Fragen an einen Alkoholiker

  • Zitat

    Liebes Sunshinele


    :shock::lol::lol::lol:

    Zitat

    mit streng meinte ich die in dem Forum angelesene harte und klare Kante gegenüber all Jenen, die Alkohol konsumieren.

    Meinst Du die Grundbausteine, in denen es um das alkoholfreie Umfeld geht?
    Falls das gemeint ist, das wir uns da besser abgrenzen sollten, so dient das nur dem Selbstschutz.
    Es ist gerade für frisch abstinent lebende Menschen nicht leicht, trocken zu bleiben, wenn die Leute ringsum Alk konsumieren.
    Das hat nichts damit zu tun, das wir diese Menschen verdammen dafür, also ich tue das nicht und tat es auch nie.
    Es hat nur damit zu tun, das wir uns vor einem Rückfall schützen wollen und der geschieht eben aus Erfahrung sehr viel schneller im "nassen Umfeld".

    Zitat

    Mir fällt halt auf, dass es wohl für einen Ex- Alkoholiker besser ist, sich komplett auszuklinken und jedweden Alkohol,schlecht zunreden. Ist das der Ansatz?

    Nein, das ist nicht der Ansatz :wink:
    Sich vom saufenden Umfeld auszuklinken ist der Ansatz.
    Aber sicher nicht, sich aus der Gesellschaft auszuklinken.
    Wir sind doch alle soziale Wesen und brauchen Kontakt zu anderen Menschen, da bilden wir trockenen Alkoholiker doch keine Ausnahme :)
    Ich rate dazu, sich (nach und nach) einen trockenen Freundeskreis aufzubauen, bzw. mit Menschen, die in der eigenen Gegenwart keinen Alk konsumieren müssen.
    Ist der andere kein Alkoholiker, dürfte das doch kein Problem sein.
    Es ist ja nicht so, das alle Menschen rund um die Uhr Alkohol konsumieren müssen. :wink:

    Alkohol schlecht reden... hm, also ich sehe das eher ganz sachlich.
    Alkohol ist ein stark wirkendes Nervengift, von dem ich abhängig geworden bin.
    Eine chemische Droge halt.
    Er ist weder der Teufel in Person noch die Pforte zur Glücksseligkeit.

    LG Sunshine

  • Hallo zusammen!

    Wir trockenen Alkoholiker brauchen uns den Alkohol nicht schlecht zu reden.

    Denn wir wissen, was er mit uns angestellt hat. Bzw. wir uns angetan haben!

    Es ist ein Nervengift, das man in nassen Zeiten in Unmengen braucht!

    Und je mehr man trinkt, umso schlimmer ist/wird es.

    Ich für meinen Teil habe akzeptiert, dass ich nicht mit Alkohol umgehen kann.
    Denn ich kann einfach nicht aufhören, wenn ich angefangen habe!

    Und das habe ich verinnerlicht. Aber deswegen verurteile ich nicht die anderen,
    die es in der Tat schaffen, nur 1 Drink zu sich zu nehmen. Mir war das nie möglich...

    Deswegen muss ich mich selbst schützen, und vermeide noch heute Situationen,
    in denen viel getrunken wird.

    Und ich klinke mich nicht überall komplett aus, denn auf normalen (Geburtstags) Feiern
    ist es mir egal, wer da was konsumiert! Solange alles im Rahmen bleibt ist das völlig ok für mich!

    LG Elly

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Maskottchen

    Zitat

    Warum müssen alle Ex-Alkoholiker so streng mit all den anderen Wein/Bier/Sekt usw. Trinkenden umgehen?


    und

    Zitat

    mit streng meinte ich die in dem Forum angelesene harte und klare Kante gegenüber all Jenen, die Alkohol konsumieren.

    1. es gibt keine EX Alkoholiker. Das bleibt man ob nass oder trocken.

