• Herzlichen Glückwunsch zur Bewilligung deiner Therapie ab 3.12.

    Das ist zwar auch wieder nur ein Schritt auf dem Weg - aber ein sehr großer. Deine Bedenken hatte ich damals auch. Aber es war wie mit allen Ängsten und Befürchtungen im Leben -- 10% trafen ein, 90% nicht. Die Chancen waren sehr groß, und mit der Einstellung was draus zu machen (alles was du schreibst deutet darauf hin) wird's dir sehr sehr guttun.

    Klasse! Mach so weiter! LG

  • Guten Morgen!

    Slowly

    Zitat

    Wie geht es dir heute ?

    Mit heute meinst du ja gestern:
    Da ging es mir gut.
    Ein schön fauler Tag.
    Und ich habe viel Zeit damit verbracht, die geschätzt 30 - 40 Seiten zu lesen, die dem Bescheid zur Therapie beiliegen.
    Wichtigste Erkenntnis: Ich habe keinen Bademantel! (Soll man mitbringen)
    Auch über den noch jungen heutigen Tag kann ich nicht klagen.
    Es ist mir ein wichtiges und schönes Ritual geworden, den Tag mehr oder weniger (mal vor, mal nach dem Frühstück und manchmal kommt auch noch was dazwischen) damit zu beginnen, hier ins Forum zu schreiben.

    Ich habe das Gefühl, es geht mir momentan genau richtig.
    Ich bin neugierig auf das Kommende.
    Das ist mit Freude verbunden, die aber nicht zur Euphorie führt.
    Was vielleicht ganz gut ist so.

    Ich bilde mir ein, mich jetzt schon geistig frischer zu fühlen als die letzten zehn Jahre.
    Auch das ist ein gutes Gefühl.

    Es gibt keine Zweifel mehr an meiner Entscheidung.
    Alles ist bei mir momentan danach ausgerichtet.
    Alles dafür notwendige werde ich tun.
    Das Forum hilft mir dabei sehr.
    Gestern las ich z.B. den Lebensmittel-Thread.
    Darüber hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht.
    Hat mich vielleicht vor einer Unachtsamkeit bewahrt.

    Carl Friedrich

    Zitat

    Du hast dieser Situation erfolgreich getrotzt. Das zeigt, Du bist auf einem guten Weg. Weiter so.

    Danke dir!
    Es ist mir fast peinlich, das zu schreiben, aber es war überhaupt nicht schwer.
    Es war kein wirklicher Kampf, sondern ein K.O.-Schlag in der ersten Runde.
    Das macht mich aber nicht leichtsinnig.
    Ich habe mir folgendes gedacht:
    Wenn ich die Tipps und Ratschläge annehme und umsetze, die es z.B. hier im Forum von langjährig Trockenen gibt, dann kann ich nichts falsch machen.
    Auch wenn mir nicht alles sofort einleuchtet - es gibt doch einen Grund, warum sie schon so lange trocken sind!
    Gestern hat mir ein Bekannter geschrieben:
    Werd mir aber kein Besessener!
    Weil der Bekannte wiederum einen trockenen Bekannten hat, der keinen Ketchup isst (wegen Branntweinessig), was mein Bekannter albern findet.
    Und was ich vor zwei Wochen wahrscheinlich auch noch albern gefunden hätte.
    Inzwischen denke ich:
    Es hat damit zu tun, wie wichtig es einem ist, trocken zu bleiben, nicht mit "Besessenheit".
    Wenn ich die Nüchternheit für mich als unabdingbar für mein Leben begreife, wie viel wiegt da der Verzicht auf Ketchup?
    Wenn ich für mich darin eine Gefahr sehe, dann muss ich darauf verzichten, auch wenn sie noch so gering ist!
    Was nicht heißt, dass jeder darin eine Gefahr sehen muss.
    (Ich würde niemanden, der Ketchup isst, für leichtsinnig halten. Bei alkoholfreiem Bier sieht das schon ganz anders aus.)
    Letzten Endes ist der Entschluss, auf Ketchup zu verzichten, aber so oder so eine sehr weise Entscheidung :wink:


    garcia

    Code
    Klasse! Mach so weiter!

