• Hallo

    Ich bin hier, weil meine Partnerin wohl einen problematischen Alkoholkonsum aufweist.
    Ab wann man von Alkoholismus/Alkoholkrankheit spricht, oder problematischem Trinkverhalten.... ich weiss es nicht... aber ich erzähle jetzt kurz, was passiert ist.
    Meine Partnerin trinkt mehrmals in der Woche, ich weiss nicht wie oft genau, habe es nicht genau gezählt, aber es sind mehr Trinktage als Tage ohne Alkohol. Wenn Alkohol getrunken wird, dann sind es 3-7 Alkoholeinheiten am Tag. An gewissen Anlässen können es auch mehr werden. Es ist aber im Alltag kein Fall von heftigem totalen Rausch trinken.
    Anfang der Woche hatte sie eine Freundin zu Besuch und mit ihr eine Flasche Wein geteilt. Am späteren Abend kam ich nach Hause, und sie wollte noch eine Flasche Wein öffnen. Dabei ist mir aufgefallen, dass die geöffnete Flasche vom Tag davor auch leer war. Darauf angesprochen entgegnete sie mir, sie hat am Nachmittag den Rest getrunken, es war ja nur ein Glas. (Ich erinnere mich an den Reste Inhalt der Flasche...es musste ein grosses Glas gewesenen sein.)
    Dann hat es bei mir etwas ausgelöst. Ich war still und habe gezögert, aber dann musste ich es ansprechen, und habe mitgeteilt, dass ich mir Sorge mache. Ich finde nämlich, unter der Woche, im Home Office, mitten am Tag, sollte man doch nicht alleine ein grosses Glas Wein trinken?
    Ich war weder vorwurfsvoll und habe in "Ich Botschaften" versucht zu sagen, dass ich mir Sorgen mache und dass ich sie liebe.
    Ihre Antwort hat mich leider schockiert. Hier ein Auszug, ich habe mir es am Tag danach aufgeschrieben, ich kann mich nicht genau an alle Details erinnern, weil es mich irgendwie auch sehr mitgenommen hat. Sie wurde sehr sehr wütend:


    "Du hälst dich wohl für was besseres".

    "Willst du mir als nächstes Pommes und Süsses verbieten?" (Ich habe nie von verbieten geredet oder das verbieten Wort in den Mund genommen.)

    "Dann trink ich halt ab jetzt heimlich!"

    "Das am Nachmittag ist am Abend ja abgebaut, dann kann ich ja wieder was trinken."

    "Morgen ist einer von uns weggezogen, du oder ich!"

    "Ich gehe jetzt, das halt ich nicht aus" (das = dass Mein Partner denkt, ich sei Alkoholiker?)


    Ich habe ihr dann angeboten, dass ich auf der Gästematraze im Gästezimmer schlafe und sie in Ruhe lasse. Gesagt getan. Am nächsten Morgen meinte sie, bevor sie zur Arbeit los ging:

    "Du hast mich als Alki bezeichnet!" (ich habe das Wort nie benutzt und nur von Sorgen geredet, und auf mich bezogen.... das hat mich nochmals getroffen).
    "Du spinnst doch völlig"


    Nun, was meint ihr? Was bedeutet diese Reaktion? Ich fühle mich ehrlich gesagt zum heulen...;( ich weiss nicht, wie es mit dem Thema weitergeht. Und ich habe das Gefühl, ich sei das Arschloch und schuld am Befinden meiner Partnerin.;(

    Vielen Dank.


    PS: Sie trank schon seit wir uns kennen so, aber ich habe das Gefühl es hat etwas zugenommen. Früher hatte sie manchmal 7 Alkoholeinheiten getrunken und ich habe gefragt, ob sie vielleicht weniger trinken möchte... da hatte sie anders reagiert und quasi mitgeteilt "Mh, ja, das ist schon viel, ich trinke weniger". Diese Woche war das gar nicht der Fall, sie war nur wütend...

  • Hallo Skywalker,

    willkommen in unserer Selbsthilfegruppe.

