• Hallo zusammen,

    Fragen an den Alkoholiker hat viel dazu beigetragen die Handlungsweisen zumindest ansatzweisen zu verstehen.

    Nun denke ich das es auch Fragen an den CO gibt . Dazu lade ich alle Alkoholiker dazu ein sich hier dran zu beteiligen .

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo

    da fange ich doch gleich mal damit an.

    mich würde interessieren.

    Mein Saufen war so offensichtlich das es jedem aufgefallen ist.

    Welche Gedanken gehen da dem CO durch den Kopf , seinem Partner trotz der Offensichtlichkeit, seinen Alkoholismus gegenüber anderen zu verteidigen ?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,

    ich denke es ist aus Schamgefühl den anderen gegenüber. Oft neigt man dazu anderen die Dinge zu beschönigen, damit es nicht peinlich ist. Man will nach außen den Schein bewahren, egal ob offensichtlich oder nicht. Ich denke das ist ne automatische Schutzreaktion. In dem Moment denkt man nicht daran dass es jeder sieht, man will nur nicht als „anders“ abgestempelt werden.

    Lg
    Ziele

  • Weil man seinen Partner liebt und es einem leid tut, wenn andere Leute schlecht über ihn denken oder sprechen. Man möchte ihn vor Vorwürfen beschützen und vor dem schlechten Gefühl, was er hätte, wenn er mit dem Thema konfrontiert werden würde. Weil man möchte, dass es ihm gut geht.

    Das war mein Denken meinem Partner gegenüber. Was falsch ist. Weil man durch den Schutz die Sucht verlängert. Die Chance, ein Schlüsselerlebnis zu haben oder tief genug zu sinken, wird geringer, wenn man seinen Partner schützt. Das sage ich als Co.

    Als Alkoholikerin sage ich das Gleiche. Mein damaliger Partner hat mich ebenfalls geschützt. In den Momenten war ich ihm dankbar. Als ich noch gesoffen habe.

    Heute, wo ich nicht mehr trinke, bin ich dem Vater meiner Kinder dankbar, denn der hat mich nicht geschützt. Er hat mir die Wahrheit regelrecht um die Ohren geknallt. In den Momenten war ich traurig, verletzt und habe mich unendlich geschämt, dass mir der Spiegel vorgehalten wird.

    Aber im Nachhinein bin ich dankbar, denn es hat mich schneller an meinen Tiefpunkt gebracht und beim letzten Suff (Schlüsselerlebnis) war er ebenfalls derjenige, der mich nicht geschützt und geschont hat. Mir ging es so dreckig, dass er mich da hat auflaufen lassen und mir harte Worte an den Kopf geknallt hat. Sonst wär ich im Suff auf dem „ach übertreibe doch nicht - Trip“. An dem Tag hat er es sogar geschafft, mich mit den Worten im Vollsuff zum Weinen zu bringen. Es war das letzte Mal, dass ich getrunken hatte....

    Fazit: Jeder Co. sollte sich zu Herzen nehmen, dass der Schutz des Partners diesem nicht hilft. Er lässt ihn nur noch weiter in die falsche Richtung gehen....

  • hallo Hartmut,

    Zitat

    Welche Gedanken gehen da dem CO durch den Kopf , seinem Partner trotz der Offensichtlichkeit, seinen Alkoholismus gegenüber anderen zu verteidigen ?


    Das war eine schlimme Zeit für mich.
    Auf der einen Seite hatte ich immer Hoffnung, das er etwas kapiert, auf der anderen Seite war die Scham nicht gut genug zu sein, dass er aufhören kann.
    Mir wurde ja suggeriert, ich müsse nur dieses und jenes tun, dann.....
    Dieses hab ich sehr lange geglaubt, und ich war eben immer empfänglich für Schuldgefühle.
    Ich habe gelitten und immer gehofft, dass es jemand merkt und mich mal anspricht.
    Hat natürlich kein Mensch gemacht. Erst als ich nicht mehr geschwiegen, und vertuscht habe und die Dinge beim Namen genannt habe, hat sich etwas verändert.
    Plötzlich wußte es jeder, man wollte mich aber nicht kränken und mich darauf ansprechen.
    Die Offenheit hat mir bis heute nicht geschadet, ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich dann manchmal auch andere "trauen" und von ihren Erfahrungen erzählen können.
    Wichtig ist es zu spüren, das ich nicht alleine bin, das es Menschen gibt, die mich verstehen, die wissen von was ich rede.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Hartmut,

    ich hab schon sehr lange eine Frage.