    Danke für deinen Ansporn.
    Ich freue mich auf die Therapie, ohne eine zu große Erwartungshaltung.
    Sie ist ja nur ein Schritt, ein hoffentlich hilfreicher zwar, aber nicht der alles entscheidende.
    Und selbst wenn der kaum anzunehmende Fall eintreten sollte, dass es eine negative Erfahrung wird, dann ist der Weg, den ich beschreiten will, deswegen ja nicht verbaut.
    Dann ist es eben ein Stolperschritt und der nächste passt wieder.

    Ich wünsche euch allen eine gute Woche!

    Gruß Pancho

  • Hallo Pancho,

    wie man letztendlich mit den Feinheiten seiner Trockenheit umgeht, das muss man selbst entscheiden.
    Das hat auch nichts mit Besessenheit zu tun, sonden mit Selbstschutz und "sich was wert sein".

    Ich persönlich esse Ketchup und Senf, habe keine Probleme damit.
    Hat bei mir noch nie zu Saufdruck geführt, ich hatte noch nie den Gedanken, jetzt verpasse ich mir mit der Tube Senf
    oder ner Pulle Ketchup mal die volle Breitseite :wink:
    Essig mag ich eh nicht gern, den muss ich nicht extra meiden. Ein paar Tropfen Balsamico kommt bei mir selten mal auf den Salat und ich habe nicht vor,
    daran was zu ändern, weil ich kein Problem damit habe.
    Ebenso benutze ich Parfüm, auch darin ist ja Alkohol enthalten.
    Hab auch im Leben noch keins gesoffen. :wink:

    ABER... an Anfang meiner Trockenheit habe ich nicht mal eine Bodylotion benutzt, die Alk enthielt und auch kein Parfüm mehr.
    Da bin ich jeder nur möglichen Gefahr aus dem Wege gegangen.
    Ich war auch fast 2 Jahre auf keiner Feierlichkeit.
    Also, auch wenn ich Senf und Ketchup esse und an und an mal Parfüm benutze, nehme ich meine Trockenheit nach wie vor sehr ernst.
    Ich weiß nur heute, wo meine wirklichen Gefahrenpunkte liegen.

    Ich wurde auch mal von Bekannten gefragt, ob ich denn nicht mal meine Vorsichtsmaßnahmen lockern wolle, nach so vielen Jahren Trockenheit?
    Hm, ich empfinde aber mein trockenes Leben überhaupt nicht als eingeschränkt.
    Es ist alles okay, ich bin zufrieden, ich vermisse nix, ich sehe keinen Verzicht irgendwo.
    Sie dachten wohl, ich selbstkasteie mich jeden Tag :lol: aber davon bin ich meilenweit entfernt :D
    Ich antwortete ihnen, das ich ja vielleicht gerade deshalb so lange trocken bin, WEIL ich immer noch Risikominimierung betreibe?
    Da könnten sie mal drüber nachdenken...ob es damit wohl was zu tun haben könnte :wink::P
    Also ich persönlich denke schon, das es was damit zu tun hat.

    Carl-Friedrich schrieb Dir:

    Zitat

    Jede erfolgreiche Abwehr stärkt Deine Widerstandskräfte. Du gewinnst halt an Routine und um so leichter wird die zukünftige Abwehr evt. Attacken, so meine bisherige Erfahrung.

    Das würde ich so aber nicht unterschreiben wollen :wink:
    Das Zauberwort gegen den Alk heißt Kapitulation und nicht Kampf.
    Und wieso stärke ich meine Widerstandskräfte, wenn ich mich in gefährliche Situationen begebe?
    Dann halte ich echt für Unsinn.
    Und ich halte ebenso wenig was von Konfrontationstherapien bei der Alkoholkrankheit.
    Woanders mag das sinnvoll sein, aber bei unserer Krankheit sehe ich das nicht so.
    Das ist für mich auch so, als ob WIR uns der trinkenden Gesellschaft anpassen müßten.
    Und somit in jeder Kneipe aushalten müssen, bei jedem Sektempfang dabeistehen müssen und pipapo... ohne das es uns was ausmachen darf.
    Ich glaub ja wohl, es hackt.
    Wie käme ich dazu ??
    Ich halte es für schlauer und auch sinnvoller, Gefahren aus dem Weg zu gehen.
    Oder wie hier schon oft geschrieben:
    Wir können dem Alkohol nicht überall aus dem Weg gehen, aber wir müssen ihm auch nicht entgegen gehen.
    Und das tue ich, wenn ich mich in trinkendes Umfeld begebe.

