• Ich kopiere mal kurz aus meiner Vorstellung:
    Hallo ihr Lieben,
    lese hier schon eine ganze Zeitlang mit und möchte jetzt doch ganz gerne mal selber mich auch austauschen können.
    Habe irgendwie seit meiner Kindheit mit Alkohol zu tun, mein Vater war Alkohliker und ich habe später mitbekommen, das er teils obdachlos und teils im Heim war und zeitig verstorben ist.Also ich dachte immer, das ich ihn hasse, den Alkohol.....und jetzt trinke ich ihn selber schon so lange. Was heißt trinken, ich saufe ihn. und sicher schon mehr als 20 Jahre. 2017 habe ich mal ein halbes Jahr abstinent gelebt und wollte es auch durchziehen, bin aber, ja, ich kann sagen, durch eigene Überheblichkeit wieder reingerutscht. Ich war sehr schnell wieder auf dem alten Level und höher.
    Jetzt ist Schluß, habe seit 10 Tagen keinen Schluck angerührt und damit es so bleibt, bin ich jetzt hier.
    Mein Mann ist übrigens Alkoholiker und sieht es nicht ein.
    Ich gehe den ganzen Tag einer interessanten Arbeit nach, habe Hobbys und 2 erwachsene Kinder, die beide nicht mehr hier wohnen.
    Warum also trinke ich soviel? Ich bin noch dabei so ganz nach den Anfängen zu suchen, habe Angst, das auch mein Gedächtnis mich schon im Stich gelassen hat.
    Ich möchte den angefangenen Weg diesmal weiter gehen, ohne ihn jemals wieder zu verlassen, es ist mein Kampf um mein Überleben, es ist mir so wichtig. Und ich weiß auch, das ich es mit einem Mann, der trinkt, als gäbe es kein Morgen, nicht schaffen kann. Weiß bloß noch nicht, was ich da mache.
    Bin jetzt Mitte 50 und habe es akzeptiert, das ich viel falsch gemacht habe, schon was meine Kinder so miterleben mußten, ich könnte heulen.
    Lese jetzt abends viel im Forum bei einer Tasse Tee und mache mir viele Gedanken.

  • Liebe Rennsemmel,

    ich sage dir mal herzlich willkommen hier in dieser Online-SHG!

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Guten Morgen,
    herzlich willkommen. Ich wünsche Dir viel Erfolg bei deinem Weg zur Trockenheit. So wie du es beschreibst, ist dein Weg ein sehr schwerer. Ich weiß nicht, ob es schon jemand geschafft hat, dauerhaft neben einem Alkoholiker trocken zu werden. Alkohol sollte kurz- und langfristig aus deinem näheren Sicht und Geruchsfeld verschwinden.

    Liebe Grüße
    Karamasow

  • Hallo Karamasow,
    ich sehe es selber als schwierig bis unmöglich an. Ich habe jetzt nicht getrunken seit dem 2.4. und dabei bleibt es auch. Das Umfeld werde ich ändern müssen, weiß noch nicht wie. Würde meinen Mann gerne mitnehmen auf meinem Weg, aber ich hab hier schon soviel gelesen um zu begreifen, das ich das nicht kann. Ich will und werde mich aber nicht wieder mit runterziehen lassen.
    Ich werde heute nichts trinken, ich fühle mich gut, ich will mein Leben retten.
    Liebe Grüße
    Rennsemmel

  • Hallo und herzlich willkommen im Forum Rennsemmel,

    bin eben auf deine Vorstellung gestoßen.

    Dein Beitrag hat mich grad etwas gerüttelt und geschüttelt.
    In Bezug auf deinen trinkenden Mann.
    Ich wünsche dir viel Stärke und Kraft.
    Wie geht es dir denn heute?
    Dein erster abstinenter Ostersonntag seit Jahren?

