• Schwierig zu diagnostizieren ist die Co-Abhängigkeit nicht. Aber es ist schwierig, jemanden zu finden, der dir richtig helfen kann.
    Jemand aus meiner Familie hat mal den Hausarzt gerufen, der sich mit der Familie unterhalten hat. Man sollte meinen, der Hausarzt kenne sich damit aus- Pustekuchen. Obwohl diese Person höchst co-abhängig ist, hat der HA ihr geraten, meine Mutter nicht zu frustrieren und sie betrunken nicht auszugrenzen, sonst hätte sie weitere Gründe zu trinken.
    Diese Ratschläge waren eine Katastrophe- und das für einen Arzt. Natürlich bedient er die Co-Abhängigkeit der Person nur.
    Auf die Probleme der Familie wurde nicht eingegangen.

    Hepzibah, ich denke, wir können alle nachvollziehen, wie du dich fühlst. Wir alle waren in ähnlichen Situationen.
    Wenn ich nur an die ersten Beiträge in meiner Vorstellung Vorstellungsbereich denke.. Aber irgendwann kommt man zu dem Gedanken, dass da gehörig was schief läuft, dass das, was man als normal erachtete, nicht normal ist und man sein Handeln ändern muss. Das versuchen wir dir aufzuzeigen. Was natürlich schwierig ist, wenn du nicht an dem Punkt stehst.
    Das "nein" war heute definitiv ein guter erster Schritt. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

    Natalie

  • nein...ich finde es absolut nicht normal von mir das ich ihm helfe und immer springe...und aufhören zu trinken braucht er meinetwegen auch nicht mehr...ich kann ihm eh nicht helfen damit aufzuhören...und letztendlich ist er für seine gesundheit und was er aus seinem leben macht selbst verantwortlich...nur ich möchte dabei nicht mehr zugucken...wenn er sich irgendwann totgesoffen hat heisst es vieleicht noch ...."ja...du hast dabei ja auch noch zugeguckt wie er sich tottrinkt".....und ich habe keine lust mir später dann auch noch vorwürfe zu machen.....ich muss halt nur lernen nein zu sagen...das ist es was mir schwerfällt...vieleicht habe ich die ganze zeit ja auch nur liebe mit mitleid verwechselt...

  • Ich denke, es gab irgendwo eine Zeit, in der jeder die Situation als normal empfand oder Gründe fand, wieso er das machte und die Person entschuldigt.
    Bist du sonst nur aus Mitleid mit ihm zusammen geblieben und hast ihn geschützt? Dann wäre die nächste wichtige Frage, warum du dir das angetan hast.

    "vieleicht habe ich die ganze zeit ja auch nur liebe mit mitleid verwechselt..." das kann auch eine wichtige Erkenntnis sein- und wäre ein Indiz für eine Co-Abhängigkeit. Eins von vielen.

  • Zitat von sarawen

    Das dabei viele in einer Schublade gesteckt werden - weil sie vielleicht falsche Sätze aussprechen kann ich mir mittlerweile schon sehr gut vorstellen.
    Mittlerweile wurde mir ein Helfersyndrom bestätigt und auch Beziehungssucht .... "meine Herren- was habe ich denn nun?!" :lol:

    Hallo sarawen,

    es geht nicht um "falsche Sätze", die ja für den Betroffenen wahre Sätze sind. Ein Interview beim Arzt ist kein Einstellungstest. Aber um dir helfen und die für dich richtige Therapie einleiten zu können, muss er doch wissen, worunter du (besonders) leidest. Zu deiner letzten Bemerkung: nicht wenige Krankheiten treten sehr oft mit anderen gemeinsam auf (Comorbidität). Hier gilt es, den Schwerpunkt zu suchen. Welche Krankheit steht im Vordergrund und muss bei der Therapie besonders berücksichtigt werden?

    LG Jonas

  • Hallo,

    also für mich ist es mittlerweile nicht mehr wichtig eingruppiert zu sein. Ich weiß das mein Verhalten nicht richtig ist und will dieses umprogrammieren.
    Unter welchen Krankheitsnamen das nun läuft ist mir quasi egal.

