Alex68 - Vorstellung

  • Hallo zusammen,

    ich bin sehr froh darüber, dass es auch eine Austauschmöglichkeit für mitleidende Lebenspartner gibt.

    Ich mache mir große Sorgen um meine Frau, Anfang fünfzig, ein engagiertes zierliches Persönchen, das die letzten Jahre gesundheitlich immer mehr abgebaut hat und seit etwa 1 1/2 Jahren ununterbrochen krankgeschrieben ist. Diagnose Anorexie (Essstörung/Mangelernährung), jedoch lassen diverse Arztbriefe auch immer wieder einen Alkohol-Abusus durchklingen. Aus dem Gläschen Wein am Abend sind, seitdem sie nicht mehr arbeitet, immer mehr Gläschen geworden, gleichmäßig über den Tag verteilt.

    Nachdem sie keine einzige der auf Essstörungen spezialisierten Kliniken aufnehmen wollte, haben wir nun in Eigeninitiative einen BMI erreicht, der nicht mehr ganz so kritisch ist. Allerdings hat sich ihr Weinkonsum währenddessen auf 1 bis 1,2 Liter gesteigert, am Tag.

    Meine Frau ist meine große Liebe, wir kennen uns bereits aus der Schulzeit und wir haben früh geheiratet. Ich mache mir große Sorgen um sie, zumal es nicht unwahrscheinlich ist, dass sich bei der täglichen Menge an Alkohol bereits schwere Organschäden manifestiert haben. Wir sprechen und streiten nahezu täglich über dieses Thema, ich lese ihr vor was auf einschlägigen Websites zum Thema zu finden ist, jedoch ohne jede Einsicht.

    Für mich ist das Thema Alkohol inzwischen so unerträglich geworden, dass ich auf alles verzichte und keinerlei Anreize zur Rechtfertigung schaffen möchte. Kein Weißbier mehr am Abend, keine Weißweinschorle mehr zum Anstoßen, gar nichts.

    Wir haben einen lieben netten Hausarzt, den man nur anzurufen braucht, um eine AU verlängern zu lassen. Allerdings teilt er meine Sorgen um meine Frau nicht und sieht die ganze Situation eher gelassen, spricht davon dass es bei Menschen in dieser Situation einen Auslöser braucht, um irgendwann den Schalter umzulegen… Bei einem Psychotherapeuten stehen wir auf der Warteliste.

    Wie seht Ihr das, reagiere ich übertrieben, wenn ich die 10 bis 12-fache Menge des für Frauen maximal empfohlenen Limits an Wein pro Tag besorgniserregend finde? Um eine Entgiftung mit anschließendem Totalverzicht unter Umständen zu vermeiden - funktioniert ein schrittweises Herunterfahren des Weinkonsums auf irgendwann mal wieder 1 Gläschen pro Tag? Ich überlege, meiner Frau ohne ihr Wissen alkoholfreien Wein anzubieten. Nicht die zuckersüßen „Traubensäfte“ aus dem Supermarkt, sondern schon was anspruchsvolleres mit entsprechenden Bewertungen aus Österreich. Was meint Ihr, „merkt“ der Körper den deutlich reduzierten Alkoholgehalt, oder fällt das gar nicht auf, wenn’s ähnlich schmeckt wie normaler Wein?

    Ich danke Euch schon mal für’s Reinlesen und Mitdenken und freue mich auf jede Anregung.

    Herzliche Grüße!

    Alex

  • Hallo Alex,

    herzlich Willkommen hier bei uns.

    Damit wir dich fürs Forum freischalten können, klicke bitte auf diesen Link und schreibe einen Satz, das genügt. Danach kannst du dich sehr gerne mit den anderen Angehörigen austauschen.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Ich wünsche dir einen hilfreichen Erfahrungsaustausch, für dich.

    Einen Rat möchte ich dir geben: Bitte zeige deiner Frau auf gar keinen Fall unsere Internetseite. Das ist jetzt hier DEINE Selbsthilfegruppe.