    Und dann komme ich auch nochmal zum Thema Veränderungen:

    Zitat

    Auf der Fahrt von meinem Vater nach Hause im Bus kam zum ersten Mal seit meinem Entschluss der Gedanke, sich was zu trinken zu besorgen.
    Sorgte für eine erhöhte Speichelproduktion.
    Lag vielleicht daran, dass das früher das übliche Ritual war, wenn ich von einem Familientreffen wieder nach Hause kam:
    Auf dem Nachhauseweg von Bahn und Bus mich einzudecken.

    Hier würde ich schauen, was könnte ich daran verändern?
    Muss ich mit diesem Bus fahren oder könnte ich da auch hinradeln oder sowas?
    Kann ich zu einer ganz anderen Uhrzeit fahren?
    Kann ich woanders lang fahren?
    Verstehst Du, wie ich das meine?
    Ich würde nicht dazu raten, sich immer wieder so einer Situation auszusetzen, um da irgendwann eine "Routine" zu bekommen,
    sondern ich würde versuchen, daran aktiv was zu ändern.
    "Tun muss man tun" :wink:
    Diese Situation war ja auch nur ein Beispiel... es wird noch weitere Situationen geben, nehme ich mal an :wink:
    Und da dann immer aushalten zu wollen, das kanns doch auch nicht sein, da ändere ich doch lieber selbst was.

    Und nochmal in Sachen "Widerstandskraft stärken" in solchen Situationen, um eine gewisse "Routine" zu erlangen.
    Dazu möchte ich mal entgegnen:
    "Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht." :wink:

    LG Sunshine

  • Da greift sunshine einen Begriff aus einem der auch von mir gelesenen Bücher auf, ich meine es müsste die Suchtfibel gewesen sein, nämlich den der Kapitulation. Der hat mich schon damals gestört, da ich ihn offensichtlich etwas anders verstehe. Kapituliere ich, setzte ich mich dem Stoff und der Krankheit völlig und bedingungslos aus. Dann kann sie mit mir machen, was er will, nämlich mich zum Weitersaufen veranlassen. Dabei will ich doch gerade dessen Gegenteil erreichen.

    Ich habe zum Thema Suchtdruck geantwortet. Kapituliere ich vor ihm, dann beuge ich mich ihm und fange wieder an zu konsumieren, so mein bescheidenes Verständnis dieses Begriffes.

    Aber das muss halt ein jeder für sich so auslegen, wie er möchte.

    Und dass Fahrten im ÖPNV eine Art Risikotest darstellen, halte ich für mich persönlich betrachtet, für eher fernliegend. Ein Bus ist keine Kneipe, kein Sektempfang und keine Brauereibesichtigung. Im Bus nähert man sich dem Alkohol nicht in riskanter Weise an. Löst er evt. Suchtdruck aus, kann man sich darauf vor Fahrtantritt mental einstellen und Gegenmaßnahmen ergreifen, z.B. eine Wasserflasche mitnehmen und trinken, ein Bonbon lutschen, in einen Apfel beißen ...

    Wer aber meint, er halte keine Fahrten mit Bus und Bahn aus, der muss halt in der Tat "umsatteln".


    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo Carl-Friedrich,

    das mit der Bus-Fahrt sollte ja nur ein Beispiel sein :wink:
    Ich wollte ja nur drauf hinweisen, das wir auch Dinge ändern können, wenn sie uns nicht gut tun oder sogar Suchtdruck auslösen.
    Und nicht aushalten, weil andere meinen, wir müssten das können.

