• Guten Abend,

    bin neu hier und weiß nicht, ob es richtig ist, einen neuen Faden anzufangen… (falls nicht, verschiebt mich einfach woanders hin…)

    Sitze auf meinem Balkon und schaue in den Sternenhimmel… und danke wem auch immer für mein neues Leben… es hat am 02.09.18 begonnen, als ich mich entschlossen habe, meinen selbstgebauten Kerker zu verlassen. Danach hat sich schlagartig alles geändert, als wenn jemand einen dunklen Schleier weggezogen hätte… die Welt ist plötzlich wieder BUNT und LEBENSWERT!

    Ich war am Ende einfach nur noch lebensmüde… keine Kraft mehr für irgendwas, keine Interessen, an nichts mehr Freude… nur noch an den ersten Gläsern Wein…

    Ende 2013 muss mir mein Alkoholkonsum spanisch vorgekommen sein, denn da hab ich angefangen Buch zu führen (in Form eines Outlook-Kalenders)… Tage ohne Alkohol, mit wenig (=1 Glas Wein oder Sekt oder 0,5l Hefe), mit mittelviel (=2 Glas oder 1l Hefe) oder zuviel (=alles darüber); harte Sachen hab ich nur ganz selten mal angerührt…

    … jedenfalls habe ich daraus eine Statistik erstellt und das Ergebnis hat mich umgehauen:

    Von insgesamt 1765 Tagen (=knapp 5 Jahre) war ich

    - 316 Tage nüchtern, habe an
    - 143 Tagen wenig oder mittelviel getrunken und an
    - 967 Tagen zuviel… 1 Flasche… 2 Flaschen… 3 Flaschen…

    (339 Tage sind nicht dokumentiert, aber die werden kaum nüchtern gewesen sein, weil ich das eigentlich immer notiert habe… war ja stolz darauf).

    Seitdem ich nicht mehr trinke, geht es mir eigentlich durchweg nur gut. Ich beschäftige mich gedanklich schon noch oft mit dem Thema Alk, aber nicht im Sinne von Suchtdruck, sondern wie er mein Leben beeinflusst hat und wie die Zukunft werden wird…

    Wie manch Anderer vielleicht auch, stell ich mir die Frage, ob ich es schaffen kann, irgendwann mal zu einem besonderen Anlass ein Glas von meinem Lieblingswein zu genießen und danach wieder in ein abstinentes Leben zurückzukehren…

    Was habt ihr damit für Erfahrungen gemacht?
    Und wie habt ihr die Anfangszeit der Abstinenz erlebt? War es eher schwierig oder ist so ein Höhenflug wie bei mir „normal“…?

    Nächtliche Grüße von der Feldmaus

  • Hallo Feldmaus,
    erstmal Willkommen hier im Forum.Schön das du erstmal den Absprung geschafft hast.Nur um dauerhaft nüchtern zu bleiben gehört schon mehr dazu.Les dich hier ruhig erstmal ein und versuch einige Erfahrungen der schon längeren Trocknen dir eigen zu machen.Nach einiger Zeit wirst du bestimmt selbst merken das das berühmte Glas deines Lieblingsweines dir nur von deinen Suchtgedächtniss vorgegaukelt wird.Das mit dem "kontrollierten Trinken " halte ich für mich selbst nicht machbar.Ich kenne auch niemanden in meiner über 35 jährigen Saufzeit der das über einen längeren Zeitraum geschafft hat.Genies jetzt einfach dein neues Leben.Ich wünsche Dir viel Erfolg dabei. :)
    atze

  • Hallo Feldmaus und herzlich willkommen. Ich wünsche dir hier Ihnen guten Austausch.

    Ich habe auch noch ziemlich lange, nachdem ich mit Trinken aufgehört hatte, über dieses eine Glas Wein zu „besonderer Gelegenheit“ nachgedacht, da bist du bestimmt nicht die einzige. Das hat sich bei mir erst nach längerer Abstinenz geändert. Und nach längerem Austausch, unter anderem hier.

