Gibt es einen Ausweg?

  • Liebe Hanna, Susanne und Sternchen,

    vielen lieben Dank für eure Antworten.

    Im Moment ist es so, dass ich wieder abgemeldet bin. Er befindet sich wieder in Deckung und ich vermute, dass er doch weitertrinkt.

    Susanne: mit Absprung meinte er den Absprung vom Alk. Ich verstehe sowieso nicht, wie das so läuft, denn über seine Krankheit will er überhaupt nicht sprechen, die verdrängt er. Er meint, er wisse dass er ziemlich krank sei, wolle aber nicht immer darüber nachdenken, sondern wieder zur Normalität zurück. Er war im Dez/Jan in der Entgiftung, seither hatte er zwei Rückfälle, immer so ca. alle drei Monate. Ich weiss, dass er die ganze Zeit alkoholfreies Bier trinkt, auch in seiner "trockenen" Zeit. Hier im Forum habe ich aber gelesen, dass dies für einen entgifteten Alk ein absolutes NoGo ist. Ob er weiss, dass er das nicht trinken sollte, weil es Restalkohol enthält und das Suchtgedächtnis bei Laune hält? Ich meine, wenn ich es schon weiss und ich weiss eigentlich nicht viel über die Sucht...
    Ist er jetzt trocken, oder nicht???

    Nun ja, ich denke, dass wir uns mittlerweile gut genug kennen, dass er mir gegenüber jetzt ebenfalls Schuldgefühle entwickelt, wenn er trinkt. Vielleicht hat er auch Wut auf mich, ich weiss zwar nicht wieso, denn von meinen Problemen weiss er nichts, damit kann ich ihn ja sowieso nicht belasten. So ein bischen habe ich jetzt mit einigem Abstand auch den Eindruck, dass er sich hinter seiner Krankheit verschanzt. Es ist so bequem, alles was unangenehm ist, wird in den Müllsack der Sucht gesteckt.

    Wie ich das schaffen will, ihn loszulassen? Ich habe mir fest vorgenommen, auf keine Mail von ihm mehr zu reagieren, falls noch jemals etwas kommen sollte. Ausserdem bin ich in einer Therapie, nur leider sind dort jetzt bis September Ferien, ausgerechnet jetzt, wo alles eskaliert...
    Ich möchte es unbedingt schaffen, aber es tut so weh. Und ich fühle mich so weggeworfen.

    Sternchen : du musst unbedingt die Notbremse ziehen und dich trennen. Auch wenn dein Geschäft daran hängt, der Preis ist zu hoch. Ich weiss, wovon ich spreche, meine Eltern waren beide Alkoholiker, die Gewalt war bei uns an der Tagesordnung. Meine Schwester hat das alles nicht verkraftet und sich mit siebzehn Jahren das Leben genommen. Meine Mutter hat irgendwann selbst mit dem Trinken begonnen, weil sie die ständige Angst vor meinem Vater nicht mehr aushielt. Sie hat es nach 30 Jahren Ehe endlich geschafft, sich von ihm zu trennen. Es war 25 Jahre zu spät, denn meine Schwester könnte heute noch am Leben sein.

    @Hannah: vielen Dank für deine einfühlsamen Worte, sie haben mich wirklich getröstet.

    Danke euch allen.

    Liebe Grüsse
    RB

    Ein Problem lösen, heißt manchmal, sich vom Problem lösen.

  • Danke für Deine lieben Worte!!
    Ich muss es irgendwie schaffen u. so wie Linde schreibt, vielleicht auch ins Frauenhaus gehen. Aber es ist bestimmt nicht einfach, meinem Sohn soetwas zu sagen. Bin doch sowieso in seinen Augen nichts, ausser ein netter Geldgeber u. Gönner. leider!