    Zum Thema Bahn nur mal eine kurze Story von mir:
    Ich fuhr vor einigen Jahren mit der Bahn und was ist mir da passiert?
    Ich setzte mich Freitag Nachmittag in ein Abteil und danach setzten sich noch 4 jüngere Männer zu mir.
    Alle geschniegelt im Anzug und Aktenköfferchen.
    Kaum saßen sie, gingen die Aktenkoffer auf und darin hatte jeder einige Bierdosen :shock:
    Der eine riss auch gleich ne Dose auf, die überschäumte und mir auf die Hose und Schuhe lief.
    Er entschuldigte sich, aber ich hatte genug und setzte mich in ein anderes Abteil.
    Da denkst Du, Du bist aus dieser unangenhmen Situation raus, stinkst jetzt zwar nach Bier, aber is ja nicht mehr soo weit bis nach Hause.
    Fehlenzeige !
    Der Typ mir gegenüber hatte ne Aktentasche mit Bierpullen drin !!:shock:
    Und machte sich auch sogleich die erste Pulle auf.
    Da fällste aber echt vom Glauben ab ! :shock::roll:
    Ich war froh, als ich zuhause war... und für jemanden gerade frsich Abstinenten kann sowas durchaus eine Risikosituation sein.
    Für mich war das mal wieder eine dieser Situationen, die auch ich nicht voraussehen konnte, die aber passieren können.

    Zitat

    Ich habe zum Thema Suchtdruck geantwortet.
    Kapituliere ich vor ihm, dann beuge ich mich ihm und fange wieder an zu konsumieren,
    so mein bescheidenes Verständnis dieses Begriffes.

    Entschuldigung, das hatte ich wohl dann missverstanden :oops:
    Ja natürlich, vor dem Suchtdruck sollte man nicht kapitulieren, ist ja klar.
    Und hier muss man am Anfang wirklich manchmal auch geradezu gegenan kämpfen.
    Dafür wäre das Wort "kämpfen" dann vielleicht doch passend.
    Denn ergeben würde ja bedeuten, sich vom nächsten Kiosk ne Pulle Bier oder Schnaps zu holen.
    Alles klar, ich habe es jetzt verstanden, wie Du es meintest :wink:

    LG Sunshine

  • Guten Morgen!

    @Sunshine, @Carl-Friedrich

    Schön, dass ihr euch einigen konntet. :)

    Ich denke, dass unter trockenen Alkoholikern weitgehend Einigkeit herrscht. Nur beschreibt es jeder für sich anders, die verwendeten Begriffe sind nicht die gleichen.

    Was den Kampf betrifft:
    Ich glaube, wenn man jeden Tag und permanent kämpfen muss, dann läuft was falsch, dann ist man im Kopf den entscheidenden Schritt noch nicht gegangen.
    Aber in der speziellen Situation des Saufdrucks ist ein Kampf schon angebracht.
    Und je besser man gerüstet ist, um so kürzer wird der Kampf und um so glorreicher der Sieg. :)

    Was die von Sunshine beschriebene Zugsituation betrifft:
    Mein erster Gedanke war, klar, da würde ich mich auch wegsetzen.
    Dann musste ich mir ehrlich eingestehen, dass mir das wahrscheinlich gar nicht so leicht fallen würde.
    Die Aufmerksamkeit, die ich damit auf mich ziehen würde, wäre mir unangenehm.
    Klingt bekloppt, ist aber so.
    Aber auch diese Hemmungen will ich ja überwinden.
    Weshalb ich mir fest vornehme, mich in einer solchen Situation wie Sunshine zu entscheiden.


    Gestern hat mir ein Bekannter erzählt vom Film "Alki Alki" erzählt.
    Läuft seit kurzem im Kino, er fand ihn ganz gut.
    Hat ihn schon jemand gesehen?

    Wie ist das überhaupt:
    Seid ihr, auch wenn vielleicht schon viele Jahre trocken, immer noch an Filmen und Literatur zum Thema besonders interessiert?
    Sind z.B. Alk-Dokus im Fernsehen für euch Pflichttermine, quasi aus professionellem Interesse?

    Gruß Pancho

  • Guten Morgen Pancho,

    Danke für den Filmtip.

    Ich sehe mir Filme mit dem Thema Suchtproblematik gerne an und habe auch kein Problem, dass da zwangsläufig Alkohol oder Drogen konsumiert werden.

    Das löste und löst bei mir keinen Suchtdruck aus.

    Ist nur manchmal schwer andere Leute davon zu überzeugen, den Film auch sehen zu wollen. :)

    Nachdem meine Trockenheit ein paar Tage in´s Land gegangen war, konnte ich die Aussagen der Filme aus einem anderen Blickwinkel sehen.

    Als ich noch trank sah ich z.B. den Film "Leaving Las Vegas" oder "When a man loves a woman" ohne wirkliche innere, mich selbst betreffende, Beteiligung.