    Und damals hätte ich nicht geglaubt, dass ich tatsächlich ganz ehrlich (auch und vor allem zu mir selbst) auch bei diesen berühmten besonderen Gelegenheiten gar keinen Gedanken mehr an Alkohol habe und ihn nicht vermisse.

    Gib dir abstinente Zeit. Das ist das Wichtigste am Anfang.

    Viele Grüße
    Thalia

  • @Karsten

    Dass dieses Forum sich an trockene Alkoholiker richtet, habe ich verstanden.

    Nicht klar war mir, dass es verboten ist, am Anfang der Abstinenz solche Gedanken zu haben bzw. im Forum zu äußern, um in Austausch zu gehen und von den Erfahrungen der Anderen zu profitieren.

  • @Thalia

    Vielen Dank für deine Antwort... das ist auch meine Hoffnung, dass sich mir die Frage nach der "besonderen Gelegenheit" irgendwann gar nicht mehr stellt, weil der Alkohol keine Bedeutung mehr hat... Aber ich (oder wir alle in Deutschland?) sind wohl so konditioniert, dass Alk zu besonderen Anlässen dazugehört, das wird einem ja von klein auf vorgelebt... in der Familie, in der Gesellschaft, in den Medien... da ist so allgegenwärtig, dass man gar nicht auf die Idee kommt, es zu hinterfragen... erst, wenn man von der Suchtseite draufschaut, wird das ganze Drama deutlich... ist gerade zumindest meine Empfindung...

  • Aber ich (oder wir alle in Deutschland?) sind wohl so konditioniert, dass Alk zu besonderen Anlässen dazugehört, ...

    Moin Feldmaus75,

    ich dachte auch mal, dass es ohne Alk keine Feier u. s. w. gibt.

    Je länger du abstinent lebst, wirst du dich mehr und mehr in Gesellschaft begeben, in der kein oder nur wenig Alk getrunken wird. Du wirst merken, dass Freunde und Verwandtschaft auf dich Rücksicht nehmen - mal mehr, mal weniger - und du wirst merken, dass es viel mehr Anlässe gibt, bei denen der Alk auf einmal nicht mehr im Vordergrund steht, als du jetzt noch denkst.

    Und nur Mut, Fragen sind nicht verboten - denk ich mal.

  • Hallo Feldmaus und von mir noch ein Herzliches Willkommen hier im Forum !

    Zitat

    Nicht klar war mir, dass es verboten ist, am Anfang der Abstinenz solche Gedanken zu haben bzw. im Forum zu äußern, um in Austausch zu gehen und von den Erfahrungen der Anderen zu profitieren.

    Gedanken kann einem ja niemand verbieten, auch Dir nicht und das wäre darum auch Unsinn.
    Die Gedanken sind immer noch frei...

    Ich denke, Du bist ganz sicher nicht die erste, die solche Gedanken des "doch noch mal kontrollierten Trinkens" hegt.
    Die Sache hat nur einen Haken, wir Alkoholiker haben eine bestimmte Schwelle überschritten und können das nicht mehr.
    Für mich ist das ganz einfach eine Tatsache, die so steht.
    Und die habe ich von Anfang an so akzeptiert, denn ich habe mich diesbezüglich nie für was "Besonderes" gehalten,
    also weshalb sollte ich wohl etwas können, was andere Alkoholiker auch nicht können?
    Im Laufe der Zeit habe ich dann auch die Erfahrungen gemacht (auch hier in diesem Forum), das es wirklich so ist.
    Zum Glück nicht am eigenen Leibe, aber wie gesagt, ich hatte auch nie Ambitionen, es auszuprobieren.

    Zitat

    Aber ich (oder wir alle in Deutschland?) sind wohl so konditioniert, dass Alk zu besonderen Anlässen dazugehört, das wird einem ja von klein auf vorgelebt... in der Familie, in der Gesellschaft, in den Medien... da ist so allgegenwärtig, dass man gar nicht auf die Idee kommt, es zu hinterfragen... erst, wenn man von der Suchtseite draufschaut, wird das ganze Drama deutlich... ist gerade zumindest meine Empfindung...

