Tiefpunkt,wo ist ganz unten??

  • Hallo liebe Forenteilnehmer!

    Ich habe dieses Thema einmal eröffnet,weil es ja zu unserer Abhängigkeitserkrankung gehört,sowohl bei Co-Abhängigen,als auch bei Alkoholikern.

    Ich habe mir natürlich etwas dabei gedacht,jeder erlebt ja seinen persönlichen Tiefpunkt individuell,für den einen ist es der Führerscheinverlust,der Verlust des Arbeitsplatzes,oder die Trennung eines Partners nebst eventuellen Anhangs.

    Jeder erlebt/erlebte seinen persönlichen Tiefpunkt ja anders,mich würde es interessieren,wie habt Ihr euren persönlichen Tiefpunkt erlebt,wo war für euch der Point of no Return?

    Ich wurde mehrere mal in der Firma alkoholauffällig,ich konnte es auch nicht verbergen,man sah es mir sofort an,dieses geschah in Verbindung mit Kontrollverlusten heftigster Art,ich konnte auch nicht ohne meinen Stoff arbeiten,ich bin sogar in der Pause losgegangen,um mir Nachschub zu organisieren,weil ich eben nicht mehr ohne arbeiten konnte.

    Ab einen gewissen Pegel,auch nicht mehr mit Ihm,ich hatte keinerlei Kontrolle mehr über mein Trinkverhalten,mein Körper forderte nur noch,unentwegt!!

    Das was ich oben in mich hineinschüttete,kam auch dort wieder heraus,und trotz alledem kippte ich nach,hierbei ging es auch nicht mehr um Geschmack,sondern ich mussteSaufen!

    In meiner Firma war es zwar bekannt,aber es wurde auch vieles unter den Teppich gekehrt,bzw verdeckt/gedeckt.

    Bis ich eines Tages von meinen Schichtleiter angesprochen wurde,weil er die Faxen echt dicke hatte,und er mich fragte,ob ich im Beisein des Abteilungsleiters und der Personalchefin,bereit wäre zu pusten.

    Grosskotzig wie ich war,sagte ich,na klar,hab ja nichts zu befürchten :shock:

    Als ich dann ins Personalbüro kam,im Geleit meines Schichtführers,und des Abteilungsleiters mussten wir an unserer Kantine vorbei,es war Mittagszeit,und die Kantine voll besetzt,alle tuschelten schon,und sahen uns vorbeigehen,ich habe mich zu diesem Zeitpunkt so dermaßen geschämt,dass die anfängliche Grosskotzigkeit schnell schwand,und sich in tiefster Scham umwandelte,habe ich mich doch bis dato sicher gefühlt!

    Natürlich schlug der Alkomat aus,und zeigte 1,7% an,mittags um 12:00 Uhr.

    Ich wurde von den dreien gefragt,ob ich nicht bereit wäre,etwa gegen mein Problem zu unternehmen,worauf ich einwilligte,ich wurde nach Hause geschickt,rief von dort aus meine Hausärztin an,bat um eine Einweisung in ein Krankenhaus,welche ich sofort bekam,rief sämtliche Entgiftungsstationen in den nahe gelegenen Krankenhäusern an,und bemühte mich um einen Entgiftungsplatz,ich hatte Glück,2 Tage später konnte ich meine qualifizierte Entgiftung antreten,jenes war vor gut 3 Jahren,dieses war mein persönlicher Tiefpunkt!

    Die Frage:Wo ist ganz unten,ist daher glaube ich spezifisch nicht zu beantworten,eher individuell.

    Ich freue mich,auf eure Erfahrungsberichte!

    Lieben Gruß,Andi

  • Hallo,

    eine interessante Frage. Ich glaube, ich hatte gar keinen Tiefpunkt klassischer Art. Es häuften sich einfach die Filmrisse. Ich wußte nur irgendwie, dass die jeweiligen Abende im Streit oder völlig peinlich geendet haben. Beim letzten Abend dieser Art hatte ich einen Filmriss von drei Stunden. Keine Ahnung, was da passiert ist, ich weiß nur, dass es schlimm war.

    Ein ähnliches Vorkommnis bei einem Treffen mit einem alten Freund, den ich Jahre nicht gesehen hatte. Und dann ist es direkt so eskaliert bei mir.