    Ich fand sie toll, sie hatten aber nichts mit mir zu tun. :roll:

    Inzwischen fühle ich intensiv mit den Protagonisten mit und Filme wie "Flight" oder "Smashed", hinterlassen bei mir das Gefühl von großem Unbehagen und Respekt dem Alkohol gegenüber und Dankbarkeit, dass ich es bis jetzt geschafft habe.

    Für mich sind Alkoholikerfilme kein Muss aber wenn ich die Möglichkeit habe sie zu sehen, dann sehe ich hin und finde mein ehemaliges "ICH" oder andere Menschen aus meiner Umgebung in ihnen wieder.

    Und obwohl ich nicht das Gefühl habe es nötig zu haben, denke ich trotzdem, dass sie mich unbewusst in meiner Trockenheit bestärken.

    Was die Situation im Zug betrifft,
    bzw. das Verlassen einer unguten Situation.

    Bestimmt kann die Überwindung der Angst dich gleich zweimal stärken, in deiner Trockenheit und der Unsicherheit anderen Menschen gegenüber.
    Gehört ja beides eng zusammen.

    Und die Belohnung für deinen Mut, wird Freiheit sein. :)

    Liebe Grüße

    Slowly

  • Hallo Pancho,

    Zitat von Pancho

    Inzwischen denke ich:
    Es hat damit zu tun, wie wichtig es einem ist, trocken zu bleiben, nicht mit "Besessenheit".
    Wenn ich die Nüchternheit für mich als unabdingbar für mein Leben begreife, wie viel wiegt da der Verzicht auf Ketchup?
    Wenn ich für mich darin eine Gefahr sehe, dann muss ich darauf verzichten, auch wenn sie noch so gering ist!
    Was nicht heißt, dass jeder darin eine Gefahr sehen muss.


    Meinen Glückwunsch zu dieser Erkenntnis, nach so kurzer Abstinenzzeit.
    Ich hatte unter anderem ein Erlebnis mit Ego Shootern. Immer wenn ich sie zu meiner Anfangszeit spielte, entstand extremer Saufdruck. Gespielt hatte ich vorher immer mit permanentem Alkoholkonsum. Als mir das bewusst wurde verzichtete ich für sehr viele Monate auf diese Spielart.
    Heute nach ein paar Jahren ist der Zusammenhang für mich nicht mehr erkenn- und fühlbar. Manches wird im Zusammenhang mit dem Alkohol im laufe der Zeit überschrieben. Das zählt für mich heute auch zu der Kapitulation vor dem Alk. Hätte ich damals anders gehandelt wäre es bis heute ein ständiger Kampf beim spielen geworden.

    Zitat

    Seid ihr, auch wenn vielleicht schon viele Jahre trocken, immer noch an Filmen und Literatur zum Thema besonders interessiert?
    Sind z.B. Alk-Dokus im Fernsehen für euch Pflichttermine, quasi aus professionellem Interesse?


    Deine erste Frage beantworte ich mit Ja. Besonders gute Filme interessieren mich. Ich erkenne darin oft, wie sehr ich in dieser Abwärts- Spirale gefangen war, ohne ausbrechen zu können.
    Pflichttermine sehe ich aber keinesfalls darin. Heute bin ich trocken und bestimme meine Freizeit völlig losgelöst von Zwangsmaßnahmen. Es ist mein Lohn für meinen bis jetzt gegangenen Weg.

    Lieben Gruß
    Nobby :wink:

  • Guten Morgen!

    Gestern brauchte ich mal eine Auszeit.
    Vom Forum und vom Thema überhaupt.
    Hab aber dann abends doch noch ein bisschen gelesen, und zwar im Thread von "kleiner schelm".

    Ist schon ein komisches Gefühl:
    Vieles von dem, was "kleiner schelm" schreibt, hab ich vor kurzem noch genau so gedacht.
    War teilweise wie ein Ausflug ins eigene Gehirn von vor drei Wochen.
    Und mir ist auch klar geworden, dass ich auch einfach ein bisschen Glück gehabt habe.
    Wenn ich z.B. an dem einen Tag nicht bei Google die Stichworte "Alkoholiker" und "Forum" eingegeben oder am Tag davor nicht ein langes Gespräch sowohl mit meiner Mutter als auch meinem Vater gehabt hätte, bei dem ich alles wieder versuchte zu relativieren, was mir dann erst am Tag danach bewusst wurde, wenn viele verschiedene Faktoren nicht zusammengetroffen wären, dann hätte es möglicherweise auch bei mir nicht "Klick" gemacht.