    Woran erkennt ihr, ob ein Co-Abhängiger seine Co-Abhängigkeit nicht mehr auslebt?

    Viele Grüße,
    Penta

  • Hallo,

    meine Frage ist, kann meine eine Co-Krankheit stoppen? Oder woher weiß der Co dann, dass er geheilt ist? Wie erkennt er es selber? Gibt es dafür harte Kriterien, also welche, die überprüfbar und nachmessbar sind?
    Oder ist Co-sein auch so eine quasi undefinierbare, unheilbar, chronische Erkrankung, bei der man "nur" die Symptome lindern kann?

    LG viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • Soooo viele Fragen!!! :lol:
    Viola:
    Ich denke schon, dass es für mich eine unheilbare Krankheit geworden ist, nachdem ich sie so lange ausgehalten habe. Aber ich habe gelernt, die Symptome zu erkennen und dagegen zu wirken. Traurige Infos über meinen Mann höre ich und "lege sie ab". Sie sind nicht mehr meine Aufgabe, und belasten mein Leben nicht mehr, welches so viele schöne, neue Dinge aufzeigt, die mir vorher gar nicht sichtbar waren.
    Das kann für Andere total anders aussehen. Wir Menschen ticken eben auch verschieden, aber leider sind eben auch "trockene" normale Partner bestimmend, überstülpend, dominant in allen Dingen, so dass der Co sofort wieder "erkranken" kann, wenn er sich darauf einlässt.
    Ich kenne viele "kranke" Partnerschaften in dieser Richtung, wo kein Alkohol mitspielt. Das schockt mich auch wieder!

    Hartmut:
    Mir stand mein Leben lang mein mangelndes Selbstbewusstsein im Weg. Damals hätte ich keiner Diskussion standhalten können. Habe mich dafür natürlich auch wieder geschämt. Wäre zu durchgreifenden Entscheidungen nicht fähig gewesen.
    Verteidigt habe ich ihn - wenn ich so nachdenke - nie! Nur versucht zu verheimlichen, vertuschen. Dafür eben wieder geschämt....
    Ich dachte nur immer, dass die "anderen" über mich lachen, weil ich so eine dumme Gans bin.
    Ich war schon sehr krank.
    Mein Mann hat nie zu seiner Krankheit Stellung genommen. Nie versucht, zu erklären, sich auseinanderzusetzen und richtige Hilfe anzunehmen. Er schweigt auch heute noch. Sein Pech.
    Ich bin raus!

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • hallo Viola, hallo Penta.

    Mir geht es mit den ersten Sätzen ähnlich wie Gotti, nachdem ich es über Jahrzehnte ausgehalten habe, habe ich mir in den letzten 10 Jahren eine Selbstständigkeit geschaffen, auf die ich stolz bin.
    ich habe wieder die schönen Dinge im Leben sehen können, und fühlte mich auf diesem Wege sicher.
    Aber ich habe die alten Verhaltensmuster in mir drin, und es kann passieren, das ich sie an anderer Stelle "auspacke".
    Es geht mir dann darum sie zu erkennen, und etwas dagegen zu tun.

    Jetzt wird aber gerade alles wieder mal etwas auf den Kopf gestellt, und genau daran sehe ich auch meine Entwicklung.
    Hätte es mir vor Jahren noch gereicht, wenn xy trocken geworden wäre, verunsichert mich diese Tatsache jetzt.
    Ich habe das Gefühl ich muß da sehr auf mich aufpassen.
    Das muß ich aber für mich erst einmal einordnen, aber vielleicht können mir da die trockenen Alkoholiker etwas zu sagen.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Morgenrot,

    herzlichen Dank für deine Antwort!

