SummerSun - Trennung als einziger Ausweg

  • Hallo zusammen,

    ich habe eine Weile still mitgelesen. Ich bin mit einem Alkoholiker verheiratet. Mit ihm zusammen habe ich ein Kleinkind. Ich begleite ihn schon einige Jahre und da er tatsächlich nur am Abend trinkt, sonst aber einen recht anspruchsvollen Beruf ausübt, waren mir die Ausmaße seines Konsums nie so bewusst, bzw. habe ich sie gekonnt verdrängt.

    Meinen Aha-Moment hatte ich bei einer Paartherapie, als mir die Therapeutin eine Co-Abhängigkeit zuschrieb. Vorher habe ich als Themen eher die mangelnde Pflege seiner Gesundheit und die Freizeitgestaltung, die fast ausschließlich in Lokalitäten stattfindet, in denen Alkohol ausgeschenkt wird, für die schlechte Beziehung gesehen. Seitdem ist aber einiges passiert: mir ist bewusst geworden, dass sowohl der Alkohol, als auch die psychischen Probleme, die ihn in die Sucht getrieben haben, für unsere schwierige Beziehung verantwortlich sind.

    Zuvor habe ich selbst viel an meinen Themen gearbeitet, mit professioneller Hilfe von außen, und mich gewundert, warum sich die Beziehung nicht verändert. Ich habe an ihn appelliert, ihm Lösungsansätze vorgeschlagen, wie die Beziehung wieder schöner werden kann. Nichts davon wollte er umsetzen.

    Nachdem ich mich mit dem Thema Co-Abhängigkeit beschäftigt habe, ist mir bewusst geworden, wie stark die Alkoholsucht unsere Beziehung und unser Familienleben beeinflusst.

    Ich habe ihm die Pistole auf die Brust gesetzt, entweder wir oder der Alkohol. Nachdem er uns als erstes gehen lassen wollte, hat er sich dazu bereit erklärt einen Beratungstermin für kontrolliertes Trinken zu machen. Das reicht mir aber nicht. Vor allem, weil er weiterhin weitertrinkt, betrunken neben unserem Kind schläft und das Ausmaß seiner Krankheit gar nicht zu begreifen scheint. Nach vielen Gesprächen habe ich nun die Entscheidung getroffen zu gehen. Mein Antrieb ist mein Kind und dessen Wohlergehen.

    Gut geht es mir trotzdem nicht. Denn ich liebe meinen Mann. Aber ich liebe nicht den Alkohol, nicht die Gemeinheiten, die er mir an den Kopf wirft und die Verantwortungslosigkeit, die er durch die Verharmlosung seines Konsums meinem Kind gegenüberbringt. Ich hoffe er kratzt die Kurve, aber weiter anschauen darf ich mir das nicht. Das bin ich meinem Kind schuldig.

    So viel zu mir.

  • hallo Summer,

    herzlich Willkommen in unserer Selbsthilfegruppe.

    Dein Mann scheint ja keine Krankheitseinsicht zu haben, denn kontrolliertes Trinken funktioniert bei Alkoholikern nicht. Das scheint eher eine "Beruhigungspille" für dich gewesen zu sein.

    Es ist gut, dass du für dich und dein Kind eine Entscheidung getroffen hast, und du wirst es hier oft lesen, dass es den Angehörigen dabei nicht gut geht.

    Wenn du dich hier austauschen möchtest, klicke unten auf den Link und schreibe einen kurzen Satz dazu, dann schalzen wir dich für den offenen Bereich frei.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Ich leide insofern, dass ich mein ganzes bislang gelebtes Familienleben aufgebe. Den Traum von Familie, den Traum vom Wohnen und natürlich gebe ich auch meinen Mann auf. Und es fühlt sich an, als gäbe es keinen Ausweg als diese Trennung und trotzdem will ich sie nicht. Ich weiß aber, dass es keinen Sinn macht. Meine Bedingung war eine stationäre Behandlung plus Psychotherapie. Dazu ist er nicht bereit. Langsam habe ich trotzdem das Gefühl, dass er merkt, dass er die Ehe bzw. Familie zerstört hat. Und trotzdem tut es unsagbar weh. Am liebsten wäre es mir, es gäbe einen Knopf der entweder die Probleme löst oder einen Blick in die Zukunft gewährt...wird er am Ende doch Einsicht haben, wenn auch jetzt noch nicht?

  • Willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe, SummerSun!

    Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet.