    Slowly

    "When a man loves a woman" und "Leaving Las Vegas" habe ich auch gesehen, allerdings vor langer Zeit.
    Wenn ich mich richtig erinnere, fand ich beide gut, aber auch zwiespältig.
    Ich kann mich auch erinnern, dass ich damals eine Phase hatte, in der der Gedanke daran, so zu enden wie der Protagonist aus "Leaving Las Vegas" für mich nichts beängstigendes hatte, sondern eher sogar etwas tröstliches.

    Kennst du "Der Trinker" mit Harald Juhnke?


    @Nobby

    Noch trinkend habe ich zuletzt immer stundenlang amerikanische Fernsehserien am Schreibtisch am Laptop geguckt.
    Und ich merke, dass ich das momentan gar nicht kann, weil ich nach kurzer Zeit unruhig werde.
    Das ist mit ein Grund, weshalb ich momentan auch immer noch sehr früh ins Bett gehe und dann im Bett noch lese.
    Das ist so eine Art Zuflucht für mich, da wird im Gehirn überhaupt nichts mit Alkohol verknüpft und das tut mir gut.
    Überhaupt fällt es mir momentan noch schwer, nach 16 oder 17 Uhr noch konzentriert was sinnvolles zu machen, weil zu der Zeit im Normalfall Trinkbeginn war und alles andere unwichtig.
    Aber auch das wird mit der Zeit vergehen, denke ich.
    Einerseits, weil ich mir Dinge suchen werde, mit denen ich diese Zeit ausfüllen kann (reale SHG, Sport, andere regelmäßige Veranstaltungen) und andererseits, wie du schreibst, manches im Gehirn überschrieben wird.

    Und wieder eine Frage an alle:

    Wie haltet ihr das mit euren Trockendaten?
    Ist das Datum des ersten Tages fest im Gehirn eingebrannt, wie der eigene Geburtstag? (ist ja immerhin wie ein zweiter Geburtstag)
    Wird der Jahrestag feierlich begangen?
    Stoßt ihr darauf an? :wink:
    Irgendwelche Rituale?
    Oder einfach nur ein kurzes, zufriedenes "Ach schön, wieder ein Jahr trocken!"

    Es ist ja auch ein bisschen ein zweischneidiges Schwert, oder?
    Wenn das trockene Leben normal sein soll, warum dann etwas feiern oder auf etwas stolz sein?

    Gruß Pancho

  • Ich kenn den Film mit Harald Juhnke und find ihn genial. Der Film war in der LZT in Leipzig Pflichtprogramm.

    Die "Trockendaten" hab ich im Kopf. Das trockene leben wird für Alkoholiker nie was Normales sein - denk ich mal - genauso wenig, wie Alkoholiker normal sind. :)

  • Ich weiß mein genaues Trockendatum gar nicht. Ich weiß nur daß es im Winter 2011/12 war. Ich hab nie groß Tage gezählt, wohl beeinflusst von den berühmten "24 Stunden".

    Wichtig waren und sind mir aber Jahreszeiten. Trockener Frühling, trockener Herbst und so - das war vor allem im ersten Jahr etwas sehr einschneidendes, und das ist heut auch noch so.

    Wenn man von Tag 1 an zählt und irgendwann wie aus der Pistole geschossen sagen kann "heut ist Tag 1756", und wenn das hilft und Kraft gibt, dann find ich das aber ebenso toll und super. Denn was heilt hat Recht.

    LG

  • Ich habe das Datum auch ganz fest im Kopf - es ist der 3. Geburtstag meiner Tochter. Etwas ganz besonderes, dass ich mir nie nie niemals mehr kaputt machen möchte. :!: Dieses Datum birgt eine ganz besondere Motivation in sich, die mich in schwierigen Momenten trägt. LG, Ina

  • Guten Morgen Pancho,

    ja, das kann ich gut nachvollziehen, dass das Ende von "Leaving Las Vegas" eine Art romantische Sehnsucht nach dem eigenen Lebensende hervorrufen kann.

