Sebi882 - Übermäßiger Alkoholkonsum meiner Partnerin - Werde ich verrückt ?

  • Hallo zusammen,


    ich möchte einmal mein Problem schildern, denn so langsam denke ich, ich werde verrückt.


    Im letzten Jahr habe ich meine jetzige Partnerin auf der Arbeit kennengelernt.

    Am Anfang war alles toll, wir passten gut zusammen und haben uns gut verstanden. Im Laufe unserer Treffen haben wir das eine oder andere Glas Wein getrunken und alles war ok und ganz normal. Bald war es auch soweit, dass wir so halb zusammengezogen sind, eine Woche bei ihr, eine Woche bei mir. Auch da haben wir dann zum Ausklang des Tages immer ein Glas Wein getrunken.

    Irgendwann ist mir dann aufgefallen, dass sie ein unmögliches Verhalten zeigt, wenn sie zuviel getrunken hat. Irrationales Verhalten, nicht ansprechbar, läuft nachts nackt durch die Wohnung, um den Geschirrspüler auszuräumen, macht Fotos von Tisch und Stühlen, und schickt mir das per Whatsapp während ich daneben sitze usw.

    Ich habe sie dann darauf angesprochen und es kam wenig Einsicht bezüglich ihres Trinkverhaltens. Also habe ich dann angefangen, abend die Weinflaschen wegzukippen. Ich selbst habe ab dem Zeitpunkt gar nichts mehr getrunken.

    Dann irgendwann (ich weiß den Zeitpunkt nicht mehr) habe ich leere 0,1-l-Wodkaflaschen gefunden. In ihrer Jacke, in ihrer Tasche, im Badschrank, unter dem Bett, in der Schublade, im Wäschekorb etc.

    Da habe ich sie mehrmals drauf angesprochen und sie hat es immer verleugnet. Auch ist mir natürlich ihr angetrunkenes Verhalten auf gefallen. Und sie stinkt nach Alk und man sieht es ihr an (zusammengekniffene Augen, Torkeln).

    Highlights waren 1. zu Weihnachten, als sie meine Mutter kennengelernt hat. Da ist sie morgens um 10 Uhr zum Kiosk und kam völlig breit nach Hause. Ich habe meine Mutter dahingehend schon sensibilisiert und sie hat nichts gesagt. Jedenfalls hab ich meine Partnerin darauf angesprochen und sie sieht das alles nicht ein. Den Kontakt zu meiner Mutter hat sie abgebrochen, sie will mit meiner Familie nichts mehr zu tun haben. Weil sie aufgeflogen ist, denke ich mal.

    2. habe ich einen 3 jährigen Sohn aus meiner vorherigen Beziehung. Meine Partnerin ist völlig vernarrt in ihn und bei einem Treffen mit uns drei hatte sie so eine Wodkafahne, dass ich mein Kind nur noch aus der Situation gerettet habe und mit ihm abgehauen bin. Das war richtig gruselig.

    3. habe ich zu Weihnachten eine Flasche Weißwein geschenkt bekommen. Die wollte ich trinken, als sie neben mir betrunken gepennt hat (mittlerweile schläft sie immer um 19 Uhr auf dem Sofa ein). Beim Aufmachen fiel mir auf, dass der Deckel schonmal abgeschraubt war und beim Trinken bemerkte ich, dass sie die Flasche mit Wasser wieder aufgefüllt hat. Einen Schluck hat sie dringelassen, damit es noch nach Wein schmeckt. Bis heute zweifle ich an mir selbst, ob das wirklich so war oder ob der Wein so wässrig schmecken muss ?!?!?!?

    4. Nachdem ich ihr gesagt habe, dass ich Flaschen gefunden habe, waren die irgendwann weg und ihre Taschen immer offen, so dass ich reingucken konnte. Eines Tages telefonierte sie mit ihrem Vater, er bräuchte Schrauben aus dem Keller. Aus dem Keller ist sie betrunken wieder hochgekommen. Das Telefonat war ein Fake (Telefonate und Nachrichten, die es nicht gibt, und wirklich übel erfundene Lügengeschichten sind ein anderes Thema. Die haben nicht immer was mit dem Alk zu tun). Dann musste sie Winterjacken in den Keller bringen, Schuhe runterbringen usw.

    Irgendwann war ich dann mal im Keller, da liegen versteckt leere Sekt- und kleine Wodkaflaschen.

