Eva1972 - es ist nie zu spät aber immer höchste Zeit

  • Hallo Eva,

    auch von mir noch ein herzliches Willkommen in unserer Selbsthilfegruppe.

    Ich halte durch und freue mich auf ein alkoholfreies Leben.

    Wie verstehst du unter ‚durchhalten‘?

    Ich verbinde Nüchternsein gar nicht mit durchhalten. Nüchternsein zu können ist das Schönste und Wertvollste, was ich mir selbst schenken konnte. Und als solches empfinde ich mein nüchternes Leben …als Geschenk.

    Anfangs dachte ich, dass ein langer und schwerer Weg vor mir liegt. Aber mein Weg ist weder lang noch schwer, er ist da und ich gehe ihn. Jeden Tag ein Stückchen weiter und jeden Tag ein wenig selbstbewusster, sicherer und mit ganz viel Stolz und Liebe zu mir selbst.

    Diese Scham, die du auch empfindest, haben wohl so ziemlich alle hier gehabt.
    Mir hat es geholfen, mir bewusst zu machen, dass ich das Vergangene nicht mehr ändern kann. Ich kann aber heute und morgen und übermorgen gut zu mir sein. Und wenn es mir gut geht, spürt das auch mein Umfeld.
    Und: Die Alkoholsucht ist ein Krankheit. Sie hat weder was mit fehlender Willensstärke noch mit meinem Charakter zu tun. Ich bin krank…..nicht schwach oder willenlos oder ein schlechter Mensch.

    Die Alkoholsucht ist nicht heilbar, aber sie kann zum Stillstand gebracht werden … mit absoluter Abstinenz.

    Ich wünsche dir hier einen guten und hilfreichen Austausch.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo Eva,

    deine Ärzte solltest du informieren, dass du Alkoholikerin bist – vor allem wenn es um Medikamente geht.

    Gerade am Anfang kann alles ein wenig viel sein. Wenn dir der Besuch jetzt schon nicht passt, sag das Treffen ab. Falls das nicht geht, sorge dafür, dass du danach etwas entspannen kannst.

    Zum Trinken im Büro: Vielleicht kannst du den Raum verändern. Die Möbel umstellen, dort, wo der Alkohol stand etwas anderes Hinstellen. Bei deinen Autofahrten kannst du eine andere Route wählen.

    Und zur Belohnung: Da fallen mir auch ganz viele Dinge ein. Von Süßigkeiten über Musik hören, Blumen oder einfach ein paar Minuten die Stille genießen.

    Viele Grüße
    Seeblick

  • Die Gedankenkreise dieses Tages ... @ Seeblick , mein Büro, in meinen ehemaligen Verstecken und teilweise sichtbaren Stellen, wo Alkohol gebunkert und abgestellt wurde, stehen jetzt Wasserflaschen, danke für deinen Tip, muss ab und zu schmunzeln darüber. Meine Arbeitsqualität ist nicht mehr die selbe seit ich mich vom Aklkohol getrennt habe. Verzettle mich wenn ich zu einer Aufgabe eine zweite Aufgabe dazu bekomme, dann muss ich wieder von vorne anfangen, weil ich nicht mehr weiß was ich genau tun wollte und mich sehr konzentrieren, sehr mühsam aber dafür bin ich nüchtern. Die Energie meinen selbsternannten Verpflichtungen nachzukommen fehlt. (Haus fertig bauen, so mühsam da rührt sich gar nichts). Manchmal habe ich das Gefühl mein Gehirn ist ein Nudelsieb ....Mein Nachbar hat wieder eine Party (jetzt schon Diemstags ;)) findet meistens mit lauter Liveband statt. Und mir wird bewusst sowas könnte ich aktuell gar nicht auf die Beine stellen. Fühle mich aus dem Leben gerissen und etwas fremd. Mich entfremdet auch der Gedanke einfach ganz "normal" wie mein Umfeld weiter leben zu können (Partys, Konzerte usw.) Einfacher war trinken als nicht zu trinken. Ich hoffe das stellt sich wieder ein! Liebe Grüße an alle

  • Das kommt wieder. Am Anfang war bei mir alles schwer und ich dachte viel an Alkohol. Dann kam ein regelrechter Energieschub und ich hab meinen Berg - den auch du beschreibst- zum größten Teil abgebaut. Ausgemistet, aufgeräumt, Unterlagen sortiert usw.
    Das war aber so nach einem halben Jahr. Jetzt nach einem Jahr pendelt es sich ein wenig bei normal ein.