  • Liebes Forum,

    mittlerweile sind drei Monate vergangen.
    Mein Freund und ich hatten eine sechswöchige Auszeit, Anfang Oktober hat es dann aber wieder langsam angefangen, wir haben uns wieder geschrieben und mittlerweile auch wieder getroffen.
    Er wollte den Break, war in einer Mail sehr harsch, ich sollte ihn loslassen.
    Was ich auch versucht habe, leider mit eher mässigem Erfolg.
    Ich liebe ihn immer noch und er liebt mich auch, zumindest sagt er es.

    Ich hätte jetzt eine Frage an die Experten hier, da ich niemand anderen fragen kann. Mein Freund erzählte mir letztens, er hätte ein Glas Wein getrunken, es hätte ihm nichts ausgemacht, im Gegenteil, es wäre eher unangenehm gewesen, da er schlecht geschlafen hätte und sich auch sonst nicht wohlgefühlt hätte. Er meint, er kann mit Verboten nicht umgehen, dass klappt nicht bei ihm. Ist es also möglich, dass ein mehrfach entgifteter Mensch wieder kontrolliert trinken kann? Er war Spiegeltrinker, kann es sein, dass er die ganze Zeit weitertrinkt und seinen Spiegel hält, ohne die Kontrolle zu verlieren? Es würde mich wirklich interessieren, ob es sowas gibt, denn manchmal habe ich den Eindruck, dass er doch trinkt. Er sagt kft Dinge, die er einfach nicht einhält, wie z.B. er würde schreiben oder sich melden, tut es dann aber nicht. Oft meldet er sich tagelang nicht, dann bin ich plötzlich wieder die grosse Liebe...

    Ich bin ehrlich ratlos. Ich habe versucht, mich zu distanzieren, will es aber eigentlich nicht, wozu auch, wir sehen uns eh nur selten und haben eine ziemliche räumliche Distanz zwischen uns. Mir fällt aus der Ferne aber eine Veränderung auf, am Anfang war er noch eher demütig, wegen der Trinkerei. Jetzt will er überhaupt nicht mehr darüber sprechen und macht über sich selbst Witzchen. Er geht jet auch wieder öfters weg, zu Veranstaltungen...

    Es wäre wirklich Super nett, wenn mir jemand mit Erfahrung etwas über dieses Verhalten sagen könnte.

    Ich bedanke mich fürs Lesen und wünsche euch noch einen schönen ersten Advent.

    Liebe Grüsse am alle hier
    RB

    Ein Problem lösen, heißt manchmal, sich vom Problem lösen.

  • halloRB

    was mir auffällt ist die aussage er kann mit verboten nicht umgehen.

    kein mensch verbietet ihm doch das trinken. er kann doch saufen wie er will. darum geht es doch überhaupt nicht.

    wenn er wirklich aufhören will und schon ettliche enziehungen hinter sich hat müsste er von sich aus dieses glas rotwein das er getrunken hatte von vorneweg garnicht mehr anrühren. doch scheinbar will er nicht wirklich aufhören, tiefpunkt nicht erkant, kontrolliertes trinken GEHT NIEMALS!

    das dazu.

    zu dir: distance aufzubauen haisst nicht räumlichen abstand zu haben. sondern den inneren. den hast du in dem fall nicht, weil DU DIR gedanken UM IHN machst und nicht um dich selber.denn genau ds ist DEIN problem das du was wissen willst was IHN angeht stadt dich auszutauschen was DICH betrifft. das machen so viele hier im cobereich, das ist DEINE coabhängigkeit. daran kannst du arbeiten an nichts anderem.


    gruß melanie

  • Hallo RöntgenBlick,

    ich sehe mich nicht als Expertin, sondern als Frau, die in Coäbhängigkeit viele Jahre mit einem Alkoholiker, der nass war, zusammen lebte. Ich habe eine Menge über Coabhängigkeit, über meine Coabhängigkeit, gelernt, aber auch über Alkoholiosmus.

    Du fragst

    Zitat

    Ist es also möglich, dass ein mehrfach entgifteter Mensch wieder kontrolliert trinken kann?


    Nein! Wenn er Alkoholiker ist, egal ob Spiegeltrinker oder sonstwas, kann er das nicht!

