Dobby27 - Nun bin ich also auch in einer Selbsthilfegruppe

  • Hallo zusammen,

    ich bin Dobby27 (wer sich da an Harry Potter erinnert fühlt, liegt richtig😉). Ich bin Ende 50 und mit meiner großen Liebe verheiratet, schon mehr als 36 Jahre. Die letzten fast 10 Jahre waren nicht leicht. Er hat mich betrogen ( der Klassiker, mit seiner Sekretärin, weniger als halb so alt wie er). Damals habe ich ihn rausgeschmissen, aber dann ein paar Tage später wieder aufgenommen. Es kamen Burnout und dann sein Jobverlust. Dann hat er sich selbstständig gemacht und ist krachend gescheitert. Der Gerichtsvollzieher ging bei uns ein und aus. Und der Alkohol wurde immer mehr, Bier und Calvados. So eine Calvadosflasche reichte zeitweise nur knapp einen Abend. Er wurde aggressiv mit Worten, hat mich in einen Selbstmordversuch getrieben, der Gott-sei-Dank schief ging. Ich habe mich immer an den guten Momenten festgehalten,aber es wurde nie besser. Ich habe den Calvados mit Essig versetzt, damit ihm übel wird und er aufhört. Hat natürlich nicht geklappt. Heute haben wir eine Wochenendehe, er arbeitet gut 300 Kilometer entfernt und er trinkt noch immer, weniger, nun braucht er 2 Tage für eine Flasche…Inzwischen verdünne ich den mit Wasser, damit er wenigstens nicht mehr mit Worten um sich haut. Aber unter einer schönen Beziehung stelle ich mir was anderes vor.
    Wir ihr seht, alles bekannt:roll:

  • Hallo Dobby,

    herzlich willkommen auch an dieser Stelle und danke für deine Vorstellung.

    Du wirst jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet, und kannst dich dort austauschen.

    Bitte schreibe aber in den ersten 4 Wochen nicht bei den neuen Usern im Vorstellungsbereich. Dein Thema verschiebe ich dann in den offenen Bereich.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Dobby,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Inzwischen verdünne ich den mit Wasser

    Das hätte bei mir nichts gebracht, denn ich habe so lange gesoffen, bis ich meinen Level und sogar darüber hinausgekommen bin.

    Im Grunde kannst Du Dir diese Aktionen sparen. Den Alkoholkonsum und auch den Alkoholiker kann ein Angehöriger nicht kontrollieren.

    Ebenso wie ein Alkoholiker seinen Alkoholkonsum nicht kontrollieren kann.

    Wichtig ist, dass Du gut auf Dich aufpasst und nicht wieder in so eine, scheinbar ausweglose Situation kommst.

    Was tust Du für Dich, damit es Dir besser geht? Wie sind Deine Pläne für die Zukunft?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo, liebe Dobby,

    tut mir leid, was du durchmachst und die letzten 10 Jahre durchgemacht hast. Das mit deinem Selbstmordversuch klingt schlimm, zum Glück hat es nicht geklappt! Bist du seither in Therapie?

    Das mit dem Verdünnen vom Calvados verstehe ich gut. Hatte mir früher mal überlegt, alkoholfreies Bier zu kaufen und mit Etiketten von richtigem Bier zu überkleben. Irre. Habs dann aber nie gemacht.

    Was würdest du dir denn wünschen für deine Zukunft? Möchtest du dich trennen?

    Alles Liebe

    Jana

  • Danke für eure Beiträge. Ich weiß,dass es für mich und meine Seele besser wäre, sich zu trennen. Aber das ist die „vernünftige“ Antwort, mein ❤️ sagt etwas anderes. Wie kann ich ihm nur klar machen,wie falsch sein Handeln ist?

    Nein, ich bin nicht in Therapie, meine beste Freundin ist mein Kummerkasten…

  • Ich weiß,dass es für mich und meine Seele besser wäre, sich zu trennen. Aber das ist die „vernünftige“ Antwort, mein ❤️ sagt etwas anderes.