    Genau so isses bzw. empfinde ich das ebenso.
    Man darf aber diese ganze Sache mal hinterfragen ! Und als Alkoholiker, der einen abstinenten Weg anstrebt, MUSS man das sogar hinterfragen,
    so meine Meinung.
    Und da würde ich auch bei Dir einen wichtigen Ansatzpunkt sehen.
    Warum meinst Du, zu besonderen Anlässen trinken zu wollen oder zu müssen?
    Das ist eine Sache, die im Kopf stattfindet, diese Denke und man kann das auch wieder umpolen.
    Mir ist das jedenfalls gelungen :)
    Ich kann mir doch zu besonderen Anlässen was anderes Schönes gönnen, so ich das denn muss oder möchte.
    Dann kaufe ich mir eben eine leckere, ganz besondere Süßigkeit, oder irgendeinen besonders hochwertigen, leckeren Saft.
    Oder was auch immer, jeder wie er mag....
    Ich muss doch nicht mit Alkohol irgendwas feiern, warum denn?
    Das ist doch sogar irgendwie kompletter Blödsinn... da ist irgendwas Schönes passiert, was man besonders würdigen möchte
    und dazu gießt man sich dann eine giftige Substanz (denn Alk is nu mal ne toxische Droge) in den Körper?
    Ist doch irgendwie Quatsch... stell Dir mal vor, es besteht wieder mal ein Anlass, wo man "übleicherweise" miteinander anstoßen würde
    und Du würdest dazu einladen, und 15 heroingefüllte Spritzen auf den Tisch legen und damit "anstoßen" wollen.
    Da würden die Leute aber schön blöd glotzen... aber wo ist denn der große Unterschied?
    Beides sind stark wirksame, toxische Drogen.

    Feldmaus, hinterfrage lieber gesellschaftlichen Unsinn als kontrolliertes Trinken als Option zu sehen. Denn es ist keine für uns.
    Schau lieber mal hin, warum Menschen trinken wollen und/oder denken, es zu müssen.
    Frage Dich, ob Du jeden gesellschaftlichen Mist mitmachen möchtest oder lieber ein schönes Leben ohne Alk haben möchtest?

    Denn andererseits... die Gedanken sind zwar frei, aber sie stehen auch sehr oft an Anfang von Taten.
    Ich überprüfe noch heute, nach vielen Jahren Trockenheit, regelmäßig meine Gedanken, ob da alktechnisch noch alles
    im Grünen Bereich ist.
    Das ist kein großer Aufwand für mich, aber evtl. überlebenswichtig.

    LG Sunshine

  • Hallo,

    wenn es bislang nicht mit dem "Genusstrinken" geklappt hat, wird es zukünftig nicht durch magische Weise erfolgreicher. Ich denke, es ist utopisch und insgeheim ist es dir bewusst, bzw. ist dir insgeheim eher bewusst, dass es gar nicht bei einem Glas Wein bleiben soll.

    Die eigentliche Befriedigung bei dem Gedanken "ein Glas Wein zu besonderen Anlässen zu trinken" ist, dass der nüchterne Zustand durch die einsetzende Wirkung des ersten Glases erträglicher wird. Bei genauer Betrachtung ist dieser Gedankengang aber schlichtweg nicht abgeschlossen und behält sich ein offenes Ende (Weitersaufen) vor.

    Grüße

  • ... vielen Dank für eure Antworten... Ihr bestätigt, was ich eigentlich schon wusste (aus Fachliteratur): kontrolliertes Trinken funktioniert nicht wirklich. Ich finde es tröstlich, dass anscheinend auch andere diesen Gedankengang "vielleicht funktioniert es ja bei mir" hatten... auch wenn er in eine Sackgasse führen würde und daher mit NEIN zu beantworten ist...

  • Guten Morgen,

    meine neues Leben ist noch immer alkoholfrei… allerdings ist mir in den letzten Tagen die Anfangseuphorie abhanden gekommen. Es geht mir zwar nicht schlecht und natürlich wesentlich besser, als zu Trinkzeiten… aber ich fühl mich manchmal ein bisschen schwermütig und „fehl am Platz“…

    Hatte einige Situationen, die mein Suchtgedächtnis wohl ordentlich aktiviert haben… das eine war Wohnungsgroßputz am Wochenende; ich bin nicht so der Putzteufel, daher habe ich mich bisher immer mit Sekt motiviert, angefeuert und danach belohnt… ein klassischer Trinktag. Außerdem hatte ich ein Treffen mit Verwandtschaft, bei dem traditionell (moderat) Alkohol getrunken wird; als ich mitgeteilt habe, dass ich nichts trinke, habe ich zwar Erstaunen geerntet, es wurde aber akzeptiert.