    Du kannst überall schreiben, jedoch bitte nicht die ersten 4 Wochen bei den neuen Teilnehmern im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Liebe SummerSun,

    Ich kann dich so gut verstehen. Man will eigentlich den Mann, die Familie und den gemeinsamen Traum nicht aufgeben. Das tut so weh.

    Irgendwie hat man immer noch die Hoffnung dass alles gut wird.

    Wie schwer die Einsicht für die Alk-Partner ist, können wir gar nicht nachvollziehen. Und beeinflussen auch nicht. Leider!

    Mein Mann ist jetzt seit 1,5 Wochen im Hotel. Er zeigt sich einsichtig, hat viele Gespräche geführt und kämpft wie verrückt um uns.

    Leider finde ich im Moment keinen Ansatz mehr zu vertrauen, dass es dieses Mal wirklich klappt, daher bestehe ich weiterhin auf die räumliche Trennung.
    Glücklich, erleichtert oder frei macht mich das nicht… Da liegt ein langer Weg vor mir..

    LG joshi

  • Liebe summersun,

    auch wenn es weh tut, gehst du den richtigen Weg. Der Vater meiner Kinder ist bis heute nicht einsichtig, meine Kinder sind mittlerweile auf der weiterführenden Schule, mein Jüngstes in der 3.Klasse. Rückblickend wünschte ich, ich hätte mir eher Hilfe geholt und den Mut gehabt, einfach zu gehen.

    Wenn er nicht bereit ist, trocken zu werden, wird leider nichts passieren. Es ist seine Krankheit und du kannst nur schauen, dass es dir und deinem Kind gut geht. Er ist für sich selbst verantwortlich.

    Liebe Grüße

    Matilda

  • Wie seid ihr damit umgegangen, dass ihr diesen Menschen liebt? Ich finde, dass das das Härteste ist. Zu gehen, obwohl man jemanden liebt. Ich weiß, dass Liebe in diesem Fall nicht ausreicht.


    Ich glaube auch, dass mein Mann verstehen kann, dass er es ist, der verantwortlich für meinen Schritt der Trennung ist. Er weiß, dass er die Ehe durch sein Verhalten zerstört. Ändern kann und will er es trotzdem nicht. Vielleicht sind wir auch noch nicht genügend weg, wir werden noch ein Weile zusammen wohnen müssen, vielleicht ist auch die Sucht stärker.

    Ich habe mich schon einmal vor Jahren von ihm wegen seines destruktiven Verhaltens getrennt. Dass es auch maßgeblich der Alkohol ist, war mir damals nicht bewusst. Manchmal ärgere ich mich, wir haben jetzt ein Kind zusammen. Aber ich glaube ohne dieses Kind wäre ich viel mehr im Strudel gefangen.

    Seid ihr mittlerweile wieder in neuen Beziehungen? Wie sieht der Kontakt zu eurem Ex-Alkoholiker aus?

  • Tja SummerSun,

    Das ist das Härteste, dass man diesen Menschen liebt… sonst wäre der Schritt einfacher…

    Ich versuche gerade herauszufinden was ich da liebe… wirklich den Mann? Oder ist es der gemeinsame Traum, den ich liebe? Die Vorstellung davon wie es sein könnte?

    Schwierig… 😞

    LG joshi

  • dass das das Härteste ist. Zu gehen, obwohl man jemanden liebt

    Ja. Ist es. Oder das Zweithärteste. Denn zu sehen, wie jemand, den man liebt nichts gegen seine Sucht tut und alle Bedenken, Sorgen und Ängste, die ich um unsere Familie habe immer wieder als "übertrieben", "Blödsinn " oder "Schwachsinn" abtut, wäre für mich mittlerweile noch härter. Aber ich war so daran gewöhnt und nach außen war ja auch alles bestens bei uns...da hab ich mich einfach nicht ernst genommen in dem Empfinden, wie hart das war!

  • Ich finde die Frage von Joshi richtig. Man sollte sich wirklich fragen, an was man eigentlich festhält. Sicher werden es oft die Erinnerungen an schöne Zeiten und einen besonderen Menschen sein. Leider verändert Alkohol so krass, dass von diesen besonderen Menschen meist nicht viel übrig bleibt.

    Ich kann z,B. meinen Ex Partner auch nach Monaten nicht ertragen. Hätten wir keine gemeinsame Tochter, würde ich ihn aus meinem Leben streichen. Der Grund für meine Abneigung ist, dass er sich so schrecklich verändert hat. Das, was ihn für mich so besonders gemacht hat, ist einfach nicht mehr da. Da steht nur ein widerlicher Typ in der Hülle des Mannes, der mir mal sehr wichtig war. Vielleicht kennt ihr das auch.