    Nun ist das Forum ein Alkoholkerforum was dazu dient ein nüchternes Leben zu erlernen und nicht über ein Trinkverhalten zu diskutieren. Das kann schon mal den Eindruck erwecken, das die noch Trinkenden schlecht geredet wird. Ist aber nicht so. Nun gehe ja auch nicht zum Bäcker und diskutiere über ein Ring Fleischwurst. (mal überspitzt gesagt)

    Mir ist es auch egal ob jemand Alkohol trinkt, es es braucht, er abhängig ist. Solange er es nicht in meiner unmittelbaren Nähe macht passt das.

    Alkoholiker wirst du nicht von heute auf morgen, sowie sich auch keine Abstinenz von heute auf morgen einstellt. Allein der Wille zur Abstinenz reicht da nicht aus. Da sind gewisse Schutzmaßnahmen von Nöten nicht wieder rückfällig zu werden.

    Komischerweise erklären mir außerhalb des Forums viele Menschen ihr Trinkverhalten wenn ich von meiner Sucht erzähle. Warum machen die das denn wenn Alkohol einem nichts ausmacht ?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Moin Maskottchen,

    ich bin alkoholkrank, diese Krankheit ist unheilbar, ich kann sie stoppen, indem ich keinen Alkohol mehr trinke. Das erste Glas kann mich töten, also schütze ich mich davor, dieses Glas zu trinken

    Ich werde im Alltag immer wieder mit Alkohol konfrontiert, es gibt ihn, ich akzeptiere, dass es ihn gibt, er gehört zu unserer Gesellschaft, wer ihn will, ihn braucht, möge ihn trinken. Ich muss nicht mehr trinken, mir tut er nichts mehr. Mein Kopf, meine Haltung, mein Leben ist alkoholfrei. Nur das kann ich wirklich beeinflussen.

    Für mich ist das ein herrlich freies Leben, seit nun fast 10 Jahren.

    LG PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Also ich weiss nicht, wie nahe ich am Tod vorbeigeschrammt bin, oder an bleibenden Schäden, welche mir das tägliche Leben schwer machen... aber bei etwa 2 Flaschen Weisswein pro Tag war ich wohl nicht weit davon entfernt... (hab aber keine Ahnung wieviel es verträgt)
    Gestern, als ich das Bier im Keller weggeschüttet habe, weil ich ein alkoholfreies zu Hause haben möchte, dachte ich erst: warum bringst das nicht in die Bandprobe, die sollen das dann mitnehmen... aber irgendwie...naja... ich entschied dann für mich: Eigentlich frevelhaft, andere Leute absichtlich zu vergiften. Wenn ich schon diese Einstellung haben möchte, und ich verinnerliche mir diese jetzt täglich, dann muss ich das auch zu Ende denken... die sollen machen was sie wollen, aber ich tu's weder unterstützen noch schönreden.. denn es IST ein Nervengift, und es macht die ganze Gesellschaft irgendwie krank (und gleichgültig / gefügig). Diese beinahe "militante" Haltung von trockenen Alki's ist sicher Selbstschutz, bei mir jedenfalls (auch). Heute ist zwar erst Tag 5 angebrochen, aber der Weg wird immer klarer...

  • Hallo,

    Zitat von Hartmut


    Komischerweise erklären mir außerhalb des Forums viele Menschen ihr Trinkverhalten wenn ich von meiner Sucht erzähle. Warum machen die das denn wenn Alkohol einem nichts ausmacht ?

    Das ist mir auch schon aufgefallen. Wenn ich von der Alkoholsucht meine XY erzähle, dann reagieren sehr viele Menschen so darauf, dass sie ihr eigenes Trinkverhalten rechtfertigen ... da denk ich dann schon: Ok, der oder die hat auch ein etwas brenzliges Verhältnis zu Alkohol. Es gibt nämlich auch solche, die das gar nicht tun und das sind meist die, die wirklich einfach keinerlei Probleme haben – nichts trinken oder sehr wenig und harmlos.

    Ich habe auch eine Frage: Ein Alkoholiker legt ja mehr süchtiges Verhalten an den Tag, als Alkohol zu trinken. Das verschwindet nicht, wenn der Alkohol weg gelassen wird. Ich fand es immer sehr schwierig das auseinander zu halten: Was ist Charakter, was ist Teil der Krankheit? Besonders, wenn man den Menschen nur in süchtig kennt. Oder wird das „kranke“ Verhalten irgendwann Teil des Charakters? Letztendlich ist es für den Umgang mit dem Menschen vermutlich egal ob es Teil der Krankheit oder ein Charakterzug ist, aber ich hab da so eine kleine Wissenschaftlerin in mir ...