    Ich habe eigentlich die ganzen Tage keinen Suchtdruck gespürt (so im Sinne von „ich will jetzt auch“), auch nicht in Gesellschaft der trinkenden Verwandten. Es ist eher so ein subtiles „Hintergrundrauschen“... die Erinnerung daran, dass es sooo schön entspannen kann, das "Gläschen" Sekt…

    Dieses Hintergrundrauschen zieht mich ein bisschen runter; was wahrscheinlich nicht ganz ungefährlich ist, weil dann die Versuchung, die Stimmung wieder schön zu trinken, steigt… aber mir ist klar, dass das ein Trugschluss ist. Ich werde lernen müssen, diese Stimmung auszuhalten bzw. Strategien finden, um mich davon zu befreien. Hier im Forum werde ich sicher wertvolle Anregungen finden…

  • Guten Morgen Feldmaus,

    Dir muss ich jetzt erst einmal was schreiben :)
    Ich hab damals den Putztag auch immer zu einer "Party" werden lassen. Gut gelaunt, bei lauter Musik und schön Sekt nebenbei... Nö. Eigentlich habe ich Sekt getrunken und geputzt nebenbei... Denn Bock hatte ich ja mehr aufs Trinken. Ähnlich war es übrigens auch immer beim Kochen! Im Grunde genommen musste an alles, was ich gekocht habe, entweder Rot- oder Weißwein. Wie praktisch. Zuerst hab ich ständig Rotweinkuchen gebacken. Später hab ich überall einen Schuss Wein rangekippt. Wundert mich, dass ich nicht noch auf eine Scheibe Schwarzbrot "besser einen Schuss Wein" zugetan habe...
    Glaub mir Feldmaus, mir hat das sogar gefallen. Dieses gut gelaunte Gefühl. Aber es bleib ja nicht dabei. Ich kann mich jedenfalls nicht an einen Putztag erinnern, wo ich den Sekt zur Seite gestellt habe, als ich fertig war mit Putzen oder kochen.
    Was mir immer geholfen hat, wenn ich Lust hatte, was zu trinken: Ich hab den Gedanken zu Ende gedacht. Erst ist es witzig. Beim Putzen mit "Sektchen" (immer schön verniedlichen) oder "Weinchen" NEBENBEI (haha). Und danach? Wäre es immer weiter gegangen und ich wäre irgendwann besoffen gewesen, hätte mich vor meinen Kindern blamiert, wäre ins Bett gefallen, hätte nächsten Tag einen Kater gehabt.
    Und ganz am Ende hätte ich vermutlich am nächsten Morgen etwas gegen den Kater getan: Ein Sekt mit O-Saft oder Weinschorle.
    Gott wie widerlich. Wenn ich den Gedanken zu Ende gefasst habe, war mir die Lust auf den Sekt oder Wein beim Putzen gründlich vergangen.

    Und Feldmaus, wenn Dein Gehirn sich erst einmal daran gewöhnt hat, dass es nichts zu Trinken gibt beim Putzen oder beim Kochen, dann denkst Du auch nicht mehr jedes Mal daran. Es wird immer weniger.

    Was das Putzen angeht: Das mach ich nur noch portionsweise. Genau so wie Gartenarbeit. Damit ich nicht so einen Berg vor mir habe, wo ich das Gefühl habe, ich müsste mich belohnen mit Sekt.

    Und jetzt zum Schluss fällt mir nämlich gerade zu Dir und Deinen Gedanken in den ersten Beiträgen noch etwas ein:
    Diese Gedanken, ob man jemals wieder zu besonderen Anlässen sein Glas Wein genießen könne... Was ist ein besonderer Anlass?? Putzen??