    Beste Grüße
    rowi

  • Hallo auch an euch,
    mir geht es sehr gut, waren ein paar Tage verreist und ab morgen ist wieder Arbeit. Gestern war Tag 20 für mich, von meinem neuen Leben, es ist noch nicht viel, aber ein Schritt nach dem anderen.
    Ich habe vom 1. Tag an gut geschlafen, himmlisch, kein Koma irgendwie, sondern tiefer, gesunder Schlaf. Ich weiß noch nicht, wie es hier zu Hause weitergehen soll. Das ist noch meine größte Angst und Sorge.
    Wünsche allen hier einen traumhaften, sonnigen, trockenen Ostermontag

  • Hallo Rennsemmel,

    die Voraussetzungen sind schwer, aber der Anfang ist gemacht. Als ich aufgehört habe zu trinken, hatte ich zwar schon meine eigene Wohnung, aber ich war noch mit meinem damaligen Partner zusammen, der auch trank. Ich wusste, dass es so nicht geht und hatte die Hoffnung, dass er ebenfalls aufhört. Nach einigen Wochen hab ich meine Hoffnungen aufgegeben und wir haben uns endgültig getrennt.
    Ich bin inzwischen etwas über 1,5 Jahre trocken und er säuft heute noch, obwohl er zwischendurch immer wieder meinte, dass er auch bald aufhört.

    Wenn Du wirklich trocken bleibst, wird sich diese Beziehung vermutlich irgendwann von selbst auseinander laufen. Für Dich momentan im Moment noch nicht vorstellbar, aber Du wirst vermutlich mit der Zeit das Interesse verlieren, an etwas festzuhalten, was absolut nicht mehr zu Deinem Leben passt.

    Ich bin wirklich keine, die alles meidet, was mit Alkohol zu tun hat. Ich schreibe wenig darüber hier im Forum, weil die Akzeptanz nicht sehr groß ist, wenn man dem Alkohol nicht komplett aus dem Weg gehe. Vielleicht ist das auch gut so, weil manche leichtsinnig wären. Wie gesagt gehöre ich nicht dazu, die im Leben alles aus dem Leben streichen, was mit Alkohol zu tun hat, ABER:
    Ein über das Maß hinaus trinkender Partner... das kann nicht funktionieren. Deshalb habe ich mich damals nach und nach von dem Gedanken verabschiedet, dass ich mit ihm zusammen bleiben kann. Aber das wirst Du sicherlich für Dich von selbst herausfinden.

    Es freut mich jedenfalls, dass es Dir gut geht und Du so froh über Deinen Schritt bist.

  • Ich bin wirklich keine, die alles meidet, was mit Alkohol zu tun hat. Ich schreibe wenig darüber hier im Forum, weil die Akzeptanz nicht sehr groß ist, wenn man dem Alkohol nicht komplett aus dem Weg gehe. Vielleicht ist das auch gut so, weil manche leichtsinnig wären.

    Hallo!

    Es gibt unterschiedliche Wege, um abstinent zu bleiben. Grundvoraussetzung einer jeden Spielart ist, dass die eigene Abstinenzentscheidung zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt und im Zentrum der Lebensführung steht. Es gibt gefestigte Zeitgenossen, die etwas mehr Nähe zum Alkohol zulassen können, als andere. Wir sind nun mal alle unterschiedlich gestrickt. Was bei dem einen funktioniert, geht bei anderen schief.

    Auch ich durfte mir hier schon heftige Kritik gefallen lassen, dass ich nicht alles aus den Grundbausteinen 1 zu 1 umgesetzt habe und wohl auch niemals komplett umsetzen werde. Dennoch sind die Grundbausteine eine wirklich gute Handlungsempfehlung.

    Neueinsteigern rate ich, zunächst strikte Distanz zum Alkohol und trinkenden Zeitgenossen zu wahren, um sich selbst erst mal aus der Gefahrenzone zu nehmen und zur Ruhe zu kommen.

    Ein regelmäßig zechender Partner macht es einem Aussteiger aus dem aktiven Teil der Sucht unnötig schwer, da dessen Suchtgedächtnis zu stark provoziert wird.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Zitat

    Ein regelmäßig zechender Partner macht es einem Aussteiger aus dem aktiven Teil der Sucht unnötig schwer, da dessen Suchtgedächtnis zu stark provoziert wird.