    Du hast mit deinem Gespräch wohl mitten in's Schlimme getroffen. Ich kenne solche Reaktionen auch von meinem ersten Mann, der Alkoholiker war. Da wird bestritten, verharmlost, du wirst als verrückt oder auch als schuldig erklärt.

    Wahrscheinlich weiß sie inzwischen selbst, dass sie ihren Alkoholkonsum nicht mehr wirklich im Griff hat.

    Es ist gut, dass du hier den Austausch suchst.

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Skywalker,

    willkommen in unserem Forum.

    So, wie Du das Trinkverhalten Deiner Partnerin beschreibst, scheint das etwas mehr, als ein problematisches Alkoholverhalten zu sein ...

    Wenn Du eine Trinkerin oder einen Trinker auf sein Alkoholkonsum ansprichst, ist es oft sehr typisch, dass sie so reagieren, wie Deine Partnerin. Sie können aggressiv und wütend werden, nehmen sich aus jeder Verantwortung und verdrehen das Ganze so, dass das Gegenüber, in diesem Fall Du, sich schlecht fühlt.

    Gut, dass Du Deine Partnerin mit dem Thema konfrontierst hast, nein und spinnst höchstwahrscheinlich nicht.

    Klar muss Dir sein, dass Du ihr Verhalten nicht ändern kannst. Wenn sie trinken will, will sie trinken - da kannst Du Dir den Mund fusselig reden, solange sie keine Einsicht hast. Du kannst nur Dein Verhalten und Dein Leben ändern.

    Viele Grüße Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Hallo Skywalker,

    Herzlich willkommen bei uns. Ich dachte auch direkt, dass Du offenbar einen wunden Punkt getroffen hast, die Reaktion sagt schon sehr viel aus.

    Es ist richtig, dass Du das angesprochen hast und Deinen Wahrnehmungen traust.

    Möchtest Du Dich hier regelmäßig austauschen? Dann klicke gern den nachfolgenden Link an und fülle ihn kurz aus, damit wir Dich für den offenen Bereich freischalten können,

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    LG Cadda

  • Moin,

    als Alkoholiker kann ich dir auf Basis meiner Erfahrung sagen: Volltreffer!

    Deine konkrete Benennung des Problems hat bei ihr vermutlich den Gedanken ausgelöst: "Da stellt sich jemand zwischen mich und den Alkohol" und dann meldet sich die Sucht mit absoluter Panik. Sie weiß (bewusst/unbewusst), dass deine Aussage ein Großteil an Wahrheit enthält.


    Lass dir aber bitte nicht deine Realität verbiegen. Auch das kenne ich von mir früher, neumodisch wird das als "Gas-Lighting" bezeichnet.

    "Das bildest du dir ein / das ist gar nicht so/dein Gefühl ist falsch/ich bin nicht das Problem sondern du/soviel ist das doch gar nicht" etc pp.

    Finde ich wahnsinnig stark, dass du das angesprochen hast! Das erfordert Mut 👍

  • Hallo Skywalker,

    von mir auch noch ein herzliches Willkommen bei uns.

    Ich habe dich jetzt für den offenen Bereich freigeschaltet, und verschiebe dein Thema dorthin. Du kannst jetzt überall schreiben, bitte aber in den ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche dir einen guten und hilfreichen Austausch.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Vielen lieben Dank an euch alle für die Antworten.

    Mh, an Gaslighting habe ich nicht gedacht, aber ich glaube das trifft es leider total. Gilt das schon als emotionaler Missbrauch? Das würde jedenfalls erklären, wie schrecklich es mir gerade geht. Ich frage mich, ob meiner Partnerin bewusst ist, wie sich sich verhält. Oder glaubt sie wirklich, ich sei jetzt der "Böse" und "Kritiker", und was mir bloss einfalle, sie als Alki zu bezeichnen (was ich nicht tat).