    Ach ja, nur mal so zum Sackenlassen - alleine auf eine Verhaltentherapie warte ich nun schon seit August 2012. Die Fachärzte sind komplett überlaufen....
    Ob ich je eine Therapie in diese Richtung antreten werde ist mehr als ungewiss.

    LG

  • Guten morgen zusammen
    Ich denke wenn man das gelesene der letzten Seiten zusammenfasst gibt es einen gemeinsamen Nenner.
    In allen Fällen (Beziehungen) geht es doch um Verletzungen /Verschiebungen, in welchem Grad auch immer, der Grenzen.
    Möglicherweise haben sich einige ganz extrem von der ,,Norm,, entfernt und ,,hinterfragen ,, durch ihre Beschreibungen hier, sich und uns wo sie überhaupt stehen ,suchen eine Rückmeldung(Bestätigung) dafür,,wie schlimm ,,doch ihre Situation ist.
    Bis zu einem gewissen Grad finde ich das auch gut und richtig so,als Orientierungshilfe.
    Wenn der (die ) Betreffende das dann für sich klar hat,sollte man aber auch losgehen,sonst entsteht hier sowas wie bei einem schlimmen Unfall,,wir schauen hin,können aber nichts mehr tun,, ausser uns im schlimmsten (besten) Fall abwenden und die Person ins Leere laufen lassen(wie bei unseren nassen xy)
    Als ich mal wirklich hilflos und weinend vor meinem Hausarzt saß,sagte er folgenden Satz zu mir
    ,, wenn sie durch ihre Fußgängerzone gehen und es schießt ihnen jemand ins Knie ,überlegen sie dann warum der das tat,,?
    Dieser Satz rüttelte mich wach und zeigte mir wo eine gesunde Grenze sein sollte!!!
    Also packen wir es doch an,jammern ,zögern, zaudern und immer wieder auszuprobieren ob der Herd wirklich heiß ist,hilft doch nicht.
    Hier werden soviele Wege aufgezeigt von ganz verschiedenen Menschen ,sie sind gehbar nur laufen muß der Betroffene selbst!!!!

    LG R...

  • Hallo sarawen,

    Zitat

    Ach ja, nur mal so zum Sackenlassen - alleine auf eine Verhaltentherapie warte ich nun schon seit August 2012. Die Fachärzte sind komplett überlaufen....
    Ob ich je eine Therapie in diese Richtung antreten werde ist mehr als ungewiss.

    da kann ich Dich als mittlerweile jahrelang abstinent lebender Alkoholiker nur ermutigen, an Deinem Weg und Ziel festzuhalten ...
    Ich wär ja mit der Einstellung, "Ob ich jemals aufhöre zu saufen ?" auch nicht weit gekommen.
    In diesem Sinne - der Weg ist das Ziel.
    Auf den Weg machen und immer dranbleiben.

    LG Jürgen

  • Hallo Hepzibah!


    Zitat

    und letztendlich ist er für seine gesundheit und was er aus seinem leben macht selbst verantwortlich...

    So ist es denn er ist ein erwachsener Mensch und kann jederzeit fachärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

    Zitat

    nur ich möchte dabei nicht mehr zugucken...wenn er sich irgendwann totgesoffen hat

    Eben das wollte ich auch nicht und es ist mir klar geworden dass er weitetrinken wird ob ich da bin oder nicht und ich es nicht beeeinflussen kann. Helfen kann man nur wenn der andere die Hilfe annimmt.

    Du kannst dir nur selber helfen dass es dir wieder besser geht und du hast heute NEIN gesagt. Es fällt dir noch schwer aber je öfter man NEIN sagt umso besser klappt es.

    Zitat

    vieleicht habe ich die ganze zeit ja auch nur liebe mit mitleid verwechselt...

    Das ging mir in den letzten Jahren meiner Beziehung auch so es war ganz bestimmt keine Liebe, was es eigentlich war kann ich so genau selber nicht sagen.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo,

    meist ist man innerlich doch auch schon gegangen und bleibt nur noch aus Mitleid oder Angst (oh was wird dann aus mir).
    Ich bin froh mich mittlerweile nicht mehr mit dem Problemen meines Ex auseinander setzen zu müssen. Am Ende drehte sich alles nur noch um seine Sucht - es war so ermüdend.
    Für mich "never ever".