    Du merkst, worauf ich hinaus will. Unser Suchtgedächtnis hätte uns ganz schnell wieder dort, wo es war. Erst wäre ein besonderer Anlass gewesen, wenn man sich - wie Du auch beschrieben hast - mit der Familie trifft. Aber mal ehrlich. Hätten wir Lust auf 1 oder 2 Gläser Wein und würden dann den Abend ausklingen lassen? Nein. Es würde nicht bei einem Glas bleiben.
    Und nochmal: Was ist ein besonderer Anlass? Bei uns würde es irgendwann sicherlich wieder der Putztag sein. Oder das Wochenende, weil die Woche so stressig war. Oder ein langer Spaziergang, bei dem das Wetter so schön ist. Oder eine Radtour, wo man doch mal ein Alster oder ne Weinschorle trinken kann. Oder einfach nur, weil ......... es gibt tausend besondere Anlässe für ein Trinkerhirn. Das beginnt vielleicht mit einem Glas Rotwein vor dem Kamin mit der Familie. Endet aber zu 120 % wieder beim "Ich saufe beim Putzen und Kochen" ;)

    Hab Vertrauen, dass die Zeit, in der Du traurig bist, besser wird. Der Mensch ist ein Gewöhnungstier. So wie man sich das Trinken angewöhnen kann, so kann man sich das Trinken auch wieder abgewöhnen. Du packst das.

  • Dieses Hintergrundrauschen zieht mich ein bisschen runter; was wahrscheinlich nicht ganz ungefährlich ist, weil dann die Versuchung, die Stimmung wieder schön zu trinken, steigt… aber mir ist klar, dass das ein Trugschluss ist. Ich werde lernen müssen, diese Stimmung auszuhalten bzw. Strategien finden, um mich davon zu befreien. Hier im Forum werde ich sicher wertvolle Anregungen finden…

    Hallo Feldmaus,

    mit diesem Wissen darfst du nun leben. Auch wenn es mir immer wieder völlig absurd erscheint, erkennen viele Menschen ihren Alkoholmissbrauch nicht - oder wollen ihn zumindest nicht wahrhaben - und können schon alleine deshalb nicht aufhören. Jetzt bist du allerdings an einem Punkt, an dem es nur noch vorwärts oder rückwärts gehen kann.

    Grüße

  • Hallo Cadda,

    danke für deine Antwort… ich finde es bemerkenswert, wie ausführlich du auf so viele Beiträge hier antwortest… mir macht es Mut und es liest sich gut (vielleicht solltest du mal einen Selbsthilferatgeber schreiben :wink:).

    Habe auch deinen Thread „Hintertürchen...“ gelesen und gerade in den ersten 3 Monaten deiner Einträge hab ich mich an sooo vielen Stellen wiedererkannt (sowohl in der Trinkzeit, als auch am Anfang der Abstinenz…).

    Ja, putzen oder Sachen sortieren oder was reparieren und handwerkeln… ohne Alk bisher ein No-go… ich hab nie gern gekocht, aber wenn mal, dann natürlich auch mit der Flasche Wein nebendran (die ist allerdings immer ohne Umweg über das Essen in mir gelandet :oops:). Aber du hast vollkommen Recht: alles wäre gut, wenn es bei einem Glas geblieben wäre bzw bleiben würde… aber das schaffen wir ja nicht… aus einem Glas würden 2 werden usw… Genauso ist es mit dem besonderen Anlass, ich würde mich wahrscheinlich selbst bis zum geht nicht mehr beschei…en… vielleicht nicht gleich zu Anfang, aber immer ein bisschen mehr, bis ich irgendwann wieder da bin, wo ich war… und das ist nun wirklich nicht mein Ziel. Vielleicht würde ich es ja tatsächlich eine Zeit lang schaffen, nach 1-2 Glas Wein „den Abend ausklingen zu lassen“; aber ich vermute, dass dies ein sehr hohes Maß an Disziplin erfordern und enorm viel mentale Energie kosten würde… weil ich mich dann dauernd mit dem Thema beschäftigen müsste… Seelenstress, der den Genuss sicher nicht aufwiegt.