    Auch Api bringt es auf den Punkt. Man gewöhnt sich manchmal einfach an etwas. Da merkt man nicht mal, dass der alkoholkranke Partner ständig Grenzen übertritt, egoistisch und gefühllos ist.

  • Ich kann z,B. meinen Ex Partner auch nach Monaten nicht ertragen. Hätten wir keine gemeinsame Tochter, würde ich ihn aus meinem Leben streichen. Der Grund für meine Abneigung ist, dass er sich so schrecklich verändert hat. Das, was ihn für mich so besonders gemacht hat, ist einfach nicht mehr da. Da steht nur ein widerlicher Typ in der Hülle des Mannes, der mir mal sehr wichtig war. Vielleicht kennt ihr das auch.

    Ich kann mich dieser Meinung vollkommen anschließen. Auch ich muss meinen Ex aufgrund unseres Kleinkindes weiterhin ertragen.

    Am Anfang unserer Beziehung hatte er zwar auch schon ein Alkoholproblem,was ich erstmal nicht bemerkte, aber er war lebensfroh und einfach anders. Was dann genau in unserer Beziehung passiert ist weshalb er sich zu dem Menschen entwickelt hat,der er nun ist,frage ich mich schon noch oft. Seit der Trennung vor 2 Jahren geht es nur bergab mit ihm,nun ist er innerlich wie äußerlich richtiger Alkoholiker. Alle Verwandten versuchen unser Kind vor all dem zu schützen aber die Zukunft macht mir schon Angst.

    Trotzdem war es der richtige Schritt

  • Es stimmt...es ist nicht nur der Mann, von dem man sich Lösen muss, ich merke auch, dass sie Vorstellung von Familie, dieser Traum, schwierig ist loszulassen. Und dann habe ich wieder das Gefühl, dass ich mir dieses Familienglück sowieso nur eingebildet habe. Vielleicht habe ich diesen Traum auch gelebt, aber ausschließlich mit meinem.Kind, wie in einer Parallelwelt.


    Ich habe gestern eine Doku über Frauen von Alkoholikern vom WDR geschaut. Es war erschreckend, wie lange diese Frauen zum Teil geblieben sind (39 Jahre), wie sie gelitten haben, wie sich zum Teil die eigenen Kinder abgewendet haben. Will ich das? Nein, definitiv nicht.

    Mein Mann hat nach wie vor gute Seiten, aberer ist so wahnsinnig gemein. Vor allem auch, wenn er sich selbst angegriffen fühlt. Jeder Mensch verletzt andere, in den meisten Fällen aber eher unbeabsichtigt. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob er nicht genau weiß, wie er mich verletzen kann.

  • Am Anfang unserer Beziehung hatte er zwar auch schon ein Alkoholproblem,was ich erstmal nicht bemerkte, aber er war lebensfroh und einfach anders.

    Mein Mann hat auch überhaupt keine Lebensfreude. Er ist zwar aktiv mit einem.Hobby, das mit Alkohol verknüpft ist, aber richtig Spaß hat er nicht. Gerechtfertigt hat er das immer damit, dass er schon viele Sachen in seinem Leben erlebt hat. Das halte ich für Quatsch.

  • Ich habe gestern eine Doku über Frauen von Alkoholikern vom WDR geschaut. Es war erschreckend, wie lange diese Frauen zum Teil geblieben sind (39 Jahre), wie sie gelitten haben, wie sich zum Teil die eigenen Kinder abgewendet haben. Will ich das? Nein, definitiv nicht.

    Genau das habe ich mir auch immer wieder vor Augen gehalten bevor ich ihn rausgeworfen habe. Ich wusste er wird nie wieder "gesund" werden, er hat zwar gesagt er versucht weniger zu trinken mir zuliebe aber ich wusste dann ist er unerträglich, seine Unzufriedenheit hätte mich weiter in der unglücklich-sein-Spirale gehalten.

    Mein Mann hat nach wie vor gute Seiten, aberer ist so wahnsinnig gemein. Vor allem auch, wenn er sich selbst angegriffen fühlt. Jeder Mensch verletzt andere, in den meisten Fällen aber eher unbeabsichtigt. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob er nicht genau weiß, wie er mich verletzen kann.

