Sehe ich nur Gespenster?

  • Liebe Julchen,

    herzlich willkommen!

    Zitat

    ...für mich ist die Situation dennoch inakzeptabel.

    Das sagt ja schon was aus...

    Zitat

    Er meint ich bin bekloppt. Alles wäre völlig im Bereich der Norm und ich sei das Problem.

    Typisches Argument...

    Ob dein Partner Alkoholiker ist oder nicht kann ich nicht beurteilen. Das kann im Prinzip auch nur er selbst. Aber von den Trinkmengen und -frequenzen her und so findet da schon ein sehr missbräuchliches Verhalten statt.

    Du hast das Gefühl was unternehmen zu müssen. In welche Richtung geht denn das Gefühl? Hast du schon konkrete Vorstellungen oder ist es erst mal noch unsortiert?

    Zitat

    ich glaube im Vergleich mit anderen stehen wir noch ziemlich am Anfang,

    Der Vergleich mit anderen ist müßig. Wichtig ist, was du fühlst, was dich beschäftig bzw. unglücklich macht. Es ist gut, dass du deine Gefühle da ernst nimmst und nicht erst lange zauderst und was erträgst. Das ist eine gute Grundlage dafür, dass du auch Entschlüsse fassen kannst, egal in welche Richtung die gehen.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Julchen,

    vertrau einfach deinem Bauchgefühl. Gut für Dich, dass es noch funktioniert. Drohe ihm nur an, was Du wirklich durchziehen willst/kannst, denn sonst machst Du Dich unglaubwürdig.

    Du bist nicht bekloppt, siehst alles nur negativ oder missgönnst ihm irgendwas. Wie Aurora schon sagt, wer vergleicht, verliert. Du bist der Maßstab in Deinem Leben.

    Viel Kraft und Geduld.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Julchen,
    ich sehe keinen Leidensdruck bei Deinem Partner.
    Bisschen "Gemecker" und "Generve" von der Partnerin nehmen wir als nasse Alkoholiker in Kauf. Das juckt uns noch nicht wirklich.
    Und als nichts anderes empfinden wir das auch.
    Wir reagieren nicht mal auf Vorwürfe, Weinen, Drohen und was es sonst noch so alles gäbe.
    Dein Partner hat schon allein bei Ansprechen den Problems n Wutanfall bekommen.
    Würde so ein Mensch reagieren, der kein Problem mit dem Alk hat, sach ma ehrlich?

    Ich denke, Dein Empfinden ist völlig okay, Du siehst keine Gespenster, sondern die unangenehme Realität.
    Sicher sind wir hier keine Ärzte, aber Alkoholmissbrauch liegt wohl zumindest vor.
    Daraus entwickelt sich häufig eine Alkoholabhängigkeit.
    Ich tippe aber mal eher drauf, das Dein XY sich längst in der Suchtspirale befindet.
    Und ab dann geht es nur noch bergab.
    Das wird von allein nicht wieder besser.
    Aufwärts ginge es erst wieder, wenn er die Sucht stoppen könnte (und vor allem auch WOLLTE).

    Du hast hier schon einiges gelesen, dann weißt Du auch, wie das voraussichtlich weiter geht.
    Ein Leben mit einem Alkoholabhängigen, der sich in der nassen Phase seiner Krankheit befindet, ist auch für Angehörige ein Leid.
    Für den Betroffenen allerdings auch.
    Denn es ist nun mal eine Krankheit und Krankheiten sind selten lustig.

    Ich weiß, das mein Tipp nichts helfen wird, denn meist wird noch lange angewartet, bis endlich gehandelt wird.
    Ich gebe ihn trotzdem :wink:
    Ich würde die Alkoholproblemtik noch einmal ansprechen mit entsprechenden Hinweis darauf, das es noch eine Chance gäbe, wenn er sich professionelle Hilfe sucht.
    Ich gehe hierbei allerdings leider nicht von einer Einsicht aus, denn er meint ja, das noch alles im grünen Bereich ist.
    Von daher wird es wohl kaum eine positive Reaktion geben.
    Sollte das der Fall sein, kann ich Dir nur ganz dringend raten, die Beziehung so schnell wie möglich zu beenden.
    Es sei denn, Du möchtest noch viel Jahre lang leiden und im Endeffekt evtl. selbst psychosomatisch erkranken.