    Ich fand es damals, ( ist auch lange her ) z.B. total klasse, dass sie ihm einen Flachmann zum Geburtstag schenkte, als Zeichen der Kapitulation vor seiner in den Tod führenden Alkoholkrankheit.

    Ich habe auch hier im Forum schon von vergleichbaren Schicksalen gelesen und inzwischen ist mir klar, dass das mit Romantik wenig zu tun hat.

    Ja, den Trinker kenne ich auch und da Harald Juhnke quasi sein eigenes Vergehen spielt, mit einer nicht zu überbietenden Authentizität, ist dieser Film meine No.1 unter den Trinkerfilmen schlechthin.

    Schön, dass du so regelmäßig hier schreibst.

    Zitat

    Gestern brauchte ich mal eine Auszeit.
    Vom Forum und vom Thema überhaupt.

    Spätestens nach drei Tagen gibt´s ne Suchmeldung ;) .

    Liebe Grüße

    Slowly

  • Slowly, trocken seit 2.5.2012 :), was ich jedesmal am Jahrestag ( ein wenig gerührt ) meinem Lieblingsmensch mitteile ( er war auch ein wichtiger Grund warum ich aufhören konnte ) , ein paar liebe Worte dafür kassiere und dann zur Tagesordnung übergehe. :)

  • Guten Morgen!

    Vielen Dank für die vielen Rückmeldungen!

    Mal sehen, ich wünsche mir sehr, in einem Jahr das Vergnügen zu haben, auf ein trockenes Jahr zurückblicken zu können.
    Aber für mich wird nicht der erste trockene Tag während des Entzugs das wichtige Datum sein, trockene Tage hatte ich ja auch schon vorher.
    Wenn ich mich an ein Datum erinnern werde, dann wird es der 9.11. sein, der Tag, an dem ich nicht nur körperlich, sondern auch geistig trocken wurde.

    Heute muss ich nun etwas tun, vor dem es mich sehr graust.
    Vor der Entgiftung hatte ich schon mehrere Wochen die Briefpost zwar gelesen, aber immer nur gestapelt.
    Nach der Entgiftung hab ich die Bearbeitung des Stapels auch erst mal verschoben, da war mir anderes wichtiger.
    So ist der Stapel noch weiter gewachsen.
    Jetzt muss ich ran, sind ja nur noch paar Tage bis zu meiner Abfahrt in die Rehaklinik.
    Die Steuererklärung hab ich Gott sei Dank schon irgendwann im September gemacht, das bleibt mir erspart, aber es ist noch genügend anderer unangenehmer Kram da.

    Gern würde ich jetzt wieder prokrastinieren und lieber weiter ununterbrochen bis heute abend hier ins Forum schreiben, nur um den Stapel nicht bearbeiten zu müssen, aber ich versuch jetzt mal, mir mit dem zu erwartenden guten Gefühl Mut zu machen, das mich nach getaner Arbeit erwartet.
    Auf geht's!

    Gruß Pancho

  • Guten Morgen!

    Gestern war ein beschissener, trauriger Tag.
    Die Perserkatze, die meine Tochter und ihr Freund erst vor ein paar Wochen als kleines Fellknäuel hier anbrachten, ist bei einem Unfall gestorben.
    Ist beim Spielen in großem Tempo gegen die Kommode gerannt, unter der
    sie sich normalerweise verkriecht, ein schmaler Spalt, den sie irgendwie
    verpasst hat.
    Ich bin kein Katzenliebhaber, aber dieses kleine Ding, dass einen so treuherzig mit großen Augen anguckte, hatte ich ins Herz geschlossen.

    Die Trauer, das in den Arm nehmen meiner Tochter, das Reden darüber: Das war nüchtern eine ganz neue Erfahrung.
    Eine gute Erfahrung, auch wenn sich das im Kontext blöd anhört.
    Ich kann das nur schwer beschreiben, aber es war irgendwie das Gefühl, ganz da zu sein, mit allen Sinnen.
    Es war nicht leichter nüchtern, das kann ich nicht behaupten, aber besser.

    Ich würde das gern besser beschreiben können, aber das gelingt mir grad nicht.

    Ich hab immer mit den Augen gerollt und gebrummelt, wenn ich wie ein Storch stakend durch die Wohnung lief, weil sie, zwischen meinen Beinen mitlaufend, keine andere Fortbewegungsart zuließ.
    Jetzt werde ich es vermissen.

