ganz bewusst sehr eng gezogen habe und insbesondere die Arbeit außen vor lasse.


    Letztlikch klingt "hausieren" halt wie von Tür zu Tür rennen, um es ja jedem mitzuteilen.


    Die Aufregung galt halt auch meiner speziellen Vorgehensweise, die nicht in allen Punkten mit den hier favorisierten Grundbausteinen übereinstimmt. Wohl gemerkt, die Grundbausteine sind eine prima Handreichung, die schon vielen Aussteigern geholfen haben. Ich finde sie auch Klasse, benötige sie jedoch nicht in allen Punkten. Auf Details verzichte ich hier bewusst, da mein Kurs nicht für jeden geeignet ist.

  • Guten Abend Mauri,

    mir geht es genauso wie dir, ich bin froh vom Alkohol zu sein. Bei mir ist es so, je länger ich keinen Alkohol trinke, umso mehr wird mir bewusst, was bei meinem Körper in Schieflage geraten ist. Wenn ich ehrlich zu mir selbst ist, ist das einiges. 😕Manche Dinge, wie beispielsweise die Blutwerte pendeln sich nach einer Zeit der Abstinenz von alleine wieder ein. Andere gesundheitliche Probleme werden bleiben. Manches wird sich bessern, mit anderen Dingen muss ich lernen zu leben.

    Ich habe Bald einen Zahnarzt Termin und werde mir nun auch die Zähne richten lassen. Ich habe das einfach zu lange unterschätzt.

    Ich finde ganz prima , dass du zum Zahnarzt gehst und dir die Zähne richten lässt.👍🏻😊😊 Bestimmt tut es deinem Selbstwertgefühl gut.

    Es ist immer schön zu wissen, dass man mit seinen Sorgen und Probleme nicht alleine ist. Das macht Mut.💚

    Liebe Grüße

  • Hallo Hartmut,

    Ich hab eine Weile über deine Worte nachgedacht. Du hast recht, ich bin im Moment manchmal sehr dünnhäutig. Das liegt daran, dass ich zeitgleich sowohl die Krücke Alkoholkonsum, als auch das Ventil Essen nicht mehr benutze. Bis vor zwölf Tagen habe ich beides benutzt, für alle Emotionen, die mich situativ überfordert (Stress, Trauer, Wut, Angst, Überforderung…)haben, oder als Platzhalter (Hunger…)beziehungsweise als Belohnungssystem..

    Entkommen oder bereitest du dich darauf vor?

    Wenn ich deine letzte Zeile lese, analysierst du alle Emotionen und verbindest es unwillkürlich mit dem Alkohol. Dass die Sucht Alkohol als Lösung anbietet, ist nicht verwunderlich, das ist ihr Job.

    Das war auch jahrelang deine Medizin für alles. Nur hat der Alkohol nicht nur die Wirkung süchtig zu machen, sondern auch die Nebenwirkung, dass er nicht hilft und sich nichts wegsaufen lässt. Sonst würde es dir und vielen andern hier heute richtig blendet gehen. Oder? ;)

    Ich hatte auch keinen guten Zugang mehr zu mir selbst. Den Ist-Zustand könnte ich vergleichen, als wenn ein Tuch von meinem Kopf genommen ist, ich nehme alles wieder wahr. Ich belüge mich selbst nicht mehr und habe meine rosarote Brille abgenommen. Das ist nicht immer einfach auf einmal ehrlich mit mir selbst zu sein.

    Entkommen oder bereitest du dich darauf vor

    Ich bereite mich Schritt für Schritt auf meine lebenslange Trockenheit vor.😊

  • Gefühle aushalten …. das musste ich wieder neu lernen.
    Zum Gefühle aushalten war ich immer zu besoffen. Vieles habe ich ja auch gar nicht mehr wahrgenommen. Außer Selbstmitleid und Selbsthass kam gar nicht mehr sehr viel mehr an bei mir.

    Auf einmal war da so viel mehr. Freude über jeden nüchternen Tag, Trauer um die vielen verlorenen Jahre, Hoffnung auf Freiheit, der unbändige Wunsch, dass nichts und niemand mich von meinem Weg abbringt, die Gewissheit darüber, die mahnenden Worte hier….das war so viel mehr als ich bisher in meine paar nüchternen Stunden am Tag stecken musste.