    Was mich gerade auch ziemlich bedrückt ist der Umstand, dass meine Stimmung so einen riesigen Einfluss auf meine Arbeit hat. Bin ich gut zufrieden und „in meiner Mitte“, dann läuft es wie von selbst… die Arbeit fällt mir ganz leicht, macht Spaß, ich kann mir nichts Besseres vorstellen. Wenn die Stimmung aber so ist, wie in der Trinkzeit, dann stell ich alles in Frage, bin ungeduldig, alles Mist, ich kann das alles nicht… und will ich es überhaupt? Aber wo ist die Alternative, andere Jobs sind auch nicht besser (weil ich ja weiß, dass ICH das Problem bin und nicht diese oder jene Arbeit)… Die schwermütige Stimmung der letzten Tage wirft dann gleich wieder diese ganzen Fragen auf, das stresst mich echt… und nagt am Selbstwertgefühl :(.

    … den Gedanken zu Ende denken… das krieg ich im Moment irgendwie (noch) nicht hin… ich wünsche mir diesen entspannten, gut gelaunten Zustand nach 1-2 Glas Wein… den Teil mit dem Trinken überspringe ich in meinen Gedanken zwangsläufig, weil das keine Option ist… es ist einfach die Sehnsucht nach dem „alles-ist-gut“-Gefühl… die miesen Katertage hat mein Suchtgedächtnis (ich nenn es „Säuferteufel“) schon ins Archiv verschoben; aber ich kann sie aus meinem Tagebuch wieder zum Leben erwecken, mehr als reichlich… (Habe auch das Buch ALK wieder rausgekramt und lese es nun ein zweites (oder drittes?) Mal…) Bin mir gerade nicht sicher, ob es gut ist, sich so viel mit dem Thema auseinanderzusetzen… aber wenn ich es nicht tue, habe ich die Sorge, dass ich dann schleichend wieder zurückgleite…

    Du und auch einige Andere haben beschrieben, wie sie von Freunden oder Familie auf die Sucht angesprochen wurden… und diese nach dem Ausstieg dann auch als Unterstützer im Rücken hatten… Mich hat (leider?) niemand darauf angesprochen, weil ich es so gut verheimlicht habe. Vielleicht hat mal jemand gedacht „Hoppla, die verträgt ja ordentlich was“… aber ich glaube nicht, dass irgendwer die Tragweite meines Problems erkannt hat. Und so fällt es mir jetzt auch schwer, mein Umfeld in Boot zu holen. Es wäre für mich leichter zu sagen „ihr hattet Recht, ich hab ein Alkoholproblem, aber ich werde es jetzt lösen“… bei mir würden jetzt die meisten aus allen Wolken fallen… und mich wahrscheinlich für hysterisch halten. Mit meiner Trinkstatistik als Beweis will ich aber nun auch nicht hausieren gehen… Letzte Woche hab ich es meinem Bruder „gebeichtet“, habe ihm gesagt „Ich bin Alkoholikerin“… er hat es erst verharmlost und abgetan; nach seinem Verständnis wohnt ein Alkoholiker normalerweise als Penner auf ner Parkbank… Als ich von meinen Alkmengen berichtet habe, hat er es aber glaub ich verstanden…

    @Hull
    Ich bin mir nicht sicher, ob wirklich so viele Menschen den Missbrauch nicht erkennen… ich kenne einige, die zwar wissen, dass sie mehr trinken, als gesund für sie ist… aber sie denken nicht weiter, denn dann müssten sie Konsequenzen ziehen und Entscheidungen treffen… und den Schritt wollen viele nicht gehen (ich ja im Übrigen auch lange nicht). Ich für meinen Teil will VORWÄRTS… im Idealfall ohne „zwischen-rückwärts“…

    Puh, ziemlich viel Text geworden… mir geht aber auch so viel durch den Kopf, was ich nicht so einfach wegsortiert kriege…
    Wäre jetzt gerne auf ner einsamen Insel...