    Wie war das bei Euch als ihr angefangen habt abstinent zu leben und trocken wurdet? Was hat sich noch verändert?

    Liebe Grüße, Aiko

    *** Verliebe dich in deine Würde ***

  • Hallo Aiko,

    Zitat

    Wie war das bei Euch als ihr angefangen habt abstinent zu leben und trocken wurdet? Was hat sich noch verändert?


    nun wird ja der Charakter in die Wiege gelegt und prägt sich durch Erziehung und Umwelt. Wenn dann noch die Sucht dazu kommt wird dieser Charakter untergeordnet und die Sucht übernimmt dann die Vorherrschaft. Bei mir war das Wesen auch verändert, kehrt aber mit der Zeit der trocken seins zum ursprünglichen Charakter zurück.


    Zitat

    Ein Alkoholiker legt ja mehr süchtiges Verhalten an den Tag, als Alkohol zu trinken. Das verschwindet nicht, wenn der Alkohol weg gelassen wird.

    Versteh ich nicht ganz. Sucht ist Sucht. Oder meinst du da irgendwelche Unterteilungen?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich habe auch eine Frage...möchte aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich damit nicht alle Alkoholiker über einen Kamm scheren möchte!!!

    Was empfindet ein nasser Alkoholiker, wenn die Ehefrau (die er vor nicht allzu langer Zeit geheiratet hat und der er immer wieder beteuert, sie zu lieben) weinend und völlig verzweifelt vor ihm steht und ihn innständig bittet, sich Hilfe zu holen. Wenn sie ihm sagt, dass die Familie daran kaputt geht, wenn sie ihm sagt, dass sie sich nichts sehnlicher wünscht, als ein entspanntes und fröhliches Leben mit ihm zu führen?

    Was kommt da beim Alkoholiker an, was empfindet er?

    Gruß

  • Hallo Elahase,

    Zitat

    Was kommt da beim Alkoholiker an, was empfindet er?

    Das er es verstehen kann und es ihm auch leid tut.

    Wird aber, wenn er sich nicht als Alkoholiker sieht, jedoch einer ist, alles im Rahmen seiner suchtkranken Möglichkeiten versuchen den Partner zu beschwichtigen, zu beschönigen, zu beteuern das er sich einschränken kann aber im Hinterkopf schon Auswege sucht sein Saufen nicht zu verlieren.

    Die Erkenntnis muss vom Alkoholiker kommen . Der Partner kann zwar mit Ankündigungen von Ultimaten und bei Nichteinhalten diese auch umsetzen, damit dann der Alkoholiker die Erkenntnis erlangt. Jedoch wenn er davon nicht überzeugt ist oder sich auch noch nicht soweit sieht ist es ein Fass ohne Boden.

    Die Krankheit lässt wenig Spielraum für das Verstehen, welches Ausmaß es auf die Familie hat.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Liebe Aiko,

    Zitat

    Was ist Charakter, was ist Teil der Krankheit? Besonders, wenn man den Menschen nur in süchtig kennt. Oder wird das „kranke“ Verhalten irgendwann Teil des Charakters? Letztendlich ist es für den Umgang mit dem Menschen vermutlich egal ob es Teil der Krankheit oder ein Charakterzug ist, aber ich hab da so eine kleine Wissenschaftlerin in mir ...

    Hmmm, ich denke, da gibt es viele Variationen.
    Ich kannte mal einen trockenen Alkoholiker, der munter weiter mit den alten Mechanismen lebte und so andere Menschen manipulierte.
    Der mir mal ausdrücklich sagte, er suche sich lieber wieder ne CO, weil die leichter händelbar sind und nich so viel Widerworte haben :shock:
    Und der meinte das komplett ernst !
    Also legt nicht jeder so ein Verhalten ab, nur weil er trocken wird.
    Ein anderer, selbstreflektierterer Mensch wird es wohl eher tun, nehme ich an.

