Hallo,
ich hatte ja schon vor einigen Monaten von meinen Problemen berichtet.
Danach war ich nur noch stille aber eifrige Mitleserin. Ich kam mir so schuldig vor und hatte keinen Mut mehr, hier weiter zu schreiben.
Die Sitution meines alkoholkranken Partners verschlechterte sich von Tag zu Tag. Bedingt durch seine Arbeitslosigkeit, trank er nun fast jeden Tag. So kam es immer mehr zu Auseinandersetzungen und verbal wurde mein Freund immer aggressiver mir gegenüber. In meiner Verzweiflung hatte ich ihm auch schon eine Email geschickt, weil ich zu feige war, ihn direkt anzusprechen. Da hatte ich schon Angst, dass er sie lesen könne und total ausrastet. Dazu muss ich sagen, er hat mir nie etwas körperlich getan, seine Agressionen äußerten sich vor allen Dingen in Beledigungen und Vorwürfen gegen mich. Ist ja nichts Neues und wurde hier schon 1000fach geschrieben.
Weiter fürchtete ich mich davor, dass er wirklich Ernst machen würde und auszieht. Das wollte ich ja eigentlich gar nicht. Das Thema Alkohol wurde total ausgeklammert.
Er hat es auch sehr gut verstanden, mich zu manipulieren. Die Aussage: "Dann ziehe ich eben aus, hat sowieso keinen Zweck mit uns. Du machst einfach alles am Alkohol fest " hat mich noch mehr verunsichert. Außerdem gelang es ihm, mir immer wieder einzureden, dass ich mir alles nur einbilde. Er hatte nie etwas getrunken; der schlechte Gerucht kommt ja nur von der Zähnen. Ein Zahnartzbesuch hat er aber immer wieder herausgeschloben .... keine Zeit ... nur Stress mit Arbeitsamt und Vorstellungsgesprächen.
Ich habe trotzdem hier immer gelesen und vermutlich doch für mich einiges kapiert - was für ein Wunder - Aber ich konnte es nicht umsetzen.
Aber eines morgens, es war ein Sonntag, war er wieder so nervös. Wir waren gerade damit beschäftigt, unsere Internetverbindung umzustellen. Das klappte nicht so richtig und er war total genervt und meinte, er hätte noch anderes zu tun. Das sei sowieso alle Schrott und funktioniert nicht.
Da brach ich alles ab und er meinte, er hätte im Keller noch sehr viel zu tun. O.k. sagte ich, ich muss eh noch einmal ins Badezimmer. Ich spürte ganz deutlich seine Unruhe und Gereiztheit (für mich eindeutig Saufdruck)
Er war dann auch ganz schnell unterwegs in Richtung Keller. Ja und dann habe ich das getan, was ich eigentlich schon längst tun wollte, nur ich habe es einfach nicht gepackt. Wollte ihn nie kontrollieren - immer wieder nur ein schlechtes Gewissen dabei -
Ich bin ihm einfach nachgegangen und erwischte ihn mit einer Flasche Apfelwein in der Hand. Sein Kommentar "erwischt".
Aber da ist etwas bei mir mit mir passiert. Auf einmal war mir alles egal. Ich sagte ihm, dass wir reden müssen. Denn er war ja noch nüchtern.
Ja und dann habe ich ihm gesagt, dass ich das so nicht mehr kann und nicht mehr will. Keine Vorwürfe, einfach nur ihm gesagt, dass ich mich trennen möchte. Dass er sein eigenes Leben führen soll, ich passe da nicht rein. Dann kann er tun und lassen was er will. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich ihm das Trinken nie vermiesen oder verbieten wollte, aber ich damit nicht umgehen kann und jetzt an mich denken will.
Wir haben dann sehr lange geredet. Er war völlig überrascht und plötzlich total verändert. Meinte dann, das sei in Ordnung. Er wolle sich nach einer eigenen Wohnung umschauen, nur das ginge eben nicht so schnell. Ob ich ihn denn noch einige Zeit ertragen könne.
So, das war dann erst einmal mein Beitrag dazu, wie durch dieses Schlüsselerlebnis bei mir auf einmal der Punkt erreicht war, den ich die ganzen 18 Jahre unseres Zusammenlebens nie erreicht hatte.
Dabei hatte ich es immer gewollt, mich dazu gezwungen, aber es hat eben nie funktioniert.
Ganz maßgebend dazu hat beigetragen, dass ich immer hier gelesen habe. Mir war schon lange klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Nur ich als Co war zu schwach dazu, meine Ängste vor dem Alleinsein waren auch sehr stark ausgeprägt.
Die aktuelle Situation ist jetzt so, dass er gerade eine Entgiftung macht. Es kam alles von ihm alleine, der Gang zum Arzt und die Einweisung. Er hat sogar ein gutes Angebot für einen neuen Job abgelehnt.
Mir selbst geht es seit dem Sonntag morgen richtig gut. Das hat sich bis heute nicht geändert. Es gelang mir auch sogar, meinen Mund zu halten und ihm zuzuhören, keine Vorwürfe, aber ich habe ihm immer zu verstehen gegeben, dass es für mich nur zwei Möglichkeiten gibt: ein Leben zu zweit ohne Alkohol oder jeder lebt für sich alleine.
Wir konnten dann auch endlich wieder normal miteinander reden und haben versucht, das Beste aus der Situation zu machen.
Recht arg war dann noch die Zeit bis zur stationären Aufnahme, er musste jeden zweiten Tag in der Klinik anrufen. Obwohl er jeden Tag trank - was mich natürlich immer mehr nervte - war er ziemlich unruhig, teilweise auch wieder verbal angriffslustig.
Die erste Woche hat er herumgebracht, er hat mich auch schon ein paar Mal angerufen und mir berichtet. Außer Beruhigungstabletten, wie sie auch hier schon erwähnt wurden, hat er wohl einen Medikamente bekommen. Nach seinen Aussagen geht es ihm gut. Aber er macht sich auch schon Gedanken, was danach kommt.
Früher hätte ich natürlich gleich von LZT gesprochen. Aber ich halte mich zurück, er soll das auch alleine entscheiden. Meinen Weg und meine Vorstellungen kennt er ja inzwischen und davon werde ich nicht abgehen.
Oh, jetzt habe ich doch ganz schön viel geschrieben, wobei mir immer noch einiges einfallen würde.
Aber ich denke es reicht erst einmal.
Drückt mir die Daumen, dass ich nicht rückfällig werde und meinen gewählten Weg auch weiter gehe.
Tolles Forum, ohne Euch hätte ich das nie geschafft. Vielen Dank dafür.