    Es häuften sich ebenfalls die Fehltage auf der Arbeit. Da ich die Fehltage der Mitarbeiter verwalte, konnte ich hier im Sommer 2006 ganz klar eine neue Qualität erkennen: 3x gefehlt innerhalb eines Monats. Davor habe ich es meistens noch irgendwie geschafft, mich morgens auf die Arbeit zu schleppen. Und immer dieses widerliche Lügen, man habe Magen-Darm-Infekt oder ähnliches.

    Es war irgendwie die Summe dieser Sachen, dazu das tiefsitzende Gefühl, nicht glücklich zu sein, obwohl ich eigentlich die Chance habe, mein Glück im Leben zu finden.

    Kein klarer Tiefpunkt also. Mein Anspruch an mein Leben und die Realität klafften immer weiter auseinander. Ich wollte einfach nicht mehr so weitermachen und stattdessen meine Träume verwirklichen. Was ich im Augenblick auch tue. :)

    Eric

  • für mich war unten, als nichts mehr ging.

    der alkohol mich fest im griff hatte.

    und ich nicht mehr aufhören konnte zu trinken.

    jeden tag habe ich mir vorgenommen nicht mehr zu trinken.

    und ich trank. auch heimlich.

    zum schluß ziemlich würdelos.

    von einurinieren bis hin, daß ich mein alkdepot hinter den flaschenkontainern versteckt hatte und wen niemand da war ich mir den depot egal ob es geregnet hat oder nich nach hause geholt hab, um in ruhe trinken zu können.

    soweit, daß meine tochter sich nicht mehr traute bzw. schämte freunde nach hause zu bringen.

    meine firma ging über kopf und ich bin in ein psychotischen schub gerutscht. mit verfolgungsgedanken bis hin, daß ich zu meinem toten vater wollte. völlig durchgeknallt. wünsch ich niemandem. ich dachte ich verliere mein verstand. alkoholisiert autogefahren und besoffen mein nächsten schub geholt. am besten da wo mich niemand kannte.

    nie mehr möchte ich da zurück. und mir fallen manchmal jetzt erst dinge ein, wie schlimm es eigentlich war.

    danke andi für den thread.

    Kompromisse bedeuten ein Rückfall riskieren
    (vor dem trink - Rückfall geht ein Verhaltensrückfall vorraus)
    nicht Trinkende seid 04.03.07

  • Hallo,

    ich habe in meiner letzten Zeit nur getrunken Tagsüber und auch nachts, weil ich nicht mehr ohne Alkohol konnte, gleichzeitig wollte aber mein Körper nichts mehr annehmen, kein Essen, kein Alkohol, kein Wasser.
    Und es kam der Tag wo ich mir kein Alkohol mehr holen konnte, schwach und erschöpft Kraftlos und Krank, viele Jahre habe ich verloren, dieser so genannter „Klick“ im Kopf kam sehr spät aber ich bin froh heute, das er überhaupt noch kam.
    Das war mein persönlicher Tiefpunkt.

    Danke für das Forum

    LG Maria

  • Wie ich schon wo anders geschrieben hatte, lag mein Tiefpunkt ziemlich hoch. Ich hatte es noch geschafft zur Uni zu gehen, wenn auch oft verkatert. Genauso zur Therapie, da bin ich öfters mit einem Kater aufgelaufen. Aber ich habe gespürt, dass "es" immer schlimmer wurde, der Alkohol mich immer fester in seinen Griff nahm.

    Für mein Umfeld wirkte ich immer völlig normal, völlig unauffällig, kein Problem.

    Irgendwann im August 2007, nachdem ich monatelang versucht hatte mich zu kontrollieren, jede Trinkgelegenheit auf's neue, gab ich mir eine letzte Chance. Ich hatte ein Webseite gefunden, die kontrolliertes trinken propagierte, dass sollte es für mich sein. Ich erarbeitete einen Plan - ich wollte nur noch einmal die Woche trinken (zu diesem Zeitpunkt war es mir bereits nicht mehr möglich, länger auf Alkohol zu verzichten) und dann auch nur ein Glas Wein oder eine Flasche Bier. Mehr nicht!

    Das war zwei Wochen vor der Stunde null.

    Das erste Wochenende kam, Samstags wurde gegrillt, die Nachbarin brachte neuen Wein mit. Ich trank zwei Gläser davon. Am nächsten Tag wurde der andere Wein geköpft, ich trank ein Glas. Merkt ihr was? Richtig, Trinkmenge ums dreifache überschritten. Gerade der zweite Tag war schlimm, ich musste mich zusammenreißen, am liebsten hätte ich die Flasche aus dem Kühler gerissen und in einem Schluck leer gemacht, aber ich verzichtete mit der Faust in der Tasche und beobachtete nur meine Mutter, wie sie den Wein austrank und war gelb vor Neid.