    Du sagst

    Zitat

    Ich habe versucht, mich zu distanzieren, will es aber eigentlich nicht, wozu auch,


    Was willst du denn? Willst du nur wissen, ob er nun trinkt oder nicht? Das kann dir hier niemand sagen. Hier kannst du lernen, dir ein glückliches Leben aufzubauen, durch Erfahrungsaustausch und Selbstreflektion kannst du da viel erreichen mit dieser SHG hier.

    Wenn du aber meinst, es ist gut so für dich, wie es ist, ist es auch ok.

    Du schreibst

    Zitat

    Es wäre wirklich Super nett, wenn mir jemand mit Erfahrung etwas über dieses Verhalten sagen könnte


    Ich sehe mich schon so, dass ich etwas Erfahrung habe, denn ich gehe meinen Weg schon seit mehr als 4 Jahren. Ich kann dir eine Menge sagen, über Verhalten, über dein Verhalten. Es liegt an dir, du musst wissen, was du für dich willst. Denn nur das kannst du beeinflussen. Ihn nicht!

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Melanie, Aurora und Jürgen,

    vielen Dank für eure Antworten.

    Leider bin ich schon wieder einen Schritt weiter und muss einsehen, ihr habt alle recht. Kontrolliertes Trinken funktioniert nicht, leider kam es am WE wieder zu einem "Ausfall"... :(
    Jürgen, du hast recht, er ist ein nasser Alkoholiker und ich fürchte, er ist so labil, er kommt da nicht raus. Er packt das nicht, er wird sich irgendwann totsaufen. Und ich weiss, ich werde ihm nicht helfen können, wenn er es nicht selbst will.

    Ich weiss nicht, wie ich es jetzt schreiben soll, aber ich will es versuchen, denn es fällt mir schwer. Ich denke mal, ich mache mir die ganze Zeit schon etwas vor. Nein, viel schlimmer, ich rede es mir schön, weil ich mich der schmerzhaften Wahrheit nicht stellen will. Ich glaube immer noch daran, dass eines Tages ein Wunder geschieht, er einsieht, dass ihn das Trinken zerstört und wir glücklich zusammen leben bis ans Ende aller Tage.

    Bin ich wirklich Co-Abhängig? Allein deshalb weil ich ihn liebe und nicht hängen lassen möchte? Haben solche Menschen immer nur ganz alleine eine Chance? Wie ist es, wenn man sich von jemandem, den man liebt, innerlich distanziert? Stirbt dann nicht auch die Liebe? Wenn ich mich innerlich so weit distanziert habe, dass es mir egal ist, was mit ihm geschieht?
    Ich bin mit meinem Latein am Ende, echt. Ich habe ihm noch niemals irgendwelche Ratschläge gegeben, geschweige denn, Vorhaltungen gemacht. Jeder ist der, der er ist, oder? Aber es ist so, dass seine Krankheit immer irgendwie im Mittelpunkt steht und sich alles drumherum abspielt.

    Ich bin sehr traurig, denn manchmal verlässt mich einfach alle Hoffnung.
    Danke, dass ihr mir geantwortet habt.

    Liebe Grüße
    RB

    Ein Problem lösen, heißt manchmal, sich vom Problem lösen.

  • ich habe nur deinen letzten Post gelesen, und ich bin mal so frei und picke mir einen Satz raus:

    Zitat

    Nein, viel schlimmer, ich rede es mir schön, weil ich mich der schmerzhaften Wahrheit nicht stellen will.

    die Wahrheit schmerzt, ja. Aber, schmerzt es nicht noch mehr, andauernd und immer wieder enttäuscht zu werden? Andauernd im Stich gelassen zu werden? Andauernd das Gefühl zu haben, kein eigenes Leben mehr zu führen?

    Ich habe die Wahrheit auch nicht sehen wollen, genau wie du. Ich wollte krampfhaft versuchen, das schöne in den Vordergrund kommen zu lassen. Aber es gab nichts schönes mehr.