    Du weißt nicht, wie sich alles entwickeln wird und achte bitte darauf, daß du keine Details preisgibst, die sie oder dich identifizierbar machen. Das kann Streß geben.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Alex,

    willkommen im Forum. Nur kurz aus Sicht einer Alkoholikerin: Dein Vorhaben wird so nicht funktionieren. Wenn deine Frau abhängig ist (was bei deiner Beschreibung wohl zutreffen wird), bleibt nur die komplette Abstinenz und ein zurück "auf ein Glas Wein" gibt es nicht. Dazu muss sie aber eine Krankheitseinsicht haben und von sich aus ein abstinentes Leben anstreben.

    Auch wenn ich verstehe, dass du deiner Frau helfen möchtest, wäre ein Austausch der Getränke übergriffig und gefährlich. Es geht ja irgendwann nicht um den Geschmack, sondern um die Wirkung. Und ein Entzug kann übrigens lebensgefährlich sein.

    Im Prinzip kannst du nur schauen, wie du dir selbst helfen kannst. Dazu können dir aber andere Betroffene besser schreiben.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo Alex,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Der Hausarzt Deiner Frau hat recht, nur sie selbst kann die Alkoholsucht stoppen. Da helfen weder gute Worte noch Taten Deinerseits.

    Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet.

    Du kannst überall schreiben, jedoch bitte nicht die ersten 4 Wochen bei den neuen Teilnehmern im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Danke liebe Linde, liebe Elly und liebe Seeblick,

    für die freundliche Aufnahme hier im Forum.

    Danke auch für die deutlichen Worte in Bezug auf alkoholfreien Wein, liebe Seeblick, die ich beherzigen werde. Einigermaßen ernüchternd ist für mich die Erkenntnis, dass es entgegen der im Web verbreiteten Optionen tatsächlich wohl doch keinen Weg zurück auf eine verträgliche Tagesdosis Alkohol gibt, sondern nur die konsequente Abstinenz. Bleibt zu hoffen, dass die sich ebenso im Web verbreitete Rückfallquote im ersten Jahr von 95 % realistisch vermeiden lässt.

    Herzliche Grüße!

    Alex

  • Hallo Alex,

    ein herzliches Willkommen auch von mir, Alkoholikerin mit Co-Anteilen, auch noch nicht so lange dabei.

    Es ist richtig, wir Alkoholiker müssen selbst zur Einsicht kommen, das können andere nicht erzwingen, allenfalls fördern, indem sie uns das "Wegbeamen" nicht zu einfach machen, uns z. B. nicht alles abnehmen und den Istzustand nicht beschönigen.

    Ich melde mich vor dem Hintergrund, weil ich über folgende Aussage von Dir gestolpert bin:

    Wir haben einen lieben netten Hausarzt, den man nur anzurufen braucht, um eine AU verlängern zu lassen. Allerdings teilt er meine Sorgen um meine Frau nicht und sieht die ganze Situation eher gelassen, spricht davon dass es bei Menschen in dieser Situation einen Auslöser braucht, um irgendwann den Schalter umzulegen… Bei einem Psychotherapeuten stehen wir auf der Warteliste.

    Ich frage mich, inwiefern der Hausarzt es ihr und sich etwas leichtmacht. Warum schreibt er sie z. B. Dauernd auf Zuruf krank, wenn ihr Gewicht doch nicht mehr so kritisch niedrig ist? Untersucht er sie regelmäßig? Nennt er Magersucht und Alkoholkrankheit beim Namen und weist auf die Folgen hin? Schließlich sind beide Krankheiten lebensbedrohlich.

    Eine Psychotherapie ist außerdem erst dann sinnvoll, wenn sie sich auf den Weg der Abstinenz gemach hat, der Alkohol betäubt ja alles.

    Aber Du selbst kannst als Angehöriger auch zur Suchtberatung gehen - um selbst Unterstzung zu erhalten, für Dich.