    Das schlimme ist, ich wünschte mir seit dem Konflikt, dass ich das Thema nicht angesprochen hätte, und Frieden herrschen würde. Meine Partnerin funktioniert, hat einen guten Job, sie ist nicht der Trinker, der schon am Morgen trinkt, sondern eher der "Feierabend", "ich gönne mir für all den Stress"-Trinker.... auch kein Rauschtrinken. Aber trotzdem sind die Mengen halt zu viel, wenn man sich mal die Richtwerte anschaut für risikoarmen vs. risikohaften Konsum. Sie trinkt auch am Tag keine Flasche Schnaps, oder einen Kasten Bier, oder 2 Flaschen Wein. Ab wann gilt man denn als Alkoholiker, ist das von der Menge abhängig, ist das vom zeitlichen Rahmen abhängig? Gibt es da überhaupt eine klare Linie, oder kommt es immer auf den Menschen an? Meine Partnerin trinkt 5-6 Tage die Woche, am Tag mehr als 2 Alkoholeinheiten. Das ist doch schon ein Warnzeichen? Vor allem wenn es, wie in meinem ersten Post beschrieben, am Nachmittag im Homeoffice Alkohol getrunken wird, an einem normalen Wochentag.

    Was bei mir auch gerade passiert: Ich hinterfrage meinen Konsum. Darf ich überhaupt ihren Konsum kritisieren, wenn ich selber Alkohol trinke? Ich trinke in der Woche etwa so viel, wie bei ihr an einem Tag vorkommen kann. Das können in der Woche bei mir 0-6 Alkoholeinheiten sein, kommt halt immer drauf an, ich trinke eher, wenn ich mal Freunde treffe auf ein Feierabendbier, oder wenn ich ein Fussballspiel besuche, oder an ein Konzert gehe. Oder mit meiner Partnerin eine Flasche Wein zu gutem Essen (wobei ich da max. 2 Gläser trinke). Ich würde meinen Konsum rational als risikoarm einschätzen.
    Ausserdem, wenn meine Partnerin auf mich zugehen würde, und fragt ob ich weniger trinken soll, wäre für mich das kein Grund wütend zu werden.

    Vielen Dank euch allen.

  • Hallo Skywalker,

    Oder glaubt sie wirklich, ich sei jetzt der "Böse" und "Kritiker", und was mir bloss einfalle, sie als Alki zu bezeichnen (was ich nicht tat).

    dein letzter Beitrag zeigt mir dass sie alles erreicht hat, um in Ruhe weiter trinken zu können. Sie hat alles umgekehrt und du hinterfragst dich jetzt. Also hat sie gut vom Thema abgelenkt. Ich finde es ist ein typisches Verhalten von nassen Alkoholikern, wenn jemand ins Schwarze getroffen hat. Es ist gut, dass du es angesprochen hast.

    Ich habe nie meinen eigenen Alkoholkonsum hinterfragt, denn ich war/ bin mir sicher dass dieser überhaupt nicht problematisch war / ist. Unser Haus ist alkoholfrei.

    Mein Mann war auch funktionierender Trinker, und trotzdem Alkoholiker. Diese Einsicht muß aber erst einmal vorhanden sein. Die Trinkmenge ist da erst einmal egal, obwohl es da auch Einschätzungen gibt. Danach würde ich mich aber nicht richten wollen, weil sie eine falsche Sicherheit vorgaukeln können.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Außerdem bitte bedenken: Es ist jetzt schon mehr, als der Arzt "erlaubt", Du hast sie jetzt schon mal tagsüber trinken sehen, sie zieht jetzt schon alle Register, um ungestört weiterzumachen zu können ... - das wird mit der Zeit immer schlimmer, denn was dem Süchtigen gestern gerade noch gereicht hat, reicht ihm vielleicht schon morgen nicht mehr, das ist das Wesen der Sucht, die nur bergab führt. D. H. Irgendwann wird sie, wenn sie keine Kehrtwende (zur Abstinenz) einleitet, auch morgens trinken müssen, gegen körperliche Entzugserscheinungen ...

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