  • Und Ängste sind dazugekommen .... dass ich meine Lebenspläne nicht realisiere, etwas schreckliches passieren könnte, meinem Kind hoffentlich nichts passiert wenn sie unterweg ist, Versagensängste und wo ist mein Selbstbewusstsein geblieben ?? Ich merke ich hab zu tun 🤔

  • Und Ängste sind dazugekommen

    Ich hab das am Anfang mal so geschrieben dass ich mich ungeschützt und wund fühlte. Die alte Haut war ab, die neue noch sehr dünn. Anstrengend und schmerzhaft war das einerseits, aber auch wunderbar zu entdecken was sich da für ein Wesen unter dem panzer versteckt. Natürlich hat das Angst gemacht erst mal. Aber das neue Innere wird sich zurecht finden mit der Zeit. Geduld braucht es da. So gar nicht meine stärke, aber auch ich bin da durch.

  • Hallo Eva,

    gib dir etwas Zeit: Mit Alkohol hast du deine Gefühle unterdrückt, vieles nicht wahrgenommen und deinem Körper und Geist ordentlich geschadet. Nun erholt sich alles und das kann anstrgend sein - auch das Aushalten.

    Die meisten (mich eingeschlossen) machen die Erfahrung, dass man mit der Nüchternheit gar keine Lust mehr auf das alte Leben hat: Das Feiern, Veranstaltungen auf den viel getrunken wird, usw. Das wird dein neues "normal".

    Viele Grüße
    Seeblick

  • Meine Mama war 23 und ich 3, ein lediges Kind und dann kam ein Kolleriker dazu ... gefürchtet ist nicht der richtige Ausdruck, Respekt vor einer Person der anfängt zu schreien wenn "etwas, was auch immer" nicht passt. Im Tagebuch in welches ich damals schrieb, kann ich jetzt heraus lesen, täglich ein Eintrag ich hasse ihn. Heute mag er gerne meinen Kontakt und meine Besuche, er ist ja mittlerweile alt und hat keine Erinnerung an früher .... vielleicht bin ich deswegen hinter den Alkohol gekommen? Wenn mein Freund nicht anspringt frage ich ihn, wofür soll ich mich heute rechtfertigen? Verrückt oder?

  • Mein Freund hat am Wochenende Kaiserschmarren zubereitet (bin keine süßen würde ich auch nicht essen) hat sich dann fürchterlich darüber aufgeregt, dass man kein Rum zuhause haben kann. Er hat keine Ahnung was es heißt ein Alkoholiker zu sein .... würde aber gerne mein Umfeld nicht mit meiner Geschichte belasten. Funktioniert das?

  • Was heißt es denn für Dich, ein Alkoholiker zu sein?

    Und wem, wenn nicht dem Partner, sollte man seine Geschichte erzählen können, ohne sich als Last zu fühlen?

    Für Partner und Tochter ist aber erst mal nicht wichtig zu wissen, wie Du in die Sucht gerutscht bist, sondern wie sie dich in deiner Abstinenz unterstützen können, ohne dabei co-abhängig zu werden: zuallererst, indem sie das alkoholfreie Zuhause als Deinen sicheren Rückzugsort begreifen und akzeptieren.

    Dazu gibt es hier einen klugen Spruch:

    Wer kein Problem mit Alkohol hat, hat auch keins ohne.

  • Meiner Krankheit bin ich mir bewusst und ich werde auch keinen Alkohol mehr trinken. Und trotzdem als bodenständiger, kleinkarierter (so bezeichnet uns meine Tochter) dem System und Mitmenschen angepasster Mensch fällt es mir schwer "anders" zu sein, sprich bei uns kann kein Rum gelagert werden .... als Unternehmerin ist der Druck von außen sehr groß da ich auch gesellschaftlich Verpflichtungen habe und einen "Schein" zu wahren habe. Nachd

  • Meiner Krankheit bin ich mir bewusst und ich werde auch keinen Alkohol mehr trinken

    Das Bewusstsein, dass ich Alkoholiker geworden bin, war schon lange da. Dazu kam die Angst, jetzt für immer saufen zu müssen. Weil ich nichts über die Alkoholsucht wusste…nur, dass es kaum jemand schafft, dauerhaft nüchtern zu bleiben.
    Die Scham, mich jemanden anzuvertrauen, hat es mir unmöglich gemacht, Hilfe überhaupt zu suchen.