    Es ist gut, dass Du hierhergefunden hast, auch wenn wir manchmal - in bester Absicht - schrecklich direkt und nachbohrend rüberkommen können, da warne ich dich schon mal vor, das ist am Anfang erst mal ungewohnt.

    Denn hier erfahren Angehörige nicht, wie sie Alkoholiker "trockenlieben" können (unmöglich), sondern wie sie dabei nicht selbst zugrunde gehen.

    In dem Sinne wünsche ich Dir einen hilfreichen Austausch im Forum und alles Gute!

  • Hallo Alex,

    ich finde es auch sehr ungewöhnlich, dass der Hausarzt „einfach so“ krank schreibt und den Alkoholkonsum runterspielt.

    Womit er allerdings recht hat ist, dass nur Deine Frau etwas ändern kann. Du wirst sie nicht überreden können.

    Und wenn erstmal eine Grenze überschritten ist, gibt es leider kein Weg zurück zum „normalen“ Alkoholkonsum.

    Es ist gut, dass Du hier bist. Der Austausch wird Dir sicherlich gut tun.

    LG Cadda

  • Hallo Alex,

    willkommen hier im Forum.

    Auch eine verzwickte Situation in der Du dich zu befinden scheinst.

    Der enge Austausch mit dem Hausarzt....habt ihr da eine Schweigepflichtsentbindung etc.? Mir wäre es bisher nicht in den Sinn gekommen, mich mit dem Hausarzt über meinen Partner auszutauschen, außer die Partnerin wünscht das von sich aus.

    Wer hat das mit der Psychotherapie initiiert? Als Paartherapie, Einzeltherapie....für sie oder für dich, weil du schreibst:

    Bei einem Psychotherapeuten stehen wir auf der Warteliste.


    Da scheinst Du dich bereits um viel zu kümmern. Da können die eigenen Reserven rasch aufgebraucht und aufgerieben sein. Gib auf dich acht.

    Und zur allgemeinen Info zum 'limit, welches zum Beispiel bei der DGE, also der Gesellschaft für Ernährungsfragen gelistet ist in m und w ist überholt' X( und wurde noch nicht angepasst.

    wenn ich die 10 bis 12-fache Menge des für Frauen maximal empfohlenen Limits an Wein pro Tag besorgniserregend finde?

    Seit 2023 hat die WHO, also die Weltgesundheitsorganisation Ihre Empfehlungen sozusagen auf 0 gesetzt. Ein empfohlenes Limit gibt es demnach nicht mehr.

    edit


    Leider halten sich die alten Empfehlungen in den Köpfen......wahrscheinlich auch in medizinischen Kreisen, denn nicht alle sind informiert und halten sich auf dem Laufenden.

    aufzuneuenUfern

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (30. Mai 2024 um 21:10) aus folgendem Grund: Bitte keine Zitate einstellen, danke.

  • Hallo Alex,

    es ist gut, dass Du den Weg ins Forum gefunden hast. Leider sind die Prognosen für deine Frau nicht rosig, wenn sie keine Krankheitseinsicht zeigt. Ich habe auch jahrelang gefühlt alles probiert, um meinen Mann vom Alk weg zu bekommen. Es funktionierte nicht. Ich habe gesehen, wie eine nahestehende Verwandte mittleren Alters mit ähnlichen Symptomen wie deine Frau sie hat, elendig an diesem Zeug verreckt ist. Bittere, aber auch hoffnungsvolle Erkenntnis aus meinem Weg - Du kannst ihr nicht helfen, Du kannst nur Dir helfen. Ich bin jetzt, nachdem ich über 20 Jahre versucht habe mit jemandem zu leben, der regelmäßig Alkohol trinkt, endlich ausgezogen. Unser Leben schien von außen perfekt, aber innen war es faulig. Es hat mich viel Mut und Kraft gekostet, diesen Schritt zu gehen, aber es ging mir vom ersten Tag an besser.

    Schau auf Dich, was macht dir Spaß, was kannst Du für dich tun.

    sonnige Grüße Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo liebe Rennschnecke, liebe Cadda, liebe aufzuneuenUfern, liebe Lütte,

    auch an Euch einen herzlichen Dank für Euren Zuspruch und für die freundliche Aufnahme hier im Forum.