    Zitat

    Wie war das bei Euch als ihr angefangen habt abstinent zu leben und trocken wurdet? Was hat sich noch verändert?

    Aiko, hier wird oft von sooo vielen Veränderungen gesprochen, ich denke mittlerweile, viele finden nur in eigenen Kopf statt :wink:
    Bei mir war es so, das ich "äußere" Dinge verändert habe, wie das Umsetzen der Grundbausteine.
    Kein Alk im Haus, trockener Freundeskreis, Austausch in Selbsthilfegruppen etc.pp.
    Aber "innendrin" bin ich immer noch im Grunde die, die ich immer war, wenn ich ganz ehrlich bin.
    Natürlich verändert man sich auch teilweise mit den Lebensumständen, den Erfahrungen und dem Alter mit.
    Aber trotzdem bin ich immer noch ich und so auch wieder zu erkennen :lol:
    Das gleiche stelle ich übrigens im Bekanntenkreis ganz oft fest.
    Alle sind erwachsenen geworden, sind erfolgreich im Beruf, bauten Häuser,
    sind selbst Eltern geworden und mitunter auch schon Großeltern, so wie ich.
    Und trotzdem erkenne ich den Teil, den ich von Kindheit an schon bei ihnen kannte, ganz stark wieder.
    Von daher glaube ich einfach nicht an die megagroßen inneren Veränderungen, wir sind eben so, wie wir sind.
    Und ganz ehrlich, ich finde das irgendwie auch schön :D . Es hat ja auch was verlässliches, wenn sich Menschen nicht ständig um 180 Grad drehen.

    Was aber nicht heißt, das ich nicht daran glaube, das man selbstschädigendes Verhalten auch wieder abstellen kann. Wie halt das Saufen.
    Aber irgendwo bliebt man doch auch derjeniger, der man nun mal ist.
    Der Charakter ändert sich nicht, aber Äußerliches oft.
    So meine persönliche Meinung, beruhend auf meinen persönlichen Erfahrungen.
    Vielleicht haben andere Menschen auch komplett andere Erfahrungen gemacht?

    LG Sunshine

  • Danke für deine Antwort, Hartmut!

    Das ist für mich so schwer nachzuvollziehen, da kann ich mich so schwer in die Sucht hineinversetzen.
    Ich möchte doch als liebender Ehepartnern und Vater nicht, dass meine Familie leidet. Und er möchte sie doch eigentlich nicht verlieren, sie sind doch im Grunde das, was er immer wollte und was ihn glücklich gemacht hat.

  • Hallo Hartmut,

    Zitat

    Zitat:


    Versteh ich nicht ganz. Sucht ist Sucht. Oder meinst du da irgendwelche Unterteilungen?

    Ich meinte damit, dass der Alkohol ja vor allem ein unübersehbares Symptom ist und das Trinken des Alkohols ein Verhalten ist, aber eben nicht das Einzige, das mit Sucht zu tun hat.
    Ich habe z.B. den Eindruck, dass das Nur-Von-Hier-Bis-Gleich-Denken zum Teil so eine süchtige Denke ist. Was zählt ist der schnelle Kick, die kurzfristige „Problemlösung“ – ob das nun mit Hilfe von Alkohol geschieht, oder bei Abstinenz durch eben kurzgedachte Lösungsstrategien, die langfristig eher mehr Probleme verursachen als Lösen.

    Verdientes Geld sofort wieder ausgeben, um sich für die Arbeit zu belohnen. Schulden begleichen, indem man sich an anderer Stelle erneut was leiht, anstatt kontinuierlich kleine Raten zu zahlen. Nachts stundenlang am Hobby zu sitzen und dann am nächsten Tag so gerädert sein, dass man nicht arbeiten kann, obwohl man doch das Geld dringend benötigt. Das Kind zu sich holen, weil man denkt, es tut einem gut, ohne darüber nachzudenekn, wwas das auf lange Sicht mit dem Kind macht. All sowas … Das sind jetzt alles Beispiel die ich bei XY beobachtet habe, wo ich vermute, dass es Teil eines süchtigen Verhaltens sein könnte. Oder vielleicht ist es ein Charakterzug, der einen schneller in Sucht geraten lässt?