    Nüchtern ist nun jedes Gefühl da, ungeordnet und ungefiltert.
    Manchmal muss es einfach ausgehalten werden.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Nüchtern ist nun jedes Gefühl da, ungeordnet und ungefiltert.

    ja, das ist schon so. und das ist manchmal verwirrend, beängstigend und deprimierend. aber auch schön, fantastisch und neu. die gefühlsschaukel schwingt stärker oder überhaupt wieder. ich würde sagen, das nennt man leben und zwar das eigene. man spürt sich und das ist sehr viel wert. auch wenn's manchmal weh tut. aber kein weiser mensch würde behaupten, dass es ein anrecht auf glück gibt.

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • Stern

    Paul_dry

    Danke, da steckt so viel Wahrheit und Weisheit drin. Das Leben ändert sich von einem Tag auf den anderen.

    Einen Tag, vorher kommt man mit seinem Leben nicht klar, schießt sich ab, ist überfordert mit allem und belügt und betrügt sich selbst. Einen Tag später beginnst du langsam zu realisieren, was für Riesenprobleme du hast, und beginnst langsam zu verstehen welches Ausmaß an Schwierigkeiten durch das lange Saufen entstanden ist… und stellst fest, dass du die Wahrheit und Realität aus hältst.

    Mehr sogar:

    aber auch schön, fantastisch und neu.


    Freude über jeden nüchternen Tag, Trauer um die vielen verlorenen Jahre, Hoffnung auf Freiheit, der unbändige Wunsch, dass nichts und niemand mich von meinem Weg abbringt,

    🎈

  • Guten Abend,
    ich habe mich bisher nicht getraut, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen, eventuell zu hören, dass meine Gesundheit mehr Schaden genommen hat, als ich bisher gedacht habe. Mein größtes Handikap einen Arzt aufzusuchen war, dass ich mich unwahrscheinlich für meinen Alkohol Missbrauch geschämt habe und dass ich mir einen neuen Hausarzt suchen muss. Für nächste Woche habe ich einen ersten Kontolltermin bei einer Ärztin uns einen weiteren für eine gründliche Blutuntersuchung gemacht. Ich möchte endlich wissen, woran ich bin. Es hat eine Weile gedauert, aber jetzt bin ich soweit.
    Ich hoffe, dass die Ergebnisse nicht zu negativ sind. Davor habe ich ein bisschen Angst. Aber die Wahrheit zu wissen, ist besser als den Kopf in den Sand zu stecken. Man sollte nicht glauben, dass dieser Schritt so unheimlich schwierig für mich war. Aber so ist es.

  • In der Zeit, als ich den Alkohol konsumiert habe, habe ich einiges an Gewicht zugelegt. Es ist mir sehr schwer gefallen, mein Körper so zu akzeptieren wie er war… gezeichnet von meinem Leben. Es war mir unmöglich Arzttermine wahrzunehmen, an denen ich mich vor dem Arzt entkleiden musste. Die Vorstellung war einfach zu schrecklich. Insbesondere das Haut Screening beim Hautarzt und die jährliche Kontrolluntersuchung beim Gynäkologen konnte ich nicht wahrnehmen. Ich habe heute auch Termine bei den Fachärzten gemacht. Es war nicht so schlimm wie ich dachte. Dadurch, dass ich keinen Alkohol mehr konsumiere, mich vernünftig ernähre und regelmäßig Fahrrad fahre, habe ich ein anderes Verhältnis zu mir und meinem Körper bekommen. Nach diesen gut zwei Wochen Alkohol Abstinenz hat sich vieles in meinem Leben positiv verändert. Darüber bin ich sehr froh und glücklich. Ich schlafe wieder besser und meine mentale Gesundheit ist eine ganz andere geworden. Das macht mich glücklich.😊😊

  • Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Gut und richtig gemacht.

    Nach den Terminen hast Du Klarheit.

    Meine Leberwerte waren nach 3-4 Wochen Abstinenz stets im Normbereich. Offensichtlich erholte sich meine Leber recht zügig.

    Bei vielen Blutwerten lässt sich durch gesunde Lebensführung und Ernährung recht schnell was zum Positiven entwickeln.

    Ich lasse mir die Werte vom Doc ausdrucken und hefte sie ab, dann kann ich mit jeder Kontrolle die Entwicklung vergleichen.


    Alles Gute

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