    Hallo Cadda und Carl Friedrich,
    vielen Dank auch für eure Worte, ich bin sehr nachdenklich in den letzten Tagen. Ich kann auch nichtmal sagen, warum ich an meiner Partnerschaft so hänge, aber es sind über 30 Jahre, 2 gemeinsame Kinder, ein schönes Zuhause.
    Es ist nicht schön hier in der letzten Zeit(eigentlich schon recht lange), ich bin einsam, er trinkt, dann schläft er, am Wochenende schon vormittags....Freundschaften und Besuche wurden schon vor längerer Zeit abgeschafft.
    Ich habe einiges zu tun.
    Dachte ziemlich lange, ich trinke nur mit und dann, damit er nicht soviel trinkt, bis ich bemerkte, ich habe Vorräte und Verstecke und schaffe heimlich Leergut weg. Da hab ich mich schon erschrocken.
    Ein alkoholfreies Umfeld hab ich in meiner Familie, bei meinen Bekannten, auf Arbeit, nur hier nicht. Weiß noch nicht, wie.
    Wißt ihr, hier hat jemand geschrieben, wenn man Saufdruck hat, soll man zu Ende denken, das hilft mir sehr, dieser Gedanke.
    Ich lese hier jeden Abend, viel, lerne und sauge Hilfen in mich auf, versuche mir eine Vorstellung zu bauen, wie ich leben will und das will ich!
    Ich danke euch allen :)

  • Hallo Rennsemmel,

    ich mache es so. Mit dem Gedanken zu Ende denken und mir hat es bisher immer geholfen. Ich habe es selbst einmal hier im Forum gelesen. Ich weiß nicht mehr bei wem, leider. Denn das hat mir so unglaublich geholfen. Seit dem berichte ich hier auch gern im Forum darüber, in der Hoffnung, dass es Anderen auch hilft. Freut mich, wenn das bei Dir der Fall ist :)

    Und vielleicht finde ich ja irgendwann mal durch Zufall raus, bei wem ICH es gelesen habe, als ich aufhörte zu trinken :)

    Klar fällt es Dir schwer, 30 Jahre sind eine sehr lange Zeit.


  • Mit dem Gedanken zu Ende denken und mir hat es bisher immer geholfen. Ich habe es selbst einmal hier im Forum gelesen. Ich weiß nicht mehr bei wem, leider. Denn das hat mir so unglaublich geholfen.

    Hallo!

    Ein Teilnehmer einer ehemaligen SHG formulierte es wie folgt: "Wenn ich jetzt wieder trinke (kiffe/kokse), dann fängt die ganze Schei... wieder von vorne an."

    Den habe ich mir gut gemerkt. Recht hat er.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Rennsemmel,

    nun gibt es verschieden Ansätze trocken zu bleiben und der dich trocken hält, ist der Richtige. Am Anfang ist es schwer das raus zu finden. Ich hatte meine Gedanken nicht zu Ende gedacht, da es für mich immer die Gefahr barg, eine Lücke im Denken zu finden, die das Saufen gutheißen würden.

    Am Anfang war ich ja auch noch voll mit nassen Gedanken, die ja nicht nur „gesunden normales Denken“ beinhalteten, sondern von den Suchtgedanken gesteuert wurden.

    nun gehöre ich auch nicht zu den Menschen die immer wieder in etwas rumwühlen oder etwas aufarbeiten müssen, was in der Vergangenheit war. Aber das ist ein anderes Thema. :lol:

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Die Ursache, warum man sich selbst mit Alkohol medikamentiert, liegt in uns selber. Kein anderer kann uns die Verantwortung für uns selber abnehmen, auch wenn wir so sehr danach suchen. Die Lösung ist in uns selber, im wahrsten Sinne des Wortes.

    Ich selber war, bevor ich in die Sucht geschlittert bin, mit einem Alkoholiker zusammen, somit kenne ich beide Seiten. Ich habe mit ihm auch zusammen getrunken, weil ich es anders einfach nicht aushalten konnte. Das waren wohl die Anfänge, mich selbst zu medikamentieren.

    Ich habe ihn vor die Tür gesetzt, habe zugeschaut, wie er auf der Straße saß, in einem Obdachlosenheim untergebracht wurde... Und trotzdem habe ich diesen Menschen geliebt! Es war eine sehr schlimme Zeit für mich, aber ich hatte zu dem Zeitpunkt eine kleine Tochter, die all das nicht miterleben durfte.

    Um mich und mein Kind zu schützen, bin ich abgehauen. Weit weg in eine andere Stadt. Ich war ihn los... Aber nicht meine Probleme, nicht die Gründe, warum ich immer wieder in toxische Beziehungen gerate. Ich all das mit mir machen lasse.