    5. Da sie ja meine Arbeitskollegin ist, kriege ich ihren Alltag mit. Morgens um 11 Uhr geht sie immer für die Firma was einkaufen, danach stinkt sie nach Weißwein oder Sekt oder sowas.


    Das waren ein paar Beispiele, da gibt es noch mehr, wenn ihr Interesse habt. Ich habe bezüglich des Alkohols und der Lügen ein Tagebuch geführt.

    Mein Problem ist, ich zweifle an meiner Wahrnehmung..... trinkt sie wirklich heimlich ? Ist sie Pegeltrinker oder um den Stress zu bekämpfen (angeblich ist es auf der Arbeit so stressig und sie muss erst wieder damit klarkommen, dass sie nach langer Zeit einen neuen Partner hat). SIe gibt also auch mir die Schuld und sagt, dass das mit der Beziehung angefangen hat. Das weise ich aber klar von mir. Kann ein Pegeltrinker trockene Tage haben ? Soll ich ihren Vater kontaktieren (der weiß einiges, weil ich einiges an Papierkram aus ihrer Vergangenheit gefunden habe. Lappen weg, Krankenhausaufenthalt wegen Absturz und so) ? Auf dem Level macht man das nicht erst seit gestern, vermute ich mal. 0,1-Wodka kaufen und aus der Flasche trinken ist wohl schon eine Hemmschwelle.

    Ich weiß nicht, was mich an ihr hält. Irgendeine Bindung ist da. Manchmal ist sie drei Tage nüchtern ,dann ist es wirklich schön mit ihr.

    Eigentlich bin ich nur auf der Suche nach Flaschen und am Beobachten, wann sie das nächste Mal betrunken ist. Wie ein Hobby. Das ist mein Leben im Moment.

    Und irgendwie will ich auch, dass sie auffliegt. Auf der Arbeit, bei ihren Freunden...... Krass.


    Ich habe ihr so oft gesagt, dass ich ihr helfen werde, wenn sie das möchte.

    Ich kann einfach nicht glauben, dass sie ein Alkoholproblem hat. Das macht mich verrückt !

    Aber auch jetzt beim Schreiben merke ich, dass alles dafür spricht und trotzdem zweifle ich an mir....


    Daher meine Frage an Euch: bin ich verrückt ? 8|

  • Daher meine Frage an Euch: bin ich verrückt ? 8|

    Nein, dann wären sehr viel Co-Alkohloker hier verrückt. Erst mal kurz: Ich glaube du bist hier sehr richtig. Demnächst wird sich ein Moderator um dich kümmern und dir alles erklären. Lies bis dahin gerne ein paar Geschichten bei den Co-Alkoholikern durch und du wirst sehen, wie viele Menschen es gibt, die genauso an ihrer Wahrnehmung zweifeln wie du. Und noch ein schöner Effekt: Gleichzeitig wirst du von außen sofort sehen können, dass es da gar keine Zweifel gibt.

    Gutes Ankommen dir!

  • Hallo Sebi882,

    herzlich willkommen in unserer Online-SHG.

    Und nö, du bist nicht verrückt. Ganz viel von dem, was du beschreibst, also heimlich trinken im Keller, leugnen, Gründe, warum getrunken werden muste, kenne ich auch von meinem ersten Mann. Der übrigens seine Bierflaschen mit Wasser aufgefüllt hatte damit ich nichts merken sollte, wieviel er schon wieder getrunken hatte.

    Und ich hatte als "Hobby" auch unter anderem das Kontrollieren. Das ist nämlich in Beziehungen mit einem Abhängigen ein Merkmal der Coabhängigkeit, die entsteht.

    Du kannst dich hier für den Austausch bewerben: https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Klick einfach auf den Link, schreib nochmal kurz was dazu und dann kannst du freigeschaltet werden.

    Dein Thema wird dann von hier in den Bereich für Angehörige und Coabhängige verschoben, dort ist dann der Austausch.

    Lieber Gruß Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • hallo Seb,

    herzlich willkommen in unserer Onlineselbsthilfegruppe.

    Ich denke auch, dass es gut ist, dass du dich hier angemeldet hast. Was deine Wahrnehmungen betrifft, kann ich dir nur empfehlen ihnen zu vertrauen. Ich schreibe hier seit 17 Jahren und ich glaube mir ist hier noch kein Angehöriger begegnet, der falsche Wahrnehmungen hatte.