    Es tut mir ehrlich leid, was du gerade durchmachst. Ich wünsche dir ganz viel Kraft dafür und ich hoffe, dass du es schaffst soweit zu kommen, damit es DIR gut geht!

    Alles liebe,
    schwindelfrei

  • Hallo liebe RB,
    ja, was schmerzt mich ? Mir selbst immer wieder untreu werden - diese Achterbahngefühle, ist er abhängig ist er`s nicht ? wenn dann - dann geh ich - dann reichts mir - schwups - ist er wieder nett - ooh - ich glaub ich täusch mich doch, bin zu hart - distanzier mich - grenz mich ab - hab MEIN Leben entwickelt und Freunde gefunden ohne diese Alc-Problematik - genial - dadurch geht ein großer Graben durch unsere Beziehung - soziale Trennung sozusagen - und kein Ende in Sicht - weil ICH mich für mich auch nicht glasklar entscheide - ich bin Co und irgendwie auch nass :(:(:(
    Eben dasselbe Spiel - welches du und dein Partner spielst - nur einfach in bisschen anderen Nuancen - es ähnelt sich - diese Ambivalenz macht einen kirre - und ich zieh den Hut vor all denen, die sich FÜR SICH ENTSCHIEDEN HABEN und unbeirrt ihren Weg unter die Füße genommen haben !!!
    Viel ERFOLG wünsch ich DIR und MIR !!! Die HerbstSonne welche auch noch heftig mit den Wolken kämpft

  • liebe röntgenblick,

    Zitat

    Bin ich wirklich Co-Abhängig? Allein deshalb weil ich ihn liebe und nicht hängen lassen möchte? Haben solche Menschen immer nur ganz alleine eine Chance? Wie ist es, wenn man sich von jemandem, den man liebt, innerlich distanziert? Stirbt dann nicht auch die Liebe? Wenn ich mich innerlich so weit distanziert habe, dass es mir egal ist, was mit ihm geschieht?

    in dem moment wo du dich schlecht fühlst und verantwortlich für den partner fängt das co schon an. indem du dir gedanken um ihn machst und selbst daran zu grunde gehst. wo du deine hilflosigkeit die berechtigt ist überspielst indem du dir was vormacht und hoffnung hast es könne sich irgendwann etwas ändern bist du co.

    ich kann sagen, mier erfahrung bei meiner mutter, die ich sehr liebe hat sich einiges getan was distance angeht. ich war teilweise so wütend auf sie das es schon fast in hass übergegangen ist auf das was sie tut und wie sie sich gehen lässt. bis ich hier her kam und anfing mich anzuschauen. meine liebe ist noch da. distanciert bin ich sehr und das tut mir gut. ich fühle mich weder verantwortlich für sie und muss ihr auch nichts mehr abnehmen. es ist ihr leben und sie darf tun und lassen was sie will. das entlastet mich.

    hilflos bin ich nach wie vor, nur helfen tu ich nicht mehr, weil ich weiss ich kann ihr nicht helfen.

    ich bin handlungsfähig geworden indem ich anfing auf mich zu achten zu schauen wie ich lebe was mir gut tut und was nicht. so stirbt da nicht die liebe sondern entwickelt sich das gefühl für sich selbst, was auf der strecke geblieben ist.

    es beginnt die eigenliebe sich aufzubauen und die wertschätzung der eigenen person. damit wirst du stabiler und kannst diese distance immer besser wahren und irgendwann merkst du was du getan hast in der vergangenheit.

    so ging es mir und vielen anderen.da kommt oft denn die trennung ins spiel, wenn der partner diese entwicklung die du durchmachst dann nicht mehr akzeptiert und versucht dich wieder zum co zu machen. bei mir wurde alles versucht mich wieder zurück zu bekommen. da stabil für sich da zu stehen und diesen zum teil sogar verlockenden angeboten eben entgegen zu stehen und zu sagen ICH BIN MIR WICHTIG und sich umzudrehen und das eigene leben zu leben ist sehr schwer. doch du kannst es, lerne dazu und du wirst sehen das geht! mit der zeit bekommt man immer mehr selbstvertrauen und wird stabiler und selbstsicherer. geh DEINEN weg ins LEBEN, ein leben mit einem alkoholkranken partner oder angehörigen an der seite ist kein leben.