    Das Wochenende danach war ich bei einer Freundin eingeladen, die ich schon jahrelang nicht mehr gesehen hatte. Ich sagte ihr extra, sie solle nicht soviel Wein kaufen, ich möchte nur ein Glas. Klar, kein Problem. Die Woche ging zäh rum, ich dachte immerzu "Am Freitag gibts Wein!" Kein Gedanke, dass ich endlich meine Freundin wiedersehen würde. Das einzige, worauf ich mich noch freuen konnte, war der Alkohol.
    Es wurde nicht ein Glas Wein, sondern eine ganze Flasche. Hab mich völlig abgeschossen. Meine Freundin hat sich nicht getraut Fragen zu stellen.
    Am Sonntag morgen, zwei Tage nach dem Besäufnis, rang ich schon wieder mit mir, ob ich am Abend nicht ein Bier trinken solle; da sah ich die Dokumentation "Volk im Rausch" im TV. Ich hätte dem Sender am Liebsten eine Dankesemail geschrieben, sie hätten mich davor bewahrt einen großen Fehler zu begehen. Doch der Druck wurde im Laufe des Tages immer stärker und am Abend saß ich mit zwei Flaschen Bier da. Völlig verstandeslos, alle Vorsätze am Ende, ich wollte trinken und ich tat es.
    Trinkmenge wie vorher. Kontrolliertes Trinken gescheitert.

    Am Montag, den 20. August 2007, zog ich den Schlussstrich. Ich hatte versagt. Ich wusste, es würde nur noch mit bedingungsloser Abstinenz gehen. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass ich nie wieder glücklich sein würde - denn das Glück in meinem Leben, der Alkohol, machte mich unglücklich.
    Ich sah meinen Weg vor mir: Ein Pfad führte weiter hinunter, immer tiefer und tiefer bis in die Dunkelheit. Ein anderer führte in unbekannte Gefielde, von denen ich nicht wusste, was mich dort erwarten würde. Ich habe den unbekannten Pfad gewählt - die beste Entscheidung meines Lebens.

    LG
    Plejaden

  • Hallo maria44,
    also bei mir war es genau wie bei Dir. Ich hab Weihnachten und Sylvester tagelang durchgesoffen (Komatrinken) und dann fehlte mir am Abend des 05.01.2008 die Kraft, oder war ich einfach zu down, Nachschub zu holen. Als ich dann über Nacht beim Fernsehen langsam wieder nüchtern wurde, fiel es mir wie Schuppen vor den Augen - so ging das nicht weiter. Das ist heute nun schon 47 Tage (für jedes Lebensjahr bisher ein Tag) und ich fühle mich wohl.


    Tiefpunkte erreicht man aber auch durch andere Situationen.
    Wenn hier im Forum z. Bsp. einer etwas schreibt und ein anderer das Geschriebene liest und falsch versteht, dem Schreiber dann üble Dinge an den Kopf wirft, der Schreiber den Leser/Missversteher auf sein Mißverständnis in diesem Thread hinweist (auch in einer PN an den Leser/Missversteher) und der Leser/Missversteher es absolut nicht für notwendig hält auch nur ansatzweise darauf zu reagieren, sonder einfach das Üble stehen lässt, so dass andere sich wiederum eine falsche Meinung bilden können, dann erreiche ich neue Tiefpunkte.

    LG, Andy

    Ist aber eine tolle Idee, dieser Thread !!!

  • Hallo Zusammen!

    Meinen persönlichen Tiefpunkt hatte ich am Donnerstag, 13.12.2007. An diesem Tag sollte um 08:00 Uhr morgens meine Wohnung zwangsgeräumt werden. Um 05:00 Uhr habe ich meine Wohnung und meine nichts ahnende Freundin endgültig verlassen. Dies ist der traurige Höhepunkt aus 2 Jahren Lügen, extremen Alkoholmissbrauchs, Depressionen, Einsamkeit, Angst, Panik, sozialer Phobie, Hoffnungslosigkeit und Todessehnsucht. Am 13.12.07 habe ich für mich die Frage beantwortet, ob und wie ich weiterleben möchte.

    Mein ursprünglicher "Plan" sah so aus, dass ich zum Penner werde, auf der Straße lebe und mich aus dem Müll ernähre. Zum Glück habe ich kein Geschäft gefunden, dass Zelte und Schlafsäcke verkauft. Zum Glück war es extrem kalt an diesem Tag und zum Glück habe ich keine Obdachlosen gefunden, die mich irgendwie aufnehmen.