    Kein schöner Tipp, ich weiß... wo ihr gerade anfangt, etwas gemeinsames aufzubauen.
    Nur kann ein Trinker leider kein solides Fundament für auch nur irgendwas bieten :(

    Was mir noch auffällt: Du schreibst mehr über ihn als über Dich.
    Hier ist es im Grunde ganz egal, was und wieviel er trinkt.
    DU bist hier her gekommen, weil DU Hilfe möchtest, oder?
    Darum sollte es hier auch um DICH gehen und nicht um ihn.
    Ihm kannst Du sowieso nicht helfen, das sollte Dir klar sein. Aber Dir selbst kannst Du helfen !

    LG Sunshine

  • Hallo Julchen,

    Zitat

    Er ist eigentlich eine echte Intelligenzbestie und hat so ein gut funktionierendes Hirn

    das ist der Sucht so was von herzlich egal. Es trifft den Prof. Dr. Dr. wie den ohne Abschluss und Ausbildung gleicher Maßen und alles was dazwischen liegt ebenfalls.

    Du kannst die Sucht als Nicht-Süchtiger nicht verstehen. Ich hab das irgendwann einfach akzeptiert und hatte damit viel Platz in meinem Gedankenkarussell geschaffen.

    Sunshine kennt die Sucht aus eigenem Erleben und die Gedanken, die sie zur Reaktion deines Partners geschrieben hat, sind mir auch durch den Kopf geschossen, da ich das ähnlich erlebt habe. Es hat sich bei ihm erst was getan, als ich ausgezogen bin und Nägel mit Köpfen gemacht habe.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld für Deinen Weg.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Liebes Julchen,

    Zitat

    Er ist eigentlich eine echte Intelligenzbestie und hat so ein gut funktionierendes Hirn

    Sucht hat mit Logik und Verstand oder Intelligenz so gar nichts zu tun.
    Ich kannte einen brillianten Denker und einen anderen Menschen mit unglaublich schneller Auffassungsgabe, die dem Alkohol verfielen.
    Ich möchte Dir lieber nicht näher beschreiben, was aus ihnen geworden ist.
    Sie haben den Absprung nicht geschafft.
    Es fing so harmlos an, erst mit Partys, viele "lustige" Beisammensein, immer mit Alktrinken verbunden... irgendwann wurde auch schon vormittags gebechert. etc.pp.
    Ich war mehrmals dabei... habe auch mitgemacht.
    Heute ist bei den beiden besagten Personen leider nichts mehr von der Intelligenz zu spüren, es ist zum heulen ! :(
    Ein Dritter, den ich noch aus der Schulzeit kannte, und dem ich auch eine hohe Intelligenz zuschrieb, ist mittlerweile gestorben.
    Er war am Ende schizophren und ein körperliches Wrack, und die letzten Jahre hat er zum größten Teil in der Geschlossenen Psychiatrie verbracht.

    Zitat

    Ich werde heute Abend nochmal mit ihm sprechen...


    Ja, das mache mal. Er sollte dabei aber halbwegs nüchtern sein.
    Denn wirklich nüchtern ist man ja erst, wenn man mal 7-10 Tage gar keinen Alk getrunken hat, eher nicht.
    Der Alk ist noch lange im Körper, wenn auch nicht mehr akut im Blut messbar.
    Versuche Dein Glück...ich drücke Dir die Daumen !

    Drohe aber keine Konsequenzen an, die Du im Endeffekt nicht halten kannst.
    Denn damit machst Du Dich sehr unglaubwürdig.
    Alkoholiker springen auf sowas gut an, dann wissen wir ja insgeheim dann, das der andere nur redet und nicht handelt.
    Und meist kann man sich darauf sehr gut verlassen. Und weiter saufen.
    Oder, wenn noch möglich, trinkt man dann mal 2-3 Tage nichts (oder meist heimlich weiter), bis sich die Wogen wieder etwas geglättet haben.
    Und dann heißt es wieder "Hoch die Tassen" :?

    Und last but not least... Alkoholiker wollen normalerweise nicht vorsätzlich den Partner kränken
    (im wahrsten Sinne des Wortes, merke ich gerade, wir wollen ja nicht den anderen mit-krank) machen.
    Es ist vor allem die Sucht, die uns so rücksichtslos handeln lässt.
    (Ausnahmen bestätigen allerdings auch hier die Regel :? )
    Sein Trinken hat also nichts mit Dir zu tun.
    Wenn er abhängig trinkt, dann kann er nicht mehr anders.
    Und benötigt ärztliche und weitere Hilfe.