    gruß melanie

  • Liebes Forum,

    vielen lieben Dank für eure Antworten. Ich habe sie alle mehrmals gelesen und auch andere Beiträge hier und das wirklich schlimme ist, in allen Beiträgen finde ich mich und meine Geschichte wieder. Sie gleichen sich, die Geschichten, weil die Sucht immer an erster Stelle steht.

    Ich liebe meinen Freund so sehr und ich dachte immer, unsere Geschichte wäre etwas ganz besonderes, wir beide seien etwas besonderes, aber es stimmt nicht. Ja, ich gebe es zu, ich dachte, ich könnte ihn mit meiner Liebe retten, aber es funktioniert nicht, die Sucht ist stärker, stärker als alles. Ich hatte monatelang so eine Panik, weil ich immer Angst davor hatte, was passiert, wenn er wieder einen Rückfall hat, aber die Wahrheit ist, er trinkt schon die ganze Zeit heimlich. Er ist, bis auf ein paar Ausnahmen, nie wirklich betrunken, er hält seinen Pegel, geht damit zur Arbeit, fährt Auto und belügt alle um sich herum. Er belügt sich selbst, denkt, er hätte alles im Griff.

    Ich fühle mich so unglaublich leer und hilflos, die Wahrheit ist so bitter. Ich lebe seit Monaten im Ausnahmezustand, habe seit einem Jahr kein Buch mehr gelesen, kann mich auf nichts mehr konzentrieren und weiss, so kann es nicht mehr weitergehen. Mittlerweile ist es so, dass ich auch keine Energie mehr habe, ihn aufzubauen. Ich fühle mich wie eine erloschene Wunderkerze.

    Ihr sagt, ich soll nach mir schauen, aber es würde gleichzeitig bedeuten, ihn loszulassen. Ich habe so eine Angst, ihn dann für immer zu verlieren, er sagt mir immer, ich gebe ihm Kraft. Wieso trinkt er dann weiter?

    Liebe Grüße
    RB

    Ein Problem lösen, heißt manchmal, sich vom Problem lösen.

  • röntgenblick,

    Zitat

    Gibt es einen Ausweg?

    Nein, wenn keiner etwas ändert, wird sich nichts ändern.
    Du kannst natürlich das jetzige Leben weiterführen.
    Stell Dich aber auf weitere "Eskapaden" ein.

    LG Jürgen

  • Hallo RB,

    er trinkt weiter, weil er nicht aufhören will und/oder aufhören kann. Um aufzuhören braucht er nicht Deine Kraft sondern seinen ganz eigenen Entschluß dazu. Deine Kraft brauchst Du im Moment für Dich selber, damit Du wieder Deine eigene Mitte findest und spürst. Hättest Du jetzt wieder mehr Energie, würdest Du die dafür nutzen für Dich etwas zu tun oder würdest Du Deine Batterie an ihm sofort wieder entladen? Was wäre Dir damit gedient? Daß Du Dich weiter an ihn gebunden fühlst, gebraucht fühltst?
    Wenn Du schreibst "ich liebe ihn so sehr": was ist diese Liebe? ist es die Angst alleine zu sein?
    Wieviel Leid bist Du bereit noch zu ertragen? Dein Partner wird nicht untergehen wenn Du anfängst etwas Gutes für Dich zu tun. Gehe in die Therme, gönne Dir eine Massage, triff Freunde, und ja-lies ein Buch, mach etwas für Dich. Ob er noch ein paar Liter mehr trinkt oder nicht, was solls.