    Nach dem ich von keiner Brücke in den Rhein gesprungen bin habe ich angefangen meiner Familie einen Brief zu schreiben. Dies hat fast den ganzen Tag gedauert. Immer von Weinkrämpfen unterbrochen, war der Brief kurz vor 16:00 Uhr fertig und ich habe ihn an meinem Bruder geschickt. Um 21:00 Uhr habe ich beschlossen, mich am nächsten Tag bei meinen Eltern zu melden und Hilfe anzunehmen. Es war mir sehr wichtig, wenigstens eine Nacht auf der Straße zu erleben.

    Meine jetztige Exfreundin hatte schon morgens meine Eltern informiert und als ich um 23:30 Uhr meine emails geprüft habe, waren schon mails von meinem Bruder im Posteingang.

    Seit dem 14.12.07 lebe ich nun bei meinen Eltern und mein Leben nimmt sozialisiert sich langsam aber sicher.

    Grüße
    Frank

  • Hallo,

    mein persönlicher Tiefpunkt lief folgendermaßen ab:

    Nachdem ich in den Jahren zuvor schon etliche Trinkpausen (mehrere Wochen bis hin zu 5 Monaten) eingelegt hatte und Schritt für Schritt begriff, dass ich nicht kontrolliert trinken kann, nahm ich mir am 2.1.2007 vor, endgültig mit dem Trinken aufzuhören. Es war ernster als bei den bisherigen Trinkpausen gemeint, jedoch zweifelte ich innerlich doch stark, hatte sogar Gedanken, bei der einen oder anderen Gelegenheit wieder zu trinken. Aus heutiger Sicht: Blödsinn hoch 3.

    2 Monate ging das ganze wieder halbwegs gut, jedoch nahmen die Depressionen (die ich immer während der Trinkpausen bekam) schnell zu und entluden sich schließlich in einem Rückfall am 8. März 2007. Schon zuvor - am 12. Februar und die darauffolgenden 3 Tage - konnte man als die finsterste Zeit meines Lebens betrachten. Die Depression, die Verzweiflung über meine Perspektivlosigkeit, das Eingeständnis, mein Gefühlsleben nicht unter Kontrolle haben zu können, ohne Alkohol keine Lebensfreude mehr empfinden zu können - all das brachte mich dem Zustand nahe, den man wohl fast überall auf der Welt mit "Hölle" überschreiben kann.

    Am Abend des 8. März ließ ich mich volllaufen und kündigte per E-Mail meine Stelle, die ich erst Mitte Januar angetreten hatte. Nun war mir endgültig klar, das was passieren musste. Doch noch hatte mich die Gier. Ich trank noch 10 Tage munter weiter, bevor ich schließlich am Abend des 18. März 2007 mein letztes Bier öffnete. Ich wusste, das dies ein Abschiedsbier war und das ich jetzt vor einer fundamentalen Wende stehe. Wie fundamental, darüber sollten die nächsten Monate bishin zum heutigen Tag Auskunft geben. :D

    Herzlichst,

    Johannes

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo,

    mein Tiefpunkt sah folgendermaßen aus:

    Ich trank bis zum 03.09.03 ca. 20 Jahre lang, auch auf der Arbeit.

    Als ich dann Anfang 2003 arbeitslos wurde hatte ich noch mehr Zeit zum trinken und ich tat es auch.

    Ich nutzte jede Gelegenheit um zu trinken und den Nachschub besorgte ich mir fast überall.

    Ich wechselte die Geschäfte für meinen Nachschub nicht dauernd, ich kaufte da ein wo ich gerade war.

    Was die Leute dachten war mir schon relativ egal geworden, hauptsache ich hatte Alk zu trinken.

    Dadurch daß ich kaum noch feste Nahrung zu mir nahm war ich vollkommen kraftlos.

    Ich war am Ende und gestand es plötzlich auch selbst ein. Ich ging zu meinem Hausarzt.

    Mit der Einweisung in der Tasche ging ich in die Klinik, keine Sekunde zu spät.

    Ich wundere mich heute noch wie ich dort selbst hin kam denn ich blieb dort ca. 4 Mon.

    Dadurch daß ich körperlich so am Ende war mußte ich erst wieder richtig atmen, essen und laufen lernen.

    Aus heutiger Sicht kann ich nur jedem/jeder raten nicht so lange zu warten, ich muß nicht erst abhängig werden um ein Leben ohne Alk zu leben.

