LaPassion - Wieder abstinent

  • Da war DER Grund fürs Saufen nur noch die Alkoholsucht. Nichts anderes. Ursachenforschung‘ beendet.

    Da ist alles in Kürze auf den Punkt gebracht.

    Für mich wäre die Suche nach den Gründen praktisch schon wieder nasses Denken. Gründe suchen, die das Saufen rechtfertigen.

    Es kann mir gut oder schlecht gehen. Aus weiß Gott was für Gründen. Saufen würde da nichts verändern. Zumindest nicht zum besseren.

    Was kann ich heute machen? Das ist meine Frage. Der Weg geht nach vorne. :)

  • Guten Morgen,


    ich wollte mich mal wieder melden. Zum Glück bin ich noch immer fest entschlossen und in der 6. Woche meiner Abstinenz. Es geht mir mit der Entscheidung sehr gut. Allerdings hatte ich neulich (vor 2 Wochen) ein Erlebnis, was mich etwas verunsichert hat, ihr bestimmt aber kennt. Für mich war es neu: Ich kam gerade vom einer Einkaufstour und plötzlich, ohne dass ich an Alkohol gedacht habe überfiel mich eine extrem starke innere Unruhe und eine unbegründete Angst, dass ich Entzugserscheinungen bekomme (hatte da seit 3 Wochen nichts getrunken (!!) und hatte auch nie starke Entzugserscheinungen. Automatisch kam der Gedanke auf, schnell Alkohol zu konsumieren, damit ich keine Entzugserscheinungen bekomme. Irgendwie war das wie fremdgesteuert. Plötzlich waren die Gedanken da, starke Ängste und Gefühle. Ist mit noch nie passiert. Zum Glück hatte ich meine Freundin dabei. Mit ihr konnte ich darüber reden und nach ungefähr 30 Minuten war es so schnell wie es kam wieder vorbei. Die Stunden davor hatte ich ein richtiges Stimmungshoch, weil ich mich immer noch freue, wieviel Tag mit bleibt, seit ich nicht mehr trinke und wieviel besser es mir geht und dann das. War ein richtiges Kontrastprogramm, was mich dann entsprechend runtergezogen hat. Natürlich bleibe ich trotzdem bei meiner Abstinenzentscheidung, aber dieses Erfahrung war mir unheimlich und hat mir Respekt eingeflösst... Kennt das jemand von euch?? Es ist (leider) nicht meine erste Erfahrung mit der Abstinenz, aber das hatte ich noch nie!

    Auch körperlich bin ich nicht so fit, wie ich es mir gedacht habe. Bin sehr anfällig für kleine Zipperlein, aber das kenne ich von den vorherigen Versuchen. Hoffe einfach, die Zeit wird es bringen. Stimmung ist meistens gut, allerdings immer wieder untersetzt mit Phasen, in denen ich mir vorkomme als würde ich nichts auf die Reihe kriegen, keiner mich mögen etc. Schwer ist es nach wie vor wieder zu mir zu finden, zu einem Leben ohne Alkohol: Wer will ich sein, wo will ich hin, was kann ich übernehmen? Nach wie vor lebe ich sehr zurückgezogen und bin sehr unsicher in sozialen Kontakten. Nur auf der Arbeit funktioniere ich scheinbar ungestört, aber da spiele ich massiv eine Rolle. Der Kopf ackert ebenfalls ständig. Aber ich bin wie gesagt noch immer fest entschlossen und sehe die vielen positiven Effekte vordergründig.

    Ich wünsche allen ein schönes Wochenende und freue mich über den ein oder anderen Kommentar.

    Liebe Grüße

  • Hallo LaPassion,

    ich bin jetzt auch 6 Wochen abstinent.
    Du schreibst mir aus der Seele. Den Moment des Suchtdrucks, den Du beschreibst, hatte ich in der Ausprägung noch nicht, ansatzweise aber ja. Ich habe aber davon gehört und gelesen. In der Klinik wurde das auch immer wieder thematisiert. Es kann kommen und wichtig ist sofort durch Auchtsamkeit zu reagieren und aus der Situation raus. Es dauert ca. 20 min. Die gilt es zu überstehen. Das ist wohl auch mit ein Grund warum das erste Jahr so schwierig ist.

    Liebe Grüsse Nayouk

    -------------------------------------------------------
    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Glückwunsch zu sechs Wochen.

    Kennt das jemand von euch??

    Hatte sowas nie. Dachte, ich bekomme das auch nicht. Und dann, nach 1 1/2 Jahren, wie aus heiterem Himmel. Lag in der Sauna 11:15 Uhr und da ging es los.

    Auf einmal textet mich die "Stimme" zu. Argumente, Bilder, usw. Ein Film, wie ich schon hinlaufe und bestelle.