    LG Sunshine

  • Hallo und herzlich willkommen hier Julchen :)

    Zitat

    Dein Partner hat schon allein bei Ansprechen den Problems n Wutanfall bekommen.
    Würde so ein Mensch reagieren, der kein Problem mit dem Alk hat, sach ma ehrlich?


    hab genau dasselbe gedacht, als ich das mit der fernbedienung las, sorry.

    und ja, auch mein XY ist superintelligent, und auch bei uns fing es traumhaft an. "Die Liebe meines Lebens" anders kann ich es nicht beschreiben, und nachdem ich ihn auch mehrfach darauf hingewiesen habe, dass er ein Problem mit dem Alk hat, und ich mich zurückziehe, wenn er nichts ändert, hab ich nichts mehr von ihm gehört.
    war wohl nix mit "grosser Liebe, Seelenverwandter usw...)

    Er hat nur eine grosse Liebe, dass ist seine Sucht...muss ich mit leben...tat und tut noch immer sehr weh, aber wird täglich besser :)

    Kümmere Dich um DICH...er wird es nicht tun...

    Es ist nicht wichtig, wie schön die Worte klingen, sondern wie ehrllich sie sind...

  • Hallo!

    Ich bin von der anderen, der kranken Seite.

    In dem Alter deines Partners habe ich meine Alkoholkarriere begonnen. Auch die Trinkmengen und die Anzahl der "freien" Tage kommen mir da sehr bekannt vor.

    Es ist so, als hieltest Du mir einen Spiegel vor.

    Leider war ich damals nicht in der Lage, mein Problem zu erkennen und nach dieser Erkenntnis zu handeln.

    Das entwickelte sich dann kontinuierlich zu einem rund 20-jährigen "Suff", unterbrochen von ein paar abstinenten Wochen pro Jahr, um mir selbst vorzumachen, ich hätte kein Problem. Ganz zum Schluss klappten nicht einmal ein paar abstinente Tage. Warum? Weil ich ein chronisch abhängiger Alkoholiker geworden bin. Auch die konsumierten Mengen stiegen selbstverständlich an.

    Von meiner leidenden Frau angesprochen, reagierte ich auch " sehr ungehalten", auch wenn keine Fernbedienungen o.ä darunter zu Bruch gingen. Erst als sie mir klar machte: Familie oder Suff und mich bei der Suchtberatung anmeldete und gleichzeitig nach einer Wohnung für sich Ausschau hielt, machte es bei mir Klick im Kopf, zumal ich in dieser Phase selbst die alkoholfreien Tage nicht mehr hinbekam.


    Ich bezweifele aufgrund meiner vita und dem was ich von anderen Kranken mitbekommen habe, dass ein Partner von sich aus freien Stücken plötzlich zu einem "Normalo" mutiert. So etwas kann vorkommen, ist aber leider nicht die Regel, also nicht sonderlich wahrscheinlich. Der Anstoß zu einer Verhaltensänderung kommt häufig von außen wie der Familie, dem Arbeitgeber, der Führerscheinstelle, dem Arzt auf der Intensivstation ....


    Sofern bei deinem Freund noch kein abhängiger, sondern nur ein riskanter Konsum vorliegt, könnte für ihn auch das sog. Kontrollierte Trinken eine Möglichkeit sein. Für einen Mann liegt der noch ungefährliche Konsum bei maximal 5-6 Flaschen Bier (0,5l) die Woche. Das nur mal so als Maßeinheit. Damit kommt dein Freund heute nicht mal 2 Abende hin.

    Mein Rat: Wende dich an die Suchtberatung und geh mit ihm dort hin. Will er nicht, dann musst Du dich entscheiden, wohin deine Reise gehen soll.

    Und was die angesprochene Intelligenz anbelangt, die lässt bei dem geschilderten Konsumverhalten mit der Zeit stetig nach. Oder anders gesagt, man verblödet. Als Ausgleich dafür nehmen bei vielen Kranken die aggressiven Verhaltensweisen und Ausfälle zu.