    Ja, Kopf und Herz sprechen da leider oft unterschiedliche Sprachen

    Wie kann ich ihm nur klar machen,wie falsch sein Handeln ist?

    Daran bin ich kläglich gescheitert und versuche nun, zu akzeptieren, dass das nicht möglich ist.

    Am besten ist es, du liest dich mal durch die anderen Geschichten hier durch. Du wirst dich sicher oft wieder erkennen. Da ist viel hilfreiches dabei.

  • Nein, ich bin nicht in Therapie, meine beste Freundin ist mein Kummerkasten…

    Und was sagt dein Kummerkasten so?

    Super, dass du eine Freundin hast, die dir zuhört, aber ersetzt halt keine Therapie. Ich werde das jetzt auch wieder angehen.

  • Wie kann ich ihm nur klar machen,wie falsch sein Handeln ist?

    Mir war jahrelang klar, dass ich mich zugrunde richte, Dobby.

    Und ich wusste, dass ich Alkoholikerin bin und habe trotzdem weitergesoffen. Ich bin alkoholsüchtig!

    Erst als ich nicht mehr konnte, seelisch und körperlich am Ende war, konnte ich endlich den Punkt finden und mit dem Saufen aufhören. Aber es ist aus mir selbst herausgekommen. Niemand anders konnte das beeinflussen.

    Und nur ich konnte die Alkoholsucht zum Stoppen bringen.

    Für Angehörige ist das bitter, dass sie bei der Demontage eines geliebten Menschen zusehen müssen. D.h. es bleibt ihnen die Wahl, ob sie weiterhin zusehen oder aber ob sie sich selbst in Sicherheit bringen und tatsächlich trennen.

    Du warst so verzweifelt, dass Du Deinem Leben ein Ende setzen wolltest. Wie gehst Du jetzt mit der Situation um?

    Hast Du das Gefühl, dass Dich die Gespräche mit Deiner Freundin vorwärtsbringen?

    Scheinbar nicht wirklich, weil Du jetzt den Austausch mit uns gesucht und zum Glück gefunden hast.

    Zusätzlich würde ich an Deiner Stelle überlegen, wo Du noch Unterstützung finden kannst. Z.B. bei einer Suchtberatung, die auch für Angehörige da sind.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • hallo Dobby,

    als ich vor langer Zeit im Forum ankam, hatte ich Tabletten und Wasser neben mir stehen. Ich konnte nicht mehr.

    Dann fing ich an hier zu lesen und der erste Gedanke war: Du bist ja gar nicht so alleine, wie du denkst. Ich fand mich in Geschichten wieder, ich traf auf Menschen, die mir klar gemacht haben, dass ich nichts tun kann, absolut nichts. Was auch sehr wichtig war, mir wurde gesagt, du hast keine Schuld.

    Durch dauernde Schuldzuweisungen hatte ich solch verdrehte Wahrnehmungen, und natürlich traute ich ihnen nicht. Irgendwie fühlte es sich an, als ob ich schwimmen würde und kein Land mehr sah.

    Ich wünsche dir, dass du durch das Forum ähnliches erfahren kannst.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Herzlich willkommen,

    Wie du selber merken wirst,sind sich viele Geschichten hier sehr ähnlich, ich stecke auch seit vielen Jahren in dem Dilemma.

    Aber bei mir bewegt es sich gerade, mal sehen wo mein Weg hingeht.

    Liebe Grüße ❤️

  • Es ist toll, dass ihr mir Mut zusprecht und zuhört. Danke euch.
    Auch mein „Kummerkasten“ kennt nicht das komplette Maß. Ich kann nicht zur Therapie, zum einen gibt es kaum Plätze und zum anderen arbeite ich selbst in dem Bereich. Kolleginnen hören mir zu, bedauern meine Situation, aber sie wissen, dass ich den Weg alleine finden muss.