    Zitat

    vielleicht können mir da die trockenen Alkoholiker etwas zu sagen


    Wobei hilft dir, was sie zu sagen haben?
    Also ich habe keine Ahnung von oder eigene Erfahrungen mit Co-Abhängigkeit.
    Wie du hier sicher gerade siehst.

    Grüße, Penta

  • Hallo @ all,

    ich habe Co-Abhängigkeit bis heute noch nicht begriffen. Ein wesentlicher Punkt des Co-Auslebens war bei mir, dass mein Blick zum großen Teil auf meinen Partner ausgerichtet und fixiert war und ich nicht für mich, mein Leben und mein Tun die Verantwortung übernommen habe.

    Die Verantwortung muss ich auch heute immer wieder hinterfragen. Ist es wirklich meine, die da anklopft? Nehme ich was ab, was nicht mir gehört? Verstecke ich mich vor oder hinter irgendwas oder irgendwem? Ich habe diese Grenzen nie kennen gelernt. Es gab kein gutes Model.

    Co-Abhängigkeit war bei mir auch immer eine Reaktion auf eine Situation. Nie das Schaffen einer Situation, das Schaffen von Tatsachen. Aushalten ja, weil ich weiß, was ich habe und nicht weiß, was ich kriegen würde. Ich war kein Ich, sondern existierte nur im Wir - wieder grenzenlos.

    Es gibt also ein paar Indikatoren, die ich beachten, hinterfragen muss. Als geheilt sehe ich mich nicht. Vielleicht als gewachsen oder Erwachsen-Sein. Grenzen setzen, Verantwortung übernehmen und die Berechtigung meines Ichs sind für mich Indikatoren, Co-Abhängigkeit ist still gestellt.

    Viele Grüße, B.Nyborg

  • Hallo Gotti, Hallo Viola,

    auch ich habe versucht die Dinge schönzureden od zu vertuschen, verteidigt habe ich ihn nicht. Vor allem in der letzten Beziehung habe ich sehr oft die Wahrheit gesagt, wie es tatsächlich um ihn steht. Dafür habe ich einige böse Worte kassiert, war mir auf der einen Seite egal und auf der anderen Seite hatte ich Gewissensbisse, weil er mir Schuldgefühle eingeredet hat. Was mir aber auffällt ist, dass ich eher bereit bin mich von Dingen zu lösen die mir nicht guttun. Soll heißen ich mache es zwar mit aber nicht jahrelang, ich habe bei der letzen Beziehung nach 1 1/2 Jahren das Handtuch geworfen und habe gemerkt, dass mir mein Leben wichtiger ist als er. Das komische ist ja bei mir wiederum dass ich mittlerweile doch mehr reflektiere und erkenne. Und trotzdem lasse ich mich auf diesen Sch*** ein. Ich spüre auch Intuitiv von Anfang an dass es nicht gut ist, also dass diese Beziehung nicht das richtige ist und trotzdem lasse ich mich ein, nur um dann festzustellen dass mein Bauchgefühl richtig war.

    LG Ziele

  • Hallo,

    vieles ist hier schon geschrieben worden, dem ich beipflichte!
    Das Gefühl der Scham, weil er so säuft. Das Gefühl, ihm da unbedingt helfen zu wollen und ihn beschützen zu müssen. Das Gefühl, Verständnis zu haben, warum er trinken muss. Das Gefühl der Schuld, weil er es so dar stellt, dass ich an seinem Saufen Schuld bin.

    Dann das Gefühl der Unabkömmlichkeit, weil, ohne mich wird er untergehen. Das Gefühl dass Menschen mich hoch achten, weil ich das alles mit mache. Das Gefühl, ihm überlegen zu sein, alles in der Hand zu haben.