    Der Alkohol verändert den Charakter eines Menschen, genauer: Er zerstört ihn.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Julchen,

    ich kann nicht beurteilen ob dein Partner Alkoholiker ist oder nicht.

    Wenn er es nicht wäre würde er aber nicht so viel saufen, er weiss doch dass es dich stört.

    Lass dich nicht von ihm vera....., wir Alkoholiker versprechen viel wenn wir noch trinken.

    Zum kontrollierten Trinken kann ich nur sagen, Alkoholiker können es nicht mehr und wir diskutieren es auch nicht :!:

    Ich habe ca. 20 Jahre gesoffen, ab einem bestimmten Punkt wurde die Menge immer mehr.

    Hätte ich kontrolliert trinken können hätte ich es gemacht, es ging aber nicht.

    LG Martin

  • Hallo Julchen!

    Danke der Nachfrage. Bei mir ist wieder alles im Lot. Ich hatte Riesenglück. Die Familie hat mich gestützt, da sie merkte, dass es mir mit dem Ausstieg Ernst war. Allerdings war ich auch an einem Punkt, dass ich merkte, ich schaffe es nicht mehr alleine, von der Pulle loszukommen. Ich musste jeden Tag trinken.

    Gesundheitlich habe ich auch keine Schäden davon getragen. Das ist aber nicht bei jedem, der den Weg der Abstinenz beschreitet, der Fall. Ich kenne mehrere Fälle der Polyneuropathie, zum Teil gepaart mit einem Tremor der Gliedmaßen z.B. der Hände. Ich habe einen Handwerker kennengelernt, der heute kaum einen Schraubenzieher gescheit halten, geschweige denn feinmechanisch mit ihm arbeiten kann.

    Was das Gehirn anbelangt, kann auch das durch zahlreiche Vollräusche massivst geschädigt werden. Das Endstadium nennt sich dann Korsakow-Syndrom, letztlich ein Zustand schwerster Demenz. Der Betroffene ist dann ein schwerer Pflegefall.

    Diese Zustände sind irreversibel.

    Abschließen möchte ich mit dem Rat, ihn zu unterstützen, falls er sich insoweit einsichtig zeigt und sein Problem in den Griff bekommen will. Du als "Angehörige" kannst ja erst mal allein bei der Suchtberatung "vorfühlen". Auch meine Familie war dort, ohne dass ich davon wusste. Mir hat dieses Engagement der Familie sehr geholfen. Genau so kannst Du ihm vorschlagen, gemeinsam mit ihm dort hin zu gehen.

    Ich bin mal gespannt, wie Du weiter vorgehst. Vielleicht kannst Du mit diesen Zeilen aus meinem Leben was anfangen.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo!

    Die meisten sog. alkoholfreien Biere sind in Wirklichkeit alkoholarme Biere mit einem Alkoholgehalt von max. 0,49 %.

    Mein ehemaliger Therapeut sagte stets: "Alles was aussieht wie Alkohol, riecht wie Alkohol und schmeckt wie Alkohol ist tabu."

    Die Gefahr besteht darin, dass die Brühe nun wirklich nur eine Art Ersatzstoff ist. Richtig schmecken tut sie jedenfalls nicht, zumindest nicht einem ehemals leidenschaftlichen Biertrinker, zu denen ich gehöre.

    Irgendwann kommt er an den Punkt: "Jetzt trinke ich mal wieder ein richtiges und gescheites und nicht so 'ne ekelige Plörre." So ging es mir mehrfach, als ich noch mit diesem Ersatzstoff herumhantierte. Nach ein paar Tagen bin ich stets wieder auf das Original umgestiegen.

    Daher rate ich von alkoholarmen bzw. wirklich alkoholfreinen Varianten (Aufschrift 0,0%) stets ab.

    Zumindest scheint dein Freund zögerlich, wenn auch nicht ganz freiwillig, in die richtige Richtung zu schauen. Lass ihm ruhig seine alkoholarmen Bierchen bis zum Besuch der Suchtberatung.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Julchen.

    Du fragst Dich:

    Zitat von Julchen2017

    Wenn ich abhängig bin und meine größte Schwäche des Bier ist. Ist so dann das richtige auf alkoholfreies Bier umzusteigen? :?