    Als ich hier von so vielen Frauen gelesen habe, die auch Alkoholiker geworden sind und zum Teil schon viele Jahre nüchtern sind, hat mir das die Gewissheit gegeben: Das schaffe ich auch.

    Ich habe mir gesagt: Es ist jetzt so wie es ist. Ich bin Alkoholiker und ich werde das für immer bleiben. Aber, und an dieses ‚Aber‘ habe ich mich geklammert, es ist möglich, die Alkoholsucht zu stoppen. Sie geht nicht zu heilen, aber sie geht zu stoppen. Absolute Abstinenz macht es möglich. Auch für mich. Das wusste ich, als ich akzeptieren konnte, dass ich Alkoholiker bin.

    Ich muss das nicht in die Welt hinausschreien. Mir reicht es, dass ich das tief in mir drin weiß.

    Kannst du für dich akzeptieren, dass du Alkoholiker geworden bist und dass du es für immer bleiben wirst?

    dem System und Mitmenschen angepasster Mensch fällt es mir schwer "anders" zu sein, sprich bei uns kann kein Rum gelagert werden ..

    Inwiefern siehst du dich als ‚anders‘?

    als Unternehmerin ist der Druck von außen sehr groß da ich auch gesellschaftlich Verpflichtungen habe und einen "Schein" zu wahren habe.

    Welchen Schein hast du zu wahren?

    Nachdem ich bei euch schon Wochen mitlese stelle ich mir die Frage ob es überhaupt möglich ist die Priorität zum Thema Alkohol in den Hintergrund zu stellen? Kann darauf eine Abstinenz gebaut werden?

    Was verstehst du unter ‚die Priorität zum Thema Alkohol‘?

    Bei mir ist Alkohol ganz weit in den Hintergrund gerutscht, meine Alkoholsucht nicht. Sie ist zwar nicht bei jeder Aktivität gedanklich präsent, dennoch bleibt es ja eine Krankheit, die für immer bleibt. Insofern finde ich, dass das Thema ‚Alkoholsucht‘ gar nicht in den Hintergrund rücken darf. Deshalb in ich hier.

    In meinem Alltag spielt Alkohol überhaupt keine Rolle mehr. Meine Alkoholsucht wird mich jedoch bis an mein Lebensende begleiten.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • hallo Eva 1972

    Meiner Krankheit bin ich mir bewusst und ich werde auch keinen Alkohol mehr trinken. Und trotzdem als bodenständiger, kleinkarierter (so bezeichnet uns meine Tochter) dem System und Mitmenschen angepasster Mensch fällt es mir schwer "anders" zu sein, sprich bei uns kann kein Rum gelagert werden .... als Unternehmerin ist der Druck von außen sehr groß da ich auch gesellschaftlich Verpflichtungen habe und einen "Schein" zu wahren habe. Nachd

    ja "masking" kann sehr anstrengend sein.

    Nachdem ich bei euch schon Wochen mitlese stelle ich mir die Frage ob es überhaupt möglich ist die Priorität zum Thema Alkohol in den Hintergrund zu stellen? Kann darauf eine Abstinenz gebaut werden?

    ja kann es, so zumindest meine meinung:idea: aber nicht wenn man erst am anfang steht. es braucht zeit.

    Mich stresst das Thema sehr, denke im Kreis

    naja du "grübelst"... mein psychologe meinte mal "grübeln ist nachdenken,ohne zu einem schluss zu kommen". das legt sich irgentwann, wenn du frieden mit dir selbst geschlossen hast;)

    grüsse eternal

    Perfer et obdura, dolor hic tibi proderit olim.

    ("Ertrage und halte durch, dieser Schmerz wird dir einst nützen")

    (Trocken seit 26.03.2009)

  • Kannst du für dich akzeptieren, dass du Alkoholiker geworden bist und dass du es für immer bleiben wirst?

    Das ist nicht das Thema ich für mich kann das schon akzeptieren, anders zu sein bedeutet für mich das in der Gesellschaft so anerkannte Nervengift für mich nicht mehr greifbar ist, weil ich es auch nicht mehr möchte

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