    Wir haben heute Abend über einen möglichen Urlaub gesprochen und als zur Bedingung machte, ohne Calvados, ist er hochgegangenwie ne Rakete. Ich bin noch nicht soweit, ihn aus meinem Leben zu streichen. Ich weiß nur, dass es so nicht weitergehen kann.

    Schön, dass ich das hier mit euch teilen kann, danke

  • Du kannst ihn nicht aus deinem Leben streichen, er kann den Alkohol nicht aus dem Leben streichen.

    Wenn er dir zuliebe für den Urlaub eine Trinkpause macht, kommt er in den kalten Entzug und der kann lebensgefährlich sein.

    Von daher lieber Urlaub ohne ihn planen, das wäre so meine Idee.

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Wir haben heute Abend über einen möglichen Urlaub gesprochen und als zur Bedingung machte, ohne Calvados, ist er hochgegangenwie ne Rakete.

    Für meinen xy wars immer wichtig, dass der Urlaub all inclusive ist. Heuer wollte ich das nicht mehr. Vielleicht mit ein Grund fürs Ende ;)

    Vielleicht täte dir der Vorschlag von Linde gut? Mal ohne ihn, alleine oder mit einer Freundin in den Urlaub? Mal zur Ruhe kommen. Wie denkst du da drüber?

  • Eine Woche Hoffnung und nun ist wieder alles beim Alten. Mein Ausbruch letztes Wochenende hat zu einer Woche ohne Calvados geführt, bis gestern Abend. Dieses Mal gab es keinen Streit, es war tatsächlich ein harmonischer Abend. Erst als ich ins Bett wollte, habe ich gemerkt, wie hoch sein Pegel wieder war.
    Muss ich mich wirklich trennen? Ich will ihn doch nicht verlieren. Wir haben soviel mit einander durchgestanden. Ich liebe ihn, nur diesen Alkoholzombie will ich nicht mehr haben. Mein Problem ist, dass wir umgezogen sind. Da seine Firma pleite gegangen ist (Corona bedingt, hatte nichts mit dem Alkohol zu tun), hat er einen Batzen Schulden, den er langsam abträgt. Der Verkauf unseres Hauses sollte da helfen. Ich habe ein kleines Haus gekauft, auf meinen Namen. Im Zweifel müsste ich ihn vor die Tür setzen, das schaffe ich nicht. Ich bin ziemlich am Ende

  • Liebe Dobby,

    Wenn Dein Mann ein Alkoholproblem hat, dann wird er es ohne fremde Hilfe nicht einfach schaffen aufzuhören. So wie es für Dich jetzt auch wichtig ist, Dich hier auszutauschen. Diese Hoffnung klebt an einem, wie ein klebriges Bonbon. Das ist aber schon ein Punkt, wo Du Dich vielleicht starten kannst Dich abzugrenzen.

    Vielleicht solltest Du erstmal anfangen zu überlegen, was Du für Dich machen und ändern kannst, bevor Du Dir jetzt panische Angst aufbaust ihn rausschmeißen zu müssen.

    Ich verstehe immer noch nicht warum Du keine Therapie machen kannst.

    LG Momo

  • Hallo Dobby,

    momentan kannst Du nicht wirklich zur Ruhe kommen.

    nur diesen Alkoholzombie will ich nicht mehr haben.

    Hast Du ihm das schon in aller Deutlichkeit gesagt?

    Mein Mann hat damals gesagt, dass er es sich so sehr wünscht, dass ich mit dem Saufen aufhöre. Aber er war genauso wie Du hilflos.

    Irgendwann ist mir dieser Wunsch immer öfter in den Sinn gekommen. Gerade auch, weil ich seine Verzweiflung gespürt habe.

    Aber erst, als ich körperlich und seelisch völlig am Ende war, habe ich es geschafft, mit dem Saufen aufzuhören.