    Das Gefühl der Angst, etwas verändern zu müssen. Das Gefühl der Angst vor Eigenverantwortung. Das Gefühl der Angst, dass es ihm weh tut, wenn ich gehe. Das Gefühl der Niederlage, weil ich es nicht geschafft habe, ihn zu verändern. Das Gefühl der Verantwortung, ich muss doch die Familie zusammen halten. Das Gefühl dass alle mit IHM Mitleid haben und mich verachten. Wenn ich gehe.

    Das Gefühl, dass ich nichts wert bin und es nicht anders verdient habe...

    So mal ein kleiner Auszug.

    Hartmut, zuerst, die ersten Jahre, fand ich seinen Alkoholkonsum schon irgendwie "normal" denn so kannte ich es aus meiner Familie. Da wurde immer viel gebechert. Und ich hab mit gebechert... ich konnte dann so manchen unter den Tisch saufen, worauf ich irgendwie auch stolz war... :oops: . Heute weiß ich, dass ich mir da schon ganz schön viele Enzyme angesoffen hatte und froh sein kann, nicht selbst abhängig geworden zu sein.

    Als es immer klarer wurde was mit meinem Ex los war griff dann die obige Spirale...
    --------------------
    Ich denke, Coabhängigkeit ist keine chronische Krankheit. Sie ist eine Prägung, es sind bestimmte, tief eingeprägte und gut gelernte Verhaltensmuster. Und Prägungen kann ich zwar abmildern, aber diese tiefe Prägung die ich habe wird nie weg sein! Das bedeutet, ich muss schon zusehen, dass ich da achtsam mit mir bin.

    Also dass ich auf meine Grenzen achte, mir bewusst bin, dass ich wertvoll bin, mich als Mensch ernst nehmen darf und meine Gefühle ernst nehme. Ich habe es ja selbst im letzten Jahr gemerkt, wie ich wieder in ein comäßiges Verhalten gerutscht bin. Nach und nach. In meinem Umgang mit dem Schwiegersohn.

    Und das wird immer so sein dass ich da wieder hin komme, wenn ich nicht aufpasse. Ich habe die Kurve da jetzt gekriegt, ein Glück. Aber ich weiß, es kann immer wieder passieren. Also stärke ich weiterhin mein Selbstbewusstsein... das Bewusstsein, dass ich eben diese Persönlichkeitsstruktur habe und da auf mich achten sollte.

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • :!::!:Genauso wie Alkoholiker auf ihr Gift aufpassen müssen, müssen Co `s auf ihre Suchtmittel aufpassen. Meines ist z.B. auch die Verantwortungsübernahme für Schwächere oder vermeintlich Schwächere.
    Da sehe ich leider sehr oft Hilfebedarf, den andere gerne ausnutzen.
    Also muss ich aufpassen, meine Grenzen ziehen, für mich sorgen, mich dem Entziehen!
    Auch wenn es jetzt manchmal als "Garstigkeit" ausgelegt wird - ich nenne es Selbsthilfe und mein eigenes Leben!

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo

    nun bin ich erstmal froh das mein Suchtmittel greifbar ist. Co Abhängigkeit ist irgendwie immer eine Gratwanderung zwischen normal und krank. Ich kann es nicht einordnen da es keine Skala für Selbstbewusstsein, Hilfsbereitschaft oder ein krankhaftes Verhalten gibt.

    Wo fängt denn Co sein an ? Wenn mein Kind etwas angestellt hatte ,hatte ich auch eine schützende Hand darüber. Wenn ein Teil der Familie sich daneben benommen hat, würde ich es auch verharmlosen. Wenn der Partner dem Alkohol verfallen ist dann ist das doch eine normale Reaktion sich davor zu stellen. Oder?