    Nicht aussitzen, dachte ich mir. Bin aufgesprungen und an meinen Spind. Dort einen Liter Wasser in mich reingezogen. Direkt in den nächsten Aufguss. Nicht mit mir diskutiert. Stattdessen schon im Kopf, für hier im Forum formuliert. Ca. 15 Minuten. Dann war es vorbei, als wäre es nie da gewesen.

    Ich war verunsichert. Habe hier auch geschrieben. Hatte Angst, dass das jetzt öfter passiert. Jetzt sind es über zwei Jahre und es ist nicht mehr vorgekommen. Aber ich weiß, dass es noch da ist. Schön ist erstmal, dass es wohl sehr selten der Fall sein wird. Beruhigend ist auch, dass ich ja jetzt weiß, was ich mache und es überstehen kann.

    Und wenn ich zurückdenke, war es am Anfang ja ständig, dass mir zumindest Alkoholgedanken durch den Kopf gingen. Da stand ich aber noch voll im "Abwehrtraining". Jetzt ist es eine Überraschung. Um so wichtiger, Maßnahmen im Kopf zu haben und die dann abzuspulen.

    Mich hat das damals stärker gemacht. Und ich kann bestätigen, dass es immer seltener vorkommen wird.

  • Hallo LaPassion,

    meinen Glückwunsch zu 6 Wochen Abstinenz!

    Es sind erst 6 Wochen in Bezug auf die lange Dauer Deiner nassen Zeit.

    Am Anfang meiner Abstinenz hatte ich gefühlt jeden Tag andere Beschwerden. Gefühlt laufend eine Erkältung oder Unwohlsein. Der Körper muss sich erst umstellen, das dauert seine Zeit.

    Ich musste lernen, mit mir selbst geduldig zu sein. Mir auch selbst etwas Gutes tun. Im Grunde ist man in einem Heilungsprozess von einer langen Krankheit. Nach einer Grippe z.B. ist man auch nicht gleich wieder völlig fit.

    Und in Bezug auf Deine Unruhe nach der Einkaufstour ist es möglich, dass Du einfach nur überfordert und überanstrengt warst. Gerade am Anfang ist es wichtig, dass man genügend trinkt und auch mal Pausen einlegt.

    Zusätzlich ist der Mensch ein Gewohnheitstier. Neues muss erst eingeübt, alte Muster überschrieben werden.

    Das alles dauert seine Zeit, gib sie Dir und nimm auf Dich Rücksicht, tue Dir Gutes.

    Z.B. zwischendrin eine Pause machen, einen Kaffee in einer Bäckerei trinken, eventuell noch einen Kuchen essen. Oder ein Eis essen, etc.

    Ich wünsche Dir und allen Mitlesenden auch ein schönes Wochenende!

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Vielen Dank für eure Antworten, das hilft sehr!! So fühle ich mich nicht so allein damit!! Heute gleich wieder ein Ereignis gehabt: Kurz vor Dienstende aufsteigende Unruhe und regelrecht Suchtdruck. Ende der Woche war immer sofort Einstieg in das "Alkohol Wochenende". Das hat mich sehr getriggert (letzte Woche auch schon). Wie du geschrieben hast Elly - alte Muster... Ich bin dann nach Hause gefahren und habe mir schon im Auto einen Kopf gemacht, wie ich das handeln kann. Ich habe mich so schnell ich konnte in meine Sportklamotten geschmissen und bin ohne groß Nachzudenken joggen gewesen. Eigentlich fühlte es sich eher wie ein Weglaufen an. ABER es hat das Gefühl/den Saufdruck stark abgemildert. Danach ging es mir besser! Ich weiß, dass es dauert und ich weiß, dass es meist "schnell" vorüber ist, wenn ich mich ablenke. Und natürlich sind 6 Wochen toll, aber noch lange nicht genug! Ja Elly, du sprichst genau meine Punkte an: Geduld, Pausen... Da bin ich noch weit von entfernt!!! Neige eher zu einem gesteigertem Aktivitätslevel, Rastlosigkeitund Überforderung. Und danke auch an Alex auf dem Weg, das du mir mein Ereignis geschildert hast. Ich kam mir schon psychotisch vor... So eine Fremdsteuerung habe ich noch nie erlebt. War gruselig. Hab mich so hilflos gefühlt...

    Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!!


    Liebe Grüße

  • So eine Fremdsteuerung habe ich noch nie erlebt.

    Ja, das dachte ich auch. Nur war das ja schon vorher so. Da ich der Stimme aber gefolgt bin, habe ich es gar nicht gemerkt.

    Erst seit ich sie erkenne und mich darüber hinwegsetze, nehme ich diesen "anderen" Teil von mir bewusst war.