    LG Martin

  • Hallo,

    interessantes Thema.

    Schlüsselwort in diesem Zusammenhang ist der innere Leidensdruck der von uns (dem Alkoholkranken) empfunden wird.

    Was dazu führt einen grossen inneren Leidensdruck aufzubauen ist mit Sicherheit bei jedem verschieden.

    Es müssen also nicht eine gewisse Anzahl von Katastrophen erreicht, eine gewisse Anzahl von Sachen kaputtgegangen oder Beziehungen und Ehen zu Bruch gegangen sein.
    Was zählt ist das innere Empfinden.

    Mir persönlich ging es wohl am schlechtesten als ich das letzte Mal von der Polizei ins KHS gebracht wurde.
    Ich hatte versucht mir das Leben zu nehmen, konnte kaum noch laufen und wurde von niemandem wiedererkannt. Dieses nächtelange Gepiepe auf der Intensivstation prägt sich bis heute ein.
    Einen konkreten Punkt kann ich nicht festmachen, ich wusste ja das ich nicht mehr trinken darf. Es ging darum den Willen zum Leben wiederzubekommen.

    Es gibt einige persönliche Schocksituationen die sich abgespeichert haben, die mich stellenweise auch noch nicht losgelassen haben. Dabei ging es meist um andere Mitmenschen die ich von Herzen geliebt oder gemocht habe und sie regelrecht dadurch verschlissen habe bis sie die Fahnen gestrichen haben.

    Nach meiner Erfahrung lief das mit den Tiefpunkten in etwa so:

    Je mehr und je lauter jemand davon erzählt hat, umso sicherer wurde das es noch nicht gereicht hat.

    Jemand der nicht in der Lage ist über eine kleine ( nach aussen unwichtige )Situation zu sprechen, gefragt werden muss und sollte, bei dem konnte man beobachten das sich ein innerer Prozess in Gang gesetzt hat.

    Es wurde eine Art Demut und Respekt bei dem Thema spürbar.

    Jeder weiss in sich selbst, was ihn dazu bewegt hat nicht mehr zu trinken. Erzählt er es jemandem, steht es niemandem zu über dieses Empfinden zu urteilen.
    Manchmal ist es nur eine Kleinigkeit die den Ausschlag bringt, dazu führt das der innere Leidensdruck unaushaltbar gross wird.

    Ich möchte damit alle die ermutigen etwas dazu zu schreiben, die es eigentlich wollen aber der Meinung sind, das es zu wenig ist, zu geringfügig, zu wenig katastrophal.

    Viele Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallo,

    Zitat

    Es war irgendwie die Summe dieser Sachen, dazu das tiefsitzende Gefühl, nicht glücklich zu sein, obwohl ich eigentlich die Chance habe, mein Glück im Leben zu finden.

    Kein klarer Tiefpunkt also. Mein Anspruch an mein Leben und die Realität klafften immer weiter auseinander. Ich wollte einfach nicht mehr so weitermachen

    genau so war das bei mir. Ich wollte einfach so nicht mehr weitermachen. Es muss doch noch mehr geben????

    Genau das versuche ich nun zu leben und zu finden, in kleinen Schritten allerdings, nunja, Geduld, Geduld----

    Alles Liebe :D

  • Hallo zusammen,

    mein persönlicher Tiefpunkt war ebenfalls eine Strecke von Punkten, was ich allerdings erst später verstanden habe. Das Begreifen und Verstehen, dass ich ein Alkoholproblem habe, geschah als ich dieses Forum fand. Ich hatte noch meine Arbeit, meinen Führerschein, meine Wohnung und ein Konto bei der Bank. Das - und den Suff hatte ich noch im Leben. Unter der Woche bin ich täglich in den Supermarkt gefahren und habe mir meine abendliche Ration gekauft, weil ich einen Vorrat nicht im Haus haben konnte ohne ihn bis zum Limit in mich reinzuschütten - egal, was am nächsten Tag anstand. So habe ich versucht mich selbst auszutricksen. Am Wochenende hab ich dann meine Bierkisten nach Hause geschleppt und alleine leer getrunken. Mein Verdauungssystem war dermaßen im Eimer, dass ich eigentlich nur noch in der Nähe einer Toilette und eines Kasten Biers sein wollte. Und einer Schachtel Kippen und eines PCs vielleicht noch. Mein Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein waren nur kümmerlich entwickelt. Angst, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit, Ausweglosigkeit waren Grundzüge in meinem täglichen Empfinden. Ein Bezug zu meinen Gefühlen war schlicht und einfach nicht vorhanden.