    Die Feldmaus

  • Hallo Feldmaus,
    danke, es freut mich, wenn Dir die Beiträge helfen. Ja, zur Zeit schreibe ich hier viel und lese auch viel. Ich habe im Moment -wenn ich nicht arbeite- einfach wenig Motivation, Zeit draußen zu verbringen oder Sport zu machen. Leider! Ich muss mich da dringend wieder öfter aufraffen. Wenn ich dann zu Hause bin, hab ich im Moment mehr Lust, meine Zeit hier im Forum- als vor dem TV zu verbringen.

    Ich muss mal richtig stellen, dass ich den Wein und Sekt natürlich auch beim Kochen getrunken habe und nicht erst durch die Sauce zu mir genommen habe :)
    Aber ich hatte einen Grund, die erste Flasche zu öffnen. Was fürn Schwachsinn. Hab eh danach noch 2 bis 3 weitere rausgekramt.

    Ich verstehe genau, was Du meinst. Das beschwipste Gefühl. Das hab ich auch erst vermisst. Wie gesagt weniger, wenn ich mir meine Schandtaten vor Augen geführt habe.

    Ich konnte zwar einigermaßen verheimlichen, dass der Alkohol so sehr meinen Alltag beeinflusst. Aber dass ich zu viel und zu oft trinke, hat mein Umfeld gemerkt. Auf Feiern waren sie ja dabei, wenn ich plötzlich voll wie ein Eimer war und total Kontrollverlust. Da will ich nie wieder hin.

  • Hallo Feldmaus,

    ich hatte Glück, dass ich diese Gedanken, die du bzgl. des verharmlosenden, selbstbetrügerischen "einen Gläschens" hast,
    nie hatte.
    Traurige Gefühle, schlechte Gedanken und Selbstzweifel hatte ich jedoch auch in rauen Mengen.
    Ich glaube die oberste Priorität beim Trocken werden ist, neben nichts trinken, die Überlegung:

    "WAS WILL ICH WIRKLICH ?"

    Das hört sich irgendwie ganz einfach an, setzt aber in meinen Augen ein großes Mitgefühl mit sich selbst voraus und auch Mut.

    Jetzt nach über 6 Jahren Trockenheit lerne ich langsam, dass es Dinge gibt, die tatsächlich von MIR selbst gewollt werden,
    unabhängig davon was irgendein Anderer davon hält und das Tollste daran ist, dass ich es nun tatsächlich schaffe, diese Wünsche auch in die Realität umzusetzen.

    Zusätzlich bringt mir die Trockenheit auch die Konsequenz d´ran zu bleiben.

    Es ist einfach wunderbar sich völlig darüber im Klaren zu sein, dass es ein Leben mit Alkohol nicht mehr geben wird.

    Basta ! ;)

    LG Slowly

  • Hallo Feldmaus,

    auch von mir ein herzliches Willkommen bei uns im Forum!

    Du hast die richtige Einstellung, von nichts ändert sich nichts...


    … den Gedanken zu Ende denken… das krieg ich im Moment irgendwie (noch) nicht hin… ich wünsche mir diesen entspannten, gut gelaunten Zustand nach 1-2 Glas Wein… den Teil mit dem Trinken überspringe ich in meinen Gedanken zwangsläufig, weil das keine Option ist… es ist einfach die Sehnsucht nach dem „alles-ist-gut“-Gefühl… die miesen Katertage hat mein Suchtgedächtnis (ich nenn es „Säuferteufel“) schon ins Archiv verschoben; aber ich kann sie aus meinem Tagebuch wieder zum Leben erwecken, mehr als reichlich… (Habe auch das Buch ALK wieder rausgekramt und lese es nun ein zweites (oder drittes?) Mal…) Bin mir gerade nicht sicher, ob es gut ist, sich so viel mit dem Thema auseinanderzusetzen… aber wenn ich es nicht tue, habe ich die Sorge, dass ich dann schleichend wieder zurückgleite…

    Stimmungsschwankungen sind am Anfang ganz normal. Die Seele muss erstmal wieder ins Gleichgewicht kommen.

    Und die Glücksgefühle & -momente, die kommen von allein, wenn man länger trocken ist!

    Am Anfang (und teilweise auch später) ist es nötig sich mit dem Thema Trockenheit
    zu beschäftigen. Man muss ja auch den inneren Schweinehund umpolen...