    Zwischenzeitlich hatte ich immer wieder hier im Forum und auch in verschiedenen Büchern über Alkoholismus gelesen. Ich habe mich sozusagen innerlich auf meine Abstinenz vorbereitet.

    Trotz allem gingen Jahre ins Land, bis ich endlich so weit war.

    Solange Dein Mann nichts gegen die Alkoholsucht tun will und Du bei ihm bleibst, wird sich nichts ändern.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ich kann nicht zur Therapie, zum einen gibt es kaum Plätze und zum anderen arbeite ich selbst in dem Bereich. Kolleginnen hören mir zu, bedauern meine Situation, aber sie wissen, dass ich den Weg alleine finden muss.

    Aber auch eine Therapeutin braucht jemanden, der ihr zuhört und auch neue Impulse gibt.

    Hast Du zu einer von Deinen Kolleginnen einen engeren Kontakt und kannst Du Dich etwas intensiver mit ihr austauschen?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Haben Therapeuten wirklich keinen Anspruch auf therapeutische Hilfe für sich? Oder wäre es dir einfach nur peinlich?

    Bei Deinen Kolleginnen ist ja auch keine professionelle Distanz vorhanden, bei Freundinnen sowieso nicht, und bei uns selbst sind wir nun mal in Teilen "betriebsblind...

  • Liebe Dobby,

    die eigene Hilflosigkeit gegenüber dem süchtigen Verhalten des Partners ist schwer auszuhalten. Das weiß ich leider selbst zu gut. Du schreibst:

    Ich bin noch nicht soweit, ihn aus meinem Leben zu streichen. Ich weiß nur, dass es so nicht weitergehen kann.

    Vermutlich wird es dann allerdings so weiter gehen. Du kannst nur entscheiden was du für dich selbst machen kannst. Ihn wirst du nicht ändern. Das kann er nur selbst.

    Du hast geschrieben, dass ihr euch nur am Wochenende seht, weil er weit entfernt arbeitet. Das heißt er hat dort eine eigene Wohnung? Dann bekommst du ja vielleicht auch vieles nicht mit.

    Du schreibst, dass ihr so einen harmonischen Abend hattet und du erst beim zu-Bett-gehen gemerkt hast wie betrunken er war. Das hört sich für mich nach einer starken Gewöhnung an. Also einerseits bei ihm, wenn er trotzdem noch klar wirkt, aber auch bei dir, dass du es anscheinend gar nicht mehr wahr nimmst. Das meine ich nicht vorwurfsvoll. Ich selbst habe früher auch nicht mehr gemerkt, dass mein Mann stark alkoholisiert war, weil er Spiegeltrinker ist und eben immer "so" war.

    Du schreibst, dass du einen Suizidversuch hinter dir hast. Dass du aber keine Psychotherapie machen kannst, weil du selbst Therapeutin bist. Wie kommst du denn darauf? Das ist doch Quatsch. Natürlich solltest du zu jemandem gehen der/die dich nicht kennt. Aber abgesehen davon kannst du dir natürlich genauso wie jede andere Hilfe suchen. Ich denke, wenn du offen sagst, dass du eine Kollegin bist, dann wirst du sogar bevorzugt einen Platz bekommen. Solltest du in einem kleinen Ort wohnen, wo sich alle untereinander kennen, dann müsstest du vielleicht in die nächste Stadt. Oder du könntest auch um eine Video-Therapie bitten bei jemand weiter entfernten - seit Corona wird das ja von vielen angeboten.

    Ich hänge noch daran, dass du formuliert hast, dass dein Mann dich in den Suizidversuch "getrieben" hat. Es ist erschreckend, dass du sogar eher deinem Leben ein Ende setzen wolltest, als ihn zu verlassen.

    Du hast ihm sein Fremdgehen verziehen. Hast euer Haus verkauft, um damit seine Schulden abzutragen. Wo kommst DU selbst? Mit deinen eigenen Bedürfnissen, Wünschen und Grenzen?

    Alles Liebe, Jump! 🏵️

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