    Gruß Pancho

  • Guten Morgen Pancho,

    wie traurig, dass eure kleine Katze nun nicht mehr um euch sein kann. :(

    Ich kann es gut nachempfinden, wie es ist erst zum Katzenglück "gezwungen" zu werden und sich dann doch zu verlieben.

    Ging mir genauso und auch wir mussten uns ziemlich schnell, wieder von einer der Geschwisterkatzen trennen.

    Ich hatte mir danach lange Vorwürfe gemacht, da ich ihn, immer wenn wir spazieren gegangen waren, ( ohne Leine natürlich ), abgewehrt hatte, wenn er wie ein Wilder, vor lauter Übermut, an mir hochgesprungen war.

    Irgendwie hatte ich Schi**. :)

    Hätte ich gewusst er lebt nicht mehr lange, dann hätte ich ihn springen lassen.

    Dieses Erlebnis und noch vielen andere, haben mir dann in den letzten drei trockenen Jahren dazu verholfen, dass ich nun so gut es geht nichts mehr "anbrennen" lasse. :)

    Dazu ist das Leben und sind die Lieben darin einfach zu kostbar.

    Hab´nen schönen Tag.

    Slwoly

  • Guten Morgen!

    Slowly :
    Zwischendurch mal vielen Dank fürs immer wieder Vorbeischauen und Kommentieren hier!

    Was mich momentan nervt:
    Dass die blöden Gedanken immer wieder kommen.
    Die mir weismachen wollen, dass es bestimmte Momente gibt, die ich ohne Alkohol nicht werde genießen können.
    Und vermehrt Einflüsterungen, dass ich akzeptieren muss, nicht dafür geschaffen zu sein, meinen Platz in dieser Gesellschaft zu finden und bevor ich nüchtern daran verzweifle, lieber Trost im Rausch zu suchen.

    Ich weiß, dass es Unsinn ist und ich kann ganz gut dagegen steuern, aber ich will sie gar nicht erst haben, die Gedanken.
    Sie sind lästig.

    Sie schleichen sich offenbar durch irgendwelche Türen ein, die noch nicht ganz zu sind.
    Ich bin mir aber sicher, alle Türen geschlossen zu haben!
    Und mehrfach verriegelt!

    Warum kann mein vorhandenes Bewusstsein, dass es Unsinn ist, dass es nicht funktioniert, dass ich es gar nicht will, diese Gedanken nicht aussperren?

    Ich bin sehr froh, dass mein nächster Schritt, die LZT, so nah und greifbar ist, auch wenn ich mir davon keine Wunder erwarte.

    Und was mich auch positiv stimmt:
    Dass die Gedanken nicht zu depressiven Verstimmungen führen oder zu Saufdruck.
    Ich habe in der Diskussion mit dem Suchtteufel oder wem auch immer die besseren Argumente auf meiner Seite und bis jetzt bleibt ihm nichts weiter übrig, als sich immer wieder beleidigt zurückzuziehen.

    Ich wünsche dem ganzen Forum einen schönen 1. Advent!

    Gruß Pancho

  • Hallo Pancho,

    ich wünsche dir auch einen schönen ersten Advent.

    Es tut mir leid, dass eure kleine Katze gestorben ist. Ich finde, du hast sehr nachvollziehbar darüber geschrieben, wie du die Trauer und auch das Trösten deiner Tochter jetzt (nüchtern!) erlebt hast.

    Zu den Gedanken, die immer mal kommen, kann ich bestätigen, dass es bei mir auch jetzt noch Veränderung gibt. Du scheinst mir (ähnlich wie ich es war und bin) recht ungeduldig mit dir selbst zu sein. Du hast dich erst vor kurzer Zeit vom Alkohol verabschiedet. Dass du solche Gedanken, die Alkoholsituationen irgendwie emotional positiv besetzen, jetzt bereits als Teil deiner Krankheit begreifen kannst, ist, wie ich finde, schon ein wichtiger Schritt.

    Die fortlaufende Beschäftigung mit dem Thema und der Austausch hat bei mir über die letzten beiden Jahre noch sehr viel bewegt, und das wird es bei dir sicherlich auch, wenn du dir die Chance gibst.

    Ich wünsch dir einen schönen Adventssonntag.
    Herzlichen Gruß
    Thalia

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