    Mir fällt es sehr schwer sein wahres Ich zu erkennen,inwiefern diese guten Seiten wirklich vorhanden sind,oder nur gespielt um sich selbst etwas zu beweisen. Ich weiß nicht wann er mal nüchtern ist oder ob er überhaupt immer einen Pegel hat. Erst wenn er richtig fies ist,dann bin ich mir sicher. Damit kann ich sehr schlecht umgehen,ich weiß nie ob er lügt oder die Wahrheit sagt.Da bleibt man automatisch im Gedankenkarussell. Deshalb wäre es viel besser wenn man keinen Kontakt mehr halten müsste,geht aber leider nicht.

  • Mir geht es heute richtig schlecht. Eine Freundin von mir sagte mir, dass ich ihn so akzeptieren muss, wie er ist. Und dass das das größte Geschenk ist, das ich ihm machen kann. Er wollte sich nie ändern und will es jetzt auch nicht. Und sie hat leider Recht damit. Ich beziehe es nur auf mich und meinen Wert für ihn. Sie meinte es hat nichts mit meinem Wert zu tun. Genauso wie meine Entscheidung zu gehen auch nichts damit zu tun hat, dass ich ihn nicht lieben würde oder dass er wertlos für mich ist.

  • Hallo Summer.

    dass ich ihn so akzeptieren muss, wie er ist. Und dass das das größte Geschenk ist, das ich ihm machen kann.

    ja, weil du ihn nicht ändern kannst, und du nur etwas für dich ändern kannst. Das betrifft den ersten Satz.

    Aber der zweite Satz liest sich zuerst einmal wie eine Zumutung, und ließ mir auch kurz die Haare zu Berge stehen. Es ist aber tatsächlich so, dass es für ihn wie ein Geschenk aussehen muß, weil er dann in Ruhe weiter trinken kann. Aber es zeigt mal wieder, dass wir Angehörige nur etwas für uns tun können. Durch das kümmern um den Alkoholiker haben wir das lange vernachlässigt und auch teilweise verlernt. Mir ging es bei den ersten Schritten auch nicht gut, sondern richtig mies. Das schlechte Gewissen packte alles aus, was es zu bieten hatte, besonders die Latte an Schuldgefühlen, weil ich es gar nicht mehr gewohnt war, etwas für mich zu tun.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Danke für deine Worte, Morgenrot.

    Mein Mann agiert super sachlich, er hat es akzeptiert, dass ich mich trennen will und ich solle ihn dann auch in Ruhe lassen. Das ist schwierig für mich. Es ist schwierig seine Entscheidung zu akzeptieren, dass er sich nicht für die Familie ändern will. Es fühlt sich manchmal so an, als schmerze es ihm gar nicht, dass wir gehen auch wenn ich auf rationaler Ebene weiß, dass das ein Trugschluss ist.

  • Es fühlt sich manchmal so an, als schmerze es ihm gar nicht, dass wir gehen auch wenn ich auf rationaler Ebene weiß, dass das ein Trugschluss ist.

    es ist die pure Sucht, die aus ihm spricht. Das hat überhaupt nichts mit deinem eventuellen Gedanken zu tun, dass du es nicht wert bist, dass er wegen dir und der Familie aufhört.

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Es ist aber tatsächlich so, dass es für ihn wie ein Geschenk aussehen muß, weil er dann in Ruhe weiter trinken kann.

    Vielleicht meinte die Freundin das aber auch so, dass es das größte Geschenk für ihn ist, wenn sie ihn verlässt, weil sie dann seine Sucht nicht weiter durch Co-Abhängigkeit unterstützt.

  • Vielleicht meinte die Freundin das aber auch so, dass es das größte Geschenk für ihn ist, wenn sie ihn verlässt, weil sie dann seine Sucht nicht weiter durch Co-Abhängigkeit unterstützt.

    Ich glaube beides. Zum Einen wollte er sich ja nie verändern. Er hat schon immer ziemlich klar gesagt, er ist so wie er ist und das muss man so akzeptieren. Da spielen tatsächlich auch noch andere Faktoren als die Sucht mit rein. Und in dem ich das so annehme und sage, dass er so ist wie er ist und ich mich nicht mehr daran abarbeite, dass er anders zu sein hat: liebevoller, verantwortungsbewusster, nüchterner, damit überlasse ich ihn sich selbst. Das ist ein Geschenk für ihn, aber wahrscheinlich auch für mich. Auch wenn ich das aktuell nicht sehen kann.


    Und er ist gerade so herzlos und kalt zu mir, das tut mir richtig weh. Einfach so, als wäre ich irgendein Business Partner.

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