    Ist es denn Co, wenn er nicht mehr erkennt ob es aussichtslos ist ?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,

    für mich ist Coabhängigkeit die Unfähigkeit ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Der ewige Widerspruch in sich selbst, also anders zu handeln, als es für den Organismus gut ist und das führt zum Kranksein. Kranksein führt dazu, dass es uns nicht gut geht und das lässt sich alles gut deckeln, bis es nicht mehr geht. Weg gucken ist einfacher als etwas zu ändern und so gehen oft Jahrzehnte ins Land, weil eine Sucht, es ist ja nicht nur Alkohol oder weg gucken oder nichts ändern, ein Stück unserer satten Kultur ist. Jemand, der neben mir sein Handy zu seinem Mittelpunkt macht, ist nicht mehr unabhängig und das belastet die Gemeinsamkeiten. Warum schaue ich bei unseren Kindern weg, wenn sie am Tisch auf ihre Bildschirmchen glotzen oder wenn Geschäftspartner gleich mehrere am Tisch auspacken? Es ist etwas Normales geworden, ich bin heute nicht mehr normal. Saufen und ein saufender Partner waren normal.

    Für mich hat Coabhängigkeit nichts damit zu tun, dass ich von Hause aus eine abhängige Rolle übernommen habe oder weil es in meiner Gesellschaftsstruktur so sein soll oder weil es die Familienentwicklung (Kinder/Einkommen/Eltern) so vorgibt. Ich bin immer im Leben von anderen abhängig, gemeinsam ist ein Stück Leben in der Gesellschaft. Ich muss vom anderen nicht abhängig sein, weder in der Beziehung, noch von den Eltern, noch von den Kindern, auch nicht von der Familie, noch vom Arbeitgeber, noch von Vereinen, Gemeinden und Grüppchen. Wäre das nicht so, dann wären alle krank. Es sind aber nicht alle Menschen krank. Das hätten einige gerne. Eine abhängige Gesellschaft ist gut steuerbar.

    Es ist woanders so und es war bei uns normal, die Eltern zu pflegen und in den Tod zu begleiten. Das ist traurig und schmerzt, ableben gehört zum Leben wie geboren zu werden. Eine Aufgabe oder Verpflichtung ist keine Krankheit. Es ist auch normal Kinder bis zum Abflug zu begleiten, auch die, die eine Behinderung haben, deshalb muss ich nicht krank werden. Es war auch einmal normal, sich im Job den Popos aufzureißen und etwas zu bewegen und sich nicht erst die Rechte auszudrucken, das hat mir damals nicht geschadet.

    Wenn ich in der Beziehung mit einem anders Abhängigen keinen Schaden nehme und nicht abhängig bin, selbst bestimme wo es für mich lang geht, dann werde ich aus der Situation auch kaum Schaden nehmen. Der Kopf ist in einer Beziehung mit einem Kranken schnell mal verbogen, schneller als in einer gesunden Beziehhung.

    Bei mir ist damals etwas ausgebrochen und dann hing ich drin, in der Abhängigkeit und das habe ich weder gemerkt, noch auf die Zurufe anderer reagiert. Das ging so lange, bis ich ziemlich verbraucht, hin war. Dann erst kam dieser unausweichliche Konflikt, zwischen wegsehen, Angst und hinsehen.

    Das war ein Entwicklungsprozess, Dinge lernen, loslassen und neu begreifen, die ich so nicht kannte. Die damit verbundenen Ängste und Gefühle haben damals einiges mit mir angestellt. Jeder Mensch wird Entwicklungsprozesse mit machen. Die werden je nach Leidensfähigkeit, also unter gesunder Voraussetzung, aufgrund genetischen Vorgaben und erlernten Verhaltensmustern immer unterschiedlich sein. Alles was mir gestern fehlte, habe ich vielleicht morgen zu viel. Über Löcher und Hügel ist anderes Fahren als über eine glatte Piste.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Hartmut,

    gute Fragen!