    Hier im Forum habe ich mich in vielem wiedergefunden und nach kurzer Zeit war mir klar, so gehts nicht weiter. Der 18.11.2006 ist dann mein erster trockener Tag geworden.

  • Hallo liebe Leute !

    Ich dachte , das ich meinen Tiefpunkt vor der ersten Therapie hatte. Keine Arbeit, Geld , Freunde mehr .
    Nach ca. zweieinhalb Jahren dann der Rückfall. Ich hatte Arbeit, Geld und eine Freundin. Die Beziehung war eigentlich schon zu Ende, da klammerte ich mich noch daran, hatte Angst allein zu sein.
    Da bin ich drei Tage nicht zur Arbeit und bekam die Kündigung. Ein Kollege ( auch Alkoholiker ) kam am 6,12,1993 zu mir nach Hause und fragte mich direkt, : " Willst Du leben ? dann kann ich dir helfen. Ansonsten Viel Glück ! "
    Er hat mich zur Entgifftung gefahren und dann habe ich meine Zweite Therapie gemacht, danach meine Arbeitsstelle per Klage zurück gewonnen und bin regelmässig zum Freundeskreis ( SHG ) gegangen.

    Diesen Tag feier ich seit dem als meinen Geburtstag, vorher habe ich nicht wirklich gelebt.

    Viele liebe Grüsse von Bernd G

    Trocken seit dem 06.12.1993 und das bleibt auch so !!!

  • Während meiner "Trinkkarriere" glaubte ich oft, meinen Tiefpunkt erreicht zu haben.
    Es reichte kein Führerscheinverlust, nicht die Androhung, mir meine Kinder zu entziehen, nicht mein körperlicher Verfall, nicht die vielen Entgiftungen....
    Diese ganzen Katastrophen waren der Anfang von Trinkpausen.
    Irgendwann ging wieder alles seinen gewohnten Gang, zuerst der Alltag,
    dann auch der Griff zur Flasche.

    Ich musste erst kurz davor sein, mein Leben zu verlieren.
    Mein Sohn fand mich bewusstlos auf dem Boden liegen - volltrunken.
    Ich weiß nicht mehr, ob ich versucht hatte, mir das Leben zu nehmen,
    ich erinnere mich nur noch daran, dass ich trank und trank...aber keine Ruhe fand...danach weiß ich nichts mehr.

    Ich wachte irgendwann auf der Intensivstation auf.

    Mir fehlt heute noch jede Zeitvorstellung, wie lang ich dort quasi als Bestandteil vieler Maschinen lag.(Es waren 5 Tage)

    Als ich wieder einigermaßen denken konnte, war mir klar:
    Den nächsten Schluck Alkohol überlebe ich nicht!

    Aus meinem Überlebenswillen wuchs eine vorher ungeahnte Kraft.
    Ich wollte nur eins LEBEN!
    Jetzt hatte ich den Mut, mein Leben neu zu ordnen (mit therapeutischer Hilfe) und unbekannte Wege zu versuchen...

    Das ist jetzt fast auf den Tag genau 3 Jahre her, eine Zeit mit Höhen und Tiefen, aber immer ohne Alkohol.

    Sweety

    Es ist keine Schande krank zu sein.
    Es ist aber eine Schande, nichts dagegen zu tun!

  • Hallo,

    mein persönlicher Tiefpunkt war am 25. 10. 2005.

    Es war das Ende eines ca. 20 - jährigen Suchtlebens mit Alkohol, in denen ich natürlich die letzten Jahre mein Problem schon geahnt habe, nur eben noch nicht zugab. Ich hatte es zwar immer wieder ein paar Tage zwischendurch geschafft, nicht zu trinken, aber diese Phasen wurden immer seltener. Was mich in den letzten Jahren meiner Trinkerei sehr Angst machte, war halt auch, dass ich mit zwei bis drei Bier nicht genug hatte, auch wenn ich meine ganze Kraft aufwandte. Es wurden immer zehn und mehr Flaschen (0,5 l).
    Jedenfalls war ich am besagten Tag und auch schon die Woche vorher im Krankenstand und gab`s mir so richtig, diesmal auch mit harten Sachen, Magenbitter etc. Dass ich auf Grund des Krankenstandes auch Tabletten verschrieben bekam und diese nahm, war mir komplett egal. Ich gab mir halt vormittag schon, was zu finden war, und ich konnte nicht mehr aufhören. Dann gegen mittag riss der Film und irgendwann am Nachmittag dieses 25. Oktober 2005 wachte ich auf, über mir Flaschen, alles weiss, es war die Intensivstation unseres Spitals. Eingeliefert mit gemessenen 3,71 Promille und Tabletten auch noch genommen gehabt, kein Wunder, dass ich dort irgendwann gefragt wurde, ob ich mich umbringen wollte.
    Nach einem 6 - Augengespräch - Ärztin, meine Frau und ich - habe ich mich entschlossen, mir professionell helfen zu lassen, da ich auch selbst gesehen habe, dass ich Glück hatte, noch zu leben.