    Mein Thema ist nun Selbstbewusstsein aufbauen und lernen mich selbst zu lieben. Man braucht keinen Partner dazu glücklich zu sein.

    LG

    S.

  • Hallo,

    wir können bei niemandem aufgrund seiner Texte Diagnosen stellen. Und ich möchte auch nicht aufgrund standartisierter Fragen hier irgendwas ausloten, um Menschen einsortieren zu können, warum auch immer.

    Wir sind hier keine Arztpraxis, keine Psychotherapiepraxis, keine Beratungsstelle o. ä., sondern eine Selbsthilfegruppe. Alle hier, auch die Moderatoren und der Admin sind selber Betroffene.

    Wenn sich jemand hier neu anmeldet, geht der Registrierung in der Regel eine mehr oder weniger lange Zeit der Internetsuche und des Lesens voran. Das heißt, niemand meldet sich zum Spaß in einem Alkoholikerforum an.

    Wer sich aus einem Leidensdruck heraus in unserer SHG anmeldet, wird vermutlich das Gefühl haben, hier "richtig" zu sein. Richtig im Sinne: Ich finde mich hier mit meinen aktuellen Sorgen wieder und glaube hier etwas für mich erreichen zu können. Wenn das nicht so wäre, würde sie/er sich ja nicht anmelden.

    Dann wiederum ist es gleich, ob das Dingens Co-Abhängigkeit, Beziehungssucht, Hörigkeit, Helfersyndrom, familiäre Verstrickung oder sonstwie heißt, mit dem man sich hier anmeldet.

    Ich möchte auf das Thema 'Eigenverantwortung' hinaus.

    Denn nur mit Eigenverantwortung funktioniert eine Selbsthilfegruppe.

    In eine Praxis oder in eine Beratungsstelle komme ich als Betroffene/r mit Leidensdruck, Fragen und vermutlich auch mit der Erwartungshaltung "mir wird geholfen".

    In einer Selbsthilfegruppe aber geht es darum, aus jeglicher Passivität herauszukommen. Ebenso aus der Erwartungshaltung herauszukommen, daß die anderen sich mir gegenüber so oder so verhalten müssen oder sollen, damit es mir besser geht. Der Selbsthilfegedanke wird durch Anspruchshaltung gegenüber anderen Gruppenmitgliedern ausgehebelt.

    Ziel ist es, die Fähigkeit zu erlangen bzw. wiederzuerlangen, sich selbst zu helfen, die anstehenden Veränderungen daheim im realen Leben vorzunehmen.

    Genausowenig wie der/die trinkende Angehörige, für mein Leid verantwortlich ist, sind die Teilnehmer meiner Selbsthilfegruppe für mein Wohlbefinden bzw. meine Entwicklung zuständig. Und da wird auch der oftmals angemahnte "raue Ton" hier im Forum egal. Denn auf dem Bildschirm sind Pixel zu sehen, nicht mehr. Es kommt darauf an, was ich daraus an Impulsen mitnehmen und in konkrete lebensverbessernde Handlung umsetzen kann. Das Forum ist Übungsfeld, hier kann man u. a. Abgrenzung und Bei-sich-bleiben lernen.

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ja Linde, Eigenverantwortung ist das Stichwort!

    Als ich mich hier vor ein paar Jahren hier angemeldet habe, war ich völlig ratlos. Ich, die liebe, verständnisvolle, leidgeplagte Partnerin eines Alkoholikers konnte "ihm" nicht helfen - es wurde immer schlimmer, ich konnte es nicht mehr aushalten und bin gegangen. Nicht aus Überzeugung, mein Selbsterhaltungstrieb hat mich dazu "gezwungen".

    Natürlich war ich geneigt, erstmal mein Leid zu klagen und wollte bemitleidet, an der Hand genommen und getröstet werden ....