  • Hallo Jürgen und Rhein,

    vielen Dank für eure Antworten. Besonders Deine Antwort, Rhein, hat mir sehr zu denken gegeben, wahrscheinlich weil ich gerade in so einer Stimmung bin in der ich mich wirklich frage, wie ich es anstellen soll, dass ich meine Mitte wieder finde und warum ich mich an diesen Mann so gebunden fühle.
    Jedesmal, wenn wir und ziemlich nahe sind, versucht er sofort wieder, alles zu relativieren. Und nein, er fragt dabei nie, wie es mir damit geht. Aber bei allem was ich sage oder schreibe, passe ich immer auf, ihn nicht zu verletzen. Er sagt, er könne mir Stand heute nicht sagen, ob es eine gemeinsame Zukunft gibt, oder nicht, weil er am Abgrund lebt (so ähnlich drückte er es aus...). Für mich schon wieder ein Schlag. So geht es die ganze Zeit, auf und ab. Erst Hoffnung, dann wieder alles Zunichte.

    Aber ich spüre, wie sich etwas in mir verändert, sehr hilfreich für mich sind die Beiträge hier. Ich sage mir jeden Tag, er ist ein nasser Alkoholiker, er belügt sich, er belügt mich. Er denkt nicht daran, etwas an seinem Verhalten zu ändern.

    Wahrscheinlich stecke ich tatsächlich schon tief drin, in diesem Co-Sumpf. Alles dreht sich immer um die Krankheit, ihr wird alles untergeordnet, auf sie muss immer Rücksicht genommen werden, wegen ihr ist keine Beziehung möglich, in sie können alle Probleme wie in einen Müllschlucker hineingeworfen werden. Der Schuldige ist ausgemacht...

    Es tut so weh, dieses Loslassen, dieses sich Verabschieden von den schönen, hoffnungsvollen Träumen.

    Was ist diese Liebe? Gute Frage, ich weiss es nicht und ich bin mit meinem Latein am Ende. Ich würde mich so gerne daraus befreien und hoffe, dass ich es mit Hilfe von euch hier auch schaffe. Es tut manchmal so gut, sich einfach alles von der Seele zu schreiben und soviel Verständnis von Menschen, die genau das Gleiche erlebt haben, zu erhalten.

    Liebe Grüße RB

    Ein Problem lösen, heißt manchmal, sich vom Problem lösen.

  • Hallo RB,

    versuch mal, den Gedanken weiter zu denken:

    was wäre wenn er plötzlich aus irgendeinem Grund aus dem Leben gerissen werden würde? Dann wäre er nicht mehr da und Du müßtest damit zurecht kommen, ein Zurück gäbe es nicht mehr: keine SMS, keine Anrufe, keine Gespräche ... Was würdest Du mit Dir und Deiner Zeit dann zwangsläufig anfangen, nachdem die schlimmste Trauer (oder Tränen) vorbei wäre? Lesen? Ruhig schlafen? Lustige Filme ansehen? Im Café sitzen? Etwas Neues lernen? Angstfrei leben?

    Solch eine Situation kann manchmal schneller eintreten als man denkt. Was wäre wenn...?

    lg inga

  • Hallo Enna,

    Melanie hat Recht. Sie meint damit bestimmt nicht allein in einer eigenen Welt zu leben.

    Dieses "gebraucht-werden-Gefühl" sorgt dafür, daß man (ich eingeschlossen) an anderen (Partner, egal ob abhängig oder nicht, an Kindern, Arbeitskollegen, Freunden) klammert, nicht losläßt, die Gedanken um andere kreisen. Aus diesem Gefühl heraus opfert man sich auf und vergißt sich selbst. Wenn ich nicht mehr gebraucht werde, kann ich loslassen und bei mir bleiben.

    lg inga

  • Hallo Enna,

    wenn Du die gesunde Grenze zu Deinem eigenen Ich gefunden hast, hast Du das Gefühl gebraucht zu werden nicht mehr. Solange Du meinst, andere brauchen Dich, unterstellst Du den anderen, daß sie nicht für ihr eigenes Leben sorgen können, denn dazu brauchen sie ja Dich.