    Es kommt vielleicht daher, dass der nasse Alkoholiker versucht uns diese abzusprechen . Also die Story mit dem auffüllen von Wasser habe ich auch erlebt, mir wurde dann erzählt, dass es sicherlich in der Brauerei beim Flaschen spülen passiert sei. Ich wußte ich bekomme gerade den größten Blödsinn erzählt, aber trotzdem kam ich ins nachdenken.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Sebi,

    Du bist jetzt für den offenen Bereich freigeschaltet und dein Austausch kann beginnen. Du kannst überall schreiben, nur bitte in den ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich, Das sind die User mit den orange / roten Namen.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Danke fürs Freischalten.


    Ich lese mich hier mal rein, ich glaube, das wird mir guttun. Wenn man weiß, man ist nicht alleine, ist das viel wert.


    Sie ist übrigens gerade spazieren gegangen, weil sie "Abstand" von mir braucht.

    Ich bin gespannt, was gleich passiert, wenn sie wiederkommt X(

  • So, wie vermutet, ist es mal wieder eskaliert. Ich habe sie als blöde Saufziege beschimpft (ich weiß, das sollte man nicht tun) und sie hat ihr Zeug gepackt und ist abgehauen.

    Jetzt kommen wirre Nachrichten "es ist vorbei", "schick mir eine Liste Liste mit Sachen von Dir", "ich will Dich nicht sehen", bla bla. Kenne ich alles schon.


    Was mich interessiert: Hat man als nasser Alkoholiker ein Bewusstsein für das, was man tut ? Was denkt man, wenn man damit konfrontiert wird ? Schämt man sich am nächsten Tag ? Lebt man da in einer Parallelwelt 8wegen der ganzen Lügen, auch was die ganze Lebensgeschichte betrifft), weil man mehr betrunken als nüchtern ist ?

  • Was mich interessiert: Hat man als nasser Alkoholiker ein Bewusstsein für das, was man tut ? Was denkt man, wenn man damit konfrontiert wird ? Schämt man sich am nächsten Tag ? Lebt man da in einer Parallelwelt 8wegen der ganzen Lügen, auch was die ganze Lebensgeschichte betrifft), weil man mehr betrunken als nüchtern ist ?

    Ich kann es dir nur für mich als Alkoholikerin beantworten ohne dass ich weiß ob das auf sie übertragbar ist.

    Nein. Man weiß nicht was man tut- vor allem nicht was man anderen damit antut. Man glaubt das eigene saufen ist Privatsache und geht keinen was an.

    Dass es das Umfeld total fertig macht kapiert man null. Außerdem wird die Sucht heruntergespielt. Immer werden Gründe zum saufen gefunden. Wenn sich einer beschwert oder mahnt- hysterische Spaßbremse. Auf diesem Auge war ich komplett blind. Da kannst du toll argumentieren, mit Liebe oder Drohungen kommen- hilft leider alles nix.

    Ja, Scham war schon da- übermächtig! Hab ich verdrängt oder weggesoffen. Von außen kam da keiner ran. Ich wollte das am Ende nicht mehr. Ich ganz allein. Erst dann begriff ich was ich meinem Umfeld damals angetan hab

    Du kannst schauen, was genau dich stört und was du daran nicht willst. Dann klare Ansagen und konsequentes handeln.

    Bleib bei dir. Was möchtest du und wo sind deine Grenzen?

    Entschuldige aber Saufziege ist fast schon süß.
    Alkoholsucht ist eine schwere Erkrankung. Lügen gehört leider dazu.

  • Liebe AnnaBlume,


    danke. Wenn ich versuche mich in sie reinzuversetzen, passt deine Geschichte vielleicht ganz gut.

    Eben gerade hat sie am Telefon gesagt, dass sie mich nicht liebt und jemanden findet, der sie richtig liebt. Ihre Familie ist immer für sie da usw.

    Ich glaube, ihre Familie weiß von ihrem Problem und sie beschönigt das. Oder sie war trocken und hatte einen Rückfall und ihre Familie weiß das nicht. Keine Ahnung.

    Zu Konsequenzen: Sie hat mal abends im Saufkopf eine Kündigung per Mail an ihren Chef geschickt. Am nächsten Tag wurde ihre Probezeit um 4 Monate verlängert, danach hat sie sowas ie wieder gemacht.

    Einmal habe ich sie nachts rausgeschmissen und sie ist dann irgendwie mit Mühe und Not nach Hause gekommen.

    Klare Konsequenzen scheinen also was zu bringen.


    Meine Grenze ? Ist langsam erreicht. Ich habe mal zwei Therapien wegen Angststörungen gemacht, da habe ich gute Werkzeuge gelernt, um mit solchen Sachen umzugehen. Das rettet mich gerade. Aber irgendwann reichts.