    Durch das Lesen der vielen Rumeier-Freds hab ich aber langsam begriffen, dass ich so nicht weiterkomme. Bis zu einem gewissen Maß haben mir diese Beiträge geholfen zu verstehen. Zu verstehen, dass dieser Mensch nicht wegen oder trotz mir trinkt, dass es sein Leben ist, für das er selber verantwortlich ist. Und dass ich ihm auf keinen Fall helfen kann, auch wenn ich es noch so gerne tun würde.

    Deshalb finde ich, einen oder zwei Jammerbeiträge sollte man jedem Neuankömmling zugestehen.

    Mir z. B. war es gar nicht bewusst, dass ich am jammern bin - bis ich drauf hingewiesen wurde. War natürlich erstmal ordentlich beleidigt, aber heute bin ich sehr froh drum :)

    Euch allen einen schönen Sonntag.

    Grüße
    Liesele

  • ... da hast du recht karsten.

    Selbst als ich erkannt habe, dass es um mein Leben geht, wäre ich noch bereit gewesen dieses eine Leben für ihn zu geben. Wie dämlich und krank ist das denn??

    Oft nützt ein ordentlicher "Anschiss", um in die Spur zu kommen, den Einstieg zu finden und etwas zu ändern.

    Wenn ich mich genau erinnere, wollte ich Mitleid. Er schlecht, ich bedauernswert - aber das bringt ja nichts.

    Gut, dass mich niemand wirklich bemitleiden wollte :)

  • guten morgen karsten,

    ja, da hast du recht. mitleid ist total falsch. ich leide mit, obwohl´s mich nichts angeht.

    mitgefühl (ohne selber zu leiden) hört sich besser an.

    danke für den satz (den ich schon oft selber benutzt habe) jeder hat es in der hand, wie er leben möchte. und auch die lebensumstände schafft man sich selber.

    dir einen schönen samstag
    liesele

  • Hallo,

    ich glaube nicht, dass alle Partner von Alkoholikern quasi automatisch co-abhängig werden.
    Schließlich wird hier im Forum immer wieder geschrieben, dass es auch eine Krankheit ist.
    Ob es so ist, kann ich nicht beurteilen. Mein Mann war jedenfalls kein "CO".
    Heute denke ich, dass u.a. dieser Umstand unsere Ehe gerettet hat. :D

    Seidenraupe

    Seidenraupe

  • Wow!
    Ich finde vor Freischaltung, sollte dieser Thread hier Pflichtlektüre für einen "Angehörigen" sein...hat mir jetzt schon echt aus meiner gestrigen Krise geholfen, und nochwas wurde mir gerade klar:

    Offenbar bin ich schon mein gesamtes Leben Co-Abhängig oder ähnliches.

    Einer der Schlüsselsätze war die Geschichte mit dem Installateur: "Wie möchtest DU es?"
    Ich hab mich immer nach anderen gerichtet (gerichtet...was für ein bedeutungsvolles wort!), hatte nie ne eigene Meinung, ich denke da liegt das Problem!

    Bei allem hab ich mir sagen lassen, was ich zu tun habe, und ne gehörige Portion Helfersyndrom kam noch dazu...na geil!
    Anfang Vierzig, aber gerade erst am "Lebensanfang" weil ich es erst jetzt kapiere ...bin grade etwas positiv geschockt. :shock:

    Schonmal Danke an euch für eure ehrlichen Worte!
    Bin zwar erst am Anfang, aber hatte gerade ein riesen AHA-erlebnis!

    Mein neues Leben beginnt jetzt!

    bin glücklich hier zu sein :)

    Es ist nicht wichtig, wie schön die Worte klingen, sondern wie ehrllich sie sind...

  • danke Ringana, ja hab mich auch in so einigem erkannt hier.

    aber es tut gut nicht alleine zu sein damit finde ich, wobei es auch sehr sehr traurig ist, wie viele menschen leiden bzw krank sind, sowohl auf der alkohol-abhängigen-seite, als auch auf der co-seite :(

    Es ist nicht wichtig, wie schön die Worte klingen, sondern wie ehrllich sie sind...

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!