    Beispielsweise: meine Tochter ist 9 Jahre und braucht mich noch, da sie noch nicht alles selbstständig kann - in weiteren 9 Jahren sieht es anders aus (hoffentlich), da lebt sie ihr eigenes Leben unabhängig von mir.

    oder:

    Viele Eltern mischen sich in das Leben ihrer erwachsenen, längst verheirateten Kinder ein, weil sie der Meinung sind, die Kinder würden allein nicht zurecht kommen und bräuchten sie. Damit unterstellen sie ihren eigenen Kindern Unselbstständigkeit.

    oder:

    Der Partner ist alkoholabhängig und braucht mich (und ich kann mich nicht trennen), weil er sonst in der Gosse landen und vor die Hunde gehen würde - womit wir wieder beim Thema wären.

    Für mich geht dieses Gefühl gebraucht zu werden Hand in Hand mit der Coabhängigkeit.

    lg inga

  • glück auf enna

    Zitat von Enna

    dem guten Gefühl von anderen gebraucht zu werden

    ich mach n unterschied zwischen "gebraucht werden" und "ausgenutzt werden". n säugling braucht die eltern, zum stillen, zur hygiene, zum an- und ausziehen und natürlich zum lieb haben. wenn du das selbe für n nassen alkoholiker tust wirst du ausgenutzt. :roll:
    wenn ich dazukomm wie drei leute versuchen ne last zu heben, es aber nich schaffen pack ich mit an > ich werd gebraucht. wenn drei leute mich "anfeuern ne last zu heben" während sie zusehn, werd ich ausgenutzt.
    sieh genau hin wo du wirklich gebraucht wirst!
    sorg dafür, dass es dir gut geht!

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Liebes Forum,

    meine Güte, die Zeit rennt, fast ein Jahr ist vergangen, seit ich zum letzten Mal hier geschrieben hatte. Wahrscheinlich werden mich jetzt die meisten sowieso für komplett Gaga halten, weil ich den Absprung noch immer nicht geschafft habe. Aber es gibt eben einfach einen Unterschied zwischen Kopf und Gefühl. Der Kopf sagt klar, vergiß es. Das Gefühl schreit laut auf, tu es nicht, du liebst ihn doch. Du hast gesagt, du lässt ihn nicht hängen...

    Wie ist der Stand der Dinge? Ich bin mit meinem Freund immer noch zusammen, irgendwie. Trocken war er nie, es gab keine Trinkpausen in dem Sinn, höchstes kurze, zum Fitmachen für die "nächste Runde". Dieses Jahr ist es besonders schlimm, seit Juli folgt ein Absturz auf den nächsten. Was aber am allerschlimmsten ist, ist die Wesensveränderung, die ich feststelle. Er konnte eh noch nie auf mich und meine Gefühle eingehen, jetzt ist der Ofen ganz aus. Er wirft mir vor, ich sei egozentrisch, könne mich nicht in die Lage anderer versetzen. Dabei fragt er mich nie, wie es mir geht und verletzt mich, indem er sagt, er meldet sich, um es dann nicht zu tun. Alles liebevolle ist verschwunden, er erscheint mir wie ein anderer Mensch. Wenn er "drauf" ist, bin ich die große Liebe, da verspricht er mir alles, aber am nächsten Tag kann das wieder vollständig kippen und er ist, wenn er sich überhaupt meldet, sehr kurz angebunden.
    Sind eigentlich alle Alkoholiker so? Dass die irgendwann alles über Bord werfen und alle um sich herum verletzen und belügen?

    An manchen Tagen geht es mir gut, dann denke ich an die Zeiten, als ich ihn noch nicht kannte und mit meinem Leben zufrieden war. Aber es gibt auch andere Tage, an denen es mir richtig schlecht geht, weil er mir fehlt und ich merke, dass er mir immer mehr entgleitet.

    Es grüßt euch ganz herzlich
    RB

    Ein Problem lösen, heißt manchmal, sich vom Problem lösen.

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