    Mich hat auch kaum jemand auf mein verändertes Trinkverhalten angesprochen... denn meist trank ich
    allein. Einige wunderten sich nur, dass ich etwas anderes trank. Mir war das, gerade in der Anfangszeit
    ganz recht. So muss man sich nicht dauernd erklären.

    LG und weiter so!

    Elly

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo,


    Ich glaube die oberste Priorität beim Trocken werden ist, neben nichts trinken, die Überlegung:

    "WAS WILL ICH WIRKLICH ?"

    Das hört sich irgendwie ganz einfach an, setzt aber in meinen Augen ein großes Mitgefühl mit sich selbst voraus und auch Mut.

    ... ich finde, das hört sich überhaupt nicht einfach an, im Gegenteil! Denn genau das ist gerade mein Problem... keine Ahnung, was ich wirklich will :cry: Weil ich dauernd zugenebelt war, hab ich total den Kontakt zu meinen wahren Bedürfnissen und Wünschen verloren... mein Therapeut hat mich immer wieder gefragt, was ich für Hobbies habe, was mir Spaß macht... da ist mir nicht viel eingefallen :( Mitgefühl, Selbstwert, Selbstliebe muss ich erst (wieder) lernen; wenn das vorhanden wäre, hätte ich mir das alles nicht angetan...


    Stimmungsschwankungen sind am Anfang ganz normal. Die Seele muss erstmal wieder ins Gleichgewicht kommen.

    Und die Glücksgefühle & -momente, die kommen von allein, wenn man länger trocken ist!

    Dann muss ich mich da wohl durchbeißen bis die Glücksgefühle (wieder)kommen :)

    Die letzten beiden Tage waren eigentlich auch ganz okay... bin wieder einigermaßen ausgeglichen und schon läuft Arbeit auch wieder rund. Vorgestern war Kollegentreffen in einer Kneipe, aber es haben fast alle alkoholfrei bestellt und es ist mir überhaupt nicht schwer gefallen, auch was Alkoholfreies zu trinken. Auch der Impulse zum Feierabendwein ist gerade nicht mehr da, das ist schon sehr entlastend. Im Moment fühl ich mich gar nicht mehr so "krank", aber gerade deshalb muss ich besonders wachsam sein...

    Guten Nacht
    die Feldmaus

  • ... will kurz von meinem Termin beim Suchtmediziner heute berichten...

    Also, ehrlich gesagt, ich hatte etwas anderes erwartet... das meine ich aber nicht negativ oder abwertend, sondern ganz sachlich. Ich hab irgendwie was in Richtung Suchtberatung erwartet... aber das ist Quatsch, wie mir im Nachhinein klar ist :roll:. Für Suchtberatung muss ich zur Suchtberatungsstelle, der Suchtmediziner ist für suchtmedizinische Grundversorgung zuständig (so steht es auch auf dem Praxisschild). Und das hat er ganz gut gemacht. Er hat sich viel Zeit genommen, Fragen gestellt, aber mich auch erzählen lassen. Er hat mich über medikamentöse Behandlung informiert (die ich aber für mich nicht für notwendig halte, jedenfalls im Moment) und dass es Suchtberatungsstellen und SHG gibt (gut, das waren jetzt keine Neuigkeiten). Mein Anliegen ist ja vor allem, meinen körperlichen Zustand zu checken. Also nächste Woche Blutabnahme, die Woche drauf Ergebnis uns Sono...
    Ich hatte ihm meine Konsumstatistik mitgebracht, da war er total platt :lol:. "Sowas hab ich ja noch gar nicht gesehen", mein Diagramm hat er dabehalten...

    Wie gesagt, über Medikamente hab ich nie nachgedacht, sind auch keine Option (hab meinen Körper lang genug vergiftet!)... aber das hat bei mir schon die Frage aufgeworfen, wie verbreitet das denn so unter "Aussteigern" ist? (ich hoffe, ich verstoße mit dieser Frage nicht wieder gegen Forenregeln :oops:) ... vielleicht gibts dazu ja auch schon einen Thread, hab ich noch nicht geschaut, weil mir das beim Schreiben gerade so eingefallen ist...

    Grüße
    die Feldmaus

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