    Warum man "hilft" und deckt? Ich habe "geholfen", also meinem Alki Dinge abgenommen, weil ich an eine Beziehung als Teamwork glaube. Weil es bis zu einem gewissen Grad gesund ist, sich als Team in der und zum Teil auch gegen die Außenwelt zu fühlen. Weil das mit der Zeit aber immer mehr und mehr wurde. Weil ich Zeit gebraucht habe, bis ich merkte, dass er nicht nur depressiv ist und deshalb ab und an zu viel trinkt sondern dass er ein Trinker mit Depressionen ist. Am Ende habe ich von Situationen gehört, in denen er von anderen angesprochen/konfrontiert wurde. Das fand ich gut und dachte mir "vielleicht merkst Du es jetzt!". Scham habe ich auch empfunden aber nicht wirklich extrem oder so, dass es überwiegend negativ gewesen wäre. Ich freute mich über die Unterstützung von außen.

    Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass ich von mir nicht glaube, eine dem Alkoholismus vergleichbare chronische Krankheit zu haben. Ich habe mich einmal in einen Alkoholiker verliebt, habe es zu spät geschnallt und dann noch gemeint retten zu können, was nicht zu retten war. Dann dachte ich es NOCH MEHR versuchen zu müssen, weil ich ja schon so viel gemacht hatte und das sonst alles umsonst gewesen wäre. Der gleiche Denkfehler der dafür sorgt, dass wenn man ein paar Minuten in der Warteschleife hängt, man immer weniger dazu neigt aufzulegen, weil "jetzt muss doch mal...". Der gleiche Denkfehler, der Anleger davon abhält Fehlkäufe wieder los zu werden, weil "wenn ich warte geht das vielleicht nochmal auf seinen Einstandskurs und dann habe ich wenigstens keinen Verlust gemacht...".

    Shit happens. Ich werde darauf achten, dass mir nicht nochmal dasselbe passiert und bin unter anderem deshalb dabei, das alles nochmal durchzuackern und mir selbst auch nochmal vor Augen zu halten, wann bereits hätte Schluss sein sollen. Aber nein, ich glaube nicht, dass ich aktiv nach einem Süchtigen gesucht habe. Ich bin jetzt in einer neuen Beziehung und habe weiß Gott kein Problem damit, dass er nicht säuft und ich kann "seins" sehr gut "bei ihm" lassen. Ich genieße, dass ich mich auf Zusagen verlassen kann, dass er emotional ansprechbar und aufrichtig ist und dass es ein Geben UND Nehmen ist. Und kein GebenGebenGeben in ein Fass ohne Boden.

    Ich anerkenne, dass es für andere Frauen anders ist und denke, es hat viel mit einer klassischen Erziehung zu "weiblichen Tugenden" zu tun. Aber man kann auch einfach mal einmal daneben greifen und dann nach und nach Co-Verhalten entwickeln. Das ist dann ein etwas anderes Problem und muss/kann auch anders bearbeitet werden.

  • Hallo zusammen,

    Danke damit kann ich was anfangen.

    Wie geht es aber mit einem CO weiter? Ich ging davon aus das es auch eine chronische Krankheit ist die in einem, ähnlich wie beim Alkoholiker, nur gestoppt ist.

    Ich möchte da auch keine Vergleich ziehen aber kann es da nicht auch zu einem "Verhaltensrückfall" kommen, der dann schleichend in die Co Abhängigkeit wieder übergeht?

    Es gibt ja auch CO, die leben mit dem gleichen Alkoholiker ( früher nass und heute trocken ) noch zusammen. Also irgendwie mit dem Suchtmittel. Ich stelle mir als trockener Alkoholiker auch kein Alkohol zu Hause in den Schrank.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich weiß nicht, ob Alkohol da ein guter Vergleich ist. "Co-en" kann ich ja in jeder zwischenmenschlichen Beziehung. Und wenn ich nicht unter die Eremiten gehen will habe ich immer Beziehungen zu Menschen. Hoffentlich auch nahe und vertraute! Ohne Alkohol zu leben geht, ohne Beziehungen zu Menschen kaum bzw. das wäre wohl das noch krankhaftere Verhalten.

    Wenn, dann ist "Co-Sein" eher wie eine Esstörung. Da kann man sich auch nicht einfach vom Suchtmittel fern halten sondern muss so gut es geht wieder ein Nahrungsmittel daraus machen.

    LG!

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