    Liebe Grüße, Aiko

    *** Verliebe dich in deine Würde ***

  • Hallo Aiko,

    nun verbinde ich nicht jedes Verhalten von Anderen , was mir fremd ist oder ich nicht verstehen kann, mit einen süchtigen Verhalten.

    Leistungsorientiertes oder kurzfristiges Verhalten kenne ich zum Beisiel auch von Menschen die nie etwas mit der Sucht zu tun hatten. Ein schneller Kick kann auch eine Lebenseinstellung sein. Also mehr Charakter. Sowohl kenne ich auch Menschen die kein nachhaltiges Denken besitzen und immer wieder ihre Kurzfristige Ideen danach bereuen.

    Ich glaube ( ich weis es nicht) das einige CO Abhängige ,das nicht verstehendes Verhalten des Partners, in der Sucht suchen, um für sich entweder eine Bestätigung oder Antwort zu haben.

    Für mich ist die Welt die ich so erlebe irgendwie über-psychologisiert. Eine gewisse Normalität gib es nicht mehr.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Zu erst möchte ich mich bei all Jenen bedanken, die auf meine Fragen eingegangen sind!
    Besonderen Dank an Hartmut für die Threaderöffnung! Hat mir viel gebracht!
    Es war mir nicht bewusst, so wenig zu wissen über die emotionalen Hintergründe während der Abhängigkeit und der Zeit danach. Dabei saß ich doch an der Quelle. Ich weiß jetzt, dass ich insbesondere meine Mutter nicht fragen konnte, da sie oft alkoholisiert war (falscher Zeitpunkt) und in trockenen Zeiten, aus Angst sie zu triggern und die dann vorhandene Harmonie zu gefährden.

    Am Rande bemerkt: ich hoffe, Keinen mit meinen Fragen /Äußerungen verletzt zu haben. Ich finde leider nicht immer die richtigen Worte...

    Emma2010
    Zitat:
    Entscheidend ist, wie denken wir eigentlich über uns selbst. Bin ich es
    mir wert, mich gut zu behandeln, habe ich für mich Wertschätzung, gehe
    ich mit mir liebenswert um?

    Ja!!! Sätze, die auch in meinem Kontext wertvoll sind. Warum fühle ich mich immer noch schuldig, warum mache ich mich immer noch fertig? Es wird Zeit näher an sich heran zu rücken. Schließlich ist das Leben endlich und es wäre schade, hätte man es nie versucht...

    Hartmut
    Zitat:
    Jeder Mensch hat irgendwelche Mängel in der Kindheit gehabt und es auf heutigen Verhalten zu implizieren wäre für mich eine Suche die nie endet.

    Du hast so Recht! Es gibt in jeder Kindheit Ereignisse, die es später einholt. Natürlich mit unterschiedlichem Schweregrad und dadurch sicher auch anders zu bewerten. Trotzdem frage ich mich gerade in den letzten Jahren oft, warum ich es nicht einfach mal gut sein lassen könnte und den Blick nach vorne richte. Ich glaube, damit würde es mir wesentlich besser gehen. Ich beneide deine Haltung! ( dabei bin ich doch in so vielen Dingen des Lebens pragmatisch veranlagt🤔)

    Zitat
    Komischerweise erklären mir außerhalb des Forums viele Menschen ihr Trinkverhalten wenn ich von meiner Sucht erzähle. Warum machen die das denn wenn Alkohol einem nichts ausmacht ?


    Ich vermute mal...:
    Sie fühlen sich vielleicht in ihrer Haut nicht mehr so wohl, weil sie Alkohol konsumieren und du nicht? Du ihnen den Spiegel vorhälst? Sie eine Droge konsumieren mit dem Wissen, dass es tatsächlich eine Droge ist und schädlich?