    Es folgten Therapeutenstunden, nach ein paar Monaten Wartezeit eine 7-wöchige Entwöhnung mit Therapien und bis jetzt der Besuch einer Nachbetreuungs- oder Selbsthilfegruppe.

    Ich habe dadurch zu einem zufriedenen, trockenen Leben gefunden und möchte mein voriges Leben nie mehr haben. Ich kann im Nachhinein Menschen mit ähnlichen Problemen (die vielleicht auch irgendwie schon der Meinung sind, ein Problem mit dem Alkohol zu haben), nur raten, nicht zu lange mit einer Annahme von fachlicher Hilfe zu warten, es könnte, wie es bei mir fast war, ins Auge gehen.
    Wenn ich vorher gewusst hätte, wie harmlos so was abläuft, ich hätte es früher gemacht.

    Es grüsst euch alle und bleibt am Ball

    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Tiefpunkt:
    Es ist der 1.11.2007
    Es ist 5 Uhr früh.ich muß arbeiten.Mann hab ich einen Bauch dran.Was war eigentlich gestern?Weiss blos noch ,ich hab mich mit meiner Frau gestritten...wie so oft in letzter Zeit.Einen Geschmack im Hals.grrrh.Und Durst,Brand...erst mal Wasser trinken.Ich hab Hunger auf was deftiges.Ich brate mir noch schnell was...Mensch,war was gestern?Filmriss...war wohl doch ein bischen heftig.Rasierwasser aufgelegt,wegen dem Geruch...
    8 Uhr:Ich stinke.Hab mich wohl doch nicht geduscht gestern.Wo war eigentlich mein Handtuch von gestern?
    10Uhr:Läuft alles Spitze auf Arbeit.Ich erinnere mich,die Sonne scheint.Freu mich auf das Feierabendbier...
    11Uhr:SMS kommt.Freue mich nur kurz...Meine Frau schreibt ,dass sie es nicht mehr aushält mit mir.Das ich mich in der Wohnung benommen hab ,wie ein altes Schwein gestern.Und das sie zusammengebrochen ist wegen mir.
    12Uhr:Mir fällt nicht ein,was war.Keinen blassen Schimmer.Ich fühl mich völlig durch den Wind.Was sie mir vorwirft,kann ich nicht getan haben.
    16Uhr30:Bin aufgelöst angekommen zu Hause.Ob sie Ernst macht?Erst mal ein Bier zur Beruhigung....
    heimlich...
    17Uhr30:Sie ekelt sich vor mir.Sie redet sachlich und ohne Emotionen.Ich trink mein 2.Bier,ich brauch das jetzt.Sie erzählt,wie sehr sie sich gequält hat die ganze letzte Zeit.Und,das sie schon lange darüber nachdenkt,weg von mir.Was wird aus meiner Familie?Sie glaubt nicht,dass ich jemals vom Alkohol loskomme.Es ist zu spät.Und sie erzählt mir ,was gestern war.Immer noch kein eigenes Erinnern.Ich bin traurig und erschrocken...vor mir selbst.Ich bin eine Gosse.
    20 Uhr:Ich geh spazieren.Allein.1Stunde lang.Ich muß was tun.Es ist Sucht!Ich heule,bloss gut,das es dunkel ist.
    Nachts schlaf ich kaum...Selbst Schuld.
    Ich weiss noch nicht,wie ich es anstelle,aber ich muß was tun.

    ...


    Seit 2.11.07 trink ich keinen Alkohol mehr.
    Ungefähr 8 Wochen später erinnere ich mich dunkel an den Tag vorm 1.11. ...
    War mir ein Bedürfniss,das hier auch noch mal für mich aufzuschreiben.
    Sowas will ich nie wieder erleben.

    Lütze

    Trocken seit 2.11.2007

  • Mein persönlicher Tiefpunkt war der 20.03.06........