    Da meine Frau wegen ihrer Essstörung im Moment nicht gut zu Fuß ist bin ich derjenige, der sie überallhin begleitet. Somit entfällt eine Schweigepflichtentbindung und wir können uns gegenseitig ergänzen, falls einer von beiden irgendwas nicht richtig verstanden hat. Wir werden uns jedoch einen neuen Hausarzt suchen. In Anbetracht des Krankheitsbildes meiner Frau erscheint mir sein Engagement zu sehr zurückhaltend. Mir ist schon klar, dass man von seinem Hausarzt keine Rundumbetreuung à la "Der Bergdoktor" erwarten kann, nur etwas mehr kümmern außer nicht mehr aktuelle Flyer mitzugeben, sollte er sich schon.

    Mag ja sein, dass die WHO ihre Empfehlungen zum Alkoholkonsum gecancelt hat, liebe aufzuneuenUfern . Aber irgendeinen Anhaltspunkt für einen Grenzwert braucht der Mensch, um argumentieren und an die Vernunft appellieren zu können. Und bei einem GGT-Wert im Blutlabor von über 800 bei einer Obergrenze von 18 U/l bei Frauen läuten bei mir die Alarmglocken. Nicht so bei unserem Hausarzt...

    Krankheitseinsicht zeigt sie ja, meine Frau, und sie will diese Entgiftung. Sagt sie mir zumindest. Was da wirklich daran hängt und wie die Konsequenz aussieht, danach auf jeglichen Alkohol verzichten zu müssen, scheint ihr im Moment noch nicht so richtig klar zu sein.

    Was mich noch interessieren würde, weil ich mir große Sorgen mache und nachvollziehbarerweise meine Frau auch überall gut aufgehoben wissen möchte: Wie läuft so eine Entgiftung ab? Ist das einigermaßen erträglich weil man vielleicht medikamentös ruhiggestellt wird oder geht man dabei buchstäblich "durch die Hölle"? Gibt's Einzel- oder Mehrbettzimmer? Sind Männlein und Weiblein getrennt untergebracht? Gibt es Unterschiede in der Qualität der Behandlung zwischen Einrichtungen, die von der Kasse bezahlt werden, und solchen, die man privat bezahlt?

    Fragen über Fragen und die vage Hoffnung, dass meine Frau diese Entgiftung gut wegsteckt und bestenfalls nahtlos ein anschließender Therapieplatz zur Verfügung steht, und - danach wieder den Weg zurück ins Leben findet.

    Danke für's Zuhören und vorab schon mal für Eure Anregungen!

    Herzliche Grüße!
    Alex

  • Lieber Alex,

    Da hast Du ja einiges vor der Brust und derzeit eine hohe emotionale Belastung.

    Muss aber was aus meiner Sicht revidieren:

    Mag ja sein, dass die WHO ihre Empfehlungen zum Alkoholkonsum gecancelt hat, liebe aufzuneuenUfern . Aber irgendeinen Anhaltspunkt für einen Grenzwert braucht der Mensch, um argumentieren und an die Vernunft appellieren zu können.

    Die Empfehlung von der WHO ist doch ganz klar. Nämlich das Alkohol, egal in welchem Maße, hoch schädlich ist. Also ist doch das ein klarer Anhaltspunkt.

    Was machst Du für Dich im Moment in dieser anstrengenden Zeit? Deine Kraftreserven sind ja uch nicht unendlich?

    LG Momo

  • Lieber Alex,

    Antworten auf deine Fragen habe ich nicht, aber ich habe mich über deinen Humor gefreut.

    Mir ist schon klar, dass man von seinem Hausarzt keine Rundumbetreuung à la "Der Bergdoktor" erwarten kann

    Das hat mich irgendwie zum Schmunzeln gebracht. Vielen Dank dafür......:lol:

    aufzuneuenUfern

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