    @sunshine 33
    Ich verstehe langsam. Der Ex-Alkoholiker hat keine andere Wahl, als sich sein Leben neu einzurichten und möglichst dem Alkohol fern zu bleiben. Nicht, weil er die anderen nicht mehr mag, sondern seine Sucht akzeptiert hat und sich schützen muss.
    Das ist aus meiner Sicht ganz schön harte Arbeit, da Alkohol in unserer Gesellschaft eine sehr hohe Akzeptanz hat und viel konsumiert wird...ich könnte mir vorstellen, dass es so betrachtet für einen ehemaligen Heroinabhängigen leichter ist, sich dem Umfeld zu entziehen.

    Chapeau an Alle, die es geschafft haben! 🎩🎩🎩🎩🎩

    Pellebär
    👍👍👍

    °Avalon°
    Ich wünsche dir, dass aus deinen jetzt 5 Tagen
    5Jahre
    5 Jahrzehnte werden!

    Als ich mich in diesem Forum anmeldete, wollte ich vor allem einen Austausch mit Co-Alkoholikern und glaubte nur dort meine Antworten zu finden.
    Interessanterweise mache ich gerade bei diesem Thread hier Quantensprünge. Ich verstehe die Ausweglosigkeit meiner Eltern immer mehr, das Gefangensein in der Alkoholspirale. Leider, es lässt Geschehenes nicht ungeschehen machen.ABER:
    ich habe gerade das Gefühl, ich könnte doch wieder daran denken, von meinen Eltern geliebt worden zu sein...

    Meine größte Hürde wird sicher sein zu akzeptieren, dass ihnen die Sucht wichtiger war, als ich...
    Somit zu verstehen, was Sucht bedeutet und ' sie nichts dafür konnten'.
    Aber was ist mit dem mir zugeführten Leid? Das wird noch dauern bis zur Enträtselung, aber ich bin optimistisch
    😃


    Euch einen schönen Einstieg in die Woche,
    Maskottchen

  • Kaum habe ich geantwortet, purzeln die Antworten durch mich durch.
    Ich werfe meinen Eltern zu Recht vor, dass sie sich nicht von ihrer Sucht befreit haben um uns Kindern ein suchtfreies Leben zu ermöglichen. Ein Leben mit Geborgenheit, Zuverlässigkeit, Aufmerksamkeit, Förderung usf.
    Ich mache ihnen zurecht alle Vorwürfe!
    Doch ich erkenne, dass ich jetzt für mein Leben genauso verantwortlich bin, wie sie damals für das Ihre und uns Kindern. Meinem Mann gegenüber, meinen Mitmenschen und zu guter letzt auch mir.
    Ich muss jetzt schauen, dass ich mir Unterstützung suche um nicht mehr in diesem tiefen Tal zu verharren und meine Mitmenschen unerwünscht daran teilhaben lasse, weil ich es schwer hatte.
    In gewisser Weise bin ich nämlich gerade nicht anders als meine Eltern. Ich leide und ziehe Andere mit in mein Leid. Ich bin süchtig nach dem, was mir nicht gegeben wurde.
    Woah

  • Hallo Maskottchen,

    Zitat

    Ich werfe meinen Eltern zu Recht vor, dass sie sich nicht von ihrer Sucht befreit haben um uns Kindern ein suchtfreies Leben zu ermöglichen. Ein Leben mit Geborgenheit, Zuverlässigkeit, Aufmerksamkeit, Förderung usf.
    Ich mache ihnen zurecht alle Vorwürfe!

    ich kann dich ja verstehen, möchte aber etwas anmerken ohne dass es ein Freifahrtschein für Alkoholiker sein soll.

    Es ist nicht so einfach sich aus seiner Sucht zu befreien wenn der Punkt noch nicht errteicht ist.

    Heute frage ich mich auch weshalb ich nicht früher aufhörte zu trinken, ich war aber erst später so weit.

    Es ist auch nicht so dass ich nicht aufhörte weil saufen mir sooo viel Spaß machte, es ging ohne nicht mehr.

    Ich möchte deine Eltern nicht in Schutz nehmen, ich sehe es halt "von der anderen Seite".