    Ich hing wie schon so oft zuvor mal wieder morgens über dem Waschbecken und kot……und würgte mir die Seele aus dem Leib, kein elender Schluck Rotwein wollte mehr drinbleiben, irgendwie war dieser morgen aber anders als die anderen, es war der berühmte “KLICK” im Kopf der diesmal alles anders werden ließ, ich wollte keine Trinkpause mehr, ich wollte endlich dauerhaft raus aus meinem bisherigen Leben und aus meiner Ehe, endlich frei und selbstbestimmt ohne diese Geißel Alkohol, die mich immer wieder in alte Verhaltensmuster zurückfallen ließ.

    Mit Restalkohol in der Birne aber dem festen Willen diesmal soll`s für immer sein, googelte ich und fand dieses Forum von Karsten, das war das Ende meines Albtraumes Alkohol.

    Anfänglich hangelte ich mich stundenweise, dann die goldene Regel immer “nur” für heute 24h,........ so wurden Schritt für Schritt Tage, Wochen, Monate und nun fast 2 Jahre daraus………

    Nie mehr zurück !

    Lieben Gruß, Rose

  • Hallo,

    einen Tiefpunkt als Alkoholiker hatte ich keinen, aber als Co mehrere:

    Als ich im September 2006 in Berlin war, meine Frau noch schnell zur Tanke, die Tasche durchhing und sie sich in großen Zügen im Hotel den Flascheninhalt einverleibte. Da bin ich ausgebüchst und ins Büro gezogen.

    Im November 2006, als ich im Ausland war, sie nicht erreichen konnte, ich mir in die Hosen machte, irgendwann dachte, egal, dann ist sie eben hops gegangen.

    Am 31.Dezmber 2006, als ich mir sagte: so nicht, nur weg.

    Im Juni 2007, als ich sie in die Klinik begleitete und den Haustürschlüssel verlangte, was eine Fratze.

    Im Juli 2007, als ich zum Partnergespräch Scheidung brüllte, nasses Denken, Schnauze voll.

    Wahrscheinlich habe ich noch was vergessen, aber ich habe mich viel zu lange selbst verstümmelt.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Mein Tiefpunkt!

    Er baute sich aus vielen kleinen Teilen im Laufe des Jahres 2007 zusammen. In diesem Jahr konnte ich mich nicht mehr so verstellen, wie ich es vorher geschafft hatte. Der Konsum überrannte mich, die Entzugserscheinungen, Zittern in den Händen, griffen massiv in mein Alltagsleben ein, auch in meinen Beruf. So etwas einfaches wie Geld herausgeben beim Einkaufen ging nur noch mit einem bestimmten Alkpegel. Schaffte es, vier Wochen trocken zu sein, weil ich die Faxen dicke hatte und es war einfach nur herrlich und ich erkannte glasklar, dass ich Alkoholikerin bin. Ich hatte es nur noch niemandem gesagt. So kam nach den 4 Wochen eine Familienfete und der Alkohol und dann schaffte ich es noch die nächste Woche beruflich zu überbrücken, brauchte aber morgens vor der Arbeit schon einen gewissen Pegel, den ich mittags auftanken musste und abends dann "Hau rein". Das Wochenende darauf war ganz heftig und ein sehr guter Freund bekam es mit, d. h. er besuchte mich und fand mich ziemlich betrunken vor. Er meinte nur: "Wenn Du Dich zu Tode trinken willst, dann musst Du das tun. Ich kann das nicht mit ansehen, ich muss gehen!" Daraufhin habe ich extra nochmal 3 Flaschen Sekt besorgt, diese auch noch geköpft, mein Gehirn war abgeschaltet.
    Dann nachts um 03.00 Uhr machte es "Klick", Gehirn fuhr hoch, ich wußte genau, so gehts nicht weiter, duschte, machte Wohnung klar, wußte überhaupt nicht, was auf mich zukam, dachte auch gar nicht nach, sondern ließ einfach mein Gehirn machen, rief Notarzt, nach langem Reden und pusten von 3 Promille ging es zur Entgiftung, 2 Tage nur gekotzt und gezittert, so heftig, ich konnte aber auch gar nichts mit den Händen halten. Gott, war das entsetzlich. Aber diese schlimmen Gedanken verdränge ich nicht, sie dürfen ab und an mal raus!

    Dieser Tiefpunkt hat mich davor bewahrt, mein soziales Umfeld mit Schaden zu hinterlassen, sondern ich habe eine Chance erhalten für ein neues Leben ohne Alkohol. Darüber bin ich sehr dankbar.

    Lobanshee

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