    Alkoholismus findet "im Kopf" statt und vorübergehend wird dann halt auf das sogenannte alkoholfreie Bier umgestiegen, aber nicht ohne das "Bild" aus den Augen zu verlieren.
    Früher oder später kippt das Ganze und man stellt den gewohnten Zustand wieder her. Ich kenne keinen Alkoholiker, der langfristig bei dieser Lösung geblieben ist (hatte aktuell so einen Fall in meiner Gruppe).

    Stoffel

  • Liebes Julchen,
    bist du ich? :wink:
    Wenn ich deine Zeilen lese, kommt es mir vor wie eine Reise in meine nahe Vergangenheit. Die lieben Bier(-chen), das verdiente Feierabendbier, der murrende Umstieg auf Alkoholfrei, nur mir zuliebe. Und dann bald heimliches trinken, Lügen, Schuldgefühle.

    Sunshine und Carl Friedrich haben dir eigentlich schon das wichtigste geschrieben. Oft sind die Worte, die am meisten weh tun die, die der Wahrheit am nächsten kommen.

    Zitat

    "ja, mache ich. Hab ja eh keine Wahl. Kann ich jetzt den Fernseher anschalten?"


    Das kommt mir so bekannt vor. Bei meinem ersten ernsthaften Versuch XY die Augen zu öffnen sagte er abschließend: Können wir das Thema jetzt beenden?
    Was sich bei mir im folgenden Jahr anschloss, war ein Wechselbad der Gefühle. Viele Gespräche, eine kurze Trennung meinerseits, belabern lassen, zusammenziehen.. was soll ich sagen. Schlussendlich habe ich den Absprung geschafft, aber das war alles andere als leicht.

    Meiner Meinung nach ist dieses loslösen vom Alkoholkranken Partner ein stetiger Prozess, der durch die vielen kleinen (und großen) Enttäuschungen reift. Tausch dich hier weiter aus, mir hat das sehr geholfen. Und lass dir von deinem Partner nicht eine Wahrnehmungen zerreden, beziehungsweise zieh dir nicht den Selbstzweifel-Schuh an. Denn der hemmt dich nur klar zu sehen. Achte auf dich selbst, wie es dir geht und was seine Handlungen mit dir machen. Am Ende kann man nur für sich selbst aktiv werden, nicht den Partner verändern.

    Ich wünsche dir viel Kraft,
    Liebe Grüße, Grethe

  • hallo Julchen,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Alkoholfreies Bier ist Augenwischerei in erster Linie für dich. Wenn du willst eine Art der Ruhigstellung für dich.
    Nichts ist nervender für einen nassen Alkoholker als eine CO, die ihn dauern beobachtet.
    Du kannst auch ohne ihn Urlaub machen, mittlerweile kann ich das wieder geniessen.
    Hast du eine Idee, was dir gut tun könnte?
    Was kannst du tun, um aus dieser Beobachtungsschleife heraus zukommen ?
    d
    Das macht dich in hohem Maße abhängig von ihm, seinen Launen und seiner Trinkmenge.
    Denn nur dann, wenn du scheinbar zufrieden sein kannst, hast du den Eindruck, es gehe dir auch besser.
    Dasbei rutscht du immer tiefer in den Kreislauf,, und die Kontrollmechanismen verschärfen sich weiter.
    ich kenne es alles aus eigenem Erleben und kann dir nur empfehlen, tu etwas für dich.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Zitat von Julchen2017

    Wenn Besuch kommt oder abendliche Anlässe anstehen gerne mehr (6 bis 10 gr. Bier oder Weinschorlen). Diese trinkt er mit hohem Tempo. Anschließend wird er erst kontaktfreudig, später Diskussions- und streitfreudig (mit Personen, die ihm nahestehen).

    Das klingt mir sehr vertraut, vor allem das Alter, die finanzielle Unabhängigkeit, ein gesicherter Status also, kein Grund zur Besorgnis.

    Scheinbar.

    Man liest oft, dass der Betroffene schließlich (noch) nicht handgreiflich geworden ist und somit alles im Rahmen wäre. Das kann sich aber schnell ändern und ist meiner Meinung auch nicht zwangsläufig eine Frage des Charakters. In meinem "Endstadium" der Trunkenheit (Quartalstrinker) konnte ich vor einem Besäufnis nicht mehr sagen, was passieren wird. Manchmal reichte die kleinste Provokation zur Eskalation, manchmal passierte gar nichts. Dies wurde aber in jedem Jahr schlimmer und ist rückblickend betrachtet nur dem Alkoholmissbrauch zuzuschreiben.