    Was ich möchte ? Ehrlich gesagt: keine Ahnung. Ich will sie loswerden, auf der anderen Seite ist es aber auch total spannend, das zu erleben. Klingt pervers oder ?


    Wie ist das auf der Arbeit ? Merken das die anderen nicht ? Oft stehen viele direkt neben ihr. Merkt man das nicht, wenn man nicht drauf achtet, ob jemand betrunken ist ? Irgendwann fliegt man doch auf oder ?

    Und Familie ? Die kriegen das doch auch irgendwann mit ?! Neulich habe ich von ihren Eltern einen Schrank abgeholt und sie kam nicht mit, weil sie betrunken war. Vor ihren Eltern trinkt sie nicht, hat sie mal gesagt.


    Freunde ? Einige kennen sie seit 30 Jahren, die müssen doch auch was wissen ?

  • Hallo Sebi, hallo AnnaBlume,

    bitte um einen sachlichen Austausch hier, danke.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Entschuldigung, manchmal kochen meine Emotionen auch über.


    Eine allgemeine Frage: Kann man als Speigeltrinker abstinente Tage haben ? Wie lange dauert es, bis man da hin kommt ? Von heute auf morgen morgens um 11 Uhr Wodka trinken ist schon ein längerer Weg oder ?

    Ich versuche einfach nur, das Ganze zu verstehen, wie es dazu kommt und wie man da tickt. Aber ich glaube, das kann ich nicht verstehen...

  • Ich kann und will das halt alles nicht wahrhaben. Sie ist 38 und hat ihr Leben verloren ?

    Ich kann es nicht glauben, dass Alkohol so eine große Rolle einnimmt. Oft frage ich mich, ob sie wirklich trinkt. Habe ich sie zu unrecht beschuldigt ? Übertreibe ich ?


    Ich liebe sie ja auf eine Art und Weise, das macht es so schwer. Und ich kann mich nicht lösen, von ihr nicht, von ihrer Familie nicht (ich mag die und die mich auch) und ihren Freunden.

    Jetzt hat sie gerade wieder Schluss gemacht per Whatsapp. Wie soll ich reagieren ? Aussitzen ? Wie mache ich das auf der Arbeit, da sehe ich sie die ganze Zeit und da ist sie total charmant ;(

  • Nein. Man weiß nicht was man tut- vor allem nicht was man anderen damit antut. Man glaubt das eigene saufen ist Privatsache und geht keinen was an.

    Dass es das Umfeld total fertig macht kapiert man null.

    Das ist interessant: Hättest Du Dir aber vorstellen können, dass Saufen das Umfeld fertigmacht, bevor Du süchtig geworden bist?

    Und Du schreibst:

    Ja, Scham war schon da- übermächtig!

    aber auch:

    Wenn sich einer beschwert oder mahnt- hysterische Spaßbremse.

    Ist da nicht ein Widerspruch? Wenn Du das Saufen als Spaß empfunden hast und Dir auch nicht vorstellen konntest, dass es die anderen fertigmacht - wofür hast Du Dich dann geschämt?

  • Ist da nicht ein Widerspruch? Wenn Du das Saufen als Spaß empfunden hast und Dir auch nicht vorstellen konntest, dass es die anderen fertigmacht - wofür hast Du Dich dann geschämt?

    Das ist ein totaler Widerspruch und genau das ist der Punkt. Vordergründig habe ich behauptet, saufen ist Spaß und Party. War es aber schon lange nicht mehr.
    Natürlich wusste ich dass Alkoholismus für Angehöriger furchtbar ist- meine eigene Oma war Alkoholikerin und alle haben gelitten.

    Nur bei mir war da ein blinder Fleck. Ich wollte nicht wahrhaben dass ich Alkoholikerin bin. Ich habe nicht jeden Tag getrunken und auf der Arbeit z.B. war ich nie auffällig, weil ich erst abends getrunken habe.

    Dass ich jedes Wochenende entweder besoffen bin oder den Kater ausschlafe habe ich mir schön geredet.

    Mir wurde explizit gesagt, dass ich Trinke, dass meine Tochter sich schreckliche Sorgen macht. Ich tat das als übertrieben ab. Obwohl ich ganz tief drin sehr gut wusste dass ich süchtig bin und aufhören muss.

    Ich hab mich da total belogen. Daher auch diese permanente weggedrängte Scham.

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