    LG Martin

  • Ja Martin,
    Und genau das habe ich gerade verstanden.
    Es war, wie es war.
    Ich muss jetzt halt mt meinen Trümmern zurecht kommen.
    Das ist nicht schön, aber hoffentlich machbar
    😉

  • Hi Maskottchen

    Zitat

    Ich werfe meinen Eltern zu Recht vor, dass sie sich nicht von ihrer Sucht befreit haben um uns Kindern ein suchtfreies Leben zu ermöglichen. Ein Leben mit Geborgenheit, Zuverlässigkeit, Aufmerksamkeit, Förderung usf.


    Ich weiß, es ist zwar kein Trost, aber kann doch sein, dass dir deine Eltern, das was du gebraucht hättest, nicht geben konnten, weil sie es ev. selbst
    nicht bekommen haben?

    Ich bin derzeit gerade dabei, obwohl bereits in Rente, nochmal einen
    Ausbildungslehrgang im sozialpädagogischen Bereich zu absolvieren.
    Letztens war unser Themenschwerpunkt die Sozialpsychiatrie. Wenn man die Historie ein bissserl kennt, ist eigentlich die "schwarze Pädagogik"
    noch gar nicht lange her und war in den Köpfen der Erwachsenen
    völlig normal.

    Ich kann dir nur nahelegen, alles was dich noch belastet, vielleicht mal niederzuschreiben, es dir von der Seele zu sprechen. Dann kannst auch
    wieder nach vorne schauen.

    Weißt, jene die in ihrer Suchtspirale gefangen sind, sodass sie ihre
    Kinder, Partnerschaften, die Eltern vernachlässigen, die sind mit ihren
    Suchtmittel emotional sehr tief verbunden.
    Genauso wie du in deinen Gedanken ununterbrochen mit dem
    beschäftigt bist, was dir fehlt.
    So sind die Neuronen des Süchtigen auch mit dem beschäftigt, wie, wo, was, wann
    kann ich wieder was saufen. Nicht weil er/sie es will, sondern weil das
    Nervengift sehr dominant, sehr egoistisch ist und keine Alternativen duldet.

    Zitat

    In gewisser Weise bin ich nämlich gerade nicht anders als meine Eltern. Ich leide und ziehe Andere mit in mein Leid. Ich bin süchtig nach dem, was mir nicht gegeben wurde.


    Du bist noch jung, mach was aus deinen Leben!
    Es gibt Süchtige, die sind heute die besten Suchtpräventions-Berater.
    Es gibt Menschen mit schweren Essstörungen, die sind heute motivierte
    Ernährungsberater, und und und

    Ich sag mir immer, man hat jeden Tag die Chance, es besser zu machen.

    Liebe Grüße
    Emma

  • Emma2010,
    Danke dafür, dass ich noch jung bin😉Mit 51 bekomme ich selten dieses Kompliment😎
    Ja klar, meine Eltern sind nicht grundlos so geworden. Bei meinem Papa glaube ich war es eher so ein Hineinschlittern. Mit den Kumpels abends in der Kneipe neben vielen Bierchen geskatet. Dazu gelegentlich ein Schnäpsken.
    Meine Mutter wiederum wurde von ihrem Vater missbraucht und hat es auch noch verteidigt. Sie konnte ihm das nie vorwerfen und hat sich nie wirklich von ihm distanziert.

    Ich habe mich in den letzten Jahren weiter entwickelt und werde es weiterhin tun. Dank dieses Forums entwickle ich mich gerade rasant weiter.
    DANKE

  • Hallo Maskottchen,

    freut mich sehr für dich und es tut mir eigentlich echt Leid das jetzt schreiben zu wollen:

    Denk' halt dran, dass es nicht immer so rasant weitergehen kann und sein nicht enttäuscht!
    Alles in Allem bis du grade auf so einem schönen Weg, ware schade wenn du in 3-4 Wochen dich ärgerst dass es nicht so schnell passiert wie du es gerne hättest.

    Klar, wenn der Kopf und das Verständnis rennen will, lass' es rennen, genauso wenn es eher schlendern will und die Blumen am Wegesrand anschauen möchte, darf es das auch ;)

    Train to survive

    survive to train

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