    Das habe ich anfangs ausgekostet. Sie sogar ordentlich angeschissen. Soll den Rand halten, usw. Glaube, es ist ihr dann einfach erst mal vergangen. ;)

    Hab mich so hilflos gefühlt...

    Mir hat ganz konkret, etwas machen geholfen. Bei Dir auch. Und ich glaube, jedes Mal wird man stärker. Und es wird ja auch viel weniger werden.

  • Hallo ihr Lieben,


    ich wollte mich wieder einmal melden. Habe jetzt die 8. Woche hinter mir und bin immer noch froh und dankbar, dass ich es bis hierhin geschafft habe. Es läuft schon fast zu gut...Habe ein wenig Sorge, dass der Hammer erst noch kommt, aber vielleicht profitiere ich auch nachhaltig von meiner ambulanten Reha... Fakt ist, ich bin dankbar für jeden Tag, den ich ohne Alkohol begehe. Besonders schlimm war es immer freitags, nach der Arbeitswoche. Das war ein immer gleicher Ablauf, quasi ein Automatismus: So früh wie möglich von der Arbeit gehen und direkt starten mit dem Alkohol (immer gleiche location und zu Hause dann weiter). Einige Freitage triggern mich noch sehr. Aber ich habe gemerkt, wenn ich mir was anderes vornehme, also gleich Programm habe, sind die Gedanken nicht so massiv. Der Vorteil meiner sozialen Isolation ist, dass ich wenig/garnicht mit trinkenden Mitmenschen in Kontakt komme. Das wird definitiv nochmal eine Herausforderung, wenn sich das ändert. Kann und will ich mich ja nicht ewig isolieren!! Bin gerade dabei, Kontakte aufzubauen, Dauert alles etwas länger bei mir, aber die Fortschritte motivieren mich, dran zu bleiben. Ich weiß nicht, ob es anderen auch so geht, aber ich habe das Gefühl, dass ich während meiner Saufjahre immer in den gleichen Bahnen unterwegs war. Jetzt merke ich, dass es zwar anfangs sehr schwer fällt, anderes zu machen oder auf andere mich einzulassen, aber dass es gleichzeitig auch viele alte Verhaltensmuster überschreibt. Das empfinde ich als sehr hilfreich! Weniger standardisierte Abläufe, die sich stets und ständig um Alkohol gedreht haben und mehr Begegnungen und Kontakt zu anderen Menschen, die mir was geben und wo der Kontakt nicht alkoholassoziiert ist (Nicht vordergründig!!! Natürlich kann ich nicht davon ausgehen, dass alle meine neuen Kontakte nichts trinken!!). Gesundheitlich geht es mir noch immer nicht so gut, aber die ewigen Zipperlein, die mit Beginn der neuen Abstinenz einsetzten werden etwas weniger. Dafür bin ich mental noch sehr sehr sensibel. Bin extrem empfindlich, dünnhäutig und leider noch immer leicht depressiv. Aber ich kann wahrscheinlich keine Wunder erwarten von 8 Wochen Abstinenz!


    So, das wars erstmal für heute. Ich wünsche euch einen schönen Sonntag Abende und vielen Dank fürs Lesen!


    PS: Muss/sollte ich/man eigentlich irgendwann ein neues Thema aufmachen oder schreibe ich immer in diesem Anfangs-Post?

  • Hallo La Passion,

    es ist bei uns üblich nur einen Thread zu führen, damit die anderen und vor allem man selber die Entwicklung kontinuierlich nachvollziehen kann.

    Wenn du gerne eine andere Überschrift hättest, können wir das jederzeit ändern. Einfach eine PN an einen von uns Moderatoren schreiben.

    Herzlichen Glückwunsch zu deinen 8 Wochen! :)

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Guten Morgen, bei mir lief es auch "zu gut", dachte ich aber der Hammer kam nie 🤷🏽‍♀️

    Ich war mir meiner Sache von Beginn an sehr sicher, weil mir klar war, dass ich sonst nicht mehr allzu lange leben werde. Was kam, waren noch viele Gedanken, inklusive schlechtem Gewissen, das Überdenken meines Umgangs, das Nachdenken, wie ich zukünftige Situationen meistere, glückliche Phasen, traurige Phasen, ... das Leben eben.

    Habe meine Abstinenz nicht als Kampf betrachtet, sondern als Tatsache, die nur Gutes bringt - froh war ich, als das erste Jahr mit sämtlichen Jahresfesten um war, ich alle wiederkehrenden Stationen einmal durch hatte.

    Und das Forum hier ist von Beginn an mein stabiler Anker, bin täglich hier. Ich hab Worte wie Wunder oder Schicksal oder höhere Macht aus meinem Wortschatz gestrichen. Du hast es selber in der Hand.

    Glückwunsch zu 8 Wochen,

    Hera

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!