    Der Grund und die Lösung liegen in uns selber! Keiner steht morgens auf und denkt sich, heute werde ich mal süchtig! Die Sucht ist eine Ausflucht aus der Realität! Wir flüchten aus der Realität, weil wir sie nicht mehr ertragen können. Die Frage lautet also... Was kann ich nicht mehr ertragen?

    Meine Tochter fragte mich: "Wenn du dir ins Bein geschossen hast, würdest du dir freiwillig noch einmal hinein schießen?"

    Ich denke, jeder der diese Frage liest, sagt sich... Niemals , bin ich bescheuert?

    Aber genau das ist es, was wir machen! Wir schießen uns immer wieder in die gleiche Wunde! Warum?

    Die Antwort liegt nicht im Außen, sie ist in uns drinnen! Verborgen und nicht sichtbar.

  • Zitat

    "Wenn du dir ins Bein geschossen hast, würdest du dir freiwillig noch einmal hinein schießen?"


    Guter Ansatz und sehr intelligente Frage.
    Sucht ist stark, aber ich will nicht mehr süchtig sein, von gar nix, Rauchen hab ich auch losgelassen, nach 20 Jahren Qualmerei, aber das ist so lange her und manchmal träume ich noch davon, selten zwar, aber sie ist noch irgendwo, die Sucht.
    Mit dem Alkohol wäre ich gerne schon soweit, stehe ganz am Anfang, noch keine 4 Wochen, freue mich, nicht mehr saufen zu müssen und es ist doch manchmal so schwer.
    Schwer auch, weil ich fast immer zu Hause trank und nun nicht einfach mal den Ort meiden kann, ich lese viel, wenn ich unruhig werde, hier und auch in neu gekauften Büchern zum Thema, ich freue mich nüchtern zu sein :)

  • Leider wird uns die Sucht immer begleiten, denn es ist nicht heilbar. Genauso wie Borderline, NPS, PTS nicht heilbar ist.

    Wir können nur lernen damit umzugehen und die Ursache dessen zu ergründen, um die Trigger umzuleiten.

    Der Schalter liegt bei uns, bei niemandem anderen. Bei keiner Situation, bei keinem Umstand!

    Ich gratuliere dir aus tiefer Bewunderung für 4 Wochen Abstinenz. Ich bin stolz auf dich, und das meine ich ehrlich!

  • Ich mußte grad tüchtig schmunzeln, über die Gratulation zu den 4 Wochen :) , mir kommt es so wenig vor, ich lese aber grade bei den Ganzganzlangeabstinenten mit und da relativiert sich das etwas.
    Die 4 Wochen im Rückblick waren auch eher so Tag für Tag, einer nach dem anderen und es war echt keiner dabei, an dem ich nicht an Alkohol gedacht habe. Ich las jetzt irgendwo "bei euch klingt das immer so leicht", es stimmt schon, es ist nicht leicht, aber es macht mir sehr viel Spaß an der Gestaltung meines Lebens und Überlebens aktiv mitzuwirken.
    Euch allen einen wunderschönen Tag


  • Die 4 Wochen im Rückblick waren auch eher so Tag für Tag, einer nach dem anderen und es war echt keiner dabei, an dem ich nicht an Alkohol gedacht habe. Ich las jetzt irgendwo "bei euch klingt das immer so leicht", es stimmt schon, es ist nicht leicht, aber es macht mir sehr viel Spaß an der Gestaltung meines Lebens und Überlebens aktiv mitzuwirken.

    Hallo!

    Mir erging es anfangs ähnlich. In den ersten Wochen und Monaten hangelte ich mich Tag für Tag durch. Morgens nach dem Wachwerden habe ich mir stets vorgenommen: "Heute trinkst Du nichts." Damit war das Ziel des Tages klar definiert.

    Mit der Zeit wird es besser und die Abstände, in denen man an den Stoff denkt, werden größer. Das war zumindest bei mir ein klarer Entwicklungsprozess.

    Erfreulich finde ich deine Einstellung, dein Leben wieder selbstverantwortlich zu gestalten. Das ist schon mal eine gute psychische Basis.

    Da habe ich ganz andere Zeitgenossen kennengelernt, die voller Selbstmitleid jammerten, weil sie nichts mehr trinken dürfen.

    Gruß
    Carl Friedrich

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