    Diese möglicherweise drohende Unberechenbarkeit solltest du berücksichtigen, wenn du erst am Anfang dieser Beziehung stehst.

  • Servus Julchen,

    erstmal schön, dass du den Weg ins Forum geschafft hast, ist doch
    ein Zeichen, dass du deine Sorgen nicht mehr unter den
    Teppich kehren willst und die Bereitschaft besteht für Veränderung.

    Kurz zu mir: Ich war viele Jahre mit einem hochintelligenten, gutsituierten
    Alkoholiker liiert. Interessant finde ich, dass mein Freund bis zu seinem
    Lebensende, niemals zugeben konnte, doch Alkoholiker zu sein, dass
    obwohl seine Befunde, alle Ärzte ihn drauf hingewiesen haben.
    Zu guter Letzt, habe ich selbst auch schon ganz gerne, dass eine oder
    andere Glaserl Wein oder Bier mit konsumiert.

    Aus meiner Sicht, würde ich sagen, dass wenn dein Freund zwischendurch
    auf nur alkoholfreies Bier umsteigen kann, ist es schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Vorausgesetzt, dass es im gelingt, damit von seinem
    hohen, missbräuchlichen Konsum runter zu kommen.

    Klar hat das auch was mit der Einstellung zu tun, was man sich von dem
    "Limo" erwartet. Viele Rennradfahrer z.B. trinken nach dem Sport
    gerne ein Alkoholfreies, hat eine isotonische Wirkung und wenige
    Kalorien.

    Allerdings wenn dein Partner schon abhängig ist, vielleicht weil er den
    Rausch zum runterkommen braucht, Stress hat, Schulden, sich
    vielleicht schon ausgebrannt fühlt und es nicht wahrhaben will, etc.pp
    dann gäbe es auch noch die Möglichkeit, sich mit Hilfe eines
    guten Therapeuten, sich von den Belastungen mal zu verabschieden. Dies hat auch einen recht positiven Effekt auf sein
    Missbrauchsverhalten.
    (auch Altlasten wie Liebeskummer, Trennungen können Auslöser
    sein,...)

    Und dennoch, was ist dein Part in dieser Angelegenheit, denn seine Probleme kannst ihm ja schlecht abnehmen?

    Auf alle Fälle ist es schon mal gut, dass du über eure Situation
    reden kannst. Und zu Reden ist Goldes Wert. Noch besser wär`s für
    dich, wennst mit einer "Suchtberatungsstelle" Kontakt
    aufnimmst. Die bieten auch regelmäßige Gespräche an. Ist wie
    beim Scheidungsanwalt, es kommen alle Fakten auf den Tisch, damit
    du eine für dich richtige Entscheidung treffen kannst.

    So wünsche dir jetzt nur Mut und viel Glück
    auf dem Weg!

    Emma

  • Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, Du musst für dich sorgen.

    Nur so als info: die WHO hat als "grenzwerte" für verträgliches Trinken angesetzt:

    24g Alkohol am Tag für Männer an maximal 5 Tagen die Woche (das hieße 1x0,5er Bier an maximal 5 Tagen die Woche)

    Quelle: kenn-dein-limit

    Nach meinem Therapeuten fängt bei mehr nachweißlich (bei weniger in vielen Fällen auch) sich die Gehirnchemie an unumkehrbar zu verändern, man wird süchtig.

    Und an dem Punkt, kann man einem Alkoholiker mit noch soviel Argumenten kommen wie man will, er sieht es einfach nicht ...

    Alles darüber hinaus ist riskanter Konsum, die klare Empfehlung aber auch: kompletter Verzicht kommt am gesündesten.


    Das hilft dir wenig (ausser vielleicht ein zu schätzen dass dein Gefühl dich höchstwahrscheinlich nicht trügt) das weiss ich.

    Du musst für dich Sorgen, jemand andres machts nicht ... und Ihm kannst du nicht helfen.

    Klassische Anlaufstellen für dich: Selbsthilfegruppen, Suchtberatung, Frauenhäuser. Dort arbeiten Menschen die dir Helfen können dir selbst zu helfen, dir zu zeigen wie du etwas Klarheit gewinnen kannst und für dich die richtige Entscheidung zu treffen.

    Train to survive

    survive to train

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